Rechnungshof moniert, dass Lehrer auf ihren Laptops keine Software installieren dürfen

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EU-Corona-Hilfen für eine bessere Digitalisierung von deutschen Schulen hätten nach Ansicht des Europäischen Rechnungshofs besser genutzt werden können. Wie aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des Rechnungshofs hervorgeht, ist beispielsweise bei der Verteilung von Geld für Leihgeräte wie Laptops und Tablets nicht berücksichtigt worden, wie viele Lehrkräfte überhaupt ein Gerät benötigt hätten.

Die Prüfer stellten fest, dass neue Geräte gar nicht sinnvoll im Unterricht einsetzbar waren (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

An zwei Schulen in NRW, die die Prüfer besucht hätten, seien die neuen Geräte zudem nicht mit der vorhandenen Ausstattung kompatibel gewesen, die Lehrkräfte hätten keine für den Unterricht benötigte Software installieren dürfen oder die Geräte seien nicht dazu geeignet gewesen, Verwaltungsaufgaben zu erledigen. «Die Lehrkräfte nutzten daher weiterhin private Geräte», heißt es in dem Bericht.

Nach Angaben des Rechnungshofs wurde für die Untersuchung NRW als Modellregion gewählt. Demnach wurde eine Umfrage über das zuständige Landesministerium an die allgemeinbildenden Schulen im Land geschickt und zudem wurden rund 30 Einrichtungen persönlich besucht.

Auch mit Blick auf andere untersuchte EU-Länder schreibt der Rechnungshof, dass europäische Fördermittel nicht strategisch genug eingesetzt worden seien und sie ihre volle Wirkung nicht hätten entfalten können. Dabei seien allein aus der sogenannten Aufbau- und Resilienzfazilität – das zentrale Instrument der EU-Corona-Gelder – elf Milliarden Euro für eine bessere Digitalisierung von Schulen zugewiesen worden. Teilweise hätte das Geld auch nur bereits bestehende nationale Mittel ersetzt. In den meisten Fällen seien aber bei von der EU finanzierten Projekten die angestrebten Ziele erreicht worden.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die Schulsysteme in fast allen EU-Ländern nicht gut auf Distanzunterricht vorbereitet gewesen seien, sagte Pietro Russo, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Europäischen Rechnungshofs. «Das hing damit zusammen, dass die Internetanbindung der Schulen oft unzulänglich war und digitale Ausrüstung für Schüler und Lehrkräfte fehlte.» News4teachers / mit Material der dpa

Steckt hinter der Abi-Panne ein grundsätzliches Problem – nämlich die Unfähigkeit der Kultusministerien, die Digitalisierung zu managen?

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Kritischer Dad*NRW
11 Monate zuvor

Erinnert an deutsche Bürokratie undd em gewissen Passierschein A38.
So wie ein von der Schule (Kommune) den SuS mittels Digital-Pakt zur Verfügung gestelltes iPad nur zu Hause und nach Nutzungsvertrag nicht mit in die Schule gebracht und dort im Unterricht genutzt werden darf.

Silberfischchen
11 Monate zuvor

Die Lehrer-Laptops sollen rund 500 Millionen gekostet haben. Was ist darum gestritten worden?! Auch hier?! Die meisten meiner Kollegen, mich eingeschlossen, haben nun einen und nutzen ihn nicht. Er liegt im Schrank herum. Es mutet wie ein Schildbürgerstreich an. Wer sind nur die Leute, die hier immer sowas vehement fordern? Und warum hört man auf die?

mama51
11 Monate zuvor
Antwortet  Silberfischchen

Geeeenau! Meiner liegt auch im Schrank…aus den im Bericht genannten Gründen. Schade! Es könnte soooo schööööön sein!

Otts
11 Monate zuvor

Endlich wird das mal thematisiert. Das ist ein absolutes Unding. Das hat mit Datensicherheit o.ä. nichts zu tun sondern mit grundlegendem Misstrauen den Lehrern gegenüber. Eine von vielen Bremsen im Zuge der Digitalisierung von Schulen.

Lisa
11 Monate zuvor

Auch mein Laptop liegt im Schrank – weil ich nicht mal unser Zeugnisprogramm darauf installieren darf! Auf meinem privaten natürlich schon. So dass ich also weiterhin meine Privatgeräte nutze….

Elulu
11 Monate zuvor

Zum Glück ist das nicht überall so. In unserem Landkreis haben die Lehrer Admin Rechte auf den Geräten und können die bis auf wenige Einschränkungen vollumfänglich nutzen.

Der Zauberlehrling
11 Monate zuvor
Antwortet  Elulu

Ist bei uns auch so. Das erste, was zu installieren war, war Windows 11. Danach konnte die Software selbst nach Gutdünken selbst beschafft werden.

laromir
11 Monate zuvor

Glückwunsch. Geht hier nicht. Und auch nach Wochen wurde eine benötigte App nicht aufgespielt. Dann ist das eben so. Dann werde ich damit eben nicht arbeiten. Bin halt technisch nur so gut, wie wie Ausstattung. Meine privaten (funktionstüchtigen) teuren Sachen schleppe ich sicher nicht in die Schule. Ist aber schon peinlich.

GriasDi
11 Monate zuvor

Aber dafür können die Teile leicht administriert werden. Geld abgegriffen, aber laufende Kosten dürfen nicht entstehen.

Thorsten
11 Monate zuvor

Ich bin gespannt, wie es weitergeht, wenn die Geräte veralten. Auch bei den Schülergeräten. Wird dann wieder alles über den Haufen geworfen, weil man den Eltern nicht generell die Kosten auferlegen / zumuten kann?
Viele teure Geräte wurden angeschafft, aber zumindest hier gibt es in den meisten Räumen keine Möglichkeit etwas digital zu projizieren. Ganz zu schweigen von fehlenden Steckdosen, wenn die Akkus bald nicht mehr einen Vormittag durchhalten.

Lisa Magnusson
8 Monate zuvor

Das jüngste Dokument des Europäischen Rechnungshofs zeigt meines Erachtens ein dringendes Problem im Zusammenhang mit der umweltfreundlichen Bereitstellung von Mitteln für die Digitalisierung der deutschen Schulen auf. Es wird immer deutlicher, dass die Bewältigung dieser Aufgabe von größter Bedeutung ist. Es geht jetzt nicht nur darum, dass genügend Geräte zur Verfügung gestellt werden, sondern auch darum, dass sie in der bestmöglichen Weise eingesetzt werden.
Eine Sache, die mich meiner Meinung nach beunruhigt, ist die Tatsache, dass Lehrkräfte nicht in der Lage sind, Softwareprogramme auf ihren Laptops einzurichten- eine Herausforderung, die über den Unterricht hinausgeht. Dieses Problem könnte die vollständige Nutzung dieser Geräte für Bildungszwecke sowie für andere Bereiche wie Telemedizin verhindern (https://andersenlab.de/industries/healthcare/telehealth-solutions). Es ist von grundlegender Bedeutung, dass Lehrer, Ärzte und Experten in verschiedenen Bereichen die Freiheit haben, Softwareprogramme an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.