Werden Sie unser Buchkritiker: „Henri – Ein kleiner Junge verändert die Welt“

57

Monatelang hatten Kirsten Ehrhardt und Norbert Hirt darum gekämpft, dass ihr Sohn trotz Down-Syndroms zusammen mit seinen Freunden nach der Grundschule eine weiterführende Schule (Gymnasium oder Realschule) im baden-württembergischen Walldorf besuchen kann. Der „Fall Henri“ hat sich dabei in der öffentlichen Diskussion zu einem heiß umstrittenen Lackmustest für die schulische Inklusion entwickelt und bundesweit Schlagzeilen gemacht. Aufsehen hat Kirsten Ehrhardt auch mit ihrem Buch erregt, das am 11. Mai erschienen ist und das wir unter unseren Lesern zur Rezension ausschreiben.

Es sei ihr wichtig gewesen, Henris ganze Geschichte zu erzählen, so Buchautorin Kirsten Ehrhardt. (Foto: Buchcover Heyne Verlag)
Es sei ihr wichtig gewesen, Henris ganze Geschichte zu erzählen, so Buchautorin Kirsten Ehrhardt. (Foto: Buchcover Heyne Verlag)

Wenn Sie eine Rezension für die Leser von News4teachers schreiben wollen, senden Sie bitte eine E-Mail mit Ihrer Adresse (zum Versand des Buchs) und dem Betreff „Henri“ an aktion@news4teachers.de.

Sie erhalten dann von uns das Buch und ggf. weiteres Informationsmaterial. Sie schreiben eine Besprechung (im Umfang von ca. einer DIN A4-Seite), die wir auf News4teachers veröffentlichen. Natürlich können Sie im Anschluss das Buch behalten. (Bei mehreren Einsendungen behalten wir uns die Auswahl vor, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)

Im Rahmen von Lesen und Schreiben stehen außerdem folgende Bücher für eine Rezension zur Verfügung. (Wenn Sie sich für einen der folgenden Titel entscheiden, ändern Sie bitte den Betreff ihrer E-Mail entsprechend):

• Antje Schmelzer: „Feindbild Mutterglück – Warum Muttersein und Emanzipation kein Widerspruch ist“
• Roger Schmelzer, Peter Gitzinger, Linus Höke: Das böse Buch für Lehrer
• Heidi Linde: Glatt gelogen – Der gemeinste Lehrer der Welt
• Gabriele Frydrych: „Die Dümmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden!”
• Simone Ehrhardt: Lehrer sterben schöner – Mit Lupe, Gift und Lippenstift
• Rainer Bromme: Lehrer als Experte – Zur Psychologie des professionellen Wissens
• Sonja Wagesreiter: Der glückliche Lehrer – Eine „PROvokativpädagogische“ Fundamentierung des Lehrerbildes
• Hans-Joachim Gruel / Heinz Kipp (Hg.): Vom Lehrer zum Schulleiter – Wege und Chancen der beruflichen Weiterentwicklung in der Schule

weitere Infos zum Buch: Henri, der mit Down-Syndrom aufs Gymnasium sollte: Mutter veröffentlicht Buch über Inklusion

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

57 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Reinhard
8 Jahre zuvor

können Sie bitte das falsche „dass“ oben im Text korrigieren? Ich weiß, das ist bei Zeitungen nicht mehr üblich, aber uns Lehrern tut es weh …

Ruth
8 Jahre zuvor

Schön wäre es auch, wenn der Name der Autorin oben richtig geschrieben würde: Kirsten Ehrhardt nicht Kerstin Erhardt. Muss man doch eigentlich nur vom Cover abschreiben, oder?

geli
8 Jahre zuvor

Das Buch werde ich niemals kaufen. Die Penetranz, mit der Henris Mutter(Journalistin) ihren Sohn der Öffentlichkeit aufdrängte, hat mich bereits abgestoßen. Geltungssucht kennt aber offenbar keine Grenzen. Nun behauptet sie mit dem Titel ihres Buches auch noch, Henri verändere die Welt und meint im Grunde ihre eigenen Aktivitäten.
Das Kind tut mir nur leid. Eine Mutter, die sein Leben nach allen Regeln der Kunst für sich selbst ausschlachtet, stelle ich mir nicht einfach vor.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Volle Zustimmung!!

Es ist schon erstaunlich, was manche Leute so alles anstellen, um sich der Öffentlichkeit aufzudrängen.
Das geht nun sogar soweit, den eigenen und behinderten Sohn zu instrumentalisieren.
Die Geltungssucht dieser Frau kennt offenbar keine Grenzen.
Pfui, ich wende mich angewidert ab!
Wenn da nur ein Fünkchen Anstand wäre, würde sie die Einnahmen für die Behinderten spenden.

Reinhard
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

So was ist nicht üblich. Charlie Hebdo hat aus seinen Rekordeinnahmen ja auch nichts für die 72 Kirchen gespendet, die nach dem Anschlag und wegen der erfolgreichen Folge-Auflage im Niger niedergebrannt wurden.

Holger
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Vorurteile, Nichtwissen und Menschen beleidigen sind des versteckten Onlineschreibers Liebling. Ohne die Person wirklich zu kennen, ohne ihr Buch gelesen zu haben klammern Sie sich an das was die Medien aus der ganzen Sache gemacht haben. Sich daraus ein Urteil zu bilden ist wirklich hammerpeinlich. Ich hoffe, dass diese ultrakritischen Schubladenzieher nicht täglich vor ihren SchülerInnen stehen und solche beschämenden Peinlichkeiten ihrem Unterricht beimischen. Warscheinlich sind es ja noch von der Redaktion angestellte Pseudoschreiber, die für jeden dummen Satz 100 Euro extra bekommen.
Wenn sie Ihre Kritik wirklich ernst meinen (geli, oder mehrnachdenken), dann sollten Sie zur schnellen Eigentherapie das Buch lesen, weil Sie nur dann auch die echten und wirklichen Beweggründe erfahren werden. Denn nur „wer seine Feinde am besten kennt“ trägt dazu bei etwas zu verändern wenn er seine Kritik anbringt. Diejenigen zu kritisieren, die für die Umsetzung eines Menschenrechtes kämpfen und selbst viel aufs Spiel dabei setzen ist Feige und zerstörerisch. Letztlich stellen Sie sich selbst bloß mit Ihrer mangelnden Empathie und Ihren Wutschriften, die letztendlich nur persönliche Nebenkriegsschauplätze sind.
Wenn Sie alle wüssten, wie Frau Ehrhardt wirklich ist, dann müssten Sie nicht so einen „Mist“ über sie schreiben. Auch wenn man jemanden nicht mag sollte man zumindest würdigend kritisieren. Meistens stürzt man dann zunächst über die eigenen Unfähigkeiten, letztlich ist dass aber der Weg um Dinge auch positiv zu verändern.
Inklusion ist nicht, wenn man darüber redet, Inklusion ist dann, wenn man auch die unbequemen Wege geht. Wenn Inklusion das Ziel sein soll, dann muss Inklusion auch der Weg dorthin sein. Das Menschen mit einer Behinderung eine große Bereicherung für uns sind, erlebe ich jeden Tag. Wer hier nur weiter Unwissenheit und Vorurteile streut, sollte besser den Mund halten, denn nur 4% aller Behinderungen sind vorgeburtlich.
Viel Spaß beim Teilhaben…..

Reinhard
8 Jahre zuvor
Antwortet  geli

wenn ich’s recht verstehe, muss man das Buch nicht kaufen, um es zu rezensieren.

Anna
8 Jahre zuvor

Was sind Sie hier giftig und gemein. Unglaublich.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Wie ist das noch mal mit der „Henne und dem Ei“?
Sie scheinen Ursache und Wirkung zu verwechseln.

Aber klar, bei Ihrem Enthusiasmus für die Inklusion habe ich von Ihnen nichts Anderes erwartet.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Allgemeinplätzchen – „giftig“ ist jeder Stoff, es kommt nur auf die Dosis an (siehe Paracelsius) und „gemein“ heißt eben nicht außergewöhnlich, also dem gemeinen Volke entsprechendes Verhalten. Wozu soll jetzt der gemachte Vorwurf dienen?

Andy
8 Jahre zuvor

Es ist unglaublich und schändlich, was Frau Erhardt hier unterstellt wird.
Sie haben offensichtlich von Inklusion keine Ahnung und haben so viel Angst vor Behinderung, dass Sie die Autorin diffamieren müssen. Sie sollten das Buch lesen, denn vielleicht würden Sie dann verstehen, was die Mutter dazu treibt, diesen verzweifelten Kampf für Inklusion zu führen. Wenn sie es nicht lesen, dann sollten Sie auch Ihre Unterstellungen bei sich behalten!

Reinhard
8 Jahre zuvor
Antwortet  Andy

Nun, ich z.B. habe die Berichterstattung verfolgt und Originalaussagen der Mutter gelesen. Ich stimme ihrer Haltung nicht zu und will sie darum auch nicht durch den Kauf des Buches „unterstützen“. Aber Sie haben recht, hier fallen unnötig bösartige Worte und nicht nur von Ihnen. Finden Sie denn, dass „Ein kleiner Junge verändert die Welt“ eine zutreffende Beschreibung der Vorgänge ist?

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Reinhard

„unnötig bösartige Worte“ … Oh, ich halte die Formulierungen hier noch für recht harmlos. Ich könnte mein Missfallen über diese Mutter noch deutlich kräftiger ausdrücken!

geli
8 Jahre zuvor

@Andy
Sie werden damit leben müssen, dass es mein und anderer Leute gutes Recht ist, bei den medienwirksamen Aktivitäten von Frau Erhardt sich ein Bild von dieser Mutter und ihren Interessen zu machen, noch bevor ihr Buch auf dem Markt erschien. Wer sich dermaßen ins Licht der Öffentlichkeit drängt, will ja auch unbedingt wahrgenommen werden. Mein Eindruck von Frau Erhardt stammt u. a. aus der Talk-Show von Günther Jauch, der in der FAZ so beschrieben wird:
„In diesem Sinne hatte der Auftritt von Henris Mutter bisweilen etwas erschreckend Maßloses; ihr einfaches Wegwischen von Warnungen, Kinder mit Behinderungen auf einer Regelschule womöglich von einer Enttäuschung in die nächste zu schicken, ihr kompromissloses Beharren auf einer Regelschule in nächster Nähe ihrer Wohnung (nach dem Motto: in dieses Gymnasium gehen auch Henris Freunde), all dies ließ für Henri nicht unbedingt nur Gutes erwarten“
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik/tv-kritik-guenther-jauch-nicht-jedes-kind-kann-auf-eine-normale-schule-gehen-12946264.html

Andy
8 Jahre zuvor

@geli
Es geht um das selbstverständliche Einfordern eines Grundrechts. Deutschland hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben und setzt sie nun nicht um.
Frau Erhardt versteht es lediglich, auf das Anliegen der Inklusion medienwirksam aufmerksam zu machen. Wie anders soll sie für ihren Sohn eine inklusive Beschulung bekommen, die diesen Namen verdient, wenn nicht mir Hilfe der Öffentlichkeit?

Dina
8 Jahre zuvor
Antwortet  Andy

Vielleicht hätte „Deutschland“ es nicht bei der Unterschrift belassen sollen. Da dies aber der Fall ist, ist Henri ein Instrument, um die Schullandschaft zu verändern und das macht Henris Mutter zu einer Person, die den eigenen Sohn für den Kampf gegen Windmühlen verkauft. Die Schullandschaft wird Henri nicht verändern. Das haben vor ihm schon Andere versucht.
Dafür muss das gegliederte System aufgehoben werden, denn wenn das Recht auf eine beliebige Regelschule besteht und lernbehinderte aber auch emotional gestörte Kinder auf Realschulen und Gymnasien gehen können, dann kann auch jeder auf eine Regelschule gehen, der nicht in der Lage ist, das 1×1 aufzusagen und in Mathe mit 5 glänzt und jeder, der in der GS nicht lesen gelernt hat. Ziel der Regelschule kann dann aber nicht mehr sein, den Kindern etwas beizubringen. Das Ziel lautet dann: Welche 35 Kinder schaffen es, am längsten still zu sitzen und sich nicht umzubringen während drei von ihnen versuchen Bruchrechnung zu verstehen?

Und wenn ich das richtig verstanden habe, war der ursprüngliche Plan der, dass Henri bei seinen Freunden bleiben könnte, weil er Kontinuität bräuchte. Da dies letztes Jahr nicht geklappt hat, hat er ein weiteres Jahr auf der Grundschule verbracht – mit neuen Kindern? – und wechselt nun mit dieser neuen Gruppe Kinder auf die Realschule. Zwei Wechsel der Sozialgruppe innerhalb von zwei Jahren. Offenbar war das Ausgangsargument von vornherein sehr schwach oder Henris Mutter hat das Ziel zwischendurch aus den Augen verloren.

Ob Schule Inklusion leisten kann, hängt sehr von den Rahmenbedingungen ab: Kleine Klassen, Doppelbesetzungen (der Lehrer! nicht der Klassen. Das wird ja mitunter verwechselt), Nebenräume, Inklusionsmaterial… ist nichts davon vorhanden und weder Schulträger noch Bez-Reg sind bereit, daran etwas zu ändern, braucht man nicht über Inklusion nachdenken. Natürlich müssen Eltern die Stellen darauf aufmerksam machen. Die Frage ist, wie viel darf man dem Kind zumuten für diesen Kampf um bessere Rahmenbedingungen?

Holger
8 Jahre zuvor
Antwortet  Dina

Wie auch immer Sie das sehen wollen, instrumentalisieren tun wir letztlich alles. Tun Sie bitte nicht so, als hätten Sie noch nie für eine Sache die Ihnen persönlich verdammt wichtig war, alle möglichen „fairen“ Mittel eingesetzt um das gewünschte Ergebnis zu bekommen.

Henris Geschichte aber gibt es nunmal und hat letztes Jahr leider nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Er ist gnadenlos aussortiert worden. Und wenn Sie wüssten, dass er und die anderen Kinder mit Recht auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot mit Abstand nicht die üblichen „Problemkinder“ waren, würden sie vielleicht anders denken.

Henri hat gelernt, die für ihn wichtigen Arbeitsstrukturen in der Schule umzusetzen. Das können nicht alle nichtbehinderten Schüler von sich behaupten. Dass er das mit dem Ettikett einer „geistigen Behinderung“ auch kann, ist mittlerweile nichts besonderes mehr. Wir tun diesen Menschen Unrecht sie aufgrund Ihres Ettiketts zu separieren und zu glauben sie könnten nichts lernen. Da frage ich mich manchmal wer hier von den „Gift“- Kommentatoren früher nicht auch ein schlimmer Vogel im Klassenzimmer war?

Sie (Dina) schreiben hier über Rahmenbedingungen. In keiner Klasse, auch in den nichtinklusiven Klassen gibt es und wird es niemals optimale Bedingungen geben. Sie können die Versäumnisse der Politik nicht der Inklusion an sich in die Schuhe schieben. Die Kinder sind niemals Schuld an dem was Erwachsene fabrizieren.

Wenn die Einstellung, Haltung nicht stimmt, kann ich noch so gute Bedingungen schaffen und es wird nicht gelingen. Bessere Bedingungen wie letztes Jahr das Walldorfer Gymnasium angeboten bekommen hat wird es niemehr geben. Und diese Bedingungen waren „vergoldet“.

Das die Familie von Henri diesen Weg nun gewählt hat ist absolut richtig. Henris gewachsene Freundesbeziehungen sind per GLK und Schulkonferenz von Menschen unter dem Deckmantel einer demokratischen Abstimmung einfach abgeschnitten worden. Das Kindeswohl hat hier niemanden interessiert. Das die Familie die angebotenen Pseudoangebote anderer Schulen abgelehnt hat, war folgerichtig und nachvollziehbar (siehe Buch).

Henri ging es während der ganzen Zeit der öffentlichen Diskussion gut. Der Moment ihm als Eltern erklären zu müssen, dass sich die Wege mit seinen Freunden leider jetzt schon trennen, dass hat Wirkung gezeigt. Darüber redet niemand, denn dass kann man einem Kind mit einer Behinderung ja locker zumuten…in der Hoffnung es versteht es nicht.

Schule muss sich um alle Kinder kümmern. Am besten lernen alle in einer größtmöglichen heterogenen Gruppe. Das ist nicht leicht zu organisieren, dafür haben Lehrer aber lange studiert, haben einen pädagogischen Eid geschworen und sind letztlich Dienstleister ihres Bundeslandes. Dafür lohnt es sich am Ende. Teamarbeit und konstruktives Miteinander zahlt sich aus. Solche Schulstrukturen auf den Weg zu bringen braucht Zeit. Aber einfach so zu tun als könnten wir mit den jetzigen Schulsystemen einfach so weitermachen, der irrt gewaltig.

Schulen die zum Beispiel den deutschen Schulpreis gewinnen (was nicht das vordringliche Ziel dieser Schulen ist) arbeiten selbstverständlich inklusiv. Dort wird niemand mehr aussortiert. Schulen organisieren das Lernen mit den Schülerinnen und Schülern und binden die Eltern engstmöglich mit ein. Sowohl hochbegabte als auch tiefbegabte kommen zu ihrem Recht auf optimale Förderung.

Diese Schulen gibt es vielfach, das Rad müsste nicht neu erfunden werden. Aber solange die Politik uns Eltern und Lehrer auseinanderdividiert, werden wir leider auch nicht gemeinsam auf einer Seite für bessere Bedingungen kämpfen.

Auch wenn es derzeit immer noch schwer zu sein scheint den Gedanken der inklusiven Schule gänzlich zu verstehen, lassen Sie sich bitte endlich auf dieses Menschenrecht ein. Denn am Ende profitieren alle davon. Und dann brauchen wir Eltern nicht mehr so viel Wind zu machen, weil man unsere Kinder nicht haben will. Denn dann werden sie vielleicht endlich als Menschen gesehen und nicht als Behinderte.

Inklusion ist, wenn wir bereit sind voneinander und miteinander zu lernen.

Dina
8 Jahre zuvor
Antwortet  Holger

Schön, wie sie als Inklusionsbefürworter verstehen, was sie verstehen wollen.
Ich habe nie geschrieben, dass ich mich der Inklusion komplett verweigern würde. Ich unterrichte in einer inklusiven Klasse und gebe mein Bestes. Allein. 32 Kinder, davon 5 behinderte. Das geht. Alle leben noch. Das war doch das Ziel der Inklusion oder? Behinderte und Nicht-behinderte möglichst günstig am Leben zu erhalten? Alle lernen irgendwas. Ziel erreicht. Ich mache mehr Überstunden als ich regulär unterrichten kann, um mit Eltern zu sprechen, um Förderpläne zu erstellen, um zusätzliche Arbeitsblätter zu erstellen und Arbeiten unterschiedlich zu erstellen und beurteilen. Ach sekunde, das zählt nicht als Überstunden, das nennt sich Teilzeit.

Mein Verständnis als Lehrer ist allerdings auch das, dass ich jedem Kind zu einem für ihn guten Abschluss führe, ihm beibringe, was ich beibringen kann. In inklusiven Klassen gehen Kinder unter. Nicht alle, das stimmt. Die guten Schüler, die sowieso lernen, weil sie die richtige Motivation mitbringen und nachmittags alles nacharbeiten, die könnte man auch vier Stunden in den Keller sperren udn sie würden lernen. Die behinderten Kinder haben ihren eigenen Lehrplan (von mir festgelegt), den sie in jedem Fall erreichen, weil das Ziel ja entsprechend niedrig angelegt wird. Ich bin überzeugt, dass das Ziel für behinderte Kinder in Förderschulen höher angesetzt werden kann. Vielleicht nicht im sozialen Bereich aber in den einzelnen Fächern lernen die behinderten Kinder nicht viel dazu. Dazu ist zu selten Zeit für zusätzliche Erklärungen.

Verloren gehen die nciht-behinderten Kinder, die aber Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben. Die bekommen keinen Sonderlehrplan und aufgrund der erhöhten Aufmerksamkeit für die behinderten Kinder, weniger Aufmerksamkeit als notwendig wäre.
Man könnte – um weitere Kosten zu sparen – alle Kinder auch einfach in Käfige sperren und einmal täglich füttern. Die Guten lernen weiterhin, die Schwachen gehen weiter verloren und die behinderten lernen weiterhin irgendwas.

Schulpreisgewinner sind meist Projektschulen. Zeigen sie mir den Schulpreisgewinner, der mit 35er Klassen, ohne Doppelbesetzung, ohne Sonderpädagogen oder Schulsozialarbeiter, mit hohem Lehrerunterhang und mieser Ausstattung inklusiv arbeitet und sagt, dass dies der absolut Beste aller Wege ist. Im Übrigen sagen auch Lehrer an den Projektschulen, dass Inklusion bei ihnen nur gelingt, weil ausreichend Resourcen zur Verfügung gestellt wurden. Sie sagen alle: Wenn diese Mittel wegfallen, ist Inklusion ein Luftschloss.

Inklusion KANN von Lehrern ausgehen. Wird aber in diesem großen Stil nicht passieren. Eltern und Politiker können sich nicht ernsthaft einbilden, dass Inklusion zum Nulltarif zu haben ist.

Andy
8 Jahre zuvor
Antwortet  Dina

Liebe Dina,

wo leben Sie denn? Wo gibt es denn so was?
Jedenfalls nicht da, wo Henri hätte hingehen sollen. Der war sonderpädagogisch bestens versorgt. Und dennoch hat das Gymnasium ihn abgelehnt. Das ist der Skandal.
An Ihrer Stelle würde ich mich weigern, so zu arbeiten, wie Sie arbeiten müssen. Denn das ist, wenn es wirklich so krass ist, wie von Ihnen dargestellt, keine Inklusion, das ist Ausbeutung und Sparen. Und das will weder Holger noch sonst einer hier.
Aber: Sie sollten dann hier nicht auf Inklusion schimpfen und nicht auf Frau Erhardt, sondern auf die Ressourcenzuteiler und die, die zu blöd sind, zu verstehen, um was es geht.
Merke: Frau Erhardt hat von keinem Gymnasiallehrer verlangt, mehr als bisher zu arbeiten und ohne sonderpäd. Unterstützung Henri zu beschulen. Sie tun ihr und der Inklusionsbewegung Unrecht mit Ihren Unterstellungen und Behauptungen, die nicht den Tatsachen vor Ort entsprechen.

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  Dina

@Dina:

Ihr Erfahrungsbericht zeigt doch beredt, daß sich hinter so wohlfeilen, ja vordergründig durchaus logisch klingenden Statements, wonach Schule sich ständig neu auf den Weg machen oder dem Wandel stellen, ja stets neue Rezepte ausprobieren müsse, vielfach gut-meinende, letztlich aber allzu oft nur gesundbeterische Phrasen verbergen.
Zudem kann man doch niemandem abfordern, sehenden Auges in einen stockfinsteren Eisenbahntunnel zu gehen, wenn er gewahr
sein muß, daß ihn unterwegs ein ICE überrollen könnte; genau dies
jedoch möchten die Inklusionsjünger der strengen Observanz landes-weit verordnet wissen: das katastrophale Resultat dürfen die davon
betroffenen Kollegen sowie das Gros der als lebende Probanden miß-brauchten Schüler dann ausbaden, wie die Empirie der nackten, von idealistischen Träumereien ungeschönten Realität zeigt.

Heike
8 Jahre zuvor
Antwortet  Dina

@Andy
Schön, wenn Leute alles besser wissen als Lehrer, die täglich hautnah mit der Inklusion zu tun haben und sich für sie aufreiben.
Es ist eben leichter, fromme Sprüche zu dreschen als sie vorzuleben. Verwunderlich nur, dass diese Unsitte nicht irgendwann peinlich wird.

@Dina
Danke für Ihre überzeugende Darlegung der Erfahrungen aus der Schulpraxis. Ich würde mich in meinen täglichen Inklusions-Anstrengungen fast schon verhöhnt fühlen, wenn Besserwisser, die auf dem Trockenen sitzen und von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, mich über den „Segen“ der Inklusion belehren wollten.

Andy
8 Jahre zuvor
Antwortet  Dina

Heike, Ihr Beitrag strotzt von Unterstellungen und Unwahrheiten, zeigt mir, dass sie ein PISA-Opfer sind, das nicht sinnentnehmend lesen kann und disqualifiziert Sie von vornherein. Und tschüss!

dickebank
8 Jahre zuvor

Grundrecht hin oder her – darüber lässt sich trefflich streiten. Der Junge – Henri – wird ja nicht von allgemeinbildenden Schulsystem ausgeschlossen. Die FöS sind ja Teil des Systems, genauso gut wie HS auch.

Was Sie schreiben, dass Frau Erhardt ihr Anliegen medienwirksam inszeniert, ist ja das , was geli anprangert. Sie instrumentalisiert dabei ihren Sohn bzw. dessen Behinderung. Dies ist dann eben auch eine Verletzung der persönlichkeitsrechte ihres eigenen Sohnes. – Womit wir wieder bei der Grundrechtsdiskussion sind. Es ist eben eine Frage der Güterabwegung.

BTW wenn FöS-Schüler ihren Weg auf eine regelschule wie ein Gymnasium einklagen können, warum dann nicht andere Schüler auch?

Beate S.
8 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Guter Kommentar!
Die Frage am Schluss stelle auch ich mir. Grundrechte müssen universal sein und für jeden Menschen unterschiedslos gelten. Nur dann erfüllen sie ihren Zweck und sind für alle ein Segen.
Sowie Grundrechte partikular ausgelegt oder definiert werden, verlieren sie ihren Sinn und schaffen neue Klassenunterschiede. Dann gibt es wieder Menschen mit mehr Rechten und Menschen mit weniger Rechten.

Andy
8 Jahre zuvor
Antwortet  Beate S.

Entschuldigung, das ist ja wohl Quatsch. Dann dürfen Frauen auch nicht gleichen Lohn verlangen, weil es einige Männer gibt, die noch weniger verdienen????
Es darf doch jeder ins Gymnasium. Nur Bayern hat meines Wissens noch eine verbindliche Grundschulzuweisung.Außerdem: Hier wurde wieder nicht verstanden, dass es um ZIELDIFFERENTEN Unterricht geht.
Und: Folgt man Ihrer Argumentation, darf man sich für nichts mehr einsetzen, denn z.B.
instrumentalisieren dann Eltern Ihre Kinder, wenn sie für Krippenplätze einsetzen,
der ADAC die Autofahrer, wenn er gegen Tempolimits votiert, ….
Und zuletzt: Die UN-Konvention verlangt, auch wenn dies gerne mit dem Recht auf einen Schulplatz- Argument von „dickebank“ abgetan wird, den Zugang zu den Schulen außerhalb des Sondersystems, siehe die Mahnungen der Monitoringstelle zur UN-Konvention und deren Zwischenberichte.

http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/monitoring-stelle/staatenberichtspruefung/

Worum geht es Ihnen hier eigentlich? Wollen Sie eine „Eliteschule“ ohne störende Behinderte oder was?

Beate S.
8 Jahre zuvor
Antwortet  Andy

Ihre Frage lässt mich annehmen, dass Sie nicht verstanden oder missverstanden haben.

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  Andy

Eliten – wenn der Begriff auch seitens des rundgelutschten Mainstreams permanent wie planvoll diskreditiert oder verteufelt wird – sind, so sie auf Leistungsbereitschaft, fähigkeit und -willen fußen, unverzichtbares Fun-
dament jedes Staatswesens.

Im Verein damit kenne ich niemanden, der es je ablehnen würde – salopp formuliert – Lahme und Amputierte etwa ins Gymnasium zu inkludieren, solange sie nur dem Unterricht kognitiv zu folgen vermögen.
Andernfalls aber ist eine Schulform, die genuin auf ein wissenschaftliches Studium vorbereiten soll, schlichtweg nicht adäquat.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  Andy

Die UN fordert den Zugang zu gleicher und allgemeiner Bildung. Wie gleich und allgemein ist denn diese Bildung, wenn die Schüler zieldifferent unterrichtet und zur Benotung leistungsdifferente Kriterien zugrunde gelegt werden müssen?

Anna
8 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Eben nicht „Grundrecht hin oder her“ – wir leben immernoch in einer Demokratie. Förderschulen wirken extrem selektiv und diskriminierend. Wenn Sie die so toll finden, geben Sie doch ihr Kind mal da hin….Gerne können wir das gegliederte Schulwesen aulösen, es ist Keim für Unterdrückung, von der hier ja viele zu profitieren scheinen. Gerne: GYMNASIEN FÜR ALLE…hihi…das gefällt Ihnen gar nicht, ich merk schon….Die Stuidien haben immer wieder gezeigt, dass das gegliederte Schulwesen Kinder mit „Migrationshintergrund“ und „Behinderung“ und Kinder aus Familien, die weniger Einkommen haben, diskriminiert. Also weg damit. Eine Schule für alle. Das wäre schön. Denn die Kinder, die eine solche Schule besuchen, haben kein Problem mit Menschen, die scheinbar anders sind als sie. Das ist keine linke Idee, die gerne als „Einheitsschule“ verschrien wird (Angst vor Kommunismus zu machen gehört zum beliebten Repertoir). Nein, viele Staaten haben bis zu 9. oder 10. Klasse eine inklusive Schule für alle mit besseren PISA-Ergebnissen als Deutschland (und übrigens auch weniger Vorurteilen gegenüber Menschen mit Behinderungen). Und den Kindern geht es dort nachgewisen gut. Also werfen Sie endlich Ihre Vorurteile über Bord und besuchen Sie Best-Practice-Schulen.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Vielleicht sind Gymnasien ja de facto Förderschulen? Schließlich ist das GY die einzige Schule, die sich die Förderung der Studierfähigkeit primär auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Also nicht GY für alle darf die Devise sein, die Forderung muss lauten „inkludiert die armen selektierten Gymnasiaffen“.

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

@Anna:

Der Wert einer Utopie bemißt sich nach ihren Opfern – und davon haben derartige
Luftschloßarchitekten wie Sie schon genug auf dem historischen Kerbholz.

Holger
8 Jahre zuvor

@Milch der frommen Denkungsart

Tomatenhaut und Teflonbeschichtung scheinen weitere Vornamen für Sie zu sein.

Kriege und schlimmste Verbrechen gingen immer von denen aus, die ihren Holzweg strikt zu Ende gegangen sind.

Hier geht es zur Info für Sie um den notwendigen und von der Weltgemeinschaft geforderten Umbau unserer wurmstichigen Gesellschaft. Luftschlösser haben meistens die schlimmsten Führer totalitärer Ideologien gebaut mit dem Ergebnis millionenfacher Opfer und grausamster Gräueltaten. Wenn das Ihre Utopie von einer Welt ist kann ich Sie nur bedauern.

Merzen Sie ruhig alles aus was nicht Ihren Vorstellungen entspricht. Am Ende stehen Sie alleine da – !

Echtes Leben ist vielfältig, bunt und immer im Wandel. Ein Leben im Falschen ist nun mal nicht möglich.

Wenn Sie wirkliche Argumente und Gedanken haben höre ich gerne zu, oder lese sie auch gerne um mich damit auseinandersetzen zu können.

Alles andere ist nur zerstörender Popantz – und dann geht alles wieder von vorne los……

Viel Spaß beim Leben – Inklusion ist das Leben – und das wird niemand verhindern!

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  Holger

Wer auf dem totalinklusiven Holzweg herumstopert, ist noch
immer eine Frage der Perspektive;
ebenso, ob es nicht doch eher die
Inklusionspuristen sind, die mit
ihren ideologieverkleisterten
Augen jeden Widerspruch mit
Formulierungen aus dem Duden
des Unmenschen bedenken und
somit eine thematische Ausein-
andersetzung auf das Niveau eines Pitbulls herunterbellen.

hennes
8 Jahre zuvor
Antwortet  Holger

„Am Ende stehen Sie alleine da – !“ Ach, wirklich? Zumindest ich bin dabei.

Anna
8 Jahre zuvor

Inklusion ist keine Utopie. Bildungsgerechtigkeit ist keine Utopie. Was tun Sie denn für mehr Gerechtigkeit? Das gegliederte Schulwesen verteidigen und in Foren anderen Menschen Dinge unterstellen? „Milch der frommen Denkungsart“ – Sie scheinen wohl selbst schon die ein oder andere Unrechtserfahrung gemacht zu haben und wissen wie sich Diskriminierung anfühlt. Warum nicht die institutionelle Diskriminierung im Schulsystem endlich abbauen und eine Schule für alle Realität werden lassen? Was stört Sie daran so? An einer Schule für alle ist auch für Kinder, die sich „Milch“ nennen und sich geschwollen ausdrücken ein gleichberechtigter Platz vorgesehen. Inklusive Didaktik und inklusive Pädagogik sorgen dafür, dass alle eine Chance haben und dass Vielfalt gelebt werden kann. Keine/r muss Angst haben, an den Rand gedrängt zu werden, weil er/sie den scheinbaren Ansprüchen nicht genügt. Andere PISA-Sieger-Länder machen es längst vor. Dort gehen die Kids bis zu 8., 9., 10. Klassen gemeinsam zur Schule. Darunter leiden weder Kinder mit noch ohne Behinderung. Das ist gelebte Demokratie. Hier werden Erfahrungen mit Unterschieden gemacht und Empathie wird gefördert, anstatt soziale Ignoranz.

U. B.
8 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Mensch Anne, für etwas zu schwärmen und andere dafür begeistern zu wollen, ist ja verständlich. Aber irgendwo dürfen doch Verstand und Realitätserfahrung nicht völlig auf der Strecke bleiben. Da sind für mich die Zeugen Jehovas glaubwürdiger, weil sie die paradiesischen Zustände im Jenseits sehen, von dem es keine Rückmeldungen gibt. Zum inklusiven Unterricht im Diesseits gibt es jedoch Erfahrungsberichte. Sie einfach beiseite zu schieben und Seligpreisungen oder geschönten Erfolgsmeldungen bezüglich anderer Länder zu vertrauen, spricht entweder für Sehnsucht nach dem Bildungsparadies oder …

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor

@Anna:

Zunächst einmal wehre ich mich gegen das Zerrbild, das Sie vom gegenwärtigen Schulsystem zeichnen, worin gewiß keine idealen (das wäre ja auch fürchterlich !) Zustände herrschen, das Gros meiner Kollegen allerdings
täglich bestmöglichen Einsatz erbringt – übrigens auch in den von Ihnen so gegeißelten Förderinstituten.
Auch streite ich kategorisch ab, daß hierin flächendeckend wie planvoll Diskriminierung und Selektion (ich muß
nochmals darauf bestehen: dieser Terminus evoziert die Rampe von Birkenau und ist daher ehrabschneidend !)
betrieben wird; und nicht jeder, der das Leistungsprinzip hochhält – das keine wie auch immer geartete Inklu-sion je außer Kraft setzen wird -, kommt einem herzlosen Sozialdarwinisten gleich.
Wenn ich freilich lese, daß inklusionskritische Lehrer inzwischen mit einem Vokabular bejagt werden, das der
Sprachregelung totalitärer Regime entlehnt sein könnte, so entlarven sich jene moralintriefenden, vermeint-lichen selbst ernannten Menschenrechtskämpfer selbst.
Sie mögen ja meine Meinung nicht teilen, daß Schule genuin keine Einrichtung zur Herstellung von Gleichheit
sei, Sie mögen Demokratie mit Egalitarismus identifizieren, Sie mögen mir nicht zustimmen, daß aus Diversität niemals Gleichheit folgen könne – nur sprechen Sie bitte nicht jenen, die diese konträren Meinungen vertre-ten, aus dem Sattel des hohen Rosses die Empathie ab oder gar deren demokratische Gesinnung !
Veranstalten Sie nicht länger eine Hexenjagd auf jene, die inklusive Ideen prinzipiell gar nicht in Bausch und
Bogen ablehnen, die aber vor einer total-radikalen Umsetzung mit dem dirigistischen Holzhammer warnen !
Zeichnen Sie nicht länger den rosaroten Nicht-Ort eines solchen inklusiven Paradieses, aus dem alle angeblichen Ungerechtigkeiten quasi institutionell beseitigt sein würden (im Übrigen sollten Sie doch besser wissen als ich,
daß in den Gelobten Ländern der Inklusion wie Skandinavien und Südeuropa diese sehr wohl in separaten, also
tatsächlich exklusiven Klassen innerhalb der gleichen Schulform betrieben wird) !
Kurzum: Steigen Sie von Ihrem Sockel herab, lassen Sie Realismus und Augenmaß walten – Ihren platonischen Idealstaat werden auch Sie nicht in toto bekommen.

dickebank
8 Jahre zuvor

Bitte keine Unterstellungen, die termini technici sind erst einmal wertneutral.

Im gegliederten Schulsystem werden die Shüler zunächst einmal de facto getrennnt. Das Kriterium hierfür ist der vermutlich zu erreichende höchstmögliche Schulabschluss. Die Schülergruppen werden also selektiert. Diese selektion führt aber auf jeweils unterschiedliche Schulen, nicht aber in Gaskammern oder vor Erschießungspeletons.

Vielleicht kann man sich darauf einigen statt Selektion den Begriff Segregation zu verwenden, der den gegensatz zur Integration meint.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor

Volle Zustimmung!!

„Veranstalten Sie nicht länger eine Hexenjagd auf jene, die inklusive Ideen prinzipiell gar nicht in Bausch und
Bogen ablehnen, die aber vor einer total-radikalen Umsetzung mit dem dirigistischen Holzhammer warnen!“

Einen weiteren Gedankenaustausch mit „Anna“ oder „Holger“ halte ich für sinnlos und reine Zeitverschwendung.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Geschriebenes bezieht sich auf den letzten Kommentar von „Milch …“

Holger
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

@mehrnachdenken

Sie verwechseln Ursache und Wirkung. Wer halt gleich mit der Holzhammermethode auf einfach zu verstehende Grundsätze haut, der muss sich nicht wundern, dass es aus dem Wald eben wieder heraushaut.

Diese Art von „Gedankenaustausch“ gefällt mir auch nicht, weil er am Ende nichts bringt.

Die beiderseitigen Unterstellungen von „total“, „radikal“, „u.w.u.s.f“ führen nur zu verhärteten Fronten. Das aber ist gar nicht nötig. Niemand von uns weiß, welcher der goldene Weg zu sein scheint. Weil es ihn auch nicht gibt. Leider haben wir zuletzt immer nur den einen Weg gelebt. Alle sind damit aufgewachsen, haben ihre Erfahrungen damit gemacht. Also geht man den einen Weg einfach so weiter, weil man nichts anderes kennengelernt hat. Es gibt auch nicht den goldenen Mittelweg.
Ich glaube es gibt nur den Weg des gemeinsamen Ausprobierens, des Gehens selbst. So ist das Menschenrecht der vorbehaltlosen Einbeziehung von Beginn an gedacht.

Es ist ein Lernprozess. Er ist überall verschieden, weil wir alle verschieden sind. Aber genau das ist das positive daran. Um dies zu erkennen müssen wir diesen Weg gehen und uns auseinandersetzen. Das geht aber nur, wenn wir auch darüber nachdenken was der andere sagt und verstehen wollen was der andere denkt.

Es bringt nichts uns irgendwelche in noch so tolle Worte verpackte Inhalte um die Ohren zu hauen um dann sagen zu können, „ha, dem habe ichs aber gegeben…“.

Es geht der Inklusion auch nicht darum „Leistung“ abzuschaffen. Es geht darum Leistung neu zu definieren, oder eher um eine Erweiterung des Begriffs. Dieser ist halt im schulischen Bereich leider schon gut 200 Jahre alt. Für eine andere Zeit und Gesellschaft erdacht.
Wenn ich zum Beispiel sehe wie mit „geistiger Behinderung“ etticketierte Kinder Leistungen erbringen können, die ihnen vorher niemand zugetraut hat, dann muss ich mich fragen, wer entscheidet denn was Leistung wirklich bedeutet?

Ich finde jede Leistung die einen Menschen ein kleines Stück weiter bringt muss man würdigen. Das sollte auch die Grundidee von Schule sein. Wenn sich leider mehrheitlich das noch immer aktive legitimierte System des Vergleichs an subjektiv festgelegten Aufgaben orientiert, kommen am Ende zu viele „Verlierer“ aus dem „gut“ gemeinten Prozess heraus.

Schule muss sich eben permanent weiterentwickeln. Das ist für so manchen Lehrer ein hartes Brot. Die Frage ist, ob man ein System von innen heraus optimieren kann, oder ob man es besser ganz neu denkt und aufbaut. Das heißt nicht, dass die guten Erfahrungen und der sicher überwiegend gute Unterricht vieler Lehrer nicht in diesen Neuaufbau hineinfließen sollte.

Und ich finde für die Umsetzung eines Menschenrechtes lohnt sich am Ende die Mühe.
Vielleicht sind unsere Standpunkte durchaus sehr weit voneinander entfernt, dass heißt aber nicht, dass sich nicht daraus trotzdem etwas gutes auf den Weg bringen lässt. Ich meine damit die Chance der Unterschiedlichkeit.

Vielleicht sind wir Inklusionsbefürworter manchmal einfach sehr viel näher dran am Geschehen und machen sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen. Aber das ist ja auch nicht der Anspruch, das plötzlich alles gut und perfekt sein muss. Es ist ein Prozess. Und diesen kann man nicht durchs „darüber Reden (Streiten)“ entwickeln, sondern nur durch Tun und Reden.
Leider ist es häufig so, dass Kollegen die sich auf den Weg machen wollen nicht die notwendige Unterstützung durch die anderen Kollegen bekommen, oft sogar nicht einmal die Legitimation.
Wie soll das dann gehen? Dann ist schnell gesagt „es funktioniert nicht..habe ich ja gleich gesagt“….. .

Auf jeden Fall habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Anfang immer schwer ist. Aber sobald man sich im arbeitenden Team gefunden hat und sachlich miteindander gut arbeitet zeigt es eine positive und motivierende Wirkung. Und es werden wichtige Ressourcen für unsere Schülerinnen und Schüler frei.

Der Schlüssel hierzu ist aber die Haltung und der Wille, im Sinne für unsere Schülerinnen und Schüler etwas zu verbessern. Wer das nicht möchte oder kann, sollte eine professionelle Entscheidung für sich treffen.

Also, streiten gehört auch dazu, und jeder darf mal über die Stränge schlagen, aber für eine Verbesserung des Lernens allgemein müssen wir handeln und neues wagen. Auch wenn wir so manches davon wieder verwerfen.
Aber nur das bringt uns der Umsetzung des Menschenrechtes auf Inklusion etwas näher.

Das klingt jetzt vielleicht etwas Oberlehrerhaft, aber es ist ehrlich und nicht in Stein gemeißelt und schon gar nicht rechthaberisch gemeint.

Inklusion nützt allen……

Heike
8 Jahre zuvor
Antwortet  Holger

„Es ist ein Lernprozess“, sagen Sie. Leider lernen wir jedoch aus Praxiserfahrungen und -berichten nicht das, was Sie behaupten. Die Zeit schöner Theorie ist vorbei, nun zeigt die Realität an vielen Schulen ihr hässliches Gesicht. Durchhalteparolen und Lobeshymnen helfen da nicht. Die Erfahrung sagt zu deutlich: Inklusion schadet allen.
Sie sagen, Sie hätten gute Erfahrungen gemacht. Leider fehlen nähere Angaben. Mich würde z. B. Ihre Schule interessieren, sicher gibt es einen Link zur Homepage mit Profil und Erfahrungsberichten. Das sagt mir mehr als leere Behauptung.
Inklusionsbefürworter können sich nicht mehr leisten, blauen Dunst und rosarote Träume zu verbreiten, wenn sie überzeugen wollen. Dazu kommt inzwischen die Wahrheit zu sehr ans Tageslicht.

Andy
8 Jahre zuvor
Antwortet  Heike

Sie behaupten: „Die Erfahrung sagt zu deutlich: Inklusion schadet allen.“
Die Empirie sagt anderes.
http://www.inklusionsfakten.de
Es muss heißen:
„Die Erfahrung sagt zu deutlich: Inklusion nutzt allen.“

Holger
8 Jahre zuvor
Antwortet  Heike

Inklusion findet ja noch kaum statt, wie können Sie dann behaupten dass die „Realität an vielen Schulen ihr hässliches Gesicht“ zeigt.

Das ist ja genau dass, was wir kritisieren. Unsere Schullandschaft ist das Gegenteil von Inklusion und deshalb müssen wir sie planvoll umbauen.

Nur weil die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung die letzten 6 Jahre inklusiven Winterschlaf gehalten haben und alles grottenschlecht organisiert haben, kommen auch zum Teil wirklich schlechte Ergebnisse heraus. Das bestreitet auch niemand. Was glauben Sie wie oft ich Krisenmanagement in inklusiven Settings machen muss.
In den meisten Fällen sind die Ursachen in der halbherzigen Umsetzung der Beteiligten zu finden. Wenn der Lehrer der allgemeinen Schule nicht mit dem Sonderpädagogen kann und umgekehrt. Oder wenn Schulleitungen nicht hinter ihren Lehrkräften stehen. Dann läuft es eben nicht. Am wenigsten häufig sind die materiellen oder räumlichen Gegebenheiten die Ursachen für das Nichtgelingen. In den meisten Schulverwaltungen kümmert man sich nicht um solche Krisen, da gibt es keinen Supervisor u.s.w.

Schuld an sich ist aber nicht die Inklusion.
Dort wo man die Sache mit Überzeugung angeht, mit Herz und sich auch die nötige Zeit gibt, da lernt man aus seinen neuen Fehlern und wiederholt die alten nicht. Und dort wo man sich auch mal Hilfe holt und schaut wie es andere machen. Dort funktionierts. In den Onlineforen werden Sie mehrheitlich keine Informationen über das Gelingen bekommen. Dort wird sich mehrheitlich nur ausgekotzt.

Tun Sie doch nicht so, als würde im Nicht-Inklusiven Alltag alles toll sein.
Da sage ich nur, monatlich bis zu 40 000 privat bezahlte Nachhilfestunden (variiert je Bundesland) und jede Menge beschämter Bildungsverlierer.
Die Schulsysteme unserer Bundesländer sind seit langer Zeit schwer erkrankt. Inklusion deckt dies nur noch sehr viel grasser auf als es bisher transportiert und zugegeben wurde.

Im übrigen male ich nichts rosarot. Wer mitten im Prozess steckt, der färbt nichts, sondern überlegt, wie man Dinge verändern kann, damit es anders läuft. Da muss man auch selbstkritisch im Team analysieren und die Dinge dann im Detail ändern falls nötig. Es geht darum Wege zu finden und nicht beim ersten kleineren Problemchen nach besseren Ressourcen zu schreien oder gar zu sagen Inklusion sei gescheitert.

Denn noch hat es gar nicht richtig angefangen. Italien und Kanada haben auch 10 Jahre benötigt um in der Breite festzustellen das es richtig ist. Aber dafür muss man etwas tun und nicht gleich alles in Grund und Boden reden.

Von unseren Schülerinnen und Schülern verlangen wir täglich dass sie sich an Regeln halten müssen, dass sie miteinander gut umgehen sollen, dass sie Teamplayer sein sollen, doch vorgelebt wird ihnen zu 80% das Gegenteil. Warum sollen Kinder miteinander inklusiv umgehen, wenn die Lehrerschaft mit sich nicht so umgeht? Fragen über Fragen.

Und eigentlich geht es auch nur gemeinsam. Was nützt uns die streiterei hier auf dieser Plattform, wenn wir diese Ernergie nicht in wirkliche konstruktive Arbeit umsetzen.

Wir können die schlechte Bildungspolitik nur überwinden, wenn wir ein wenig mehr Mut zum Ungehorsam an den Tag legen. Leider gibt es zu viele Lehrkräfte die vor lauter Angst irgendwelche Fehler zu machen nur ihren Lehrplan im Kopf haben, nur die Leistungsbewertung fokussieren. Damit erfüllen wir gewiss nicht unseren gesellschaftlichen Auftrag, Schülerinnen und Schüler zu mündigen und sozialen jungen Erwachsenen zu machen.

So genug des Vortrags…..aber die Realität sieht für jeden eben auch anders aus, und dass ist gut so. Wir sind halt verschieden, und das ist normal…deswegen muss Inklusion kommen und wird auch kommen. Und ich hoffe für alle die Kritiker, dass sich ihre Befürchtungen nicht bewahrheiten.

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor

Wenn die hiesige Bildungslandschaft – bei aller berechtigten Kritik ! – tatsächlich so verrottet wäre, wie es leider vielfach die Schulgebäude nahelegen, so erkläre man mir bitte, warum die deutsche Jugendarbeitslosigkeit strukturell so niedrig ist im Vergleich zu Italien, das ja landläufig als Paradebeispiel etwa rundum gelungener Inklusion gilt, oder dem finnischen Ex-PISA-Paradies.
Bildung ist eine Chance, die man individuell ergreifen oder vertun kann; freilich ist es leichter, für eigene Unzu-länglichkeiten die vorgeblichen Widrigkeiten der Umstände verantwortlich zu machen, da man sich so die un-bequeme Mühe der Selbstkritik ersparen kann.

Im Übrigen erinnert mich der Versuch, offensichtliche Inklusionsdesaster apologetisch den fehlenden Rahmen-bedingungen statt deren planloser, rasenmähergleichen Totalumsetzung zuzuschreiben an den notorischen
Reflex unerschütterlicher Verklärer des Kommunismus, die gebetsmühlenartig versichern, dessen real schreck-liche Begleiterscheinungen seien ja lediglich bedauerlicher Entartung geschuldet, hätten freilich mit dem Ideal
nichts zu tun.

Holger
8 Jahre zuvor

Sie müssen schon richtig lesen. Ich kritisiere ja das reflexartige klammern an den angeblich schlechten Rahmenbedingungen, weil genau das nicht der Hauptgrund für das mögliche Misslingen ist. Auch Nicht-Inklusiver Unterricht scheitert ganz häufig.

Lassen Sie doch bitte diese Wortmachtspiele, sonst kann ich sie nicht wirklich ernst nehmen und auch nicht verstehen. Und das Inkkusion irgendetwas mit Kommunismus oder sonstigen Idealen oder Ideologien zu tun hätte ist wirklich lächerlich.

Sie dürfen auch mal irren……

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  Holger

Ich irre mich mindestens jeden zweiten Tag …, verkaufe aber andererseits keine Totgeburt als immer-grüne Erfolgsgeschichte.

NB: Ich habe keine Ideolo-gien in Beziehung gesetzt – obwohl ich maßlose Inklu-sion als solche ansehe -, sondern vielmehr die be-hauptete Fleckenlosigkeit ihrer Grundidee.

Holger
8 Jahre zuvor

Keiner der wirklich inklusiv arbeitet behauptet diese Fleckenlosigkeit, im Gegenteil erkennen wir dies und anerkennen dies auch.
Aber verkennen Sie bitte nicht, dass Inklusion erst sehr jung ist. Das alte nicht inklusive Schulsystem dagegen schon sehr alt ist und dies uns letztendlich in die heutigen Probleme geführt hat. Es ist ja auch nicht alles schlecht, aber das habe ich bereits öfter gesagt.
Im übrigen ist es nicht meine Grundidee, sondern die Idee der UN von der Umsetzung und Einhaltung von Menschenrechten.

Nur wiedermal die deutschen haben die großartige Idee von Beginn an tot geboren, aber das kennen wir ja. Ausbaden müssen es viele. Aber für diejenigen die sich nicht so wortgewaltig wehren können wie Sie kämpfe ich gerne. Und das lohnt sich. Und wenn man es richtig angeht fühlt es sich sehr lebendig an.

Inklusion Stück für Stück entwickelt kann nicht maßlos sein, denn das Menschenrecht gilt für alle Menschen, auch für Sie.

PseudoPolitiker
8 Jahre zuvor
Antwortet  Holger

Kommen Sie doch nicht wieder mit der Kamelle „Menschenrecht“. Dazu wurde schon rauf und runter diskutiert und weit Klügeres gesagt als von Ihnen, z. B. von „dickebank:
„Grundrecht hin oder her – darüber lässt sich trefflich streiten. Der Junge – Henri – wird ja nicht von allgemeinbildenden Schulsystem ausgeschlossen. Die FöS sind ja Teil des Systems, genauso gut wie HS auch.“

Ursula Prasuhn
8 Jahre zuvor

@Andy um 17:21
Sie sprechen von „Empirie“, die angeblich zeigt, dass Inklusion allen nutzt. Das erinnert mich an ein Erlebnis mit der Ex-Kultusministerin aus Niedersachsen Jürgens-Pieper. Ich schrieb ihr einen Brief mit Unmutsäußerungen über die Schulentwicklung, insbesondere sinkenden Leistungen der Schüler. Als Gegenmaßnahme schlug ich vor, den Trend zu immer größeren Klassen zu stoppen, weil er den Lehrern die notwendige Zuwendung für einzelne Schüler erschwert.
Die Dame schrieb knallhart zurück, empirische Untersuchungen hätten gezeigt, dass Klassenstärken unerheblich seien. Entscheidend sei allein guter Unterricht.
Diese Reaktion machte mir überdeutlich klar, wie mit Lehrern umgesprungen wird, wenn sie die Schulpolitik kritisieren und etwas geändert haben wollen. Der schwarze Peter landet umgehend bei ihnen selbst und die Botschaft heißt: Wer Probleme mit der Situation hat, ist unfähig.
So werden Lehrer zu Duckmäusern und Leisetretern gemacht, die Schwierigkeiten gern verschweigen, weil ihnen diese gar zu oft als berufliches Versagen ausgelegt werden.
Es ist erfreulich, dass zur Inklusion immer mehr Stimmen laut werden, die ein anderes Bild von der Praxis zeigen als das, was Theoretiker und Luftschlossarchitekten hartnäckig gegen jede Vernunft malen.
Unerfreulich aber sind Stimmen wie Ihre, Andy, die auf eine „Empirie“ verweisen, die den Erfahrungen der Lehrer ins Gesicht schlägt. An solchen empirischen Forschungsergebnissen melde ich größte Zweifel an, denn die zuverlässige Forschungen finden in den alltäglichen Schulstuben statt und nicht in Laboren unter Sonderbedingungen, die gewünschte Ergebnisse und Beweise allzu oft vorprogrammieren.

ysnp
8 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Danke für den Kommentar. Da kann ich Ihnen nur Recht geben. Ich habe oft große Klassen und man merkt jeden Schüler. Je größer die Klasse, desto weniger individuelle Unterstützung kann ich einem einzelnen Schüler geben.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Die Klassenstärke hat keinen Einfluss auf den Unterrichtserfolg. Diese Aussage ist die Kurzfassung der Hattie-Studie, die vorallem gerne von Haushaltspolitikern angeführt wird.

Erstens weiß nur eine Minderheit, was eine Metastudie – und nichts anderes hat Hattie durgeführt – ist, und zweitens hat Hattie herausgestellt – und das ist das eigentliche ergebnis der Studie – , dass der unterrichtserfolg stark von der Lehrerpersönlichkeit abhängt und wie gut sein „classroom-management“ ist.

Das heißt aber nichts anderes als, wenn jemand gut mit Unterrichtsstörungen umgehen kann, dann ist es egal, ob er 16 oder 40 SuS vor sich sitzen hat. Die Tatsache, dass bei 40 Sus die Anzahl der Unterrichtsstörungen absolut größer ist als bei 16, geht überhaupt nicht in die Betrachtung ein , da sie ja relativiert wird. 80 Störungen in einer 40er-Gruppe in einer Doppelstunde sind relativ gesehen genauso belastend wie 32 Störungen in der 16er-Gruppe. Nur wenn wir die zahl der Störungen mit der Unterrichtslänge korrelieren, dann wird ein Schuh draus. Bei der 16er-Gruppe habe ich durchschnittlich circa alle 4 Minuten eine Störung, bei der 40er-Gruppe eigentlich in jeder Minute. Die Häufigkeiten sind die gleichen, die Häufigkeiten in Abhängigkeit von der zur Verfügungs tehenden Zeit etwas ganz anderes.

Reinhard
8 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Sie haben Hattie mit seiner internationalen Meta-Studie zitiert; hier finde ich die Frage interessant, welche Klassengrößen in diesen internationalen Klassen vorliegen. Ab ca. 35 kann man wohl nichts anders als Lehrervortrag machen – sofern die Kultur des Landes wirksame Disziplinierung ermöglicht 😉 – und darüber ist dann die Klassengröße wirklich egal. Wissen sie genaueres?

ysnp
8 Jahre zuvor
Antwortet  Reinhard

Nach dem Dokument: Die Hattie-Studie, ein Rorschachtest, verstand Hattie eine kleine Klasse von ca. 15 Schülern und eine große von 25 Schülern.
http://www.netzwerk-schulentwicklung.de/html/hattie-studie.html
Ich behaupte einmal auf deutsche Verhältnisse überhaupt nicht übertragbar.
Hier die Rangliste:
http://visible-learning.org/de/hattie-rangliste-einflussgroessen-effekte-lernerfolg/
Man darf bei der Studie nicht vergessen, dass dies eine Metastudie war, die am Ende von 15 jähriger Zusammenfassung von Studien in nur englischsprachigen Ländern bestand. Hattie selbst ist Neuseeländer. Schulsysteme wie deutsche, österreichische usw. sind in der Studie gar nicht berücksichtigt. Für mich heißt das, dass wir daraus nur bedingt etwas lernen können.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  Reinhard

Was @ysnp schreibt ist richtig, nur die Schlussfolgerung wil ich so nicht mittragen. Aus meiner Sicht ist nämlich der nachweis erbracht, dass optimale Lernfortschritte demnach in Lerngruppen mit weniger als 16 SuS erzielt werden können, wen die sonstigen Lernbedingungen stimmen. Bei Gruppengrößen größer 25 SuS sinkt der messbare lernzuwachs nämlich überproportional. Größer 25 SuS sind aber in D die üblichen Klassenfrequenzen.

Für die Gruppen zwischen 15 und 25 SuS, das ist das valide Ergebnis der metastudie hängt der Lernzuwachs in erster Linie von der „Lehrerpersönlichkeit“ ab, also der Frage wie viel Raum die Lehrkraft Unterrichtsstörungen zumisst. Ein Ergebnis, das so nicht überrascht und vermutlich von jeder lehrkraft in D unabhängig von der Schulform, in der sie eingesetzt ist, bestätigt werden kann. Nur hat das dann eben keinen wissenschaftlichen Anstrich sondern wird als Einzelmeinung abgetan. Wer also weiß, dass in vielen Bundesländern der Klassenteiler für Gymnasialklassen bei 35 SuS liegt, der wird vermutlich die Schlussfolgerung ziehen, dass bei uns die Klassen zu groß sind, um nachhaltige Unterrichtserfolge durch Binnendifferenzierung zu erzielen. Aber eine solche Forderung wird von den Haushaltspolitikern als eindeutige Häresie bzw. ketzerisch abgetan. Wenn wir nämlich die mit PISA gemessenen Bildungserfolge in D mit den Bildungsausgaben je Schüler ohne Einrechnung der Kosten für Gebäudewirtschaft und Pensionslasten korrelieren, dann sind wir allen Unkenrufen zum Trotz gar nicht so übel. Nur das lässt sich schlecht verkaufen – also anstrengen, damit noch mehr eingespart werden kann..

ysnp
8 Jahre zuvor

Ich wäre vorsichtig, das Down-Syndrom für die Inklusion zu generalisieren. Jede „Behinderung“ äußert sich anders und belasten unterschiedlich Klasse und Lehrkraft. Und: Ab wann fängt eine Behinderung an? Da ja in den meisten Bundesländern der Elternwille zählt, habe ich in meiner sg. „normalen“3./4. Klasse wohl schon öfter Kinder mit „Behinderungen“ gehabt. Am anstrengensten waren bisher Kinder, die kaum Sozialkompetenz aufbauen konnten, die autistische Züge hatten oder auch ADHS. Diese Kinder hatten zusätzlich eine sehr geringe Frustrationstoleranz und sie störten aufgrund ihrer „Krankheit“ den Sozialfrieden und auch Ruhe und Konzentration. Man war immer am Arbeiten mit diesen Kindern – je nach Schwere und Mitarbeit der Eltern mit besserem oder schlechterem Erfolg. Solche Kinder musste man letztendlich in Therapie schicken, soweit die Eltern mitspielten. Dann kamen/kommen noch die Schüler dazu, die man als „lernbehindert“ bezeichnen würde. Diese Kinder werden – da habe ich allerdings nur bei Jungs beobachtet – mit der Zeit verhaltensauffällig. Das hat wohl auch etwas mit Frustrationstoleranz und Selbstbestätigung zu tun. Viel leichter zu handeln sind Kinder, die z.B. aufgrund von einer Herzschwäche langsamer sind, schlecht hören usw. In jeder „normalen“ Klasse kommen noch Schüler dazu, die aufgrund von häuslichen Situationen besonders belastet sind. Gerade in der Grundschule gehen viele Ehen auseinander, öfter habe ich schon Kinder gehabt, wo ein Elternteil eine schwere Krankheit (oft Krebserkrankung) durchmachen musste. (Energieraubend sind auch noch „Helicoptereltern“, doch davon möchte ich jetzt einmal nicht sprechen.) Wenn man jetzt einmal die eigenen verfügbare Energie, die man hat, ansieht, glaube ich, dass das wirklich bis hierher reicht. Die ganz schlimmen Fälle, von denen man in der näheren Umgebung hört, also Kinder, die aufgrund ihrer Behinderung ständig Geräusche von sich geben usw., die habe ich bisher noch nicht gehabt. Übrigens scheinen die Eltern dieser Kinder oft die Maximalforderungen zu stellen und der Lehrer steht hier vor fast unlösbaren Aufgaben. Solche Kinder fordern sehr viel Energie und da man ja eine Klasse mit Kindern unterschiedlicher Schwierigkeiten hat, ist das eine deutliche Überbelastung für Lehrer und Mitschüler.
Abschießend noch meine persönliche Meinung zu Henri: Warum ihn nicht einfach in die Hauptschule tun? Hier herrscht das Klassenlehrerprinzip und da das Lernen langsamer geht und es auch mehr praktische Fächer gibt, würde er mehr mitkriegen. Der Stoffstress wäre nicht so hoch und es gäbe mehr Zeit für Soziales. Allerdings kenne ich mich in Ba-Wü nicht aus.