„Wir können den nicht erfüllen“: Fachkräfteverband fordert, den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz auszusetzen

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KARLSRUHE. Harte Zeiten für Eltern. Kitaplätze sind rar, Betreuungszeiten werden wegen Fachkräftemangels gekürzt. Schwierige Umstände, die von weniger qualifiziertem Personal abgefedert werden sollen. Kann das die Lösung sein? Das sehen viele kritisch. Der folgende Bericht aus Baden-Württemberg illustriert das bundesweite Problem.

Der Fachkräftemangel macht sich in den Kitas deutlich bemerkbar (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Kitas schließen wegen Personalmangels früher oder Eltern bekommen erst gar keinen Platz für ihre Kinder – wohin bloß mit dem Nachwuchs? Die Möglichkeiten von Eltern sind begrenzt. Sie können zu Hause bleiben und die Kinder selbst betreuen. Oder anderweitig Betreuung organisieren. Oder die Kommunen lassen sich Alternativen einfallen – zwangsläufig mithilfe weniger qualifizierter Kräfte.

«Das alles führt zu einer großen Nachfrage nach Tagesmüttern», sagt Katja Reiner vom Verband für Kindertagespflegeeinrichtungen. Vor allem in den sogenannten Randzeiten – vor oder nach den Öffnungszeiten von Kitas – springen Tagesmütter ihren Angaben zufolge immer öfter ein und unterstützen die Eltern bei der Versorgung der Kinder. Vor allem für Kinder ab drei Jahren, die eigentlich in eine Kita sollten, aber keinen Platz bekommen, sei der Bedarf groß.

«Ich könnte meine Plätze inzwischen doppelt und dreifach besetzen», sagt Tagesmutter Mirjam Knaus aus dem baden-württembergischen Östringen (Landkreis Karlsruhe). Gerade seien zwei Ganztagsgruppen einer Kita am Ort wegen Fachkräftemangels geschlossen worden. Die Nachfrage sei enorm, ihre Plätze seien bis 2025 ausgebucht.

«Wir sprechen hier doch von Verzweiflungslösungen, anstatt die Probleme wirklich anzugehen»

Tagesmütter und -väter – sogenannte Kindertagespflegepersonen – durchlaufen keine professionelle, mehrjährige Ausbildung wie etwa Erzieherinnen und Erzieher. Stattdessen müssen sie 300 Fortbildungsstunden nachweisen, um eine sogenannte Pflegeerlaubnis zu erhalten. Sie arbeiten selbstständig – nicht zuletzt die damit behafteten Unsicherheiten sind der Grund, dass ihre Zahl seit Jahren sinkt. Inzwischen liegt sie in Baden-Württemberg nach Angaben des Kultusministeriums und des Statistischen Landesamtes bei etwa 6.000.

Hinzu kommen etwa 1200 bis 1500 «passive» Tagespflegepersonen, sagt Reiner. Also solche, die aktuell nicht betreuen aus den verschiedensten Gründen, aber noch eine bestehende Pflegeerlaubnis haben, wie sie erläutert. Man sei sehr interessiert, diese Personen wieder zu «aktivieren». Denn Tagesmütter und -väter seien angesichts der Kita-Misere begehrter denn je.

Dass die Lage in Baden-Württembergangespannt ist und nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung von 2022 in diesem Jahr dort rund 57.600 Kitaplätze fehlen, ist nichts Neues. Zahlen dazu, wie viele Kinder 2022 keinen Kita-Platz bekamen, gibt es laut Kultusministerium und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) nicht. Auch dass Kitas wegen des Fachkräftemangels ihre Öffnungszeiten verkürzen, ist bekannt – so geschehen in Tübingen, wo der Gemeinderat dies im Februar für das neue Kindergartenjahr ab September beschloss.

Gemeinden versuchen längst, die Missstände wenigstens durch Kooperationen mit Tageseltern und Tagespflegevereinen abzumildern. Sie treten verstärkt an sie heran, um zu überlegen, wie die Kinderbetreuung irgendwie verbessert werden kann: Indem Tagesmütter nach offizieller Schließung der Kita in die Kita kommen und dort die Randzeiten abdecken. Indem sich die Kommunen an den Kosten der für die Kinderbetreuung gemieteten Räumen beteiligen, damit die Tagesmütter diese nicht alleine stemmen müssen. Oder indem sie Platzpauschalen zahlen.

Auch andere Überlegungen gibt es, mit denen Gemeinden den Kita-Fachkräftemangel abzufedern versuchen: Tübingen hatte angekündigt, auch Studierende pädagogischer Fächer oder angehende Sportwissenschaftler anzuwerben. In Offenburg helfen nach dem «Offenburger Modell» Kräfte des Malteser Hilfsdienstes, das Ganztagsangebot von Kitas aufrechtzuerhalten. Vielerorts arbeiten auch sogenannte pädagogische Hilfskräfte, meistens Elternteile, die ohne spezielle Ausbildung die Kita-Fachkräfte unterstützen. Egal wie nett diese Hilfskräfte seien – dem Gedanken der frühkindlichen Förderung stehe diese Art der Kinderversorgung vollends entgegen, sagt auch Tagesmutter Knaus.

Gut für Tagesmütter sei, dass sich für sie die Bedingungen angesichts des dringenden Bedarfs verbessert hätten, sagt Reiner. Denn natürlich kämen die Kommunen den Tagespflegepersonen entgegen – schließlich könnten Eltern im Zweifelsfall ja auch klagen wegen der fehlenden Plätze und Betreuung. Den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr gibt es seit 2013 und den für Kinder ab drei Jahren seit 1996.

Der Verband Kitafachkräfte Baden-Württemberg ist wegen der Zustände längst auf der Palme. Die Kitas seien massiv überlastet und kurz vor dem Kollaps. Die genannten Betreuungsalternativen kämen zwar irgendwie den Eltern zugute, die dann ihre Kinder versorgt wüssten. Auch seien etwa Tagesmütter natürlich eine wertvolle Ergänzung. «Aber wir sprechen hier doch von Verzweiflungslösungen, anstatt die Probleme wirklich anzugehen», sagt die Erste Verbandsvorsitzende Anja Braekow. Im Grunde passiere hier eine Entprofessionalisierung durch die Hintertür. «Es macht doch keinen Sinn, fachfremde Kollegen reinzuholen», sagt sie.

«Am besten wäre es, das System einfach mal gegen den Baum fahren zu lassen»

Die Gewerkschaft Verdi forderte mehr Investitionen von der Landesregierung und einen runden Tisch mit allen Betroffenen. «Es handelt sich inzwischen um eine erhebliches, gesamtgesellschaftliches Problem», sagte Hanna Binder, Vize-Leiterin des Landesbezirks. Der Sprecher für frühkindliche Bildung der FDP-Landtagsfraktion, Dennis Birnstock, sprach sich für eine «Kreativklausel» aus, um neue Konzepte vor Ort besser erproben zu können und die pädagogischen Fachkräfte etwa durch Verwaltungs- und qualifizierte Hilfskräfte zu entlasten.

Nach Ansicht des Gemeindetags kann das Engagement der Städte und Gemeinden zwar das Angebot durch Kitas ergänzen, aber nicht ersetzen. «Das bedeutet, dass auch weiterhin dringend Lösungen für den Fachkräftemangel in Kitas gefunden werden müssen», erläutert eine Sprecherin. «Am besten wäre es, das System einfach mal gegen den Baum fahren zu lassen», sagt Braekow. Sie setzte sich erneut nachdrücklich dafür ein, den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auszusetzen – und zwar den für die unter Dreijährigen genauso wie für den für die über Dreijährigen. «Wir können den nicht erfüllen.» Von Anika von Greve-Dierfeld, dpa

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Maggi
10 Monate zuvor

Es müssten viel mehr Eltern auf den Platz klagen, damit die Kosten hier explodieren. Dann sieht das Land bzw. die Länder endlich die Notwendigkeit hier Geld in die Hand zu nehmen.
Ob Erziehermangel oder Lehrkräftemangel, die Länder haben es seid Jahrzehnten geschafft, diese Berufszweige zu maginalisieren und immer unattraktiver zu gestalten. Seinen es die zu großen Gruppenteiler oder die unzureichende Bezahlung und dass Erzieher*innen ihre Ausbildung z. T. noch selbst finanzieren müssen, statt bezahlt zu werden, das trägt nicht dazu bei, dass sich mehr Menschen für den Beruf interessieren.

Das Elterngeld hat nur dazu gedient, dass der Missstand nicht so schnell offensichtlich wurde. Doch nachdem es jetzt Sprachprobleme in den Grundschulen gibt, ist evt. endlich die Notwendigkeit dieser Einrichtungen ersichtlich. Mal abgesehen davon, dass die Kinder hier lernen sich in einer Gruppe zu sozialisieren.

OttoderKleine
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Im Netz findet man einen „Monitoringbericht zum KiQuTG 2022“ aus dem zuständigen Bundesministerium, über 750 Seiten lang. Darin steht, dass in allen Bundesländern (außer Bremen) zwischen 90 und 95 % der Drei- bis Sechsjährigen in einer Kita sind. Genügt das nicht für das „Sozialisieren in einer Gruppe“? Die Sprachprobleme in Grundschulen scheint es dennoch zu geben, aber werden die verschwinden, wenn diese Zahl 90-95 % noch etwas nach oben gedrückt wird?

gehtsnoch
10 Monate zuvor
Antwortet  OttoderKleine

In der KiTa wurden allerdings keine Stühle dazugestellt.

Sandra
10 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Doch — es wurden Stühle dazu gestellt. Statt 10 Kinder in den U3 Gruppen werden 14 betreut, in den Ü3 Gruppen 27 statt 25. in den Gruppen 2—6 Jahre werden inzwischen 22 statt 20 betreut. Fachkräfte sind monatelang (!) allein in den Gruppen – sehr gut in Hinblick auf Kinderschutz, Überforderung und Burn Out.
Stühle werden in Kita Gruppen nicht so dringend benötigt wie in Schulen – aber fehlende Garderobenhaken oder Betten in den Gruppen sind nicht nur ärgerlich sondern in jeder Hinsicht herausfordernd.
Ich appelliere erneut: hört auf mit dem Krieg zwischen den Kitas und Grundschulen. Wir sitzen alle im sinkenden Schiff. Das System kollabiert. Und daran sind weder Erzieher*innen noch Lehrkräfte schuld. Unser beider Rahmenbedingungen sind besch…eiden.

TaMu
10 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

14 Kinder in U3 Gruppen, das ist Kindeswohlgefährdung, ganz besonders dann, wenn wegen Personalmangel niemand mehr die Bedürfnisse der Allerkleinsten mitkriegt. Kinder U3 sind auch müde außerhalb der offiziellen Schlafzeiten und brauchen dann Ruhe, gleichzeitig aber auch Aufsicht. Manche U3 Kinder haben an einem Vormittag dreimal die Windel voll. Unvorstellbar, wenn dann auch noch kränkelnde Kinder gebracht werden. Ganz zu schweigen von den neuen Kindern, die nach ihren Eltern weinen. Ich mag mir das Elend gar nicht vorstellen.

gehtsnoch
10 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Wurden die ergonomisch formschönen Massivholzstühlchen mit Armlehne geliefert oder mussten die ollen ausgemusterten Vorkriegsmodelle vom Dachboden/Keller dazu gestellt werden?

„Bei Geld hört die Freundschaft auf“ sagt schon ein altes Sprichwort.
Gehen Sie einfach mal davon aus, dass ich Ihre Sorgen bei prekärer Beschäftigung in KiTas durchaus nachvollziehen kann. (Wahl)-Versprechen wie „Rechtsansprüche auf Betreuung“ sind deutlich einfacher und kostengünstiger als Umsetzungen in ferner Zukunft (eher etwas für Nachfolgegenerationen).

NRW hält bei U3 selbst noch 12 Kinder für einen verlässlichen Erfahrungswert.

Sandra
10 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

In NRW gibt es nach Genehmigung durch das Landesjugendamt auch 14 Kinder in der U3 Gruppe. Bestes Beispiel: die Stadt Mönchengladbach…

Against Fremdbetreuung
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

„Doch nachdem es jetzt Sprachprobleme in den Grundschulen gibt, ist evt. endlich die Notwendigkeit dieser Einrichtungen ersichtlich. Mal abgesehen davon, dass die Kinder hier lernen sich in einer Gruppe zu sozialisieren.“
Ist das nun so?
Wozu braucht es noch Familien?

Maggi
10 Monate zuvor

Eine Gruppe gleichaltriger Kinder sind bei Ihnen wie viele? 24% sind Einzelkinder, 48% haben ein Geschwisterkind. Eine Gruppe besteht aus mehr als 2 Personen und ja, es ist etwas anderes ob man in einer Familie sich integrieren muss, oder in einer Gruppe gleichaltriger.

Mama hoch 3
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Wie sollen denn Kinder mit Sprachproblemen sinnvoll bei dem Personalmangel gefördert werden?
Und man könnte die Sprachproblematik ja auch mal so betrachten: Seit immer mehr Kinder immer früher in die Kita gehen, haben die Sprachprobleme zugenommen. Vielleicht gibt es ja auch da einen Zusammenhang? In der Familie, wenn ich mich dann in den ersten drei Lebensjahren zur Betreuung meines Kindes entscheide, hat ein Kind doch viel mehr Ansprach und sprachlichen Austausch als in der Kita. Da ist doch Relation zwischen Kindern und Bezugsperson viel schlechter. Vielleicht kann in bestimmten Bereichen und Zeiten eine professionelle Betreuung doch keine Familie ersetzen? Und man sollte nicht immer davon ausgehen, dass 95% der Eltern ihre Kinder vernachlässigen und sich nicht kümmern.

Cuibono
10 Monate zuvor
Antwortet  Mama hoch 3

Überraschung: Kinder kommunizieren auch untereinander, sogar fast überwiegend. 😉

Mama hoch 3
10 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Kleinkinder lernen gerade erst sprechen und brauchen ein gutes sprachliches Vorbild, um die Sprache richtig zu lernen. Das können Ein- und Zweijährige nicht untereinander regeln, da braucht es erwachsene Sprachvorbilder zum Nachahmen.

Lanayah
10 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Aber was lernen zwei Einjährige sprachlich dabei?

Pädagogin
9 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Acha,so bauen sie ihren Wortschatz aus,ja? Klar, die 2 jährige erklärt dem 1 Jährigen die Welt – Jetzt ist klar woher der geringe Wortschatz kommt.

Pädagogin
4 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Aber doch nicht die Kleinsten, also nicht so verbal, dass sie sich ordentlich ansprechen können und einen Wortschatz entwickeln

Donauperle
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Kinder haben Freunde, in der erweiterten Familie gibt es gleichaltrige Kinder, usw. Generationen von Kindern sind erst mit drei oder vier Jahren in den Kindergarten und dies meist nur für wenige Stunden.
Sind die alle asozial?

Cuibono
10 Monate zuvor
Antwortet  Donauperle

Bloß sind diese Kinder von Freunden und Familie (so man in der Nähe wohnt) ja auch in der Kita.

Donauperle
10 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Bei uns war noch in den 2000er Jahren Kindergarten frühestens ab 3 und um 12 Uhr war Schluss.

Donauperle
10 Monate zuvor
Antwortet  Donauperle

3 Jahren, muss es heißen

Aaleks
4 Monate zuvor
Antwortet  Donauperle

Klugscheißerei

Against Fremdbetreuung
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Stimmt, die Kinder sind ja- außerhalb der Familie- in keinerlei informellen oder formellen Gruppen. Es gibt keine Nachbarskinder, keine Cousinen/ Cousins oder dergleichen. Man geht auch nicht mal auf den Spielplatz, zu einer Veranstaltung, auf ein Fest (z. B. das Schulfest des Geschwisterkindes) usw. usf. Kinder können nur in organisierten, professionalisierten Kontexten korrekt gefördert und sozialisiert werden. Armes Deutschland- arme Kinder!

Cuibono
10 Monate zuvor

In Berlin hatte ich unseren 3jährigen ein halbes Jahr zu Hause, weil Elternzeit und umgezogen und neuer Kita Platz erst später.
Das war in den Nullerjahren und personalmäßig goldene Jahre.

Das arme Kind wollte zurück in seine Kita. Wir sind jeden Tag auf Spielplätze gegangen. Da waren viele andere Kinder – aber alle mit ihren Kita-Kumpels. In so eine bestehende Gruppe reinzukommen ist ziemlich unmöglich.
Wir haben dann die spielplätze in dem Bezirk besucht,aus dem wir gerade weggezogen sind, um seine alte Gruppe zu treffen.
Schön ist das eben nicht, wenn außerhalb der Kita keine Kinder mehr anzutreffen sind.
Richtig gut war es erst, als er in die neue Kita kam. Er hat sich mit mir einfach oft gelangweilt, trotz viel Programm meinerseits. Aber ich bin
kein adäquater Spielpartner.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Als ich im Kindergarten anfing (als Kind habe ich keinen Kindergarten besucht) empfand ich es spontan als nicht kindgerecht, wie viele Kinder in einer Gruppe betreut wurden. – Als Kind habe ich wenige Freunde gehabt und wenn auf den Dorf eine Gruppe zu griß wurde, trennten sich die Kinder intuitiv so, dass wieder kleinere Grüppchen entstanden. Auf dem Türen der Gruppenräume des KIndergartens sah man ausgesprochen idyllisch anmutende Kleingruppen: Das „Vogelnest“ wurde von „nur“ 25 Kindern besucht. – Es hätten laut Gesetz auch 27 sein können. Doch auf der geschmückten Tür sah man nur ein mit fünf Piepmätzen besetztes Nest aus Tonpapier. Sieben Pinguine auf den Eisschollen der „Pinguingruppe“… Und auch „die Mäuse“ hatten sich nur maßvoll vermehrt.

Generationen von Erwachsenen haben sich daran gewöhnt, dass Kindergartenkinder en masse betreut werden. Bereiten die Kinder aber später Probleme, kommen „in modernen Zeiten“ individuelle Zuwendung in Form von persönlichen Assistenzen, Schul- oder Kitabegleitern oder Therapeuten zum Einsatz. So genannte „Systemsprenger“ bekommen sogar Abenteuerurlaub mit einem Erlebnispädagogen finanziert und es sei ihnen gegönnt! Aber wann gibt es wieder ein allgemeines Bewusstsein dafür, dass Kleinkinder auf Bindungen und emotionale Zuwendung durch wenige, ihnen besonders zugetane Menschen angewiesen sind? Es ist für Babys nicht egal, ob sie gestillt werden oder ob eine so genannte Bezugserzieherin ihnen das Fläschen mit der abgepumpten Muttermilch hinhält.

Früher bekamen in westlichen Bundesländern viele Kinder erst ab vier einen Betreuungsplatz und sie wurden zudem oft nur halbtags betreut. Und in den östlichen Bundesländern arbeiteten die volkseigenen Betriebe manchmal derart unwirtschaftlich, dass es schnurz war, wenn mal Mütter beim kränkelnden Kind daheim blieben oder wenn mal die Krankheit des Kindes vorgetäusch wurde, weil das Kind einmal eine Pause vom Kindergarten brauchte.

Nach dem Einschätzungen der Psychoanalytiker wird viel zu selten gefragt. Dabei wird überall ein Mangel an Psychotherapeuten beklagt. (Damit sage ich nicht, dass alle früh in Institutionen betreuten Kinder traumatisiert würden, aber die Gesellschaft blendet natürliche GRUNDBRDÜRFNISSE von Kleinkindern souverän aus und das geht nicht immer gut aus.

gehtsnoch
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Bleiben 28 Prozent die mit mehreren Geschwistern aufwachsen. ein Vor- oder Nachteil?
Differenzieren sollte man zu Großstädten, wo die Mieten höher und die Wohnungen kleiner sind. Da sind 30 Prozent Einzelkinder, auf dem Land nur 24 Prozent. In den neuen Bundesländern sind 35 Prozent aller Kinder Einzelkinder, in den alten lediglich 25 Prozent.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

In Kleinst- und Kleinkindgruppen wird permanent gegen die biologischen Grundlagen der Menschwerdung verstoßen.
NICHT Verschulden der Erzieher und Lehrer. Es ist „zivilisatorisch“ verursacht.

Menschen lebten in Großfamilien.
Nomadisierend. Maximal 3 Generationen, die Kinderschar 0 bis 6(+-). Betreut, je nach Alter, von 0 bis zum Rest der Familie.
Das ist nun in unseren Genen determiniert.

Und was machen wir heutzutage?
Wir fahren das „Not-„, das „Überlebensprogramm“.

Und wundern uns über notversorgte Kinder und deren Wissen und können, über ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Mich wundert das nicht.

Wer Kinder nicht artgerecht aufzieht, sollte sich auch nicht über die jetzige Situation wundern.
Die Biologie machts.

PaPo
10 Monate zuvor

In Kleinst- und Kleinkindgruppen wird permanent gegen die biologischen Grundlagen der Menschwerdung verstoßen.
Was sind denn „die biologischen Grundlagen der Menschwerdung“ und inwiefern wird gg. diese „[i]n Kleinst- und Kleinkindgruppen […] permanent“ verstoßen? Ichj bitte um Erläuterung, sonst ist ihr Beitrag bestenfalls kryptisch. Geht das in die Richtung, dass der Mensch erst durch Erziehung zum Menschen wird i.S.v. Berthold Gerner, die „extrauterine“ resp. „physiologische Frühgeburt“ (Adolf Portman)? Wollen Sie also einfach ausrücken, dass Erzieher in „Kleinst- und Kleinkindgruppen“ ihrer eponymen Aufgabe nicht (mehr) nachkommen (können), nicht mehr erziehen (können)? Warum dann die Rede von „biologischen Grundlagen der Menschwerdung“?

Oder geht es vielmehr um ihren zweiten Absatz:
Menschen lebten in Großfamilien.
Nomadisierend. Maximal 3 Generationen, die Kinderschar 0 bis 6(+-).
Betreut, je nach Alter, von 0 bis zum Rest der Familie.
Das ist nun in unseren Genen determiniert.
Sind Sie da noch im Paläolithikum? Wann genau?
Welches war noch das Nomadengen? Könnten Sie mir hier einen Artikel aus „Scineses, Nature und Lancet“ nennen?! 🙂

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Herr, Frau PaPo,

sein Sie doch endlich mal selber fleißig.
Ich kaue Ihnen nicht Alles vor.

Viel Freude beim Studieren. 😉

Ihnen ein erkenntnisreiches Wochenende 🙂

PaPo
10 Monate zuvor

Also haben Sie nichts beizutragen, außer kryptische Bemerkungen mit inhaltlosen Buzzwords, etwas über DIE(!( Biologie u.ä. – schreiben Sie doch einfach, was Sie meinen, statt so schwammig zu bleiben. 🙂

Last edited 10 Monate zuvor by PaPo
Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Hmmm, ich denke, was Ureinwohner Nordost sagen will, ist, daß es eventuell nicht ganz artgerecht ist, Kinder unter Bedingungen aufwachsen zu lassen, wie sie in unserem derzeitigen öffentlichen Betreuungssystem gegeben sind.
So wie es halt nicht artgerecht ist, Hühner in Legebatterien zu halten.

PaPo
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Die Implikationen des Kommentators gehen aber deutlich weiter, wie das ominöse Nennen von genetischer Determination und „biologischen Grundlagen der Menschwerdung“, die offenbar über Gerner, Portman und Co. hinaus gemeint sein wollen, i.V..m. der Rede über vermeintl. Artgerechtigkeit und der ostentativen Weigerung, hier etwas zu erläutern, verdeutlicht – der Kommentator fiel bereits dadurch auf, auf unwissenschaftliches bis wissenschaftlsfeindlches Geschwurbel reinzufallen, eigene Ressentiments als Stand der Wissenschaft zu verkaufen und dies als argumentatives Nonplusultra zu verkaufen, weshalb ich hier mal nachgefragt habe, wissen wollte, was wirklich dahintersteckt, und die Chance zur Elaboration einräumte… mit erwartbarem Resultat.

… ungenommen dessen, dass das Kitasystem als mittlerweile reine Massenverwahrung natürlich absolut kritikwürdig ist, es an Geld, Personal, akzeptablen Arbeitsbedingungen und Co. mangelt und ein z.T. kurioser, ideologischer (laissez-faire-)Ungeist herrscht.

Carsten
10 Monate zuvor

Gesetzt der Fall, die Gerichte erkennen auf Entschädigung, weil kein Erzieher vom Baum gepflückt werden kann, dann bezahlen die Kommunen dem Elternteil, der zu Hause bleibt, das, was der Arbeitgeber dem anderen zahlen müsste, damit die Reproduktion der Lohnabhängigen gewährleistet ist ?

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  Carsten

Wer hat wem was garantiert?

Wohlwissend, dass es nie und nimmer gewährleistet werden kann…?

Deshalb verlasse ich das „Gewährleistungsterritorium“.

Die Rente möchte nicht gezahlt werden?
Außerhalb des Territoriums?

Dann holen „WIR“ es uns.
🙂

Angelika Mauel
10 Monate zuvor

„Sie setzte sich erneut nachdrücklich dafür ein, den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auszusetzen – und zwar den für die unter Dreijährigen genauso wie für den für die über Dreijährigen. «Wir können den nicht erfüllen.» – Ich stimme Fat Braekow zu. Hätte man den Rechtsansprüch für die Jüngsten gar nicht erst geschaffen oder zumindest früher Einschränkungen an der besonders zeitaufwändigen Betreuung der Jüngsten vorgenommen, wäre es heute zumindest besser möglich, ältere Kinder in den Kitas zu fördern.

Hoffentlich zögern andere Kitafachkräfteverbände nicht lange und schließen sich der Forderung nach einer Rücknahme des gesamten Rechtsanspruchs an!

447
10 Monate zuvor

Komisch – im Mutterland des (vergleichsweise) hardcore-Kapitalismus, den USA, wurden wir deutsche Studenten und unser Prof von den Amerikanern schon mit dem mitleidsvollen „Hinterwäldler-Blick“ bedacht…
…als unsere Exkursionsgruppe vom Firmenparkplatz (gratis) in durch die Firmen-Sportlobby (gratis für alle vom Hausmeister bis zum Manager) an der Firmenkita vorbei in die Produktionsbereiche geführt wurden…und auf unsere Frage dann die Antwort kam, dass das für alle Mitarbeitereltern natürlich gratis ist.

Das vor deutlich über 15 Jahren.
Und nein, keine Supersonderfirma wie Google oder sowas und kein „Vorführwerk“.

Aber klar…unsere Wirtschaft….“kann das nicht“…äh, ja, klar, hust-hust.

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Aha. Und wenn dann alle Unternehmen mit betriebseigenen Kitas ausgestattet sind, dann fallen plötzlich ganz, ganz viele Erzieherinnen vom Himmel, die die Betreuung übernehmen.
Ich bin durchaus auch der Meinung, daß die Betriebe sich da mehr engagieren müssen, wenn sie wollen, daß Eltern möglichst schnell an den Arbeitsplatz zurückkehren.
Aber das beseitigt ja noch lange nicht den Erziehermangel.
Fakt ist nun mal: Überaus hoher Betreuungsbedarf steht einem überaus hohem Mangel an qualifiziertem Personal gegenüber.
Ich frage mich schon oft, warum bei uns in der Krippe so viele Kinder sind, wo ein Elternteil zu Hause ist.
Und keine Panik, das sind fast ausnahmslos Kinder aus sog. gebildeten Elternhäusern. Unsere kleinen „Krippis“ sind überwiegend bis nach dem Mittagsschlaf und oft noch länger in der Kita. Da wird keiner unmittelbar nach, oder vielleicht sogar schon vor, dem Mittagessen abgeholt. Nein. Die halten ALLE Mittagsschlaf in der Krippe. Egal, ob die Eltern nun beide berufstätig sind, oder ob ein Elternteil nur ein paar Stunden die Woche oder gar nicht einer Erwerbsarbeit nachgeht. Bei manchen ist gerade ein Geschwisterchen zur Welt gekommen, aber die Kleinen werden trotzdem den ganzen Tag in der Krippe gelassen. Ich verstehe das einfach nicht. Wenn ich nicht berufstätig bin, muß ich mein Kind doch nicht fünf Tage in der Woche, von morgens bis nachmittags fremdbetreuen lassen. Schon gar kein unter Dreijähriges.
Da macht sich eine Anspruchshaltung breit, daß mir die Hutschnur reißt.

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Da rennen Sie bei mir offene Türen ein.

Aber hey, wenn es denn „Mutterrolle plus Arbeit (plus Karriere plus Eat-pray-love plus plus plus)“ sein soll…dann muss wohl irgendwo irgendwer betreuen.

Erzieherinnen, Dachdecker, Lehrer, Leute die Solarpanele zertifiziert installieren können…alle diese Leute purzeln schneller vom Himmel, als Sie und ich uns das vorstellen können:
Das Zauberwort heißt (und typische Pädagogen müssen jetzt ganz stark sein) GELD.
Auch zentrale Arbeitsbedingungen hängen daran, wie Personalquote, Raumgröße, Klimatisierung ja/nein, Ausstattung mit Arbeitsmitteln usw.

Die typisch deutsche Ablenkung mit hypermoralischen Themen hilft da null weiter.

Geld hat der nimmersatte Boa-Constrictor-Staat BRD reichlich und schlingt immer mehr rein…Tjah, wären da nicht…gewisse Dinge…rein theoretisch könnte der seine Aufgaben problemlos erfüllen.
Zahlreiche Unternehmen (insbesondere sog. Mittelständler) haben auch genug Asche…

Ist eine Frage der Prioritäten.

Mama hoch 3
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es ganz schon schwer ist, sein Kind nicht non-stop in die Betreuung zu geben. Wir haben uns für das „klassische“ Familienmodell entschieden. Mann ist selbstständig (arbeitet selbst und ständig) und wir wollten unsere Kinder selbst erziehen, den ersten Schritt, die ersten Worte mitbekommen, in der Schule unterstützen können, Aufgaben wie Hilfe beim Ausflug, Klassenpflegschaftsvorsitzende,… übernehmen können. Also haben wir uns zusammengesetzt und uns dazu entschieden, dass ich zu hause bleibe, damit alles gut läuft. Aber als Hausfrau habe ich mit ganz vielen Vorurteilen zu kämpfen: ich sei faul und tue nichts für den Staat, es würde Zeit, dass ich mich selbst verwirkliche, meine Kindern würden ohne Fremdbetreuung leiden (nach der Schule gehen sie in den Sportverein, zur Musikschule,…), ich sei ein dummes Heimchen am Herd usw. Und natürlich habe auch ich im Hinterkopf, dass ich gut für das Alter vorsorgen muss, weil die Erziehungsarbeit, dass soziale Engagement usw. für den Staat leider nicht zählt. Insofern kann ich es gut nachvollziehen, dass sich viele zur Fremdbetreuung gedrängt fühlen.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Mama hoch 3

Es gibt unter denen, die Sie kritisieren bestimmt auch einige, die neidisch sind. Undn manche, die die Bedeutsamkeit der elterlichen Zuwendung für Kinder unterschätzen, kommen später ins Grübeln, wenn ihr Kind in der Schule trotz professioneller Förderung nicht die von ihm erwartete Leistung erbringt. Dann entscheiden sich meist Mütter, den „Karrieretrip“ zu beenden und setzen auf eine Halbtagsstelle, damit sie mehr Zeit für die Einzelbetreuung ihres Kindes haben.

In der OGS gab es immer wieder KInder, die ihre Hausaufgaben dort nicht „geschafft“ haben, obwohl sie es gekonnt hätten. Doch waren die Hausaufgaben nicht erledigt, musste sich ein Elternteil nach Feierabend Zeit für das Kind und seine Hausaufgaben nehmen.

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Mama hoch 3

Was stimmt eigentlich nicht mit Leuten, die es „verwerflich“ finden, sich als Mutter oder Vater in erster Linie um die eigenen Kinder zu kümmern? Wie krank muß eine Gesellschaft sein, in der man sich für diese Entscheidung auch noch rechtertigen muß.
Genauso, wie ich es völlig daneben fand, wenn man früher Vollzeit berufstätige Mütter als „Rabenmütter“ beschimpft hat, finde ich es heute unerträglich, daß man „Vollzeitmütter/väter“ schief anschaut.
Glückwunsch zu ihrer Entscheidung. Lassen sie sich nicht unterkriegen.

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Sie fragen „wie krank eine Gesellschaft sein muss“ – die Antwort ist leicht zu finden: Schlagen Sie eine beliebige Tageszeitung (in oder offline) auf und lesen Sie, womit sich unsere Politiker so beschäftigen.

Einfach nur womit – unabhängig von der jeweiligen Position.

Anne S.
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Reicht auch, hier zu lesen, um zu sehen, wie krank die Gesellschaft ist.

Monika, BY
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

„Was stimmt eigentlich nicht mit Leuten, die es „verwerflich“ finden, sich als Mutter oder Vater in erster Linie um die eigenen Kinder zu kümmern? „
 
Mit ihnen stimmt alles, sie rechtfertigen nur damit ihre eigene Entscheidungen und so entsteht der bekannte gesellschaftliche Druck.

Monika, BY
10 Monate zuvor
Antwortet  Mama hoch 3

Indoktrination nennt man das, die ganz schön heutige Familien und Kinder kaputt macht.
 
Eltern und Kinder waren noch nie so entfremdet wie es heute der Fall ist.
 
Ein Teil so einer Gesellschaft wollen wir nicht sein. Wir haben uns z.B. dagegen entschieden.
 
Ja, man muss schon bestimmte Kraft besitzen, gegen den Strom zu schwimmen, aber man kann es und soll es tun, besonderes, wenn man ein ganz klares Gefühl und außerdem auch mehrere Beweise hat, dass man etwas Gutes für seine Familie tut, und nicht wie ein blindes Schafft die Herde nur brav zu folgen, um einen Klaps auf den Schultern sich zu verdienen.
 
Wenn man sich unbedingt nach einer Bestätigung der Gesellschaft nicht sehnt – Brav, gut gemacht! – es klappt hervorragend.
 
Man vergisst gerne diese kleine Gruppe ganz oben, die keine gesellschaftliche Regeln verfolgt. Sie schaffen nämlich diese Regeln und zwar für die Andere und gelichzeitig leben nach eigenen.

Anne S.
10 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

„Ja, man muss schon bestimmte Kraft besitzen, gegen den Strom zu schwimmen, aber man kann es und soll es tun, besonderes, wenn man ein ganz klares Gefühl und außerdem auch mehrere Beweise hat, dass man etwas Gutes für seine Familie tut, und nicht wie ein blindes Schafft die Herde nur brav zu folgen, um einen Klaps auf den Schultern sich zu verdienen.“

Wenn man denn wenigstens einen „Klaps auf die Schultern“ verdienen würde. Kann ich nirgends erkennen. Lächerlich machen, provozieren, verhöhnen, ausgrenzen und für unzurechnungsfähig erklären sind die Verdienste, die man in dieser Gesellschaft bekommt. Nee, danke. Brauche ich jedenfalls nicht.

Kranker Mist ist das von allen, die sich beteiligen. Muss man gar nicht nur zu der kleinen Gruppe ganz oben schielen. :-/

Against Fremdbetreuung
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Jaaaaa, aber nur so lernen die Kinder soziales Verhalten in Gruppen, langweilen sich nicht (mit ihren Eltern?!), werden gefördert, entwickeln Sprachkompetenz usw. usf. Und die Erzieherinnen beherrschen das Wickeln ja auch so viel besser.
So hab ich das hier im Forum zumindest gelernt

OttoderKleine
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Die Bertelsmann-Stiftung zählt doch gerne die fehlenden Kitaplätze. Dass die von Unternehmen für ihre Belegschaft geschaffen werden könnten, das hat man einfach noch nicht bemerkt, es braucht noch weitere Studien dazu. 🙂

447
10 Monate zuvor
Antwortet  OttoderKleine

🙂
Genau, außerdem können die das garnicht (so gerne sie denn wollten), weil [Studie]!
😀

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Viele ErzieherInnen sind keine Fans dessen, was Ursula von der Leyen auf dem Gebiet der frühkindlichem Betreuung angeleiert hat. Sie hat öffentlich gesagt, wie sehr sie die Kinderbetreuung in den Vereinigten Staaten geschätzt hat. Doch in Europa, wo viele Kindergärten traditionell noch Gärten haben, muss wirklich kein Neid entstehen, auf das, was in Amerika alles möglich in Sachen Kinderbetreuuung ist. Wie viele Kinder müssen in den Metropolen in Hochhäusern ohne einen eigenen Garten betreut werden. Selbst Parks werden nicht für alle Gruppen erreichbar sein.

Angesichts der Anzahl der Angestellten, die im World Trade Center gearbeitet haben, frage ich mich, ob es dort auch Kitas für die Kinder der im WTC arbeitenden Eltern gegeben hat. – Vermutlich, wenn „bedarfsgerecht“ aus Erwachsenensicht geplant wurde, dürfte es mehrere Gruppen gegeben haben. Oder gab es keine Kinder unter den Opfern? – Ich weiß es nicht. Aber dass es einen Trend gibt, ähnliche Fehlentwicklungen zu pushen, wie sie in anderen Ländern selbstverständlich sind, lässt sich nicht abstreiten. Die „Little Giants“ wurden früher erst mal von den Medien sehr gelobt. BIs es Skandale gab. Und gibt es nicht zu denken, dass ausgerechnet eine Bundesfamilienministerin die Berliner Springer Kita im sechsten Stock ausgiebig gelobt hat? – Ein „herrliches Außengelände“ und „ein kluges pädagogisches Konzept“ solle diese Kita haben. Aber was ist schon „herrlich“ an einer geplatteten Dachterrasse in luftiger Höhe und an Gittern und Fangnetzen?

Hätte in meiner Kindheit eine Politikerin oder ein Politiker eine augenscheinlich nicht kindgerechte Kita derart übertrieben gelobt haben, hätte es Gegenwind von der Presse gegeben. – Aber es handelte sich ja um die Springer Kita…

Die „Wirtschaft“ kann Eltern bitte gern so bezahlen, dass sie es sich leisten wieder mehr Zeit für Kleinkinder zu haben oder selbst für die Betreuungsplätze einen angemessenen Beitrag zahlen zu können.

Da Betriebskitas schon mal Druck auf Erzieher ausüben, die Betreuung kränkelnder oder überforderter Kinder nicht abzulehnen, bieten sie – auch aus anderen Gründen – wohl für manche ErzieherInnen keine Arbeitsstellen, die so attraktiv sind, dass man in ihnen arbeiten möchte.

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

WTC ist ja nun absoluter Sonderfall – ernsthaft mal…

Ansonsten auch hier:
Sie müssen mich von den offensichtlichen möglichen Fallstricke einer Fremdbetreuung nicht überzeugen.
Auch bin ich niemand, der Grundschul-L oder Erzieher irgendwie als „minderwertig“ oder so betrachtet.
Was passiert wenn die ihre Arbeit nicht richtig machen (oder machen dürfen) sehen wir unmittelbar danach in Jahr 5.

Trotzdem ist es ein schlichtes Ressourcenproblem unter gegeben Bedingungen (die ja die Gesellschaft so will, ich habe mir das nicht ausgedacht):
Nicht genug Erzieherinnen?
Übertreibung zu Verdeutlichung: Wenn jeder Erzieherin A 15 gezahlt werden würde mit 100% Jobgarantie – was meinen Sie, wie viele Erzieher zwei Jahre später aus jeder Ritze quillen?

Es gibt Millionen (!) von faktischen Arbeitslosen – und die sind weder alle empathiebefreit noch kinderfeindlich…<b>Anreize</b> sind das Problem…<b>weil die gesellschaftlichen Eliten das Bildungssystem eher kollabieren lassen, als endlich gottverdammte Asche rauszurücken.</b>

„Arbeitsbedingungen“ = mit Cash Cash Cash easy zu lösen.
„Schulgebäude“ = Cash
„Betreuungsschlüssel“ = Personalstunden = Cash, Knete, Money
„Luftfilter“ = Cash

Geld ist nicht alles, klar.
Aber ohne Geld ist der schönste Idealismus nix wert.
Denn Idealismus ist keine skalierbare Größe und stinkende, überheizte Bruchbuden werden von Idealismus keine „Lern- und Lebensorte“.

Keine materielle Basis = kein SKALIERBARER Erfolg.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Tja, aber Lehrer und Erzieher arbeiten in maroden Gebäuden. Wobei der forcierte Betreuungsplatzausbau dazu geführt hat, dass Erzieher viel seltener in Bruchbuden arbeiten müssen als Lehrer. Denn wo wurde das für neue Kitas ausgegebene Geld eingespart? – Bei den Schulen, indem man einen Renovierungsstau zugelassen hat.

Ich bin für einen Ehrenkodex: Wieso tun es sich Lehrer und Erzieher an, in überhitzten Containern zu arbeiten? Warum lässt man Kinder schnell über Flure huschen, in denen die Schallschutzplatten nachts schon mal von der Decke fallen? Wer ohnehin schon gestresst ist, dem fehlt die Energie, sich rechtzeitig zu wehren.

Ja, die gesellschaftlichen Eliten lassen die Betreuungssysteme kollabieren. Jahrzehntelange „Erfolge“ in der Alten- und Krankenpflege haben doch bewiesen, dass „die Sozialen“ sich als Manövriermasse benutzen lassen. – Nur als „Opfer“ wollen sie nicht gesehen werden, „Du Opfa“ wurde schon vor Jahren zum Schimpfwort für diejenigen, die es nicht schaffen, selbst zu bestimmen…

447
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich persönlich reagiere darauf mit sehr grosser, engagierter…Reduzierung. 🙂

Erst wenn die Konsequenzen NICHT mehr abgefedert werden, wird sich etwas ändern.

Nächstes SJ wird erstmal wieder mehr Sport gemacht, langsamer korrigiert … und ein paar feste Freizeitprojekte sind auch geplant.

Jedes Sandkörnchen zählt.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Nur wenn mehr Kollegen „mitknirschen“ kann es unverhofft und plötzlich (für die anderen) wirklich besser werden.

Seit Jahren wird von Gegnern der Streiks des Sozial- und Erziehungsdienstes so getan, als seien die Streikenden von verdi auf „Krawall gebürstet worden“. Dabei zeigt die Gründung der vielen Kitafachkräfteverbände, dass es um mehr geht als nur um höhere Gehälter.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  447

Entdeckung der Langsamkeit, denn langsam ist ganz wichtig für Achtsamkeit und genau die wird verordnet als yogischer Gegenpol zu allem, das nicht passt, aber mit Fleiß und Schweiß zum Niedrigpreis abzufedern sei. Ommm. Ruhig bleiben in der Mitte, tun durch Nichttun, sitzen in seiner Kraft und nicht den Illusionen eines affigen Geistes hinterherspringen … 8, 9, Zen und Mu! da ist sie geplatzt, die Irrungsblase

Angelika Mauel
9 Monate zuvor
Antwortet  447

Dass das WTC zerstört wurde, macht es zum Sonderfall. Dass ansonsten in den Staaten, insbesondere in den Metropolen mit den Hochhäusern Babys bald nach der Geburt in Kitas ohne einen kindgerechten Garten betreut werden, ist leider ziemlich normal. Und die Betreuung der Kinder in Krippen und Kitas ohne Garten wurde auch bei uns von immer mehr Eltern akzeptiert. Als die Krippenplätze rar waren, reichte Werbung mit „musikalischer Früherziehung“ oder ein anderes Zückerchen für die Eltern, um sich einzureden, dass die Synapsen ihrer Kinder sich besonders gut vernetzen würden.

Und behördliche Toleranz gegenüber Kitas ohne Garten ließ lange zu, dass kein Hygienekonzept für die Besuche der Kindergruppen auf öffentlichen Spielplätzen verlangt wurden.

Ich bleibe dabei: Ursula von der Leyen hat die Weichen leider so gestellt, dass die Qualität auf viele Jahre nicht angemessen berücksichtigt wurde. Unsere Presse hat dann auch noch ziemlich kritiklos die bloße Schaffung von Betreuungsplätzen bejubelt. Und erst jetz, wo es Kitafachkräfteverbände gibt, wird so nach und nach manches publik werden, was nicht hinnehmbar ist.

Mo3
10 Monate zuvor

Eltern in unserer Gemeinde melden ihre Kinder teilweise nur deshalb früh in der KiTa an, um auf jeden Fall einen Platz zu bekommen. Das ist für dreijährige Kinder anscheinend schwieriger als für zweijährige, vor allem wenn es die Wunsch-KiTa um die Ecke sein soll. Dabei sollte man meinen, dass ältere Kinder bevorzugt Plätze bekommen, da sie ja bislang „verzichtet“ haben, aber wenn nur noch freie Plätze für zweijährige da sind, schaut der Dreijährige in die Röhre. Verrückte Welt.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

Ihren Eindruck kann ich bestätigen und für die Kitas, die ich kenne, kann ich nur sagen, dass die Erzieherinnen lieber die älteren Kinder bevorzugt aufgenommen hätten. Aber es gab Anordnungen der Stadt, dass eine bestimmte Anzahl an jüngeren Kindern aufgenommen werden musste. – So wird Politik gegen die Bindungsbedürfnisse von Kleinkindern betrieben.

Mo3
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich bin auch überzeugt, dass kein Kind etwas verpasst, wenn es erst mit drei Jahren in die KiTa geht. Vor 10-15 Jahren waren die Eltern auch noch der Meinung, dass sich die Kinder in der Kita langweilen, wenn sie dort mehr als drei Jahre hingehen (heute sind 5 Jahre ja fast Standard) – und zu der Zeit gab es noch ein viel attraktiveres (Zusatz-)Programm für die Kinder. Das wurde inzwischen alles gekürzt. Am besten fand ich die Aussage unserer KiTa-Leitung, dass Eltern das gar nicht mehr wünschen, weil es zuviel für ihre Kinder wird, wenn diese dann nach der KiTa auch noch ihr individuelles Nachmittagsprogramm haben. Natürlich fehlten auch da schon Erzieherstunden …

Mo3
10 Monate zuvor

„Tagesmütter und -väter – sogenannte Kindertagespflegepersonen – durchlaufen keine professionelle, mehrjährige Ausbildung wie etwa Erzieherinnen und Erzieher. Stattdessen müssen sie 300 Fortbildungsstunden nachweisen, um eine sogenannte Pflegeerlaubnis zu erhalten.“ Bislang war es in NRW auch so, dass auch ausgebildeter Erzieherinnen und Erzieher diese 300 Fortbildungsstunden nachweisen müssen, um z.B. während der Erziehungszeiten nebenbei als Tagesmutter arbeiten zu dürfen. Die Arbeitszeiten in der KiTa sind ja inzwischen auch alles andere als familienfreundlich, vor allem, wenn man selber kleine Kinder hat.

TaMu
10 Monate zuvor

Tageseltern sind und waren keine Verzweiflungslösungen. Ich bin seit einem Jahr „passive Tagesmutter“ und habe von 2013 bis 2022 aktiv Kinder U3 betreut. Viele Eltern haben ihre gerade einjährigen Kinder lieber zu uns in die familiäre Kindertagespflege in die kleinen Gruppen mit maximal 5 Kindern und einer festen Bezugsperson gegeben, statt in eine Kita mit mehr Trubel. Eltern und Kinder waren auf Zeit Teil meiner Familie und wir ebenso bei den Eltern. Es ist eine andere Form der Kindertagespflege, keine Notlösung. Viele Eltern würden ihre U3 Kinder auch gerne bei ihren Tagesmüttern lassen, bis sie 3 sind und in den Kindergarten kommen. Sie nehmen sie häufig unter dem Druck der Kitas heraus, denn nur wenn das Kind frühzeitig in die Kita geht, hat es auch den Platz ab 3 sicher. Eltern, die ihr Kind nicht frühzeitig in der Kita anmelden und ihr Kind dann auch oft sehr kurzfristig dort hinbringen, gehen für ihr Dreijähriges in vielen Fällen leer aus.
Randzeitenbetreuungen sind für Tageseltern nicht lohnend. Bezahlt wird nach Stunden. Wer morgens von 7 Uhr bis 8.30 Uhr und nachmittags von 14 Uhr bis 17 Uhr betreut, verdient mit viel Bringen und Abholen und damit mit großem logistischem Aufwand ohne besondere Freude für die Kinder weniger als mit einer täglichen Betreuungszeit von 7 Uhr bis 17 Uhr mit strukturiertem, für die Kinder gutem Tagesablauf. Tageseltern haben so hohe Anfragen, dass auch 8 Uhr bis 16 Uhr wirtschaftlich möglich sind. Randzeiten bieten aus diesem Grund nur wenige Tageseltern an, häufig Großeltern, die ohnehin ihre Enkel betreuen und noch ein Kind dazu nehmen.
Ich würde als Verband der Kitafachkräfte – Vorstand weniger despektierlich über die vielen Tageseltern reden, die in vielen Fällen gut eingewöhnte, gruppenfähige und sozial bereits eingespielte Kinder an die Kitas weiter geben. Das jedenfalls waren die Rückmeldungen der Kitas an unser großes Einzugsgebiet.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Ich fände es sogar angebracht, dass sich die Kitafachkräfteverbände aus Solidarität mit den Tagespflegenden gegen deren immer noch viel zu schlechte Bezahlung aussprechen und wenn sie sich kritisch mit den von der Politik initieerten Großtagespflegestellen und den betrieblichen „Mini-Kitas“ auseinandersetzen würden. Wie viele Erzieherinnen sind in die Tagespflege gewechselt, weil sie die Krippen für ein eigenes Kind und oder auch für frende Kinder nicht gut genug fanden?

Eltern werden zunehmend mehr darauf achten, was von den Kitafachkräfteverbänden gesagt wird! Die neu geschaffenen Notlösungen verdienen es, kritisch gesehen zu werden! Viele Vorschriften, die für Kindergärten gelten, gelten für Mini-Kitas nicht. Und inwiefern kann eine Großtagespflege für die Kleinsten noch die Vorteile haben, die eine maxinal fünf Kinder aufnehmende Tagespflege bietet? – In einer Großtagespflege wird es ähnlich laut zugehen wie in einer Krippe und es wird weniger Praktikanten von einer Erzieherfachschule geben.

TaMu
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Danke, Angelika Mauel. Genau so ist es. Und selbst wenn man als Tagesmutter fünf Kinder haben darf, sind oft nur vier Kinder da, nicht zuletzt, weil eines in die Kita gegangen ist und das nächste erst in zwei Monaten kommt. Bis dahin geht schon wieder eines raus. Hat man wirklich einmal fünf Kinder stabil über eine längere Zeit, ist meistens die Gruppendynamik eingespielt und sehr schön für alle.
Tatsächlich arbeiten in meiner Region viele ausgebildete Erzieherinnen als Tagesmütter, wenn sie zu Hause die Räume haben, weil sie nach ihren eigenen Worten so viel besser in der Form mit den Kindern arbeiten können, wie sie sich das gewünscht haben, als sie Erzieherinnen wurden. Häufig verbinden sie ihre Arbeit mit der Betreuung ihrer eigenen kleinen Kinder zu Hause und viele bleiben dabei, auch wenn ihre Kinder größer werden und schon zur Schule gehen.
Bei uns müssen Erzieherinnen nur eine Art Grundkurs machen, der deutlich weniger Stunden umfasst.
Selbständige Tageseltern nehmen bei uns auch häufig eine private Zuzahlung, so dass die ansonsten zu niedrige Zahlung durch das Jugendamt ausgeglichen ist. Die Kosten für die Eltern sind damit immer noch niedriger als die Kosten für die Kita, weshalb die privaten Kosten normalerweise kein Streitpunkt mit den interessierten Eltern sind.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Liebe TaMu,

lassen Sie sich nicht ausbeuten. 😉

Ihre Betreuungsmethode ist näher der Biologie, als Krippe oder Kita.

Und wer nicht möchte, der hat genug.

Mehr, als 3 oder 4 anderer „Sozialkontakte“ als Kleinst- oder Kleinkind braucht kein Menschenkind.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Im Kindergarten konnte man schnell merken, welche Kinder gern und gut von der gleichen Tagesmutter betreut worden waren. Als Freunde oder Freundinnen kamen sie nicht selten Hand in Hand in den Gruppenraum und fanden sich schnell gut zurecht. Für die Tagesmütter wurden auf Wunsch der Kinder auch Muttertagsgeschenke gebastelt und aus dem Freundeskreis weiß ich von Eltern, die das Glück hatten, ihr Kind noch länger von der Tagesmutter betreuen zu lassen, als es ihm im KIndergarten nicht gefiel. (Im nächsten Jahr gelang die Eingewöhnung dafür ohne Probleme.)

Von mir aus könnten Krippen mehr von der Tagespflege lernen als umgekehrt! Dass man Tagespflegenden auch diese Dokumentationspflichten aufbürdet, halte ich für eine sehr fragwürdige Anpassung…

Uwe
10 Monate zuvor

Wir hatten eine Tagesmutter von 1,5 bis 3. 2 Tagesgeschwister, kleine Wohnung mit Durchgang zum Hinterhof mit Spielplatz. Betreuung von 7 Uhr bis 16 Uhr. Promovierte Biologin, 2 Erwachsene Kinder die beide studiert haben. Was für mich der Beweis war: Kompetente Förderung zu erwarten. U3 halte ich Tagesmütter/Väter für das nonplusultra.

Horstino
10 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Betreuung von 7 bis 16 Uhr.. heftig.

Uwe
10 Monate zuvor
Antwortet  Horstino

Wir gerne verwechselt: Das ist die Maximalzeit. Aber auch wenn nicht: Wo ist das Problem?

mama51
10 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Tja, und noch besser ist eine Kinderfrau, die morgens ins Haus kommt, wenn man zur Arbeit muss und geht, wann immer man nach Hause kommt.
Diesen Luxus haben wir uns seinerzeit geleistet, obwohl drei Viertel meines Gehalts drauf ging. Es musste auch niemand wegen kranker Kinder zu Hause bleiben. Sie hat sie in die Kita gebracht, als die Zeit gekommen war, zur Schule und zum Kinderarzt begleitet, und wieder abgeholt, für sie gekocht und mit ihnen und ihrer Familie zu Mittag gegessen Unser Perle hat dazu noch ein bisschen Haushalt gemacht,Hund und Katze versorgt,… Sie kam mit zu Kindergarten und Schulfesten. Meine Kinder waren glücklich!
Wir haben sie beschäftigt bis das jüngste Kind die GS verlassen hat.
Es war die beste Entscheidung unseres Lebens.
Dafür waren wir nie in Urlaub, außer Camping, unsere Autos waren immer gebraucht und alt, aber bezahlt, und meine Kinder schwärmen heute noch „von ihrer schönen Kindheit“ !
Sie sind jetzt zwischen 20 und 30 Jahre alt und besuchen ihre Mama Nr. 2 heute noch zum Geburtstag!

Last edited 10 Monate zuvor by mama51
Marion
10 Monate zuvor

Der Eingangssatz in der Einleitung zum Artikel lautet: „Harte Zeiten für Eltern…“
Zweifellos ist es derzeit schwierig für Eltern, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.
Aber für wen wird es denn in allererster Linie wirklich hart?
Doch wohl für diejenigen, die unter den momentanen Bedingungen ihere Tage im Mangelsystem Kita verbringen müssen. Das sind an alerallererster Stelle die Kinder.
Die Erzieherinnen betrifft es auch, aber ich möchte hier in erster Linie auf die Kinder eingehen.
Manchmal glaub‘ ich wirklich, ich werde schizophren. Unsere Gesellschaft hebt einerseits das Kind auf einen imaginären Thron.
Kindliche Bedürfnisse müssen immer und überall gehört, gesehen und berücksichtigt werden, (was grundsätzlich ja erst mal nicht falsch ist). Kinder müssen partizipieren können. Sie dürfen nicht gezwungen werden. Ihre Wünsche und Interessen müssen stets ernstgenommen werden.
Sie dürfen keinesfalls angeschrien oder bloßgestellt werden, was ebenfalls grundsätzlich richtig ist.
Sie sollen lernen ihre Konflikte friedlich zu lösen und dabei von uns Erwachsenen liebevoll unterstützt und begleitet werden, so wie bei allem, was sie auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben so zu bewältigen haben.
Das sind alles wunderbare, gute, schöne und hehre Ideale.
Aber warum zur Hölle, regt es niemanden sonderlich auf, wenn Kinder inzwischen flächendeckend, von der Wiege bis zum Schulabschluß, in personell sowie räumlich völlig unzureichend ausgestatteten Institutionen verbringen müssen.
Dazu kommt ein weiteres Problem.
Die letzten Tage waren ja wieder sehr heiß. Dank Klimawandel wird das in Zukunft öfter vorkommen.
Wir wissen alle, wie zunehmende Hitze und Schwüle sich auch auf die Gemütsverfassung auswirken können. Menschen werden da mitunter gereizt, das Agressionspotenzial steigt – auch bei Kindern.
Kann sich jemand, der möglicherweise seine Tage im gut klimatisierten Büro verbringt, vorstellen, wie es wäre ständig von 20 gereizten, nörgeligen und unleidlichen Mitmenschen umgeben zu sein, die unter der Hitze leiden? Nein? Ihre Kinder wissen wie das ist. Ja, es gibt Planschbecken, Rasensprenger und andere Vergnügungen in unseren Kitas, die die Kinder auch quietschvergnügt nutzen. Aber essen sie mal bei mehr als 30 Grad im Schatten mit 22 Kindern zu Mittag. Im unklimatisierten Essraum. Gehen sie mal mit 15 Kleinkindern zum Schlafen in den Turnraum gleich unterm Dachboden. Echt kuschelig. Sie können aufs Schlafengehen auch verzichten. Dann haben sie halt den ganzen Nachmittag 15 übermüdete, überhitzte Kleinkinder zu betreuen.
Das tut auch den Kleinen so richtig gut.
Und vom leidigen, –
Wie-kriege-ich-25-Kinder-ordentlich- mit-Sonnencreme-eingeschmiert-Problem, fange ich jetzt erst gar nicht an.
Wann geht es in die Köpfe der Leute rein: Kinderbetreuung in großen Gruppen mit wenig Erwachsenen kann nicht funktionieren. Oder doch – das kann schon funktionieren – dann muß man sich aber von ein paar hehren Idealen verabschieden, die ich weiter oben bereits aufgezählt habe. Wollen wir das?
Also, ich nicht.
ES MUß SICH ETWAS ÄNDERN!
Entweder der Staat und/oder die Unternehmen kriegen endlich den Arsch hoch und tun WIRKLICH was für Schulen und Kitas. Schließlich sind sie es ja, die ja lauthals nach der Arbeitskraft junger Eltern rufen UND nach bestens gebildeten Nachwuchskräften, die die Herausforderungen der Zukunft kreativ und tatkräftig meistern werden, die aber heute leider ihre Tage in einem völlig überlasteten Erziehungs- und Bildungssystem verbringen müssen.
Oder es wird die Familienarbeit besser honoriert, so daß sich wieder mehr Menschen selbst um die Erziehung ihrer Kinder, zumindest die ersten drei Jahre, kümmern können.
Ich bleibe dabei:
Es entspricht durchaus der Natur des Menschen, sein Leben in der Gemeinschaft mit anderen Menschen zu verbringen. Es entspricht deshalb aber nicht der Natur unserer Kinder, von kleinstauf in Horden von Gleichaltrigen unter Aufsicht einiger weniger Erwachsener gehalten zu werden.
Da wären familärere Strukturen, wie sie z.B bei Tagesmüttern, (oder zu Hause), gegeben sind, wesentlich besser.

Fräulein Rottenmeier
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Ich bin unendlich froh, dass unsere beiden Kinder nun schon groß sind und mein Mann die ganze Zeit über Hausmann war, so dass wir auf Kindergarten und OGS nie angewiesen waren. Beide Kinder waren in einem hervorragenden Kindergarten, aber oft auch zu Hause, wenn es etwas Schönes zu erleben gab….
Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist, aber wir fanden lieber etwas weniger Geld als auf die Kinder verzichten….

Monika, BY
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Es wird sich vieles durch Klimawandel, KI und das ständige Bevölkerungswachstum ändern, aber nicht zum Besseren, befürchte ich.

Monika, BY
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Oder anders geschrieben. Wir hatten seit Jahrhunderten Wachstum. Anders kennen wir nicht. Damit ist wohl jetzt Schluss. Ob wir als Gesellschaft mit heutigem Mindset für eine Implosion bereit sind, um mit ihr umzugehen zu können ohne zu versinken, glaube ich kaum. Die Veränderungen, die uns bevorstehen werden leider viel schneller kommen, als bist jetzt gewöhnt. Aber ich lasse mich überraschen. Vielleicht sind wir doch als Spezies fähiger, als uns alte Römer gelernt haben.

TaMu
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Ach Marion, es ist so traurig und so wahr und ich fühle jeden Satz mit Ihnen und den Kindern mit.

Realist
10 Monate zuvor

Ist doch klar, wie das laufen wird:

Der Bund wird von seiner Position (Rechtsanspruch) nicht abrücken, ist ja ein zentrales Thema auf dem Kreuzzug für „soziale Gerechtigkeit“ und gegen den „Fachkräftemangel“ (beide Eltern sollen möglichst ganztägig arbeiten: Die Wirtschaft will es und die Sozialversicherungen auch).

Die Kommunen finden weder die notwendigen Erzieherinnen und Erzieher noch haben sie das Geld für den Ausbau und dauerhaften(!) Betrieb der Kitas.

Dank des „Rechtsanspruchs“ können Eltern klagen und sich Einkommensverlust usw. bei fehlender Betreuung erklagen: Das wird für die Kommunen unbezahltbar.

Gleichzeitig weisen Gerichte Kitaplätze zu, unabhängig von Kapazitäten, z.B. hier https://www.news4teachers.de/2019/11/gericht-verpflichtet-kommune-dazu-einer-familie-kita-platz-zur-verfuegung-zu-stellen/

Logischweise gibt es nur eine Lösung: Die übervollen Kitas werden noch voller, und wenn Personal eingstellt wird, dann unqualifiziertes. Die examinierten Kita-Fachkräfte werden überlastet, tragen gleichzeitig die volle Verantwortung für die Kinder und die Aufsicht über die neuen, unqualifizierten Kollegen.

Das kann nur schiefgehen. Und wenn es schiefgeht, wird man das geeignete „Bauernopfer“ schon finden: Hat die Kita-Fachkraft ihren Job nicht richtig gemacht, wird eventuell dafür vor Gericht gestellt (Aufsichtspflcht, Garanten-Pflicht usw.)

Wie im Lehramtsbereich: Intelligente Menschen verlassen das immer schneller sinkende Schiff und suchen sich etwas anderes. Die Jungen (Gen Z) fangen mit dem Quatsch gar nicht erst an.

Game over!

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Danke!

Echt
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Leider ist das so. Wurde mir letzte Woche mal wieder im Gespräch mit einer jungen und engagierten Erzieherin bestätigt, die komplett überlastet wird, kaum Zeit für die Kernarbeit mit den Kindern hat (was ja eigentlich ihr Beruf ist) und große Bedenken hat, hier weiter Verantwortung zu tragen. Ihre ebenfalls junge Gruppenkollegin hat sich nach zwei Jahren schon verabschiedet, um andere berufliche Wege zu gehen. Sie denkt auch schon ernsthaft drüber nach. Wie weit kann Politik von der Realität entfernt sein. Und dann wundert man sich über unangenehme politische Entwicklungen. Vielleicht sollte der Ein oder Andere mal überlegen, was vielen wirklich wohlmeinenden und sozial engagierten Menschen mittlerweile zugemutet wird. Aber Stühle gibt es ja zu genüge. Da herrscht wohl noch kein Engpass. Das muss wohl reichen?!