Kontroverse: Sind berufliche und akademische Ausbildung gleichwertig?

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WIESBADEN. In der hessischen Landespolitik herrscht Einigkeit darüber, dass Ausbildung und Studium nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Für die Opposition sind die Maßnahmen von Schwarz-Grün nicht ausreichend. Die Landesregierung verweist auf den Erfolg des Dualen Studiums.

Ausbildung, Studium oder duale Ausbildung? Junge Leute müssen sich entscheiden.                                                Foto: Universität Salzburg (PR) / flickr / CC BY 2.0

Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat die Initiativen des Landes für Jugendliche beim Übergang von der Schule in die Ausbildung oder ein Studium gegen die Kritik der Opposition verteidigt. Es werde seit Jahren daran gearbeitet, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung zu erreichen und das Schulsystem durchlässiger zu machen, sagte Lorz im Landtag in Wiesbaden.

Der Staat könne beim Übergang von der Schule in den Beruf aber nicht alles alleine leisten, die Wirtschaft dürfe nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Die sinkende Zahl an Schülern ohne Berufsabschluss zeige, dass in Hessen niemand zurückgelassen werde, betonte der Minister und verwies auf die zahlreichen Maßnahmen des Landes dafür.

Die Vize-Vorsitzende der SPD-Fraktion, Lisa Gnadl, kritisierte dagegen, vom Land würden zwar viele Mittel in den Übergangsbereich zwischen Schule und Ausbildung fließen. Das Geld müsse aber deutlich gezielter eingesetzt werden. Als Beleg für ihre Kritik führte sie an, dass knapp ein Viertel der jungen Menschen in Hessen ohne berufsqualifizierten Abschluss sei.

Mit der Zahl der gemeldeten Berufsausbildungsstellen stehe das Land im bundesweiten Vergleich schlecht da. Auch die Zahl der hessischen Betriebe, die ausbildeten, sei zurückgegangen. Gnadl sprach sich dafür aus, in allen Schulformen bereits ab der fünften Klasse eine verbindliche Berufsorientierung einzuführen. Die Verankerung des Schulfachs Arbeitslehre sollte auch an Gymnasien Pflicht sein.

Linken-Fraktionschefin Janine Wissler nannte die Initiativen der schwarz-grünen Koalition nicht zielführend, um alle Jugendlichen in eine Ausbildung zu bringen. Statt Appellen in Richtung Wirtschaft sollte es deshalb eine Ausbildungsplatzumlage geben.

Duales Studium weiter ausbauen

Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) kündigte an, die Möglichkeiten für ein duales Studium in Hessen weiter ausbauen zu wollen. Ziel der Landesregierung sei, die Zahl der Studierenden an den Hochschulen und Berufsakademien mit Hilfe der Wirtschaft weiter zu erhöhen. Derzeit gebe es über 5000 Studenten, die Zahl soll sich auf rund 8000 bis zum Jahr 2020 erhöhen. In Hessen bieten 17 Hochschulen und Berufsakademien rund 130 duale Studienmöglichkeiten an.

Das Land stelle im Doppelhaushalt 2018/19 in diesem Jahr zusätzlich eine halbe und im nächsten Jahr eine Million Euro bereit, erklärte der Minister. In den beiden darauffolgenden Jahren kämen nochmals zwei Millionen Euro hinzu. Es gebe einen hohen Bedarf an Fachkräften, die sowohl einen akademischen Hintergrund als auch praktische Berufserfahrung haben, betonte Rhein. Das Studium treffe daher genau den Nerv der jungen Leute wie auch der Unternehmen.

Die SPD-Hochschulexpertin Daniela Sommer forderte, dass sich die Betreuungssituation für Studenten und die finanzielle Ausstattung der Einrichtungen verbessern müsse. Das duale Studium sei eine hervorragende Möglichkeit, Fachkräfte in Berufsfeldern zu qualifizieren, die an der Universität kaum vertreten seien. Als Beispiele nannte Sommer die Gesundheits- und Pflegewissenschaften oder die soziale Arbeit.

Der FDP-Wirtschaftsexperte Lenders verlangte, das Land sollte als Arbeitgeber selbst eine Vorbildfunktion einnehmen und vor allem auch jungen Bewerbern mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung und Quereinsteigern eine Chance beim dualen Studium geben. Auch Linken-Fraktionschefin Wissler sprach von einer sinnvollen Ergänzung zum klassischen Studium und mahnte mehr Mittel sowie eine bessere Betreuung der Studenten an. dpa

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