Krankenkassen-Erhebung: Schon jede/r zehnte Studierende schluckt Anti-Depressiva („erschreckend“)

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HAMBURG. Jeder zehnte in Hamburg Studierende, der bei der Techniker Krankenkasse (TK) versichert ist, erhält die Diagnose Depression. «Diese Zahlen sind erschreckend», sagt die Leiterin der TK.

Anti-Depressiva machen angeblich nicht süchtig, trotzdem wird von Entzugserscheinungen berichtet. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Immer mehr Studierende in Hamburg bekommen Antidepressiva verordnet. Das geht aus dem Gesundheitsreport 2023 der Techniker Krankenkasse (TK) für Hamburg hervor, wie die Techniker Krankenkasse mitteilte. Demnach ist der Anteil der Studierenden mit einer Antidepressiva-Verordnung von 2019 auf 2022 um fast die Hälfte (43,6 Prozent) gestiegen. Während vor der Pandemie noch 3,46 Prozent (2019) ein Antidepressivum verschrieben bekamen, waren es 2022 bereits knapp 5 Prozent (4,96 Prozent). Von den jungen Erwerbstätigen, die nicht studierten, erhielten mit 3,15 Prozent im Jahr 2019 und 3,94 Prozent im Jahr 2022 etwas weniger ein Medikament gegen Depressionen.

Im Ergebnis bekam 2021 jede beziehungsweise jeder zehnte in Hamburg Studierende, der bei der TK versichert ist, die Diagnose Depression. «Diese Zahlen sind erschreckend. Sie zeigen, dass junge Menschen im Studium offenbar in steigendem Maße psychischen Belastungen ausgesetzt sind – stärker als Menschen im selben Alter, die nicht studieren», sagte Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg. «Medikamente helfen zwar in vielen Fällen, aber sie können nicht die erste Antwort im Umgang mit Stress und Belastung sein. Eher sollten sich die Rahmenbedingungen an den Hochschulen für Studierende ändern», meinte Puttfarcken.

Laut einer bundesweiten Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der TK fühlen sich Studierende besonders durch Prüfungen (51 Prozent) gestresst. Hinzu kommen Mehrfachbelastungen durch Studium und nebenbei arbeiten (33 Prozent), Angst vor schlechten Noten (28 Prozent) sowie finanzielle Sorgen (23 Prozent). News4teachers / mit Material der dpa

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9 Kommentare
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Realist
9 Monate zuvor

Eher sollten sich die Rahmenbedingungen an den Hochschulen für Studierende ändern.“

Ich empfehle den Hochschulen die „Erfolgsrezepte“ der Schulen;

  • Individuelle Förderung
  • Für jeden Studierenden einen Tutor aus dem Kollegium der Hochschullehrenden, der den / die Studierende auch bei persönlichen Problemlagen sozial betreut
  • Berichtszeugnisse, die den indivuduellen Studienfortschritt dokumentieren, statt Noten
  • Mehr soziale Veranstaltungen im Studium, z.B. uniweite Projektwochen, Studienreisen, Ausflüge und Exkursionen (natürlich von Hochschullehrenden zu begleiten)
  • Binnendifferenzierung in Vorlesungen und Übungen
  • Kurz: Keiner darf verloren gehen!

Wen man bedenkt, dass alle diese Vorschläge letzendlich aus dem Bereich der universitären Didaktik kommen und seit Jahrzehnten erfolgreich an den Schulen angewendet werden, wundert es einen, dass dies nicht schon lange auch in den Hochschulen stattfindet…

Freiya
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Oder die Studierenden, die derart kämpfen müssen müssten einfach einsehen, dass das Studium nichts für sie ist und sich anderen Berufsbildungsangeboten zuwenden! Angebote gibt es ja genug. Fachkräfte, an denen es mangelt,sind nicht nur solche mit Bachelor und Master!

Georg
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Tolle Vorschläge. Wie verteilen sich diese Studenten auf die Fakultäten? Ganz spontan sehe ich mint als unterrepräsentiert an, weil die Studenten dieser Fächer genau wissen, was sie sich antun.

Oder man reduziert Ihre Vorschläge auch in der Schule wieder auf ein gesundes Maß. Ein Kind, das ausdrücklich zurück bleiben möchte und durch sein Verhalten andere Kinder am Fortschritt aktiv behindert, soll seinen Willen und dessen Eltern eine auch bei Bezug von Bürgergeld saftige Geldstrafe bekommen.

Last edited 9 Monate zuvor by Georg
Cuibono
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Hihi –
Endlich mal ein vernünftiger Vorschlag, gegen den niemand Einwände haben kann – logische Konsequenz ist Goldstandard in der Erziehungswissenschaft.

Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ja eben, Rückführung von jahrzehntelangen akademisch-didaktischen Erkenntnissen in die akademische Welt hinein … das wird Methode(n) machen!

Last edited 9 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
Lisa
9 Monate zuvor

Jetzt einmal: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Studium so schrecklich ist, wenn man etwas studiert, was man liebt. Und wenn man die intellektuellen Voraussetzungen mitbringt. Ist Arbeiten denn leichter? Aber: Aus eigener Erfahrung: Antidepressiva werden heutzutage verschrieben wie Smarties. Dabei sind das hochwirksame Medikamente, die in das Sensibelste überhaupt, den Gehirnstoffwechsel , eingreifen. Empfehle das Buch “ Psychopharmaka absetzen“ von Peter Lehmann. Dort wird über die Wirkung, Langzeitfolgen und Rebound aufgeklärt. Und das oft bei Menschen, die eigentlich keine Pillen bräuchten, sondern Anleitung, Freunde, Mentoren, Psychotherapie, finanzielle Hilfe und Erfolgserlebnisse. In einem Wort: andere Menschen, Mitmenschen

Realist
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Und wie teilt die Gesellschaft die Verantwortung auf?

Gen Z: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“. Besser Arzt oder Pharmaforscher werden, sich im Erfolg sonnen und mitverdienen… bloß kein Sündenbock für gesellschafttliche Probleme werden.

Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Aber, aber! Die überbrachte gesellschaftlich-narrative Funktionsleistung der LuL darf im kollektiven Verständniskonstrukt nicht abhanden kommen, sonst droht eine Le_rstelle.

Gelbe Tulpe
9 Monate zuvor

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Lehre gerade in mathematiklastigen Fächern oft sehr schlecht ist und zu einem Arbeitsaufwand bis zu 80 Stunden pro Woche führt, wenn man einigermaßen in der vorgesehenen Studienzeit studieren will. Die steigenden Mieten kommen als weiterer Stressfaktor hinzu. Da wundert es nicht, wenn viele psychisch stark belastet sind.