IQB-Bildungstrend: And the winner is… mal wieder Bayern! Kultusminister lobt Lehrer

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MÜNCHEN. Der IQB-Bildungstrend bescheinigt Schülern in Deutschland erneut schlechtere Leistungen im Fach Deutsch. In Bayern fällt der Rückgang aber gering aus. In einem anderen Fach legen die bayerischen Schülerinnen und Schüler sogar deutlich zu.

In Bayern scheint die Schulwelt noch – halbwegs – in Ordnung zu sein. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Mit ihren Leistungen in Deutsch und Englisch stehen Neuntklässler an Bayerns Schulen laut einer Studie bundesweit weiter mit an der Spitze. Das geht aus dem IQB-Bildungstrend hervor, der am Freitag zum Abschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin vorgelegt wurde (News4teachers berichtete).

Bei deutschlandweiten Tests zum Erreichen des Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) landeten Bayerns Schüler im Fach Deutsch in den Bereichen Zuhören und Orthografie jeweils auf dem ersten Platz. Mit den Leistungen im Bereich Lesen erreichte der Freistaat den zweiten Platz (hinter Sachsen). Im Vergleich zum Jahr 2015 nahmen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler laut der Untersuchung aber leicht ab.

«Dass wir in Bayern so gut abschneiden, liegt vor allen Dingen an unseren großartigen Lehrkräften, die in jeder Schulart tolle Arbeit leisten»

Im Fach Englisch und den Bereichen Leseverstehen und Hörverstehen erzielten Bayerns Neuntklässler ebenfalls sehr gute Leistungen – und landeten im bundesweiten Vergleich auf den Plätzen eins und zwei (hinter Hamburg). Zugleich nahm im Fach Englisch der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards erreichten, im Vergleich zu 2015 signifikant zu.

«Die bayerischen Ergebnisse im Bildungstrend können sich sehen lassen», teilte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) in München mit. «Dass wir in Bayern so gut abschneiden, liegt vor allen Dingen an unseren großartigen Lehrkräften, die in jeder Schulart tolle Arbeit leisten.»

Dennoch gingen in Bayern – analog zum bundesweiten Trend – die Leistungen im Fach Deutsch leicht zurück. «Hier spürt man natürlich noch die Corona-Zeit oder auch Faktoren wie die Fluchtbewegungen und die Migration», befand Minister Piazolo. Das müsse Anlass sein, ganz genau zu analysieren und Maßnahmen für die Deutschförderung nochmal zu verstärken.

Der IQB-Bildungstrend blickt auch auf den Anteil an Schülerinnen und Schülern, die Mindeststandards nicht erreichen. Hier schneidet Bayern in allen Werten deutlich besser ab als der Bundesdurchschnitt.

Mit Blick auf die Entwicklung in Deutschland zeigt die Untersuchung: Etwa jeder Dritte scheiterte im vergangenen Jahr bei den Tests an Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) im Bereich Lese- und Hörverständnis, mehr als jeder Fünfte verfehlte diese im Bereich Rechtschreibung.

In der Studie wird einschränkend darauf hingewiesen, dass die getesteten Neuntklässler noch ein Jahr Zeit haben, um die MSA-Standards zu erreichen. Der mittlere Schulabschluss wird in der Regel am Ende der zehnten Klasse erworben.

Beim IQB-Bildungstrend wird regelmäßig in großflächigen Tests überprüft, inwieweit Schülerinnen und Schüler die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz erfüllen. In diesen ist festgelegt, was Schüler können sollten, wenn sie eine bestimmte Bildungsetappe abgeschlossen haben.

Mehr als 30.000 Neuntklässler an mehr als 1500 Schulen in Deutschland mussten in der vorliegenden Testserie Aufgaben in Deutsch und Englisch lösen. Sie bekamen schriftliche Texte und Hörtexte und mussten danach inhaltliche Fragen beantworten, um zu prüfen, wie gut sie die Texte verstanden haben. Es war die dritte Erhebung dieser Art nach 2015 und 2009. Getestet wurde zwischen April und Juli 2022. Schulen und Klassen wurden repräsentativ ausgewählt. News4teachers / mit Material der dpa

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5 Kommentare
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Lehrerin
6 Monate zuvor

Zum x-ten Mal zeigt sich der Vorteil eines konsequent differenzierten Schulsystems: Lerngruppen mit ähnlichem Niveau zu bilden und dann passend unterrichten zu können, das bringt alle weiter, Lernstarke und Lernschwache. Warum sonst werden in Volkshochschulen die Sprachgruppen nach dem Lernniveau zusammengefasst, im Fußball trainieren Bambini nicht mit der Liga, in Musikschulen spielen nicht Anfänger und Profis im selben Kurs zusammen, damit angeblich „die Starken die Schwachen mitziehen“. Und ein weiterer Punkt: Leistungsanforderungen und Üben müssen sein, ohne Anstrengungen geht es nicht, wir können nicht nur von einer Traumwelt mit Wellbeing in der Schule labern.
Warum in aller Welt dient Bayern nicht anderen Bundesländern als Muster? Weil die ideologischen Sprüche von GEW, Grünen, Roten und Co. von der größtmöglichen Heterogenität als Vorteil labern, und man nicht in der Lage ist, diesen Unsinn zu stoppen. Zuerst müssen wir noch schlechter werden, bis irgendwann einer diesen Mut aufbringt.

123
6 Monate zuvor
Antwortet  Lehrerin

Stimmt ja einfach nicht. Hamburg hat ein kooperatives Schulsystem und erzielt damit grundsätzlich gute Erfolge – auch wenn das in diesem Kontext natürlich nur einfach weniger Kompetenzverlust meint.

Wo das Wellbeing sein soll, erschließt sich mir nicht. Ist die Idee, dass nur in Bayern Hausaufgaben und Übungen existieren und alle anderen Bundesländer machen Quatsch? Tatsächlich ein bisschen unterkomplex.

Hans Malz
6 Monate zuvor
Antwortet  123

Aber eine grundsätzliche Überlegenheit eines Einheitsschulsystems, wie es von verschiedenen GEWerkschaften propagiert wird, kann man eben auch nicht ableiten. Das alte System funktioniert eben mindestens genau so gut. Kooperationen und Durchlässigkeiten zwischen den Schulformen können ja gerne ausgebaut und systematisiert werden.

GriasDi
6 Monate zuvor
Antwortet  Lehrerin

Zusätzlich liegt Bayern auch in Sachen Bildungsgerechtigkeit mit auf den vorderen Plätzen.
Zumindest widerlegt Bayern, dass ein Gesamtschulsyszem per se besser ist.
Auch in den ersten PISA-Studien lag Bayern etwa gleich auf mit Finnland, bei deutlich mehr Einwohnern. Ich wüsste nicht, dass Scharen nach Bayern gepilgert wären, um zu sehen wie die das machen.

Herr Becker
6 Monate zuvor

Bayern sollte bundesweit Vorbild sein.