CDU-Fraktion kritisiert: Bundesjugendspiele verlieren Leistungsgedanken („Enttäuschungen gehören dazu“)

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Das neue Konzept der Bundesjugendspiele hat zu Unmut bei der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag geführt. «Die Bundesjugendspiele sollen aus falsch verstandenem Schutzdenken ihren Wettkampfcharakter verlieren», kritisierte der sportpolitische Sprecher der Fraktion, Thadäus König, laut Mitteilung. «Statt unsere Kinder mehr und mehr in Watte zu packen, müssen wir sie stärken und dazu befähigen, auch mit Niederlagen umzugehen und die eigene Leistung richtig einzuschätzen.» Diese Fähigkeiten seien für das Leben wichtig, so König.

Wie viele Enttäuschungen brauchen Kinder wohl, um den Ernst des Lebens zu verstehen? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

«Die Debatte rund um das Abschaffen von Noten im Sportunterricht oder dem Wettkampfgedanken gaukelt unseren Kindern ein falsches Bild von der Lebenswirklichkeit des späteren beruflichen Alltags vor», so König weiter. Enttäuschungen gehörten dazu. Es sei dann entscheidend, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Ab dem Schuljahr 2023/2024 werden die jährlich stattfindenden Bundesjugendspiele in Leichtathletik und Schwimmen für alle Grundschulkinder nur noch als bewegungsorientierter Wettbewerb ausgetragen. Im Unterschied zum leistungsorientierten Wettkampf werden die Punkte für Leistungen künftig nicht mehr nach bundesweiten Normgrößen vergeben. Bisher galt der Wettbewerb nur für die Klassenstufen 1 und 2. Die Teilnahme an den Bundesjugendspielen ist bis zur zehnten Klasse verpflichtend. Laut Bundesfamilienministerium sollen die Spiele mit der Wettbewerbsform kindgemäßer werden.

Thüringens Bildungs- und Sportminister Helmut Holter (Linke) hatte zudem angekündigt, die Noten in den Talentfächern Sport, Musik und Kunst möglicherweise abzuschaffen. «Kinder sind unterschiedlich veranlagt», sagte er im Interview mit den Zeitungen der Funke Medien Thüringen Ende vergangenen Jahres. Der Notendruck könne bei vielen Schülern den Bewegungsdrang eher hemmen. News4teachers / mit Material der dpa

Bundesjugendspiele zum letzten Mal als Wettkampf – GEW: „Endlich!“

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16 Kommentare
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Ingo
9 Monate zuvor

Vielleicht sollte die CDU und besonders die CSU mit gutem Beispiel vorangehen und das Verlieren lernen.
 Enttäuschungen gehörten dazu. Es sei dann entscheidend, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.“
Na, dann ist doch alles Paletti und dann kann man die richtigen Schlüsse daraus ziehen und denn eben auf die Teilnahme verzichten, nachdem man festgestellt hat, dass es doch nichts bringt. Wo ist das Problem?

Jens
9 Monate zuvor

Mit Enttäuschung und Niederlagen umgehen zu lernen ist wichtig. Da die Kindheit der meisten Menschen aus der CDU Fraktion schon lange her ist, haben sie offensichtlich vergessen, mit wie vielen Enttäuschungen und Niederlagen man als Kind und Jugendlicher konfrontiert ist. Man sollte sich vielleicht die Frage stellen, ob ein unsportliches Kind, das keinerlei Chancen hat irgendetwas bei den BJS zu reißen und keine Lust auf die getesteten Sportarten hat, wirklich daran teilnehmen muss, um Jahr für Jahr „zu lernen mit Niederlagen umzugehen“. Im Zweifel wird es im Sportunterricht schon jede Woche damit konfrontiert, aber hey, lass uns dem Kind diese Lernmöglichkeit nicht nehmen.

Vielleicht sollten wir den Kindern die Chance geben, sinnvolle und eigenbestimmte Entscheidungen treffen zu können. Bspw.: ich möchte leistungsorientiert an den BSJ teilnehmen oder ich mache lieber bei einem Sportfest mit. Dann würden unsere Kinder nachher als Minister keine Verträge unterschreiben, obwohl noch Urteile ausstehen und nicht auf Gas statt auf Erneuerbare setzen… aber das wird jetzt langsam zu polemisch. Also, schafft die Leistung nicht ab!

Last edited 9 Monate zuvor by Jens
Melissentee
9 Monate zuvor

Vielleicht sollte man in dem Kontext mal drüber nachdenken, warum Kinder so häufig gemobbt werden, wenn sie in Sport schlecht sind und gleich noch einmal, wenn sie dafür in Mathe (oder anderen Fächern) gut sind? Warum werden diese Kinder als Streber ausgegrenzt?

Leistungen ist nur noch in wenigen Bereichen erwünscht. Dass ein Kind 3x pro Woche zum Fußball geht ist okay, Musik geht auch noch. Wenn man es aber zum Mathe-oder Englischkurs schickt, wird man verteufelt. Es gibt auch Kinder, die daran Spaß haben. Hirn-Karate-Freaks. Das ist aber verpönt.

Ich will nicht sagen, dass man die BJS abschaffen soll, aber wir könnten ruhig drüber reden, welche Leistung wir wie wertschätzen, wenn wir über Leistungsgedanken sprechen.

Lehrerin
9 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Sehr gut gesagt! Wenn geistige bzw. intellektuelle Begabung so wenig wertgeschätzt wird wie zur Zeit, dann bekommen wir ein Problem. Wettbewerb im Sport ist bei vielen meist positiv besetzt, man schaue nur auf Fußball, Tennis usw., da wollen alle Weltmeister werden. Wettbewerb der Intelligenz, gute Noten,
Interesse an Wissenschaften, da heisst es leider immer öfter: „Streber…“! Welch eine Ignoranz der Dummen! Genauso wie der beliebte Satz im Smalltalk: “ Mathe hab ich auch nie verstanden..“ Da scheint es sogar kokett, mit dem eigenen Unvermögen zu prahlen, weil es wahrscheinlich noch mehr dieser Sorte gibt…
Wettbewerb gibt es immer im Leben, es ist extrem kurzsichtig und schädlich, Kinder davor „schützen“ zu wollen. Besser: Strategien zur Bewältigung von Niederlagen lernen, das macht Kinder lebenstüchtig!

Adele Horn
9 Monate zuvor
Antwortet  Lehrerin

Während der Schulzeit meiner Kinder habe ich persönlich eine Entwicklung hin zur Gleichgültigkeit gegenüber den BJS festgestellt. Sie (und auch eine ganze Reihe ihrer Klassenkameraden) sind da ab ca. der 8. Klasse zwar noch pflichtschuldigst angetreten, haben sich aber keine sonderliche Mühe gegeben, weil ihnen das Ergebnis sowieso egal war. Wenn ich in die Zeugnismappen schaue, findet sich dort keine einzige BJS-Urkunde. Wahrscheinlich sind die allesamt schon auf dem Nachhauseweg im Papierkorb gelandet.

Lustigerweise haben sie im normalen Unterricht das goldene Sportabzeichen quasi nebenbei gemacht und sich am Ende des (Halb?)Jahres über die Urkunde gewundert.

Die Kids setzen inzwischen ihre eigenen Prioritäten, da kann die CDU faseln, was und wie sie will.

Teacher Sachsen
9 Monate zuvor

Dummerweise basiert das Schulwesen der CDU auf Enttäuschungen. Frühes Trennen, Konditionieren auf Noten und Sitzenbleiben sind die „pädagogischen‘ Grundpfeiler ihrer Schulpolitik.

Alex
9 Monate zuvor
Ingo
9 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Wo ist das Problem, wenn die BJS nur noch freiwillig sind und nur die hingehen, die sich nicht blamieren werden? Ach, das widerspricht dem Leistungsprinzip? Dann auch bitte konsequent ein verpflichtendes Mathe- und Lateinfest, wo alle mitmachen müssen und die Besten mit Ehrenurkunden und Medaillen honoriert werden. Der Rest bekommt evtl eine Teilnahmeurkunde. Und jetzt komme keiner damit, dies sek unfair. Immerhin hätte jeder die Möglichkeit, sich ein ganzes Jahr lang für die Mathe- und Lateinolympiade vorzubereiten.

Bayer
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Aus Spaß wird Ernst: wenn alle mehr singen würden, könnten viele depressive Schwankungen verhindert werden. Vorsingen muss nicht sein; aber ohne Vorsingdrohung legen sich viele wie auch beim Sport auf die Bärchenhaut .

Alter Lehrer
9 Monate zuvor

Tja, pampern wir die Kids und Jugendlichen immer weiter.

Es darf sich nur keiner wundern, wenn die keine Ausbildung und kein Studium mehr schaffen.

Anstrengung- nein danke!

(Papa zahlt schon) Kotz!!!!

SoBitter
9 Monate zuvor
Antwortet  Alter Lehrer

Zum Glück gehen alte Lehrer bald in Rente (hoffentlich)

Mika
9 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Genau. Die Alten gehen in Rente oder Pension (und sagen dabei: ein Glück!), und neue Lehrkräfte sind nicht in Sicht. Ergo: keine Lehrer. So bitter…

Ingo
9 Monate zuvor
Antwortet  Alter Lehrer

Wie schön, wenn Ihr eigenes Lehramtsstudium einfach gewesen sein mag, dass SIE noch genug Zeit hatten, um sich lieber sportlichen Höchstleistungen zu widmen. Aber wann und wo sollen äußerst fleißige Schüler, die später ein anspruchsvolles Studium aufnehmen wollen oder sollen, die Zeit nehmen, um für die BSJ zu trainieren? Und vor allem: WARUM??? Warum sollen sie sich für die BSJ vorbereiten (und sich evtl demütigen lassen), ANSTATT sich besser auf die nächste Mathearbeit vorzubereiten??? Was hat das mit pampern zu tun??

Schnecki
9 Monate zuvor

Wenn man endlich kapiert, Menschen in ihren Fähigkeiten zu stärken, werden die Leistungen auch entsprechend sein. Nicht jedem Menschen liegt Sport, dagegen vielleicht aber Kunst? Wer keine Leistung in Mathe schafft ist vielleicht ein Sprachtalent?
Wir sind Individuen, Das muss Mal gesehen werden!
Ein Kind das in seinen Talenten gestärkt wird, entwickelt ein Glücksgefühl beim Tun, seine Leistungen werden entsprechend sein. Das erfordert viel Beobachtung und Beziehungsarbeit.
Dafür braucht es keine Noten, keine Medaillen und ähnliches. Leider ,leider ist unser veraltetes Schulsystem davon noch meilenweit entfernt.

Katharina
9 Monate zuvor

Leider entspricht der Bericht nicht ganz den Fakten. Schade.

Auch weiterhin geht es um die sportliche Leistung. Und den Wettbewerb gibt es bereits seit 2001 und dieser kann bis zu 10. Klasse angeboten werden. Es gibt also Schulen, welche bereits seit 20 Jahren den Wettbewerb durchführen. Es geht alleinig darum, für die Kinder in der Grundschule ein kind- und entwicklungsgemäßes Sportangebot zu machen. Daher fällt der Wettkampf, welchen die meisten sicherlich aus ihrer Grundschulzeit kennen, für die 3. und 4. Klasse ab dem kommenden Schuljahr weg. Mehr ändert sich nicht!

Alle grundlegenden Informationen zu den Bundesjugendspielen gibt es im Pressebericht des DOSB, im Bericht des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und natürlich im offiziellen Handbuch für die Bundesjugendspiele. Außerdem finden sich weitere vertiefenden Informationen auf der Website der Bundesjugendspiele und leichtathletikspezifische Informationen auf der Website des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.