DÜSSELDROF. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und das Schreibmotorik Institut befragen derzeit Lehrkräfte in Deutschland, wie gut Schülerinnen und Schüler von Hand schreiben können. Im Interview mit News4teachers sprechen der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann und die Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts Dr. Marianela Diaz Meyer über ihre Beweggründe, die Umfrage zu starten. Titel der Studie: STEP 2019 („Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben”).
Hier geht es zur Umfrage: https://media.4teachers.de/step2019/
Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Handschrift aus?
Marianela Diaz Meyer: Wenn wir vom Handschreiben sprechen, denken wir zuerst an die Schrift selbst. Dabei sind die Bewegungen, die zur Schrift führen, das Entscheidende. Sie nennen wir Schreibmotorik. Diese handschriftlichen Bewegungen aktivieren bestimmte Hirnareale und unterstützen dadurch nachhaltig das Lesen- und Schreibenlernen. Handschreiben spielt also eine entscheidende Rolle für die Bildung. Es gibt grundsätzlich drei Aspekte, die eine gute Handschrift ausmachen: Das sind die Lesbarkeit, das Schreibtempo und die Ausdauer.
Lesbarkeit, Herr Beckmann, ist für Lehrer ein zentrales Kriterium oder?
Udo Beckmann: Ja, mit Sicherheit ist auch für Lehrkräfte die Leserlichkeit ein Aspekt, der eine gute Handschrift ausmacht. Zweitens ist es wichtig, dass sie dem Kind leicht von der Hand geht, es möglichst unverkrampft und ausdauernd schreiben kann.
Was war für Sie der Anlass, die Umfrage unter Lehrkräften zu starten?
Beckmann: Wir haben beobachtet, dass die Lesbarkeit der Handschrift bei Schülerinnen und Schülern immer schlechter geworden ist, dass auch die Ausdauer zurückgegangen ist und Kinder beim Schreiben schneller ermüden. Aber wir engagieren uns vor allem deshalb, weil wir wissen, welche positiven Auswirkungen das Handschreiben auf die gesamten Lernfähigkeiten eines Kindes hat.
Diaz Meyer: Bei uns klagen immer wieder Lehrer und Eltern über Probleme mit dem Handschreiben in der Schule. Ein großer Teil der Kinder in Deutschland erreicht am Ende der vierten Klasse nicht den von der Kultusministerkonferenz geforderten Kompetenzstandard einer lesbaren und flüssigen Handschrift. Bereits vor drei Jahren berichteten wir über das Ausmaß dieses Problems in den Grundschulen und weiterführenden Schulen, jetzt möchten wir den aktuellen Stand erheben.
Frau Diaz Meyer, Sie haben schon in Ihrer ersten Antwort anklingen lassen, dass es für Sie beim Handschreiben um mehr geht als um eine schöne Handschrift. Warum engagieren Sie sich für das Thema?
Diaz Meyer: Handschreiben ist ein ganzheitlicher Lernprozess. Deshalb setzen wir uns vom Schreibmotorik Institut seit sechs Jahren für eine verbesserte Förderung der Handschrift ein. Uns kontaktieren häufig Lehrkräfte, die berichten, dass sie sich unzureichend auf das Unterrichten des Handschreibens vorbereitet fühlen – insbesondere, wenn Probleme auftreten. Das möchten wir ändern, indem wir Erkenntnisse aus der Forschung zum Thema Handschreiben in die Praxis überführen, etwa in Form von europäischen Projekten, Materialien wie die SMI-KompetenzSpinne oder auch Praxisberichten. Denn die Wissenschaft hat mehrfach belegt, dass Handschreiben essenziell für das Lernen und damit die Bildung ist.
Herr Beckmann, sehen Sie Handschreiben auch als ganzheitlichen Lernprozess?
Beckmann: Ich kann das in der Form weitgehend bestätigen. Durch das Handschreiben, das zeigen Studien, werden motorische Fähigkeiten gut ausgebildet, die auch Spuren im Gehirn hinterlassen. Dadurch wird gewährleistet, dass man Sachverhalte besser abspeichern kann. Schreiben hilft somit auf zwei Arten: zum einen durch die motorische Bewegung, zum anderen durch die Verarbeitung im Gehirn. Das ist auch einer der Vorteile des Handschreibens gegenüber dem Schreiben am Computer. Darüber hinaus muss ich, wenn ich mit der Hand schreibe, genauer planen und mir überlegen, was ich schreiben will und wie ich es schreiben will. Dabei wird insbesondere das logische Denken stärker geschult. Beim Schreiben entwickeln sich auf diese Weise bessere Wahrnehmungs- und Denkformen, weil ich Texte, die ich mit der Hand schreibe, durchdenken muss.
Haben Schulen und Kitas denn genug Möglichkeiten, das Handschreiben zu fördern?
Beckmann: Unser Kernproblem ist wie bei vielen Dingen, dass die Zeitressourcen für das, was an Schulen und in Kitas alles geleistet werden muss, sehr eng gesteckt sind. Vielleicht muss das Thema Schreibmotorik beziehungsweise das Thema Schreiben stärker in den Bildungsplänen verankert werden. Wenn man aber will, dass Lehrerinnen und Lehrer mehr Zeit für diese originären Aufgaben aufbringen, muss man sie entlasten, zum Beispiel durch multiprofessionelle Teams. Wie gesagt: Über allem schweben die eng begrenzten Zeitressourcen. Wenn man zusätzlich noch den Lehrermangel bedenkt, der uns zurzeit bei allen Fragen umtreibt, ist die zur Verfügung stehende Zeit in den vergangenen Jahren noch knapper geworden.
Diaz Meyer: Ich stimme Herrn Beckmann zu, die Zeit ist entscheidend. Das zeigt eine Interventionsstudie unter Erstklässlern, die das Schreibmotorik Institut zusammen mit der Universität des Saarlandes durchgeführt hat. Demnach erzielt bereits eine Stunde gezielte schreibmotorische Förderung pro Woche eine positive Wirkung. Wenn wir diese einstündige, wöchentliche Förderung einführen könnten, ließe sich bereits viel erreichen.
Also, es braucht mehr Ressourcen, mehr Lehrerstellen, multiprofessionelle Teams – ist es das, was die Politik tun kann, um das Thema Handschreiben stärker zu fördern oder gibt es noch mehr, Herr Beckmann?
Beckmann: Einen Aspekt würde ich noch ergänzen: Auch in der Lehrerausbildung sollte das Bewusstsein für die Bedeutung des Handschreibens stärker in den Vordergrund gestellt werden – gerade im Hinblick auf die große Diskussion zur Digitalisierung. Der momentane Hype vermittelt schnell den Eindruck, dass die Einführung digitaler Medien an Schulen möglichst viele Probleme lösen kann. Doch dabei darf man nicht vergessen, dass es bestimmte analoge Tätigkeiten braucht, um motorische Fähigkeiten, aber auch die Denkfähigkeit zu schulen. Analoges und digitales Lernen stehen nicht im Widerspruch, sie ergänzen sich gegenseitig.
Diaz Meyer: Das ist sehr wichtig. Im Zuge der Digitalisierung stehen immer mehr Möglichkeiten zur schriftlichen Kommunikation zur Verfügung und innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums verändern sich dadurch die individuellen Kommunikationsgewohnheiten. Wir schreiben nicht mehr wie Jahrhunderte lang zuvor ausschließlich mit dem Stift auf Papier. Doch die digitale Technik schließt das Handschreiben nicht aus. Im Gegenteil: Aktuelle technologische Entwicklungen zeigen, wie digitale Medien das Handschreiben integrieren. Da wäre zum Beispiel das interaktive Whiteboard, Augmented Paper, Tablet und Stylus Pen. Es ändert sich das Medium, aber die Handschrift wird immer noch gebraucht.
Wäre es aber nicht schlicht konsequent, auf das Handschreiben komplett zu verzichten, wenn Erwachsene jetzt schon mehr tippen als mit der Hand zu schreiben?
Diaz Meyer: Wie Herr Beckmann bereits erwähnt hat, gibt es viele wissenschaftliche Studien, die ganz eindeutig belegen, dass das Tippen am Computer das Schreiben von Hand beim Lernen nicht ersetzen kann. Von Hand zu schreiben bedeutet, dass wir charakteristische Buchstabenformen schreiben. Der damit verbundene Bewegungsablauf wird im Gehirn verarbeitet, was wiederum das Schreiben- und Lesenlernen unterstützt. Schreibanfänger können etwa Buchstaben, die sie mit der Hand zu schreiben gelernt haben, besser erkennen. Beim Tippen handelt es sich dagegen immer um die gleiche Bewegung, egal ob ich ein A, ein S oder ein B drücke.
Beckmann: In der Pädagogik gibt es den Spruch „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ – und das passiert beim Handschreiben. Der Kern der Sache ist zu erkennen, dass wir das Handschreiben erhalten müssen, weil damit der Erwerb bestimmter Fähigkeiten verbunden ist, die nicht verloren gehen dürfen.
Frau Diaz Meyer, woran können Eltern erkennen, ob ihr Kind vielleicht versteckte Schwierigkeiten mit dem Handschreiben hat, obwohl es doch eine schöne Schrift hervorbringt?
Diaz Meyer: Wichtig ist in erster Linie nicht eine schöne Schrift, sondern dass ein Kind flüssig und lesbar schreiben kann. Eltern können dies in der Schule oder auch schon im Kindergarten mit der SMI-KompetenzSpinne überprüfen lassen, dem ganzheitlichen Beobachtungsinstrument, das das Schreibmotorik Institut entwickelt hat. Zu den Aspekten, die dabei beobachtet werden, gehören zum Beispiel die Bewegungen, die die Finger und das Handgelenk beim Schreiben machen, ob sie etwa verkrampfen, die Hand-Augen-Koordination, die Konzentration und Motivation des Kindes. Mit diesen Informationen können pädagogische Fachkräfte Probleme beim Handschreiben entdecken, auf die Ursachen dieser schließen und gemeinsam mit den Eltern durch gezielte Übungen Verbesserungen herbeiführen.
Zu den Ursachen der Probleme beim Handschreiben, Herr Beckmann: Ist es nicht auch so, dass heutzutage mehr Kinder mit motorischen Defiziten in die Grundschulen kommen als früher?
Beckmann: Das beobachten wir tatsächlich. Neben den motorischen Defiziten beobachten wir aber auch zunehmend Aufmerksamkeitsdefizite. Hier geht es darum, die Kinder zu motivieren, ihnen deutlich zu machen, dass es sich lohnt und dass auf sie ein Erfolgserlebnis wartet, wenn sie sich auch den Aufgaben stellen, die ihnen zunächst schwer fallen.
Diaz Meyer: Diese Probleme mit dem Handschreiben – das will ich noch abschließend anmerken – gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Denn trotz flächendeckender Schulpflicht verfügen 20 Prozent der Jugendlichen und etwa 75 Millionen Erwachsene in Europa nur über unzureichende Lese- und Schreibfertigkeiten. Deshalb fordert die Europäische Kommission einzelne Länder dringend zum Handeln auf.
Udo Beckmann und Dr. Marianela Diaz Meyer appellieren an Lehrkräfte aller Schulformen, sich an der Online-Umfrage (Zeitaufwand: 15 Minuten) zu beteiligen, um mögliche Probleme öffentlich zu machen. Die Studie trägt den Titel STEP 2019 („Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben”). Grundschullehrkräfte und Lehrkräfte aus weiterführenden Schulen bekommen dabei verschiedene Fragen vorgelegt, um die unterschiedlichen Entwicklungsstände ihrer Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2019 veröffentlicht werden.
Hier geht es zur Umfrage: https://media.4teachers.de/step2019/
Das Interview ist ein deutliches Plädoyer für die Renaissance der Schulausgangsschrift und der Lateinischen Schrift im Anfangsunterricht des Schriftspracherwerbs.
Motorische Schreibbewegungsabläufe werden durch gezielte Schreibübungen automatisiert abgespeichert, ermöglichen eine flüssige und verbundene Schrift mit stabileren Schriftbildern und ermöglichen eine bessere Abspeicherung von Lerninhalten im Langzeitgedächtnis da mehr neuronale Regionen aktiviert werden.
Eine Vermittlung eines strukturierten Schriftspracherwerbs in Verbindung mit einer parallel dazu durchgeführten strukturierten Vermittlung des Leseerwerbs wird wohl wieder im Fokus des Anfangsunterrichts stehen, die unter direkter Einbindung der Lehrerinnen und Hilfspersonals vermittelt werden können. Es existieren erfolgreiche Leselerngänge die sich bereits beim Einsatz von Förderschülern erfolgreich eingesetzt wurden und werden. Es kann nur besser werden.
Das Interview kreist die ganze Zeit allein um das Schreiben mit der Hand, es geht gar nicht um die Schrift selbst. Motorische Schreibbewegungsabläufe braucht man für alle Handschriften und alle Schriftarten, selbst für die Druckschrift.
Zudem schließen sich eine strukturierte Vermittlung von Inhalten und der Einsatz einer bestimmten Schriftart nicht aus.
Was aber deutlich gesagt wird: Kinder kommen mit anderen Voraussetzungen als früher und bräuchten gezielte Förderung.
Und es wird auf eine Schönschreib-Stunde verwiesen, die es tatsächlich früher in manchen BL gab, die aber gestrichen wurde. Wer fordert, dass bestimmte Inhalte mehr Zeit erhalten, braucht ein alternatives Angebot, welche Inhalte in der Grundschule gestrichen werden sollen.
Zur beworbenen Studie gab es bereits einen Beitrag, unter dem ich darauf verwiesen hatte, wie diese und eine vorherige Studie durch das genannte Institut lanciert werden und dass auf diese Weise die Ergebnisse beeinflussbar sind. Eine saubere Studie sieht anders aus.
Um es einmal vorsichtig auszudrücken, Kinder haben zu allen Zeiten in unterschiedlichem Maße eine gezielte Förderung im Schriftspracherwerb erhalten, was aber auch bei der Vermittlung einer verbundenen Schrift im Anfangsunterricht eine intensivere, mehr begleitende Tätigkeit der Lehrerinnen erfordert.
Flüssige Bewegungsabläufe ohne ein Absetzen des Stiftes gelingen in Verbindung mit der Abspeicherung des Bewegungsablaufes eben nur bei verbundenen Schriftarten, wobei ich die VA auf Grund des krakeligen und hakeligen Schriftbildes als Folge der Aufhängung an einer gedachten Mittellinie nicht dem Erlernen eines einheitlichen Schriftbildes förderlich ist.
“halte” statt ist am Satzende
“Um es einmal vorsichtig auszudrücken, Kinder haben zu allen Zeiten in unterschiedlichem Maße eine gezielte Förderung im Schriftspracherwerb erhalten”
So ist es heute auch, allerdings kommen Kinder heutzutage mit anderen Voraussetzungen.
Im übrigen geht es bei dieser Umfrage noch immer nicht um die Schriftart, sondern um Hand versus PC.
Das hört sich aber bei Frau Diaz Meier anders an, denn nach deren Aussage sollen Kinder flüssig und lesbar schreiben, was man von einer Druckschrift nicht erwarten kann, denn da ist lediglich die Tinte noch flüssig. Und weiter sagt sie, kann das Tippen am Computer das Schreiben nicht ersetzen.
Ich sehe hier täglich die überwiegenden, unverbundenen Schriftproben jüngerer Mitarbeiter unter 25 Jahren, die zumeist eine eigene Druckschrift ohne ein einheitliches Schriftbild und ohne die Einhaltung der Grundlinie abliefern. Die hassen das Schreiben, weil es ihnen schwerfällt und beschränken ihre Ausführungen auf das Mindeste. Das ist eben NRW.
Jeder Buchstabe ist individuell verschieden, mehr oder weniger gemalt ohne einen gleichförmigen Schrifttyp und entsprechend schwer zu erlesen.
Die untersuchten Berufsgruppen umfassen den Rettungsdienst und das Pflegepersonal.
Hinzu kommen die vielen Fehler mit falschen Graphemen etc.
Kinder kamen zu allen Zeiten seit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schulen, erst recht im 19. Jahrhundert.
Aus diesen unterschiedlichen Voraussetzungen die Methoden abzuleiten ist schon sehr verwegen.
Es ist zu einzufordern wissenschaftlich in großen Vergleichsstudien zu untersuchen, welche Methoden unter der Einbeziehung großer Schülergruppen, sich für diese als effektiv im Lernverhalten herausstellen.
Den geistigen Vordenkern um Brügelmann ging es aber immer nur darum, althergebrachte Methoden zu deskreditieren und zurückzudrängen, da man mit diesen, auf Grund eigener negativer Erfahrungen in der Jugend, mit dem viel zitierten Nürnberger Trichter gleichsetzte und autoritären Erziehungsmethoden verband.
Stellt sich die Frage, warum Menschen mit schlechtem Schriftbild in medizinische Berufe gehen. Den Ruf haben Ärzte seit Langem, z.B. aufgegriffen unter http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/handschriften-zum-gruseln-junge-wie-du-wieder-schreibst-a-736490.html
Oder haben sich gar die schriftlichen Anforderungen an Ärzte in den letzten 100 Jahren geändert?
Ob manche Ärzte aus eigener Erfahrung heraus unterstützende Therapien für Kinder ablehnen – weil man es trotz schlechter Handschrift schaffen kann oder weil Kinder nicht zusätzlich mit Übungen belastet werden sollen, wenn doch die Handschrift nicht für die Leistungen bestimmend ist?
Wie verträgt sich die fehlende Handmotorik mit den sonstigen Aufgaben?
Unter welchen Bedingungen sind die von Ihnen beobachteten jungen Menschen unter 25 Jahren zur Schule gegangen, welchen Unterricht hatten sie, welche Schriften und Methoden wurden in den letzten 12 Jahren Schulpflicht angewandt?
Allen gemeinsam ist aber, dass sie von Beginn an mit der Hand geschrieben haben. Genau darum geht es in dieser Studie.
Und allen gemeinsam ist offenbar, dass sie eine persönliche Handschrift ausgebildet haben, die nicht einer Ausgangsschrift gleicht.
P.S.:Um Methoden geht es in der Umfrage nicht, aber offenbar erkennen Sie ja an, dass es mit alhergebrachten Methoden negative Erfahrungen gab, weshalb man sich um Änderung bemühte. Die schlechten Handschriften früherer Jahre könnten auch ein Grund sein.
Außerdem wird gefordert mindestens eine Wochenstunde mit schreibmotorische Übungen auszufüllen.
Das entspräche den Schönschreibstunden , von denen es in den 80er Jahren in NRW-Grundschulen noch 2 Stunden pro Woche gab. Es geht um das systematische Einüben verbundener Schrifttypen und nicht um das Einüben einer KEILSCHRIFT unter einer einübenden Verschleifung karolingischer Minuskeln, die der Schüler dann auch noch selbständig verbinden soll, dieses aus eigenem Antrieb heraus, um einer scheinbare Kreativität willen, eigene Handschrifttypen zu entwickeln. Wie derartige Versuche ausgehen sieht man an den Ergebnissen, und wir brauchen keine weiteren Experimente, die sofort der Ernstfall werden, ohne dass großangelegte und unabhängige Feldversuche vorher ausgeführt wurden.
“Schlechte Handschriften früherer Jahre”? Sie sollten sich mal die sogenannten Poesiealben von vor Jahrzehnten im Vergleich zu den heutigen Freundschaftsalben angucken, Palim. Sie waren Schmuckstücke an Schriftbild und Sauberkeit im Vergleich zu den heutigen Krakeleien und Schmuddeleien.
Manchmal habe ich den Eindruck, Sie kennen die frühere Zeit nur aus unzutreffenden oder unzureichenden Schilderungen. So werden ständig Reformen gerechtfertigt, auch wenn sie ziemlich unüberlegt, aber reichlich begründet mit eindrucksvollen Phrasen und falschen Behauptungen durchgezogen werden.
Ärzte lehnen nicht grundsätzlich Therapien für Kinder ab, weil sie von deren Wirkung nicht überzeugt wären, sondern weil diese bei einer Überschreitung ihres Budgets von den Krankenkassen in Regress genommen werden.
Meine Handschrift ist gut lesbar, auch bei einer schnellen Schreibfrequenz, wenn ich bei Fortbildungen im Dunkeln mir meine Aufzeichnungen auf den Schreibblöcken mache.
Im übrigen müssen wir inzwischen fast alles im Computer an der Tastatur oder auf vorgedruckten Formularen ankreuzen oder ausfüllen in Verbindung mit individuellen Anmerkungen zur Aufklärung, damit diese juristisch glaubhaft ist.
Mit anderen Worten, wichtiges kann man lesen unter der Reinhaltung der Grundlinie mit gleichförmigen Einzelbuchstaben, die immer sehr einheitlich aussehen.
Leider kann ich nicht keine stenographieren .
Wenn ich mir die Handschriften der Generation meiner Eltern ansehe, so erkenne ich einen sehr einheitlichen Schrifttyp, der auch beim Vergleich zwischen den Schriften verschiedener Personen vorhanden ist.
Noch weiter ausgereift ist aber erst die Schrift bei den heute Neunzigjährigen, die trotz ihres hohen Alters noch eine sehr gut ausgebildete Handschrift haben, obwohl diese von Erkrankungen betroffen sind, die das Nervensystem negativ beeinflussen.
@Palim
Die Aufzeichnungen meiner Kollegen auf den Protokollen, auch der arabischen, polnischen, russischen und rumänischen Kollegen, sehen anders aus, als die abgebildeten, und diese sind allesamt gut lesbar, sonst gäbe es Ärger.
Dieses Gekrakel entspricht dem der beschriebenen Berufsgruppen.
Zur Unterstützung der Ausführungen von Papa 51 oben. Hier stehen einige praktische Proben von originalen alten Handschriften:
https://www.bing.com/images/search?q=Handschrift+kaiserzeit&qpvt=Handschrift+kaiserzeit&FORM=IGRE
Vieles sieht von der Form der Buchstaben sehr sauber aus und ist für uns heute nur deshalb nicht gut lesbar, weil die Schrift eine andere ist als heute gebräuchlich.
@Cavalieri
Die Schreibproben sind nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für eine eigene Handschrift, die sich aus den benannten Schreibarten der Lateinischen und der Schulausgangsschrift noch entwickelt.
Außerdem steht diese Zeit für ein unterwürfiges Gottesgnadentum einer absolutistischen Monarchie mit militärischem Drill, Prügelstrafe , in der Ecke Stehen und nicht reflektierendes Pauken von vorgegebenen Lerninhalten.
Derartiges kann niemals ein Vorbild sein.
AvL: Was soll denn die Politik mit der Schrift zu tun haben? Meinen Sie “Diktatur = sauber schreiben, Demokratie gleich krakeln” ? Natürlich ging man früher nicht von der lateinischen Schrift aus, sondern von einer deutschen. Es geht um die prinzipielle Beherrschung der Schreibschrift auch durch einfache Leute ohne Abitur. Und in der Weimarer Republik war das auch nicht anders, einige Schreibproben stammen aus dieser Zeit (das sehen Sie an den Briefmarken auf den Postkarten). Heute wird gekrakelt, dass man denkt, da hat sich jemand die Hand verletzt und schreibt mit einem Verband. Sie haben das doch selbst oben angemerkt.
Die Schreibschrift halte ich auch nicht für einen “Lehrinhalt”. Heute wäre das wohl als “Kompetenz” einzustufen. Als Vorbild habe ich den Link auch gar nicht gesehen, sondern als Vertiefung des Arguments von Papa 51 oben.
@Cavalieri
Das krakelige Schriftbild von Schülern hängt einerseits mit der Wahl der zu erlernenden verbundenen Schreibschrift zusammen, wie etwa der schwieriger zu erlernenden Schreibschrift der “Vereinfachten” Ausgangsschrift VA, deren Buchstaben an einer gedachten Mittellinie aufgehängt sind , sowie mit deren vielen unrunden Querstrichen und Verbindungslinien der Buchstaben .
Damit gelingt es schwerer einen verbundenen Schreibfluss im Wort herzustellen, weil umgesetzt werden muss und eckige Gegenbewegungen ausgeführt werden müssen, um die Buchstaben miteinander zu verbinden.
Aber auch einer verminderte Schreibleistung durch die fehlende Übung wird ein Grund für fehlende Schreibleistungen sein.
Hinzu kommt die verminderte Konzentrationsfähigkeit einer durch Computerspiele und Handyspiele mit sehr kurzen Konzentrationsspannen zum Erfolg verwöhnten Generation, die zudem noch durch unkritischen Fernsehkonsum in ihrer Aufmerksamkeitsspanne stark eingeschränkt ist.
Damit lassen sich auch längere Übungsphasen der Schüler schwerer bei diesen vermitteln .
Die Haltung des Schreibstiftes auf dem Photo unter dem Artikel verdeutlicht ein weiteres Problem der Ausbildung einer lesbaren Schrift. Bei einer derartigen Stifthaltung ist es nahezu unmöglich runde Bewegungsabläufe auf dem Papier, der Tafel oder einem neueren Tablett auszuführen.
Dass die VA schwieriger zu erlernen sei, ich Ihre Behauptung. Andere sagen und schreiben, dass es einfacher ist, gerade weil JEDER Buchstabe am gleichen Punkt, nämlich der Mittellinie, beginnt und man anders als bei der LA und SAS keine Buchstabenverbindungen gesondert üben muss, wie z.B. bei den nachfolgenden Buchstaben von r, b oder o.
Die Haltung des Schreibstiftes ist etwas, das offenbar vielen nicht bewusst und nicht wichtig ist, aber auch bei Erwachsenen zu beobachten ist. Die Stifthaltung wird in die Schule mitgebracht und inzwischen muss man sie bei sehr vielen SuS immer wieder korrigieren.
Die Beobachtungen zur “verwöhnten Generation” teile ich, wobei ich dies nicht allein auf die Nutzung von Handy und Fernsehen, sondern auch auf den Umgang mit den Kindern selbst beziehen würde. Warten, Üben, Anstrengen, bei einer Tätigkeit bleiben sowie Durchhalten sind alles Fähigkeiten, die zu Beginn des 1. Schuljahres mit sehr vielen Kindern geübt werden müssen. Das hat jedoch sicherlich auch etwas mit der Zusammensetzung der Schülerschaft und dem Einzugsgebiet zu tun.
@Palim
Die Begriffsbezeichnung “Vereinfachte Ausgangsschrift” ist irreführend und suggeriert ein einfacheres Erlernen einer verbundenen Schreibschrift, was aber tatsächlich erschwert wird, da die kleinen Buchstaben an der gedachten , nicht vorhanden Mittellinie aufgehängt sind . Im Internet sind bei der Eingabe der Schrifttypen die Schriften, ihre Aufhängung und typische Schriftproben abgebildet zu finden.
Es ist auch zu beobachten , dass mehr und mehr Schulen zu einer der grundlinienorientierten Schreibschrift zurückkehren.
Wir sind von der VA auf die SAS umgestiegen. Das war ein guter Entschluss. Das Schriftbild ist insgesamt besser.
Allerdings hätte ich gerne eine 3. Schrift. 😉
Das kleine z, das kleine t, die i und Umlaut- Punkte würde ich gerne von der VA übernehmen.
Bei der SAS stören mich also die i- Striche, die unordentlich wirken, da sie ungleich geschrieben werden und das undeutliche z (ist auch bei der LA so), das doch flüssiger in der VA geschrieben wurde. Die Schleife beim t ist bei der SAS ungewöhnlich.
Da aber die SAS grundsätzlich von unten ansetzt und schöne runde kleine m, n, und e fabriziert, würde ich die SAS immer bevorzugen. Bei der VA kommen die m, n immer eckig und unflüssig heraus und außerdem bekommen die Schüler das kleine “Köpfchen – e” bei der VA oft nicht richtig hin, sodass es wie ein a aussieht.
Die kleinen Buchstaben sind bei der SAS der LA sehr ähnlich oder gleich. Bei den großen Buchstaben ähneln sich VA und SAS. Die LA fällt durch ihre exklusiven, komplizierten großen Buchstaben auf.
LA: lateinische Ausgangsschrift – war in Westdeutschland lange üblich
VA: vereinfachte Ausgangsschrift – Nachfolger der LA in vielen Bundesländern
SAS: Schulausgangsschrift – kommt aus Ostdeutschland
@AvL
Die “Vereinfachte Ausgangsschrift” heißt deswegen so, weil die Buchstaben im Vergleich zur LA vereinfacht und eher der Druckschrift angeglichen wurden. Deswegen ist der Begriff schon gerechtfertigt.
Frau Prof. Sigrun Richter(Uni Regensburg) und Herr Prof. Wilhelm Topsch (Uni Oldenburg) haben sich umfassend mit der VA auseinandergesetzt. Topsch hat sich mit Grünewalds VA in seinem Buch “Das Ende einer Legende”auseinandergesetzt, wobei Topsch Grünewald systematische Fehler bei der Zusammenstellung der Gruppen nachwies. Es existieren eigentlich gar keine Vorteile der VA gegenüber der Lateinischen Ausgangsschrift.
Und was die Lesbarkeit und Schreibfluss betrifft bewirkt die VA ihr übriges in einem Exzess an Krakeleien und gegenläufigen Bewegungen mit der Trennung des Großbuchstaben-Anlautes vom restlichen Wort, Überspreizungen des kleinen t, hakelige Gegenbewegungen beim kleinen e und vielem mehr.
Angeglichen sind zwar die Großbuchstaben an die Großbuchstaben der Druckschrift, allerdings wird jede Schrift und ihr Schriftbild von den Kleinbuchstaben bestimmt , da diese den überwiegenden Anteil der Buchstaben aller Wörter bilden.
Und da ergeben sich für die Schreibnovizen erhebliche Probleme bei der Umsetzung der VA gegenüber anderen Schriftarten.
Gut recherchiert ist ein Vergleich beider Schrifttypen unter https://wwwhanschrift-schreibschrift.de/defizite-der-Verinfachten -Ausgangsschrift
Die Internetseite heißt https://www.handschrift-schreibschrift.de/defizite-der
@ysnp
Das ist die Internetseite der Frau Schulte -Brüning, einer Lehrerin an einer Gesamtschule in Hamm (Westfalen), die allerdings sehr viel valide Informationen über die Auswirkungen experimenteller Methoden liefert , die ohne Feldversuche zum Ernstfall werden und wurden.
Danke für die Seite. Das sind interessante Beobachtungen und Thesen. Die eine oder andere Schlussfolgerung kann ich allerdings nicht unterschreiben. Das Problem, dass das Köpfchen – e nicht zugemacht wurde und kaum zu erkennen war, hatte ich in meiner vorletzten Klasse bei einem Schüler.
Ich unterrichtete bis ca. 1999 in LA, danach bis Mitte 2016 VA, ab 2016/17 SAS.
Zu den Schriftproben, die man dort sieht: So ungleichmäßig hat kaum einer meiner Schüler in der VA geschrieben, allerdings waren bei manchen die Buchstabenverbindungen schon sehr grenzwertig. Ich ließ und lasse Druckschrift in der Regel nicht zu, höchstens einmal, wenn sie als gestalterisches Element eingesetzt werden soll. Genug Übung im Schreiben – was den Umfang betrifft – haben bei uns die Grundschüler, wenn sie die 4. Klasse verlassen. An mangelnden Schreibmöglichkeiten liegt es also nicht. Ich stellte bei der VA fest, dass diese viel zu schnell zu schnellem Schreiben verleitet und dadurch die Buchstabenverbindungen nicht sorgfältig genug ausgeführt werden und dadurch unsauber bis verwechselbar aussehen. Das ist für mich der Hauptgrund mit den oben genannten Buchstaben und dem Ansatz an der Mittellinie, dass die VA letztendlich ungünstig ist. Interessanterweise gab es bei der VA am Anfang des 3. Schuljahrs mehr Kinder, die bei Buchstabenverbindungen unsicher waren bzw. diese sich falsch angewöhnt hatten wie jetzt bei der SAS. Es gab aber auch Kinder, die die VA sehr schön und leserlich schrieben.
Grundsätzlich ist das Bedürfnis, Druckschrift schreiben zu dürfen, bei den Kindern immer da, auch jetzt bei der SAS. Ich denke, dass das etwas damit zu tun hat, dass sie bei der Druckschrift absetzen können und damit die Hand entspannen können.
Das Problem der richtigen Stifthaltung zieht sich bei einigen durch. Wenn eine Umstellung im 1./2. Schuljahr nicht klappt (falsch angewöhnt vom Kindergarten), dann klappt es nur noch sehr selten im 3./4. Schuljahr bzw. ist sehr mühsam für die Kinder. Sie behaupten, sie können anders besser schreiben – oft gibt ihnen ihre Schrift recht – da sind teilweise auch Schönschreiber darunter bzw. habe ich keine Korrelation zwischen falscher Stifthaltung und dem Endprodukt Schrift feststellen können. Die falsche Stifthaltung ist/war bei allen Schriften beobachtbar.
Ein Ziel am Ende der Grundschulzeit ist eine gut lesbare verbundene Handschrift ist, die Schüler in die Lage versetzt eigenschriftliche Gedanken schnell zu Papier zu bringen, erarbeitete Inhalte reflektierend niederzuschreiben hilft und zum Abspeichern erlernter Inhalte beitragen soll.
Wie erreicht man dieses Ziel ?
Die zur Zeit vorherrschende Praxis besteht darin den Kindern mit Hilfe von Anlaut-Tabellen in der ersten Klasse aufzutragen, sich eigenstständig, über die Verknüpfung des Erlernens von Lesen und Schreiben, die Laut- Schriftbeziehung zu erarbeiten.
Dies gelingt nachhaltig fehlerhaft.
Es darf später wieder umgelernt werden.
Ein Umlernen erfordert aber auch sehr viel mehr Anstrengung als Dinge sich von vornherein richtig anzueignen.
Gleichzeitig erlernen die Schüler eine falsche Betonung der Vokale, angefangen mit der sprachlichen Bevorzugung von Langvokalen und der deutschen Sprache nicht zugehörigen Lautüberbetonungen, sowie der Vernachlässigung des Schwa-Lautes e in der Endsilbe.
Entspricht dieses Vorgehen einer strukturierten und zielorientierten Hinführung zum Lese-und Schrifterwerb ?
Wohl kaum und wer anderes sagt, hat anderes im Sinn, es wird der Lernweg zum Ziel erklärt, verbunden mit ständigem Umlernen.
Das Ziel sollte die zielorientierte Heranführung an eine verbundene Schreibschrift sein.
Wie wird aber vorgegangen.?
Zuerst lernt man die Druckschrift, weil diese einen optisch hohem Wiedererkennungswert hat. Klingt logisch, ist auf die schreibmotorische Umsetzung bezogen aber falsch, denn
eckige Formen und gerade strecken einheitlich umzusetzen, fällt dem Menschen schwerer als runde Formen in ihrem Bewegungsablauf zu erlernen, um ein einheitliches und gleichförmiges Schriftbild zu erzeugen.
Außerdem verlaufen die Bewegungungen zur Ausführung der Druckschrift von oben nach unten und bei den kleinen Buchstaben von rechts nach links gegen die Schreibrichtung.
In der zweiten Klasse darf dann wieder umgelernt werden.
Dieses mal erlernt man eine verbundene Schreibschrift, die andere Verlaufsformen hat und sollte es die VA sein, die ihre überwiegende Zahl an Buchstaben in einem Wort an der später nicht mehr vorhandenen Mittellinie aufhängt.
Da wird es dann nach der dritten Klase noch einmal interessant, wenn diese Mittellinie wegfällt und die Bewegungsabläufe dieser sehr hakeligen Schrift im Bewegungsablauf der Schüler noch nicht richtig fixiert sind.
“Motorische Schreibbewegungsabläufe braucht man für alle Handschriften und alle Schriftarten, selbst für die Druckschrift.”
Aber die Druckschriftbefürworter haben noch nicht die “Gretchenfrage” beantwortet, ob die Druckschrift ein flüssiges Schreiben in angemessenem Tempo ermöglicht oder unterstützt (wenigstens so wie die Schreibschrift). Ich denke, wer Druckschrift schnell schreiben will, wird notgedrungen die Form der Buchstaben verändern. Das ist dann vielleicht individuell, aber nicht unbedingt gut lesbar. Und ob es gut aussieht, ist auch die Frage. Siehe auch AvL um 22:25 Uhr.
Die “Druckschriftbefürworter” starten mit der Druckschrift in Klasse 1 und entwickeln diese in den nachfolgenden Jahren zu einer verbundenen Schrift. Dazu gehört auch, dass die Buchstaben verändert, da miteinander verbunden werden.
Die Gretchenfrage wäre dann, ob es in diesen und späteren Jahren einen Vorteil für eine Handschrift gibt, wenn sie aus einer in der Form absolut festgelegten Ausgangsschrift entwickelt wird, oder ob diejenigen mit einer aus einer Druckschrift entwicklten Handschrift ebenso schnell, gut und leserlich schreiben können.
In diesem Zusammenhang wüsste ich auch gerne, warum die SuS in der SekI häufig zur Druckschrift zurückkehren und diese nutzen, wo doch die Texte in der SekI länger und das Schreibtempo weiter beschleunigt werden (müssten). Wie entwickeln sich die Handschriften dieser SuS und wie sind die Handschriften derjenigen, die nach der Grundschule nicht drucken, sondern ihre Handschrift aus einer der Ausgangsschriften heraus weiterentwickeln.
Palim: Hat man wirklich einfach so ein Druckschrift eingeführt in der Hoffnung, die Kinder mögen daraus eine flüssige, verbundene und lesbare Schrift selbst (!) entwickeln? Ob das vielleicht eine Überforderung ist? Und Ihre Gretchenfrage ist gar nicht beantwortet? Warum macht man nicht erstmal einen Schulversuch damit und untersucht genau diese Punkte, also ob das so möglich ist, wie die Auswirkungen auch in der Sek I sind usw.? Ich habe den Eindruck, da wollen einige Leute als Kapitän ein Schiff lenken und wissen im Nebel gar nicht, wohin sie fahren wollen. Aber der Kurs muss unbedingt geändert werden, darauf bestehen sie.
Hat man nicht.
Man hat ohnehin zuvor mit Druckschrift begonnen und DANACH, sozusagen als 2. Schrift, eine der Ausgangs-Schreibschriften eingeübt, die für Kinder in dem Alter einer komplett anderen Schrift gleichkommt, die sie neu schreiben und lesen lernen müssen, weil viele Buchstaben nicht denen der Druckschrift gleichen und Kinder im 1. oder Anfang des 2. Schuljahres auch häufig noch keine sicheren Leser sind.
Die Umstellung darauf, nicht mehr nur mit der Schreibschrift zu beginnen und diese auch zu lesen oder parallel Druckschrift zu lesen, sondern vor der Schreibschrift zunächst oder parallel eine Druckschrift einzusetzen, erfolgte sicher nicht überall gleichzeitig, hier war es in den 80ern. Nach der Druckschrift erfolgte dann der Einsatz der LA, später in manchen Schulen der VA.
Mit der Grundschrift hat man eine „rundere“ Druckschrift, die zu einer Schreibschrift (im Sinne einer in Teilen verbundenen Handschrift) weiterentwickelt wird. Es gibt Lehrkräfte, die dazu Karteien einsetzen, auf denen unterschiedliche Möglichkeiten, wie die Buchstaben zu Schreibschriftbuchstaben verändert und in der Verbindung im Wort angepasst werden können, gezeigt werden. Die Kinder probieren Möglichkeiten aus und wählen, z.B. in Schreibgesprächen über die Schrift und die Lesbarkeit, die für sie bessere Variante aus.
Ebenso gibt es auch Arbeitshefte, in denen Buchstabenverbindungen trainiert werden, ähnlich zu den Arbeitsheften, die man zum Erlernen der LA, VA oder SAS einsetzen kann.
Merkwürdig: Ich kann mich nicht an Schreibübungen mit der Druckschrift erinnern. Wir haben in meiner Schulzeit wohl gleich die Schreibschrift kennengelernt und die Druckschrift später nebenbei (außer Großbuchstaben, die gab’s vielleicht vorher, aber nicht zum flüssigen Schreiben). An eine aufgerollte Tafel mit der Schreibschrift (LA) kann ich mich gut erinnern, an eine mit der Druckschrift nicht. Entsprechend gab es die speziell für Schreibschrift gedachten Hefte mit 4 Linien (für Ober- und Unterlängen), später dann mit zwei Linien nur noch für den Mittelteil.
Warum man Erst- und Zweitklässler zusätzlich mit der eigenen Transformation der Druckschrift in eine irgendwie geartete Schreibschrift belasten will, leuchtet mir nicht ein. Und dann sind die Ergebnisse ja wohl nicht allzu ermutigend, oder? Gilt nicht das Prinzip “was man als erstes lernt, prägt sich ein” ?
Die Internetseite https://www.handschrift-schreibschrift.de/defizite-der
liefert Antworten auf die Ursachen der verloren gegangenen verbundenen handschriftlichen Fähigkeiten der Schüler.
@cavalieri
Wer sagt denn, dass die Ergebnisse nicht ermutigend sind?
Wer bringt denn die Erfahrung und gute Ergebnisse dafür bei, dass Kinder mit heutigen Vorkenntnissen und Fähigkeiten eine gute Handschrift entwickeln, wenn gleich zu Beginn LA geschrieben würde, ohne auf andere Aufgaben des Deutschunterrichts nach heutigen Kompetenzanforderungen zu verzichen?
Aus welchen Gründen hat man in den 80ern die Druckschrift als erste Schrift eingesetzt und warum sind diese Gründe heute nicht mehr sinnvoll oder vorrangig?
Wie kommt es, dass man 30 Jahre später zu dem vergangenen zurückkehren möchte und dies als Optimum darstellt, während es vor 30 Jahren offenbar nicht optimal erschien, sondern Änderungen erzeugte?
“nicht ermutigend”
Ich denke, das überall zu beobachtende “Krakeln” ist das Hauptargument, siehe auch den Link von AvL direkt darüber. Irgendwo hatte Pälzer geschrieben, seine Neuntklässler würden so langsam von der Tafel abschreiben, weil sie Druckschrift benutzen. Warum tun sie das denn?
“Warum tun sie das denn?”
Das ist eine gute Frage, auf die es viele Antworten geben kann.
Die Druckschrift hat man in den 80er Jahren eingeführt, weil man andere Lernwege des eigen initiativen Schreibens und Lesens einführen wollte und dies auch so umsetzte.
Der Leitgedanke war, dass Lesen- und Schreibenlernen natürlich Prozesse wären, wie das Erlernen des Gehen und das Erlernen des Radfahren.
Nun ist es aber so, dass die verbundenen Ausgangsschriften eine sehr viel intensivere Instruktion durch die Lehrerin benötigen als das Erlernen der eckigen Druckschrift.
Hinzu kommt, dass die Zerlegung der Wörter in die Einzelbausteine der Silben, der Buchstaben eine Voraussetzung für die vom Schüler gesteuerten Lernmethoden ist.
Silben lassen sich aber gerade als verbundene Einheit besser verschleifen, ein Ansatz, den man vermehrt wieder antrifft ,
der eine schnellere und automatisierter Umsetzung der eigenen Gedanken in die Schrift durch die Anwendung von verbundenen Silben als kleinste Spracheinheit mit ihren Regelhaftigkeiten ermöglicht.
Es existieren erhebliche Unterschiede im Schriftbild der verschiedenen Ausgangsschriften.
Während der Lateinische Ausgangsschrift und der Schulausgangsschrift immer die Grundlinie zur Verfügung steht und damit dem Schreiber sich immer eine Orientierungsmöglichkeit bietet, so sind die kleinen Buchstaben, die den Hauptteil einer Schrift ausmachen, bei der VA Vereinfachten Ausgangsschrift an einer gedachten, aber nicht vorhandenen Mittellinie, aufgehängt.
Diese Situation stellt für viele Schreibnovizen ein Problem da, so dass sich krakelige Schriftbilder ergeben, die die Schüler dazu verleiten, auf Grund frustrierender Ergebnisse, wieder auf die Druckschrift zurückzukommen.
Gemeint ist natürlich die Druckschrift als erste zu erlernende Schrift.
Palim: “Warum tun sie das denn?”
Ich denke, die einfachste Antwort wurde von AvL zwischenzeitlich schon gegeben: Die SuS greifen auf die Druckschrift zurück, die sie als erstes gelernt und mehr oder weniger intensiv eingeübt haben. Deren Transformation zu einer verbundenen und flüssigen Schreibschrift wird vielleicht mehr postuliert als realisiert. Im Zweifel greift man oft auf das zurück, was man ursprünglich mal gelernt hat.
Ich selbst habe die Druckschrift erst in späteren Schuljahren (ab 5.) überhaupt öfter angewandt. So kam ich nie in die Versuchung, sie im Zweifelsfall anstelle der Schreibschrift einzusetzen.
Wer hat wann mit der Druckschrift angefangen schreiben zu lernen müssen und auf welcher Grundlage ist dieses eingeführt worden? Der Grund ist das Dogma des eigenständigen und Schüler gesteuerten Schrift- und Leseerwerbs und rein ideologisch motiviert.
Entsprechend werden Methoden diskreditiert , die eine direkte Hinführung zu den Einzelbereichen ermöglichen, siehe Intra-Akt-Plus-Konzept und andere Methoden.
Methodenviellfalt vom Grundschulverband gefordert und gefördert?
“Druckschrift” streichen und gleich mit Schreibschrift (LAS) beginnen…..schon hat man jede Menge Zeit gewonnen.
Dem Beitrag von AvL von 12:03 kann ich nur zustimmen.
Viele ältere haben aber auch diese Schriften erlernt und später umgelernt oder waren von dieser Schrift umgeben und haben Anleihen daraus übernommen, was man in den persönlichen Schriften noch erkennen kann. Ebenso wie sich Sprache bei einem Umzug an einen Dialekt annähern kann, ist eine Veränderung bei der Beschäftigung mit unterschiedlichen Schriften auch möglich, wenn auch nicht zwingend.
Bei alten Handschriften denke ich zudem an andere Dokumente, wie z.B. Kirchbücher oder Urkunden, manchmal auch Briefe oder Noten, da zeigt sich schnell, dass die Einträge nicht immer so eindeutig und gut leserlich sind, wie man es sich wünschen würde.
Und schon immer gab es besondere Ausprägungen, in denen z.B. Elemente des Steno mit in die Handschrift übernommen wurden oder die Ausprägung so individuelle war, dass nur wenige andere sie wirklich lesen bzw. entziffern konnten, was bei manchen Schriftstücken auch gar nicht notwendig oder nicht erwünscht war.
Zum Vergleich zwischen Poesiealben und Freundschaftsbüchern: Für mich sind das zwei ganz unterschiedliche schriftliche Dinge, wie z.B. ein Protokoll oder ein auf einem einzelnen Blatt schön verfasstes Gedicht. Meinen Einkaufszettel kann man in der Regel gut lesen, aber für ein Poesiealbum wähle ich eine andere Schrift, weil ich ein anderes Ziel habe. Im Übrigen finden sich auch in alten Poesiealben neben sehr hübsch gestalteten Seiten gerne auch solche, die schrecklich aussehen, gerade weil die Schrift nicht so besonders ästhetisch wirkt oder sich der/die SchreiberIn keine Mühe geben mochte. Den Eintrag in einem Freundschaftsbuch ästhetisch ansprechend zu gestalten, kommt den meisten vermutlich gar nicht in den Sinn, da es in der Regel wie ein Formular gestaltet ist.
Zur Frage nach dem Einsatz von Computern: Es gibt eine Menge Schriftliches, das heutzutage nicht mehr von Hand verfasst wird, sondern am PC entsteht. Mitschriften und Protokolle zum Teil auch. Das ist auch einer der treffenden Punkte: An welcher Stelle sehen Kinder heutzutage, dass ein Erwachsener mehr als eine Din A4 Seite handschriftlich verfasst oder liest?
Bei der Medikation gibt es dazu Ansätze, gerade weil offenbar schlecht lesbare Rezepte zu Fehlinterpretationen geführt haben. Auch dazu gab es schon Studien, wobei die dort aufgeführten Ärzte in einem Alter sein mussten, dass sie den Unterricht genossen haben, den auch wir besuchten, sodass sie trotz gleicher Ausgangsschrift und womöglich trotz 1-2 stündiger Schönschreibstunden in der Grundschule später im Berufsleben keine leserliche Schrift aufweisen. Warum ist das so? Und warum wird dann immer betont, dass früher alle so schön und ordentlich geschrieben hätten? Woher nehmen Sie das?
“Es gibt eine Menge Schriftliches, das heutzutage nicht mehr von Hand verfasst wird, sondern am PC entsteht.”
Schreibmaschinen gibt’s schon seit 120 Jahren oder mehr, und sie waren auch fleißig in Gebrauch. Was soll der entscheidende Unterschied sein?
“Was soll der entscheidende Unterschied sein?”
Fragen Sie das im Ernst?
Bei der Schreibmaschine brauchte man ein Korrekturband oder so schöne kleine Schnipsel zum Korrigieren, die man zwischen jeden Durchschlag stecken musste, wenn man bei einer Abschrift etwas verändern wollte, und dennoch konnte man die verbesserte Stelle erkennen. Um so wichtiger war es, schnell und doch fehlerfrei Tastenschreiben zu können.
Am PC lässt sich alles immer und immer wieder verändern, verbessern, erneuern, umstellen, ergänzen, streichen, zusammenfassen, vielfach ausdrucken und dann doch wieder ändern für den nächsten Gebrauch, austauschen, anderen zur Verfügung stellen, mit Bildern ergänzen, ablegen, durchsuchen …
Eine Diskussion darum, wie sinnvoll das Tastenschreiben (10-Finger-System) bleibt oder ob es überflüssig ist, gibt es offenbar nicht. Es ist zu beobachten, dass viele Menschen dieses nicht beherrschen, ältere haben es nie erlernt, jüngere nutzen Tablet und Smartphone mit einzelnen Fingern oder gleich eine Sprach-App.
Wie viele Dokumente schreiben Sie per Hand, wie viele am PC?
Gestalten Sie Ihre Unterrichsplanung mit der Hand oder mit dem PC?
Schreiben Sie Berichte, Konzepte, Texte, die mehr als 1 Din A4-Seite Raum einnehmen, mit der Hand und/oder mit dem PC? Wobei sind Sie schneller und sicherer? Wann greifen Sie zu Stift und Papier, wann nutzen sie den Computer?
Wie sieht das bei der heutigen Elternschaft aus?
Was davon können Kinder beobachten, weil es in ihrem Umfeld geschieht?
Also erstens war die Schreibmaschine vor 120 Jahren eine neue, vielversprechende Technologie, die die Schreibstuben in den Verwaltungen revolutionierte. Alle Akten wurden künftig mit Maschine geschrieben und nicht von Hand.
Zweitens ist die Tastatur immer noch fast dieselbe beim heutigen PC. Mit 10 Fingern blind zu schreiben ist bei beidem von Vorteil, aber viele Leute nutzten und nutzen das auch ohne diese Kenntnis (“Ein-Finger-Suchsystem”). Ich habe gelernt, mit 10 Fingern blind zu schreiben. Die Bedienung der mechanischen Schreibmaschine war zudem jedem möglich auch ohne Anleitung. Heute geht es bei den Computern ohne Anleitung nicht mehr.
Drittens lieferte man schon zu meiner Schulzeit Referate, Facharbeiten, natürlich auch Examensarbeiten an der Uni in Maschinenschrift ab. Man schrieb wichtige Dinge immer weniger von Hand.
Viertens: Die Korrekturen sind ja nur bei hochoffiziellen Texten richtig wichtig, bei weniger wichtigen kann man sie auch von Hand reinschreiben. Ich denke, auch heute hat niemand was gegen eine Examensarbeit mit ein paar handschriftlichen Korrekturen, dito bei Anträgen an Behörden usw.
Fünftens (und besonders wichtig): Damals hat niemand gesagt, die Kinder müssten nicht mehr von Hand schreiben lernen, weil es Schreibmaschinen gibt. Heute wird diese Forderung viel eher mal erhoben.
Bevor man aber mit dem PC oder der Schreibmaschine flüssig Texte verfasst, ist es erforderlich, dass man handschriftlich Texte frei verfassen kann.
Dies erfordert aber auch eine gewisse Sicherheit in der eigenen Schreibautomatik und die Entwicklung eines gut zu lesenden Schriftbildes herauszubilden, um nicht durch gehäufte Fehler und unleserliche Schriftbilder gehemmt zu werden, deren Schriftverlauf von der Grundlinie abweicht und unterschiedlich gestaltete Einzelbuchstaben hervorbringt, bei denen man sich von Buchstabe zu Buchstabe hangeln muss und somit die Lust am Schreiben schließlich verliert.
Es mangelt diesen Schülern schließlich am eigentlichen Handwerkszeug des handschriftlichen Schreibens, weil man es nicht in der verbundenen Form von Anfang an lernte sondern die Wörter auflautierend und falsch zu verschriftlichen lernte.
Der Umstieg von der verbunden Schreibschrift auf die Druckschrift erfordert kein weiteres Einüben. Man erlernte die Druckbuchstaben beim Erlernen des Lesens.
Das beweisen all die Generationen, welche ohne Probleme selbst diesen Wechsel von der verbundenen Schreibschrift auf die Druckschrift ohne Probleme vollziehen konnten.
Ein optische Erfassen vorgegebener geometrischer Formen als Buchstaben erfolgt relativ einfach, dessen gleichförmige und gleichgestaltete manuelle Umsetzung durch den Schreibnovizen dagegen gestaltet sich dagegen deutlich schwieriger als das Zeichnen runder Formen der Buchstaben.
Es fällt einem leichter Kurven und Schnörkel zu schreiben als geometrisch einheitliche Formen und auch gelingt der flüssige Übergang zu anderen Buchstaben einfacher, als wenn man es später wieder umlernen und einüben muss.
Aus der Neurophysiologie weiß man das ein Umlernen viel schwieriger ist als etwas von vornherein richtig zu lernen.
Deshalb sind es auch schwierige Versuche, jemanden von der Druckschrift dann in der 2. Klasse auf einen vollkommen anderen Schrifttyp umzustellen.
Daran werden die meisten Schüler scheitern, weil die Bewegungsabläufe in der Druckschrift von oben nach unten verlaufen, während in der Schreibschrift die Bewegung von unten nach oben verläuft, bei der Lateinischen Schrift und der Schulausgangsschrift immer zur Orientierung an der Grundlinie entlang.
@cavalieri
Der Unterschied liegt heute vielleicht eher darin, dass Kinder und Jugendliche immer weniger einen Computerarbeitsplatz sichten, sondern auf dem Tablet oder Smartphone tippen.
Gleiches gilt für das Schreiben mit 10-Finger-System.
Die Nutzung eines PCs ist dabei für ein einfaches Schriftstück nicht so kompliziert, dass es nicht jeder in kürzester Zeit erlernen könnte, zumal dies in den Schulen durchaus aufgegriffen wird.
Ein Referat oder eine Hausarbeit handschriftlich zu verbessern, wäre mir nicht im Traum eingefallen, eher hätte ich die Einzelseite ersetzt.
Um den Vergleich, ob mit der Hand oder mit dem PC geschrieben wird, geht es bei der Umfrage. Die Diskussion dreht sich zwar wieder um verschieden Methoden und vor allem Ausgangsschriften, danach wird aber gar nicht gefragt, sondern allgemein nach dem Schreiben mit der Hand gegenüber dem Schreiben mit technischen Hilfsmitteln.
Dies allerdings nicht als neutrale Umfrage, sondern grundsätzlich eingebettet dahinein, dass von Problemen bei der Handschrift gesprochen wird, suggestive Fragestellung inbegriffen. Ob die Umfrage wohl gleiche Ergebnisse bringen würde, wenn man die Links in anderen Artikeln verbreitet und die Fragestellung weitaus neutraler oder positiver formuliert hätte?
Gerade die so vom Grundschulverband geforderte Individualität, hier die Entwicklung einer automatisierten, individuellen und einheitlichen Handschrift, leidet unter der primären eigenständigen Vermittlung der Druckschrift, sowie nachfolgend auch noch unter der Einführung der Vereinfachten Ausgangsschrift VA, die mehr die Eigenschaften einer Druckschrift hat.
Das führt dazu, dass nur noch ein Bruchteil der Schüler flüssig und lesbar schreibend eigene Gedanken zu Papier zu bringen.
Der überwiegende Teil der Schüler verbleibt ab der fünften Klasse bei der Einheitsschrift der Druckschrift (siehe dazu die Untersuchungen der Frau Anna Maria Schulze-Brüning an Hammer Schulen).
Es wird doch immer von ernsthaften Leuten behauptet, das Schreiben mit der Hand habe einen Bildungswert an sich, und schon deswegen müsse es in der GS erlernt werden. Denselben Bildungswert hat man dem Maschineschreiben nie beigemessen. Sonst hätte man ja wohl auch mal das Erlernen des 10-Finger-Systems als Bildungsziel begreifen und entsprechend umsetzen müssen. Ebenso behauptet niemand, das Tippen in den Computer habe einen Bildungswert an sich, man spricht nur allgemein von Medienkompetenz und der Nutzung digitaler Geräte.
Man denke auch mal an die mögliche Abhängigkeit von diesen Geräten: Wenn es eine Störung gibt, dann ist man hilflos und kann nicht mal mehr den Erhalt eines Geldbetrags quittieren oder einen Termin in eine Liste eintragen. Von einem gebildeten Menschen darf man erwarten, dass er ohne Probleme und in angemessenem Tempo mit der Hand schreiben kann. Zu der geplanten Abschaffung in Finnland heißt es hier mit leicht spöttischem Unterton:
“Erst wird die verbundene Schreibschrift zur unzumutbar komplizierten oder schlicht entbehrlichen Technik erklärt, dann entweder vereinfacht oder durch handgeschriebene Druckbuchstaben nach dem Vorbild der Tastatur ersetzt. Von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt ganz fort von Hand, Papier und Stift und hin zum digitalen Schreiben allein.”
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/finnland-ohne-schreibschrift-schreibst-du-noch-oder-tippst-du-schon-13368180.html
Sie verknüpfen diverse Themen und stellen es generell so dar, dass es alles nur im Verbund gibt. Das ist aber gar nicht so.
Davon abgesehen kommt Ihre Darstellung von Individualisierung häufig einem Verriss gleich, eine sachliche Darstellung ist nicht zu finden, ein Interesse an Unterschieden und eine wirkliche Auseinandersetzung mit anderen Ansätzen nicht zu finden.
VA ist nicht an individuellen Unterricht geknüpft, Grundschrift auch nicht. Beide Schriften sind ebenso wenig an das Nutzen einer Anlauttabelle geknüpft, nicht an eine bestimmte Fibel oder den Unterricht ohne ein Schulbuch. Zu den bekanntesten Schulbüchern gibt es Arbeitshefte mit verschiedenen Ausgangsschriften.
Grundschrift ist nicht darauf ausgelegt, dass man sein gesamtes Leben bei einer unverbundenen Schrift bleibt, ebenso ist der Einsatz einer Schreibschrift ab Klasse 1 oder 2 kein Garant dafür, dass man stets verbunden schreiben wird und schon gar nicht dafür, dass man bei dieser Schrift bleibt. Das Nutzen einer reinen Ausgangsschrift wird unter Erwachsenen eher belächelt, es wäre auch keine individuelle Handschrift.
Druckschrift schreibende Schüler hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ab Klasse 5 gegeben, auch nach der LA als erste und einzige Ausgangsschrift.
Meiner Meinung nach liegt es auch daran, dass in der Grundschule das Nutzen der möglichst formklaren Ausgangsschrift vorgeschrieben und eingefordert wurde. Dies ist in der SekI aufgehoben, wodurch die SuS beginnen, eigene Wege zu suchen, die auch im Nutzen einer Druckschrift liegen können oder in sich verändernden Handschriften.
In anderen Bereichen wird man ähnliches finden, da die Regeln und Grenzen der Grundschule durch den Schulwechsel aufgehoben werden, bei den Schriften waren dies immer auch andere Schreibgeräte, andere Farben der Tinte, andere Hefte uvm.
Wenn viele SuS in der 1. Klasse große Probleme haben, die Schrift auszuführen, muss man sich konkret überlegen, was man als Lehrkraft (und als Schule generell) machen kann und umsetzen möchte. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, immer aber ist es ein Abwägen, wie viel Zeit man auf die Schrift und Schriftpflege verwenden kann und will und welche anderen Inhalte man kürzt, vernachlässigt oder gar auslässt. Man kann nicht das eine haben wollen ohne auf etwas anderes verzichten zu müssen.
Wenn einzelne SuS diese Probleme aufweisen, muss man ebenso abwägen und auch überlegen, wie man diesen SuS helfen und was man im Unterricht umsetzen kann. Das braucht immer Differenzierung für diese SuS bzw. innerhalb der Klasse, denn nicht jedes Kind hat gleiche Schwierigkeiten zu überwinden und die, die vieles schon mitbringen, wollen nicht unentwegt warten müssen, sondern brauchen Herausforderungen und Möglichkeiten, sich entwickeln zu können.
Die Seite von Frau Schulze-Brüning argumentiert ähnlich einseitig, wie Sie, AvL, es gerne tun. Es wird gezeigt, wie schlecht eine Handschrift aussehen kann. Wo sind die Schriftproben der anderen MitschülerInnen, die es besser machen? Wo ist eine Angabe, wer auf welche Weise welchen Unterricht mit diesem Kind durchgeführt hat und welche Ausgangslage es gab, welche Fördermöglichkeiten und welche Hilfen?
In der Erhebung kommt heraus, dass unter 10% der Druckschriften nicht angemessen erscheinen, aber ca. 30% der Druckschriften. Viele Kinder kehren im Verlauf der 5.-10. Klasse zur Druckschrift zurück, auch weil sich ihre Schrift verändert, sie ausprobieren und dabei erfahren, dass die Druckschrift besser zu lesen ist.
Dennoch gibt es den Appell zur verbundenen Schreibschrift
Wie passt das zusammen?
Frau Schulze-Brüning nutzt die VA als Schrift. Die lehnen Sie, AvL, selbst ab, gleichzeitig unterstützen Sie das, was auf dieser Seite steht. Wie passt das zusammen?
Sie empfiehlt bei Kindern, die große Probleme mit einzelnen Buchstaben haben, auf Druckbuchstaben zurückzugreifen, z.B. beim b oder s. Ähnliches sieht die Grundschrift vor, die unterschiedliche Buchstaben anbietet und zur Wahl stellt.
Ihr Ansatz erscheint mir eher zu sein, dass man auf jeden Fall die Buchstaben der LA oder SAS nutzen muss und so lange übt, bis sie akkurat geschrieben werden.
Dann meinen Sie, dass dies das ganze Leben lang erfolgt. Gleichzeitig zeigt die Erhebung in Hamm, dass sich die Schrift verändert. Wie passt das zusammen?
Frau Schulze-Brüninig setzt selbst in der SekI 3er-Lineatur ein, sofern Kinder die Ober- und Unterlängen nicht richtig darstellen. Die Lehrgänge zur VA und manche zur Grundschrift nutzen diese 3er-Lineatur ebenso.
Dabei argumentieren Sie, AvL, dass die VA und Grundschrift ohne Linie eingesetzt würde. Wie passt das zusammen?
Frau Schulze-Brüning wandelt die VA selbstständig ab. Das machen andere Lehrkräfte zum Teil auch. Ebenso gibt es in der Grundschrift Ansätze, unterschiedliche Buchstaben und Buchstabenverbindungen zuzulassen. Alles das lehnen Sie ab, fragen immer zunächst nach validen Studien, bevor eine Lehrkraft selbstständig die Initiative ergreift. Wie passt das zusammen?
Frau Schulze-Brüning vertreibt ihre Übungsmaterialien. Das ist genau das, was Sie anderen vorwerfen: Autoren würden nur für ihren eigenen Profit argumentieren.
Wie passt das zusammen?
Auch bei Frau Schulze-Brüning kommt es auf Übung und Hilfestellung an. Nichts anderes ist die Forderung dafür, dass Kinder im 1. Schuljahr (besser noch davor) Hilfe erhalten, wenn die Feinmotorik nicht entsprechend ausgeprägt ist.
Wenn diese Kinder gefördert würden, so wie es das Material auf dieser Seite vorsieht, wären die Ergebnisse in der Stiftführung und Schrift vermutlich auch weitaus besser. Es ist aber eben so, dass manche Kinder sehr zeitaufwändige und intensive Förderung benötigen würden.
Frau Schulze-Brüning schreibt auch:
“Lehrer(innen) zeigen zwar die korrekte Schreibweise, haben aber nicht die Zeit, Kinder, die immer wieder in alte Muster zurückfallen, intensiv einzeln zu betreuen.”
und
“Als Grundvoraussetzung für die Schreibschrift muss die Motorik so geschult sein, dass die Grundbewegungen der Schrift kontrolliert und fließend ausgeführt werden können. ”
Sie berichtet davon, dass in der SekI eine Beschleunigung der Schrift erwartet wird und schreibt:
“Lehrer(innen) weiterführender Schulen können nicht die Schrift und vor allem die Schriftentwicklung jedes einzelnen Schülers im Blick haben. Verschlechterungen des Schriftbildes fallen nur in Extremfällen auf.”
Frau Schulze- Brüning nutzt nicht die VA, sondern diese ist durch die Grundschulen vorgegeben und diese entspricht in ihrem Aufbau einer Druckschrift.
Während gleichförmig eckige geometrische Buchstaben einen hohen Wiedererkennungswert haben, gelingt es Schreibanfängern schwer diese in Form und Größe manuell gleichförmig nachzubilden.
Kurvige und gebogene Figuren werden motorisch sehr viel einfacher nachgebildet, weil sie durch ihre runden Formen es ermöglichen diese als Bewegungsabläufe abzuspeichern.
Bei der VA kommt noch hinzu, dass diese nicht nur sehr eckig ist und der Druckschrift angeglichene Buchstaben abbildet, sondern auch noch sich nicht an der Grundlinie orientiert.
Der primäre Beginn des Schriftspracherwerbs mit der Druckschrift macht es den Schülern zusätzlich schwer, wenn diese dann ab der 2. Klasse sich wieder auf eine andere Schrift mit vollkommen entgegengesetzten Bewegungsabläufen einstellen müssen (von oben nach unten erfolgende Zugrichtung des Stiftes).
Ich argumentiere aus neutraler, analytischer Perspektive, unbeeinflusst von einer äußeren Einflussnahme und nicht interessenorientiert und auch nicht einseitig.
Der Vorwurf an mich und Frau Schulze-Brüning ist schlichtweg gesagt unseriös, denn sie hat entsprechende Studien an 2 Gymnasien, einer Gesamtschule, 2 Realschulen und einer Hauptschule im Auftrag der Stadt Hamm begleitet.
Der wissenschaftliche Ansatz ist höher anzusiedeln als der Anspruch der reformpädagogischen Bilderstürmer.
Jeder kann sich durch Beschäftigung mit der entsprechenden Internet-Seite, die oben angegeben ist, seine Meinung bilden.
Merkantile Interessen sind bei Frau Schulze-Brüning nicht erkennbar, wohl aber bei einflussreichen Vertretern im Grundschulverband, sowie deren Trittbrettfahrern, deren Hauptvertreter hier vor Ort wohnhaft ist, mit Misserfolgen im Schreibschrifterwerb und einer schlechten Lesefähigkeit mit sehr ungewöhnlichen Betonungen und einem dechiffrierenden Lesetempo und starker Einschränkung der Erfassung der Textinhalte längerer Textpassagen in den Ergebnissen aufwartet.
Allerdings lernen die Schüler zusätzlich noch einen seinesgleichen suchenden dämlichen Buchstabenrap. A wie Affe, B wie Ball etc., den man hier von außen aus den Schulräumen dringen hört.
Aber dann sollen sich die Schüler den Inhalt von Texten dann schließlich in der eiterführenden Schule mit Hilfe des Textknackers an Hand der Überschriften, der beigefügten Bilder und einzelner Nomen assoziativ erschließen ohne den Inhalt zu erfassen.
Derartige Lernergebnisse sind einfach mangelhaft und auf die ideologisch fundierte Denkweise zum Lese- und Schrifterwerb zurückzuführen. Und genau da wird man auch ansetzen müssen.
Wenn der Grundschulverband kostenlos eine Schrift zur Verfügung stellt, deren Materialien nichts kosten (müssen), ist das von monetären Interessen geleitet,
wenn jemand seine Schrift-Werke vertreibt aber nicht?
Ach so.
Wenn Kinder nicht in der Lage sind, einen gerade Strich nachzuahmen und abzubilden und Buchstaben aus immer gleichen Formen zu bilden, ist es einfacher für sie, komplizierte Schleifen, Schreibrichtungswechsel etc. aufs Papier zu bringen.
Ach so.
Wenn Druckschrift klar wiederzuerkennen und leichter zu lesen ist, ist es sinnvoll, Schreibschrift von Beginn an zu nutzen und Schrift vom Lesen zu trennen oder gar die Leseübungen als Schreibschrift abzubilden.
Ach so.
“Ich argumentiere aus neutraler, analytischer Perspektive, unbeeinflusst von einer äußeren Einflussnahme und nicht interessenorientiert und auch nicht einseitig.” … und wettern dann gegen den “Trittbrettfahrer” aus Ihrer Nachbarschaft.
Ach so.
Es hilft, das alles einzuordnen, wenn man dann noch liest, dass Sie sich von motivierenden rhythmischen Liedern und Strategien beim Lesen distanzieren.
Wir verzichten liebend gerne auf die Zurverfügungstellung der Grundschrift durch den Grundschulverband, weil auch durch diesen Schrifttyp sich die schreibmotorischen Probleme zum Erlernen einer individuellen Handschrift nicht werden lösen lassen.
Es stellt erneut einen frustranen Versuch dar, die Schüler aus einer Druckschrift heraus eigenständig eine individuelle verbundene Schreibschrift entwickeln lassen zu wollen und ist aus der Not heraus entworfen worden, dass sich unter dem Einfluss einer primären Druckschrift und der VA, derart schlechte Ergebnisse ergeben mussten.
Im übrigen hat Herr Brügelmann schon seine Lernmaterialen in der Grundschrift bereits vorliegen und auch die Schulbuchverlage sind schon aufgesprungen, um diese Idee merkantil umzusetzen zu können, denn die machen inzwischen alles mit, um zu verdienen.
Es ist eben dem Menschen motorisch eigen, runde Formen zu malen und deren Verlaufsformen sich motorisch sich im Ablauf besser einzuprägen zu können, als gerade Linien zu zeichnen.
Der Trittbrettfahrer hat seinen Verlag in der Marienstraße in Beckum und ist von Beruf Bankkaufmann und spätberufener Psychologe.
“Es ist eben dem Menschen motorisch eigen, runde Formen zu malen und deren Verlaufsformen sich motorisch sich im Ablauf besser einzuprägen zu können, als gerade Linien zu zeichnen.”
Vielleicht überdenken Sie eine solche Äußerung noch einmal, indem Sie sich Schriften der Welt zu Gemüte führen, bevor es hier zu Missverständnissen oder weiteren Behauptungen in dieser Hinsicht kommt.
Sie können gern auf die Grundschrift verzichten, wie auf jede andere Schriftart auch. Nutzen Sie einfach, welche Ihnen gefällt.
Lehrkräfte hingegen werden sicherlich weiter auf ihr eigenes professionelles Urteil zurückgreifen, auf die Erfahrung von Jahrzehnten im Erstunterricht. Da gibt es offenbar unterschiedliche und auch verschiedene Schwerpunktsetzungen bei gleichen Zielen: eine gut lesbare, flüssige Handschrift.
Fangen wir doch gleich mit der arabischen Schrift an, die ähnlich runde Verläufe annimmt.
Nebenbei wurden die flüssigen Schrifttypen im Deutschen aus einer Erkenntnis heraus entwickelt, nämlich der besseren Erlernbarkeit durch die Abspeicherung der Verlaufsformen im Cortex, so, wie ein Bob- oder Skifahrer sich die kurvige Abfahrt einprägt und einübt.
Mein Jüngster, 31/2 Jahre alt, hat so eben seine neu gelernten Fähigkeiten der Stifthaltung ausprobiert. Nach dem er sich an mehreren Blättern versucht hatte Bäume und Häuser zu malen zog er sich mit einem Schwarzen Stift zurück.
Er war dann längere Zeit sehr ruhig.
Das Ergebnis der Ruhe waren großspurige, runde Formmalereien an den Flur- und Küchenwänden.
Das Ergebnis wurde mit einem Lappen und Schmierseife wieder entfernt.
Ähnliche runde Formen entwickeln eigentlich alle Kinder.
Eckige, gleichförmige Formelemente sind dem Menschen motorisch bedeutend schwerer umzusetzen.
Ähnliche runde Formen malen
Man kann die schlechte Handschrift Erwachsener meiner Meinung nach nicht auf die Schriftart in der Grundschule zurückführen, da es bei jeder Ausgangsschrift Menschen gibt, die daraus eine ansprechende und eine kaum lesbare Handschrift entwickeln. Besonderheiten, die zu einer schlechten Lesbarkeit führen können, sehe ich bei jeder zurzeit zugelassenen Ausgangsschrift (LA, VA, SAS, Grundschrift), ebenso gab es wohl auch schon immer Lehrkräfte, die selbst von der Vorlage abgewichen sind und einzelne Buchstaben abgewandelt haben, um diesem entgegenzuwirken.
Deutlich sind für mich Defizite von Kindern, die das Schreiben erlernen sollen und die dringend Förderung benötigen würden, um überhaupt den Stift aufs Papier zu bringen, um Linien generell wahrnehmen zu können (da bräuchte es mal Forschung bitte), um die Aufmerksamkeit darauf steuern und daran halten zu können.
Da sich die persönliche Handschrift erst entwickelt, wenn man die Ausgangsschrift erlernt hat, wenn Texte länger werden und man häufiger und mehr schreibt, braucht es vielleicht zu diesem Zeitpunkt Unterricht zur Pflege der Handschrift. Da kann man ja dann auf 1-2 Stunden Mathe oder Geschichte pro Halbjahr verzichten zu Gunsten einer leserlichen Schrift.
Man kann die schlechte Handschrift auch nicht darauf zurückführen, dass von Beginn an auf das Schreiben von Hand verzichtet wurde, weil es diese Erfahrung meines Wissens noch gar nicht gibt. Die Diskussion hier zeigt aber, wie ungenau immer wieder diskutiert wird und wie klar eine Studie formuliert sein müsste. Sobald das Thema “Schrift” aufkommt, wird daraus eine sehr vermischte Debatte über alles, was vielen Menschen dazu in den Sinn kommt.
Die o.g. Studie nimmt dies aber gar nicht unter die Lupe, sondern bezieht sich allein auf Handschrift versus PC. Ob das den Befragten deutlich wird? Und ob das später nach Abschluss der Studie deutlich kommuniziert wird?
Man kann sehr wohl einen Zusammenhang zwischen schlechter Handschrift und der Ausbildung dieser Fähigkeit in der Grundschule herstellen. Dort werden schließlich die wesentlichen Grundlagen für das Schreiben gelegt.
Das erlernen einer verbundenen Schreibschrift mit der Schulausgangsschrift oder der Lateinischen Ausgangsschrift ermöglicht die flüssige Verbindung der Wörter in Silben entlang der so wichtigen, der Orientierung dienenden Grundlinie. Beide Schriften bieten mehr rund Formen, die für die Schüler manuell einfacher zu erlernen sind, um die Formkonstanz der Buchstaben einzuhalten, als dies mit eckigen Formen möglich ist.
Das bieten die Druckschrift und die VA Vereinfachte Ausgangsschrift nicht, wobei bei letzterer (VA) an einer nicht mehr vorhandenen Mittellinie die häufigeren kleinen Buchstaben aufhängt sind.
Das Schriftbild wird somit bei den meisten Schülern ungleichmäßig.
Die Vermittlung der Größenunterschiede zwischen Groß- und Kleinbuchstaben gelingt vielfach nicht, zumal man hier vor Ort und anderswo im Anfangsunterricht der ersten Klasse die Schüler ganz ohne Linien schreiben lässt, den Sinn der Linierung nicht verstanden zu haben scheint, um spielerische Elemente im ungezwungenen Umgang mit dem Schrifterwerb zu erhalten.
Hinzu kommen die vorgegebenen unvollständigen Buchstaben, die mit geraden Verbindungslinien verbunden werden, sowie hakelige Gegenbewegungen. Durch ein ungleichmäßiges Schriftbild wird die Freude am Schreiben gehemmt.
Mit unvollständigen Buchstaben meine ich die kleinen Buchstaben der VA, wie z.B b, l,u, h,i,j, ungleichmäßige n und m, aufgespreiztes t, etc.
@AvL
Die Schwächen, die Sie der VA andichten, müssen so nicht bei jedem Schüler ausgebildet sein.
Ebenso gibt es SchülerInnen, die trotz LA als Ausgangsschrift keine leserliche Handschrift entwickeln. Schauen Sie sich in Ihrer Umgebung bei allen um, die alt genug sind, dass sie gar nicht in den Verdacht kommen, mit VA oder anderer Schrift gelernt zu haben. Es gibt genug Erwachsene mit schrecklicher Handschrift, die das Schreiben so gut es geht vermeiden.
Auch bei der LA gibt es Nachteile, die offenbar in Vergessenheit geraten oder von den Befürwortern der LA nicht genannt werden wollen:
– einzelne Buchstaben, die nicht deutlich geschrieben werden oder nicht klar zu unterscheiden sind (s und z z.B.)
– fehlende i-Punkte oder Striche, die sofort einen anderen Buchstaben bedeuten, z.B. bei l und t, bei F und T (Da wurde dann u.a. diskutiert, ob ein fehlender t-Strich oder ein fehlender i-Punkt 1/4 oder 1/2 Fehler im Diktat ausmachen sollte.)
– große Buchstaben, die völlig verformt sind, kleine Buchstaben, bei denen Lehrkräfte den Lehrgang abwandelten (z.B. beim kleinen x, das eigentlich dem großen Schlaufen-H ähnelt)
– Auf- und Abstriche, die nicht deckungsgleich sind, wodurch Schlaufen entstehen, die wiederum als anderer Buchstabe gelten könnten, a wird dann zu e+i
– ungleichmäßige m und n oder vergessene Bögen bei diesen Bucshtaben, allgemein, bei Dopplung oder in Verbindung mit anderen Buchstaben
– falsche Verbindungen nach r, sodass n entsteht, nach o, nach b, da eben nicht die Grundlinie generell berührt wird, sonderen in der LA wechselnde Anfangspunkte der Buchstaben bestehen, die es notwendig machen, dass Buchstabenverbindungen geübt werden müssen. Gerade deshalb nimmt die VA einen immer gleichen Anfangspunkt, sodass alle Buchstaben immer gleich aneinandergefügt werden können.
Es ist völlig verzerrend und verquer, die Nachteile einer Schrift aufzählen zu wollen, die der anderen aber nicht einmal in den Blick zu nehmen, die durchaus vorhanden waren bzw. sind und viele dazu brachten, andere Ausgangsschriften zu wählen.
Ihr Vorwurf, das sei allein aus Gründen eines Unterrichts entstanden, der Kinder sich selbst überlässt, ist ebenso fehlgeleitet und völlig Abseits der Realität, damals wie heute, da die meisten Lehrkräfte auch bei VA oder SAS kontinuierlich vorgehen, einen Schreiblehrgang einsetzen und viel Zeit auf das Training der Schrift setzen, wenn auch sicherlich nicht so viel Zeit, wie in den 50/60er-Jahren, als noch 1-2 Schönschreibstunden im Stundenplan verankert waren. Diese sind aber schon lange gestrichen. Wer noch mehr Zeit für Schriftpflege fordert, muss eine Alternative nennen können, welche Inhalte aus dem Lehrplan gestrichen weden sollen: Teile aus dem Bereich Lesen oder Sprechen und Zuhören? Aufsatzerziehung oder Rechtschreibung?
Da nutzt es gar nichts, irgendwelche Gründe zu konstruieren, wenn doch Lehrkräfte quer durch die Bundesländer die Nachteile der Schrift gesehen haben und diese verändern oder umgehen wollten, indem sie eine andere Schrift wählten, die diese Nachteile nicht forciert.
Ähnliches gilt auch für den Einsatz der Grundschrift, der eben nicht von irgendjemandem vorgeschrieben wurde, sondern, wie vieles andere auch, von Lehrkräften als Möglichkeit wahrgenommen und gesichtet wurde. Es ist die Lehrkraft, die Vor- und Nachteile abwägt und die Lehrkraft oder die Fachkonferenz, die eine Entscheidung für die eine oder andere Schrift trifft.
Dass nun Menschen, die gar keine Erfahrung im Erstunterricht haben, so genau wissen wollen, wie alles abläuft, ist absurd. Wie es wohl wäre, wenn man für andere Berufe und Berufsgruppen von außerhalb die Vorschriften ändern würde? Wie wäre es, wenn Sie dem Architekt sagen, wie er den Bahnhof planen muss oder dem Handwerker Werkzeuge verbieten, weil man diese früher in seinem Beruf auch nicht einsetzen konnte? Möchten Sie in Ihrem Beruf Neuartiges wieder abgeben, obwohl Sie den Nutzen erkennen können? Ist der Missbrauch mit Implantaten mehrerer Ärzte ein Anlass, diese gleich ganz zu verbieten?
Niemand zwingt eine Lehrkraft, die Lineatur abzulegen, auch nicht beim Einsatz der VA oder Grundschrift.
Niemand gibt vor, welche Heftnummer in welcher Klassenstufe zu nutzen sind, ob und wann ein Übertritt erfolgen muss.
Dies konsequent vorschreiben zu wollen, mag für Außenstehende hilfreich erscheinen, missachtet aber, dass Lehrkräfte vor heterogenen Klassen stehen und sich an den Kindern, die sie unterrichten sollen, orientieren müssen. Ebenso muss das Fundament einer neu zu bauenden Straße an den Untergrund angepasst werden und kann nicht immer auf gleiche Weise erfolgen.
Zudem glaube ich, dass es nicht das ungleichmäßige Schriftbild ist, dass die Freude am Schreiben hemmt, sondern zu Beginn eine Überforderung hinsichtlich der motorischen Fähigkeiten, die nicht entsprechend ausgeprägt sind und sehr viel Übung benötigen, weit mehr als früher, als Kinder vieles mit ihren eigenen Händen erledigen konnten und mussten. Da bleibt es ein Abwägen, welche Kinder dies tatsächlich erlangen können und ob die in der Schule zur Verfügung stehende Zeit ausreichen kann.
Was ist mit Kindern, die diese Voraussetzungen nicht mitbringen? Meinen Sie wirklich, dass diese Kinder die LA erlernen, obwohl sie kaum in der Lage sind, einen geraden Strich zu tätigen?
Zum anderen entsteht Freude am Schreiben durch Kreativität, Ausdrucksvermögen und Kommunikation, Funktionen von Schrift, die Kinder für sich entdecken und nutzen (möchten). Fördert man Kinder darin, schreiben sie von ganz allein, zum Teil sehr viel, und bilden eine entsprechende Handmotorik aus, die sich auch positiv auf das Schriftbild und andere Tätigkeiten auswirkt.
Freude am Schreiben wird gehemmt durch die Unfähigkeit eine verbundene Schrift zu erzeugen, deren kleine Hauptbuchstaben sich nicht in einer Linie befinden, unterschiedlich Formen annehmen und somit das Erlesen drastisch erschweren.
Hinzu kommen eckige Formen von Druckbuchstaben, die keine Form mit einem unverwechselbaren Schriftbild annehmen, sondern nur noch eine Einheitsschrift ergeben, die bei jedem Schüler näherungsweise gleich aussieht.
Erschwert wird das Ganze dann auch noch durch die fehlerhafte Verwendung der Grapheme, wenn diese Inhalte nicht früh vermittelt wurden, denn Umlernen ist deutliche schwieriger als etwas von vornherein richtig zu erlernen.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?
Tut mir leid, ich beobachte anderes und werde Kinder nicht bremsen, sich kreativ zu betätigen, weil die Schrift nicht höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt, wenn ihr Drang groß ist, die Feinmotorik aber noch nicht geübt genug.
Das schließt Training und Übung nicht aus, ist aber eben nicht darauf beschränkt und eröffnet zusätzliche Herangehensweisen wie auch hochmotiviertes Arbeiten und Begeisterung für das Schreiben.
Die Feinmotorik entwickelten auch wir erst durch die Lateinische Schrift und der Arbeit mit handwerklichen Tätigkeiten, wie Nähen, Häkeln, Schuhe binden, Zeichnen und Malen.
Hier erhielten die Schüler vorgefertigte Schablonen, die sie dann ausmalen und ausschneiden sollten. Da ist der Ansatz schon ganz anders.
Man kann seine Feinmotorik tatsächlich auch entwickeln, wenn man keine LA erlernt.
Auf nähen, häkeln, sticken, stricken, knüpfen, Knoten oder Schuhe binden können Sie heute nicht mehr setzen, das können sehr viele Schüler und etliche Eltern zum Teil auch nicht.
Auch beim Basteln zeigt sich, das vieles heute überfordert, z.B. ein Blatt sorgfältig zu falten oder eine gerade Linie entlang zu schneiden.
Das sorgfältige Ausmalen ist in manchen feinmotorischen Übungen durchaus enthalten und es gibt eine Menge Kinder, für die dies eine große Herausforderung bedeutet.
Das muss einem nicht gefallen, aber man kann es bei den Kindern, die vor einem sitzen, nicht einfach erwarten und auch nicht in die Hände geben oder in den Kopf füllen, sondern muss dies bei der Arbeitsweise berücksichtigen.
Alles ist erlernbar, es fehlt allein an einer unterstützenden Hilfe , die an eine selbst bestimmte Selbstständigkeit heranführt, motiviert, hilfreich eingreift, unterstützt und bei der Weiterentwicklung hilfreich die Weiterentwicklung fördert.
Der einsetzende Erfolg ist der Lohn der Anstrengungen scheinbar Unerreichbares erlernen zu können, strukturierte Hilfen ein Rezept zur Erlangung von Fertigkeiten , die wir im Stande sind zu erträumen, wenn andere uns auf den Weg dorthin unterstützend begleiten. Das macht den Lehrer aus.
Sie unterstellen fortwährend, dass der Lehrer den Kindern nicht helfen würde und sie deshalb keine gute Handschrift erlernen.
Ebenso ist der Arzt Schuld, wenn der Patient nicht gesund wird, gleich, was der Patient zuvor oder aktuell tut, weil der Arzt die Hilfe verweigert?
Sicherlich kann man alles erlernen, aber nicht jeder kann alles gleich gut und nicht jeder lernt alles auf die gleiche Weise und gleich schnell.
Dass es hierin Unterschiede gibt und auch geben darf, man aber dennoch Entwicklung ermöglicht, ist entscheidend.
Dazu gehört, das man Kinder motiviert, das sehe ich auch so, aber nicht jedes Kind kann man mit den gleichen Sätzen, Anreizen oder Übungen zu etwas bringen und nicht jedes Kind hat bei gleichen Übungen zur gleichen Zeit den gleichen Erfolg.
Derjenige, der es nach den ersten Übungen noch nicht kann, wird sich weiter bemühen müssen, während andere bereits sicher sind und Neues lernen können.
Nicht jedes Kind in jeder Klasse bildet die gleiche gute oder schlechte Handschrift aus, tatsächlich gehören viele einzelne Fähigkeiten und deren Ausprägung dazu, die bereits erlernt wurden oder noch zu erlernen sind.
Differenzierung ist notwendig. Diese benötigen Kinder, deren Fähigkeiten in bestimmten Bereichen noch nicht weit genug ausgebildet sind, um Aufgaben entsprechend bewältigen zu können. Andere meistern die gleichen Aufgaben zur gleichen Zeit mühelos und brauchen Herausforderungen.
Für das alles gibt es keine einfachen Rezepte, es braucht weit mehr. DAS macht den Lehrer aus, denn sonst würde Üben in Form von Abarbeiten ausreichen und alle kämen zum gleichen Ergebnis.
Ich habe lediglich auf den Umstand reflektiert, dass eine Druckschrift als erstes Medium zum Schrifterwerb, gefolgt noch von der VA Vereinfachten Ausgangsschrift, dem Erwerb einer flüssigen und lesbaren Handschrift, die den Kindern Freude beim Schreiben bereitet, eher nicht förderlich ist, da wieder ein erschwerendes Umlernen ab der Klasse erforderlich ist !
Förderlich sind strukturierte Schreiblehrgänge für eine der beiden verbundenen Schreibschriften LA oder SAS ab der ersten Klasse, die die Formelemente und Bewegungsabläufe in ihrer Grundstruktur systematisch eintrainieren.
Die Druckschrift selbst erlernt man beim strukturiert vermittelten Erwerb des Lesens mit geeigneten, unbebilderten und in Silben gegliederten Lernprogramm in Kleingruppen, dem Klassenverband oder auch alleine durch regelmäßige, wiederholende Übungen.
Denke ich an die Brügelmannschen Reformversuche, so kommt mir immer wieder das Märchen “Des Kaisers neue Kleider” in den Sinn.
@Palim
Ihre Verteidigungsreden für reformpädagogisches Unvermögen im Schriftspracherwerb kommen mir immer wieder wie die Versuche jener Ärzte vor, die nicht einsehen wollten, dass das Magengeschwür eine Infektionskranheit ist, und dass es sich um eine durch eine spezifische Antibiotikagabe behandelbare Infektionskranheit handelt, die anstatt der Abänderung der Therapiemaßnamen, weiterhin auf chirurgische Eingriffe , wie die Magenteilresektion oder Durchtrennungen des Nervus vagus weiter vertrauten, sowie andere obskure und verstümmelnde Methoden angedachten, in der Hoffnung auf eine Besserung der Beschwerden ihres “Opfers”.
Das war von mir jetzt auch nicht mehr sehr nett, ebenso wie Ihre Unterstellung mir gegenüber Lehrinnen.
Zu allen Zeiten hat es unterschiedlich , handwerklich und manuell veranlagte Kinder gegeben.
Aber deshalb ersuche ich doch nicht die Schüler, sich selbst durch eine vermeintliche Erleichterung und mit Hilfe einer schwer nachzuspulenden Druckschrift, den Erwerb einer Handschrift selbstständig sich anzueignen.
Die meisten Schüler sind damit einfach überfordert, weil sie dann wieder umlernen müssen.
“Das war von mir jetzt auch nicht mehr sehr nett, ebenso wie Ihre Unterstellung mir gegenüber Lehrinnen.”
Der Unterschied ist, dass ich Ihnen nicht unterstelle, dass Sie Ihre Aufgabe schlecht erfüllen, Sie dies aber jeder Lehrkraft sagen, die nicht Ihrer Meinung folgt und in den ersten Wochen der 1. Klasse die LA nutzt.
Argumente, dass Schreiben und Lesen lernen zusammengehören, lassen Sie nicht gelten, obwohl in allen Bundesländern die Druckschrift als erste Schrift eingesetzt wird, u.a. um möglichst viele Anknüpfungspunkte zwischen beidem finden zu können, sicherlich auch, weil Druckschrift überall präsent ist und weil die Form durchaus einfacher zu schreiben ist als die einer verbundenen Schrift. Das streiten Sie jedoch ab, ohne Erfahrung im Unterricht mit dem einen oder anderen vorweisen zu können. Ich könnte Sie ebensogut nach den validen Studien fragen.
Die Schwierigkeit der LA, Drehrichtungswechsel, Deckstriche, Buchstabenverbindungen, führte schon in den 60/70ern dazu, dass man nach Alternativen suchte. Die Kritik daran ist womöglich vergessen, deshalb aber nicht falsch.
Wenn man dennoch an dieser Schrift festhalten möchte, wird man den Übeaufwand früherer Jahre einsetzen müssen, um diese Schrift schön schreiben zu können, bei heutiger Lernausgangslage womöglich auch noch mehr Zeit.
Die Frage, die man sich damals stellte und heute wieder stellt, wird sein, was man dafür im Lehrplan streichen soll.
Alternativ kann man fragen, ob man durch den Einsatz einer anderen Schrift mit weniger Aufwand und ohne Schönschreibstunden zu einem gleichwertigen Ergebnis kommen kann. “Gleichwertig” ist dabei vermutlich der springende Punkt: Was ist das Ziel?
Mein Ziel ist die flüssige, gut lesbare Handschrift.
Sie ist nicht davon abhängig, dass ich eine einzige (und nur diese) Schrift im Erstunterricht einsetze. Sie ist auch nicht davon abhänigig, dass ich einen Schreiblehrgang (nur diesen!) einsetze und daneben nichts anderes im Unterricht machen darf.
Ich frage mich weiterhin, wie Sie im Unterricht bei Ihrer Vorgehensweise Differenzierung gewährleisten wollten.
Selbst mein ältester Sohn, der heute 26 Jahre alt ist lernte noch als Erstschrift die Lateinische Ausgangsschrift.
@Palim
Sie schreiben oben : “Argumente, dass Lesen und Schreiben lernen zusammengehören, lassen Sie nicht gelten, obwohl in allen Bundesländern die Druckschrift als erstes eingesetzt wird, unter anderem um möglichst viele Anknüpfungspunkte zwischen beiden finden zu können…”
Gilt ein unumstößliches Dogma, dass eben deutliche Folgen auf einen lesbaren Schrifterwerb der Schüler hat ?
Dessen Folgen sind an den Ergebnissen ablesbar.
Frau Schulze-Brüning konnte aufzeigen, dass nur noch 10 % der Schüler an Hammer Schulen nach dem Übertritt in weiterführende Schulen eine lesbare Handschrift anwenden.
Dieses Ergebnis ist einerseits der Umstellung auf die Druckschrift im Anfangsunterricht geschuldet, weil die Kinder sich nach der 1. Klasse wieder auf eine vollkommen anders schreibmotorisch zu erzeugende Schrift umstellen müssen.
Hinzu kommt noch die schreibmotorisch schwer umzusetzende VA Vereinfachte Ausgangsschrift.
Andererseits wissen wir , dass eine lesbare Handschrift eine Voraussetzung für einen nachhaltigen Lernerfolg ist, weil sich Wissen durch die motorische Aktivierung im Gehirn besser abspeichert. Eine lesbares Schriftbild erzeugen aber nur noch 10 % mit nachhaltigen Folgen.
Und wie war es vor der dogmatischen Umstellung mit den Ergebnissen ?
Sie behaupten ständig, dass die heutige Zeit eine Generation von vom Medienkonsum überfrachten Grobmotorikern erzeugt hat, die man nun mit motorisch schwer erlernbaren Methoden des Schriftspracherwerbs zu selbst bestimmt und eigenständig arbeitenden Schreibkünstlern verziehen will.
Hat man vorher alles falsch gemacht, als man als Ausgangsschrift mit einer verbundenen Schreibschrift begann, um eben möglichst gut lesbare und verbundene handschriftliche Schriftbilder der Schüler zu erzeugen, die eine gute Lesbarkeit erzeugen und Freude am Schreiben vermitteln ?
Im Übrigen erlernt man beim Erlernen einer verbundenen Schreibschrift ebenso diese zu lesen.
Wo ist da ein Widerspruch zur Verknüpfung des Lesens und Schreibens. Der wird von Ihnen konstruiert.
Vor 30 Jahren hat man das in den südlichen Bundesländern so gemacht:
Man hat beim Lesenlernen gleichzeitig die Druckbuchstaben dazu geschrieben und die Wörter in einem Steckkasten, der alle Buchstaben mehrfach erhielt, gesteckt. (Man machte auch noch andere Übungen, wie z.B.das Lauteabhören.) Das fand ich gut. Parallel dazu hat man einen Schreibkurs der verbundenen Schrift gemacht. Während man die ersten Buchstaben lesen lernte und diese in Druckschrift schrieb, was das Lesenlernen unterstützte und deshalb sehr sinnvoll war, hat man Schwungübungen zur verbundenen Schrift gemacht. Die verbunde Schrift (war damals die LA) hat man dann zeitlich verzögert zum Lesen eingeführt. Gegen Ende des 1. Schuljahrs – meistens einige Wochen vorher – war man mit den Druckbuchstaben fertig. Manchmal zog man den einen oder anderen Schreibbuchstaben noch ins 2. Schuljahr oder man war am Ende des 1. Schuljahrs auch damait fertig. Manchmal konnte man sogar ab den Pfingstferien mit den Lesebuchstaben und den Schreibbuchstaben gleichziehen. Vom System der Alphabetisierung und der Einführung einer verbundenen Schrift fand ich das nicht schlecht. Was gefehlt hat, war die Differenzierung; denn manche Kinder hätten länger Zeit gebraucht, andere mehr Differenzierungsmaterial, das sie herausgefordert hätte – das man damals kaum gezielt zur Verfügung hatte.
Was Sie von früher sehr treffend beschreiben, ysnp, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Allerdingsnfinde ich nicht, dass damals Differenzierung gefehlt hätte. Es gab dazu zwar weniger fertiges Material als heute, doch wir fertigten vieles selbst an und konnten es dadurch passend auf die Schüler und die anvisierten Lernschritte zuschneiden. Mir hat die Herstellung eigenen Materials viel Spaß gemacht und sogar geholfen, das Lesen- und Schreibenlernen mit seinen Knackpunkten und Erfordernissen immer besser zu durchschauen.
@cavalieri
“Die Schreibschrift halte ich auch nicht für einen “Lehrinhalt”.”
Können Sie das erläutern?
Siehe AvL heute um 12:03.
Ich denke, das Schreibenkönnen gilt heutzutage als eine “inhaltsbezogene Kompetenz”. Man muss das praktisch können und kann es nicht über Google abfragen. Die bloße (passive) Kenntnis verschiedener Druck- und Schreibschriften kann auch als “Inhalt” gelten, weil man das auch nachschlagen kann. Wenn man z.B. schwimmen oder Ski fahren lernt, ist das auch kein Lehrinhalt, sondern eine Kompetenz, die man praktisch erwerben und üben muss. Nicht umsonst gibt es heutzutage nur noch “prozessbezogee Kompetenzen” und “inhaltsbezogene Kompetenzen” in den Bildungszielen. Inhalte als solche gelten als “träges Wissen!” oder “totes Wissen” und sind “out”. So jedenfalls meinen die Gurus der Kompetenzorientierung.
Danke für den Artikel. Er spricht mir aus der Seele!
Mir spricht der Artikel auch aus der Seele, ysnp.
Ansonsten: Palims Behauptung “schlechter Handschriften früherer Jahre” (gestern 23:37) möchte ich Herrn Beckmanns Worte entgegen halten: “Wir haben beobachtet, dass die Lesbarkeit der Handschrift bei Schülerinnen und Schülern immer schlechter geworden ist, dass auch die Ausdauer zurückgegangen ist und Kinder beim Schreiben schneller ermüden.”
Wenn etwas “immer schlechter geworden ist”, muss es logischer Weise vorher besser gewesen sein.
Es ist zu wünschen, dass der/die eine oder andere endlich damit aufhört, alles Frühere schlechtzureden, nur um unausgegorene und enttäuschende Reformen zumindest in der Theorie nach wie vor gutheißen zu können. Dieser Umgang mit Tatsachen hilft weder den Lehrern noch den Schülern, sondern nur “Experten” und Funktionären, die Augen und Ohren gern vor der Wahrheit verschließen.
Es ist genauso Unsinn, alles Frühere ohne Kritik schönreden zu wollen. Es stimmt einfach nicht, dass die früheren Schriften so viel leichter, einfacher und besser zu lernen waren und alle Menschen früher eine gute Handschrift aufzeigen konnten, obwohl sie mit der LA unterrichtet wurden.
Wenn beobachtet wird, dass die Ausdauer zurück gegangen ist, warum muss das dann an der Schriftart liegen, die im 1. oder erst im 2. Schuljahr eingesetzt wird?
Es gibt doch viele andere Gründe dafür und Leistungen und Herangehensweisen bei ganz anderen Inhalten zeigen auch, dass die Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer bei Erstklässlern im Speziellen und (Grund-)Schülern insgesamt heute eine andere ist. Da weiß ich nicht, warum Sie die Augen und Ohren vor der Wahrheit verschließen wollen und nicht anerkennen können, dass Schüler heutzutage mit anderen Voraussetzungen zur Schule kommen.
Wenn es im Kleinkindalter/Kindergartenalter so weiterläuft wie bisher, wird die Handschrift bzw. die graphomotorischen Fähigkeiten noch schlechter werden. Inzwischen dürfen z.B. immer mehr Kinder bis zur Einschulung auf dem Smartphone ihrer Eltern spielen.
Um diesem Dilemma zu begegnen, gibt es in meinen Augen unterschiedliche Ansätze:
vorschulisch:
– Man verstärkt bis zur Einschulung die Förderung in diesem Bereich. Das kann dann nur über die Kindergärten (sollten zur Pflicht werden) gehen. Das halte ich am praktikabelsten.
– Man bezieht die graphomotorische Entwicklung mit in die ärztlichen U- Untersuchungen mit ein und verpflichtet die Eltern zu Maßnahmen, z.B. zur Ergotherapie.
– Zur Einschulung muss ein gewisser graphomotorischer Standard erreicht sein.
– Es sollte die Möglichkeit zum Besuch von Vorschulen geben (Grundgesetzänderung).
– Man klärt Eltern massiv auf, welche Vorteile eine feinmotorische Schulung (Eltern basteln mit Kindern) hat.
schulisch:
– Man versucht in der 1. Klasse etwas zu streichen zugunsten von feinmotorischen Übungen. Vielleicht etwas mehr musische Stunden in den Fächern Sport, Kunst, Musik, Handwerkliches.
– Man vereinfacht die Ausgangsschrift weiter, damit sie für die Schüler mit den Voraussetzungen, die sie heutzutage haben, bewältigkbar ist. (Grundschrift)
Im 2 – 4. Schuljahr graphomotorische Defizite aufholen zu wollen ist in meinen Augen ein Fass ohne Boden – das muss schon vorher geschehen. Je früher desto besser. Man sollte zwar ebenso Möglichkeiten zum Üben haben, aber dies sollte später kein besonderer Schwerpunkt mehr sein.
Ich finde alle Vorschläge gut, kann mir alle in der Umsetzung vorstellen.
Bei der verpflichtenden Ergotherapie nach U-Untersuchung braucht es verpflichtende U-Untersuchungen oder Untersuchungen der SuS durch das Gesundheitamt im Alter von 2/4/6 Jahren mit anschließender Verpflichtung zur Teilnahme an Therapien oder ähnlichem, was nicht zu einem Nachteil der Ärzte (Anrechngung auf das Budget) werden kann.
In der Frühförderung vor der Einschulung gibt es hier ein solches System: Die Kinder werden im Gesundheitsamt untersucht, sie erhalten im Anschluss Frühförderung. Eine Sozialpädagogin oder anders ausgebildete Frühförderkraft koordiniert die Therapien, die das Kind benötigt, arbeitet selbst mit dem Kind, lädt und leitet Hilfeplan- oder Therapeuten-Besprechungen und setzt die neue Förderung an. Diese läuft im Kindergarten oder auch außerhalb (je nach therapeutischem Angebot und Möglichkeiten im KiGa) bis zur Einschulung.
Ein ähnliches System bräuchte es darüber hinaus (1.+2. Klasse) und dazu die Teilnahme aller Kinder bzw. Kindergärten an diesen Möglichkeiten.
@ysnp
Als überzeugte Gegnerin der Grundschrift kann ich Ihren Vorschlag in diese Richtung nicht befürworten. Voraussetzungen für eine andere Schrift können auch in der Schule noch geschaffen werden. Dazu machen Sie ja auch gute Vorschläge wie z.B. Ihr Plädoyer für mehr “feinmotorische Übungen in der 1. Klasse”. Oder vorschulisch: “Man klärt Eltern massiv auf, welche Vorteile eine feinmotorische Schulung hat”.
Das waren weniger Vorschläge, sondern nur Möglichkeiten, die in meinen Augen bestünden um dem Defizit zu begegnen.
Da ich ebenso sehe, dass eine verbundene Schrift mehr als nur eine Schrift ist, sondern sich da noch andere Dinge im Gehirn tun, wie auch der Artikel beschreibt, bin ich für eine verbesserte, variierte SAS als Schulausgangsschrift. Man kommt aber, will man eine grundständige verbundene Schrift beibehalten nicht daran vorbei, im vorschulischen Alter viel mehr für die Feinmotorik zu tun. Und das muss konsequent gesteuert werden.
Die Grundschrift ist als Anpassung an die Voraussetzungen gedacht, aber in meinen Augen ist es nur eine Notlösung, wenn nichts mehr anderes geht. Ich fände es schade, wenn wir so weit kämen.
Nebenbei bemerkt: Wenn man Kindern ältere Schriften wie die lateinische Ausgangsschrift und die Sütterlinschrift beim Thema Schriftentwicklung vorstellt, sind sie von diesen “verschnörkelten” Schriften fasziniert.
Warum sollte man es den Kindern nicht ermöglichen, sich eine Schreibschrift anzueignen, die einerseits problemlos runde Übergänge zwischen den Graphemen schafft und diese grundlinienorientiert bereitstellt, deren Grapheme immer an dieser Grundlinie aufgehängt sind und die durch ähnliche und wiederkehrende Strukturelemente der Einzelbuchstaben ein Erlernen erleichtert, sowie gleichzeitig die Neugierde auf flüssige Buchstabenverläufe bei Schülern weckt, wodurch das Interesse an ihr weiter unterhalten wird.
Zudem gelingt es jedem, der diese Schreibschrift in der Jugend erlernte, auf diese auch Jahrzehnte später, etwa mit 90 Jahren, noch zurückzugreifen.
Neulich hatte ich mit meinen Zweitklässlern das Thema “Schule vor 100 Jahren.” Sie sollten Dinge von früher mitbringen, die Schule betreffend. Es ergab sich eine richtige kleine Ausstellung, auch mit alten Schulheften, zwar nicht 100 Jahre alt, aber viele so aus den 1950er und 1960er Jahren. Wir waren allesamt beeindruckt von den tollen Handschriften oder Zeichnungen in den Matheheften. Das waren oft auch ältere SuS, also so Klasse 7 – 9, aber ich denke, so etwas findet man heute nicht mehr so schnell. Meine eigenen Schulhefte sahen auch nicht mehr so aus, obwohl ich eine ordentliche Schülerin war. Wahrscheinlich hatte man einfach auch mehr Zeit für Schriftpflege und Heftführung.
Allerdings haben diese älteren SuS sich immer noch genau an die vorgegebene Schrift gehalten, während wir als ältere SuS eigentlich so schreiben durften wie wir wollten in dem Alter…..Oder hat sich bei Ihnen jemand um die Schrift gekümmert, als Sie 12 oder 13 Jahre alt waren?
Sie bestätigen das, was auch ich festgestellt habe. Die angeblich “schlechten Handschriften früherer Jahre”, von der Palim weiter oben generalisierend gesprochen hat, sind eine gern wiederholte Mär. Im Schnitt war die Handschrift der Schüler einfach viel sorgfältiger und sauberer.
Ich selbst war vor mehreren Jahrzehnten Schüler und kann mich noch genau daran erinnern, dass enormer Wert auf die sog. “Schönschrift” gelegt wurde. Wir Schüler empfanden das auch nicht als sinnlosen Drill, sondern sahen Sauberkeit, Ordnung und Sorgfalt als etwas Wichtiges an, weil uns die Umwelt, insbesondere die Lehrer, dies vermittelten. Wir führten sogar ein “Schönschreibheft”, in dem regelmäßig und schwerpunktartig akkurates Schreiben geübt wurde.
Bis heute bin ich der Meinung, dass diese “Äußerlichkeiten” eine große Rolle spielen, auch für die Rechtschreibung und das Rechnen. Bei meinem Enkel stört mich z.B. immer wieder, dass er Wörter unnötig falsch schreibt, weil er sie vom Schriftbild her schlampig durchgliedert und so verschwommen zu Papier bringt, dass er Fehler selbst nicht merkt.
Bei den schriftlichen Rechenverfahren schreibt er die Zahlen unsauber untereinander und beachtet zu wenig den Stellenwert der einzelnen Ziffern. So kommen unnötige Fehler zustande, die ich nicht als sog. “Flüchtigkeitsfehler” ansehe und auf die leichte Schulter nehme. Mangelnde Sauberkeit, Ordnung und Sorgfalt haben auch etwas mit dem zu tun, was sich im Kopf abspielt, nämlich mit klarem Denken in sauber gegliederten und geordneten Arbeitsschritten.
Ich habe nicht generalisierend von schlechten Handschriften geschrieben, weiß aber ganz sicher, dass es diese eben auch gegeben hat.
Es stimmt nicht, dass alle Kinder früher und dieselben als Erwachsene heute immer eine sorgfältige, gleichförmige Handschrift hatten, haben und nutzen.
Es gab auch damals Menschen, die nicht gleichförmig und schön schreiben konnten, wie man u.a. an Urkunden und Kirchbüchern sehen kann, bei Menschen, die viel geschrieben und Handschriftliches gelesen haben.
Wie in anderen Bereichen ist es heute in der Schrift früher, schneller und stärker individuell, sodass es dazu kommt, dass sich eine persönliche Handschrift ausbildet und sich von der Vorlage der Ausgangsschrift entfernt.
Dies trifft darauf, dass kaum handschriftliche Texte genutzt und noch seltener gelesen werden.
Zur “Schönschrift” hatte ich schon geschrieben, dass es dafür Unterrichtsstunden gab, die schon längst gestrichen sind. Wenn Sie diesen Unterricht nicht als Drill und Unsinn empfunden haben, weil Sie schön schreiben konnten und sich dort regelmäßig Ihr Lob einholten, muss es doch für die anderen nicht so gewesen sein.
Palim, nehmen Sie’s einfach hin, dass die Schüler früher eine bessere Handschrift hatten und überhaupt sorgfältiger arbeiteten, auch wenn es schwer fällt, nicht alles Neue zu lobpreisen und als Befreiung von sturem Pauken darzustellen.
Auch die Schüler von früher haben später ihre eigene Handschrift entwickelt, die allerdings wirklich eigen war, und zwar in doppeltem Sinn.
“Palim, nehmen Sie’s einfach hin, dass die Schüler früher eine bessere Handschrift hatten ”
Nein, ich nehme es nicht hin.
Unendlich viele Dokumente und Urkunden zeugen davon, dass eben nicht jeder eine schöne Handschrift hatte.
Kinder durften nicht ins Poesiealbum schreiben, wurden vorgeführt, weil die Schrift nicht stimmte, schrieben noch und noch in den Schönschreibstunden und wurden trotz Anstrengung getadelt.
Noten zu “Schrift und Form”, “Handschrift” oder “Schönschrift” zeigen dies ebenso:
https://picclick.de/Altes-Zeugnis-Adolf-Hitler-Schule-Flensburg-sch%C3%B6nes-123361075307.html#&gid=1&pid=1
https://picclick.de/Altes-Zeugnis-Adolf-Hitler-Schule-Flensburg-sch%C3%B6nes-123555466129.html#&gid=1&pid=1
https://www.dubistanders.de/Lore-Oschinski/war-ueberrascht-als-ploetzlich-Jungs-an-ihrer-Schule-auftauchten
@Palim
Nehmen Sie es einfach hin , dass die Mehrzahl der heutigen Schüler beim Übergang in die 5.Klasse nicht mehr eine verbundene Handschrift verwendet, weil man mit der Druckschrift den Schriftspracherwerb begonnen hat und sich in Folge der anschließenden VA eben sehr unebene Schriftbilder ergeben, die weder den Schülern selbst, noch sonst jemandem Freude beim Lesen bereiten, geschweige denn ein lineares Lesen ermöglichen.
Im Gegenteil, denn an Stelle einmer individuellen Handschrift schreiben die meisten Schüler dann die Einheitsdruckschrift, die sich sehr ähnelt.
In BaWü gibt es in Klasse 3 und 4 eine eigene Zeugnisnote für Schrift und Gestaltung und es gibt immer noch viele schöne Handschriften und Schülerhefte. Manche LuL erteilen auch noch Heftnoten in den ersten Jahren der weiterführenden Schulen.
@ Palim: mir fällt auf, dass Sie in “alle/keiner”-Kategorien argumentieren, das macht Ihre Aussagen natürlich unwiderlegbar: “nicht jeder” hatte eine schöne Handschrift, “es stimmt nicht, dass alle …” . Die anderen dagegen sprechen von Mehrheiten und von dem, was allgemein üblich war. Ich vermute, das bestreiten Sie dann nicht?
Dann irritiert mich die Wahl Ihrer links oben: alle aus der NS-Zeit! Kann es sein, dass Sie “früher” ausschließlich mit den Nazis identifizieren? Es gab aber auch eine Zeit vor 1933 und nach 1945.
@Pälzer
Nehmen Sie sich 5 min Zeit und suchen Sie im Internet mehrere Zeugnisdokumente aus jüngerer Zeit. Wenn Sie welche finden, dürfen Sie gerne hier Links einstellen.
Sie können es sich auch sparen und überlegen, warum man diese Dokumente wohl nicht im Internet finden kann.
Es gab auch noch ältere Zeugnisse, aber ich vermute, die kann hier nicht jeder lesen, deshalb habe ich die oben eingestellten Links gewählt, die deutlich zeigen, dass es auch in Schönschreiben/Schrift schlechte Noten gab.
Wenn gesagt wird, dass “die Schüler früher eine bessere Handschrift hatten und überhaupt sorgfältiger arbeiteten” und “Wir Schüler” es nicht als Drill empfanden, kann ich da keinen Bezug auf Mehrheiten sehen.
Es gab aber durchaus Schüler, die das Schönschreiben als schrecklich empfanden, gerade wenn es ihnen nicht so gut gelang, wie anderen.
Dies ist in anderen Bereichen auch gern verbreitet: Wer eine Begabung in einem Fach oder einer Fähigkeit hat, kann sich schneller für diesen Unterricht begeistern und wird mit guten Noten eine Bestätigung finden, gleich ob es Kopfrechnen, Sport, Musik oder eben Schönschreiben ist. Anderen fällt es weitaus schwerer und selbst bei immensem Übungsaufwand gelingt vielen nicht, was andere scheinbar mühelos beherrschen. Die Erinnerung an diesen Unterricht wird bei unterschiedlichen Personen verschieden ausfallen.
Unterricht bewegt sich immer dazwischen, begabtere und weniger begabtere Schüler in einzelnen Disziplinen und übergreifend zu befähigen.
Und es bleibt immer ein Abwägen, wie viel Zeit man für bestimmte Aufgaben bereitstellen kann, abhängig von den Zielen für diese Fähigkeit, aber eben auch für alles andere, was noch erreicht werden soll. Daran sind dann auch die Erwartungen geknüpft, was in dieser Zeit zu erreichen ist, wobei die Ausgangslage mit beachtet werden muss.
Schönschreiben hatte “früher” mehr Gewicht und mehr Zeit.
In NRW gab es bis 1973 jede Woche 2 Schönschreibstunden, in anderen BL gab es diese auch später noch. Eine Note für Schrift und Form oder Schönschreiben stand auf dem Zeugnis.
Heute ist das in vielen Bundesländern anders: Es gibt diese Note nicht mehr. Aber es gibt auch keine 2 Std. pro Woche für die Schrift.
Dennoch wird die Schrift heutiger Schüler an dem gemessen, was andere Schüler zu anderen Zeiten zu Papier brachten, und dabei natürlich an den besten Schreibproben, nicht an den mäßigen.
Man kann äußern, dass man den Eindruck hat, von vielen würde heute nicht mehr so stark auf Sorgfalt und Schrift geachtet werden.
Auch kann man der Meinung sein, dass die Zeit im Unterricht nicht ausreicht, um den geforderten Inhalten nachzukommen und in den Teilbereichen des Deutschunterrichts zu angemessenen Ergebnissen zu kommen.
Dann aber wird man sich der Diskussion stellen müssen, ob man etwas ändern möchte. Wenn die Schreiberziehung mehr Gewicht erhalten soll, wird man mehr Zeit einsetzen müssen, die man nur erhält, wenn man weitere Unterrichtsstunden finanziert oder andere Inhalte streicht.
Zurückzukehren dazu, dass man die LA von Beginn an einsetzt, ist einseitig gedacht und lässt die anderen Bedingungen der Umgebung, des Unterrichts, die fehlenden Schönschreibstunden sowie eine andere Ausgangslage außer Acht.
@Palim
Jeder kennt diese Textbausteine.
Diese mit dem sprachlichen Mittel von euphemistisch zusammengestellten Textbausteine sind in ihrer scheinbar individuellen Beurteilung für die meisten Eltern nichtssagend, verschlingen zusätzliche Zeit der Lehrer, werden von vielen Eltern erst gar nicht verstanden und fügen sich hervorragend und ergänzend in die neu geschaffene Methode des Verschleierns von methodenbedingten Defiziten der Schüler ein.
@Palim
Meinem Verständnis nach fällen Sie durchaus ein generell schlechtes Urteil über den Schreibunterricht und die Handschriften früherer Jahre, wenn Sie am 21. Dez. um 23:37 an AvL schreiben:
“Um Methoden geht es in der Umfrage nicht, aber offenbar erkennen Sie ja an, dass es mit alhergebrachten Methoden negative Erfahrungen gab, weshalb man sich um Änderung bemühte. Die schlechten Handschriften früherer Jahre könnten auch ein Grund sein.”
Im Übrigen bin ich nicht der Meinung, dass es Extrastunden fürs Schönschreiben braucht. Schönschreiben kann in kürzeren Zeitspannen zwischendurch und mehrmals wöchentlich geübt werden, was m. E. mehr bringt und abwechslungsreicher ist als ganze Unterrichtsstunden.
Jedem Lehrer steht es frei, diese Schönschreibphasen in seinen normalen Unterricht einzubauen und den Schülern damit auch immer wieder den Wert von sauberem und sorgfältigem Schreiben vor Augenzu führen.
Für alles Extrastunden zu fordern, ist für mich zu formal gedacht. Jeder Lehrer weiß doch selbst, welche Auffrischungen und Übungen notwendig sind und richtet sich danach. Hauptsache, es sind möglichst viele Stunden fürs Lesen, Schreiben und Rechnen vorgesehen, so dass genügend Zeit ist für notwendige, aber nicht per Stundenplan festgelegte Extraübungen.
Wer für alles und jedes ausgewiesene Extra-Stunden fordert, kommt mir vor wie ein Außenstehender, der alles per Anweisung und Stundenplan meint lösen zu müssen. Dabei sind die individuellen Möglichkeiten, die jeder Lehrer für seinen Unterricht selbst hat und haben sollte, viel entscheidender. Es muss nicht alles stur von außen, wozu auch der Stundenplan gehört, vorgeschrieben und geregelt werden.
Leider verteidigt Palim den derzeitigen Lehrplan an den Grundschulen, der viel zu viele Nebenkriegsschauplätze zur Hauptsache erklärt. Jeder Lehrer gleich welcher weiterführenden Schulform möchte, dass Grundschulen den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt. Mehr nicht.
“Nebenkriegsschauplätze”
Das ist vielleicht der entscheidende Punkt: Wenn jetzt argumentiert wird, für mehr Schreibübungen habe man keine Zeit wegen der vielen, vielen anderen Ziele, die die GS verfolgen müsse, so muss man umgekehrt fragen: Wann und mit welchen Argumenten wurden denn die Schreibübungen eingeschränkt, um für die vielen, vielen anderen Ziele Zeit zu haben? Welche sind diese Ziele überhaupt, und warum sind sie aneblich so unverzichtbar?
In den Bildungszielen ist jetzt immer von “Schreiben adressatengerechter Texte” die Rede. Müssen Zweitklässler sowas schon können? Wieso ausgerechnet “adressatengerecht”? Wäre nicht “wahrheitsgerecht” auch erstrebenswert? Oder inhaltlich kohärent? Soll die geschickte Lüge von Werbeagenturen schon in der GS eingeübt werden?
Statt adressatengerecht könnte man auch mal flüssig, lesbar, grammatikalisch korrekt und orthographisch korrekt fordern.
Die neu umgestellten Curricula in Niedersachsen setzen nach ca. 10 Jahren die Schwerpunkte neu, drehen die Leistungsbewertung um die eigene Achse, dabei wird wieder mehr Betonung auf die Rechtschreibung gelegt, was manche Menschen jubeln lässt, zum Nachteil des Aufsatzunterrichts, der stark zusammengestrichen wurde, was auch Nachteile mit sich bringt. Wenn SuS ab Klasse 2 weniger Texte schreiben und überarbeiten, weniger Aufsatzerziehung insgesamt erhalten und weniger am Ausdruck arbeiten, wird man in Klasse 5 weniger erwarten können. Aber bis dahin sind die Curricula für Klasse 5 sicher überarbeitet und auf die Grundschul-Richtlinien abgestimmt.
Mir geht es nicht so, dass ich für alles immer ausführlich Zeit habe, schon gar nicht bei derzeitiger Ausgangslage, die viele Übungen in vielen Bereichen fordert, damit etliche Kinder ihre Voraussetzungen so weit verbessern, dass sie dem Unterricht angemessen folgen können.
Das geht auf Kosten anderer Inhalte und bedeutet immer, dass ein Abwägen stattfinden muss.
Die Vorstellung, man müsse “nur Lesen, Schreiben, Rechnen” vermitteln, zeugt davon, dass die Schreiber offenbar von Ausgangslagen und Unterrichtssituationen in der Grundschule keine aktuelle Vorstellung haben.
Davon zeugten neulich auch die Hinweise unter dem Artikel über mögliche Aufgaben von Ergotherapeuten in Grundschulen, wobei die Grundschullehrkräfte diese Aufgaben alle als alltäglich einstuften, selbst ohne umgesetzte Inklusion, während andere Lehrkräfte dadurch neue Betrachtungsweisen erfuhren.
@Reni
Ihre dauerhafte Unterstellung, ich sei keine Lehrerin, können Sie unterlassen. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, dass ich unterrichte, helfen meine Beteuerungen ohnehin nichts.
Wo unterrichten Sie denn, dass Sie nicht wissen, dass die Stundentafel samt Stundenverteilung per Erlass geregelt ist und Inhalte durch Curricula vorgegeben werden?
Ich schreibe für mich selbst immer in lateinischer Ausgangsschrift, nur das kleine p und das X schreibe ich in einer Form, die eher der Druckversion entspricht, allerdings verbindene ich sowohl p als auch x in einem Wort, sodass die Buchstaben nicht von den anderen in einem Wort getrennt sind. Motorisch besonders begabt bin ich nicht, soweit ich weiß. Von daher verstehe ich nicht, wo das Problem beim Lernen der LA sein soll.
Böse Zungen könnten wie folgt lästern: “Als die LA noch obligatorisch gelernt wurde, konnten die allermeisten flüssig schreiben. Mit der Abschaffung der LA ging es bergab.”
@xxx
“Leider verteidigt Palim den derzeitigen Lehrplan an den Grundschulen, der viel zu viele Nebenkriegsschauplätze zur Hauptsache erklärt.”
Ich verteidige nicht alles, was in derzeitigen Lehrplänen steht, sehe aber durchaus Notwendigkeiten, dass Lehrpläne angepasst werden müssen und Unterricht verändert wird, weil Neues aufgenommen wird und weil sich die Schülerschaft verändert.
Ist das bei Ihnen anders?
Auf welche Neuerungen in den Lehrplänen möchten Sie denn verzichten?
Wie reagieren Sie darauf, dass sich die Schülerschaft seit den 60ern gewandelt hat?
Im Übrigen finde ich den Begriff “Nebenkriegsschauplätze” unglücklich gewählt.
Krieg möchte ICH in der Schule nicht haben.
Meine obige Frage ist aber immer noch unbeantwortet:
“Wann und mit welchen Argumenten wurden denn die Schreibübungen eingeschränkt, um für die vielen, vielen anderen Ziele Zeit zu haben? Welche sind diese Ziele überhaupt, und warum sind sie angeblich so unverzichtbar?”
Palim: Ich würde auf den unsäglichen grafikfähigen Taschenrechner in der Oberstufe liebend gerne verzichten und dafür einen studierbefähigenden Lehrplan vorgesetzt bekommen.
Was ich mit Nebenkriegsschauplatz meine, wissen Sie ganz genau. Sie sind darauf mit kaum einen Wort eingegangen. Das Hauptproblem ist, dass in den Lehrplänen der Grundschule viel Neues aufgenommen, aber viel mehr sehr alt bewährtes gestrichen wurde.
Es wurde nichts Altbewährtes gestrichen, ich wüsste nicht, was,
es ist eher so, dass sehr vieles hinzugekommen ist.
Gerade das ist der springende Punkt.
Die Forderungen bleiben zum Teil die gleichen: Kinder sollen Lesen, Schreiben, Rechnen können. In welchem Maß wird nicht diskutiert, aber jeder stellt eigene Ansprüche.
Manche Forderungen erachte ich als völlig überzogen, ohne Kenntnisse und Fähigkeiten in diesen Bereichen generell in Abrede zu stellen. Kinder lernen Rechtschreiben, sie schreiben mit der Hand und natürlich wird in diesen Bereichen intensiv gearbeitet.
Nun aber wird erwartet, dass die Rechtschreibung am Ende der 4. Klasse nahezu fehlerlos ist und die Schrift nach der 4. Klasse ohne Zutun bis ans Lebensende wunderschön bleibt. Ziele, die nie zuvor für alle Kinder erreicht wurden, obwohl die Ausgangslage weit besser war (Feinmotorik, phonologische Bewusstheit wurde früher “ganz nebenbei” vorschulisch trainiert). Vielleicht fällt dies nun auch am Gymnasium einfach mehr auf, weil dort Kinder beschult werden, die früher nicht zum Gymnasium gekommen wären?
Hinzu kommen viele weitere inhaltliche Ziele, die bei der Umstellung zu G8 einfach nach unten verschoben wurden. Ein Beispiel ist das räumliche Erfassen und Darstellen, dass nun im Sachunterricht der Klasse 2 erfolgen soll, zu einem Zeitpunkt, zu dem Kinder dies noch gar nicht begreifen und erfassen können. Ein weiteres Beispiel ist der Unterricht mit Geodreieck und Zirkel, der zuvor Inhalt in Klasse 5+6 war, nun aber in Grundschul-Curricula auftaucht (und später wieder in Teilen gestrichen wurde).
Manche Inhalte, vor allem im NaWi-Bereich, sind klar nach dem Sputnik-Schock in die Lehrpläne gekommen: Heimatkunde wurde zu Sachunterricht erweitert und naturwissenschaftliche Inhalte und Vorgehensweisen mit aufgenommen,
andere Inhalte würde ich auf die Anpassung zu Studien und Untersuchungen zurückführen, z.B. die Veränderung des Lesestoffes, da in den Erhebungen das amerikanische Literacy-Konzept zu Grunde gelegt wird, das nicht allein literarische Texte, sondern viel früher und zu größerem Maß Schaubilder, Tabellen und Grafiken, unterschiedliche bildliche Darstellungen einbezieht, sodass diese im Unterricht häufiger aufgegriffen werden. Gleiches gilt für Teilbereiche des Mathematikunterrichtes, die zwar früher in den Lehrplänen genannt waren, durch VERA3 aber einen weit höheren Stellenwert erhalten haben.
Ebenso veränderte sich der Lesestoff literarischer Texte aber auch, da die Lesemotivation erhöht werden (warum nur?) und im Unterricht andere Themenfelder aufgegriffen werden sollten.
Weiterhin gibt es neue Inhalte:
– Medienerziehung auch im Hinblick auf Cybermobbing … brauchte man in den 60ern nicht, ist aber m.E. unerlässlich. Meiner Meinung nach bräuchte man dafür sogar ein eigenständiges Fach. Digitale Bildung insgesamt steckt m.E. noch in den Kinderschuhen und ist für die Grundschule umstritten.
– soziales Lernen, auch im Hinblick auf den Umgang untereinander, einschließlich Konfliktschlichtung, darauf hat man in den 60ern sicherlich anders Wert gelegt, aber man konnte ja sein Kind oder seine Schüler auch züchtigen, wenn es einem gefiel … ansonsten haben es die Kinder untereinander erledigt.
– Prävention in verschiedenen Bereichen, gab es in den 60ern vermutlich auch nicht oder weit weniger, dazu zählen Zahnarzt und Prophylaxe, Gesundheitserziehung/ Gesunde Ernährung, Bewegung/ Mobilität, Brandschutzerziehung, Verkehrserziehung
– Sexualerziehung würde ich dazu zählen, wobei dieser Bereich recht weitgreifend ist und z.B. Rollenbilder u.a. mit berücksichtigt. Auch da gibt es einen Aufschrei und wilde Diskussionen um einzelne Aspekte, das kann ich alles nachvollziehen, aber will man wirklich die Aufklärung aus dem Unterricht streichen und zurück in die 60er Jahre?
Davon abgesehen bin ich deutlich der Meinung, dass man in sehr vielen Bereichen wirklich eine andere Ausgangslage hat, da Kinder mit anderen Vorkenntnissen kommen. Diese ist häufig gesellschaftlich bedingt. Beispiel: Sie gehen nicht mit Geld um, weil überall bargeldlos bezahlt wird, und haben entsprechend auch überhaupt keine Vorstellung von Geld, Beträgen oder Werten.
Und trotz größter Verbreitung von Medien, die Zugang zu Bildung und Wissen ermöglichen würden, werden diese überwiegend zur Unterhaltung genutzt. Es gibt wenige Kinder, die über pseudo-wissenschaftliche Sendungen Kenntnisse in den Unterricht einbringen, aber weit mehr Kinder, die von den einfachsten Dingen noch nie etwas gehört haben, die einfachste Tätigkeiten noch nie ausgeführt haben, die in ihrer Wahrnehmung gar nicht geschult sind, sodass man in diesen Bereichen immer im Unterricht sehr häufig nicht auf das zurückgreifen kann, was früher selbstverständlich war. Beispiel: Im 1. Schuljahr kennen von 22 Kindern aus christlichen Familien gerade einmal 2 die Weihnachtsgeschichte.
Fazit: Es wird nichts Altbewährtes gestrichen, es braucht aber viel Zeit, den Kindern den Zugang zum Unterricht und Lernen an sich zu vermitteln, bei vielen mehr Zeit, sie auf Lerninhalte vorzubereiten, und zusätzliche Zeit für zusätzliche Inhalte, die z.T. in Schulen abgeladen, z.T. auch m.E. unverzichtbar sind.
Manches können wir gerne in der Grundschule streichen und dafür in die SekI verschieben. Bei gleichen Zielen in allen anderen Teilbereichen ist dort aber das gleiche Problem zu erwarten: die Zeit reicht nicht und die Lehrkräfte müssen am Ende entscheiden, wie sie die Schwerpunkte verteilen wollen, da es die Politik nicht übernehmen will.
@Palim
Sie fragen: “Wie reagieren Sie darauf, dass sich die Schülerschaft seit den 60ern gewandelt hat?”
Ich möchte Ihnen im Gegenzug die bekannte Frage stellen: Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei?
Oder anders ausgedrückt: Hat sich die ideologisch massiv veränderte Schulpolitik auf die Schülerschaft etwa nicht ausgewirkt?
Die Sturzflut an Reformen allein als notwendige Reaktion auf eine gewandelte Schülerschaft darzustellen, ist eine Behauptung, über die ich nur den Kopf schütteln kann.
Die Ausgangslage, die in den ersten 6 Schulwochen erhoben wird, ist sicher nicht auf geänderte Methoden in der Schule zurückzuführen. Diese ändert sich aber massiv, auch andere haben hier dargestellt, dass diese Veränderungen innerhalb der letzten Jahre deutlich, sehr schnell und für den Schulbesuch gravierend sind.
Berichte über eine Zunahme an Therapien, z.B. Logopädie, die zum Teil vorschulisch erfolgen, in letzter Zeit aber immer häufiger zum Zeitpunkt der Einschulung noch nicht abgeschlossen sind, oder Therapien, die bei der Einschulungsuntersuchung empfohlen werden, sind keine Einbildung.
Dass Schüler früher eingeschult werden, da Stichtage verändert wurden, ist auch nicht auf die Methoden in der Schule zurückzuführen, braucht aber Änderungen im Unterricht, da die Kinder in ihrer Entwicklung noch nicht so weit sind.
Es existieren zu diesem Thema der Schulfähigkeit der Schüler weder Studien zur zeitlichen Vergleichsbeobachtung, noch im Vergleich der sozialen Herkunft der Schüler.
Es handelt sich lediglich um vereinzelt geäußerte, gefühlsbestimmte, subjektive Bemerkungen, die wissenschaftlich nicht verwertbar sind.
Und da werden die vom Schüler gesteuerten, eigen initiativen Methoden schon einmal gar nicht einem derartigen Schülerklientel helfen, ihre Defizite abzubauen.
Da helfen auch keine euphemistisch verfassten Textbausteine nach, die das gesamte Dilemma nur noch zu verschleiern helfen.
Weil es keine Studien gibt, stimmt die Beobachtung nicht?
Klar.
Fragen Sie nur weiter nach validen Studien, dann müssen Sie diese aber auch für jede Ihrer eigenen Behauptungen und Unterrichtsvorschläge vorlegen.
… und wieder die Unterstellung, dass die Schüler sich selbst überlassen würden.
Es ist offenbar nicht gewünscht, dass man sich mit Ausgangslagen beschäftigt, diese erhebt und im Unterricht auf phonologische Bewusstheit und anderes eingeht, um Kindern den Erwerb der Schriftsprache und des Lesens zu ermöglichen.
Wer veränderte Ausgangslagen nicht anerkennen will, möchte sch vielleicht nicht darauf einstellen und damit beschäftigen. Da passt dann der Vorwurf, man würde Schüler sich selbst überlassen.
Wer nicht die Weisheit in sich trägt, dass der Einfluss von radikal veränderten Methoden auf den scheidenden Lernerfolg neuerer Schülergenerationen negativen Einfluss hat und nicht in der Lage ist diesen Umstand als solches wahrnehmen, diesen Misserfolg auch noch auf die Schüler selbst zurückführt und statt dessen weiter an diesen Methoden wenig eigenreflektierend festhält, der muss sich nicht wundern, wenn irgendwann alles in Frage gestellt und hinterfragt wird.
Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage sind denn diese Methoden eingeführt worden ?
Es waren rein ideologische Motive alles Alte verändern zu wollen.
“Er hat ja gar nichts an.”
Wie sollen veränderte Ausgangslagen durch Methoden bedingt sein, wenn Kinder die Schule noch gar nicht besuchen zu dem Zeitpunkt, da Eingangsuntersuchungen erfolgen, und erst wenige Wochen zur Schule gehen, wenn die Lernausgangslage ermittelt wird?
Offenbar trauen Sie selbst aber Ihren KollegInnen in den Gesundheitsämtern nicht, wenn diese Entwicklungsdefizite feststellen und auch in Statistiken veröffentlichen, mit denen sich durchaus Vergleiche ziehen lassen.
Kinder mit geringeren Vorkenntnissen sitzen in jeglichem Unterricht, auch in dem, der mit herkömmlichen Methoden vollzogen wird. Dann müsste in allen Klassen, in denen wie früher auch gearbeitet wird, die Leistung erheblich besser sein. Tatsache ist aber, dass auch bei diesen Klassen Defizite in verschiedenen Bereichen nachgewiesen werden. Gerne dürfen Sie aber auf wissenschaftliche Studien verweisen, die vor der Einführung der herkömmlichen Methode eine wissenschaftliche Grundlage geschaffen haben oder die heute den Vorteil dieser Methoden eindeutig belegen.
Wenn aber alles so subjektiv wäre, wie Sie meinen, wäre die Ausgangslage ja gleichbleibend. Es bräuchte auch gar keine anderen Methoden, auch nicht solche, die Sie selbst für den Erstunterricht vorschlagen, wie IntraAct, den Kieler Leseaufbau oder den Silbenansatz bei Mildenberger, für die es ebenfalls keine Studien im Vergleich zu anderen alten oder neuen Methoden gibt.
Wie können Sie einerseits neue Ansätze preisen und sogar selbst einsetzen und andererseits kritisieren, dass Methoden ohne Studien für den Unterricht herangezogen werden, der Unterricht radikal verändert würde und Schüler dadurch benachteiligt werden?
Wie wollen Sie denn wissen , wie sich die Ausgangslage der Schüler zu anderen Zeiten geändert hat, wo doch keine Längsstudien und Vergleichsstudien durchgeführt wurden.
Alleine die Ergebnisse sind schlechter geworden.
Laut einer älteren Leo-Lesestudie unterschieden sich die Jahrgänge zwischen dem 20 und dem 68 Lebensjahr nicht signifikant in ihrer Lesefähigkeit und brachten im Durchschnitt 13 -16 % Leseanalphabeten hervor, und das bei mit zunehmenden Alter steigendem Risiko von neuronal invalidisierenden Erkrankungen die die Lesefähigkeit schleichend verschlechtern, sowie den Menschen, die durch mangelndes Lesen dieses wieder verlernen.
Dagegen schneiden heutige Schulabgänger sogar mit 20 % Leseversagern ab. Was sagt man denn wohl dazu ?
Das ist eine bildungspolitische Katastrophe !
Sie vergleichen bewusst Äpfel mit Birnen, wenn sie Analphabeten mit “Leseversagern” gleichsetzen.
Wo ist der Nutzen von Studien, wenn man deren Ergebnisse dann in Aussagen derart verfälscht?
Gerne dürfen Sie die Studien, auf die Sie sich beziehen, hier verlinken, damit man nachlesen kann, worauf Sie sich berufen und woher Sie derartige Aussagen beziehen.
Ansonsten können Sie sich gerne mit den Daten der Einschulungsuntersuchungen beschäftigen, die für Ihr Bundesland veröffentlicht werden
https://www.lzg.nrw.de/ges_bericht/monit_kinderges/reports/archiv/index.html
Sie kennen also die Leo.-Level-One Studien nicht.
Diese sind im Internet unter leo.-Level-One-Alphabetisierung.de zu finden.
Leo.- Level-One Studie – alphabetisierung.de
Verstehen wollen und bewusst anders verstehen gelingt Ihnen auch ganz gut. Veränderungen an der Methodik haben sehr wohl einen Einfluss auf den Lernerfolg. Sie können immerhin keinen Beweis erbringen, wie die Einschulungsvoraussetzungen vor 30 Jahren und älter waren.
Und wenn dann schon die Methodik verändert wurde, so ging die Veränderung der Methodik in eine mehr vom Schüler selbst bestimmten Richtung, und das erfolgte auch noch bei vorgeblich schlechterer Ausgangslage der Schüler mit einem Zuwachs der Risikogruppen bei der Einschulung.
Erinnern kann man sich auch noch an die drastischen Veränderungen in der Methodik der Grundschulen am Anfang der 90er Jahre, als eine Lawine an Reformen auf die altangestammten Lehrer zurollte und diese gezwungen wurden ihre Methodik umzustellen. Das Rad der Geschichte wendet sich wieder.
Hier werden keine Wurstwaren und Gemüsesorten verglichen. Es geht um die Lesefähigkeit Erwachsener in den Altersgruppen 18 – 64 Jahre , die in 4 Altersgruppen unterteilt waren und von der Uni Hamburg untersucht wurden. Danach ist davon auszugehen, dass etwa 7,5 Mio. funktionelle Analphabeten in der Bundesrepublik leben.
Die angeführten schulärztlichen Untersuchungen des Landes NRW reichen nur bis 1999 zurück.
Und dann sind dort Daten zum Gesundheitszustand für diese Jahrgänge erfasst ohne dass ein Vergleich gezogen wird zwischen den Jahrgängen.
Mehr ist da nicht herauszulesen und diese Daten liefern keine Daten in Bezug auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Schüler, weil diese Fähigkeiten auch nicht untersucht wurden, ebenso wie eine Erfassung des dominanten Auges, die Händigkeit etc. um mögliche Handykaps im Lernverhalten zu erfassen.
Ich denke, die meisten, die hier schreiben, sind durchaus in der Lage, Daten der letzten 20 Jahre in Beziehung zueinander zu setzen und verstehen durchaus, wenn es deutliche Unterschiede gibt hinsichtlich der Befundung allgemein oder im speziellen z.B. in Bereichen der Sprache, des Hörens und der Wahrnehmung.
Tatsächlich wird inzwischen offenbar in ganz NRW SOPESS als Testferfahren eingesetzt, das ist in anderen BL noch nicht einheitlich.
Hierbei werden auch Angaben zu mathematischen Vorkenntnissen wie auch Lernbehinderung und geistige Behinderung erhoben und auch veröffentlicht.
Wenn bei den Einschulungsuntersuchungen 2017 in Nds.
über 40% der Kinder auffällig im sprachlichen Bereich waren,
10% beim Hören
20% beim Sehen
25% in der Feinmotorik
25% bei der Visuomotorik
25% bei der visuellen Wahrnehmung
ca. 25% im Verhalten
und etwa 55% eine Untersuchung ohne Befund vorweisen,
weiß ich nicht, wie man weiterhin davon sprechen kann, dass Beobachtungen hinsichtlich auffälliger Lernausgangslage, rein subjektiv seien,
wenn man gleichzeitig weitere Parameter anführt, die man für entscheidend hält, die aber nicht erhoben wurden.
Heute zu Tage werden nahezu alle Kinder gegen Pneumokokken und Haemophilus influenza geimpft, sodass Erkrankungen mit Wucherungen der Adenoide (Rachenmandeln) und nachfolgenden Mittelohrergüssen und Erkrankungen der Mittelohren sehr stark zurückgegangen sind. Entsprechend wird auch die Zahl der Kinder mit auditiven Wahrnehmungsstörungen zurückgegangen sein.
Auch erfolgen Augenärztliche Untersuchungen strukturierter von früh an , ebenso wie andere Screeningverfahren zur Erfassung bereits frühkindlicher Erkrankungen , wie der Hüftgelenksdysplasie, Stoffwechselerkrankungen, wie die Hypothyreose, Phenylketonurie etc..
Trotz all dieser frühkindlichen und begleitenden Untersuchungen bei den U1 bis U7 sollen ihrer Meinung nach krankheitsbedingte Beeinträchtigungen angestiegen sein ?
Jeder hier kann sich die Frage selbst beantworten.
Was zugenommen hat ist der Anteil an Kindern mit einem eingeschränkten Sprachvermögen durch Migration, geringe häusliche Sprachförderung weil etwa nicht gesungen oder nicht abends vorgelesen wird.
Sie unterstellen subjekte Betrachtungen, verlangen nach Daten und kommen nun mit Behauptungen, die Kinder seien alle geimpft, alle herausragend ärztlich versorgt (ich kann im ländlichen Raum nicht darüber lachen, es ist zu traurig), seltener krank und die Beeinträchtigungen gesunken.
Nur merkwürdig, dass Ärzte zur Einschulung und in Landesbildungszentren die Beeinträchtigungen bestätigen. Aber das ist sicherlich auch nur deren subjektives Empfinden.
Wenn landesweit fast 25% der Kinder bei der Einschulungsuntersuchung ein auffälliges Sehvermögen haben, dabei aber über die Hälfte noch nicht augenärztlich kontrolliert wurde, ist die Versorgung nicht so großartig. Anschließende Wartezeiten von ca. 1 Jahr bedeuten auch, dass Kinder mit Sehfehler das 1. Schuljahr ohne Versorgung meistern müssen, mit entsprechenden Nachteilen auch hinsichtlich der Motorik.
Zur Einschulung 2012 finden sich für Nds. Zahlen, dass 62,4 % der Kinder hinsichtlich Pneumokokken geimpft waren, im aktuellen Impfreport des Landesgesundheitsamtes Nds. findet man dazu gar keine Zahlen.
Sie verwechseln eine Inanspruchnahme seitens der Eltern, die in NRW von den Behörden mittlerweile bei fehlender Inanspruchnahme angeschrieben werden , wenn diese ihre Kinder nicht zu den geforderten U-Untersuchungen bringen.
Es existieren unverändert keine Längsschnittstudien, die ihr subjektives Empfinden bestätigen.
Und 1990 gab es z. B.noch keine Impfungen gegen die oben aufgeführten Erreger.
Was aber auch sicher sein dürfte, ist die Tatsache, dass das Screening sich verbessert hat und entsprechend mehr Defizite bei den Kindern inzwischen erfasst werden als zu anderen Zeiten.
Wollen Sie das in Abrede stellen ?
Sie aber suchen weiter nach einer rückwärts gewandten Begründung für die damals durchgeführten drastischen Veränderungen in der Vermittlung des Schreibschrift- und des Leseerwerbs.
Die Methoden des eigen initiativen Lernens wurden damals aus ideologischen Gründen und auch ohne eine wissenschaftliche Grundlage gegen die Widerstände der alteingesessenen Lehrerinnen eingeführt und zeigen sich in ihrer nachhaltigen Wirkung im nachlassenden Erfolg der gelungenen und nachhaltigen Vermittlung einer verbundenen Handschrift.
Nirgendwo bestätigt eine ärztliche Studie eine Zunahme an HNO ärztlichen Erkrankungen, es ist aber sehr wohl aber eine Abnahme HNO ärztlicher Operationen zu konstatieren, weil die auslösenden Erreger durch die Impfungen zurückgedrängt wurden.
@Palim
Sie postulierten, dass der Anteil der Schüler mit Handykaps gegenüber früheren Jahren ihrem Empfinden nach angestiegen ist und stellten offizielle Zahlen der Kinder mit audiovisuellen Beeinträchtigungen als Tabelle dar.
Der Grund einer steigenden Erfassung ist auf bessere Screening-Methoden zur Erfassung der körperlichen Beeinträchtigungen zurückzuführen, wie ich es Ihnen bereits schrieb.
Allerdings stellt sich doch wohl die Frage ob bei dem Klientel der Risikogruppen ich die Selbstalphabetisierungsmethoden und der eigenständigen Erarbeitung der Lerninhalte überhaupt für die Gruppen geeignet sind und nicht sogar die Situation der Betroffenen noch verschlimmern. Wäre da nicht eine intensivere, führende Heranführung an die Inhalte erforderlich, um diesem Personenkreis gerecht zu werden.
Palim, Sie verteidigen hier immer wieder unreflektiert und einseitig kommentierend alle reformpädagogisch begründeten Methoden, stellen verallgemeinernd alle älteren Methoden in Frage und erklären pauschalisierend die heutige Generation an Schülern als schwer zu beschulen dar und deren motorische und kognitiven Fähigkeiten in Frage, weil diese mit den neuen Methoden nicht zurecht kommen ?
Einfache Antwort auf Ihre Frage: Nein.
Ich verweise mal auf die neuen Rahmenlehrpläne in Berlin/Brandenburg für das Fach Deutsch:
https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/Rahmenlehrplanprojekt/amtliche_Fassung/Teil_C_Deutsch_2015_11_10_WEB.pdf
Die Klassen 1-4 entsprechen dort im wesentlichen den neuen “Niveaustufen” A, B, C. Was also lesen wir an Anforderungen auf den Seiten 17 ff:?
Zur Handschrift steht in C: “eine lesbare Handschrift flüssig schreiben”.
Zur Rechtschreibung steht in C: “geübte, rechtschreibwichtige Wörter normgerecht schreiben”.
Texte werden geplant (“Schreibideen zum Inhalt entsprechend der Schreibabsicht notieren”), gestaltet (“sprachliche Mittel und Zeitformen gezielt auswählen und nutzen”) und überarbeitet (“Texte anhand von vorgegebenen Kriterien (Verständlichkeit, Adressatenbezug, äußere und sprachliche Gestaltung, sprachliche Richtigkeit überarbeiten”).
Beim Lesen sollen die Kinder in C “epische, lyrische und dramatische Texte unterscheiden” und “unterschiedlichen Sach- und Gebrauchstexten Merkmale zuordnen (z.B. Liste, Tabelle, Fließtext)” und bei Filmen “die Figurengestaltung in Texten unterschiedlicher medialer Formen beschreiben”.
Da frage ich ich schon, ob das Genannte wirklich so wesentlich ist, dass man deswegen keine Zeit mehr hat, Schreiben zu üben. Stufe C beginnt in der Mitte von Klasse 2 und geht bis zum Ende von Klasse 4 (und darüber hinaus), je nach den angestrebten bzw. sich abzeichnenden Schulabschlüssen (siehe Seite 10).
Und im Lichte der Ausführungen von Palim zu dem, was die Kinder so mitbringen und was sie alles nicht können, vermute ich, dass da sowieso einige “Mondziele” drin stehen (literarische Texte, Adressatenbezug). Gerade in Berlin haben sich Schulen schon geweigert, VerA 3 zu verteilen mit der Begründung “unsere Kinder verstehen noch nicht mal die Fragen”.
Kurz und gut: Man möchte allenthalben verfrüht einen zweiten Stock auf ein Gebäude draufsetzen, bei den die Wände im ersten Stock teilweise fehlen und teilweise wackelig sind. In früheren Zeiten begnügte man sich in diesem Stadium mit dem ersten Stock, der dann aber solider stand.
@Palim (29. Dez. 00:11)
“Dass die Stundentafel samt Stundenverteilung per Erlass geregelt ist und Inhalte durch Curricula vorgegeben werden” ist auch mir bekannt.
Durch die Schulpraxis wissen Lehrer aber zusätzlich, dass ihnen nicht verboten ist, Schönschreiben und anderes mehr auch ohne dafür ausgewiesene Extra-Stunden zu üben.
Stundenverteilungen, Erlasse und Lehrpläne schreiben den Unterricht nicht bis ins Kleinste vor. Es bleibt ein Freiraum, der jedem Lehrer erlaubt, Inhalte aufzunehmen und Wege zu gehen, die ihm besonders wichtig sind, und dafür anderes weniger intensiv zu behandeln.
Der festgeschriebene Rahmen, auf den Sie immer wieder gern und recht unkritisch verweisen, außer wenn es um die Forderung nach höherer Bezahlung der Grundschullehrer und besserer Personalausstattung der Schulen geht, ist zwar vorhanden, aber keinem ist untersagt mitzudenken, eigene Vorstellungen zu entwickeln, aus Erfahrung anders zu sehen und klug zu werden oder Akzentverschiebungen vorzunehmen.
Von Ihnen fühle ich mich ständig auf angeblich Ehernes und Begrüßenswertes (auch von GEW-Seite) verwiesen. Sie nehmen nicht fragwürdige Ideen, sondern nur Mängel an Arbeitsbedingungen aufs Korn, die allein Ursache für Enttäuschungen und Fehlschlägen sein sollen. Das kommt mir in der Tat weniger nach einer Diskussion mit einer Kollegin als nach einem Disput mit jemand anderem vor.
“aber keinem ist untersagt mitzudenken, eigene Vorstellungen zu entwickeln, aus Erfahrung anders zu sehen und klug zu werden oder Akzentverschiebungen vorzunehmen”
Nichts anderes geschieht, wenn man sich mit Methoden und Ansätzen auseinandersetzt, wenn man Lernausgangslagen in den Blick nimmt, Fachkenntnisse erweitert, daraus notwendige Schlüsse zieht, den Unterricht entsprechend anpasst und an den offensichtlichen Bedürfnissen orientiert. Um mal deutliche Farbe zu bekennen: An keiner Stelle habe ich bisher je davon geschrieben, dass man alles Bisherige ablegen oder dass man zu radikalen Änderungen kommen muss. Mir war an jeder Stelle immer die Mischung der Methoden wichtig. Dazu gehört auch, dass man neuere Ansätze beleuchtet und überlegt, welchen SuS diese zu Gute kommen.
Wenn man sich als Lehrkraft allein auf stets Bewährtes berufen möchte, kann man das tun, dies kann aber auch zum Nachteil werden, wenn man dabei seine SuS aus dem Blick verliert, wen man sich z.B. auf ein “das haben wir schon immer so gemacht” zurückzieht, ohne wahrnehmen zu wollen, dass die Ausgangslagen der Kinder andere sind.
Sie beschreiben, dass Sie der Meinung sind, es wäre durchaus Zeit im Unterricht, Schönschreibübungen in für alle Kinder ausreichendem Maß in den Unterricht zu integrieren. Meine Erfahrung, bei der ich mitdenke, Fähigkeiten analysiere und viel Erfahrung im Erstunterricht mitbringe, besagt etwas anderes: die motorischen Fähigkeiten zum Zeitpunkt der Einschulung werden immer schlechter, viele Kinder zeigen im visuellen Wahrnehmungsbereich Auffälligkeiten und sind weitaus schwächer hinsichtlich ihrer Konzentrationsleistung und Aufmerksamkeitssteuerung. Das hat sicherlich auch etwas mit dem Einzugsbereich unserer Schule zu tun, aber Lehrkräfte ganz anderer Schulen und anderer Bundesländer beobachten gleiches und bestätigen dies. Die Unterrichtszeit reicht dafür nicht aus, da ich kein Jahr Vorschule habe, sondern innerhalb der 4 Jahre Ziele erreichen muss und möchte.
Beim Ausrichten des Unterrichts auf die eine oder andere Weise geschieht genau das, was ich vorher schon genannt hatte: Sie als Lehrkraft müssen den Akzent setzen, den die Politik nicht setzen will, und werden auf Inhalte verzichten, die Ihnen nicht wichtig genug erscheinen. Dabei kommt in der Bewertung der eine Betrachter zum Schluss, dass Kinder aus Ihrer Grundschulklasse in der SekI eine schönere Handschrift aufweisen, ein anderer Betrachter legt den Schwerpunkt womöglich aber auf andere Inhalte und beklagt, dass Sie diese vernachlässigt haben. Letztlich gilt es als Lehrkraft, aber auch als Gesellschaft, auszuloten, was wichtig ist und was wirklich in die Lehrpläne und den Aufgabenbereich der Grundschulen gehört.
“… was wirklich in die Lehrpläne und den Aufgabenbereich der Grundschulen gehört.”
Das ist sehr vage. Genau das sollte mal etwas konkreter diskutiert werden anhand der realen Lehrpläne. Warum musste man die traditionellen Inhalte der GS so drastisch ersetzen, dass kaum noch Zeit für das verbundene Schreiben bleibt? Welche sind eigentlich die neuen und unverzichtbaren Dinge? Wie passen das adressatengerechte Schreiben sowie die literarischen Gattungen in der GS zu den von Ihnen selbst immer wieder betonten mageren Eingangsvoraussetzungen? In Bremen hat man eine Stunde Schach in der GS eingeführt (stand hier kürzlich bei n4t), aber fürs Schönschreiben oder auch nur fürs sorgfältige verbundene schreiben ist keine Zeit.
Kurz und knapp: Vernachlässigt man das Wichtige und beschäftigt sich mit dem, was nicht so wichtig wäre und auch später kommen könnte?
Gute Fragen.
Eine davon ist auch, was denn “adressatengerechtes Schreiben” meint und was darunter fällt. Während Sie irgendwelche neuen Inhalte vermuten, sehe ich dort Aufsatzerziehung.
Eine andere sind die mageren Eingangsvoraussetzungen, die zu Beginn des Lese- und Schreiblehrganges in Klasse 1 extrem bedeutsam sind, aber auch in Klasse 2 meist deutlich die Ergebnisse beeinflussen, während literarische Gattungen eher in Klasse 3 udn 4 entscheidend sind. Welche davon braucht man in der Grundschule und welche werden an die Seite gedrängt, weil man sich ggf. stärker als sonst um das Verständnis von Sachtexten und Grafiken kümmert?
Ansonsten habe ich im Beitrag von 15:47 geschrieben, dass bisherige Inhalte eben nicht gestrichen wurden, wohl aber viele neue hinzu gekommen sind. Da dürfen Sie sich gerne an den Beitrag anhängen und die Diskussion um die verzichtbaren Inhalte führen.
Dabei geht es nicht um Exoten wie Schach, in Hessen soll es in der SekI Astronomie als Fach geben, sondern um andere Inhalte (siehe oben).
Nach meiner Erinnerung haben wir in meiner Schulzeit in der GS keine Aufsätze geschrieben, nur Diktate (literarische Gattungen gab es auch nicht). Aufsätze begannen erst in Klasse 5, und das ging auch. Dabei gab es keine anderen Adressaten als die Lehrer, also auch kein adressatengerechtes Schreiben.
Auch in der Oberstufe dienten Aufsätze zum Formulieren der eigenen Meinung zu einem bestimmten Thema. etwa: “Die Euro-Krise in Griechenland.” Heute scheint es kompetenzorientierte Themen zu geben von der Art: “Entwerfen Sie eine Rede des griechischen Finanzministers zum Euro, die sich an die EU-Geldgeber richtet.” Die Meinung wird somit vorgeschrieben.
Wenn ich mir die Lehrpläne für die GS ansehe, dann finde ich sie überladen. Die wichtigen Dinge verschwinden in der langen Liste der vielen unwichtigen. Warum wagen Sie es nicht, mal die realen Lehrpläne zu kritisieren?
“Nach meiner Erinnerung haben wir in meiner Schulzeit in der GS keine Aufsätze geschrieben, nur Diktate (literarische Gattungen gab es auch nicht).”
Meinen Sie nicht, dass Ihre Erinnerung Sie trügt?
Wie sahen die Lehrpläne zu Ihrer Zeit aus?
“Wenn ich mir die Lehrpläne für die GS ansehe, dann finde ich sie überladen. Die wichtigen Dinge verschwinden in der langen Liste der vielen unwichtigen.”
Wieder die Frage, was denn unwichtig erscheint.
Zu adressatenbezogenen Texten: in den Richtlinien meines Bundeslandes taucht das vor allem in Bezug auf das Verfassen von Briefen auf, sowie beim Lesen dahingehend, dass man den Lesevortrag an die Zuhörerschaft anpassen kann
zu den Textsorten: Klassisch werden in der GS Märchen, Sagen, Fabeln nebeneinander gestellt, manchmal auch Schwänke, dazu auch häufig Gedichtformen.
Palim: Jedenfalls kann ich mich an viele Diktate erinnern, an Aufsätze im klassischen Sinne aber nicht. Dagegen kann ich mich noch an Aufsatzthemen aus den Klassen 5-6 erinnern. Sie wurden über eine Doppelstunde geschrieben und waren plötzlich bedeutsam, vorher dagegen (falls es sie gegeben haben sollte) nicht.
Zu den Textsorten: In dem o.a. Link aus Berlin/Brandenburg steht dazu auf Seite 35 folgendes zum “systematischen Erwerb der Schriftsprache” schon zu den Klassen 1-2:
“Literarische Texte: Kinderbuch, Märchen, Gedicht (Lied), kurze
erzählende Texte, dramatische Szene
Sach- und Gebrauchstexte: Sachbuch, Anleitung, Kinderlexikon, Zeitschrift, Tabelle, persönlicher Brief, Liste,
Texte in anderer medialer Form: Bilderbuch, Bildergeschichte, Comic, Film, Hörspiel, Hörbuch,
Schreibformen: Liste, Brief, Geschichte, Elfchen, Notiz (Kurzinformation, Merkzettel), Anliegen,
Gesprächsformen/Redebeiträge: Anliegen, kurzer Vortrag.”
Und das angesichts der mageren Voraussetzungen der zahlreichen Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (gerade in Berlin), zu denen es auf Seite 7 heißt:
“Ausgehend von der angemessenen Berücksichtigung der jeweiligen sprachlichen Kompetenzen legt der Unterricht zum Erwerb des Deutschen als Zweitsprache die Grundlage für eine gelingende Alltagskommunikation in der Zweitsprache Deutsch sowie für die Teilnahme am Unterricht.”
Das soll natürlich auch in den Klassen 1-2 geschehen. Es muss erstmal “die Grundlage für eine Alltagskommunikation” gelegt werden. Finden Sie nicht, dass da einiges von den obigen Zielen überladen und auch nicht so wichtig ist?
Ich würde erst einmal wissen wollen, ob die genannten Textsorten eine Auswahl darstellen (so ist es in Nds. in den Richtlinien) oder eine Pflicht.
Zudem lese ich die Liste und habe konkreten Unterricht im Kopf:
Kinderbuch – wird täglich beim Frühstücken vorgelesen
Märchen – Theaterstück zu Weihnachten, Lesebuch
Gedicht – zu bestimmten Anlässen üblich, Lied sowieso
erzählende Texte – gibt es in jedem Lesebuch und man kann die Kinder auch selbst schreiben lassen, selbst wenn es 2-3 Zeilen sind, kann man es als erzählenden Text werten, zudem sieht die Leseförderung das Lesen von Büchern innerhalb der Klasse oder als Leseaufgabe vor, siehe Antolin-Seite im Internet
dramatische Szenen – man nennt es auch Theater, Rollenspiel, Anspiel etc.
Sach- und Gebrauchstexte – werden im Sachunterricht eingesetzt, häufiger inzwischen auch in Deutsch, siehe Ausführungen zu VERA und zum veränderten Literacy-Konzept
Anleitung – zum Basteln oder Rezepte
Kinderlexikon – der Einsatz eines Wörterbuches ist trotz der Möglichkeiten mit digitalen Medien üblich
Zeitschrift – siehe Lesebuch
Tabelle – s. Sachtext
persönlicher Brief – z.B. zum Muttertag
Liste – z.B. zum ABC, aber auch für vieles anderes
Bilderbuch – üblich als Leseprojekt, aber auch mit interaktiven Tafeln oder im Kamishibai zu nutzen, z.B. Elmar, Weihnachtsgeschicht o.a.
Bildergeschichte – weniger üblich
Comic – siehe Lesebuch
Film/ Hörspiel/ Hörbuch – gehört zum Aspekt Medienbildung, die letzten beiden auch dazu, dass man das Zuhören trainieren soll. Das gelingt u.a. mit Hörtexten und bereitet den Fremdsprachenunterricht vor, der inzwischen ebenso aufgeteilt ist.
Elfchen – Klassiker, Klasse 2, Adjektive
Notiz/ Merkzettel – man nennt es auch Eintrag ins Hausaufgabenheft
Redebeiträge/ kurzer Vortrag – Unterrichtsgespräch, Konflikte klären, ein Ergebnis vorstellen/ über einen gelesenen Text sprechen u.a., also auch Alltag.
Welche möchten Sie denn vollständig streichen und welche übernehmen Sie lieber in die Liste für die SekI?
Wenn Palim das eventuell nicht überladen und zu hoch gegriffen findet, ich finde es jedenfalls genauso wie Sie, Cavallieri.
Zumindest im 1. und 2. Schuljahr sollte vor allem das Erlernen der Technik von Lesen und Schreiben angesagt sein, bevor es ans Verfassen eigener kurzer Texte geht.
Theoretiker können viel Unsinn in Rahmenpläne schreiben, jeder Lehrer hat allerdings die Möglichkeit, Schwerpunkte anders zu setzen und Gefordertes nur zu streifen, um es als durchgenommen erklären zu können.
Nicht nur ich mache das so, sondern auch meine Kollegen. Ohne Mut zur Lücke wären die Defizite in der Beherrschung von Lesen und Schreiben noch viel größer. Die Schüler wären zwar mit allerlei in Berührung gekommen, doch kaum etwas wäre wirklich gelernt worden oder auf Dauer hängengeblieben.
Hauptsache die Richtlinien sehen schön anspruchsvoll aus, scheint die bildungspolitische Devise und ihr Aushängeschild, die Rahmenpläne.
Gegenfrage: Das alles soll in den Klassen 1-2 unverzichtbar sein, wenn die Kinder weder Rechtschreibung können noch eine flüssige und lesbare Handschrift entwickelt haben und angeblich für beides keine Zeit ist? Und manche immer noch kaum Deutsch können? Es kommen ja noch die Klassen 3-4 und alles weitere.
Warum sind denn die VerA-Ergebnisse z.T. so katastrophal trotz insgesamt guter Schulbeurteilung (eine Mehrheit erfüllt nicht die sog. Mindeststandards, S. 18):
http://www.lynar-grundschule.de/dokumente/Bericht_Schulinspektion_2014.pdf
Ich nehme an, man verzettelt sich und will (oder muss) ständig den dritten Schritt vor dem zweiten und den zweiten vor dem ersten tun, nur um die hochtrabenden Bildungsziele zu erfüllen. Ich denke: einfach bescheidene Ziele setzen und die dann aber erreichen.
@cavalieri
Was genau möchten Sie nun eigentlich diskutieren?
Die Inspektion dieser einzelnen Schule, den Bericht dazu, die Vorgehensweise, die Kriterien, die Veröffentlichung der Ergebnisse,
oder die VERA-Studie, deren Kriterien und Vorgaben und die daraus begründeten Veränderungen in den Schulen,
oder die Curricula des Landes Berlin mit den gezeigten Vorgaben, die einen kleinen Ausschnitt wiedergeben,
oder das Abwägen zwischen Schrifterwerb an sich, den Erwerb und die Pflege einer sorgfältigen Handschrift, Übungen der Rechtschreibung und Leseförderung in der 1. und 2. Klasse samt der dafür angesetzten Ziele für genau diese Teilbereiche des Deutschunterrichts
oder Ihre Vorstellung von Grundschule bzw. 1. und 2. Klasse und was Sie sich darunter vorstellen unter Berücksichtigung Ihrer Erinnerungen an Diktate?
Cavalieri listet diverse Punkte auf, die ihm aus Sicht eines Lehrers an einer weiterführenden Schule am aktuellen Lehrplan der Grundschule nicht passen.
Er möchte: Lesen, Schreiben, Rechnen
Es liegt vor: Nebenkriegsschauplätze, überbordende Kompetenzen
Bei Risikogruppen sind die Nebenkriegsschauplätze, gerade oder obwohl sie speziell für Risikogruppen entwickelt wurden, der absolut falsche Weg. Sie brauchen eine sehr enge Führung und viel Übung in Lesen, Schreiben, Rechnen. Mit zielgruppenspezifischen Aufsätzen ab Klasse 1/2 ist das nicht möglich.
VERA war aus meiner Sicht nur eine Randbemerkung. Da wird nicht getestet, ob die Kinder flüssig schreiben können, auch Aufsätze werden nicht getestet, Rechtschreibung schon etwas. VERA orientiert sich bundeseinheitlich an den Bildungszielen, und dennoch sind die Ergebnisse recht mager. Diese spezielle Schule im Link hat generell gute Beurteilungen, ist keine Brennpunktschule, der Migrantenanteil liegt bei 75 % (das ist in Berlin nicht exorbitant hoch), und dennoch sind die Ergebnisse katastrophal. Die (vermutlichen) Gründe dafür hat Palim öfter aufgelistet: Die Kinder können das einfach nicht, was man eigentlich erwartet sollte.
Ich verweise auch auf meinen Beitrag vom 29.12. um 15:59 oben. Darauf hat niemand reagiert. Warum in aller Welt realisieren wir nicht erstmal bescheidenere Ziele in der GS? Wenn die Kinder so gut sind, selbst fragen und wissbegierig sind, kann man ihnen selbstverständlich mehr anbieten. Aber jetzt steht das alles in den offiziellen “Regelstandards”, die dann doch nicht realisiert werden. Das Bildungsproblem in Deutschland befindet sich nach allen Untersuchungen am leistungsmäßig unteren Ende, nicht am oberen.
@Palim
Ich habe nicht die geringste Mühe zu verstehen, was Cavalieri diskutieren möchte. Deutlicher als bereits getan kann er kaum sagen, worum es ihm geht.
Ihre Frage: “Was genau möchten Sie nun eigentlich diskutieren?” bereitet mir dagegen Schwierigkeiten. Sie klingt nach Maßregelung mit dem unterschwelligen Vorwurf, Cavalieri laberte nur (dumm) rum, ohne auf den Punkt zu kommen, um dem es ihm geht.
Da ich ihn auf Anhieb sehr gut verstanden habe, kann er sich nicht so rätselhaft und vage rumgeschafelt haben, wie Ihre (rhetorische) Fragen vermuten lassen.
Ich habe eher den Eindruck, dass Sie ihm ausweichen und ihn auflaufen lassen, um selbst nicht Farbe bekennen zu müssen.
Darum an Sie jetzt mal die Fragen: Worauf sollte sich Ihrer Meinung nach der Unterricht in den ersten beiden Schuljahren konzentrieren, was also sind für Sie die primär wichtigen Lerninhalte und Lernziele?
Und was kann vernachlässigt werden, um genug Kraft und Zeit zu haben für das Erreichen der Primärziele?
Ihre persönliche Meinung ist gefragt und nicht wieder Belehrungen über Richtlinien, Studien oder sonstige Weisheiten aus öffentlichen Schubladen.
Es ist schön, wenn Sie, Reni, für sich denken, Sie würden alles ohne Mühe verstehen. Mir geht das nicht so.
Was umfasst “Lesen, Schreiben und Rechnen”?
Was stellen sich SekI-Lehrkräfte darunter vor?
Welche Vorstellung haben sie vom Unterricht mit 5-7jährigen Kindern?
Was bedeutet “Lesen”, wenn die o.g. Textsorten alle viel zu weit gehen?
Wie übt man denn das Lesen ohne Texte?
Was bedeutet “Schreiben”?
Schreiben kann auch eine unverbundene Druckschrift sein, mit der man hervorragende Geschichten gut leserlich in angemessenem Tempo verfasst. Aber das wird ja abgelehnt. Offenbar soll in der Grundschule Schönschreiben geübt werden.
Ist denjenigen, die das fordern, bewusst, was sie damit ausdrücken und was die Kinder dann in Klasse 5 mitbringen?
Cavalieri orientiert seine Ansprüche an die Grundschule an seinen Erinnerung an die eigene Grundschulzeit. Ist das das Maß aller Dinge und professioneller Umgang mit dem Beruf einer Lehrkraft? Arbeitet ein Dachdecker auch so, wie es sich jemand rückblickend als Kind vorgestellt hat?
Ganz ehrlich: Das hat mit der Arbeit einer professionellen Lehrkraft überhaupt nichts zu tun!
Sie können doch nicht allen Ernstes erwarten, dass Grundschullehrkräfte ihren Unterricht an der Erinnerung anderer an die eigene Schulzeit ausrichten. Möchten Sie das für andere Berufsgruppen auch? Dann kann ja der Dachdecker demnächst das Dach so decken, wie er es sich im Alter von 7 Jahren vorgestellt hat, und der Arzt fummelt ein bisschen mit dem Stethoskop, stellt der Begleitung 2-3 Fragen und gibt im Anschluss ein paar Kügelchen, mit der Begründung: „An mehr kann ich mich nicht erinnern!“
Ja, es ist unprofessionell, unreflektiert Methoden einzusetzen oder Neues allein aus ideologischen Gründen zu verwenden. Es ist aber nicht unprofessionell, sich mit unterschiedlichen Ansätzen auseinanderzusetzen und diese bewusst in den Unterricht zu integrieren, um Vorteile zu nutzen. Das gilt für jeglichen Unterricht und auch für “Lesen, Schreiben, Rechnen”.
Die Vorwürfe, Lehrkräfte würden alles unreflektiert tun, sind maßlos und entbehren jeder Grundlage. Dass die Vorwürfe nachweislich von Menschen kommen, die sich den Unterricht in der Grundschule nicht im Ansatz vorstellen können, die sich weder mit Schreibdidaktik noch mit Lesedidaktik auseinander gesetzt haben, die Fachbegriffe der Curricula nicht einordnen können und Lernausgangslagen als unwichtig darstellen, zeugt davon, wie genau sie sich mit den Inhalten und Zusammenhängen beschäftigen wollen.
Es ist unprofessionell, sich auf Altes zu berufen und sich gar nicht mit neuen Ansätzen zu beschäftigen. Es ist aber nicht unprofessionell, Bewährtes einzusetzen und mit Neuem zu verknüpfen, wo sich sinnvolle Ergänzungen ergeben oder Neues durch die Veränderung der Schülerschaft zwingend notwendig ist.
Fragt der eine nach validen Studien für jegliche verwendete Methode, alles andere sei subjektive Wahrnehmung, fordert der andere im nächsten Beitrag, man solle die persönliche Meinung schreiben, alles andere seien Weisheiten aus der Schublade.
Schreibt man, was man zur Didaktik denkt, was man im Unterricht vielfach beobachtet, welche Gründe man für den Einsatz bestimmter Herangehensweisen sieht und vielfach bestätigt findet, ist man dann ideologisch beeinflusst, unreflektiert und ohnehin keine Lehrerin und Nachfragen sind unerwünscht, weil ja alle anderen sich hier klar ausdrücken und alles unmissverständlich und äußerst konkret darstellen: „Wir wünschen Lesen, Schreiben, Rechnen.“
Hinsichtlich der genannten Textsorten: Die wenigsten davon sind wirklich neu, vieles davon gab es auch vor Jahrzehnten schon in Schulbüchern und im Unterricht.
Wirklich neuer ist die Einbeziehung von nicht-literarischen, sachlicheren Texten und graphischen Darstellungen, die im Deutschunterricht (!) zugenommen hat. Die Zusammenhänge mit VERA und dem Litreracy-Konzept habe ich dargestellt. Dafür fällt dann eben die Fabel oder die Sage weg, zumal man Märchen nicht als bekannt voraussetzen kann. Letztlich braucht man eine dieser literarischen Textsorten aber spätestens in Klasse 4, um Merkmale von Textsorten zu erörtern und um ebenfalls unbekannte Vergangenheitsformen im Unterricht aufzugreifen und trainieren zu können.
Dass sachliche Texte und das Lesen von Tabellen, Grafiken und Schaubildern mehr Gewicht bekommen, halte ich persönlich für sinnvoll, da diese im heutigen Alltag erheblich wichtiger sind. Dennoch greifen die Leseförderung und das tägliche Lesen in der Regel literarische Texte auf, die Einbeziehung von Kinder- und Jugendliteratur halte ich für selbstverständlich.
Wer meint, Kinder aus den Risikogruppen wären ebenso wie Normalbegabte in der Lage, sich durch selbstentwickeltes Schreiben mit Anlauttabellen das Lesen selbstständig beizubringen, der hat ein anderes fachdidaktisches Konzept vor Augen ,nämlich das Prinzop des lernwegsorientierten Lernens.
Zu meinen, andere wären inkompetent in Bezug auf fachdidaktisches Wissen des Lese- und Schrifterwerbs, weil diese die eigentlichen Ziele der Beherrschung dieser Fähigkeiten in den Fokus stellenanstreben, der ist arrogant und überheblich und erfreut sich kritischer Auseinandersetzung mit anders Denkender und Handelnder.
Sie, Palim, benutzen gern den Begriff “professionell”, was Ihnen in der Diskussion den Vorteil verschafft, andere Meinungen zu Grundschulthemen einfach als “unprofessionell” abzuwerten.
Sie als “Grundschullehrerin” haben dann immer Recht und Meinungsgegner sind nur dann ernst zu nehmen, wenn sie ebenfalls vom Fach Grundschule sind oder sich Ihrer angeblich “professionellen” Meinung anschließen.
Es reicht auch nicht, Lehrer an einer anderen Schulgattung wie dem Gymnasium zu sein oder ein Vater, der sich überaus intensiv mit der Didaktik und Methodik des Lese- und Schreiblehrgangs beschäftigt hat. Widerspruch und andere Meinung sind auch dann laienhaft und nicht beachtenswert.
So geht es nicht, Palim. Ich bin Grundschullehrerin wie Sie und habe trotzdem in vielem eine andere Meinung. Mir können Sie nicht so einfach mit “unprofessionell” kommen, wenn Sie Recht haben wollen.
Palim: Ich habe primär mit Zitaten aus den offiziellen Bildungsplänen argumentiert (offenbar als einziger hier), nicht primär mit Erlebnissen meiner eigenen Schulzeit. Ihren Unterricht kritisiere ich ja nicht. Aber diese Bildungspläne scheinen mir scheinbar gleichgewichtet zu vieles nebeneinaner zu postulieren. Aufsätze schreiben gibt’s ja im weiteren Verlauf der Schulzeit noch reichlich, Referate und literarische Texte ebenso, warum soll das so eilig sein? Aber das Einüben einer lesbaren und flüssigen Handschrift steht ab Klasse 5 garantiert nicht mehr im Lehrplan. Das wird dann vorausgesetzt, und jeder krakelt für sich.
Daher meine Rede: den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Und das besonders angesichts der vielen Kinder aus problematischen Verhältnissen, die (so AvL direkt darüber) mit manchem überfordert sind, was man offenbar erwartet. Sie selbst weisen doch immer darauf hin, dass man dies und jenes nicht (mehr) erwarten darf. Dann müssen halt kleinere Brötchen gebacken werden. Wo also kürzen? Die Bildungspläne klingen für mich zu hochtrabend und nur für die allerbesten wirklich geeignet. Es handelt sich aber stets um “Regelstandards”, die dann von der Hälfte doch nicht erreicht werden.
Die große Grundschulexpertin vom Lobbyverein Grundschulverband hat mal wieder gezeigt, was an rhetorischen Fähigkeiten in ihr steckt. Und wenn die Argumentation in eine Schieflage gerät, so werden andere Lehrer aus den weiterführen Schulen als unwissend und inkompetent abgewertet.
Cavalieri hat zu Recht darauf verwiesen, dass offensichtlich die Bildungspläne überfrachtet sind mit allen möglichen Anforderungen an die Schüler, und diese nicht auf die Erlangung der Kernkompetenzen der Grundschulen ausgerichtet sind.
Dabei geraten die Hauptziele der Entwicklung einer an der deutschen Orthographie ausgerichteten flüssigen und lesbaren Handschrift, eine Sinn entnehmende Lesefähigkeit, sowie die Beherrschung der Grundrechenarten in den Hintergrund.
Gerade einmal 10 % der Grundschüler in NRW wenden nach dem Wechsel in die weiterführenden Schulen eine verbundene, lesbare Handschrift an. Soll man derartige Ergebnisse als Erfolg werten ?
Wohl kaum. Versuche Kinder selbst aus einer Druckschrift eine verbundene Schreibschrift entwickeln zu lassen misslingen, weil die schreibmotorischen Bewegungsabläufe dieser Druckschrift keine verbundenen Verknüpfungen bieten, da die Buchstaben allesamt in der Schreibrichtung von von oben nachunten verlaufen und somit keine Verbindungen miteinander eingehen können.
Wer anderes schreibt , der möge schreibmotorische demonstrieren, wie er diese Verknüpfungen der Buchstaben herbeizaubern möchte.
Und auch die VA Vereinfachte Ausgangsschrift bietet wenig Möglichkeiten einen flüssigen Schreibfluss zu erzeugen, der die sprachliche Einheiten flüssig miteinander verbindet.
Zwar sind die Bewegungsabläufe wie bei der Druckschrift , dafür ist sie vom Schreibablauf sehr hakelig.
Grund sind die vielen erzwungenen Haltepunkte der Buchstaben an der Mittelinie , die einen Stopp des Schreibflusses bewirken.
So hat alleine das Wort Zwiebel 10 Haltepunkte der Unterbrechung des Schreibflusses.
Wie soll da ein Schreibfluss erzeugt werden ?
Hinzu kommt noch die Aufhängung der kleinen Buchstaben an der Mittellinie, die nach der 3. Klasse wegfällt. Somit gerät das Schriftbild bei Schülern, die diese schwer erlernbare , verbundene Druckschrift nicht vollends beherrschen, in ziemliche Unordnung und das ohne eine lineare Aneinanderreihung der Buchstaben in einer Linie, womit sie schwer lesbar wird.
Man hangelt sich beim Erlesen von Buchstabe zu Buchstabe durch.
Wo liegen also die Vorteile in diesen Schriftarten ?
Man kann diese als Verlag weniger aufwendig drucken, weil die Buchstaben immer die selben Anknüpfungspunkte haben, was sich aber für den Schreibfluss negativ auswirkt.
Der Vorteil liegt also bei den Schulbuchverlagen zu Lasten der Schüler.
Wem sollte aber die Schrift primär dienen ? Doch wohl den Schülern und nicht der Lobby der Buchverlage.
@Cavalieri:
Kommt vielleicht auf das Bundesland an.
Also, ich habe einige meiner alten Schulhefte aufgehoben. Wir haben zwar wesentlich mehr Diktate geschrieben, sogar noch welche am Gymnasium, aber in der Grundschule Nacherzählungen und so Aufsätze geschrieben. Themen waren z.B. “Was ich einmal werden möchte” oder irgendeine Erlebniserzählung über einen Ausflug, der meistens aus einer “Wanderung” in die Umgebung bestand. Ich habe zudem die alten Aufnahmeprüfungen fürs Gymnasium, die es in Druckform gab, aufgehoben. Ich habe sie gerade nicht griffbereit, aber die Aufgaben gehen bis in die 60iger Jahre zurück. (Zu der Zeit mussten in meinem damaligen Bundesland noch alle die Aufnahmeprüfung schreiben.) Da hat man freie Themen in Form von Überschriften gestellt und Reizwortgeschichten eingefordert. Die Themenstellung war zwar der dortigen Zeit angepasst, aber kann man vom Anspruch mit heute vergleichen. Also muss man schon so etwas Ähnliches in der Grundschule (damals Volksschule) gemacht haben. Wobei ich bei mir selbst beobachtet habe, dass ich als Lehrkraft mein Korrekturverhalten bei Aufsätzen im Lauf der Zeit verändert habe. War die Note früher eher vom Gesamteindruck bestimmt, korrigiere ich heute kriterienorientiert nach einem Punkteschema, was übrigens viel länger dauert. Dadurch wird die Korrektur und in der Folge die Aufsatzerziehung viel genauer, da die Schüler heute (das ist schon lange so) wesentlich besser lernen, worauf es beim Schreiben ankommt.
Sich allein auf Bewährtes zu berufen, ist zwar engstirnig und unflexibel, für meinen Geschmack aber allemal besser als blindes Vertrauen in Neues, auch wenn es auf dem Prüfstand der Realität versagt und nur durch Schönreden, Gesundbeten und windige Entschuldigungen über Wasser gehalten werden kann.
Bewährtes hat immerhin Erfolg gehabt, den Neuerungen erst noch beweisen müssen, wenn sie als gut und richtig dastehen sollen.
Von diesen Erfolgen sind etliche Reformen auch nach Jahren noch weit entfernt. Sie leben nur von bissiger Verteidigung und ständiger Wiederholung der guten Idee.
Neues wird meiner Meinung nach mit zu vielen Vorschusslorbeeren und zu wenigen Praxistests unter Normalbedingungen eingeführt. Und wer selbstständig denkt und begründete Zweifel äußert, wird als Nostalgiker, Fortschrittsfeind oder Anbeter der “guten alten Zeit” verhöhnt.
Fazit: Nichts gegen Neues, es muss jedoch wirklich besser sein als Bewährtes und nicht nur per Ideologie und schöner Behauptung.
@ABC
Ich möchte es noch einmal anders als oben durch mich geschehen formulieren.
Sollte es sich erweisen, dass bestimmte Methoden,
wie etwa die Selbstalphabetisierung der Schüler mit Hilfe der Anlaut-Tabellen, Beeinträchtigungen in der Entwicklung einer flüssig geschriebenen,
gut lesbaren und individuellen Schreibschrift hervorrufen,
so ist es engstirnig, dogmatisch an diesem selbst gewählten Weg des schülergesteuerten Schriftspracherwerbs festzuhalten.
In den meisten Grundschulen erlernen die Schüler im Anfangsunterricht zuerst selbst bestimmt die Buchstaben.
Bei der schriftliche Erarbeitung der Buchstaben legen sie selbst die Verlaufsrichtung der eigenen Druckbuchstaben fest.
Dabei sind unterschiedlichste Verlaufsrichtungen von oben oder unten ausgehend, sowie ein rechtbogiger oder linksbogig Verlauf möglich.
Diese Schreibweise automatisieren sie schließlich, ohne zu wissen,
ob sie diese Verlaufsrichtungen für die später zu erlernende Schreibschrift nutzen können.
Hat die Verlaufsrichtung der selbst erarbeiteten Buchstaben eine andere Verlaufsrichtung als die der vorgegebenen Schreibschrift, so werden sie in ihren Bemühungen zurückgeworfen und müssen wieder die motorischen Abläufe umlernen.
Umlernen ist aber bedeutend schwieriger, als von vornherein die richtige Richtung vom Lehrer gezeigt zu bekommen und gleich Richtiges zu erlernen.
Man kann dann nämlich auf erarbeitetes Wissen aufbauend zurückgreifen , der Lernfortschritt gerät nicht ins Stocken und die Automatisierung des Schreibvorgangs wird nicht unterbrochen.
Ich weiß nicht ob allen diese Prinzipien des aufbauenden Schrifterwerbs bekannt sind.
Es macht jedenfalls wenig Sinn, von Kindergärten zu erwarten,
dass die Kinder verschleifende, schreibmotorische Übungen trainieren sollen, wenn dies anschließend nicht in den Grundschulen zur Anwendung kommen.
Da bedarf es Absprachen in der Schnittstelle.
Was ich hier trainiere, das sind u.a.Schwungübungen auf dem dreigliedrigen Linienpapier zum Erlernen der LA Lateinischen Ausgangsschrift und der SAS, wie e und l-Schleifen u-und i-Wellen, sowie c-Wellen, aus denen man die verschleiften Buchstaben ableiten kann.
Aus dem kleinen c der LA entstehen a, g, q, d und o, aus dem l der LA das h, k. Hinzu kommen die “Regenschirmstile des F,P R, und des T
“In den meisten Grundschulen erlernen die Schüler im Anfangsunterricht zuerst selbst bestimmt die Buchstaben.”
Das ist schlicht unwahr.
In den meisten Grundschulen arbeiten die Lehrrkräfte mit Fibeln und deren Materialien, die zu einem Großteil eine feste Buchstaben-Abfolge vorgeben und Schreibmaterialien mitliefern, mit denen ein Buchstabe nach dem anderen trainiert wird.
In den meisten Grundschulen erlernen die Kinder zudem eine verbundene, genau vorgegebene Ausgangsschrift, je nach Bundesland sind LA, VA oder auch SAS zugelassen.
Bei der Grundschrift, die zunächst ein Versuch war und über kostenfreie Materialien eingesetzt werden konnte, gibt es seit wenigen Jahren durch die Verlage ebensolche Arbeitshefte, wie zu den anderen Ausgangsschriften auch, in denen Buchstaben in einer sinnvollen Reihenfolge samt sinnvoller Schreibrichtung erlernt, im Anschluss verbunden und ggf. auch das Übertragen von Texten geübt wird.
Üblicherweise unterscheidet sich das Material je nachdem, ob es sich um die 1. Schrift handelt, da man sich dann eher am Leselehrgang orientiert, oder um die 2. Schrift, da man dann Gruppen entsprechend der Schreibrichtung bildet. Auch das gilt für alle genannten Schriften einschließlich der Grundschrift.
“Bei der schriftliche Erarbeitung der Buchstaben legen sie selbst die Verlaufsrichtung der eigenen Druckbuchstaben fest.”
Auch das ist falsch, da auch bei Druckbuchstaben festgelegte Formvorschriften und festgelegte Schreibabläufe gegeben sind, die auch genau so vorgezeigt, in den Materialien ausgewiesen und geübt werden.
Es ist schlichtweg unwahr, zu behaupten, Lehrkräfte würden SuS mit den zu erlernenden Aufgaben allein lassen. Das stimmt selbst für extrem freien Unterricht nicht, für allgemein offene Unterrichtsformen einschließlich des Unterrichts, der an 90% der Schulen stattfinden, schon gar nicht.
Ebenso falsch ist es, Anlauttabellen damit gleichzusetzen, dass Kinder sich alles selbst beibringen müssten.
Und es ist auch nicht wahr, dass Anlauttabellen immer in Verbindung mit der VA oder Grundschrift stehen und nachfolgend die Kinder Druckschrift wählen oder Anlauttabellen immer bedeuten, dass die Kinder später keine Rechtschreibung beherrschen.
Sie lehnen also den Methodenmix mit einer phasenweisen Selbstalphabetisierung unter der Zuhilfenahme von Anlaut-Tabellen und eigenständigem freien Schreiben ab, um den Schülern im Klassenverband frontal, strukturiert und angeleitet unter der Vermeidung oben beschriebenen Vorgehensweisen die Basisgrapheme zu vermitteln.
Das überall umzusetzen wäre ein erster Schritt in Richtung einer strukturierten Lernmethodik.
Ich beschrieb oben, was als Methodenmix im Sinne von selbst ausprobieren lassen praktiziert wird und wurde mit nachhaltigen Folgen für den Schriftsprach- und Leseerwerb.
Ist es in ihren Augen unwahr, dass das Erlernen gegenläufiger Schreibrichtungen bei ein und dem selben Buchstaben ein den Lernprozess verlangsamendes Umlernen erfordert, oder stimmen Sie dem zu ?
Anlauttabellen als Memory einzusetzen, lenken ab von der direkten Laut-Graphem-Zuordnung und fördern eben die Lautzuordnung über zusätzliche Bilder zu trainieren und nicht eben deren direkte Zuordnung .
Bilderreize sind überflüssige Störfaktoren für das Langzeitgedächtnis bei der strukturierten Erarbeitung der Graphem-Lautbeziehung mit dem Lehrer oder Hilfspersonen , ob in Gruppen oder im Einzel-Teaching .
Methodenvielfalt ist für mich etwas absolut Grundsätzliches im Unterricht, auch im Erstunterricht. Dieser erfolgt in Abstimmung zum Inhalt wie zur Lerngruppe – didaktisches Dreieck – die nicht aus 1 Kind besteht, sondern aus sehr vielen sehr unterschiedlichen.
Das bedeutet auch, dass sich die Methodenvielfalt nicht an den von Ihnen gemachten, absolut eingeschränkten Vorgaben orientieren muss, sondern weitaus mehr bietet, worüber auch die Differenzierung in den betreffenden Lerngruppen erfolgt.
Dazu gehört für mich auch, dass ich das Einbeziehen von Bildern als visuelle Reize in einem visuell geprägten Umfeld nicht als überflüssige Störfaktoren ansehe, sondern eher als Ergänzung: Viele Kinder benötigen im Laufe des 1. Schuljahres immer mal wieder eine Rückversicherung über die Darstellung von Anlautbildern samt großem und kleinem Buchstaben.
Ebenso bietet das Einbeziehen von Bildern die Möglichkeit, An-/ In- und Auslaute, Reime, Minimalpaare, Silben u.a. zu üben, ohne schreiben oder lesen zu können, diese Fähigkeiten sind aber für den Schriftspracherwerb wesentlich, man kann sie mit und ohne Buchstabenkenntnis trainieren.
Andere SuS nutzen die Darstellung der Buchstaben in einer Anlauttabelle bei besagtem freien oder angeleitetem Schreiben, wenn sie in Klasse 1 Wörter schreiben möchten, deren Buchstaben sie noch nicht alle beherrschen, sich aber durchaus mit der Tabelle erschließen können. Diese Schreibanlässe sind, auch wenn Sie es nicht glauben möchten, für einige Schüler der Schlüssel zur Schrift, da sie Schrift in ihrer Funktion erleben und nutzen können, sich ausdrücken dürfen, kreativ sein können und Gedanken für andere nachvollziehbar zu Papier bringen, was wiederum beim Leser eine entsprechende Reaktion hervorruft.
Alle genannten Möglichkeiten im Unterricht schließen aber nicht aus, strukturiert vorzugehen, etwas wiederholt zu üben, auf die Schreibrichtung zu achten, die Schrift zu pflegen, die Rechtschreibung zu üben.
Die von Ihnen vorgewofenen gegenläufigen Schreibrichtungen kann ich nirgendwo erkennen.
Buchstaben der Druckschrift stehen für sich.
Der Vorteil ist, dass sie klar abgegrenzt vom Nachbarbuchstaben sind und immer gleich aussehen, wodurch Kinder sie besser von anderen Buchstaben unterscheiden und besser lesen können.
Komplizierte Buchstaben, wie etwa das L oder H oder x in der LA, werden später von Schreibenden gern vereinfacht dargestellt, viele Erwachsene greifen ohnehin auf Druckbuchstaben zurück. Auch dies dient u.a. der besseren Lesbarkeit.
In der Regel werden die Druckbuchstaben in der Schreibrichtung derart eingeübt, dass viele von ihnen am rechten Ende aufhören und an den nächsten Buchstaben rechts davon angeschlossen werden können.
Verbindungen mit Schleifen können geübt werden, sie stehen der vorherigen Schreibrichtung nicht entgegen, sondern verbinden die Buchstaben, wenn gewollt, miteinander.
Haltepunkte bei der VA sind möglich, immer aber auch der Anschluss an den nächsten Buchstaben, der bei der LA komplizierte Verbindungen erfordert, während in der VA alle Buchstaben sofort miteinander verbunden werden können.
Es gibt durchaus Kinder und Erwachsene, die aus der VA eine schöne Handschrift entwickeln, bei der man die Haltepunkte nicht als solche wahrnehmen kann.
Ebenso scheußliche Beispiele gibt es auch zur LA und zu Fehlentwicklungen von Buchstaben.
Gerade weil viele die entwickelten Handschriften aus der LA als nicht gelungen empfanden und die Schwierigkeiten damit wahrgenommen haben, wurden die VA genutzt.
Gezeigte Beispiele schlechter Schrift der VA gibt es ebenso mit der LA, mögliche Schwierigkeiten hatte ich bereits aufgezählt.
Schreiben Sie einfach mal selbst die Buchstaben in Druckschrift und in den verschiedenen Schriften, denn dann wird sichtbar, dass die Buchstaben der unterschiedlichen Schrifttypen unterschiedliche Verläufe haben. Hinzu kommt, dass die Kinder die Druckbuchstaben unterschiedlich malen. Teilweise werden diese nachmalend abgespult. Schwierig wird’s, wenn jeder Schüler andere Buchstaben gerade einübt. Da können Sie dann als Lehrerin schön durch die Klasse laufen, um intervenierend einzugreifen.
Die Buchstaben der Druckschriften sind nur zum Teil verbindungsfähig, da diese nicht alle rechts unten enden.
Was sie als Einschränkung der Methodik bezeichnen, kommt der synchronisierten Schreibautomatisierung entgegen, hat mehr mit einer strukturierten Vermittlung zu tun, wie es der Herausbildung einer Automatisierung dient.
Ablenkende Bilder-Buchstabenverknüpfungen behindern die neuronale Abspeicherung direkter Phonem-Graphem-Verbindungen im Gehirn. Sie bewirken im Gehirn damit zusätzliche Aktivierungen der Sehrinde durch diese Bilder, hemmen die Reizleitung zwischen Laut und Phonem durch diese Störaktivitäten in der Sehrinde.
Das optische System des Gehirns wird dabei jedes mal mit aktiviert und dort der optische Reiz mitverarbeitet.
Ähnliches würde gelten, wenn man zu jedem Buchstaben noch einen spezifischen akustischen Reiz setzen würde. Das wäre genauso sinnvoll.
Aber im Prinzip wurden diese Bilder entwickelt, um der selbständigen Eigenalphabetisierung zu ihrer Entfaltung zu verhelfen und sie dienen in der Methodik einer scheinbar kindgerechten, verspielten, aber wenig zielstrebigen Vermittlung der Graphem-Phonem-Beziehung.
Derartige Bilder gab es zu Beginn der Alphabetisierungsphase Anfang des 16. Jahrhunderts. Warum hat man diese Methodik wohl wieder verlassen ?
Warum wurden diese weit verbreiteten bebilderten Anlaut-Tabellen in die Geschichte verbannt ? Waren die alle unwissend, oder war denen das Wissen um darum bekannt ?
Ich könnte hier den gleichen Beitrag noch einmal einstellen, da Sie wiederum unterstellen, dass die Kinder sich allein die Buchstaben beibringen müssen, allein gelassen werden etc.
Dem ist nicht so.
Warum wird wohl bei sportlichen Wettkämpfen ein akustisches Signal zum Start verwendet und kein optisches Signal, obwohl das Licht mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist, während der Schall wesentlich langsamer ist ?
Der Grund liegt in der unterschiedlich schnellen Reizverarbeitung verschiedener Reize und diese verschiedenen Reize haben eine unterschiedliche Reizantwortzeit.
Ein optischer Reiz, hier ein optischer Lichtreiz beim Start, löst die Aktivierung wesentlich größerer Hirnareale aus als dies bei akustischen Reizen der Fall ist. Somit verlängert sich auch die Reizleitungszeit. Der Sportler startet nachweisbar später bei einem optischen Reiz.
Ihre Antwort legt nahe, dass Sie meinen Kommentar gar nicht gelesen haben. Allerdings diente die Methode mit den bebilderten Anlaut-Tabellen schon in den Anfängen der Einführung der deutschen Schrift im 16. Jahrhundert der Selbstalphabetisierung der Bevölkerung bei wenigen vorhandenen deutschen Schreibschulen.
Eine andere Funktion ist unwahrscheinlich.
Rhetorisch bedeuten derartige Versuche, die eigentliche Zielsetzung dieser Tabellen zu verschleiern, Politiker und andere Entscheidungsträger täuschen zu wollen, weil es politischen Gegenwind für die methodischen Grundlagen des lernwegorientierten Lernens gibt und diese Methoden in Teilen nicht mit verantwortlich sein dürfen für schlechte Ergebnisse.
@Palim
Ja, dem ist nicht so, weil es Lehrer/innen gibt, die Ihre Einstellung nicht teilen. Sie können nicht dauernd Selbstlernwege propagieren, um bei Kritik zu sagen, es sei ja alles ganz anders gemeint und Sie würden nur missverstanden.
Ich habe gar keine Selbstlernwege propagiert, wohl aber Möglichkeiten der Methodenvielfalt, der Differenzierung und tatsächlich verteidige ich auch, dass Kinder durchaus in der Lage sind, sich für etwas begeistern zu lassen, z.B. selbst die Funktion von Schrift schon zu Beginn entdecken und probieren zu können oder angeleitet oder eigenständig Texte zu produzieren. Das steht aber m.E. gar nicht im Widerspruch zu anderen Methoden.
Es ist allein AvL, der unentwegt unterstellt, Lehrkräfte, die die Anlauttabelle oder anderes in den Unterricht einbeziehen und auf Methodenvielfalt setzen, würden die SuS alleine lassen, sie nicht unterstützen, ihnen nichts beibringen und generell unkritisch und unreflektiert handeln. Erläutert man Möglichkeiten, will man ablenken, verschleiern und täuschen.
@AvL
Wenn SuS in meiner Klasse schreiben lernen, benötigen sie ihre Sehfähigkeit. Erfahrung mit dem Vermitteln von Schrift bei Blinden habe ich keine. Tatsächlich muss man ja sehen, was man schreiben oder lesen möchte, da wird man optische Reize verarbeiten müssen.
Dass man im 16.Jh. von Selbstlernern ausgehen könnte, halte ich für gewagt, ebenso waren die Bücher kaum verbreitet, da nicht erschwinglich, trotz Druckerei, und vorwiegend in lutherischen Regionen zugänglich.
Hintergrund ist sicher auch, dass zu der Zeit Alphabetisierung allgemein mit Unterschriftsbefähigung gleichgesetzt wurde. Auch dies zeigt sich in Kirchbüchern oder anderen Urkunden.
Ickelsamer hat Lesen mit Schreiben verbunden und mit der Lautiermethode dort angesetzt, wo Wörter genau angehört oder gesprochen werden müssen, um Laute und Buchstaben miteinander in Beziehung setzen zu können. Genau darum geht es zu Beginn des Erstunterrichts bis heute: die Kinder müssen eine Vorstellung davon entwickeln, dass Wörter nicht als Ganzes abgebildet werden, sondern Laute mit Zeichen in Verbindung stehen, die zusammen die Wörter bilden.
Comenius lehnte ebenfalls die vorherige Buchstabiermethode ab und griff Ickelsamers Lautiermethode auf, um in einer Art Tierstimmen-Tabelle Laute, erinnernde Bilder sowie Buchstaben oder Silben zusammen darzustellen.
Abstand genommen hat man von den synthetischen Verfahren, weil man der Betrachtung des Ganzen Vorschub geben wollte und daraufhin ganze Wörter und ganze Texte vorgaben. Das wurde später in den analytischen Methoden vertieft: ein Bild, ein ganzes Wort, das in seine Bestandteile zerlegt wurde. Auch hier erfahren die Schüler, dass durch den Wegfall eines Buchstaben/Zeichens ein Laut weggelassen wird. Tatsächlich gibt es solche Lehrgänge bis heute, bei denen zum Großteil damit gearbeitet wird, dass Wörter wie Treppen abgebaut und wieder aufgebaut werden.
Die Produktion und Verbreitung von Fibeln beginnt erst nach 1750 flächendeckend und bedient sich auch der Bebilderung.
Davon abgesehen gehe ich davon aus, dass Lernen durch Einbeziehung unterschiedlicher Sinne durchaus gefördert werden kann, geht es doch nicht um ein Wettrennen mit Reiz-Reaktions-Zeit, sondern erst einmal um das Erlernen von Zeichen und deren Verknüpfung zu Bedeutung und Sinn. Was die einen als Ablenkung deklarieren, sehen andere als wertvolle Unterstützung und setzen auch Bewegungen mit hinzu.
Dabei kommt es den SuS zugute, wenn man sie erreicht, wenn das, was sie lernen sollen, für sie etwas bedeutet, sie den Sinn erkennen und selbst Assoziationen bilden können, die ein Erinnern erleichtern.
Und es gibt Kinder, die man über die Funktion von Schrift erreicht, darüber, dass sie selbst damit agieren dürfen, über das Training einzelner Buchstaben oder Nachschreiben von Wörtern hinaus.
Mit Bildern verknüpfte Buchstaben scheinen auf den ersten Blick eine Hilfe bei der Wiedererkennung der Buchstaben durch die ausgelöste assoziative Verbindung zu sein, sie verhindern haben letzten Endes eine schnelle und direkte Einzelverbindung in der Graphem- bzw. Buchstaben-Lautbeziehung.
Das verhält sich wie beim Erlernen des Radfahrens mit Stützrädern.
Diese sorgen auch für das Gefühl der Sicherheit, verleiten die Kinder aber dazu sich immer auf diese Hilfe zu verlassen .
Mit dem Beispiel der langsameren optischen Aktivierung des Läufers beim Start, habe ich ihnen demonstrieren wollen, dass durch zusätzliche optische Reize, das optische System im Gehirn zusätzlich mit aktiviert wird, was eine schnelle Reizantwort des Buchstaben oder des Graphems zum Laut verlangsamt.
Das nennt man einen Störfaktor der direkten Verbindung der Graphem-Phonem-Verbindung.
Ähnliche Hilfsmittel, wie die Verwendung eines Pinguins beim Erlernen des Schlittschuhlaufen, behindern ebenfalls den eigenständigen und direkte Zugang zum Erlernen des Eislaufen.
Die Kinder hangeln sich dann anschließend noch lange an der Außenbande entlang und entwickeln kein direktes Gefühl und ein fehlendes Zutrauen zu ihrem eigenen Gleichgewichtsorgan, sondern sie sind geneigt sich ständig abzustützen.
Das bebilderte Anlaut-Tabellen in der Frühzeit der Entstehung der deutschen Schrift zur Anwendung kamen, war dem Umstand geschuldet, dass entsprechend der Vorherrschaft bestehender Lateinschulen nicht viele deutsche Sprachschulen zunächst verbreitet waren.
So griff man auf das Medium der Anlaut-Tabellen zurück, die später, durch die sich weiter ausbreitenden deutschen Schulen, überflüssig wurden, da man das Lesen und Schreiben somit durch diese vermittelt erhielt.
Peter Jordan, ein in Mainz zeitweise lebender Drucker und Verleger, und andere Zeitgenossen haben derartige Anlaut-Tabelle entwickelt, um den reicheren Bürgern die Möglichkeit zu geben, eigenständig das Lesen zu erlernen.
Valentin Ickelsamer, ehemaliger Student in Erfurt, hat im Umfeld der Reformation als Freund Karlstadts , Luthers Lehrer, viel zur systematischen Entwicklung einer einheitlichen Orthographie beigetragen.
Er unterrichtete, nach Vertreibung im Rahmen der aufkommenden Gegenreformation und der Bauernaufstände, schließlich in Augsburg deutsche Schrift und entwickelte mit seiner Teutschen Grammatica erste Rechtlinien für eine einheitliche Anwendung der Grapheme im Deutschen, sowie die schriftliche Ableitung der Wörter von ihrem sprachlichen Ursprung, d.h. ihrer Etymologie, und er befasste sich mit den Problemen der Interpunktion.
Die heute bestehenden orthographischen Regeln sind unter einer gezielten und wohl strukturierten Heranführung einfach zu erlernen, und sie haben sich seit 1515 schrittweise über regionale unterschiedliche Schreibweisen und weiter über Vereinheitlichungen zur heute gültigen Form weiterentwickelt.
Da waren viele dran beteiligt, auch die vielen Drucker und Lektoren , die ebenso an einer zunehmenden Vereinheitlichung interessiert waren und derer teilhaft wurden.
Luther hat zwar viel geschrieben, hielt sich wohl selbst wenig an einer einheitlichem Schrift. So machte er sich einen Spaß daraus, Wittenberg auf 15 verschiedene Weisen zu schreiben, je nach Aussprache mit einem m am Ende oder doppeltem t etc.
Die Grammatik verstand Ickelsamer in erster Linie als praktisches Hilfsmittel in der Umsetzung und der Bewältigung von schriftlichen Problemen einer alltäglichen Anwendung der Schrift und nicht als übergeordnetes theoretisches Beiwerk.
Valentin Ickelsamer war in seiner fachdidaktischen, theoretischen und praktischen Vermittlung der Anwendung der deutschen Schrift deutlich weit voraus gegenüber dem Erfinder der so bezeichneten und armseligen Reichen-Methode.
Das sprachliche Speichersystem des Menschen gliedert sich in einen reinen Wortspeicher und einen Wortbedeutungsspeicher.
Man verfügt mit dem Wortbedeutungsspeicher über ein assoziatives Gedächtnis bezogen auf Dinge, wie eine Katze mit der assoziativen Verbindung z.B. der Katze = weiches Fell, fängt Mäuse, kratzt, ist verspielt etc.. Jeder Mensch baut vor dem Erlernen des Lesens diesen Wortbedeutungsspeicher auf.
Für das Erlernen des automatisierten Lesens ist es nicht erforderlich primär einen Sinnzusammenhang zum Wortbedeutungsspeicher herzustellen, wenn man automatisiertes Erlesenes mit Hilfe des schnellen Speichers des Langzeitgedächtnis Silben und Laute abspeichern will.
Wenn Kinder zum ersten mal ein Wort lesen, wie das Wort Katze, so stellen diese nicht sofort eine assoziative Bedeutung zum Sprachbedeutungsspeicher her, sondern mit einer Verzögerung wird die Bedeutung erfasst.
Das reine Lesen von Silben oder Buchstaben macht durchaus Sinn , um durch eine Abspeicherung der Laute im Langzeitgedächtnis diese Laut-Graphem-Beziehung abzuspeichern.
Die Reizantwortzeit beträgt für derartig gespeicherte Laute und Silben im Langzeitgedächtnis konstant 600 MS, während beim dechiffrierenden Lesen über den Arbeitsspeicher im Frontalhirn die Reizantwort bei 850 ms beginnt und mit zunehmender Zahl der zu dechiffrierenden Sprachsequenzen die Erfassung der Inhalte mit dem langsamen Arbeitsspeicher auf bis zu über 1800 ms steil ansteigt. Gleichzeitig ist der Arbeitsspeicher für die Erfassung des Inhalts blockiert.
@cavalieri
“Aber das Einüben einer lesbaren und flüssigen Handschrift steht ab Klasse 5 garantiert nicht mehr im Lehrplan.”
Genau das steht weiterhin in den Curricula der Länder und in den bundesweit geltenden Bildungsstandards der KMK für die Grundschulen.
Genannt ist aber nicht, dass man NUR LA oder SAS gelten lassen darf, sondern es geht um eine Handschrift, die man lesen kann und die so gut beherrscht wird, dass die SuS fließend schreiben (und nicht malen).
Tatsächlich übt man diese Schrift in der Grundschule. Man übt die Buchstaben in Klasse 1 einzeln, übt sorgfältiges fehlerfreies Abschreiben, nutzt die Schrift dann zum Schreiben auf vielfältige Art und Weise.
Je mehr geschrieben wird, desto mehr Übung haben die Kinder. Diese Übung ist aber nicht auf Schönschreibübungen beschränkt, sondern kann tatsächlich auch im Verfassen von Texten bestehen. Wenn der Aufsatzunterricht in Klasse 3+4 beschnitten wird, wie es nun gerade in Nds. mit den neuen Curricula geschieht, habe ich persönlich eher Sorge, dass SuS am Ende der 4. Klasse nicht in der Lage sein werden, einen Text von 2-6 Seiten selbstständig verfassen zu können. Da würde ich viel eher ansetzen, da Wortschatz und Satzbildung bei vielen SuS nicht ausreichend sind (siehe Ausgangslagen).
“Dann müssen halt kleinere Brötchen gebacken werden. Wo also kürzen?”
Genau das habe ich gefragt.
Wo soll man denn kürzen, welche der Inhalte sind nicht wichtig?
Was ist wirklich zu viel oder noch zu schwierig und was in den Bildungszielen klingt nur hochtrabend, bezeichnet aber etwas, das allgemein im Unterricht vorkommt und dies auch schon seit Jahrzehnten?
Genau deshalb habe ich das von Ihnen genannte Zitat mit den Textsorten aufgegriffen und dazu gesetzt, welche Aspekte dies im Unterricht nach sich zieht, in der Regel solche, die schon seit den 80ern im Unterricht üblich sind.
Welche Inhalte werden eingefordert, dass die Grundschule sie abdecken soll, obwohl dies bisher Inhalt der SekI war?
Welche Inhalte kommen hinzu, die bisher gar nicht in den Schulen verankert waren? Welche Inhalte davon sind wichtig, da man in der Gesellschaft ohne diese Fähigkeiten in Zukunft nicht mehr zurecht kommt? Welche sind für die Gesellschaft selbst wichtig?
Es geht schlussendlich um eine Diskussion des Bildungskanons. Dies betrifft nicht allein die Grundschule, sondern alle anderen Schulformen auch.
Dabei könnte man tatsächlich zu dem Schluss kommen, dass es ausreicht, wenn Kinder eine leserliche und flüssige Handschrift beherrschen, so wie es die Bildungsstandards schon 2006 formuliert haben.
Bestehen Sie tatsächlich darauf, dass Ihre Schüler eine der in der Form vorgegebenen Ausgangsschriften verwenden? Ist Ihnen wichtig, dass die Schrift verbunden ist? Oder ist Ihnen wichtig, dass die SuS schnell und leserlich schreiben?
“Wo soll man denn kürzen, welche der Inhalte sind nicht wichtig?”
Beim Fach Deutsch bin ich im Moment mal vorsichtig mit Aussagen. Aber was alles nicht so wichtig ist, sieht man ganz wunderbar am Fach Sachunterricht in Berlin/Brandenburg:
https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/Rahmenlehrplanprojekt/amtliche_Fassung/Teil_C_Sachunterricht_2015_11_16_web.pdf
Obwohl nicht einmal mit der halben Stundenzahl von Deutsch ausgestattet, ist das deutlich länger ausgeführt als beim Fach Deutsch und versucht offenbar, alles und jedes mit einzubeziehen. Das beginnt mit “Fragen stellen, Vorschläge äußern, Arbeits- und Lernschritte vorbereiten und ausführen” und endet hinten unter “Themen und Inhalte” mit einer Kurzversion von Geographie, Vorgeschichte, Biologie (Mensch, Tiere), Wirtschaft (globaler Markt und fairer Handel), Verkehrsmittel, Wohnen (“wie wohnten die Menschen früher?”) und vieles mehr.
Auch wenn sicher nicht die Pflicht intendiert ist, alles komplett zu behandeln, so ist die Tendenz zum Verzetteln doch unverkennbar. Man findet einfach ALLES wichtig und offenbar auch gleich wichtig. Ich fürchte, die Kinder werden in knapper Zeit regelrecht vollgestopft, ganz im Gegensatz zu der Devise im Uni-Studium, doch bitte Stoff zu entrümpeln. Dabei sind in den Klassen 1-2 nur 2 Wochenstunden vorgesehen:
http://www.schulgesetz-berlin.de/berlin/grundschulverordnung/anlagen/anlage-1-wochenstundentafel-fuer-die-grundschule.php
Ich argwöhne, selbst gut gebildete Erwachsene wissen und kennen nicht alles, was da steht (Beispiel: Die Geschichte der Wassertoilette, Haus- und Dorfbau und Sesshaftigkeit seit der Jungsteinzeit, alternative Hausmodelle und das Haus der Zukunft). Die Verfasser dieser Lehrpläne kamen einfach von Hundersten ins Tausendste und wollten sich vor der Frage “was ist wichtig?” drücken.
Im Stil Ihres letzten Absatzes möchte ich Ihnen gern antworten, Palim:
Bestehen Sie tatsächlich darauf, dass Ihre Schüler keine in der Form vorgegebene Ausgangsschrift erlernen und verwenden? Ist Ihnen etwa egal, ob die Schtrift verbunden ist oder nicht? Legen Sie überhaupt Wert darauf, dass die SuS schnell und leserlich schreiben?
Touché, Heike!
Schaut man sich einmal die Grundschrift und die Druckschrift genauer an, so ist festzustellen, dass die zumeist angewendeten kleinen Buchstaben ihren Anfang immer links oben nehmen. Somit ergibt sich für die nachfolgenden Buchstaben erst gar kein Anknüpfungspunkt !
Wie soll da ein Kind eine zumindest in Silben verbundene oder in Wörtern verbundene Schreibschrift entwickeln können ?
Das kann schreibmotorisch niemals funktionieren !
Es käme dem Versuch gleich, Kindern zusammensteckbare Perlenketten auszuhändigen und verknüpfen zu lassen, deren Perlen nur einen Anknüpfungspunt zum verknüpfen hätten.
Hinzu kommt, dass es ein Umlernen erfordert, wenn Kinder zunächst diese abgewandelte Druckschrift erlernen und anschließend eine verbundene Schreibschrift erlernen, deren Buchstaben eine andere schreibmotorische Bewegung erfordern, um diese zu schreiben. Umlernen ist angesagt.
Die kleinen Buchstaben der Schulausgangsschrift SAS und der Lateinischen Schrift haben ihre Verknüpfungspunkte LA jeweils links unten und rechts unten an der Grundlinie, wobei eine motorisch fließende Verbindung und in Silben still mitgesprochene flüssige Verbindung entsteht.
Es entsteht kein Hakeln im Schriftverlauf, kein Absetzen und Umsetzen im Wort, es existieren keine vorgesehenen Haltepunkte , wie bei der Vereinfachten Ausgangsschrift VA, die noch an einer später imaginären Mittellinie aufgehängt ist.
Das Ziel dieser führenden Pädagogen vom Grundschulverband kann gar nicht eine verbundene Schreibschrift sein.
Es gibt vieles, was bei genauerem Hinsehen nicht dazu führen kann, was als Ziel behauptet wird. Nicht umsonst gibt es in den Schulen seit Jahrzehnten eine Flut an Enttäuschungen und Desillusionierungen. Außer “führenden Pädagogen vom Grundschulverband” haben sich noch weitere namhafte und renommierte “Experten” an Schule, Schülern und Lehrern mit ihren eigennützigen Ideen schuldig gemacht.
Danke für ihre unterstützenden Worte !
Es ging mir immer darum, den Schülern entsprechend ihres kognitiven Entwicklungsstands entsprechende Methoden und Inhalte anzubieten, die aber auch möglichst effektiv ( siehe Hattie), sowie wissenswert sind und sich auch als nachhaltig aufeinander aufbauend erweisen, die Schüler in die Lage versetzen, eigenständig, nach vorheriger Anleitung und Erklärung , etwa auch im Frontalunterricht eines Klassenverbundes, diese Aufgaben eigenständig oder auch mit Unterstützung zu lösen.
Das bedeutet aber auch, dass klare Lernziele, wie hier das Erlernen einer lesbaren und verbundenen Schreibschrift, zielstrebig angesteuert werden, und diese nicht durch methodenbedingtes ständiges Umlernen behindert, wenn nicht sogar verhindert werden.