Seit Fernsehen ganztägig Kinderprogramm sendet, können immer weniger Kinder radfahren

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HANNOVER. Auch Niedersachsen liegt im traurigen Trend: Bereits seit der Jahrtausendwende geht laut Landesverkehrswacht der Anteil der Kinder zurück, die Fahrrad fahren können – Tendenz: stark beschleunigend. Der ADFC spricht sich für Sperrzonen vor Schulen aus, damit Kinder dort üben können.

Radfahren macht Spaß – wenn man es kann. Foto: Shutterstock

In Niedersachsen können immer weniger Schulkinder Fahrrad fahren. Darauf machen die Landesverkehrswacht und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) aufmerksam. Es handele sich dabei um ein bundesweites Phänomen, wie aus Studien hervorgehe. Das sei zwar nicht neu, verschärfe sich aber immer weiter.

Einer der Hauptgründe sei mangelnde Bewegung bei Kindern, sagt Susanne Osing, die bei der Landesverkehrswacht für den Kindergarten- und Grundschulbereich zuständig ist. Nur durch Bewegung würden Kinder lernen, ihren Körper einzuschätzen und sicher in ihren Bewegungen zu werden – und somit letztlich sichere Radfahrer und Radfahrerinnen. Genaue Zahlen zum Rückgang der jungen Fahrradfahrer gibt es allerdings nicht. Die Entwicklung sei aber bei der jährlichen Radfahrausbildung in den vierten Klassen eindeutig zu beobachten, sagte Osing.

Kindergärten und Schulen könnten die Zweirad-Ausbildung alleine nicht stemmen. Allein schon, weil die sehr langwierig ist. Was können Eltern also tun, um ihren Kindern zu helfen? Osing empfiehlt den Erziehenden, ihre Kinder früh auf das Laufrad zu bringen. Der nächste Schritt wären dann Roller mit dicken Gummireifen. Der Umstieg auf das Fahrrad sei dann nicht mehr so groß.

Die Radfahrausbildung und Verkehrserziehung in der Schule, die oft von den Verkehrswachten organisiert werden, seien deswegen aber keineswegs überflüssig. Auffrischungskurse in der fünften Klasse hält Osing etwa für sehr sinnvoll. Sie wurden ursprünglich eingeführt, weil wegen der Corona-Pandemie die übliche Fahrradausbildung in den vierten Klassen nicht stattfinden konnte.

Die zunehmenden Probleme beim Fahrradfahren seien seit der Jahrtausendwende zu beobachten, als unter anderem ganztägiges TV-Programm aufkam – und damit bewegungsarme Aktivitäten zunahmen. Ein großes Problem seien darüber hinaus auch die sogenannten Elterntaxis. Also Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto praktisch bis zum Eingang der Grundschule vorfahren. Zudem würden Spielflächen durch immer mehr parkende Autos eingenommen.

Für Kinder gehe so «Verkehrserlebnisraum verloren», sagte Osing – entweder weil nicht auf der Straße gespielt werden könne oder weil der Schulweg nicht stattfinde.

Der ADFC-Vorsitzende Rüdiger Henze begrüßt deshalb Sperrzonen etwa vor Schulen. Denn: Gerade der Weg zur Grundschule sei der ideale Lernraum für Kinder. «Wann sollen sie es sonst lernen?» Die Schulkinder seien dann im richtigen Alter, um Verkehrsgeschehen wahrzunehmen und das richtige Verhalten zu erlernen. News4teachers / mit Material der dpa

Untrainiert: Immer mehr Grundschüler fallen durch die Fahrradprüfung

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Julia
11 Monate zuvor

Und wieder wird etwasauf die To-Do-Liste der Schule geschrieben. Eltern sind zu bequem, mit ihren Kindern das Radfahren zu üben. Die Gründe sind sekundär. Wer bitte muss sich da ändern bzw. reagieren?

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Gebt keine Fahrradführerscheine mehr aus. Wenn Eltern dann meinen, dass ihr Kind das nur mit Zertifikat kann,müssen sie einen Kurs buchen.

Indra Rupp
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Zu „bequem“ kommt noch die Ängstlichkeit der Helikoptereltern und die Sorge, dass nicht alles auf Anhieb klappt und man das aushalten muss. Dazu Ganztag, Elterntaxis und nicht kindgerechter Verkehr.

Englisch-Freund
11 Monate zuvor

Seit Eltern meinen ihre Kinder von Montag bis Freitag von 7h bis 17h zu externalisieren, weil Selbstverwirklichung, Status, Karriere Urlaub, fetter SUV und am Handy das eigene Instagram Profil zu pflegen über dem Kind steht, können immer weniger Kinder Xxxx (beliebig zu ergänzen)

Lakon
11 Monate zuvor
Antwortet  Englisch-Freund

Nun, genau das wird den Eltern durch Medien und Politik vermittelt.

Angelika Mauel
11 Monate zuvor

Das doofe Testbild, das es früher gab, müsste einen Preis bekommen und vor allem wieder eingeführt werden.

Hatten wir Kinder uns früher mal gestritten und einer wollte deshalb lieber zum Fernseher, erlebte das Kind daheim eine Enttäuschung: Das Testbild! – Es hat sehr wirksam dazu beigetragen, dass sich Kinder wieder miteinander vertragen haben.

Konfutse
11 Monate zuvor

„Kindergärten und Schulen könnten die Zweirad-Ausbildung alleine nicht stemmen.“
Schon allein diese Aussage oder daran nur einen Gedanken zu verschwenden ist vollkommen überflüssig.
Wofür haben denn die meisten Kinder Eltern?

Canishine
11 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Wir vergessen in der natürlichen Verantwortungskette immer die Störche. (Gibt‘s eigentlich auch Helikopter-Störche?)