Tonne hofft auf bessere Unterrichtsversorgung (weiß es aber noch nicht genau)

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HANNOVER. Die Unterrichtsversorgung in niedersächsischen Schulen erreichte im vergangenen Jahr einen niedrigen Wert. Das soll im Donnerstag beginnenden Schuljahr besser werden. Doch die Prognose gestaltet sich schwierig.

Lässt noch rechnen: Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Foto-AG Melle, derivative work Lämpel / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

Die sogenannte Unterrichtsversorgung an Niedersachsens Schulen soll nach Einschätzung von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) in diesem Schuljahr wieder etwas besser sein als im Vorjahr. Diese Statistik gibt wieder, ob für die errechnete Zahl an Unterrichtsstunden auch genügend Lehrerinnen und Lehrer vorhanden sind. In diesem Schuljahr soll der Wert bei 98,5 Prozent liegen, wie Tonne am Mittwoch in Hannover sagte. Das wären 1,1 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Schuljahr, als die Versorgung auf den niedrigsten Wert seit 2002 gesunken war.

Mit Blick auf die neue Prognose sagte Tonne: «Niemals zuvor war es so schwierig, das zu prognostizieren, weil wir in diesem Jahr ganz besonders viele Variablen haben. Vor allem wissen wir nicht, wie viele ukrainische Kinder tatsächlich an den Schulen sein werden.»

Die Statistik erfasst nicht, ob wegen Krankheitsfällen Unterricht ausfällt. Werte von über 100 Prozent ergeben sich, wenn über das Pflichtangebot hinaus Lehrer für weitere Angebote oder etwa Vertretungsstunden zur Verfügung stehen.

Das Ministerium hatte im vergangenen Schuljahr betont, dass die Situation im Vergleich zum Wert von 2002 mittlerweile eine andere sei. Damals habe es kaum Ganztagsbetreuung oder Inklusion gegeben. Mit dem Wert der Unterrichtsversorgung werde nun viel mehr abgedeckt als noch vor fast 20 Jahren und es gebe zudem mehr Lehrkräfte. Der niedrige Wert hatte immer wieder zu Kritik am Minister geführt.

Am Donnerstag startet das neue Schuljahr in Niedersachsen. Eine Masken- und Testpflicht ist nicht vorgesehen. Für die ersten fünf Schultage stellt das Land Corona-Tests zur Verfügung, damit die Schüler sich jeden Tag zu Hause testen können, bevor sie zur Schule gehen oder fahren. Das Angebot ist allerdings freiwillig. Das Land empfiehlt, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Danach können Schüler, Lehrer und Beschäftigte bis zu zwei Tests pro Woche erhalten.

Im neuen Schuljahr werden im Bundesland etwa 32.000 Schüler mehr unterrichtet. Die Schülerzahl steigt im Vergleich zum vergangenen Schuljahr laut Ministerium auf rund 875.000. Darunter sind etwa 15.000 Kinder und Jugendliche, die aus der Ukraine geflüchtet sind und nun in Niedersachsen zur Schule gehen. Hinzu kommen noch rund 250.000 Jugendliche, die Berufsschulen besuchen.

Besonders deutlich ist die Schülerzahl mit rund 20.000 demnach an den Grundschulen gestiegen. 84.000 Schülerinnen und Schüler werden eingeschult, etwa 6.000 mehr als noch im Vorjahr. 1620 neue Lehrkräfte nehmen im neuen Schuljahr ihren Dienst an allgemeinbildenden Schulen auf – 120 davon sind Quereinsteiger. Mit sieben Prozent ist deren Anteil im Vergleich zum vergangenen Schuljahr demnach um zwei Prozentpunkte gestiegen.

«Der Mangel an Lehrkräften wird auch in diesem Schuljahr zu massiven Unterrichtsausfällen führen»

Insgesamt waren den Angaben zufolge rund 2100 Stellen ausgeschrieben. Auch nach Beginn des Schuljahres sind weitere Einstellungen möglich. Tonne hofft daher, dass die Lücke noch kleiner wird. Lehrer würden verstärkt im ländlichen Raum fehlen, zudem in einigen Schulformen wie Hauptschulen. Der Kultusminister hatte im Juni ein Maßnahmenpaket vorgestellt, mit dem das Land mehr Lehrer anwerben will. Dazu zählen finanzielle Prämien sowie die erleichterte Einstellung von Quereinsteigern, Studierenden und Pensionären.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte zuletzt ein parteiübergreifendes Bekenntnis zu einer nachhaltigeren Bildungspolitik gefordert. Konkret solle das Land einen Nachtragshaushalt von einer Milliarde Euro beschließen und diese Investitionen in den kommenden Jahren fortsetzen. FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling sagte: «Der Mangel an Lehrkräften wird auch in diesem Schuljahr zu massiven Unterrichtsausfällen führen.» Der Kultusminister habe es versäumt, sich rechtzeitig um Lehrkräfte zu bemühen. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel: Unterrichtsversorgung nur noch 92 Prozent – Negativrekord

 

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gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Hoffnung auf bessere Unterrichtsversorgung mittels prognostiziertem Statistikergebnis …
so etwas wie Wahrscheinlichkeitstheorie.
Ein Hilfsmittel: Wahrscheinlichkeitstheorie (Masterclass) Taschenbuch – 14. August 2020
Eigentlich ist es nach Yvi´s Bremsscheiben bis jetzt doch schon langweilig gewesen.

Sybille, 48
1 Jahr zuvor

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Bei uns ist in allen Jahrgängen, bis auf Kl.5 , Unterricht gekürzt. Wir haben 5 Schwangere und 4 Dauerkranke, für die es null null null Ersatz gibt. Das ist ohne Corona. Ich war nun 19 Jahre lang pflichtbewusst und engagiert. Ich bin leidenschaftlich gerne Lehrerin. Aber ich lasse mich nicht verheizen. Der Dienstherrn vernachlässigt seine Fürsorgepflicht. Deshalb achte nun ich auf meine Gesundheit. Und man kann nur allen Referendaren/innen und Pensionäre raten, sich nicht einsetzen zu lassen. Dass hier Referendare/innen zur Füllmasse gemacht werden, um die Unterrichtsversorgung zu gewährleisten, ist eine Schande für Niedersachsen.

Kanzler27
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sybille, 48

Dass in Nds die Referendare stundenmäßig in die Unterrichtsversorgung eingerechnet werden, ist allein schon schlimm. Zusätzlich bekommen die Mentoren auf Null Entlastubgsstunfen. In SH sind Referendare immer zusätzlich und bringen ein Stundenplus. Die Mentoren erhalten zwei Entlastungsstunden pro Fach.

Kakadu
1 Jahr zuvor

Die Fürsorgepflicht des Dienstherrn ist mittlerweile nur noch eine Mär. Schwangere müssen in Nds wieder unterrichten, obwohl ihr Risiko für einen schweren Verlauf stark erhöht ist. Da wünscht man sich nach BY oder BW, wo zumindest in diesem Punkt noch gesunder Menschenverstand/ Mitmenschlichkeit herrscht…

Tim,Nds.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kakadu

Bei uns nicht…beschränkte Dienstfähigkeit.