„Meldeportal“: AfD will Beschwerden von Eltern und Schülern gegen Lehrer erhalten haben

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HAMBURG. Ein Musiklehrer hat angeblich auf dem Klavier die Töne „A-F-D“ gespielt und dies mit dem Satz „Das ist ja alles braune Soße“ kommentiert – diese und weitere Beschwerden von Eltern und Schülern gegen Lehrer, die aus Sicht der Partei das Neutralitätsgebot im Unterricht verletzten, will die Hamburger AfD über ihr „Meldeportal“ bereits erhalten haben. Nach Angaben der AfD werden geschilderte Fälle der Hamburger Schulbehörde gemeldet. Die sei verpflichtet, bei tatsächlichen Verstößen „dienst- oder arbeitsrechtliche Maßnahmen durchzuführen“, so heißt es auf der Seite.

Über dieses „Informationsportal“ sollen Schüler Lehrer melden, die sich kritisch zur AfD äußern. Screenshot

Darüber hinaus hätten sich Menschen gemeldet, die ihre Unterstützung für das „Meldeportal“ zum Ausdruck hätten bringen wollen, sowie Gegner der Partei, behauptete Fraktionschef Alexander Wolf. Insgesamt 10.000 Zusendungen will die Hamburger AfD erhalten haben. Ein ähnliches Portal auf der Seite eines Baden-Württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten war zusammengebrochen, nachdem die Piratenpartei Bürgerbeschwerden gegen die AfD darauf umgeleitet hatte (News4teachers berichtete).

Die von der Kultusministerkonferenz scharf kritisierten Lehrer-Meldeportale der AfD sind offenbar auch in der Partei umstritten. Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Götz Frömming, sagte am Dienstag in Berlin jedenfalls, die Landtagsfraktionen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wollten sich der Aktion, die von der AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft am 18. September gestartet worden war, vorerst nicht anschließen.

Auch die hessische AfD will sich nicht beteiligen. Die Partei habe im Landtagswahlkampf andere Themen, sagte ein AfD-Sprecher zur Begründung. Zwar fürchtet Spitzenkandidat Rainer Rahn nach eigener Darstellung, dass sich viele Lehrer nicht an ihre Neutralitätspflicht hielten. Ob eine Meldeplattform aber der richtige Weg sei, sei die Frage. Insgesamt zehn Landesverbände der AfD hatten „Meldeportale“ nach Hamburger Vorbild angekündigt (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

Hunderte Lehrer nutzen das “Meldeportal” der AfD – aber anders, als sich die Partei das vorstellt…

 

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5 Kommentare
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Anna
5 Jahre zuvor

Die AfD hat die Story von dem indoktrinierenden Musiklehrer offenbar von der Kabarettistin Sarah Hakenberg (so viel zur Glaubwürdigkeit der kolportierten Geschichten):

https://www.youtube.com/watch?v=qR6kUy_XMMY&feature=youtu.be

unverzagte
5 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Ideen aus dem Showgeschäft missbrauchen aufgrund eines Mangels von „wahren“ Denunzierungen? Sarah Hakenberg sollte die NPD/AfD an die Einhaltung von Urheberrechte erinnern und dementsprechend verklagen.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Wahrscheinlich hat jemand einen satirisch gemeinten Eintrag gemacht, nur ist die AfD derart mit dem Erfinden einer neuen Opferrolle beschäftigt, dass man Jux und Wirklichkeit nicht trennen kann.

Pälzer
5 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Theoretisch könnte sich auch ein*e Musiklehrer*in bei Frau Hakenberg eine Anregung geholt haben, aber das ließe sich nur klären, wenn Namen genannt würden, und das fände ich nicht richtig.

Pälzer
5 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Die Darstellung von Hakenberg finde ich übrigens sehr gut gemacht.