Lehrermangel auch in Thüringen: Verband rechnet mit offenen Stellen zu Schuljahresbeginn – „schlechter als in den Vorjahren“

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ERFURT. Thüringens rot-rot-grüne Landesregierung hat mit ihrer Unterrichtsgarantie hohe Erwartungen in eine bessere Schule geweckt. Dass sie bereits im neuen Schuljahr erfüllt werden können, glaubt der Thüringer Lehrerverband tlv nicht. Im Gegenteil: «Wir bewegen uns nach wie vor auf einen Lehrerkollaps zu», meint Verbandschef Busch.

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Thüringens Lehrerverband rechnet mit einem schwierigen neuen Schuljahr für Schüler, Lehrer und Eltern. Grund seien noch unbesetzte Lehrerstellen und Hunderte Langzeitkranke unter den Pädagogen, sagte der tlv-Vorsitzende Rolf Busch am Donnerstag in Erfurt. «Wir gehen davon aus, dass die Situation schlechter als in den Vorjahren wird.» Ein Rückgang des Unterrichtsausfalls sei erst 2018 mit den angekündigten 900 neuen Lehrerstellen zu erwarten.

Thüringens Landesregierung hat vor einigen Wochen eine Unterrichtsgarantie abgegeben, die schrittweise umgesetzt werden soll. Damit habe sie hohe Erwartungen geweckt, sagte Busch. Nach seinen Angaben hat sich der Anteil der ausgefallenen Stunden im vergangenen Schuljahr von 3,5 Prozent im Herbst 2016 auf 5,5 Prozent im Juni erhöht. An den staatlichen Schulen arbeiten rund 19.000 Lehrer. Von ihnen seien 950 langfristig krank.

Von den einzustellenden 500 Lehrern in diesem Jahr seien aktuell noch 308 Einstellungen offen. «Wir gehen davon aus, dass viele der Stellen nicht oder nicht fachgerecht besetzt werden können», so Busch. Prekäre Fächer seien weiterhin Chemie, Physik und Musik.

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Nach Zahlen des Lehrerverbandes starten mit dem neuen Schuljahr auch etwa 170 Referendare. Das seien aber zu wenige, um den künftigen Lehrerbedarf zu decken. Das Durchschnittsalter der Pädagogen an den Schulen liege bei 51 Jahren. Der Übergang vom Studium zum Referendariat und zur Festanstellung müsste besser organisiert werden, so die Forderung. Lehramtsstudenten mit Fächerkombinationen, für die nur wenig Bedarf bestehe, sollten ein Angebot auf Nachqualifizierung in einem dritten Fach erhalten.

Der Verband bekräftigte die Forderung, dass alle Regelschullehrer in Thüringer mehr Gehalt durch Eingruppierung in die Besoldungsstufe A13 erhalten müssten. Überlegungen, dass davon Regelschullehrer mit DDR-Ausbildung ausgenommen werden, seien nicht akzeptabel, sagte Verbandsvize Bernd Fröhlich. dpa

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