Menschen in NRW sind besonders unzufrieden mit Schulen – kein Wunder

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MÜNCHEN. Eine Umfrage fördert unter vielen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland eine Unzufriedenheit mit den Schulen zutage. Die Noten fallen demnach in NRW besonders schlecht aus. Das hat einen guten Grund: Kein anderes Bundesland gibt im Verhältnis so wenig Geld für seine Schulen aus.

Hat den Mangel zu verwalten: NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Foto: Bezirksregierung Münster

In Nordrhein-Westfalen bewerten die Menschen die Schulen einer Umfrage zufolge «so schlecht wie in keiner anderen Region Deutschlands». Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Erhebung des ifo Zentrum für Bildungsökonomik (München). Sie beruht auf Antworten von mehr als 5.500 Erwachsenen bundesweit, darunter rund 1.250 Personen in NRW. Die Auswertung der bundesweiten Ergebnisse zeigt dem Autorenteam zufolge, dass sich die Zufriedenheit der Bevölkerung in Deutschland mit dem Schulsystem auf einem Tiefstand befinde – aber eben nirgends so tief wie in NRW.

Auf die Frage, welche Note sie den allgemeinbildenden Schulen im eigenen Bundesland geben würden, antworteten in NRW die meisten – 51 Prozent – mit der Note 3, also einem «befriedigend». Aber mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) vergab die Schulnote 4 («ausreichend») und 7 Prozent bewerteten die Schulen in NRW mit der zusammengefassten Note 5-6. Nur 3 Prozent sagten «sehr gut» und 17 Prozent «gut». Zum Vergleich: In Bayern gaben 41 Prozent der Befragten ihrem eigenen System die Noten 1 oder 2 (News4teachers berichtete).

Der Verband Bildung und Erziehung NRW erklärte, die Landesregierung sei gefordert. «Die Menschen sind nicht unzufrieden mit den Schulen, sondern mit den Rahmenbedingungen, unter denen die Schulen in NRW arbeiten müssen», sagte die Landesvorsitzende Anne Deimel. Es fehlten attraktive Arbeitsbedingungen, ausreichende finanzielle Mittel und moderne Schulgebäude.

Laut «ifo Bildungsbarometer» sehen knapp 80 Prozent der Einwohner von Nordrhein-Westfalen den Lehrkräftemangel als ernsthaftes oder sehr ernsthaftes Problem. 73 Prozent halten mangelnde finanzielle Mittel und rund 66 Prozent nicht ausreichend sanierte Schulgebäude für ernsthaft oder sehr ernsthaft problematisch. Und 61 Prozent der Befragten sagten das zu Lernrückständen nach Corona. Aus der Umfrage gehe zudem hervor, dass für 79 Prozent der Befragten in NRW das Thema Schul- und Bildungspolitik wichtig für ihre Entscheidung bei Landtagswahlen sei, hieß es.

«Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir die Probleme, die sich in den vergangenen Jahren angestaut haben, nicht von heute auf morgen lösen können»

Die SPD-Landtagsfraktion forderte eine Kehrtwende in der Bildungspolitik. Die Schulfinanzierung sei nicht auf der Höhe der Zeit, sagte die schulpolitische Sprecherin der Oppositionsfraktion, Dilek Engin laut Mitteilung aus Düsseldorf. Es gebe große Qualitätsprobleme bei den Schülerkompetenzen. Nötig sei ein Startchancen-Programm, Fördermittel sollten sich strikt nach einem Sozialindex richten – zugunsten von Kindern und Jugendlichen an Schulen in nicht-privilegierten Standorten.

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller (CDU) sieht die Ergebnisse als «Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiter fortzusetzen und besser zu werden.» Ein Maßnahmenpaket gegen den Lehrermangel sei zum Beispiel in der Umsetzung, mit mehr verbindlichen Lesezeiten sollen seit diesem Schuljahr Kompetenzen der Schüler gestärkt werden. «Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir die Probleme, die sich in den vergangenen Jahren angestaut haben, nicht von heute auf morgen lösen können.» Man wolle die Schulen unterstützen, damit es «Schritt für Schritt besser wird», teilte Feller mit.

Von einer absehbaren Verbesserung kann allerdings keine Rede sein. Im Gegenteil: Nordrhein-Westfalen gehört aus Sicht der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) mit seinem Bildungssystem zu den Schlusslichtern in Deutschland. Im unlängst veröffentlichten Bildungsmonitor, einer Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des INSM, belegt NRW im Vergleich mit den anderen Bundesländern gemeinsam mit Brandenburg den drittletzten Platz. Dahinter liegen nur Sachsen-Anhalt und Bremen. Spitzenreiter ist Sachsen, gefolgt von Bayern und Thüringen (News4teachers berichtete).

Besonders schlecht schnitt NRW unter anderem beim Thema Bildungsausgaben ab. Verglichen mit den anderen Ländern gab NRW im Verhältnis zu seinen sonstigen Ausgaben den geringsten Betrag für seine Schulen aus – jetzt sollen sogar noch rund 50 Millionen Euro, die das Land für Inklusionsassistenten an Schulen pro Jahr ausgibt, eingespart werden (News4teachers berichtete auch darüber). Auch die Betreuungssituation ist laut Studie trotz Verbesserungen nach wie vor schlechter als in den anderen Ländern.

An anderen Stellen zeigt sich das Schulministerium weniger knauserig – so soll die landeseigene Schulplattform Logineo (die allein 2023 rund 23 Millionen Euro verschlingt) nun aufwendig saniert werden, ohne dass möglicherweise preisgünstigere Alternativen geprüft worden wären (was ebenfalls bereits Thema auf News4teachers war). News4teachers / mit Material der dpa

Wird die Schulplattform Logineo zum Millionengrab? Fellers „Zukunftscheck“ spart Schätzung der Sanierungskosten aus

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18 Kommentare
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Rainer Zufall
7 Monate zuvor

Die INSM bewertet NRW schlecht? Dann machen die anscheinend einiges richtig 😀
Weiter so, aber bitte besser!

Bernie
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich glaube das „richtig“ bezog sich auf die schlechte Bewertung.

Pit2020
7 Monate zuvor

„… Besonders schlecht schnitt NRW unter anderem beim Thema Bildungsausgaben ab. Verglichen mit den anderen Ländern gab NRW im Verhältnis zu seinen sonstigen Ausgaben den geringsten Betrag für seine Schulen aus – jetzt sollen sogar noch rund 50 Millionen Euro, die das Land für Inklusionsassistenten an Schulen pro Jahr ausgibt, eingespart werden (News4teachers berichtete auch darüber). Auch die Betreuungssituation ist laut Studie trotz Verbesserungen nach wie vor schlechter als in den anderen Ländern. …“

Kann das vielleicht nur ein Missverständnis sein?!

Gerne hier nachlesen, liebe Freunde und Kinder 😉 :
„… Er habe sich dann allerdings schon in der vierten Klasse vorgenommen, Rechtsanwalt zu werden – und sich diesen Berufstraum später auch erfüllen können. Zum Weltkindertag am Mittwoch wurde das Programm im Radiosender WDR2 zehn Stunden lang von Kindern gestaltet und moderiert. Wüst war live zu Gast in der von 11- bis 13-Jährigen moderierten Sendung. Unter anderem versprach er den Kindern, weiterhin gegen den Lehrermangel zu kämpfen. «Da wird nicht gespart», versprach Wüst. …“
https://www.news4teachers.de/2023/09/kinder-interview-wuest-wollte-schon-als-viertklaessler-anwalt-werden-davor-papst/

Blau
7 Monate zuvor

Da kann man doch mal in NRW den Etat für Inklusion von 60 auf 10 Millionen kürzen. Das ist bestimmt die richtige Richtung, Frau Feller…

gehtsnoch
7 Monate zuvor

NRW mit knapp 2 Mio. SuS an allgemeinbildenden Schulen, gefolgt von Bayern mit 1,3 Mio. und BaWü mit 1.13 Mio.. Dazu hat NRW die dichteste Bebauung und da verwundern die wenigen eingesetzten Geldmittel des Landes für Bildungsausgaben umso stärker, oder?

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Das für Bildung schon seit langem viel zu wenig ausgeben wird, ist ein Fakt und sehr traurig.

Allerdings muss man sagen, dass die Menschen die Parteien nun Mal Legislaturperiode für Legislaturperiode wählen, die für eben diese Politik verantwortlich sind.

Und meine Prognose lautet: Es wird bei der Bildung bald noch mehr gespart werden. Warum? Durch die wirtschaftliche Lage werden die Steuereinnahmen sinken. Die Ausgaben steigen Inflationsbedingt und der Schuldendienst des Landes wird durch die Zinserhöhungen teurer plus die Ausgaben für Flüchtlinge und für unsere alternde Gesellschaft
steigen.

Also, um mehr Geld in die Bildung zu investieren muss entweder an anderen Stellen massiv gespart werden oder aber die Steuersätze müssen massiv erhöht werden.

Ich empfehle dazu einen Blick in die Haushaltspläne des Landes NRW:

https://www.haushalt.fm.nrw.de/daten/html/hhp.html

Basierend auf den Haushaltspläne kann sich ja jeder überlegen, wo gespart werden sollte, damit mehr Geld für Bildung bleibt.

gehtsnoch
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Blick auf die Zahlen:
Ausgaben NRW Ministerium für Schule und Bildung
HHP 2021: 20,454 Mrd. € (Anteil Gesamt-HH 24,32 %)
HHP 2022: 20,940 Mrd. € (Anteil Gesamt-HH 23,68 %)
HHP 2023: 21,860 Mrd. € (Anteil Gesamt-HH 23,08 %)
HHP 2024: 22,215 Mrd. € (Anteil Gesamt-HH 21,8 %)
Etwa 2,5 % weniger in nur drei Jahren für Bildung vom Gesamtvolumen und dann noch mehr sparen?

Die Mehrausgaben für die Besoldung der Lehrkräfte in NRW (nur Anhebung der Eingangsbesoldung für alle Lehrämter auf A 13) belaufen sich allein im Zeitraum 2022 bis 2026 auf knapp 900 Millionen Euro.
Tariflohnerhöhungen und Besoldungsanpassungen für LuL kraft Gesetzes bis 2026 nicht einmal inkludiert.
Kommt dann noch IAP dazu …
Warum soll man sich in 2023 über zukünftige Millionenzahlungen jetzt schon Gedanken machen?

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Exakt. Die Entwicklung halte ich für falsch.

Aber dann schalten Sie mal vor, woher mehr Geld kommen soll?

Welche Steuern sollen erhöht werden? Grundsteuer wird sicher ein Faktor sein.

Welche anderen Ausgaben des Landes sollen gesenkt werden? Sozialleistungen? Flüchtlingshilfe? Vergütung der Staatsbediensteten?

Noch mehr Verschuldung kommt bei dem Schuldenstand und aktueller Verzinsung nicht in Frage.

Also, ich warte auf die Finanzierungsvorschläge.

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Noch ein Nachtrag: alleine für die Schuldenverwaltung muss das Land NRW in 2024 6,7 Milliarden Euro ausgeben. In 2022 waren es noch 1,4 Milliarden. Tendenz steigend.

Verschuldung gibt es nun Mal nicht mehr umsonst. Schuldenaufnahmen, denen keine Investitionen Gegenüber stehen, fallen einem irgendwann auf die Füße.

Fakten sind Hate
7 Monate zuvor

Nrw ist faktisch Pleite und bemüht sich im Gegensatz zu Berlin noch das wenige Geld zusammenzuhalten.

In NRW sind primär die Schulträger für die Finanzierung zuständig, dh. alleine die Schulstandorte geben vor, wie hoch das Schuletat ist.

Ich hatte mir 2020 die Mühe gemacht, einige Schulträger anzuschreiben: Die Schuletats lagen im Bereich von 15000 bis 130000Euro.

Um die Größenordnung einschätzen zu können: Für Units und Webuntis sind je nach gebuchten Modul schnell 2000 bis 3000Euro jährlich weg.

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

So ist es. Es kann nur das Geld ausgegeben werden, das vorher eingenommen wurde. Das Land hat einfach zu viele andere Ausgabenposten im Haushaltsplan.

Anne
7 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

„Nrw ist faktisch Pleite und bemüht sich im Gegensatz zu Berlin noch das wenige Geld zusammenzuhalten.“ Was sagt uns das wohl im Hinblick auf die anstehenden Tarifverhandlungen??

Karin Arnold
6 Monate zuvor

Ich werde jetzt einen Sturm der Entrüstung hervor rufen, aber die Lehrer/Lehrerinnen müssen stärker die Grundkompetenzen im Schreiben, Lesen, Rechnen in den Blick nehmen. Die Buchstabenanalyse und das Kopfrechnen kommen zu kurz! Klar, wenn die Kinder nicht erzogen sind und durch die Klasse toben, fällt Unterrichtszeit weg. Die Leidtragenden sind die Schüler, die Zuhause keine Kompensation haben!!! Meistens Mädchen mit Migrationshintergrund, die Zuhause mit anpacken müssen. Und : erzählt mir nicht, ich hätte keine Ahnung, ich habe fast 40 Jahre in einem sogenannten Problemviertel Hauptschulklassen unterrichtet und viele Schüler/Schülerinnen mit ausländischem Hintergrund gehabt.
Die meisten Mädchen kommen Zuhause zu kurz, weil die Jungen die Aufmerksamkeit beanspruchen. Und in der Schule ist es dann genauso! Da hilft nur den Vater(!!) bestellen und Klartext reden und ihn mit dem Imam unter Druck setzen!
Und beim Schreiben und Lesen auf die einzelnen Buchstaben achten und diese immer wieder üben, üben, üben und nochmal üben!!!

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Karin Arnold

Istnicht mehr gewollt! Der Dienstherr ehm die Dienstherrin sieht Anderes als vorrangig.
Meine unmaßgebliche Person dagegen pflichtet bei.

Schöpke Annedore
6 Monate zuvor

Wie ist es möglich, dass Schüler mit schlechten Leistungen an weiterführende Schulen dürfen? Die Lehrer an Gymnasien dürfen sich dann mit diesem Klientel schwarz ärgern. Wer seinem Kind was Gutes tun möchte, gibt es auf Privatschulen, die staatlichen Einrichtungen sind eigentlich nur noch Bildungs Müllhalden.

Freiya
6 Monate zuvor

Wie differenziert, dieser post ist. Bewundernswert. Irony off!

Der Coole
4 Monate zuvor

Wie das finanziert wird, wird man ab 21.9. oder 28.9.2025 sehen. Ist ganz einfach!