Meist kurze Fahrtwege zu Schulen und Kitas – unter sieben Minuten

6

BERLIN. Wie lange brauche ich, um mein Kind morgens zur Schule oder in die Kita zu bringen? Die Antwort ist für Eltern unterschiedlich – auch abhängig davon, ob sie auf dem Lande oder in der Stadt leben.

Sieben Minuten Fahrweg lassen sich aushalten. Foto; Shutterstock

Wie lang der Schul- oder Kitaweg ihrer Kinder ist, beeinflusst den Tagesablauf vieler Eltern in Deutschland. Die Entfernung spielt auch eine Rolle dabei, ob Kinder allein oder begleitet den Weg zu Fuß oder etwa mit dem Rad bewältigen können. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun die Entfernungen näher unter die Lupe genommen. Zugrunde gelegt wurden hier Autofahrminuten. Viele Schulen und Kitas ermutigen Eltern und Kinder, den Wagen morgens stehen zu lassen – aber das geht nicht überall, auch abhängig von regionalen Strukturen.

Der IW-Untersuchung zufolge ist der Weg zur Grundschule oft relativ kurz: Rund 95 Prozent der Kinder wohnen maximal sieben Minuten Fahrzeit von einer solchen Schule entfernt. Für die Studie wurden die Adressen von 15.629 Grundschulen für Kinder bis 10 Jahre und 56.233 Kitas verwendet. Gut erreichbare Bildungs- und Kindertagesstätten seien für Eltern aber immer noch keine Selbstverständlichkeit, schreiben die Autoren der IW-Studie.

In zwei Prozent der Gemeinden beträgt die Fahrzeit demnach mehr als 15 Minuten. Sie liegen vor allem in ländlicheren Gebieten. Es gibt jedoch enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern: In ländlich geprägten Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern, wo die Kinderdichte relativ gering ist, beträgt die Fahrzeit für 95 Prozent der Kinder höchstens 11,4 Minuten. In Berlin hingegen mit einer hohen Kinderdichte sind es 3,6 Minuten.

Auch innerhalb der Bundesländer gibt es Unterschiede: Während Kinder in Gemeinden der Mecklenburgischen Seenplatte Fahrzeiten von über 20 oder sogar 30 Minuten in Kauf nehmen müssen, ist die Versorgung in Schwerin genauso gut wie im deutschlandweiten Durchschnitt.

Bei den Kitas zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Nur in fünf Prozent der Gemeinden ist die Fahrzeit länger als fünf Minuten. Gebiete im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern haben abermals längere Fahrtzeiten.

Die Städte und Gemeinden seien seit Jahren bemüht, den Ausbau von Kitas und Grundschulen so voranzutreiben, dass die Einrichtungen für alle gut erreichbar seien, sagte Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Allerdings sei trotz enormer Ausbauanstrengungen der Kommunen die Betreuungssituation in Kindergärten und Grundschulen nach wie vor angespannt.

«Die Eltern müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht überall den Wunsch-Kita-Platz um die Ecke erhalten können», sagte Handschuh. «Insofern erwarten die Kommunen von Eltern auch eine gewisse Flexibilität.» Dabei spiele es auch eine Rolle, ob Eltern die nächstgelegene Kindertagesbetreuung in Anspruch nähmen oder ob sie für ihre favorisierte Einrichtung einen längeren Weg in Kauf nähmen. News4teachers / mit Material der dpa

VBE fordert: Tempo 30 auf allen Schulwegen (und Schluss mit „Eltern-Taxis“)

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

6 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Hops
1 Jahr zuvor

Die Kinder unserer Grundschule mit Förderschwerpunkt In Berlin brauchen häufig eine Stunde und mehr für ihren Schulweg. Gerade bei jüngeren Kindern werden dann noch große Hürden installiert, die eine Nutzung des Schulbustransportes fast ausschließen, der im übrigen auch ca. eine Stunde benötigt.

Lisa
1 Jahr zuvor

Mit dem Auto 10 Minuten, mit dem Bus und einmal umsteigen 45. Wenn Elterntaxis die Bösen sind, dann bitte auch die realen Zahlen abfragen. Uns wurde die Buszeit auch zu blöd, zumal der Bus, wenn er schon voll ist, auch gerne Mal an der Haltestelle vorbeifährt und die Schüler nicht mitnimmt.

Melissentee
1 Jahr zuvor

Oder: Der einzige Bus fährt so früh, dass die Kinder noch 30 min Wartezeit haben bis die Schule anfängt. Ist auf dem Land auch locker mal drin.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Melissentee

Jepp, ich habe damals zehn Minuten mit dem Fahrrad zum Bahnhof, 15 Minuten Zugfahrt und 20 Minuten Fußmarsch zur Schule mit anschließender Wartezeit dort von 35 Minuten bis Unterrichtsbeginn neun Jahre lang überlebt.
Zum Bahnhof gefahren wurden meine Freundin und ich insgesamt ca. 9x, wenn wirklich schlimmstes Wetter war.
Ansonsten …
Ich bin froh, dass meine Eltern mich nicht so verhätschelt haben.
Due Fahrschüler*innen in meiner Klasse sind übrigens auch so cool. Das sind übrigens auch diejenigen, für die nicht alles selbstverständlich ist. Sollte man auch mal unter diesem Gesichtspunkt betrachten.

Lisa
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich hatte mich automatisch auf Grundschüler bezogen. Ab der höheren Schule war’s bei mir ähnlich. Aber die Grundschule war im Dorf, es wurde mit 18 Kindern in einem Klassenzimmer unterrichtet. Daran habe ich nur gute Erinnerungen.

Freiya
1 Jahr zuvor

Wie immer kommts drauf an!
Fahren die Eltern sowieso an der Schule vorbei zur Arbeit wäre es ja schon doof, die kids stehen zu lassen.
Aber teilweise werden die kids – leicht übertrieben – vom Bett bis an ihren Schultisch gefahren- wo sie dann weiterschlafen – obwohl es höchstens 20 Minuten Fußweg wären.
Eigenverantwortung, Freunde, Bewegung, Frischluft, Erleben der analogen Umwelt -, alles Vorteile eines Fußweges! Elterntaxis sind brandgefählich! Häufig verhalten sich die Eltern nicht der Straßenverkehrsordnung gemäß, lassen ihr Kind zur Straße hin aussteigen, drehen in dichtem Verkehr, haben andere Kinder und Verkehrsteilnehmer nicht im Blick. Um Schulen herum müssten 200m Bannmeile für Elterntaxis sein. Leider reagieren Eltern oft sehr pampig, wenn man sie bittet, ihr Kinder doch bitte nicht bis vor die Eingangstür zu fahren!
Lasst eure Kinder laufen!!! (Aber übt den Weg vorher mit ihm/ihr! Und macht dem Kind bitte klar, dass im Straßenverkehr das Handy ausgeschaltet in der Tasche bleiben muss und nicht noch im Gehen gezockt werden darf!)