GEW streikt weiter für kleinere Klassen. Bildungsverwaltung: Es gibt keinen Spielraum

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Am zweiten Tag in Folge haben zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer an Berliner Schulen die Arbeit niedergelegt. Es geht – nach wie vor – um bessere Arbeitsbedingungen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte sie zusammen mit anderen Beschäftigten an Schulen zu einem zweitägigen Warnstreik aufgerufen. Nachdem sich die Beschäftigten am Dienstag hauptsächlich in Streikcafés ausgetauscht haben, kamen sie am Mittwoch vor dem Roten Rathaus für eine Abschlusskundgebung zusammen. Sie fordern kleinere Klassen und Verhandlungen mit dem Senat über einen Tarifvertrag.

Es sei notwendig, Klassengrößen an die Lehrkräfte anzupassen, um eine geringere Arbeitsbelastung zu erreichen, hatte die GEW zuvor mitgeteilt. Ein verbindlicher Tarifvertrag führe demnach zu einer Verbesserung der Personalsituation.

«Das Verhalten der GEW finden wir erstaunlich, aber Handlungsspielraum haben wir da keinen»

Der Senat verwies vor dem neuerlichen Warnstreik wie schon seit Monaten darauf, dass Berlin der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) angehört. Ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft könne der Senat daher keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße aufnehmen. Die TdL lehne solche Verhandlungen ab. «Das Verhalten der GEW finden wir erstaunlich, aber Handlungsspielraum haben wir da keinen», hatte ein Sprecher der Finanzverwaltung mitgeteilt.

Seit 2021 organisierte die GEW für ihr Anliegen bereits neun Warnstreiks. Der bislang letzte fand Anfang Februar statt. Daran beteiligten sich nach GEW-Angaben im Schnitt 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Bildungsverwaltung sprach von etwa 3150 Warnstreikenden. In Berlin gibt es rund 34.000 Lehrerinnen und Lehrer, viele davon sind Angestellte und dürfen anders als Beamte streiken. News4teachers / mit Material der dpa

GEW gibt nicht auf: Über 3.000 Schulbeschäftigte streiken für kleinere Klassen

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11 Kommentare
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Mika
1 Jahr zuvor

Ja, das kann ich durchaus verstehen, dass die Finanzverwaltung das Verhalten der GEW erstaunlich findet: setzt sich diese doch mal tatsächlich für ihre Mitglieder (und nicht für SuS oder Eltern) ein. Kommt ja nicht so oft vor! Chapeau, GEW, und weiter so!

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Vielleicht setzt sich die GEW jetzt und hier mit genau diesem Thema für ihre Gewerkschaftsmitglieder ein, weil man dafür nicht wirklich kämpfen muss; bei dem Personalmangel ist es klar, dass nichts geschehen kann….aber die GEW kann aktuell behaupten, sie setze sich für ihre Mitglieder ein.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Daran beteiligten sich nach GEW-Angaben im Schnitt 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Bildungsverwaltung sprach von etwa 3150 Warnstreikenden. In Berlin gibt es rund 34.000 Lehrerinnen und Lehrer, viele davon sind Angestellte und dürfen anders als Beamte streiken.

Gut 20.000 Lehrer sind in Berlin Angestellte. Viele davon jammern und klagen über die Arbeitsbedingungen. Die meisten davon machen jedoch bei den GEW-Aktionen zur Verbesserung dieser Situation nicht mit. So kann man schlecht einen Druck aufbauen. Das ist klar. Denn der Senat kann sagen, GEW, für wen sprichst du eigentlich?

Selber schuld, würde ich sagen. Aber dann hört endlich auf zu jammern !!!!!!!

Last edited 1 Jahr zuvor by Vierblättriges Kleeblatt
Sternschnuppe
1 Jahr zuvor

Die meisten sind aber verbeamtet und können nicht streiken. Es gibt ja noch andere Bundesländer. Das Problem liegt nicht im Jammern, sondern bei der Politik. Seit Jahrzehnten sind die Probleme bekannt und auch der Lehrermangel hat sich angedeutet und was ist passiert? Nix. Inklusion nix, Digitalisierung nix, Sanierung von Schulgebäuden nix……….aber immer mehr Aufgaben und Bürokratie. Sorry, aber da darf man schon mal jammern.

Silberfischchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sternschnuppe

Wenn von etwa 34.000 Lehrern in Berlin derzeit etwa 20.000 angestellt sind, dann sind NICHT die meisten verbeamtet, sondern aktuell die meisten angestellt. Aber das ändert sich ja nun demnächst.

Wenn es nach der Logik der Arbeitgeber ginge, dann sind auch immer die Kassen leer, sodass kein Geld da ist für Gehaltserhöhungen. Komisch, bei der Forderung nach A13 für alle sagt das nie jemand.

GS in SH
1 Jahr zuvor

Es ist nur eine Nebelkerze, damit die Gewerkschaft so tun kann als tue sie etwas für Lehrer!
Die Forderung nach kleineren Klassen ist im Moment ebenso sinnvoll und realistisch wie eine Forderung, Deutschland solle doch bitte am Mittelmeer liegen!

Last edited 1 Jahr zuvor by GS in SH
Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

So ist es. Am Ende hängen kleinere Klassen an den zur Verfügung stehenden Lehrern und am Geld. Zum Glück sind zu wenig Neueinsteiger auf dem Markt, sonst würde die GEW promt erneut einem Tarifabschluss zustimmen, bei dem die Lehrer über faktische Gehaltskürzungen die kleineren Klassen selber finanzieren würden. Hat ja mit A13 für die GS auch prima geklappt.

Iri-Hor
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Na, wir werden ja sehen, was die GEW noch erreichen wird, wenn praktisch kein Lehrer mehr streiken darf. Wie wird Ron dann Druck machen bzw. welche Arbeitskampfmaßnahmen empfehlen dann Sie?

GS in SH
1 Jahr zuvor

Natürlich wünschen wir uns alle kleinere Klassen.
Allerdings wissen wir auch alle, dass es nicht geht!
Wie soll das denn aussehen, wenn es keine Lehrer gibt?

Sollen wir jetzt per Losverfahren ermitteln, welches Kind zur Schule gehen darf und welches nicht?
Sollen die Kinder nur noch halb so viele Unterrichtsstunden bekommen, um die Gruppen teilen zu können?
Wir können auch kein volles Portemonnaie auf das Pult legen und sagen: „Jetzt unterrichte du mal!“
Was sind die Lösungsansätze der GEW?

Warum nicht mal gegen die völlig fehlgeschlagene Inklusion protestieren? Gegen immer neue Erziehungsaufgaben, die den Schulen übergestülpt werden? Gegen die katastrophale Ganztagsbetreuung? Dagegen, dass jedes gesellschaftliche Problem reflexartig in die Schule ausgelagert wird? Lange Textzeugnisse statt Noten?
Aber das findet ihr ja wichtig und das wird unterstützt!

Aber kleinere Klassen klingt ja auch gut. Und lässt sich halt nicht umsetzen, wie JEDER weiß.

Wollt ihr uns vera****en?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Das Losverfahren soll nach den Vorstellungen der Grünen in Berlin jedenfalls wichtiger werden. Aus ihrem letzten Wahlprogramm, Seite 155:
„Um den Prozess der Schulwahl fairer zu gestalten und die soziale Mischung zu stärken, wollen wir mindestens 50 % der Plätze an Schulen mit Übernachfrage im Losverfahren vergeben und prüfen, wie durch die Bildung von Notenkohorten beim Losverfahren die Heterogenität an weiterführenden Schulen verbessert und die Chancen-gerechtigkeit erhöht werden kann. Damit stärken wir die freie Schulwahl gerade derer mit schlechterem Notenschnitt.“
Im Klartext heißt das: Den beliebtesten Gymnasien und Gesamtschulen sollen schwache Schüler aufgezwungen werden, und die Chancengerechtigkeit besteht mehr und mehr aus Losglück. Andererseits sollen die Schulen aber ein eigenes Profil entwickeln. Wie das wohl zusammenpasst?

Silberfischchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Kleinere Klasse sind nur der Aufhänger. Das ist das, was in den Medien ankommt und als Schlagzeile präsentiert wird. Es geht um viel mehr. Es geht um bessere Arbeitsbedingungen. Kleinere Klassen ist nur ein Mosaiksteinchen davon. Sie sind sicherlich kein Lehrer, dass sie keine besseren Arbeitsbedingungen wollen.