KMK-Präsidentin: Keiner will Wachpersonal an jedem Schultor – Restrisiko bleibt

10

Berlins Bildungssenatorin und KMK-Präsidentin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hält Wachschutz für sämtliche Schulen nicht für sinnvoll. «Wir alle wünschen uns – und das sage ich jetzt als Pädagogin und Mutter von vier Kindern -, dass unsere Kinder, wenn sie nicht bei uns sind, hundertprozentig sicher sind», sagte sie der «Berliner Zeitung». «Aber keiner von uns will Schulhöfe, wo an jedem Eingang Wachpersonal steht, sondern wir wollen einen geschützten Schulhof.»

Wachdienst? Nein danke. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Schule müsse ein geschützter Raum sein. «Das gesamte pädagogische Personal hat regelmäßig Weiterbildungen, wie man eine Aufsicht macht und wie ein Schulhof gesichert sein muss.» Dennoch bleibe ein Restrisiko.

Ob der Zugang zu Schulen etwa mit Tür-Code und Gegensprechanlage gesichert werden sollte, könne im Einzelfall geprüft werden. «Jede Schule kann einen Bedarf anmelden, etwa weil sie vermehrt schulfremde Personen auf dem Schulhof hat. Dann kann man so eine Maßnahme auch treffen», sagte Günther-Wünsch. «Ich würde das unterstützen, wenn die Schule es will und es zum individuellen Sicherheitsbedürfnis beiträgt. Ich mag bloß keine Pauschallösungen.»

An der Walter-Gropius-Schule in Neukölln, an der sie selbst als Lehrerin gearbeitet hat, gebe es einen Wachschutz. «Es gab innerhalb der Schulgemeinschaft Konflikte, die wollten wir befrieden. Da sollte niemand von außen noch unbefugt hinzukommen», sagte die CDU-Politikerin. In ganz Berlin sei das aber nicht häufig der Fall. «Es obliegt den Bezirken als Schulträger, sie bezahlen es auch. Wir tragen die Zahlen gerade zusammen.»

Am Mittwoch vergangener Woche hatte ein 38 Jahre alter Mann zwei Mädchen im Alter von sieben und acht Jahren auf einem Schulhof in Berlin-Neukölln mit einem Messer attackiert und niedergestochen. Dabei wurde eins der Kinder lebensgefährlich, das andere schwer verletzt (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

Nach Messer-Angriff an Berliner Grundschule: Müssen Schulen besser geschützt werden?

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

10 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
dickebank
11 Monate zuvor

Warum sollten Schulen anders behandelt werden als Jobcenter oder Notaufbahmen von Krankenhäusern?

Realist
11 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Weil man die Illusion einer „funktionierenden Gesellschaft“ aufrechterhalten will?

Georg
11 Monate zuvor

Die Frage schon ist ein Armutszeugnis für die deutschen Schulen, aber die Einrichtung vermutlich in einigen Jahren unvermeidlich ähnlich wie Schulsozialarbeiter, die bis vor Kurzem an Gymnasien undenkbar waren. Amerikanische Zustände erreichen Deutschland zwar mit etlichen Jahren Verzögerung, aber sie erreichen Deutschland.

dauerlüfterin
11 Monate zuvor

Vielleicht muss man das Ganze nicht so sehr in Richtung Wachpersonal zuspitzen.

Tatsache ist: in anderen europäischen Ländern können Kreti und Pleti eben nicht einfach in jede beliebige Schule hineinlatschen wie es ihnen passt und dort ggf. unüberwacht tun was sie wollen und ggf. den Unterricht stören. Da gibt es einen mit Personal besetzten Empfang, der über den Zutritt wacht und teilweise auch die Aufgabe hat, fehlende SuS bzw. Verspätungen festzustellen und bei den Eltern nachzufragen.

Als junge Kollegin habe ich in einem Gymnasium im Brennpunkt gearbeitet, da war es mein täglich Brot, Schulfremde, die zum „Gymnasiasten klatschen“ kamen, vom Hof und aus dem Gebäude zu werfen. Wenn zu eruieren war, von welcher Nachbarschule sie kamen, hat die Schulleitung dorthin Kontakt aufgenommen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das heute besser geworden ist. Letztlich ist das wieder eine zusätzliche Belastung für LuL.

Beli
11 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

„Vielleicht muss man das Ganze nicht so sehr in Richtung Wachpersonal zuspitzen.“

Ich habe den Eindruck, man will mit einer solchen „Übertreibung“ bewusst die Diskussion ersticken. Warum nicht einen wie von Ihnen beschriebenen Empfang einrichten? Kostet vermutlich zuviel…

Jedenfalls habe ich in meiner über 20jährigen Dienstzeit noch nicht eine einzige der genannten regelmäßigen „Weiterbildungen, wie man eine Aufsicht macht und wie ein Schulhof gesichert sein muss.“ gemacht!! Was soll denn das sein? Ich kenne auch keine LuL, die schonmal von etwas Derartigem berichtet hätten – eine Fortbildung um einen Schulhof zu sichern!

Realist
11 Monate zuvor
Antwortet  Beli

„Kostet vermutlich zuviel“

Grobe Überschlagsrechnung: Selbst in der niedigristen Tarifgruppe TVöD sind das ca. 32.000€ pro Jahr (inkl. AG-Anteil an den Sozialversicherungen und Aufschlag für Krankheitsvertretungen). Bei fast 50.000 Schulen also ca. 1,6 Milliarden Euro pro Jahr.

Wird keiner zahlen und noch viel wichtiger: Wird auch niemand zu diesem „Minimal-Lohn“ machen…

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Aber bei einer Schule mit 1600 Schülern sind die 32.000 € auch nur 20 € pro Schüler, etwa so viel wie ein normales Schulbuch.

Against Kreti und Pleti
11 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

An unserer Schule gibt es seit einiger Zeit Türen, die während der Unterrichtszeit zu sind und wer etwas möchte, muss läuten und sich über die Sprechanlage melden. Dann wird ihr:ihm aufgemacht. (Wie in allen Kindergärten im Umkreis.) Aber so ist es nur in der Theorie. Die Sekretärinnen haben keine Zeit, Lust, dauernd das ganze Gebäude zu durchqueren und lassen die Türen eben einfach auf.

dauerlüfterin
11 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Ich bin mit allen Antworten voll d’accord. Das ist zu teuer, möchte man nicht investieren. Obwohl es (je nach Standort?) sicher hilfreich wäre.

Mir ist zum Glück nie etwas passiert aber mir war immer klar, dass, falls mich Schulfremde angreifen und verletzen sollten, wohl nicht mit Unterstützung des Dienstherren zu rechnen ist.

Lanayah
11 Monate zuvor

„Keiner will Wachpersonal“, der es bezahlen muss, vermutlich.Oder damit eingestehen muss, wie die Situation ist. Ansonsten, warum nicht, wenn die Lage es erfordert.