„Abwärtstrend stoppen“: Wie Schüler besser lesen, schreiben und rechnen lernen sollen

59

KIEL. Schülerinnen und Schüler können auch im Norden schlechter rechnen, schreiben und lesen als früher. Das will Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, Bundes-Vize der CDU, wieder ändern – mit konkreten Schritten.

«Trendwende erreichen: Schlesig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien. Foto: Bildungsministerium Schleswig-Holstein

Mit mehr Deutsch- und Matheunterricht, mehr Lesezeit und einem verbindlichen Grundwortschatz will Bildungsministerin Karin Prien (CDU) nachlassende Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern beim Rechnen, Schreiben und Lesen wieder stärken. «In den ersten vier Jahren der Schule müssen die Kinder selbstverständlich lesen, schreiben, rechnen lernen», sagte Prien am Mittwoch bei der Vorstellung eines Handlungsplans für die sogenannten basalen Kompetenzen.

Das Lesen sei die Schlüsselkompetenz und wirke sich auf andere Fächer aus, sagte Prien. Wichtig seien aber auch sozial-emotionale Fähigkeiten. Beim Lesen, Rechnen und Schreiben erreichten immer mehr Viertklässler nicht den Mindeststandard. Daher bestehe massiver Handlungsbedarf. «Unser politisches Ziel ist es, den Abwärtstrend zu stoppen und die Trendwende zu erreichen», sagte Prien.

Die CDU-Politikerin will die Kompetenzen der Grundschülerinnen und Grundschüler in Schleswig-Holstein unter anderem mit je einer zusätzlichen Stunde Deutsch und Mathe in den ersten beiden Schuljahren stärken. «Die Absicht ist, insgesamt weitere zwei Stunden in die 1. und 2. Jahrgangsstufe zu geben», sagte Prien. Angesichts der Haushaltslage des Landes werde sich das auf Schulen in besonders herausfordernden Lagen konzentrieren müssen. Für jede zusätzliche Stunde seien etwa 40 neue Stellen notwendig.

Über die Plattform «Its learning» sollen Schüler künftig alle zwei Wochen an festgelegten Tagen Mathe-Aufgaben online bearbeiten. Den Beginn sollen dabei vierte Klassen machen. Lehrkräfte bekommen die Aufgaben nicht nur vorab. Sie können auch direkt die Ergebnisse ihrer Schülerinnen und Schüler einsehen.

«Deshalb fordern wir die Schulen auf: Geben Sie den Kindern mehr Gelegenheit zum Lesen»

Außerdem soll an Schleswig-Holsteins Grundschulen künftig deutlich mehr im Unterricht gelesen werden. «Im Durchschnitt liegt die Lesezeit in den vierten Jahrgängen in Deutschland derzeit bei 141 Minuten pro Woche», sagte Prien. Ziel seien im Norden künftig 205 Minuten wie im Durchschnitt der Länder, die der Industriestaatenorganisation OECD angehören. «Deshalb fordern wir die Schulen auf: Geben Sie den Kindern mehr Gelegenheit zum Lesen.»

30 ausgewählte Schulen sollen ab kommendem Schuljahr gemeinsam mit der Auridis Stiftung ein Leseprogramm erproben. Dort gibt es im regulären Unterricht einmal täglich eine Lesezeit von 20 Minuten. Dabei wird nicht nur im Deutschunterricht gezielt das Lesen geübt, sondern auch in Mathematik und im Sachunterricht. Zudem soll eine Lese-App mit Hilfe künstlicher Intelligenz an Grundschulen und Förderzentren die Lesekompetenz der Kinder verbessern helfen. Schülerinnen und Schüler an einigen wenigen Grundschulen tun dies bereits vier Mal pro Woche für je 15 bis 20 Minuten.

Helfen soll den Kindern auch der ab dem Schuljahr 2024/25 geplante Grundwortschatz mit gut 800 Wörtern, darunter sind auch regional wichtige Begriffe wie Wattwanderung, Brise, Anker oder Bucht. Er solle Schülerinnen und Schülern Rechtschreibstrategien und auch -sicherheit vermitteln, sagte Prien.

Zudem plant das Ministerium gemeinsam mit dem für Kitas zuständigen Sozialressort einen Fachkongress im Herbst zum Übergang von der Kita in die Grundschule. Prien betonte, die Probleme ließen sich nicht schnell lösen: «Das ist ein Marathonlauf.» News4teachers / mit Material der dpa

Nach dem Iglu-Schock: Kultusminister wollen das Lesen in der Grundschule stärken

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

59 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Freiya
9 Monate zuvor

Ohne Üben geht es nicht. Das weiß jeder. Nur die „Experten“ anscheinend nicht. Und das sieht man dann in den Schulbüchern, wo seit Jahren die Übungsseiten immer weniger und weniger werden. Oder an den Stundentafeln…
1000mal muss etwas wiederholt werden bis es automatisiert ist.

Ureinwohner Nordost
9 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Da gebe ich Ihnen recht.

Unsere Biologie (des Menschen) sieht vor, dass Praktiken gezeigt werden, von Könnern und dann geübt, geübt und geübt wird, bis zum Beherrschen der Kulturtechnik.
So läuft unser genetisches „Lernprogramm“.
Hunderttausende Jahre bewährt.

Noch leben Milliarden Menschen auf der Erde.
Muss ja nicht so bleiben.
Aber das wird die Zukunft zeigen.
Ich weiß das nicht. 😉

Der Zauberlehrling
9 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Üben ist Drill und Driill ist verboten. Begreifen Sie es doch endlich mal!

Kompetenz ist das Zauberwort.

Und deshalb reichen 1,5 Übungsaufgaben zu einem Thema. Schön gestuft nach Schwierigkeitsgrad von leicht nach schwer.

Dafür sind doch 1000 bunte Bilder in den Büchern, zu jeder Aufgabe eines im Vollfarbdruck.

Sie stammen vermutlich – wie ich – aus dem letzten Jahrtausend und teilen darüber hinaus noch die selben Ansichten.

Übung macht den Meister – und üben heißt kontextbezogen wiederholen. Sonst nichts. Ist aber verpönt und verboten.

Einfach das Schulbuch beiseite legen.

Palim
9 Monate zuvor

Wer hat wann das Üben verboten?

Mika
9 Monate zuvor
Antwortet  Palim

In Mathe reicht dafür allein die Menge an Inhalten, die zu erarbeiten ist. Üben kann man sich da nicht leisten, und mal krank sein schon garnicht.

Fr.M.
9 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Verboten nicht, aber intensives Üben wurde als sturer, mittelalterlichen Drill ohne Sinn und Verstand dargestellt und Lehrer als unmoderne, rückwärtsgewandte Pauker, wenn sie dem Üben noch viel Wert beimaßen.
Das genügt doch schon, um andersdenkende Lehrkräfte zu verunsichern oder einzuschüchtern und sie zu bewegen, Falsches mitzumachen. Keiner handelt sich gern ein schlechtes Image ein. Dazu braucht es schon viel Mut und Charakter.
Ausdrückliche Verbote sind nicht nötig, um Menschen gegen ihren Willen und Verstand zu Mitläufern auf falschen Wegen zu machen. Es gibt subtilere Methoden, die ähnlich wirksam sind wie Verbote und sogar noch vorgaukeln, die Lehrer stünden überzeugt und freiwillig hinter allem, was polit-ideologische Zeitgeister an Bildungsreformen in Gang setzen.

Bildung_vor_Ausbildung
9 Monate zuvor
Antwortet  Fr.M.

Sinnvolles Üben ist nicht das Problem, sondern sinnentleertes Üben, das auch zudem gerne als Strafarbeit aufgegeben wird. Lehrkräfte, die den Unterschied zwischen beiden nicht sehen wollen oder können, erkennt man zumeist gut an ihrer pauschalisierenden Wortwahl und daran, dass sie sich zudem gerne mit Hilfe von Strohmann-Argumenten als Opfer von ideologischen Verschwörern darstellen.

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Fr.M.

Mut und Charakter braucht es generell als Lehrkraft, wie sonst will man eine Klasse leiten?
Lehrkräfte sind doch keine Lemminge.

Das „früher war alles besser“ vergisst, dass es zu Änderungen kam, gerade weil nicht alles zum Besten war.
Reines Abarbeiten von Übungsaufgaben reicht nicht aus, wenn man am Ende auch modellieren und kommunizieren können soll,
Modellieren und Kommunizieren geht nicht ohne grundlegende Rechenfähigkeiten oder Durchblick sachlicher Inhalte in anderen Fächern.

Ich gehe mit, dass die Schulbücher allein in der Regel nicht ausreichen. Um so mehr frage ich mich, wer Unterricht als Abarbeiten eines Schulbuches auffasst.
Der Umfang an Übungen, den SuS zur Erlangung grundlegender Fähigkeiten benötigen, ist sehr unterschiedlich, für Begabte reichen ein paar Aufgaben, für andere braucht man viele Wiederholungen. Genau hierfür fehlt Zeit, aber hierfür müsste das Buch dann doppelt so seitenstark sein, wenn es die in Übungsphasen notwendige Differenzierung bedienen wollte.
In dieser Phase müssen die einen dann eng geführt an einfachen Aufgaben üben, andere brauchen zeitgleich Herausforderungen.

Carolin
9 Monate zuvor
Antwortet  Palim

„Früher war alles besser“ sagt doch keiner.
Müssen Meinungen oft übertrieben oder schief wiedergegeben werden, damit man sie besser lächerlich machen oder widerlegen kann?

Ja, Kinder brauchen Unterschiedliches, nicht zuletzt beim Üben. Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Darum ist für mich auch das herkömmliche, gegliederte Schulsystem wesentlich besser als „Eine Schule für alle“, genannt „Gemeinschaftsschule“. In einem gegliederten Schulsystem sind die Unterschiede weit weniger groß, was den Unterricht für SuS und LuL leichter und befriedigender macht.
Ich vermute allerdings, dass Sie in diesem Punkt dann doch wieder „Eine Schule für alle“ über die Grundschulzeit hinaus wollen.

Sie schreiben außerdem: „Modellieren und Kommunizieren geht nicht ohne grundlegende Rechenfähigkeiten oder Durchblick sachlicher Inhalte in anderen Fächern.“
Ich wäre froh, wenn man sich in den Grundschulen wieder mehr auf die Grundrechenarten konzentrieren und sie üben, üben, üben würde. Ansonsten wird das „Modellieren und Kommunizieren“ zur Hochstapelei, die höchstens mit tollen Namen und Begriffen glänzt.

Sie malen mit Ihrem Kommentar ein Bild heutiger Pädagogik, dessen Ansprüche und Ergebnisse im Widerspruch stehen zu dem, was Leistungstests über die Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten der SuS aussagen. Und dieser Abwärtstrend besteht doch schon seit Langem und nicht erst seit wenigen Jahren, in denen äußerliche Gründe wie Corona, Lehrermangel oder zu große Klassen dafür verantwortlich gemacht werden können.

U.L.I.
9 Monate zuvor

Die „Brise“ und die „Bucht“ werden’s richten… 😉

DerechteNorden
9 Monate zuvor

Aber bitte nur mit Bordmitteln, mehr Kosten darf es nicht verursachen.

DerechteNorden
9 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Nicht meine Meinung, das hat das Ministry in Kiel uns so mit auf den Weg gegeben.

Georg
9 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Die Plattform wird nicht kostenfrei sein.

AvL
9 Monate zuvor

Um die Lesegeschwindigkeit über eine Automatisierung zu steigern, sollten das wiederholende Lesen von Silben geübt werden, die in der Reihe von links nach rechts angeordnet sind, damit die Auvenbewegung als moforisch Bewegungsablauf trainiert wird..
Bilder sind als Hilfsmittel zu verrmeiden, ebenso die Anordnung der Silben und Wörter in einer der Leserichtung entgegen gerichteten Richtung..

AvL
9 Monate zuvor

Leider sind einige Fehler im Text, weil der Bildschirm zu klein ist.

OttoderKleine
9 Monate zuvor

Fragt sich dennoch, wer eigentlich diesen „Abwärtstrend“, der jetzt gestoppt werden soll, zugelassen hat und wer ihn politisch zu verantworten hat. Wollte man nicht nach dem PISA-Schock alles besser machen?

Saskia
9 Monate zuvor
Antwortet  OttoderKleine

Der Abwärtstrend wurde nicht nur zugelassen, sondern sogar forciert. Wenn Sie nach den politisch Verantwortlichen fragen, fällt mir als erstes die mächtige GEW mit ihrer Schattenpolitik ein. Ihre lebensfremden und leistungsfeindlichen Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen, die sie an erste Stelle ihrer Interessen und Bemühungen setzt, beeinflussen ganz wesentlich die Bildungspolitik.
Dass es höchst unmoralisch und inhuman ist, jungen Menschen in der Schule nicht mehr ausreicheind, geschweige denn gut, Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen und sie mit gravierenden Defiziten (Nachteilen) ins spätere Leben zu entlassen, fällt der GEW nicht auf. Hauptsache, man ist auf jede gutmenschliche Sau gestiegen, die durchs Dorf getrieben wurde

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Saskia

Worauf beziehen Sie den Einfluss der GEW und woran können sie ihn konkret belegen?
Die Änderungen nach oder wegen Pisa und anderen internationalen Testungen gehen doch nicht auf die GEW zurück.
Einfluss mit Testungen und Umfragen nehmen doch dahingehend eher Institute, die durch die Wirtschaft gestützt werden, wie die OECD und Bertelsmann.

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  OttoderKleine

Nach dem PISA-Schock hat man versucht, durch Änderung der Curricula teaching-to-the-test zu gestalten, weil in den Tests anderes abgefragt wird, als zuvor gefordert war und wurde.
Das kann man u.a. beim Lesen sehen das nach dem anglo-amerikanisch verbreiteten Literacy-Begriff ausgerichtet wurde, der viel stärker auch sachliche Texte sowie Grafiken geht und weniger auf erzählende Literatur. Diese Inhalte haben insgesamt eine höhere Alltagsrelevanz, gleichzeitig kommen viele Schüler:innen mit bestimmten Formaten dennoch kaum in Kontakt (U-Bahn-Plan, Übersicht für Eintrittsgelder, Diagramme), weil es in ihrer Familie und Umwelt keine Rolle spielt. Für diese SuS sind Erzählungen, Geschichten, Bücher und Büchereien aber auch etwas Neues.

Für Pisa wurden andere Inhalte in den Unterricht gesetzt, was man als „mehr“ oder „zu viel“ empfindet, wenn man gleichzeitig die bisherigen Inhalte (erzählende Texte lesen und schreiben) bedienen will. An einigen Stellen kann man Synergien finden, aber oft auch nicht.

Durch die Änderungen sollten die SuS besser abschneiden, weil sie besser auf die Testformate vorbereitet sein sollen.
Gegenläufig dazu ist eine Gesellschaft, in der die Inhalte weniger Stellenwert haben… und das Kümmern um Bildung auch.

OttoderKleine
9 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Also der angestrebte Alltagsbezug führt dazu, dass die Grundschulkinder schlechter lesen, schreiben und rechnen können? Und die wissenschaftliche Pädagogik bzw. Didaktik hat das nicht bemerkt? Das klingt ein bisschen abenteuerlich. Bei IGLU sind ja die Ergebnisse in den Keller gegangen trotz der dort getesteten „Literacy“. Ob nicht vielleicht doch eine Abschaffung von konkreten Leistungs-anforderungen und die Nachgiebigkeit gegenüber Verweigerungen eine Rolle spielen könnten? Und eine Orientierung an den jeweils Schwächsten? Und die vielen, vielen anderen Inhalte, die den Raum für lesen, schreiben, rechnen eingeengt haben? Und hatte man nicht den Grundwortschatz reduziert, bevor man ihn jetzt wieder anreichern will? Und es heißt im Artikel, dass die Zeit für das Lesen verlängert werden soll. Also hatte man sie vorher wohl verkürzt (unter OECD-Durchschnitt).
In jedem Fall: Die Probleme sind hausgemacht und liegen nicht an Wirtschaftskrisen, Armut und Arbeitslosigkeit. Bleibt die Frage: Wer übernimmt die Verantwortung?

Chris
9 Monate zuvor

Ich hätte eine schnell umzusetzende Idee, um die Leistungen wieder nach oben zu bringen: Wir führen die Curricula, Schulordnungen, Bewertungsmaßstäbe, … aus dem Jahr 1980 wieder ein, weil erwiesen ist, daß die ganze Handlungsorientierung etc. ein Irrweg war, den sich einige Professoren in ihren Elfenbeintürmen ausgedacht haben.
Aber ob irgendein Schulministerium (der insg. 16) den Mut hat sowas durchzuziehen? Ich denke nicht, leider!

Georg
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Natürlich tut das niemand. Die damalige Abiturquote von vielleicht 20% würde auf die heutige Schülerschaft bezogen mit Glück 15% und nur wenigen 1,x-Durchschnitten führen. Heutige Gymnasien hätten nur noch höchstens die Hälfte der Schülerzahlen, Zugangskriterium grob iq mindestens 115.

Chris
9 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Ja und? Wenn das dazu führt, daß der Hauptschulabschluß auch wieder einen Wert hat und man damit eine gute Lehrstelle bekommt, ist das doch kein Problem. Ich sehe vielmehr ein Problem darin, daß die heutigen Abschlüsse eh nichts mehr wert sind und eigentlich jede Universität Aufnahmeprüfungen einführen müßte, um der Flut an nicht studierfähigen Abiturienten Herr zu werden.

Lastbrain
9 Monate zuvor
Antwortet  Georg

@Georg: Und was wäre so schlimm daran wenn die Schnitte sinken und damit klar werden würde, dass wir uns die letzten Jahre/Jahrzehnte in die Taschen gelogen haben? Das Gymnasium war mal als Schule für die Befähigten gedacht. Heute gehen 50% und mehr einer Alterskohorte auf diese Schule. Und dann muss man natürlich die Anforderungen senken, um nicht schlechte Presse zu bekommen und/oder „abgemahnt“ zu werden. Trotzdem gefiele mir die Förderung der Begabtenförderung deutlich besser als die immer weiter um sich greifende Orientierung am Schwächsten, der auch noch mit durchkommen muss. Gerade erst wieder in den Zeugniskonferenzen gesehen: Kaum ein Fach, dass in den Jahrgängen 5-9 einen schlechteren Schnitt als 2,7 hat (was man nach außen als Erfolg verkaufen kann). Oder auch die Abiturergebnisse: 33 SchülerInnen mit einer 1 vor dem Komma … so viel besser als früher können die SchülerInnen gar nicht sein. Das lässt sich nur mit gesunkenen Anforderungen erklären.

Georg
9 Monate zuvor
Antwortet  Lastbrain

Sehe ich auch so. Nur wollen die Politiker ihre eigenen Kinder gerne aufs Gymnasium schicken, was dann schwierig werden würde.

Chris
9 Monate zuvor
Antwortet  Lastbrain

Das erinnert mich an mein Studium. In den Pädagogik-Veranstaltungen saßen angehende Grundschullehrerinnen, die ganz klar gesagt haben: „Ich brauche eine 1,0. Schon bei Note 1,3 kann ich das Studium abbrechen und gleich etwas Anderes studieren, denn damit komme ich eh nicht ins Referendariat.
Zwei Stunden später in Experimentalphysik sah es ganz anders aus. Von 200 Studenten in der Veranstaltung haben 13 bestanden. Zweimal gab es die Nite 3,7 und elfmal die Note 4,0. Da war die Vier dann aber auch eine echte Qualitätsaussage und alle, die das irgendwie bestanden haben, wurden von den Arbeitgebern mit Kußhand genommen.

Mariechen
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Der hohe Durchschnitt im Ref oder Studium beim Lehramt GS wurde genutzt, um Leute aufgrund mangelnder Plätze in der Warteschleife zu halten. Da ging es nicht um Qualitätsaussagen.

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Ist schon schade, wenn von 200 Studierenden nur 13 bestehen.
Das kann man aber so oder so auslegen.

Wissend, dass man selbst mit einer 4,0 leicht eine Arbeitsstelle findet, muss man sich womöglich gar nicht so sehr nach der Decke strecken, als bei einer erwarteten 1 vor dem Komma.

Den Mangel an MINTlern zu beklagen, gleichzeitig aber über Jahrzehnte so viele scheitern zu sehen und scheitern zu lassen, verschärft den Mangel. Da kann man sich weiter mit seiner 4,0 sicher fühlen, den Schulen mit dem Mangel hilft dies nicht.

Vermutlich beeinflussen die genannten Lernerfahrungen der angehenden Lehrkräfte die eigene Einstellung zu Lernvermögen, Leistung, Unterricht und Zensuren.

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Klar.
Wir sollten auch sonst in die 80er zurück, beginnen wir in der Medizin, der Technik, bei Autos, Handy, Internet.

Bevor man sich so etwas wünscht, sollte man sich anschauen, ob und was in den 80ern wirklich besser war.

Georg
9 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Es geht um die Anforderungen. Wobei ein Leben ohne Handysucht nicht die schlechteste Idee wäre

Bildung_vor_Ausbildung
9 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Genauso wie ein Leben ohne (a)soziale Medien, wo sich selbst viele angeblich gebildete Menschen mit ihren pauschalisierenden Aussagen – zumeist ungewollt – als doch nicht so gebildet entlarven. Diese erkennt man auch in diesem Forum an ihren zumeist einseitigen und verallgemeinernden, oft destruktiven Beiträgen, bei denen zudem auch noch Empathieverarmung bzw. -armut sowie Veränderungsunwilligkeit bzw. -unfähigkeit durchschimmert. Es kann (und sollte) einen gruseln, wenn man bedenkt, dass viele von diesen Foristen Lehrkräfte sind, die mit ihrer „Früher war es besser“, Schüler auf die Zukunft vorbereiten sollten.

Walter Hasenbrot
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Die Curricula aus den 80ern sind doch schon allein fachlich vollkommen überholt.

Fragen Sie mal eine Biologie- oder InformatiklehrerIn, was sie von Ihrem Vorschlag hält

Chris
9 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Diese Fächer kommen in der hier angesprochenen Grundschule gar nicht vor. Soweit die Inhalte im Sachunterricht behandelt werden, sehe ich da auch keine großen Änderungen.

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Ja, stimmt, das bisschen Basteln und Spielen in der Grundschule hat sich seit 1900 nicht verändert.

Vielleicht lesen Sie mal die Curricula der Grundschulen?

Chris
9 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Also ich sehe jetzt weder bei der Alphabetisierung noch beim 1×1 oder im Kunst-, Sport- oder Schwimmunterricht wesentliche Unterschiede. Englisch wollen sie in der Grundschule ja eh wieder zu Gunsten von Mathe und Deutsch einstampfen.
Taschenrechner, egal ob nun grafisch oder nicht, und Tabletts kommen doch eh erst in der Sek. 1.

Also welche fachlichen Inhalte sollen sich da im großen Umfang verändert haben?

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ich vermute mal, es geht hier mehr um den Faktor – ÜBEN ÜBEN ÜBEN.

Hausaufgaben spielten damals auch eine Rolle.

Beides scheint es heute nicht mehr zu geben…….. Sonst ist „Schule“ unattraktiv.

Und irgendwie war das Sozialverhalten auch anders als heute………

Palim
9 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Entscheidend ist vermutlich auch, dass Schule als Entertainment gesehen wird. Schulen sollen möglichst viel bieten, da gucken immer mehr nach Ausflügen und Projekten, damit sich das Kind gut unterhalten fühlt.
Dazu passt dann auch die Vorstellung, dass Schulen Kinder betreuen oder aufbewahren. Dazu muss das Personal ausreichen, von Unterrichtsversorgung ist keine Rede mehr.

Angesichts des hohen Unterrichtsausfalls sind die Ergebnisse gar nicht so schlecht. Zudem muss man beachten, dass die Erhebungen gleich nach den Schulschließungen wegen Corona stattfanden: IQB wurde um 1 Jahr verschoben und dann in den ersten Wochen nach Öffnung erhoben, als der Wechselunterricht gerade aufgehoben war, Pisa muss etwa zeitgleich erfolgt sein.

Wer wirklich etwas ändern will, wird Geld in die Hand nehmen und Personal einstellen und bezahlen müssen, damit Unterricht erteilt werden kann und damit Betreuung als etwas Zusätzliches gesehen wird und erfolgt.

Bildung_vor_Ausbildung
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Das Motto „Früher war alles besser“ hilft in der heutigen Zeit nicht weiter. Und es sind auch nicht nur die Professoren und Bildungspolitiker Schuld, sondern v.a. eine Gesellschaft, die ein anstrengungsarmes Leistungsverständnis und Materialismus fördert – eine Gesellschaft, in der Kapitalgeber und -verwalter mehr verdienen als diejenigen, die diese Werte schaffen und erhalten. Da ist es auch kein Wunder, wenn so viele BWL und Jura studieren statt Informatik und Naturwissenschaften bzw. Ingenieurstudiengänge. Diese Ursachen sollten bekämpft werden und nicht pauschal durchaus gut gemeinte Ansätze. Wer sein Heil allerdings in reaktionären Parolen sucht, hat sich von der Realität zu sehr abgekoppelt, um noch konstruktiv sein zu können.

Der Zauberlehrling
9 Monate zuvor

Um Ergebnisse meiner Schüler einzusehen brauche ich keine Online-Plattform.

Riesenzwerg
9 Monate zuvor

Wir brauchen für ALLES Online-Plattformen.

Und alle drei Jahre neue Geräte.

Sonst geht die Wirtschaft den Bach runter ….

J. F.
9 Monate zuvor

Das Problem bzw. die Herausforderung ist in meinen Augen eine ganz andere.
lesen ist gesamtgesellschaftlich nicht mehr notwendig.

Die SchülerInnen leben in einer Welt, in der Lesen immer weniger eine Schlüsselkompetenz ist. Alle einfachen Anwendungen im digitalen Bereich können per Spracheingabe bedient werden und auch die Kommunikation ist schnell und einfach ohne Schreiben und lesen notwendig.
Viele Kinder leben in Lebenswelten, die Lesen als Handlung weder vorleben, noch erstrebenswert machen.

Daneben gibt es aber auch Kinder, deren Eltern Lesen weiterhin als wertvolle Kompetenz verstehen und die ihre Kinder beim Prozess des Leseerwerbs unterstützen und begleiten. Dies passiert in der Regel dann, wenn die Eltern Lesen als wertvoll verstehen.

Es ist für mich in erster Linie eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die im Rahmen der Digitalisierung andere Lösungsansätze erfordert als die von der Ministerin genannten. Die Herausforderungen von heute brauchen andere Handlungsansätze als „zurück zum Curriculum von 1980“.

Schule muss Kinder befähigen zu handeln und Skills vermitteln. Sie muss darüber hinaus aber auch Prozesse auf dem Weg zur Handlungsfähigkeit unterstützen und die Kinder auf eine (digitalisierte) Welt vorbereiten, von der Heute niemand weiß, wie sie aussieht.

AvL
9 Monate zuvor
Antwortet  J. F.

Widerspruch : Ohne das Erlernen einer Automatisierung des Lesevorgang werden diese Kinder sich als Erwachsene keiin theoretisches Grundwissen aneignen können und sich somit auch nicht eigenständig weiterbilden können.
Zudem werden diese Erwachsenen besser manipulierbar sein.

J. F.
9 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Das ist für mich kein Widerspruch sondern eine Folge der gesellschaftlichen Transformation.

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Das befürchte ich auch!

Und lesen hat was mit Selbstvertrauen zu tun – man kann nicht so leicht über den Tisch gezogen werden.

Oder gibt es bereits Hör-Verträge?

Zumindest da sollte ein gewisses Maß an Misstrauen beim „Vorlesen“ vorhanden sein.

OttoderKleine
9 Monate zuvor
Antwortet  J. F.

Beim Surfen im Internet muss man nicht fließend lesen können? Im Gegenteil: Man muss schnell lesen können, um das zu finden, nach dem man sucht. Man muss Texte überfliegen können, nur um zu entscheiden, ob sie überhaupt interessant sind.
Und gab’s eine „gesamtgesellschaftliche Verantwortung“ für die Bildung der Kinder nicht schon seit, sagen wir, Beginn der Schulpflicht? Was daran soll neu sein?

AvL
9 Monate zuvor
Antwortet  OttoderKleine

Um Texte überfliegen zu können, muss man schon automatisiert Texte erfassen können. Das geht nur nach dem Erlernen flüssigen Lesens.

Freiya
9 Monate zuvor
Antwortet  J. F.

Ohne Lesen gehts nicht! Auch die digitalisierten Informationen müssen gelesen werden. Und Kinder auf etwas vorzubereiten, von dem man noch nicht weiß, wie es aussieht ist ja wohl hirnrissig. Besser ist doch, man bereitet Kinder auf etwas vor, von demman sehe qohl weiß, wie es aussieht. Mündige Bürger müssen mit der Informationsflut umgehen können, wollen sie nicht von ihr weggespült werden.

J. F.
9 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

An ihrem Beitrag merkt man dann, das lesen können und die Erfassung des Inhaltes oft zwei verschiedene Prozesse sind.
Mein Beitrag ist lediglich eine Beschreibung, die keineswegs hirnrissig ist.

Die technische Entwicklung und die digitale Transformation inklusive KI sind Dinge, deren Entwicklung nicht vorhersehbar und absehbar ist.

Die Kinder brauchen Natur Schlüsselkompetenzen und sicher auch eine hohe Lesekompetenz für den Zugang zu Bildung.

Für viele der Kinder und auch der Eltern sind das allerdings keine erstrebenswerten Ziele. Für die Bewältigung des Alltags ist keine hohe Lesekompetenz mehr erforderlich. Auch dies einfach eine Beschreibung meiner Beobachtungen.

ABCD
9 Monate zuvor
Antwortet  J. F.

Natürlich ist für die Bewältigung des Alltags möglichst gutes, sinnerfassendes Lesen erforderlich. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich das aus verschiedenen Gründen nicht tun muss oder auch möchte. Mein privates und berufliches Leben sähe ohne Beherrschung der Kulturtechniken, insbesondere das Lesen, völlig anders aus. Ich wäre bei einfachsten Dingen auf die Hilfe anderer angewiesen und könnte mir in entscheidenden Dingen kaum eine eigene Meinung bilden, sondern nur empfehlen oder einreden lassen.

Georg
9 Monate zuvor

800 Wörter Grundwortschatz kommt mir wenig vor…

Was kostet eigentlich die Bereitstellung der Plattform? Nach meinem Gefühl tun es Kopien mit Rechenaufgaben auch. Sie müssen nur gemacht werden, was in den Händen der Eltern liegt.

Realist
9 Monate zuvor
Antwortet  Georg

800 Wörter „Grundwortschatz“, darunter „Wattwanderung“…. das hälst du im Kopf nicht aus…

Lenny
9 Monate zuvor

Bald kommt das Diktat zurück und wird als bahnbrechende Innovation begrüßt.

Mariechen
9 Monate zuvor

Frau Prien fordert die Schulen auf, den Kindern mehr Lesezeit zu geben. Da hat man doch gleich wieder einen Schuldigen gefunden, der für das schlechte Abschneiden verantwortlich ist. Wer bitte hat denn in den letzten Jahren alles dafür getan, dass keine Zeit mehr zum Lesen übrig war?

Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor
Antwortet  Mariechen

Sprechakttheorie in der Praxis: Ich sage etwas und transportiere ganz bewusst eine geschmeidige implizite Message ;o)

Mariechen
9 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Stimmt! Ich bin trotzdem immer wieder schockiert, wie Bildungspolitik funktioniert.

Against Fremdbetreuung
9 Monate zuvor

Und ich fordere die Eltern auf, ihren Kindern mehr Lesezeit zu geben- am besten gemeinsame! Sie sollen das Handy, Tablet oder sonstigen Schnickschnack selbst aus der Hand legen, dann werden es die Kinder auch tun und genügend Zeit hätten sie auch.
Wenn eines von meist 2 Elternteilen es nicht mal einrichten kann, das eigene Kind ins Bett zu bringen und dabei etwas vor- oder gemeinsam zu lesen, dann sollten diese Leute sich keine Kinder anschaffen!

Freiya
9 Monate zuvor

SO wahr!

So!?
9 Monate zuvor

Vorgestern erst wieder, Vater, Mutter + kleines Kind in der Arztpraxis: Vater trägt Kind auf dem Arm und Kind hält das …na, was wohl…in der Hand!? Gibt es eigentlich noch Spielecken und Kinderbücher bei euren Ärzten? Prima Gelegenheit die (Warte-) Zeit zu nutzen, oder?

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  So!?

Wahrscheinlich kennen die Eltern noch Dieter Hildebrandt, der meinte nämlich: „Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung.“