Kindernamen 2023: „Taylor“ (Swift) begründet einen neuen Trend zum Unisex

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AHRENSBURG. Kita-Fachkräfte – später auch Lehrkräfte – müssen in den kommenden Jahren beim Rufen der Mädchen und Jungen wohl gut aufpassen, damit sie nicht durcheinanderkommen. Denn dann dürften dort viele Kinder mit den Namen Emilia, Ella, Noah und Emilio herumflitzen. Ein neuer Trend: Unisex-Namen.

Taylor hießen bislang in Deutschland vor allem Jungen – das ändert sich gerade dank Taylor Swift. Foto: Shutterstock / Brian Friedman

Jedes Jahr haben Hunderttausende Eltern bei der Namenswahl für ihre neugeborenen Kinder die Qual der Wahl. Dabei sind einige kreativ, andere folgen den Trends. 2023 haben sich erneut viele für die Vornamen Emilia und Noah entschieden – die beiden Namen führen die Top-Ten-Liste der beliebtesten Vornamen des Namen-Experten Knud Bielefeld an. «Genau wie im Vorjahr. Da hat sich nichts verändert», sagte der Hobby-Namensforscher in Ahrensburg in Schleswig-Holstein. Bielefeld hat sein Ranking am Freitag veröffentlicht. Auf den weiteren Plätzen folgen bei den Mädchen Emma und Sophia und bei den Jungen Matteo und Elias.

Dass Emilia und Noah erneut die Listen anführen, sei gar nicht ungewöhnlich. «Das ist ganz typisch, dass sich solche Vornamen-Moden ganz zäh entwickeln, dass sich wirklich über Jahrzehnte kaum was ändert.» Es könne auch passieren, dass Noah und Emilia auch in den kommenden Jahren noch weiter Nummer eins bleiben. Die beiden Namen seien relativ gleichmäßig und vorsichtig aufgestiegen in die Hitliste und nicht so emporgeschnellt wie zuletzt der Name Matteo.

Aufstrebende Kandidaten für die Zukunft

Gleichzeitig sieht Bielefeld in seinen Statistiken aber auch Namen, die in den vergangenen beiden Jahren viel Aufwind hatten und durchaus Kandidaten für die Top Ten in den nächsten Jahren sein könnten. «Das wären die Namen Emilio, Fiete, Fritz, Hannes, Leano, Liam, Lino, Lio, Marlon und Theo bei den Jungen und bei den Mädchen Amalia, Ella, Elli, Hailey, Ida, Lia, Lilly, Lotta, Malia und Rosalie.» Dabei sieht er einen Namen sogar klar in der Favoritenrolle. «Wenn ich jetzt wetten sollte, ich würde auf Leano tippen.»

In den Listen kommen zudem immer häufiger geschlechtsneutrale Namen vor, die sowohl von Mädchen als auch von Jungen getragen werden können. In den USA gebe es diesen Trend schon länger. Beispiele für diese Unisex-Namen seien Ashley, Quinn oder auch Taylor. «Das ist eigentlich ein gar nicht so seltener Jungen-Name in Deutschland. Der wurde immer beliebter. Durch den Hype um Taylor Swift, die ja eine Sängerin ist, kommt der inzwischen auch als Mädchenname an.»

Besonderheiten in den Bundesländern

In den meisten Bundesländern ähneln sich die Listen der Top-Ten-Vornamen. In der Regel stehen auch dort Emilia, Emma, Sophia und Hannah sowie Noah, Matteo und Emil auf den ersten fünf Plätzen. In Bundesländern mit vielen Großstädten wie Nordrhein-Westfalen oder Stadtstaaten wie Bremen und Berlin schafft es sogar der Name Mohammed in die Top Ten, weil dort vergleichsweise viele Familien mit Migrationshintergrund leben.

Bielefelds Berechnungen zufolge trägt die Hälfte der in Deutschland geborenen Kinder einen der 60 beliebtesten Mädchen- oder Jungennamen.

Auffällige Abweichungen gebe es stets in Bayern und Sachsen. «In Sachsen sind diese Retro-Namen sehr populär – so was wie Karl und Gerda, was man woanders noch nicht so kennt.» Bayern habe ebenfalls eine spezielle Namenslandschaft, die verhältnismäßig konservativ sei. «Da laufen auch so Namen wie Thomas, Michael oder Sabine noch verhältnismäßig gut, die in anderen Ländern gar nicht mehr gehen.» Dort findet sich Noah noch nicht einmal in den Top Ten. Stattdessen stehen Lukas, Felix und Maximilian an der Spitze.

Eltern im Norden sind moderner bei der Namenswahl

Deutlich moderner seien dagegen die Bundesländer im Norden, sagte Bielefeld weiter. «Je nördlicher, desto moderner. Vornamen-Trends werden eher in Norddeutschland geprägt als in Süddeutschland.» So spiele beispielsweise der Name Fiete in der Statistik von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern schon länger eine Rolle. «Und er erobert inzwischen schon recht heftig Deutschland. Das ist auch so ein Kandidat, der bald überall in den Top 10 sein kann.»

Beim Erstellen der Rankings ist Bielefeld zudem ein außergewöhnlicher Name aufgefallen – der Mädchenname Evanna. «Das ist ein Name, den hatte ich noch nie in meiner Datenbank und jetzt gleich mehrfach.» Der Ahrensburger geht davon aus, dass das mit der irischen Schauspielerin Evanna Lynch zu tun haben könnte, die in den «Harry Potter»-Filmen die Rolle der Luna Lovegood übernommen und 2021 ein Buch veröffentlicht hatte.

Für die bundesweite Auswertung haben Bielefeld und sein kleines Team auf Erstnamen-Daten aus 412 Städten zurückgegriffen. Fast zwei Drittel der Daten kommt von Standesämtern und der Rest aus Babygalerien von Geburtskliniken. Bielefeld hat eigenen Angaben zufolge etwa 280 000 Geburtsmeldungen erfasst. Das entspricht etwa 40 Prozent der in Deutschland geborenen Babys. 2022 waren dem Bundesamt für Statistik zufolge 738 800 Kinder geboren worden. Neuere Zahlen lagen noch nicht vor.

Eine ähnliche Vornamen-Statistik mit nach eigenen Angaben rund 90 Prozent aller Daten von den Standesämtern gibt die Gesellschaft für Deutsche Sprache heraus – jedoch später als Knud Bielefeld. News4teachers / mit Material der dpa

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Isabelle
3 Monate zuvor

Wir haben 2023 und nicht 1980 – warum kommt der Verfasser immer noch auf die Idee, Pädagogen Kindergärtner/in zu nennen? Es gibt offizielle Berufsbezeichnungen. Diese nicht zu nutzen ist unprofessionell und unterstützt weiter das Bild, das die Mehrheit der Gesellschaft noch immer von Kindertagesstätten hat – nämlich dass das Personal aus ungelernten Tanten von nebenan besteht, die den ganzen Tag nur Kaffee trinken. Dass das Personal jahrelange Ausbildungen und/oder Studiengänge absolviert hat, wird durch solche veralteten Bezeichnungen einfach ignoriert bzw. Abgewertet.

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Isabelle

Im Englischen „kindergarden“ und im Russischen „djetskij sad“ (übersetzt Kindergarten) sind auch heutzutage dort gängige Begriffe. Für mich als „Ossi“ besteht ein Kindergarten vor meinem geistigen Auge immer noch, wie zu DDR-Zeiten aus einem relativ großen Gebäude mit sehr großem Außengelände. Und da gebe ich Ihnen recht: das trifft nicht mehr zu!
Wie ich an anderer Stelle schon schrieb: in der KiTa müssen in Berlin pro Kind 3 Quadratmeter Fläche berechnet werden/ ohne ausreichend Außenfläche 4. Eine Legehenne in DE muss mindestens 2,5 Quadratmeter Freifläche haben.

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

@Isabelle
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass bei den Legehennen die Fläche nicht durchTische, Stühle und Schränke verkleinert wird. Bei den Kitas bin ich mir da nicht so sicher, ob die Möbel von der grundfläche des Raumes abgezogen werden. Vielleicht können Sie diese Frage beantworten, liebe Isabelle?

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

@Isabelle
„…ungelernte Tanten von nebenan…“ – damit beleidigen Sie alle DDR-Kindergärtnerinnen! Diese hatten eine sehr gute Ausbildung, Das will nur heute niemand mehr wahrhaben! Die damalige Berufsbezeichnung war „Kindergärtnerin“, Tante wurden sie nur von den Kindern genannt und ich persönlich kenne niemanden, der in der DDR diesen Beruf so abgewertet hat, wie Sie hier schildern. Dieser Beruf wurde damals sehr wertgeschätzt, denn diese „kaffeetrinkenden Basteltanten“ haben die Kinder sehr gut auf die Schule vorbereitet! Damals konnten die Kinder bei der Einschulung Schleifen binden, einen Stift halten und gerade Linien und Formen damit malen, an den Fingern bis 10 zählen, einfache Grundformen unterscheiden, sie kannten Reime und kleine Geschichten, sie konnten Papier falten und mit einer Schere umgehen, sie konnten je nach Alter auch mal eine gewisse Zeit still sitzen und zuhören und, und und.
Diese Schulreife hatten, zumindest in meinem Schulbereich, in den letzten Jahren immer weniger Kinder!

HellaWahnsinn
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

„@Isabelle
„…ungelernte Tanten von nebenan…“ – damit beleidigen Sie alle DDR-Kindergärtnerinnen!“

Ich habe das im Beitrag von @Isabel insgesamt so verstanden:
@Isabelle selbst ist NICHT dieser Ansicht – sie gibt die Meinung Anderer wieder.
Sie kritisiert also diese anderen Leute.

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  HellaWahnsinn

Richtig, ich kritisiere Leute, die den Begriff „Kindergärtnerin“ abwerten, bzw. als Beleidigung empfinden. Meiner Meinung nach ist der Begriff „Erzieher/Pädagoge“ zu undifferenziert, weil es ein großer Unterschied ist, ob ich Vorschulkinder, Grundschüler, Teenager oder noch ältere „erziehe“.

Walter Hasenbrot
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Anders als die Legehennen, die nie etwas anderes sehen als ihren Stall, verbringen die Kinder aber nicht den ganzen Tag in der Kita.

Man kann immer gerne Äpfel mit Birnen vergleichen.

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Wo sind die Kinder denn nach der Kita? Auf den Spielplätzen in meiner Wohngegend sehe ich nachmittags und an den Wochenenden recht wenig Kinder draußen frei spielen, obwohl der Kiez sehr kinderreich ist (Kitas und Grundschulen platzen aus allen Nähten).

Alx
3 Monate zuvor
Antwortet  Isabelle

Ich persönlich finde den Begriff Kindergärtner schöner, impliziert er doch, dass Kinder kostbar sind wie Blumen, die vor allem starke Wurzeln brauchen und sich dann frei entfalten können.
Jetzt werden sie aber ja nicht mehr in den Kindergarten geschickt um zu wachsen und zu gedeihen, sondern in die Kindertagesstätte, eine Stätte an denen sie ihre ganzen Kindertage in einem „offenen Konzept“ verbringen können, bei dem die Wurzeln fehlen.

Ich wünsche mir wieder mehr Kindergärtner im Kindergarten und weniger Erzieher in der Kindertagesstätte.

Lisa
3 Monate zuvor

Namen, bei denen ich nicht weiß, welches Geschlecht das Kind hat, sind auch oft türkisch. Elif ist ein Mädchen, doch Atif ist ein Junge. Aynur ist auch ein Mädchen etc. Die Süddeutschen haben gerne Namen, die aus dem Lateinischen kommen. Roman als Jungenname kenne ich überhaupt nur aus Baden -Württemberg. Norddeutschlando rientiert sich jedoch gerne an Skandinavien, Merle, Bente, Lasse etc,. Die Orientierung an Frankreich wurde leider durch die Verhohnepipelung der französischen Namen – Schantalle, Schackeline etc. verleidet.

Hans Malz
3 Monate zuvor

Die Italiener sind Vorbild, da heißen die Jungs Gabriele, Simone oder Andrea. Sogar die richtig heißen männlichen Fußballer.
Aber auch in Deutschland war Kai sehr beliebt … vor allem mit dem eindeutig geschlechtsbezeichnendem Uwe dahiner.