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Kinderärzte klagen über Einnahmeausfälle – und fordern: Schulen umgehend weit öffnen

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BERLIN. Vor den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Pandemie fordern die Kinderärzte eine rasche Öffnung von Schulen und Kitas. „Auch nach dem Auftreten von Virusmutationen bleibt es dabei, dass Kinder und Jugendliche keine Treiber der Pandemie sind“, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Sonntag. „Deshalb können und müssen alle Schulen und die Kitas umgehend wieder geöffnet werden. Sie spielen im Infektionsgeschehen keine nennenswerte Rolle.“ Pikant: Der „Spiegel“ berichtet von einer Befragung des BVKJ unter seinen Mitgliedern, dass mehr als ein Drittel der niedergelassenen Kinderärzte die eigene wirtschaftliche Existenz durch die Corona-Krise bedroht sieht.

Der Kinderärzte-Verband trommelt seit Monaten für weit offene Schulen. Foto: Shutterstock

Eine weitere Schließung der Schulen würde die Kollateralschäden für Kinder und Jugendliche massiv erhöhen, warnte Fischbach, dessen Verband auch die wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder vertritt. Die psychischen, sozialen und emotionalen Beeinträchtigungen – von Kindern und Jugendlichen wohlgemerkt – seien nach einem Jahr im Corona-Ausnahmezustand jetzt im zweiten Lockdown noch stärker als im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr. Neben Vereinsamung, Depression, aggressivem Verhalten und innerfamiliären Konflikten sei auch eine Zunahme der Fettleibigkeit aufgrund von Bewegungsmangel zu beobachten. „Je länger der Lockdown dauert, desto massiver werden aller Voraussicht nach die Langzeitfolgen sein”, sagte Fischbach.

Wegen der Schulschließungen gibt es weniger akute Infektionskrankheiten wie Husten und Schnupfen

Offenbar auch für die Praxen. 52 Prozent der niedergelassenen Kinderärzte denken über den Abbau von Personal nach, 84 Prozent über die Reduktion von Stunden. Das ergab eine repräsentative Umfrage des BVKJ, die dem „Spiegel“ vorliegt. Seit der Coronakrise, so heißt es darin, gingen die Fallzahlen in den Praxen deutlich zurück, weil es aufgrund der Schutzmaßnahmen – also insbesondere der Einschränkungen im Kita- und Schulbetrieb – weniger akute Infektionskrankheiten gebe. Kinder litten seltener an Husten oder Schnupfen. Auch blieben Familien aus Sorge vor Ansteckung den Praxen fern. So sei die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen im Januar 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,2 Prozent gesunken, die der Impfungen um 26,2 Prozent, wie die Umfrage zeige.

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In einem Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zieht BVKJ-Präsident Fischbach laut Bericht eine Verbindung zwischen den wirtschaftlichen Schwierigkeiten seiner Klientel und angeblichen gesundheitlichen Problemen der Kinder. „Wir werden unsere ohnehin knapp aufgestellten Ressourcen nach der Pandemie wieder dringend benötigen und können uns keine weiteren Praxisaufgaben leisten“, so zitiert der „Spiegel“ aus dem Schreiben. Gerade die Jüngsten seien von der Pandemie stark betroffen. Zu beobachten seien schon jetzt „Entwicklungsdefizite wie Sprachentwicklungsverzögerungen, Übergewicht und eine Zunahme häuslicher Gewalt bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen“.

In den Pressemitteilungen des BVKJ zur Corona-Krise, die sich an die Öffentlichkeit richten, achtet der Verband hingegen streng darauf, die Themen nicht miteinander zu verquicken.

Der BVKJ hatte in einer gemeinsamen Stellungnahme mit drei weiteren Ärztegesellschaften schon am 18. Mai des vergangenen Jahres erklärt: „Kitas, Kindergärten und Grundschulen sollen möglichst zeitnah wiedereröffnet werden“ – und zwar ohne massive Einschränkungen. Es müssten keine kleinen Gruppen gebildet werden. Auch bräuchten die Kinder weder Abstand wahren noch Masken tragen. „Entscheidender als die individuelle Gruppengröße ist die Frage der nachhaltigen Konstanz der jeweiligen Gruppe und Vermeidung von Durchmischungen“, hieß es in dem Papier. Die Kultusministerkonferenz war in ihren Beschlüssen vom Juni den Empfehlungen weitgehend gefolgt. News4teachers / mit Material der dpa

Kinderärzte trommeln massiv gegen Einschränkungen beim Schulbetrieb – mit teils haarsträubenden Argumenten. Eine Entgegnung

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