Antisemitismus-Beauftragte appelliert an Schulen, Räume zur Diskussion zu schaffen

9

MAINZ. Mit sehr großer Sorge beobachtet die rheinland-pfälzische Antisemitismusbeauftragte Monika Fuhr nach dem Überfall der Hamas auf Israel den weiter zunehmenden Antisemitismus – sie fordert die Schulen auf, Diskussionen zu ermöglichen. 

Der Nahost-Konflikt kocht hoch – und lässt hierzulande einen verbreiteten Antisemitismus erkennen. Foto: Shutterstock

«Es ist beschämend und zu verurteilen, dass auch in unserem Land israelische Flaggen abgerissen und angezündet werden», sagte Fuhr in Mainz. «Die Sicherheitsbehörden verfolgen die Entwicklungen sehr intensiv.»

«Dass unsere Polizei die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen erneut erhöhen muss, ist in höchstem Maß bedrückend. Polizei und Sicherheitsbehörden bewerten die Situation ständig neu. Sie tun dies in enger Abstimmung mit den jüdischen Gemeinden. Dafür bin ich sehr dankbar», unterstrich Fuhr. Mit Blick auf den Bildungsbereich appelliere sie dafür, dass etwa in den Schulen Räume zur Diskussion und zum Austausch gegeben werden sollten. «Darüber, wie das gut gelingen kann, bin ich mit unserem Bildungsministerium im Austausch.»

Zudem brauche es eine klare Haltung, meinte Fuhr. Die «Verherrlichung des Hamas-Terrors» in Deutschland und jede Form von Antisemitismus und Judenfeindschaft müssten klar verurteilt und bekämpft werden. Sie hoffe auch, dass das von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag angekündigte Betätigungsverbot für die Hamas und das palästinensische Netzwerk Samidoun jetzt schnell umgesetzt werde.

Dem Landesinnenministerium zufolge wurden in Rheinland-Pfalz seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober anti-israelische Straftaten im niedrigen zweistelligen Bereich registriert. «Etwas weniger als die Hälfte der strafbaren Handlungen bezieht sich hierbei auf das Beschädigen von Flaggen des Staates Israel.»

Mehrere Anti-Israel- bzw. Pro-Palästina-Versammlungen seien im gleichen Zeitraum bekanntgeworden, etwa in Koblenz und mehrfach in Trier. «Das Versammlungsgeschehen unterliegt einer sehr dynamischen Entwicklung, so dass die Angaben immer nur eine Momentaufnahme darstellen», betonte das Innenministerium.

Konkrete gefährdungsrelevante Erkenntnisse zum Nachteil jüdischer Einrichtungen würden den Sicherheitsbehörden aktuell nicht vorliegen. Insgesamt werde vor dem Hintergrund des Konflikts von einer grundsätzlich erhöhten Gefährdungslage ausgegangen.

Die Antisemitismusbeauftragte Fuhr sagte, der entlang der bundesweiten Entwicklung zwischen 2018 und 2021 verzeichnete Anstieg antisemitischer Straftaten im Bundesland sei besorgniserregend. «Die gegenwärtige Entwicklung ist also keine grundsätzlich neue, auch wenn die Zahlen 2022 in Rheinland-Pfalz leicht rückläufig waren.» Die weitere Entwicklung werde nicht zuletzt angesichts der Ereignisse im Nahen Osten von den rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden aufmerksam verfolgt. «Straftaten werden konsequent geahndet.» News4teachers / mit Material der dpa

Bundesfamilienministerin: „Wir haben in Schulen zu wenig gegen Antisemitismus getan“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

9 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Rainer Zufall
6 Monate zuvor

Heftig! Seit 3 Jahren randalieren die Palästinenser*innen durch Thüringen!

Und jetzt mal BITTE Ernst!
Solidarität mit Israel!
Nein zu JEDEM Antisemitsmus – ich will von Rechtsaußen NICHTS hören!
Gebt Palästinsensee*innen den Raum, für Frieden und Menschenrechte zu demonstrieren!
Wer sich mit der Hamas solidarisiert oder zur Gewalt aufruft, verwirkt das sein/ ihr Demonstrationsrecht und muss mit Stragverfolgung rechnen.

Ist das so schwierig? Zu Israel stehen, keine Diskussion! Gleichzeitig die Palästinenser*innen bitte nicht in die Arme der Radikalen treiben, Danke

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ich verstehe auch nicht, warum friedliche, angemeldete Demonstrationen nicht erlaubt sind.

Saskia
6 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Weil das dieser Tage angesichts des Hamas Terrorangriffs auf Israel deplaziert wirkt.
Wie sollen die Juden, aber und auch die gewaltbereiten Hamas-Anhänger und Islamisten diese Demonstrationen denn auffassen?
Für alles gibt es seine Zeit. Dieser Tage ist jedoch nicht die Zeit für diese Demonstrationen, auch wenn das Mitgefühl für die Opfer auf beiden Seiten sie für gerechtfertigt hält.
Demonstrationen sind auch politische Signale und haben politische Bedeutung. Das darf im Moment nicht mit anderen Aspekten und Interessensgruppen vermischt und beiseite gedrängt werden.

noname
6 Monate zuvor
Antwortet  Saskia

Danke! So sehe ich das auch.

Mika
6 Monate zuvor

Ich verlange als Lehrkraft die Bezüge und die soziale Absicherung von Landespolitikern.
Begründung:
Zunehmend wird die Lösung gesellschaftlicher Probleme in die Schulen ausgelagert, da die Politik anscheinend keine andere Idee hat, als diese den Schulen überzuhelfen.
Die Kinder sind zu dick? Vermittlung von Kenntnissen gesunder Ernährung in den Schulen. Man könnte zwar auch die Hersteller von Süßkram und Fastfood in die Pflicht nehmen, aber…
Die Menschen können zu wenig Wiederbelebung und kennen zu wenige Hausmittel bei Erkrankungen? Sollen die Lehrer mit den Schülern machen. Man könnte zwar auch das Gesundheitswesen wieder so auf die Beine stellen, dass es genügend Ärzte gibt, aber….
Die Kinder sind zu unbedarft und zu viel im www unterwegs? Ja das machen wir dann jetzt im Unterricht. Man könnte natürlich auch die Eltern mal daran erinnern, dass der Satz „Die Erziehung ihrer Kinder ist das natürliche Recht der Eltern“ im GG noch einen zweiten Teil hat, aber…
Rechtes Gedankengut und Antisemitismus machen sich zunehmend in der Gesellschaft breit? Ein erschreckend hoher Prozentsatz der Bevölkerung lehnt die Demokratie als Staatsform ab? Politikverdrossenheit in der Bevölkerung nimmt zu? Da muss die Schule ran! Man könnte ja auch mal darüber nachdenken, wieso immer mehr Menschen sich nicht mitgenommen fühlen, was in der Integrationspolitik schiefgelaufen ist und wie man in den Kiezen (also vor Ort) die Situation konkret verändern kann, aber …
Jede Lehrkraft kann hier noch diverse Aufgaben ergänzen, die originäre Aufgaben von Politik sind, bei denen sich Politiker jedoch weigern, diese anzugehen, und die Lösung derselben von den Schulen, respektive den Lehrkräften verlangt – am liebsten bitte ressourcenneutral.
Wenn ich als Lehrkraft die Aufgaben der Politik lösen soll, weil Politiker keine andere Idee als: „Das machen unsere Schulen!“ haben, verlange ich deren Bezüge. Die Politiker können derweil dann gern meinen eigentlichen Job machen und den Kindern Mathe beibringen.

Nick
6 Monate zuvor

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Nach-Angriffen-auf-Israel-Was-denken-Muslime-in-Hamburg,hamj140032.html

Das Problem ist dringlich. Es betrifft nicht allein die Schulen sondern die gesamte Gesellschaft.

Rainer Zufall
6 Monate zuvor
Antwortet  Nick

So wie Rechtsextremismus, Demokratiefeindlichkeit etc.
Das ist nicht neu, die FakeNews und die blanken Nerven wirken vertraut.

Vor ein paar Jahren rannten die Menschen durch die Straßen und riefen, „die Finanzelite“ wolle ihnen Chips einpflanzen.

Wir können den FakeNews und dem stumpfen Parolen der Umgebung nicht nur mit Faktenwissen begegnen. Wir müssen gerade die Kinder abholen und sie in Empathie üben.

Hysterican
6 Monate zuvor

An unserer Anstalt wurde ausdrücklich die SoWi-Fachschaft mit diesem aktuellen Themenbereich beauftragt …. Die Historiker z.B. wurden bei den Absprachen außen vor gelassen. Traut man denen wahrscheinlich nicht zu…
Dumm nur, dass die beauftragte Fachschaft nur über eine geringe Anzahl an KuK verfügt, die sich um diese gewünschten Debatten kümmern sollen. Das heißt faktisch, dass selbst bei intensiv angefragten Gesprächen zum Nah-Ost-Konflikt gar nicht angemessen darauf reagiert werden kann, weil die Zahl der Moderatoren* bewusst klein gehalten wird.

Rainer Zufall
6 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Der Geschichtsunterricht hat Gewicht, ist hier aber das falsche Werkzeug.
Kinder verstehen (noch) nicht, Erwachsene suchen Bestätigung ihrer Ansichten und gehen bei Widerspruch umso härter in Opposition.

Zudem sollte kein Geschichtsunterricht notwendig sein, um das Töten von Unschuldigen zu verurteilen