Schulkrankenschwestern entlasten Lehrer – VBE sieht sich durch Modellversuch bestätigt

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POTSDAM. Oft reicht ein tröstendes Wort, ein Pflaster und das Trocknen der Tränen. «Schulkrankenschwestern» sind bei großen und kleinen Problemen erste Ansprechpartner für Kinder. Seit einem Jahr laufen Modellversuche in Brandenburg und Hessen – der VBE sieht sich durch die vorläufigen Ergebnisse bestätigt.

, Baldock, Hertfordshire, England, UK, 1944
In anderen Ländern – wie hier auf dem Foto aus Großbritannien von 1944 – gehören Schulschwestern seit Jahrzehnten zum Personal an Schulen. Foto: Imperial War Museum / Wikimedia Commons

Zehn „Schulkrankenschwestern“ sind in einem Modellprojekt in Brandenburg an 20 Schulen tätig. Sie kümmern sich um kleine Verletzungen beim Sportunterricht oder helfen bei Bauch- oder Kopfschmerzen. Insbesondere an Grundschulen habe jedes zweite Kind Hilfe der extra für diese Aufgabe ausgebildeten früheren Kinderkrankenschwestern in Anspruch genommen, sagte Sozialministerin Diana Golze (Linke). Bei einem Fachkongress in Potsdam wurden Zwischenergebnisse vorgestellt.

In der Sekundarstufe suchte nach ersten Angaben jedes vierte Kind das Krankenzimmer in der Schule auf. Bislang müssen dort meist die Sekretärinnen oder die Lehrkräfte bei gesundheitlichen Problemen der Kinder aktiv werden:  etwa medizinische Hilfe alarmieren und Eltern informieren. Das zweijährige Modellprojekt endet im Oktober. Die Kosten belaufen sich für den Zeitraum auf 1,1 Millionen Euro. Projektträger ist die AWO Bezirksverband Potsdam in Zusammenarbeit mit Stellen wie den Ministerien für Soziales und Bildung sowie der AOK Nordost.

«Damit Kinder gut lernen können, müssen sie sich an den Schulen wohlfühlen und auch gesund sein», betonte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Die Fachkraft vor Ort helfe mit, dafür zu sorgen, aber auch bei der Bewältigung von Stress. Nach ersten Untersuchungen mussten an Sekundarschulen 33 Prozent der Schüler wegen Erkrankungen und 10 Prozent wegen eines Unfalls von der Schule nach Hause geschickt werden. Schulgesundheitsfachkräfte ergänzten zahlreiche weitere Aktivitäten für gesunde Kinder und Jugendliche. «Wir wissen noch nicht, ob und in welcher Form das Projekt das Projekt weiter geht», sagte Ernst. Weitere Ergebnisse werden noch benötigt. Es gebe daran bundesweit bereits Interesse, hieß es.

„Entscheidender Faktor“

Für den VBE ist die Frage, ob der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften Sinn macht, bereits beantwortet. „Die heute vorgestellte Zwischenbilanz zeigt deutlich, dass der Bedarf groß ist und ein hoher Handlungsbedarf besteht. Jedes zweite Kind in der Grundschule, jedes vierte Kind in der Sekundarstufe I nutzt die Möglichkeit, sich im Krankheitsfall an die Schulgesundheitsfachkräfte zu wenden. Ohne Schulgesundheitsfachkräfte müssten Lehrerinnen und Lehrer sich um diese Kinder kümmern oder aber die Beschwerden würden möglicherweise nicht behandelt werden. Schulgesundheitsfachkräfte sind damit ein entscheidender Faktor für gesunde Schülerinnen und Schüler“, erklärt VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann und betont: „Politische Bekenntnisse sind wichtig als Impuls zur Einführung. Jetzt muss die Politik ihren Worten umgehend Taten folgen lassen!“

Schon im letzten Frühjahr hatte der VBE mit allen Landesverbänden gemeinsam und dem Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) alle Gesundheits- und Schulministerien angeschrieben und die bundesweite, bedarfsgerechte Einführung von Schulgesundheitsfachkräften gefordert. „Die Ergebnisse geben uns Rückenwind! Schulgesundheitsfachkräfte werden gebraucht, gut angenommen und entlasten Lehrkräfte und Schulleitungen. Die Politik muss nun in allen Bundesländern reagieren und schnellstmöglich Finanzierungsmöglichkeiten sondieren und entsprechend des erarbeiteten Curriculums Schulgesundheitsfachkräfte ausbilden. Wir sehen hierdurch auch besondere Unterstützungsmöglichkeiten von Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen gegeben“, fordert der VBE-Chef mit Blick auf die steigenden Bedarfe an Schulen.

Schulgesundheitsfachkräfte beraten auch in Gesundheitsfragen von richtiger Ernährung bis zu ausreichender Bewegung oder betreuen chronisch kranke Kinder. Auch Mädchen oder Jungen, die unter Mobbing leiden, die Probleme haben, weil sie in eine neue Klasse kamen oder unter ersten Liebeskummer leiden, finden ein offenes Ohr mit der «Schulkrankenschwester». Das Modellprojekt läuft derzeit auch in Hessen an zehn Schulen im Rhein-Main-Gebiet. Bundesweit sind noch einige weitere dieser Schwestern im Einsatz. International sind sie Alltag in Skandinavien, Polen oder den USA. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrerverbände und Kinderärzte fordern Einsatz von Schulschwestern (oder -brüdern): Medikamentenabgabe ist keine Aufgabe von Lehrkräften

 

 

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Emma Keeboo
5 Jahre zuvor

Das wäre schön, wenn dafür Geld vorhanden wäre! Schon oft hatte ich das Problem, dass ich nach einem kleineren Unfall oder im Krankheitsfall die Familien nicht erreichen konnte und deswegen der Unterricht für die Klasse ausfiel, weil ich mit Telefonieren beschäftigt war.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Emma Keeboo

Für solche Telefonaktionen braucht man nicht zwingend eine Schulkrankenschwester, ein durchgehend besetztes Sekretariat würde vollkommen ausreichen. Das ist aber gerade an kleinen Grundschulen nur selten der Fall.