Gender matters auch digital: Männer teilen seltener negative Informationen als Frauen

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LONDON. Dass junge Menschen im Social Media Zeitalter immer mehr persönliche Informationen öffentlich teilen, hat tiefgreifende Auswirkungen auf ihr Sozialleben und ihre Psyche. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass Frauen eher bereit sind, auch negative Informationen zu teilen.

Eine neue Studie der Carnegie Mellon University, der Bayes Business School und der Bocconi University hat ergeben, dass Männer weniger bereit sind, negative Informationen zu teilen als Frauen, während es bei positiven Nachrichten kaum Unterschiede gibt.

Junger Mann in hellblauem Hoodie sitzt auf einem Sofa und drückt die Finger ins Gesicht.
Männer sind offenbar verschlossener als Frauen, was das Teilen negativer Erlebnisse angeht. Foto: Christian Erfurt / Unsplash.com (U. L.)

Die Autorinnen und Autoren der Studie, die im Journal of Experimental Social Psychology veröffentlicht wurde, vermuten, dass dies darauf zurückgeführt werden könne, dass Männer stärker darauf bedacht sind, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Männer neigten stärker dazu, sich selbst zu promoten, indem sie positive Informationen über sich selbst weitergeben und ihre negativen Erfahrungen nicht an andere weitergeben.

Erin Carbone, Gastassistenzprofessorin an der Carnegie Mellon University und Erstautorin der Studie, sagte: „Die Ergebnisse unserer Untersuchungen zeigen ein konsistentes und unseres Wissens nach bisher noch nicht identifiziertes, nuanciertes Muster, bei dem die Tendenz von Frauen, mehr preiszugeben als Männer, stark von der Art der geteilten Informationen abhängt.“

Teilen im digitalen Zeitalter
Den Autorinnen und Autoren zufolge bietet ihre Studie insbesondere Einblicke in die Art und Weise, wie Menschen Informationen im digitalen Zeitalter teilen, sowie in die Folgen des Teilens. „Das offene Teilen von Informationen wird im digitalen Zeitalter immer verbreiteter und dauerhafter. Das Aufkommen sozialer Medien und digitaler Kommunikationskanäle hat ein noch nie da gewesenes Maß an Informationsaustausch ermöglicht, was mit einer Reihe sozialer und psychologischer Konsequenzen einhergeht“, beschreibt Irene Scopelliti, Mitautorin der Studie und Professorin für Marketing und Verhaltenswissenschaften von der Bayes Business School. “Unsere Ergebnisse zeigen“, so Scopelitti weiter, „dass das Geschlecht nach wie vor eine wichtige Trennlinie darstellt, wenn es um den Wunsch und die Neigung geht, negative Informationen preiszugeben, und dass Männer im Vergleich zu Frauen möglicherweise in unterschiedlicher Weise von den Folgen des Informationsaustauschs profitieren oder dafür anfällig sind.“

Um die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Teilen verschiedener Arten von Informationen zu untersuchen, führten die Forscherinnen und Forscher drei verschiedene Experimente mit über 1 000 Personen durch. Im ersten gaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst an, wann sie das Gefühl hatten, Informationen mit anderen teilen zu müssen und ob sie diese Informationen tatsächlich weitergegeben hatten. Während Männer und Frauen positive Informationen (beispielsweise über eine Beförderung) ähnlich häufig weitergaben, gaben Männer weitaus seltener an, negative Informationen weitergeben zu wollen (z. B., wenn sie eine Beförderung nicht erhalten hatten). Zwei weitere Experimente ermöglichten es dem Team, die Offenlegungsbereitschaft auch zu quantifizieren und sowie die Neigung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammenzufassen, positive oder negative Informationen über verschiedene Themen und Erfahrungen weiterzugeben.

Muster der Offenheit
Die Studie zeigte auch, dass Frauen mit ihrem eigenen Grad an Offenheit zufriedener waren als Männer. Im Gegensatz dazu neigten die meisten männlichen Teilnehmer eher dazu, Informationen über ihre Gedanken und Gefühle auch dann zurückzuhalten, wenn es mindestens im Nachhinein betrachtet besser gewesen wäre, sie mit anderen zu teilen. (zab, pm)

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