LUCKENWALDE. Noch im September galt sie als eine der Lehrerinnen des Jahres in Deutschland: Die mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnete Brandenburger Pädagogin Ines Weghenkel unterrichtet nicht mehr. Laut einem Bericht der «Bild am Sonntag» gibt es Probleme zwischen ihr und der Leitung des Oberstufenzentrums in Luckenwalde. In einer der Zeitung vorliegenden Mail von Weghenkel beklagte die beliebte Lehrerin, dass ihr Stunden entzogen und die Kompetenz abgesprochen worden sei. „Lehrerin des Jahres aus Schule gemobbt?“, so fragt die Zeitung nun – und spekuliert über Neid als Motiv.
Auch die „Märkische Allgemeine Zeitung“ berichtet über den Fall. Schüler hatten sich an die Redaktion gewandt und von Mobbing gegen Weghenkel erzählt. Die Lehrerin sei kurz nach der Preisverleihung krankgeschrieben worden, die Schüler seien verunsichert, deprimiert. Der Preis habe offensichtlich Neider im Oberstufenzentrum auf den Plan gerufen. Es sei schlecht geredet worden, der “so schön gestaltete Vorzeige-Klassenraum” sei plötzlich „entdekoriert“ und einer anderen Lehrerin zugeteilt worden. Die Unterrichtsmaterialien hätten nicht mehr zur Verfügung gestanden. In nahezu allen prüfungsrelevanten Fächern habe die 13. Klasse neue, meist junge Lehrer bekommen. Zwei Gespräche mit der Schulleitung hätten nichts gebracht. „Die Stimmung ist so schlecht, dass sich die Eltern Sorgen um den Abschluss ihrer Kinder machen. Sie haben jetzt in einem Brief an den Bildungsminister die Missstände aufgelistet“, so berichtet das Blatt.
Das brandenburgische Bildungsministerium wollte sich zu den Berichten nicht äußern. «Wir bemühen uns um eine Lösung», sagte Ministeriumssprecher Ralph Kotsch auf Anfrage. «Wir bedauern, dass sie nicht mehr unterrichtet.» Zur Preisverleihung im September hatte Bildungsminister Günter Baaske (SPD) Weghenkel persönlich mit den Worten gratuliert: «Schüler zeichnen Lehrer aus – ein schöneres Lob kann es für Lehrkräfte kaum geben.» Weghenkel gehöre zu den hochengagierten Lehrerinnen und Lehrern, «die die Schülerinnen und Schüler da abholen, wo sie stehen, sie fördern, unterstützen und auf ihrem Weg begleiten.»
Weghenkels Schüler hatten die Deutsch- und Englischlehrerin für den Preis nominiert. Damit wurde ihre pädagogische Arbeit und ihr guter Draht zu den Jugendlichen gewürdigt. „Frau Weghenkel steht für: großes schulisches Engagement, Unterstützung und Hilfsbereitschaft außerhalb des Unterrichts, Ehrlichkeit, Einfühlungsvermögen, Konfliktberatung, lebensnahe und abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung, humorvolle, freundliche Art.“
Schüler gaben über sie zu Protokoll:
- „Sie ist eine sehr freundliche und ausdauernde Frau, die nie aufgibt, egal, wie schwer wir uns tun.“
- „Sie schickt uns auf einen Weg der Selbstfindung und der Schöpfung unseres vollen Potenzials ohne uns etwas vorwegzunehmen. […] Sie konstruiert eine Welt des Verstehens und des Werdens, ohne dass jemand in eine Richtung gezwungen wird, die seiner Individualität widerspricht.“
- „Wie eine Freundin, der man vertrauen kann, Vertrauen und Lehrer. Ist es nicht das höchste Gut, wenn ein Schüler sagt, dass er seinem Lehrer vertraut?“
- „Es macht uns allen Spaß, dass man als System funktionieren kann. Jeder Schüler bekommt das Gefühl wichtig und unverzichtbar für die Gemeinschaft zu sein, was ein weiterer Punkt ist, weshalb wir so gerne mit ihr Unterricht haben.“
- „Ines Weghenkel ist eine nette und selbstbewusste Frau, die auch ein Vorbild für viele Mädchen in meiner Klasse sein wird.“
- „Wir danken ihr für ihre Fürsorge, wir danken ihr für ihre Geschichten, wir danken ihr für ihre ehrliche Meinung. Ein Danke, dass sie so ist, wie sie ist und noch viele andere Jugendliche begeistert.“
Der Schulleiter des Oberstufenzentrums hatte damals laut einem Bericht des Rundfunks Berlin-Brandenburg betont, er sei besonders stolz, „weil das keine Sache ist, die wir intern im Kollegium beschlossen haben, sondern der Vorschlag wirklich von außen, von den Schülern, kam“. Lange kann die Freude über die Auszeichnung nicht angehalten haben. Agentur für Bildungsjournalismus / mit Material der dpa
Das sind Deutschlands Lehrer des Jahres 2016 – Deutscher Lehrerpreis in Berlin verliehen
… es kommt garnicht so selten vor, dass eine mittelmäßig kompetente Schulleitung, vorgegeben durch die eigene (In)kompetenz, ein maximal zulässiges Niveau definiert und nur solche Kollegen toleriert, die sich nach Art eines Limbotänzers UNTER dieser Messlatte hindurchmanövrieren können…
Ich war bei der diesjährigen Preisverleihung in Berlin anwesend und kann mich an die charismatische und beeindruckende Kollegin gut erinnern.
Dass solche Auszeichnungen im eigenen Kollegium und manchmal auch bei der Schulleitung nicht immer gerne gesehen werden, kann ich aus eigenen Erfahrungen bestätigen. Da geht dann die Angst um, da könnte jemand einem den eigenen Rang ablaufen. Sehr schade das alles!