Landtagswahlen – Bayern und Hessen bleiben auf Kurs: Warum das für die Schulen (zunächst mal) eine gute Nachricht ist

25

BERLIN. Bayern und Hessen haben gewählt – und ihre Landesregierungen bestätigt. Die bisherigen Kultusminister, Bayerns Michael Piazolo (Freie Wähler) und Hessens Alexander Lorz (CDU), dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit in ihren Ämtern verbleiben. Für die Schulen ist das – unabhängig von der parteipolitischen Ausrichtung – zunächst mal eine gute Nachricht. Kontinuität in der Bildungspolitik ist ein Wert an sich. Zumindest dann, wenn dabei nicht die Weiterentwicklung vergessen wird.

Der Supertanker Schulsystem verträgt kein hektisches Hin- und Hersteuern. Da ist es zunächst mal (fast) egal, wer am Ruder steht. Foto: Shuttestock

Das „Gütesiegel Individuelle Förderung“, initiiert von der damaligen nordrhein-westfälischen Schulministerin Barbara Sommer (CDU), war in den Jahren 2009 und 2010 die wohl größte pädagogische Bewegung in Deutschland. Schulen, die Initiativen zur Verbesserung der Individuellen Förderung an ihrer Schule ergriffen, Konzepte entwickelten, erprobten und auswerteten und damit zur Schul- und Unterrichtsentwicklung beitrugen, konnten sich bewerben – wohlgemerkt: freiwillig.

Mit großem Einsatz beteiligten sich Hunderte von Kollegien in Nordrhein-Westfalen an dem Audit: 439 Schulen erhielten schließlich die Auszeichnung. Geplant war ein langfristiges, auf Weiterentwicklung ausgelegtes Programm, das dazu beitragen sollte, schulische Innovationen voranzubringen. Dann aber kam der Regierungswechsel – und nur ein Jahr darauf wurde das Audit von Sommers Nachfolgerin Sylvia Löhrmann (Grüne) eingestampft. Die Schulen, denen das Gütesiegel in Form eines repräsentativen Acrylglas-Schildes verliehen worden war und das sie stolz am Schuleingang angebracht hatten, mussten es wieder abschrauben. Sie waren nach viel unnötiger Arbeit um eine Erkenntnis reicher: Es lohnt sich nicht, sich über Gebühr für Ideen aus der Bildungspolitik zu engagieren. Keine Verlässlichkeit, keine Kontinuität, keine durchgehende Linie.

Gestern platzte einer pensionierten Leiterin eines Gymnasiums in Niedersachsen in der Deutschlandfunk-Sendung Campus & Karriere („Arbeitsplatz Schule – Wie der Lehrerberuf attraktiver werden kann“) der Kragen – angesichts des ständigen Hin und Her in der Bildungspolitik. „Zunächst wäre wichtig, dass überhaut mal wieder Ruhe einkehrt. Wir erleben seit Jahren eine permanente Veränderung an Schulen, ohne dass in irgendeiner Weise evaluiert würde, was davon gut und was davon schlecht war“, schimpfte sie. Sie selbst habe als Lehrerin für Deutsch und Englisch und später dann als Schulleiterin erleben müssen, wie in Niedersachsen zunächst die Orientierungsstufe (in der die Schüler der Klassen fünf und sechs gemeinsam unterrichtet wurden) eingeführt wurde, um sie dann nach einem Regierungswechsel wieder abzuschaffen. Genauso sei es dann mit G8 und G9 gelaufen.

Dann sei die Inklusion den Schulen „hingeworfen“ worden – ohne geeignete Unterstützung. Und jetzt: der Lehrkräftemangel. „Das Letzte, was ich vor dem Ruhestand noch zu bewerkstelligen hatte, ich musste die Kollegen von meinem Gymnasium abordnen, weil nämlich die Grundschulen viel zu wenig versorgt waren, vier Tage vor Schuljahresbeginn bekam ich eine entsprechende Anweisung – schauen Sie, wie Sie’s hinkriegen. Sie können sich vorstellen, mit welcher Unruhe das für die Kolleginnen und Kollegen verbunden ist“, berichtete die Oberstudienrätin. Und sie betonte: „Wir werden getrieben durch die Bildungspolitik – und zwar immer in Abhängigkeit vom jeweiligen Kultusminister, der die eine oder andere ideologische Vorstellung hat, wie eine gute Schule aussehen sollte. Und das ist einfach unheimlich schwierig, weil wir letztendlich ausführende Organe sind, die uns immer wieder neu ausrichten müssen.“

„Bildungssysteme werden nicht besser, wenn sie permanent reformiert werden. Eher belasten sie die Schulen und die Schülerinnen und Schüler“

In den Kultusministerien sollten Menschen sitzen, die auch einen Praxiseinblick haben, befand die Schulleiterin a. D.. Das sei oft überhaupt nicht der Fall. Sie forderte, „dass man den Schulen Ruhe gibt, sich vernünftig zu entwickeln, dass die Vorgaben klar sind und nicht ganz schnell über den Haufen geworfen werden. Nicht umsonst ist uns Bayern in ganz vielen Dingen im Voraus, man kann von der Regierung dort halten, was man will, aber da sind die Schulen politisch in einer Hand gewesen über viele Jahre – und deshalb sind die uns auch in der Bildung um einiges voraus.“

Falsch scheint sie damit nicht zu liegen. „Bildungssysteme werden nicht besser, wenn sie permanent reformiert werden. Eher belasten sie die Schulen und die Schülerinnen und Schüler“, meint auch Prof. Kerstin Schneider, Vorsitzende des Wuppertaler Instituts für bildungsökonomische Forschung (WIB), in einem Beitrag für das ifo-Institut.

Die Folgen beschreibt die Bundeszentrale für politische Bildung so: „Bei 16 Bundesländern mit teilweise unterschiedlichen Prioritätensetzungen besteht die Gefahr, dass die gesamtstaatliche Bildungslandschaft auseinanderdriftet. Oft verschärft zudem ein Regierungswechsel diese Uneinheitlichkeit, wenn die neue politische Mehrheit genutzt wird, um einschneidende strukturelle Umbauten durchzusetzen. So haben sich im Laufe der Jahrzehnte beträchtliche Unterschiede zwischen den Schulsystemen der Bundesländer herausgebildet. Sie betreffen insbesondere den Sekundarbereich I. Hier sorgt ein Nebeneinander von Zwei-, Drei-, Vier- oder Mehrgliedrigkeit sowie unterschiedlich benannten Schularten/Schulformen und Bildungsgängen für eine beispiellose Unübersichtlichkeit. Darüber hinaus weichen Beginn und Dauer der Schulpflicht, Stundentafeln und Lehrpläne sowie Benotungs- und Versetzungsregelungen voneinander ab. Ferner gibt es große Unterschiede bei der Umsetzung von G8 (Abitur nach 12 Schuljahren bzw. 8 Jahren Sekundarstufe) und G9 (Abitur nach 13 Schuljahren bzw. 9 Jahren Sekundarstufe), ebenso beim Ausbau von Vorschuleinrichtungen, Fördereinrichtungen oder Ganztagsschulen. Schließlich finden sich entgegengesetzte Regelungen für die Freigabe oder Beschränkung des Elternwillens beim Übergang in eine weiterführende Schule wie auch erhebliche Unterschiede bei der Gewährleistung von Qualitäts-, Gerechtigkeits- und Leistungsstandards.“

Wie positiv andersherum Kontinuität wirken kann, macht das angesprochene Beispiel Bayern deutlich, dessen Kultusministerium seit Jahrzehnten von konservativen Politikerinnen und Politikern geführt wird (der Wechsel von der CSU zu den Freien Wählern stellte keine echte Zäsur dar), aber auch andere Bundesländer, wo das Bildungsministerium bzw. die Bildungsverwaltung seit Langem in der Hand einer Partei liegt. Bayern, im Gesamtranking des Bildungsmonitors des Instituts der Deutschen Wirtschaft im Auftrag der INSM auf Platz zwei hinter Sachsen platziert, liegt im Dynamikranking, das die Verbesserungstendenz der vergangenen Jahre erfasst, auf Platz drei, gleichauf mit Schleswig-Holstein (wo Bildungsministerin Karin Prien, CDU, auch schon seit 2017 im Amt ist). Platz zwei im Dynamikranking: Hamburg, wo Bildungssenator Ties Rabe (SPD) bereits seit 2011 regiert. Platz eins belegt das Saarland – seit 2012 von der SPD geführt.

Wie schädlich fehlende Kontinuität sich auswirkt, macht hingegen Nordrhein-Westfalen deutlich. Dort haben sich in den letzten 20 Jahren Schulministerinnen von SPD, CDU, Grünen und FDP abgewechselt. Ergebnis: In keinem anderen Bundesland bewerten die Bürgerinnen und Bürger die Bildungspolitik schlechter, in keinem anderen Bundesland wird im Verhältnis zur Schülerzahl weniger für Schulen ausgegeben (News4teachers berichtete). Nur kurz amtierende Schulministerinnen haben offensichtlich kein gutes Standing in der NRW-Landesregierung. Ein ähnliches Beispiel: Baden-Württemberg. Zwar führt dort seit 2011 Winfried Kretschmann (Grüne) als Ministerpräsident die Landesregierung an – unter ihm wechselten die Kultusminister*innen aber fröhlich: von der SPD zur CDU zu den Grünen. Resultat: Baden-Württemberg belegt im Dynamikranking des Bildungsmonitors den letzten Platz.

„Das sächsische Bildungssystem steht für Kontinuität und Beharrlichkeit, das hat immer Vor- und Nachteile“

Nun ist Kontinuität in der Bildungspolitik womöglich eine notwendige Bedingung für eine florierende Schullandschaft, eine hinreichende ist sie nicht – wie die Bildungspolitik gemacht wird, gehört schon mit zum Bild. Anke Langner, Professorin für Erziehungswissenschaft der TU Dresden, sieht in Stabilität auch negative Seiten. Mit Blick auf Sachsen, immerhin Seriensieger in allen innerdeutschen Schülerleistungsvergleichen, stellte sie erst unlängst gegenüber dem MDR fest: „Das sächsische Bildungssystem steht für Kontinuität und Beharrlichkeit, das hat immer Vor- und Nachteile. Für die Digitalisierung und die Inklusion in Schule war das jedoch bisher ein Nachteil.“

Nachdem das sächsische Schulgesetz 1991 erstmalig verfasst wurde, habe es erst 2017 nach mehr als zwei Jahrzehnten – abseits von kleinen Anpassungen – eine Neufassung erfahren. „Das Bildungsressort in Sachsen ist seit 1990 in konservativer Hand. Sie hat schulische Bildung immer auf das Bewahren von Bisherigem ausgerichtet“, sagt Langner. Zukunftsorientiertes Gestalten habe sich deshalb an der bisherigen schulischen Praxis orientiert. Das habe verhindert, Schule für die Zukunft aufzustellen.

Tatsächlich gibt ihr der Bildungsmonitor zumindest teilweise recht: Zwar liegt Sachsen im Bestandsranking des Bildungsmonitors nach wie vor bundesweit an der Spitze – im Dynamikranking, das die Zukunftsfähigkeit abbildet, liegt der Freistaat allerdings nur noch auf Platz neun. News4teachers / mit Material der dpa

Vorbild Hamburg: Wie haben Sie es geschafft, die Schulen der Hansestadt nach oben zu bringen, Herr Rabe?

 

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

25 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
polly
6 Monate zuvor

„Bildungssysteme werden nicht besser, wenn sie permanent reformiert werden. Eher belasten sie die Schulen und die Schülerinnen und Schüler“.
Richtig, aber eine seltsame Erkenntnis nach Jahrzehnten nahezu pausenloser (und von etlichen Organisationen weiterhin propagierter) Schulreformen. Wie lange brauchen die Experten, um sowas zu bemerken?
Das ruft ja Zyniker auf den Plan, die einfach sagen könnten: „Ohne all die Reformen wäre es auch nicht schlechter, manches wäre vielleicht sogar besser.“

Teacher Andi
6 Monate zuvor

Mag sein dass die Bildungslandschaft in Bayern eine stabilere ist, aber auch da krankt es an der hier bereits erwähnten Kompetenz und dem Realitätsempfinden der Bildungsminister, und mit Herrn Piazolo haben wir mit Abstand den schlechtesten Kultusminister ever, er grinst die Probleme weg, taucht sporadisch auf und jubelt, dass alles gut ist. Das ist unglaublich und es ist schon erstaunlich, dass man für so eine Minderleistung so viel Geld bekommt. Aber dies scheint momentan ein grundlegendes Phänomen unserer Regierung zu sein.
Froh bin ich über die Tatsache, dass das unantastbare KuMi nun endlich die verdiente Kritik bekommt und sich die Leidtragenden zu Wort melden dürfen. BIslang musste alles torgeschwiegen und schöngeredet werden. Die Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Der Scherbenhaufen ist groß, aber mit Vernunft und Verstand kann man ihn langsam wieder abtragen. Und eine bessere Wertschätzung und weniger Misstraen und Kontrolle seitens des Dienstherrn beflügelt vielleicht auch wieder die Motivation der Lehrkräfte. Die Zeiten der Abgehobenheit MÜSSEN vorbei sein, dafür ist die Bildung in u deren Land viel zu wichtig und wertvoll, man kann sie nicht in die Hände kaum interessierter und ständig Pöstchen wechselnden Ministern geben, die sich dann ihre Berater nach ihrem Gusto heraussuchen.
Leider wird es so sein, dass die kritisierten Verantwortlichen solche Beitrage nicht lesen, um ihre Überzeugung, die sie von sich selbst haben, nicht zu gefährden.

Hysterican
6 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Wird alles so nicht passieren, – nicht, weil die Verantwortlichen solche Beiträge nicht lesen, sondern weil sie solche Beiträge von Natur aus nicht interessieren.
Denn – gesetzt den Fall, dass den Verantwortlichen ihr Resort über das eigene politische Amt und die damit verbundene Macht und Besoldung in der Sache – nämlich das Bildungssystem / die Schulen langfristig besser zu machen und auf die faktisch notwendigen Erfordernisse hin zu betrachten – wichtig wäre, so würden sie dennoch an der eigenen politischen Stellung nichts ändern.

Ein kluger Mann hat mal gesagt „Ich wähle die, die an der Macht sind, denn die haben sich ihre Taschen bereits voll gemacht!“

Es geht nicht mehr um die Kernaufgabe dieses Amtes, sondern es geht den Verantwortlichen i.d.R. lediglich um den eigenen Posten. Jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben scheint für unsachverständige Aufsteiger in das Amt des KuMis der allein-seligmachende Amtsakt zu sein.
Nicht ein gut funktionierendes Bildungssystem mit dem notwendigen Output ist hier relevant, sondern das eigene Profil zu schärfen. Deshalb die ständigen Wechsel zwischen den ideologischen und daraus resultierenden bildungspolitischen Schlingerkursen.

Bsp:
Vor vielen Jahren hatte die SPD in NRW den Plan, die naturwissenschaftlichen Fächer an den Hauptschulen zu NaWi zusammen zu legen. Die Schulbuchverlage machten sich auf den Weg, hierfür die passenden Lehrwerke zu erstellen. Im darauf folgenden Schuljahr sollte das Projekt starten – die Landtagswahlen im Mai des Jahres brachten einen Mehrheitswechsel – unsere Schule hatte bereits überlegt, die Bücher bei den Verlagen zu bestelle – woraufhin einige vorausschauende KuK vor dieser Anschaffung warnten.
Diese zögerliche Haltung hat damals unseren Schulbuchetat gerettet.
Wenn an der Basis nichts mehr wirklich geplant werden kann, weil alles immer wieder von Oben qua Dienstanweisung umgeschmissen wird, dann darf man sich hinsichtlich der abnehmenden Bereitschaft zur konzeptionellen Arbeit nicht wundern.

Immense Zeiten und Mühe aufzuwenden für die Tonne können wir uns schlicht nicht mehr leisten.

Irgendjemand im Ministerium hat eine Idee – aber – wie so üblich – keinen Plan:
Also wird allen Schulen der Auftrag erteilt, diese Idee einmal individuell auszuarbeiten. Alle machen sich ans Werk – und wenn dann die Idee zu einem umserzbaren Plan ausgearbeitet worden ist kommt entweder die Order, dass das so nicht geht, dass die notwendigen Ressourcen nicht vorhanden sind, dass man sich das auf der ministeriellen Ebene anders vorgestellt hat oder dass mittlerweile was ganz Neues angesagt ist, was natürlich sofort mit einem neuen Arbeitsauftrag an die Schulen gereicht wird.

Nach gut 30 Dienstjahren mache ich mittlerweile seit geraumer Zeit dieses „Rattenrennen“ nicht mehr mit.

Ein damaliger Fachleiter sagte diesbezüglichmal treffend:
„Was würde passieren,wenn man die gesamte obere Schulbehörde inkl. der jeweiligen KuMis mal für 6 Jahre auf ne einsame Insel verbannen würde?“

„Schulen würden wieder funktionieren!“

In dem Sinne:

Ich erwarte aus den KuMis mittlerweile nur noch Pest und Cholera, Ungemach und Inkompetenz, Profilsucht und Amtskleberei.

Noch 4 Jahre – und dann ist „Ars** lecken und Rasieren“ angesagt.

447
6 Monate zuvor

Ehrlich gesagt glaube ich, das jede im Mainstream NICHT als „katastrophal“ empfundene Wahl nur zu einem führen wird: Weiter so.

Weiter Betreuungs- und Verwahrschule statt Bildung.

Weiter pampern und weiter schonen von Störenfrieden, Mobbern, Leistungsverweigerern.

Weiter faktisch Geld an der BASIS einsparen (Lehrer, Schulgebäude, Schulbudgets), weiter Geld in „Studien“, NGO-„Bildungswissenschaftler“, Verwaltungswasserköpfe.

potschemutschka
6 Monate zuvor

Ich vermisse den großen Aufschrei, dass die Afd in Hessen bei über 18% liegt!

SoBitter
6 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Im Focus wurde das kräftig relativiert, weil „sich über vier Fünftel der Menschen nicht von der AfD haben locken lassen“ (sinngemäßes Zitat).

Die AfD jubelt – bei genauem Hinsehen hat sie gar nicht so viel Grund dazu – FOCUS online

potschemutschka
6 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Komischerweise sah das vor ein paar Wochen ganz anders aus, als die AfD in Brandenburg damals bei „nur“ 18% in den Umfragen lag. Da reagierten die Medien ganz anders. Jetzt sind es im Osten 30% – ein Blick in die Zukunft, oder nicht vergleichbar?

Nick
6 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Der Westen hat kein Problem mit der AfD.

potschemutschka
6 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Genau! Kann man deshalb auch nicht vergleichen! Das Problem ist und bleibt der Osten, oder doch nicht?

447
6 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das Phänomen „AfD“ verschwindet in dem Moment, wo die (hochbezahlte, nebenbei gesagt) Politik ihren Job wieder macht und/oder CDU/SPD wieder so werden, wie CDU und SPD sein sollten (CDU mitte-rechts, bürgerlich, Leistungsorientierung; SPD mitte-links, Arbeiterklasse, Sozialorientierung)

Rüdiger Vehrenkamp
6 Monate zuvor

Danke für diesen Artikel. Als Vater zweier Kinder bin ich diese Bildungsexperimente ebenfalls leid. In Baden-Württemberg hat die politische Diskontinuität und die Einführung von Gemeinschaftsschulen jedenfalls nichts verbessert.

Vierblättriges Kleeblatt
6 Monate zuvor

Tatsächlich gibt ihr der Bildungsmonitor zumindest teilweise recht: Zwar liegt Sachsen im Bestandsranking des Bildungsmonitors nach wie vor bundesweit an der Spitze – im Dynamikranking, das die Zukunftsfähigkeit abbildet, liegt der Freistaat allerdings nur noch auf Platz neun.

Was genau ist denn das Dynamik-Ranking? Was soll man sich darunter vorstellen? Vielleicht ist das gar nicht so wichtig? Ich stelle mir vor, dass es bedeutet, dass sich schnell etwas ändert. Aber ist das gut? Es heißt immer, Schüler brauchen Struktur und Kontinuität.

Ist jedes Jahr ein neuer Klassenlehrer positiv im Dynamik-Ranking oder negativ?

Bücherleser
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion
Nach welchen Kriterien wird dieses Bildungsranking ermittelt (welche Bildungsbereiche werden wie bewertet)? Ihr Beispiel leuchtet mir zwar für Schülerleistungen ein, aber für ein Bildungssystem in einem Bundesland verstehe ich es leider nicht.

Bücherleser
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke! Ich habe es mir angesehen und mal Sachsen mit Berlin (mein Standort) verglichen. Berlin steht im Dynamikranking auf Platz 6, Sachsen auf 9. Interessant wird es, wenn man die einzelnen Komponentenund was dahinter steht vergleicht und versucht zu interpretieren. Da schneidet mMn. Sachsen gar nicht so schlecht ab.

polly
6 Monate zuvor

Das Dynamik-Ranking gibt’s in über 10 Sparten. Im Gesamtranking liegt Bayern auf Platz 3, Bremen auf Platz 15 und Baden-Württemberg auf Platz 16:
https://www.insm-bildungsmonitor.de/2023_dyn_i_gesamtranking.html

potschemutschka
6 Monate zuvor
Antwortet  polly

Danke! Man sollte sich wirklich mal die einzelnen Punkte ( und was sie aussagen) für sein jeweiliges Bundesland mal genauer ansehen und mit einem anderen BL vergleichen

polly
6 Monate zuvor
Antwortet  polly

Beim Dynamikranking nach „Schulqualität“ liegen Hamburg, Sachsen und Bayern auf den ersten drei Plätzen, Baden-Württemberg ist Schlusslicht. Was folgt jetzt daraus? Wo doch Bayern als so konservativ gilt (mit einem KuMi von den Freien Wählern) und Baden-Württemberg als reformfreudig (mit einer grünen Ministerin) ?

Torsten
6 Monate zuvor

Die Schulleiterin a.D. aus Niedersachsen hat vollkommen recht. Danke für Ihre Äußerungen!
Die Schere zwischen den Kultusministerien und den Schulen ist viel zu groß und wird nicht kleiner.
Da sitzen Leute, die gar keine oder wenig Ahnung von der Arbeit an den Schulen haben. Man darf sich fragen, wie viel Praxiserfahrung sie in den Behörden haben.

AvL
6 Monate zuvor

Liebe Redaktion, in NRW ergaben sich die Verschlimmbesserungen durch die von mir aufgezeigten Veränderungen in der Methodik.

potschemutschka
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

AvL ging es um die Reformen in der Grundschulmethodik, nicht um die Lehrer, und da hat er Recht. Die von Ihnen angesprochenen Punkte treffen natürlich auch zu.

AvL
6 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Grundschüler, die einem zunehmenden Lehrkräftemangel und zudem längeren Bildschirmzeiten ausgesetzt sind als vorangegangenen Generationen , die zudem weniger schulisch zu Hause begleitet werden können, da die Eltern beide berufstätig sind, weiterhin mit Methoden des eigenständigen Schriftsprach- und Leseerwerb zu überfordern, müssen unter diesen Lernbedingungen schlechtere Ergebnisse erreichen.

Hinzu kommt, dass in den meisten Kultusministerien die Grundschuldidaktik als Subdomäne des Beibringen von Buchstaben abwertend weiter behandelt wird und diese keiner tiefgehenden wissenschaftlichen Erforschung bedürftig erschien, so dass wissenschaftlichem Zugang ferne Grundschultheoretiker aus dem geistigen Umfeld eines Herr Reichen ihre kruden Methoden zum eigen initiativen Lese- und Schriftspracherwerb seit 2004 zunehmend auch in NRW etablieren durften.

AvL
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wo habe ich hier die Schuld den Grundschulkräften angelastet, war es doch die falschen Methodik des eigen initiativen Lernen bereits ab der ersten Klasse, der ich die Schuld an der Misere bei den schlechten Schulleistungen zugeschrieben habe.
Ich habe aber allerdings noch zu ergänzen, dass sich die Grundschullehrerausbildung in NRW seit 2004 erheblich verschlechtert hat.
Da bin ich ganz gerne bei Günther Thomé und Christa Röber angesiedelt.
Der Einfluss gewisser Influencer vom Grundschulverband ist in NRW leider immer noch sehr groß, so dass diese auch die neue Druckschrift, aus der die Kinder eine eigene Handschrift entwickeln sollen ohne vorherige Feldversuche einfach eingeführt wurde und bereits breit angelegt praktiziert wird.
Dafür danke ich noch einmal ganz herzlich Herrn Prof. Brügelmann und seinem Anhang. Ohne eine Druckschrift würde diese Methodik des eigen initiativen Lernen des Lesen und Schreiben überhaupt nicht funktionieren.
Kinder sind aber keine kleinen Erwachsenen. Da herrsch weitgehend bei den Jungen noch der Spieldrang vor, und beständige Selbstdisziplin im eigenständigen Erwerb der Grundkenntnisse im Schrift- und Leseerwerb lässt sich auch nicht durch die Gabe von Ritalin erzwingen.