Unliebsamer Namenspatron: Westfälische Wilhelms-Universität entscheidet über neuen (?) Namen

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ach einem mehrjährigen Aufarbeitungsprozess entscheidet der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) über den Namensgeber der Hochschule. Der Bezug zu Kaiser Wilhelm II. soll voraussichtlich wegfallen.

„Militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch“: Kaiser Wilhelm II. Foto: Shutterstock / Everett Collection

Falls der Senat auf der Sitzung am morgigen Mittwoch zustimmt, soll die Hochschule dann den Namen Universität Münster führen. Für die Änderung ist eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig, die aber als sicher gilt.

Den Prozess angestoßen hatten Studierende im Jahr 2018. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Historikern hatte daraufhin 2020 eine Diskussionsgrundlage erarbeitet. Demnach hatte Kaiser Wilhelm II. von sich aus keinen Wert auf eine Verbindung zu der Hochschule in Münster gelegt. Die Uni trug auch nicht durchgehend seinen Namen.

Aktuell sind an der 1771 gegründeten Universität knapp 46 000 Studierende eingeschrieben. Damit zählt die Hochschule zu den größten in Deutschland. Der deutsche Kaiser hatte 1902 die Uni nach einer zwischenzeitlichen Herabstufung zur Akademie wieder in den Stand einer Universität erhoben. Den Namen des Stifters trägt die Uni seit 1907.

Der Senat hatte 1997 eine Namensänderung noch abgelehnt. Wilhelm II. wird nach neuesten Forschungsergebnissen aber als «überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch» angesehen, wie es in dem Abschlussbericht der Arbeitsgruppe im Jahr 2020 an den Senat hieß. News4teachers / mit Material der dpa

Jetzt doch: Uni Greifswald streicht Ernst Moritz Arndt aus dem Namen

 

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4 Kommentare
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Marc
1 Jahr zuvor

Irre. Einfach Irre.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

In Berlin überlegen besonders progressive Leute schon, ob man nicht auch die Bismarckstraßen und -plätze umbenennen müsste.

Johann F.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc
Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Johann F.

Da wünschte ich mir allerdings eine ähnlich kritische Sicht auf die politischen Führungspersönlichkeiten der Vergangenheit auch in anderen Ländern, etwa in England, Frankreich, Russland, Italien usw.
Aber in Italien soll es immer noch eine Mussolini-Verehrung geben, in Russland pilgern die Leute zu Stalins Geburtshaus. Was ist mit den Franzosen, die eine gute Zusammenarbeit mit den Nazis pflegten? Hat kein englischer König je was gegen die Juden gesagt oder unternommen? In Deutschland ist man wieder mal besonders gründlich.