Pisa-Fakten: Jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland ist schon mal sitzengeblieben (deutlich mehr als in erfolgreichen Bildungssystemen)

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BERLIN. Die Pisa-Studie hat einmal mehr gehörig für Wirbel in Deutschland gesorgt. Was lässt sich daraus ableiten? Der bildungspolitische Streit darüber wird die nächsten Monate prägen. Umso wichtiger erscheint es zu wissen, was wirklich erhoben wurde und welche Schlussfolgerungen sich direkt daraus ziehen lassen. Wir dokumentieren die wichtigsten Ergebnisse – der abschließende Teil drei unserer Reihe fokussiert auf das Schulleben.

Bildungssysteme unter dem Mikroskop: Pisa legt erstaunliche Details offen (Symbolbild). Foto: Shutterstock

Zugehörigkeitsgefühl der Schüler*innen zu ihren Schulen und Zufriedenheit mit ihrem Leben

• 69 Prozent der Schüler*innen in Deutschland gaben 2022 an, in der Schule leicht neue Freundinnen und Freunde zu finden (OECD-Durchschnitt: 76 Prozent), und 76 Prozent hatten das Gefühl, zu ihrer Schule zu gehören (OECD-Durchschnitt: 75 Prozent). Demgegenüber fühlten sich 12 Prozent der Schüler*innen laut eigenen Angaben in ihrer Schule einsam, und 12 Prozent fühlten sich in der Schule als Außenseiterin/Außenseiter oder von Dingen ausgeschlossen (OECD-Durchschnitt: 16 Prozent bzw. 17 Prozent). Im Vergleich zu 2018 hat sich das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler*innen zu ihren Schulen in Deutschland nicht wesentlich verändert.

• Die Zufriedenheit der Schüler*innen mit ihrem Leben hat in den letzten Jahren in vielen Ländern und Volkswirtschaften generell abgenommen. 2022 gaben 22 Prozent der Schüler*innen in Deutschland an, mit ihrem Leben nicht zufrieden zu sein: Sie bewerteten ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 mit 0 bis 4. 2018 waren es weniger Schüler*innen gewesen (17 Prozent). Im OECD-Durchschnitt stieg der Anteil der Schüler*innen, die mit ihrem Leben nicht zufrieden waren, von 11 Prozent im Jahr 2015 auf 16 Prozent im Jahr 2018 und auf 18 Prozent im Jahr 2022.

Sich in der Schule und im schulischen Umfeld sicher fühlen

• Die Daten aus PISA 2022 zeigen, dass sich Schüler*innen in Bildungssystemen, in denen die Leistungen hoch geblieben sind und sich das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler*innen verbessert hat, tendenziell sicherer fühlen und weniger mit Mobbing und anderen Risiken in ihrer Schule konfrontiert sind.

• Etwa 21 Prozent der Mädchen und 21 Prozent der Jungen in Deutschland sind eigenen Angaben zufolge immer wieder Opfer von Mobbing (OECD-Durchschnitt: 20 Prozent der Mädchen, 21 Prozent der Jungen).

Beteiligung der Eltern am Lernprozess

• Auf Angaben der Schulleitungen basierende PISA-Daten zeigen, dass der Anteil der Eltern, die sich an Schulaktivitäten und am Lernprozess beteiligen, zwischen 2018 und 2022 in vielen Ländern und Volkswirtschaften erheblich zurückgegangen ist. Nicht so in Deutschland: Im Jahr 2022 besuchten 28 Prozent der Schüler*innen in Deutschland Schulen, in denen laut Angaben der Schulleitungen im vorangegangenen Schuljahr mindestens die Hälfte aller Familien auf eigene Initiative (und 46 Prozent auf Initiative des Lehrpersonals) mit einer Lehrkraft über die Fortschritte ihres Kindes gesprochen hat. 2018 lag der entsprechende Anteil bei 30 Prozent (bzw. 50 Prozent).

Schulautonomie

• 41 Prozent der Schüler*innen in Deutschland besuchten eine Schule, in der die Schulleitungen die Hauptverantwortung für die Einstellung von Lehrkräften trugen (OECD-Durchschnitt: 60 Prozent), und 55 Prozent gingen in eine Schule, in der die Lehrkräfte die Hauptverantwortung für die Auswahl der Lehrmittel hatten (OECD-Durchschnitt: 76 Prozent). In vielen leistungsstarken Schulsystemen sind die Schulleitungen bzw. die Lehrkräfte mit diesen Aufgaben betraut.

Wie Schüler*innen das Schulsystem durchlaufen

• Zum Zeitpunkt des PISA-Tests im Jahr 2022 besuchten 47 Prozent der 15-jährigen Schüler*innen in Deutschland die 10. Klasse. In Deutschland gaben 96 Prozent der Schüler*innen an, dass sie mindestens ein Jahr lang eine Vorschule bzw. eine Kita besucht haben (OECD-Durchschnitt: 94 Prozent). Im OECD-Durchschnitt erzielten Schüler*innen, die mindestens ein Jahr lang Vorschulbildung erhalten hatten, im Alter von 15 Jahren bessere Mathematikergebnisse als Schüler*innen ohne oder nur mit weniger als einem Jahr Vorschulbildung.

• Etwa 19 Prozent der Schüler*innen in Deutschland haben laut eigenen Angaben nach dem Eintritt in die Grundschule mindestens einmal eine Klasse wiederholt (OECD-Durchschnitt: 9 Prozent). Klassenwiederholungen sind in leistungsstarken Systemen tendenziell weniger verbreitet.

In Bildung investierte Ressourcen

• Bildungsausgaben hängen nur bis zu einem gewissen Grad mit den Schülerleistungen zusammen. In den Ländern und Volkswirtschaften, deren kumulative Ausgaben je Schüler*in über alle Primar- und Sekundarschuljahre vom 6. bis zum 15. Lebensjahr 2019 unter 75.000 US-Dollar (bezogen auf die Kaufkraftparität, KKP) lagen, gingen höhere Bildungsausgaben mit höheren Punktzahlen im PISA-Mathematiktest einher. Dies war jedoch nicht der Fall in Ländern und Volkswirtschaften, deren kumulative Ausgaben über 75.000 US-Dollar (KKP) lagen. In dieser letztgenannten Gruppe von Ländern und Volkswirtschaften scheint die Art und Weise, wie die finanziellen Mittel eingesetzt werden, für die Leistungen der Schüler*innen wichtiger zu sein als die Höhe der Bildungsinvestitionen. In Deutschland beliefen sich die kumulativen Ausgaben je Schüler*in vom 6. bis zum 15. Lebensjahr – d. h. über zehn Jahre – auf etwa 121.100 USD (KKP).

• In etwa der Hälfte der Länder und Volkswirtschaften mit vergleichbaren Daten berichteten Schulleitungen 2022 häufiger als 2018 von einem Mangel an Lehrkräften. Dies war auch in Deutschland der Fall. 2022 besuchten in Deutschland 73 Prozent der Schüler*innen Schulen, in denen der Unterricht laut Angaben der Schulleitungen durch einen Mangel an Lehrkräften und 25 Prozent durch ungenügend oder schlecht ausgebildete Lehrkräfte beeinträchtigt wurde. 2018 lagen die entsprechenden Anteile bei 57 Prozent bzw. 16 Prozent. In den meisten Ländern und Volkswirtschaften schnitten Schüler*innen, die Schulen besuchten, deren Schulleitungen einen Mangel an Lehrkräften bekundeten, in Mathematik schlechter ab als Schüler*innen in Schulen, deren Schulleitungen einen geringeren oder keinen Lehrkräftemangel meldeten.

• In Deutschland gaben 71 Prozent der Schüler*innen an, dass in ihrem Schulgebäude wegen der Coronakrise mehr als drei Monate lang kein Unterricht stattfand. Im OECD-Durchschnitt erlebten 51 Prozent der Schüler*innen ähnlich lange Schulschließungen. In Bildungssystemen, in denen die Leistungen hoch blieben und sich das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler*innen verbesserte, waren weniger Schüler*innen von längeren Schulschließungen betroffen. News4teachers

Quelle: www.oecd.org/publication/pisa-2022-results/country-notes/germany-1a2cf137/

Hier geht es zu Teil eins der Pisa-Fakten:

Hier geht es zu Teil zwei der Pisa-Fakten:

Pisa-Fakten: Deutsche Schüler aus privilegierten Familien bringen Spitzenleistungen

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ed840
4 Monate zuvor

Beim Thema Einfluss der Klassenwiederholungen auf Punktzahlen könnte man durchaus auch mal einen vergleichenden Blick auf die deutschen Bundesländer werfen. Da dürfte ja die Vergleichbarkeit vermutlich noch höher sein als zwischen unterschiedlichen Staaten. Da würde allerdings auffallen, dass die Bundesländer mit den geringsten Wiederholerraten bei IQB 2022 schlechter und z.T. auch ganz massiv schlechter abschnitten als Bundesländer wo die Quoten der „Sitzenbleiber“ doppelt bis viermal so hoch waren. Deshalb käme ich allerdings nicht auf Idee daraus ableiten zu wollen, dass strengere Regeln beim Sitzenbleiben ein probates Mittel zur Steigerung der Bildungserfolge wäre.

Dejott
4 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Sitzenbleiben ist in den CDU geführten Kultusministerien immer besonders wichtig. In Sachsen wurde das selbst zu Coronazeiten immer wieder betont.
Der pädagogische Nutzen lässt sich allerdings nur aus dem CDU Parteibuch ableiten.
Ich Frage mich immer, welches Bild von Kindern und Jugendlichen in den Köpfen dieser Partei existiert.

Carabas
4 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Klar, damit der Druck auf die Eltern und SuS hoch genug bleibt, sich für die altersngemessenen und erwartbaren Lernziele anstrengen zu müssen.

Wohin das Gegenteil davon führt kann man sehr deutlich in Bremen und mittlerweile auch in Badenwürtemberg beobachten.

Dejott
4 Monate zuvor
Antwortet  Carabas

Dummerweise führt jede pädagogische Untersuchung dazu, dass Sitzenbleiben in der Regel keine gute Idee ist. Und es ist nichtmal die einzige Idee,um Leistungsziele zu erreichen. Diese Vorstellung ist Quatsch.

Walter Hasenbrot
4 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Schauen Sie doch einfach mal über den nationalen Tellerrand.

Dass Sitzenbleiben unökonomisch ist und dem Lernerfolg wenig hilft, ist in der internationalen Forschung unbestritten.

Sinnvoller als Sitzenbleiben wären zum Beispiel Sommerkurse oder andere Möglichkeiten, Schüler gezielt zu fördern. Denn wer in Mathe und Latein schlecht ist, dem nützt es ja nichts, auch in Deutsch und Biologie ein Jahr zu wiederholen.

ed840
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Welche Tellerrand meinen Sie? Die PISA-Studie etwa? Da ist die Liste der Staaten ohne Sitzenbleiben, die bei den PISA-Punktzahlen hinter Bundesländern mit hoher Wiederholerquote liegen,in der Tat ziemlich lang. Ich würde da aber wie gesagt keinen Zusammenhang sehen. Empirische Begründungen gegen Sitzenbleiben sind wohl auch schwierig herzustellen, wenn z.B. Bundesländer mit 1% Quote bei IQB 45 Punkte unter Bundesländern mit 4% liegen. Oder wenn sich Bundesländer mit früher hoher Quote, nach quasi Abschaffung des Sitzenbleibens bei IQB im Vergleich zur benchmark verschlechtert haben. Ich persönlich halte aber auch wenig vom Sitzenbleiben und sehe das als wenig produktiv an. Aber einfach aus PISA-Punktzahlen lässt sich das m.M. eben nicht ableiten.

Walter Hasenbrot
4 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Ich habe nicht von PISA gsprochen, sondern von den Ergebnissen der pädagogischen Forschung.

Lassen Sie mich raten: Sie sind Seiteneinsteiger oder gar keine Lehrkraft. Eigentlich ist das nämlich Grundwissen aus den ersten Semestern.

ed840
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Richtig erkannt, ich bin kein Pädagoge. Deshalb gehe ich bei der Interpreation von Statistiken vermutlich auch anders vor. Zum Beispiel würde ich nicht nur Vergeiche mit einzelnen Ländern ziehen, die gerade in mein persönliches Weltbild passe. . Mir würde nicht einfallen nur solche Länder / Bundesländer als Beweis anzuführen, deren Leistungen nach Abschaffung des Sitzenbleibens etwas unterdurchschnittlich verschlechtert haben und die Länder / Bundesländer auszuparen, die sich trotzdem überdurschnittlich stark verschlechtert haben. Meiner Meinung nach kann man weder aus PISA noch aus IQB da signifikante Zusammenhänge ableiten. Dass ich persönlch auch eher wenig von zwangsweisen Klassenwiederholungen halte, tut dabei m.M. nichts zur Sache.

Carabas
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ist das so? Die Mehrheit der SuS, die Sitzen bleiben müssen sind in allen bzw. vielen Fächern schlecht.

Ist es dann ökonomischer, „Minderleister“ wie an den Gesamtschulen praktiziert, weiterzuschieben und sie dann dort den Lernerfolg der anderen SuS behindern zu lassen?

Lisa
4 Monate zuvor
Antwortet  Carabas

Die Regeln sagen aber nicht aus, dass man in allen Fächern schlecht sein muss. Sondern je nach Bundesland in zwei Fächern eine Fünf. Das kann schnell mal passieren. Oft passiert es auch nicht, wenn Schüler oder Eltern dann um die “ Gnadenvier“ feilschen. Das klappt bei Oberschicht meist ganz gut.

Lehrerin
4 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Aber – bitte nicht vergessen: Falls man in anderen, gleichwertigen Fächern gute oder sehr gute Noten hat, kann man sehr wohl die zwei Fünfer ausgleichen und muss nicht wiederholen. Denn dann wäre es so, dass man die Lücken in zwei Fächern aufholen kann, wenn es sonst läuft – und deshalb ist die Versetzungsordnung so gestrickt.
Häufig sind aber nun diese Ausgleichsmöglichkeiten nicht vorhanden, was bedeutet, dass man eben nicht z. B. „nur wegen 5 in Latein und in Geschichte“ hängen bleibt, sondern auch weil die Leistungen in vielen anderen Fächern generell sehr mäßig sind. Dann ist ein Wiederholen der Klasse sehr oft sinnvoll und bringt die besseren Grundlagen für den weiteren Verlauf der Schullaufbahn. Ich hatte eine ganze Reihe von Schülern, die danach gut weiter gekommen sind. Manchmal kann oder sollte man sich auch Gedanken machen, ob die Schulwahl die richtige war…

Dejott
4 Monate zuvor
Antwortet  Carabas

Und Sie meinen, das Lernumfeld und der Lernerfolg wird in der nächsten Klasse weniger gestört?

A.J. Wiedenhammer
4 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Also lieber möglichst schnell durch die Schule schleusen und dann weg…?

Teacher Andi
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Na, dann bringen Sie mal die Leistungsverweigerer in Sommerkurse, viel Spaß!
Man kann es auch so sehen: eine Klasse wiederholen bringt denen, die wollen. oft Vorteile: andere Lehrer, andere Klassenkonstellation. Wenn sie Deutsch und Bio schon können, dann könnten sie sich auf die relevanten Fächer konzentrieren und haben doch ein Erfolgserlebnis in den anderen Fächern. was ja auch zu vermehrter Lernmotivation führt.

Unfassbar
4 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Daraus folgt, dass es überwiegend wegen der Arbeitshaltung scheitert.

Grillsportler
4 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ist auch meine Wahrnehmung!

Keksmonster
4 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Leider sind die in Ihrem Zitat benannten Studien zum Lernerfolg von Wiederholern auch im zitierten Artikel von Frau Vock weder benannt noch verlinkt.
Aus der eigenen Erfahrung heraus:
Es gibt viele Gründe, warum SuS die für eine Versetzung erforderlichen Kenntnisse nicht erworben haben: Krankheit, persönliche Probleme, Trennung der Eltern, Desinteresse, Lehrermangel,… Je nach Grund sollte (und wird meines Wissens auch, da es Ausnahmeregelungen gibt) über die Versetzung entschieden werden. Ich habe jedoch meine Zweifel, dass ein Schüler, der die zur Versetzung notwendigen Kenntnisse z.B. im Fach Mathematik nicht erworben hat, dem auf Basis dieses Wissens gestaltetem Unterricht im Folgejahr
folgen kann. Meiner Erfahrung nach summieren sich bis auf wenige Ausnahmefälle die Lücken und frustrieren die Schüler. Natürlich ist eine begleitende Förderung beim Auftreten von Wissenslücken sinnvoll, jedoch sollte diese nicht erst erfolgen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Die Frage ist wie immer: Wer bezahlts? Wer machts?

Rüdiger Vehrenkamp
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Als ob Schüler echtes Interesse an Sommerkursen hätten. In der Coronazeit wurden Kurse in den Sommerferien an Schulen in BW angeboten. Die Nachfrage ging zumindest an der Realschule meiner Kinder gegen null.

Walter Hasenbrot
4 Monate zuvor

Die Schüler haben auch kein Interesse am Unterricht und gehen in der Regel trotzdem hin.

Die Sommerkurse (oder Herbstkurse oder Osterkurse oder zusätzlicher) Nachmittagsunterricht) wären natürlich verpflichtend und würden unter die Schulpflicht fallen.

A.J. Wiedenhammer
4 Monate zuvor

Ja, diese Kurse wurden bei uns (NRW) auch quasi nicht abgerufen.

SchadeMarmelade
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Es ist Unökonomisch. Da sprechen sie die Wahrheit aus. Die EINZIGE Wahrheit.
Daher haben viele Bundesländer „Sitzenbleiben“ abgeschafft, „Inklusion“ eingeführt und nur in Dinge „investiert“ die Geld sparen.
Ansonsten produziert nicht „Sitzenbleiben“ ohne Ende SchülerInnen die sich selbst komplett aufgegeben haben. Es besteht für sie Keim Grund sich anzustrengen. Es sei denn sie haben das Glück jemanden zu haben der sie motiviert.
An meiner Schule mit Sozialindex 1 sind es pro Jahrgang ca. 20 Schülerinnen die seit der fünften Klasse mit einem „Hauptschul“ 6er Zeugnis weitergereicht werden. Und da Schule ja ein Recht ist haben diese SchülerInnen ca. 10 bis 15 Klassenkonferenzen hinter sich ohne irgendwelche Konqeuquenzen.
Diese SchülerInnen zerstören das Lernumfeld, machen Lehrer und Mitschüler krank und die Schule als Institution ist absolut machtlos.

Walter Hasenbrot
4 Monate zuvor
Antwortet  SchadeMarmelade

Hamburg hat das Sitzenbleiben abgeschaft und schneidet in Lernstudien gut ab.

ed840
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Und was soll uns das sagen? Bayern hat bundesweit die höchsten Wiederholerquoten, mehr als doppelt so hoch wie in Hamburg. Hamburg lag bei IQB-2022-Lesen aber nicht nur deutlich hinter Bayern, der Abstand hat sich auch noch weiter vergrößert. Ich käme aber jetzt nicht auf die Idee, da hohe Kausalitäten zu vermuten.

DerDip
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ich weiß nicht wie es in anderen Bundesländern aussieht. Aber in NRW war es in den vergangenen Jahren sehr schwierig die Einschulung des eigenen Kindes um eine Jahr nach hinten zu verschieben, auch wenn man bei dem Kind in gewissen Aspekte wohl noch lieber ein Jahr gewartet hätte. Eine vorgezogene Einschulung war hingegen sehr oft möglich (bei meiner Tochter und anderen Kindern haben sogar die Erzieher der Kita darauf gedrängt, wir haben uns aber dagegen entschieden).
Gleichzeitig erfolgt eine Wiederholung der ersten oder zweiten Klasse in der Grundschule meines Erachtens sehr häufig. Es wäre Interessant zu wissen, wie die anderen Länder in solchen Fällen umgehen. In welchem Alter erfolgt die Einschulung dort. Wie einfach ist es ein Kind erster später als normal einzuschicken usw. Erst wennan dies alles zusammen betrachtet, lassen sich die Wiederholung von Klassen richtig bewerten.

Walter Hasenbrot
4 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

In Deutschland gilt die Schulpflicht. Es ist richtig, dass Eltern Ihre Kinder nicht einfach zuhause lassen dürfen.

Sinnvoll wäre die Einführung verpflichtender Vorschulen, die es in vielen Ländern ja schon gibt.

Riesenzwerg
4 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ich hätte keine Probleme damit, dass die bereits „bestandenen“ Fächer anerkannt werden und – wie im Kurssystem – nur die „Durchfallfächer“ wiederholt werden müssen.

Restzeit – Praktikum.

Dil Uhlenspiegel
4 Monate zuvor

Jeder 5te der 15-Jährigen … ha, das ist einfach, ich hab nämlich extra viel PISA-Training gemacht. Da muss man einfach rechnen: 1/5 x 15 = 1/1 x 3/1 = 1 x 3. Tataaaa! Also blieben in Deutschland immer 3 Einjährigen sitzen, da sie bis dahin noch nicht laufen gelernt hatten oder alternativ auch 1 Dreiender. Waidmannsheil, PISA!

vhh
4 Monate zuvor

PISA = program for international student assessment, Initiator ist die OECD, ein Ziel u.a. ‚Entwicklung von Humankapital‘ (Wikipedia), das sollte man vielleicht bei der Bewertung im Sinn haben.
‚In leistungsstarken Schulsystemen‘ – welche sind das? Diejenigen mit besseren Werten der Schüler? Oder diejenigen, die mit wenig finanziellem Aufwand relativ gesehen gute Ergebnisse erreichen? Mir fällt auf, dass neben vielen Zahlen einige Aussagen auch ganz ohne konkrete Zahlenbelege bleiben (Die Daten aus PISA 2022 zeigen, dass sich Schüler*innen in Bildungssystemen, in denen die Leistungen hoch geblieben sind und sich das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler*innen verbessert hat, tendenziell sicherer fühlen und weniger mit Mobbing und anderen Risiken in ihrer Schule konfrontiert sind.) – hoch geblieben, verbessert hat, tendenziell, das sind seltsam unklare Formulierungen in einem Text, der so viele Zahlen anführt.
Was soll jetzt passieren? Aus allen Ländern Versatzstücke für ein ‚leistungsstarkes Schulsystem‘ zusammen suchen? Mehr ausgebildete Lehrkräfte – woher? Individuelle Förderung statt Klassenwiederholung – prima, her mit dem Personal. Schulleiter verantworten häufiger die Neueinstellung – sorry, war da nicht etwas mit Personalmangel?
Weniger Außenseiter, mehr Elterninteresse, Anteil Vorschule und Kita normal – trotzdem in Mathe schwach, vielleicht nicht genug Förderung in der Kita, vielleicht nur (Not)betreuung? Kein Problem, mehr Kitas und mehr Fachpersonal – ach so, Personalmangel, geht nicht, ärgerlich, da müssen die Mitarbeiter aber mehr tun…
Jeder, der in den Erziehungsbereich geht, möchte die Entwicklung der anvertrauten Kinder fördern. Was findet er vor? Immer mehr ‚Sonstiges‘, Effizienz als erstes Kriterium. Ist ausgerechnet eine OECD-initiierte Studie geeignet und offen genug, das als Kernproblem zu benennen?

Mo3
4 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Immerhin versucht man es in Deutschland anscheinend mit möglichst geringem Mitteleinsatz ein Schulsystem zu unterhalten oder die Mittel sind einfach fehlgeleitet oder das Problem ist hausgemacht, wenn man sich den allgemeinen Personalmangel im Schulsystem anschaut. Wenn man das auf die Spitze treibt, um das vorhandene Schulsystem als unzureichend erscheinen zu lassen (Entwicklungsbedarf gibt natülich es immer), nur um ideologisch einen Komplettumbau voranzutreiben, sind wir auf einem guten Weg. Ob das Ergebnis am Ende stimmt, mag aber bezweifelt werden, wenn das Grundproblem (= Personalmangel) nicht behoben wird. Und dann kann man sich wieder die Frage stellen, ob das bishereige gewachsene Schulsystem mit mehr personellen Ressourcen nicht auch leistungsfähiger sein könnte.

Teacher Andi
4 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Es bleibt noch zu erwähnen, dass unsere „laissez faire“ und „fördern statt fordern“ Bildungspolitik eventuell auch zu den Zuständen beigetragen hat.,

Horst Költze
4 Monate zuvor
Antwortet  vhh

 
„PISA = program for international student assessment, Initiator ist die OECD, ein Ziel u.a. ‚Entwicklung von Humankapital‘ (Wikipedia), das sollte man vielleicht bei der Bewertung im Sinn haben.“
Dieser Aspekt „Initiator ist die OECD“ ist fundamental. Seit PISA gilt als Benchmark für Bildung der PISA-Indikator. Der PISA-Indikator hat mit Menschenbildung nichts zu tun. PISA-Bildung ist Funktionärsbildung. PISA-Kompetenzen sind die sog.  „Sekundärtugenden“, verwendbar in allen Systemen, ob Krankenhaus oder KZ.
Diese Bildungs-Zusammenhänge sind seit dem PISA-Schock immer wieder diskutiert. Trotzdem gilt der von der OECD willkürlich als absolut gesetzte PISA-Maßstab als oberstes Bildungsziel, und 86 Staaten laufen blind wie die Lemminge diesem Ziel hinterher.
ABER es gibt die ANDERE ANTWORT auf PISA in drei Sprachen: DU und dein Schulkind – YOU and your schoolchild – TU e Il Tuo Alunno.
VERURSACHER des deutschen PISA-Desasters sind nicht die Kultusminister:Innen, die Lehrer:Innen, die Migranten, sondern …
 
 

Mo3
4 Monate zuvor

Zählt das Wiederholen in den ersten beiden Schuljahren auch schon dazu? Wenn Kinder aufgrund einer starren Stichtagsregelung eingeschult werden, obwohl sie teilweise noch besser im Kindergarten aufgehoben wären und attestiert nicht schulreif sind – kein Wunder … irgendwann kommt dann oft früher oder später der Zeitpunkt, an dem man das Tempo herausnehmen muss, und eine Extrarunde dreht, was dann durchaus im Sinne der Kinder sein kann.
Dann die vielen Kinder, die es – trotz anderslautender Empfehlung – einfach mal am Gymnasium versuchen …

Bei uns gibt es teilweise die Situation, dass man am Ende der Orientierungsstufe (6. Klasse) die Schule wechseln kann – danach ist ein Wechsel vom Gymnasium auf die Gesamtschule bis zum Ende der 10. Klasse aber kaum mehr möglich, da die Gesamtschule organisatorisch keine Schüler mehr aufnehmen kann oder will. D.h. die Schüler müssen zwangsläufig am Gymnsium die Klasse wiederholen, obwohl ein Wechsel auf die Gesamtschule auch eine Lösung ohne Wiederholung gewesen wäre.

Dagegen spricht, dass es an Gesamtschulen (in NRW) bis Ende der 9. Klasse keine Versetzungen gibt – es muss dort also niemand wiederholen oder es hat sich bis dahin soviel Versäumnis angehäuft, dass es dann nicht mehr anders geht.

An integrierten Schulsystemen im Ausland kann man vielleicht besser gegensteuern, weil Schüler innerschulisch in leistungsgerechte Kurse eingeteilt werden und sind dann am Ende daraus ergibt, welchen Schulabschluss man erwirbt. Das ist in Deutschland im mehrgliedrigen System natürlich anders, weil man die Anforderungen der Schule erfüllen muss um den entsprechenden Abschluss zu erlangen. Man sollte bei dieser Betrachtung aber auch nicht außer Acht lassen, an welchen Schulformen die Schüler insgesamt leistungsfähiger sind und die besseren Ergebnisse erzielen.

A.J. Wiedenhammer
4 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

„dass es an Gesamtschulen (in NRW) bis Ende der 9. Klasse keine Versetzungen gibt – es muss dort also niemand wiederholen oder es hat sich bis dahin soviel Versäumnis angehäuft, dass es dann nicht mehr anders geht.

So ist es, und ich kann anmerken, dass die Bereitsschaft, einen Schüler im letzten Jahr sitzenbleiben zu lassen, eher verhalten ist, sowohl von Schul-, als auch von Lehrerseite. Einerseits sind solche Schüler meist sehr anstrengend (nett ausgedrückt ) und zumindest arbeitsintensiv, und besonders die Lehrer sehen in einem so späten Wiederholen auch keinen großen Mehrwert mehr.
Dann lieber schnell durch damit und tschüss.
Ein Jahr weniger Schule ist auch billiger. Und auch Schüler und Eltern finden das Nicht-Sitzenbleiben-Können meist nett.

Was ein Schüler am Ender seiner Schulzeit kann, scheint tatsächlich nebensächlich zu sein.

Rüdiger Vehrenkamp
4 Monate zuvor

Mich würde interessieren, was die Gründe des Sitzenbleibens sind. Was ich sehe: Meist steckt dahinter nicht zwingend mangelndes Wissen, sondern Faulheit und fehlendes Engagement.

An Gemeinschaftsschulen in BW wurde das Sitzenbleiben abgeschafft, dennoch schneiden diese in Vergleichsarbeiten im Vergleich zu Real- und Werkrealschulen oder gar Gymnasien am schlechtesten ab. Die Frage ist: Wie möchte man Schülerinnen und Schüler mit schlechten oder keinen Abschlüssen an die Betriebe vermitteln? Ich sehe im Sitzenbleiben eine der wenigen Chancen seitens der Schulen, überhaupt noch einen gewissen Druck aufzubauen. Wobei: Auch an der Realschule gibts kein echtes Sitzenbleiben mehr, das Kind wechselt dann die Niveaustufe und rückt in die nächste Klasse auf.

RSDWeng
4 Monate zuvor

In Bayern gibt es, um das Wiederholen zu verhindern, die Möglichkeit, schlechte Noten mit guten in anderen Fächern auszugleichen oder am Anfang des neuen Schuljahres eine Nachprüfung abzulegen. Wer dann noch wiederholen muss, ist an der falschen Schulform wegen Überforderung oder schlicht und einfach unglaublich faul. Es kann auch sein, dass solche Schüler einfach dumm sind.
Die Edelpädagogen werden jetzt wegen meiner aufrichtigen Ausdrucksweise aufheulen. Früher gab es doch auch dumme Schüler. Warum sollen sie denn jetzt verschwunden sein?