Corona-Krise: Deutscher Lehrerverband fordert alle Schulen auf, sich auf eine mögliche Schließung vorzubereiten

10

BERLIN. In der Corona-Krise ändert sich täglich die Lage. Vorerst bleibt es aber dabei: Es gibt noch keine flächendeckenden Schulschließungen in Deutschland wie in anderen Ländern. Das könnte aber in wenigen Tagen schon anders aussehen. Nach Schätzungen des Deutschen Lehrerverbands haben aktuell in Deutschland rund 400 Schulen ihren Betrieb vorerst eingestellt. Verbandschef Meidinger ruft alle Schulen dazu auf, sich auf eine mögliche Schließung vorzubereiten.

Müssen elf Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland bald zu Hause lernen? Foto: Shutterstock

Eine deutschlandweite Schließung von Schulen wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus ist weiterhin nicht geplant – noch nicht. Nach einem Treffen der Ministerpräsidenten der Bundesländer am Donnerstag in Berlin verwies Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf die Zuständigkeit der Bundesländer: «Wir wollen eine gute Koordinierung der Länder erreichen, mit dem Bund. (…) Dabei bleibt aber natürlich den Ländern vorbehalten, ihre Entscheidungen auf Grund ihrer Situation zu treffen», sagte er. So sei die Situation in Südbayern eine ganz andere als in Bremen. Für den Freistaat schloss Söder allerdings generelle Schulschließungen nicht aus (News4teachers berichtete). Auch andere Bundesländer wie Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein beraten darüber.

Normalbetrieb in Schulen aufrecht erhalten – so lange wie möglich

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach sich zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine flächendeckende Schließung von Schulen aus: «Es ist nicht einfach die Frage: Wir machen alles dicht und dann ist das Problem gelöst», sagte sie. Man versuche, einen Normalbetrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Karliczek verwies wie zuvor schon Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) darauf, dass Eltern auch eine Betreuung für ihre Kinder bräuchten. Viele arbeiteten in der Pflege, bei der Feuerwehr oder im Gesundheitssystem. Jede Entscheidung habe viele Folgen.

Ähnlich äußerste sich Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). «Ein Punkt ist doch: Wenn Kindergärten und Grundschulen schließen, wo kommen die Kinder dann hin? Zu Oma und Opa, zu genau der Gruppe, die am höchsten gefährdet ist», sagte er der «Bild»-Zeitung am Donnerstag. Wer flächendeckend alles zumache, müsse auch eine Idee haben, wie es weitergehe. «Die gefährdetste Gruppe zur Betreuung der Kinder abzustellen, halt ich nicht für klug.» Schulen und Kindergärten flächendeckend zu schließen, halte er nicht für sinnvoll, sagte Bouffier. «Denn wir haben überall unterschiedliche Situationen – aber wir beraten darüber.»

Deutscher Lehrerverband: Empfehlungen des RKI folgen

Vom Deutschen Lehrerverband (DL) hieß es am Donnerstag, man sei bei der Frage weiterhin mehrheitlich der Auffassung, der Expertise des Gesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts zu folgen. Bisher gebe es von dort keine Empfehlung für generelle Schulschließungen, sagte DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger. Er rief aber alle Schulen dazu auf, sich auf mögliche Schulschließungen vorzubereiten. Sie sollten ausloten, wie Schüler weiter mit Unterrichtsmaterialien versorgt werden könnten.

In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt – einschließlich Berufsschulen – rund 43.000 Schulen mit 11 Millionen Schülern und 820.000 Lehrern. Für die Schulen sind die Bundesländer selbst zuständig. Entsprechend wurde und wird bislang je nach Lage von den Behörden in den Ländern entschieden, ob eine Bildungseinrichtung geschlossen wird oder nicht.

Nachbarstaaten haben Schulschließungen angeordnet

In anderen europäischen Ländern können solche Entscheidungen zentral getroffen werden. Italien, Österreich, Polen, Griechenland, Tschechien, Dänemark und die Ukraine haben entweder landesweite Schulschließungen geplant oder bereits alle Schulen geschlossen.

In Deutschland kündigte Halle in Sachsen-Anhalt am Donnerstag als erste deutsche Großstadt an, an alle Kindertagesstätten und Schulen vorerst zu schließen (News4teachers berichtete). Gelten soll das von diesem Freitag an bis zum 27. März. Man habe aktuell sieben Infektionsfälle in der Stadt, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). «Da die Ermittlung der Kontaktwege nicht mehr sicher und vollumfänglich gewährleistet werden kann, sieht der Stab folgende Maßnahmen im Rahmen der Gefahrenabwehr auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes für verhältnismäßig an.»

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus inzwischen von einer Pandemie. Das Virus habe sich inzwischen in 115 Länder ausgebreitet und zu fast 4300 Todesfällen geführt. In vielen Ländern reagierten die jeweiligen Regierungen mittlerweile mit teilweise drastischen Maßnahmen. In Italien müssen nun auch Restaurants und fast alle Geschäfte vorübergehend dicht machen. Die USA verhängten einen Einreise-Stopp für alle Reisenden aus Europa. dpa

Coronavirus: Realschullehrer-Verband fordert, alle Schulen in Deutschland sofort zu schließen (für mindestens eine Woche)

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

10 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Renate Gahm
4 Jahre zuvor

Man sollte auch mal daran denken Lehrer und Lehrerinnen sowie Kitaangestellte ab einem gewissen Alter für 2 Wochen freizustellen, da man doch die Älteren schützen möchte. Außerdem ist angesagt, den Firmen für wenigstens 5 Tage Homeoffice vorzuschlagen. Dann sind auch viele Eltern zuhause und können die Kinder gemeinsam betreuen.

Bitte nehmen Sie diese Gedanken zur Diskussion auf.

Jule Krause
4 Jahre zuvor

Quatsch, alle wollen und sollen geschützt werden! JEDER kann das Virus bekommen. Keine halben Sachen, wie sonst unter Merkel. Dieses Mal ist die Lage zu ernst!

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Jule Krause

Aber nicht für jeden ist das Virus lebensgefährlich. Kriegen Sie sich mal wieder ein.

Georg
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Schreiben Sie das auch noch, wenn an der Schule Ihrer Kinder ein Fall auftritt

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Ja – die Kindersterblichkeit durch das Corona-Virus liegt bei nahe null.

Aber schon interessant, dass die Panikmache hier von Leuten ausgeht, die sich in anderen Posts politisch als rechtsaußen geoutet haben.

Georg
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Das liegt vielleicht daran, dass viele hier als rechtsaußen titulierte Leute nicht rechtsaußen sind.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Die Herren Höcke und Kalbitz betrachten sich mit ihren rassistischen Ansichten auch nicht als rechtsextrem, allerdings wird der Flügel jetzt zu Recht vom Verfassungsschutz als Beobachtungsfall eingestuft und überwacht, denn schließlich haben diese sich ihren Status auf Grund ihrer stetigen rassistischen, ausgrenzenden und menschenverachtenden Äußerungen auch redlich verdient.

Georg
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Das mag alles sein, aber was hat das jetzt mit diesem Artikel zu tun?

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Auf jeden politisch zu wertenden Kommentar gibt es eine Antwort.

Schwupptiwuppti
4 Jahre zuvor

Bin zwar kein Lehrer, arbeite aber als Erzieherin in einer OGS.
Ich frage mich ob eurst was passieren muss. Ich verstehe die Problematik mit der Betreuung der Kinder und auch die Gedanken der Wirtschaft. Aber wird tatsächlich erwartet das man wartet bis es einen Fall an der Schule gibt bis wir geschützt werden? Ich bin zwar mit 35 nicht Altersgefährdet aber ich habe eine Autoimmunerkrankung und werde mit immunsuprensiven Spritzen behandelt.
Kinder achten bekanntermaßen nicht all zu sehr auf (Handy)-Hygiene.