Pisa-Fakten: Deutsche Schüler aus privilegierten Familien bringen Spitzenleistungen

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BERLIN. Die Pisa-Studie hat einmal mehr gehörig für Wirbel in Deutschland gesorgt. Was lässt sich daraus ableiten? Der bildungspolitische Streit darüber wird die nächsten Monate prägen. Umso wichtiger erscheint es zu wissen, was wirklich erhoben wurde und welche Schlussfolgerungen sich direkt daraus ziehen lassen. Wir dokumentieren die wichtigsten Ergebnisse – Teil zwei.

Bildungssysteme unter dem Mikroskop: Pisa legt erstaunliche Details offen (Symbolbild). Foto: Shutterstock

Sozioökonomisches Leistungsgefälle

  • In Deutschland zählten 31 % der Schüler*innen (der größte Anteil) zum obersten internationalen Quintil der sozioökonomischen Skala, d. h., sie gehörten zu den privilegiertesten Schüler*innen, die 2022 an den PISA-Tests teilnahmen. Ihre durchschnittliche Punktzahl in Mathematik betrug 534 Punkte. Dies ist einer der höchsten Werte für Schüler*innen mit ähnlichem sozioökonomischem Hintergrund.
  • In Deutschland lagen die Mathematikleistungen der sozioökonomisch begünstigten Schüler*innen (der obersten 25 % bezogen auf den sozioökonomischen Status) um 111 Punkte über denen der benachteiligten Schüler*innen (der untersten 25 %). Damit war der Abstand zwischen diesen beiden Gruppen größer als im OECD-Durchschnitt (93 Punkte).
  • Etwa 10 % der sozioökonomisch benachteiligten Schüler*innen in Deutschland platzierten sich im obersten Quartil der Leistungsverteilung. Diese Schüler*innen können als im schulischen Bereich resilient betrachtet werden, weil sie trotz ihrer sozioökonomischen Benachteiligung Spitzenleistungen im Vergleich zu den anderen Schüler*innen ihres Landes erzielt haben.

Geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede

  • In Deutschland erzielten die Jungen in Mathematik 11 Punkte mehr als die Mädchen, während die Mädchen im Bereich Lesekompetenz um 19 Punkte besser abschnitten. Insgesamt erbrachten die Jungen in 40 Ländern und Volkswirtschaften, die Mädchen in 17 bessere Leistungen im Bereich Mathematik. In Lesekompetenz hatten die Mädchen im Durchschnitt in allen außer zwei Ländern bzw. Volkswirtschaften, die an PISA 2022 teilnahmen (79 von 81), einen Leistungsvorsprung.
  • In Deutschland war der Anteil der leistungsschwachen Jungen (28 %) und Mädchen (31 %) in Mathematik ähnlich hoch; in Lesekompetenz ist der Anteil der Jungen aber höher (22 % der Mädchen und 29 % der Jungen erfüllten die Anforderungen von Stufe 2 in diesem Kompetenzbereich nicht). Was die besonders leistungsstarken Schüler*innen betrifft, so ist der Anteil in Mathematik unter den Jungen (10 %) höher als unter den Mädchen (7 %); im Bereich Lesekompetenz ist der Anteil jedoch unter den Mädchen höher (9 % der Mädchen und 7 % der Jungen erreichten Stufe 5 oder 6 in diesem Kompetenzbereich).
  • Zwischen 2012 und 2022 schwächten sich die Mathematikleistungen unter den Jungen und Mädchen in Deutschland gleichermaßen ab.

Migrationshintergrund und Schülerleistungen

  • Von Schüler*innen mit Migrationshintergrund wird gesprochen, wenn kein Elternteil in dem Land bzw. der Volkswirtschaft geboren ist, in dem/der die Schüler*innen an den PISA-Tests teilgenommen haben. Bei den Schüler*innen mit Migrationshintergrund kann zwischen erster und zweiter Generation unterschieden werden. Als „erste Generation“ gelten Schüler*innen, die ebenso wie ihre Eltern außerhalb des Erhebungslandes geboren sind. Als „zweite Generation“ gelten Schüler*innen, die im Erhebungsland geboren sind, deren Eltern jedoch außerhalb des Erhebungslandes geboren sind.
  • Der Anteil der Schüler*innen mit Migrationshintergrund betrug in Deutschland im Jahr 2022 26 % (im Vergleich zu 13 % im Jahr 2012). Bei 9 % der 15-jährigen Schüler*innen handelte es sich 2022 um Schüler*innen mit Migrationshintergrund der ersten Generation, d. h., sie wurden in einem anderen Land bzw. einer anderen Volkswirtschaft geboren, und ihre Familien sind erst in den letzten Jahren nach Deutschland gezogen. Von diesen Schüler*innen der ersten Generation sind 19 % eingereist, als sie nicht älter als 5 Jahre waren; 20 % sind erst nach Vollendung des 12. Lebensjahres nach Deutschland gekommen und haben somit die Grundschulzeit in einemanderen Bildungssystem abgeschlossen.
  • Schüler*innen mit Migrationshintergrund weisen in Deutschland in der Regel ein ungünstigeres sozioökonomisches Profil auf als Schüler*innen ohne Migrationshintergrund. 25 % aller Schüler*innen gelten als sozioökonomisch benachteiligt, unter Schüler*innen mit Migrationshintergrund liegt der entsprechende Anteil indessen bei 42 %. Etwa 63 % der zugewanderten Schüler*innen (und 5 % aller übrigen Schüler*innen) gaben an, dass sie zu Hause meist eine andere Sprache sprechen als die, in der sie die PISA-Tests absolviert hatten.
  • In Mathematik haben Schüler*innen ohne Migrationshintergrund im Durchschnitt einen Leistungsvorsprung von 59 Punkten gegenüber Schüler*innen mit Migrationshintergrund, was einer signifikanten Differenz entspricht. Wird dem sozioökonomischen Profil der Schüler*innen Rechnung getragen, ist ein signifikanter Leistungsvorsprung der Schüler*innen ohne Migrationshintergrund von 32 Punkten festzustellen.
  • Im Bereich Lesekompetenz beträgt der durchschnittliche Leistungsvorsprung der Schüler*innen ohne Migrationshintergrund gegenüber den Schüler*innen mit Migrationshintergrund 67 Punkte – eine signifikante Differenz. Nach Berücksichtigung des sozioökonomischen Profils der Schüler*innen ist ein signifikanter Leistungsvorsprung der Schüler*innen ohne Migrationshintergrund von 40 Punkten zu beobachten. News4teachers

Quelle: www.oecd.org/publication/pisa-2022-results/country-notes/germany-1a2cf137/

Hier geht es zu Teil drei der Pisa-Fakten.

Hier geht es zu Teil eins der Pisa-Fakten:

Pisa-Fakten: Fast 40 Prozent der Schüler hören ihren Mathe-Lehrkräften nicht zu

Hier geht es zu Teil drei der Pisa-Fakten:

Pisa-Fakten: Jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland ist schon mal sitzengeblieben (deutlich mehr als in erfolgreichen Bildungssystemen)

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Müllerin
11 Monate zuvor

Zu den Pisa-Fakten gehört aber auch folgendes Zitat aus Kapitel 6:
“Mädchen erreichen in fast allen OECD-Staaten signifikant höhere Mittelwerte in der Lesekompetenz als Jungen. … Im OECD-Durchschnitt liegt der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen bei 24 Punkten. Die Spannbreite der Geschlechterdifferenz reicht von 3 Punkten in Costa Rica bis hin zu 45 Punkten in Finnland.”
War Finnland nicht immer das große Vorbild?

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Müllerin

Ich würde mich sehr wundern (und freuen), wenn es hierzu inhaltliche Reaktionen gäbe.

ed840
11 Monate zuvor
Antwortet  Müllerin

Dass in Ländern wie Finnland oder Schweden die Disparitäten zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund höher waren als DE konnte man schon ab PISA 2015 beobachten. Das wurde aber in den Medien so gut wie nie erwähnt. Bei PISA 2022 haben übrigens beide Gruppen in Finnland z.B. in Mathematik schlechter abgeschnitten als in DE-gesamt. Aber auch das wird in den Medien nicht thematisiert.

Lehrwerker
11 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Es gab schon 2017 einen FAZ-Bericht zum Thema, der anhand einer Untersuchung von Gabriel Heller-Sahlgren (Real Finnish Lessons. The True Story of an Education Superpower. Centre for Policy Studies, London 2015) darlegt, dass die positiven Ergebnisse Finnlands in den ersten PISA-Studien womöglich noch auf den zentralisierten Drillunterricht zurückzuführen waren – und der Abstieg danach entsprechend vom Umstieg auf den vielgelobten konkurrenzfreien Selbstlernunterricht. Demnach hätten die Spätfolgen des 60er-Jahre-Unterrichts die Grundlage für die guten Ergebnisse gelegt, seine Abschaffung dann die Leistung vermindert. Wenn man sich vorstellt, wie lange politisch-methodische Kopfgeburten von der Planung in die Schule brauchen, ist das ein nicht unplausibler Ansatz…

Leider hinter Bezahlschranke:
https://m.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/warum-der-finnische-pisa-erfolg-nichts-mit-dem-gesamtschulsystem-zu-tun-hat-15035526.html

Lisa
11 Monate zuvor
Antwortet  Müllerin

In der spanischen Welt beispielsweise geht kein Mensch davon aus, dass Mädchen schlechter in Mathe sind als Jungen, und Informatikerin ist eher ein Frauenberuf. Das Vorurteil existiert aber in Deutschland, und zwar überraschenderweise von Lehrer – Eltern und Schülerseite.
Ich glaube, dass der Aufstiegswille und die Formung einer neuen Mittelschicht in der Dritten Welt eine Rolle spielen. Junge Frauen haben mir gesagt, dass sie beispielsweise lieber Philosophie studiert hätten, aber dann doch Informatik wählten – weil sie müssten von etwas leben. In den gutsituierten Volkswirtschaften fühlen viele diesen Druck nicht und wählen oft soziokulturelle Fächer. Es scheint aber wirklich eine Interessendivergenz zwischen den Geschlechtern zu geben. Das deckt sich mit dem, was mir unser Handwerksmeister erzählte: Wenn sich eine junge Frau bewirbt, ist sie auch interessiert und motiviert, nur gute Erfahrungen.
Tatsächlich finde ich diese Analyse der Studie sehr interessant. Das zehn Prozent der sozioökonomisch Benachteiligten dennoch an der Leistungsspitze sind, deckt sich mit den Zahlen von Arbeiterkind e. V. Sie brauchen Unterstützung und Solidarität. Stattdessen wurde das Schülerbafög gestrichen.

Wutbürger
11 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Ich glaube, dass der Aufstiegswille und die Formung einer neuen Mittelschicht in der Dritten Welt eine Rolle spielen. Junge Frauen haben mir gesagt, dass sie beispielsweise lieber Philosophie studiert hätten, aber dann doch Informatik wählten – weil sie müssten von etwas leben. In den gutsituierten Volkswirtschaften fühlen viele diesen Druck nicht und wählen oft soziokulturelle Fächer. Es scheint aber wirklich eine Interessendivergenz zwischen den Geschlechtern zu geben.”

Für diesen Effekt gibt es sogar einen Begriff: das norwegische Geschlechterparadoxon und geht auf die Dokumentationsreihe “Hjernevask” von Harald Eia aus dem Jahr 2010 zurück.

Rainer Zufall
11 Monate zuvor

Also das Gleiche wie immer.
Schätze, die KMK wird nichts am System/ den Systemen ändern

moi aussi
11 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wieso und wie auch? Die Vergangenheit hat doch gezeigt: Veränderungen sind in den wenigsten Fällen nach aktueller Forschung erfolgt und was dann noch sinnstiftend übrig geblieben wäre, wurde von den jeweiligen Finanzministerien zusammengestrichen.

Silke
11 Monate zuvor

Siebte (!) Klasse, Realschule Bayern. Geschichtslehrerin: “Macht jeweils zu zweit eine PPP über die Reichsstadt x”. Als Hausaufgabe. Kriterienkatalog scheint direkt dem Lehrerseminar entnommen: die Ästhetik der PPP wird mit bewertet, ebenso, dass Quellen korrekt zitiert werden. Abzugeben eine Woche später, sonst 6. — Problem: Die Kinder haben weder PPP, noch, das versteht sich, wissenschaftliche Arbeiten gelernt. Die Lehrerin: “PPP hättet ihr in der Sechsten lernen sollen. Naja, müsst ihr es eben jetzt selbst lernen.”

Meine Tochter hat kein Problem, ihre Mutter ist Wissenschaftlerin. Die macht das natürlich comme il faut und nutzt das Wochenende für ein Tutorial in PPP und ‘wie man seine Quellen angibt’. — Ein Klassenkamerad wird von einem anderen Schüler wird gefragt, ob er seine PPP schon erstellt hat. Er wiederum sagt: “Keine Ahnung, ich weiß nicht, wie weit meine Mutter schon ist.”

Ich habe bei so etwas eine unglaubliche Wut im Bauch. Was macht denn ein ‘Murat’, dessen Vater Taxifahrer und dessen Mutter Putzfrau ist? – Was macht ‘Chantal’, deren Eltern vielleicht gar kein Microsoft für 160 Euro/Jahr kaufen können (PPP ist MS Office)?

Auf diese Gedanken kommt hier keiner – stattdessen jammert man über die böse PISA Kommission, die bescheinigt hat, in keinem anderen OECD Land sei der Lernerfolg von Schülern so sehr vom Elternhaus abhängig wie in Deutschland. Und wie man an unzähligen Beispielen wie diesen sehen kann – es ist nicht immer DAS SYSTEM, welches furchtbar ist, sondern auch eine ganze Reihe von Menschen darin, die es ganz leicht anders machen könnten.

ed840
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

Kann denn eine Lehrkraft ihren Schülern überhaupt rechtswirksam vorschreiben, dass sie privat die gleiche Software nutzen müssen wie in der Schule? Vor allem wenn es sich um bezahlpflichtige Software handelt, die ggf. nicht den deutschen Datenschutzbestimmungen entspricht?

dickebank
11 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Eine PPP (Kraftpunktvorstellung) ist eine Präsentationsform. Zur Erstellung einer PPP kann man aber diverse Programme nutzen. Sichergestellt werden muss hingegen nur, dass die PPP, die im Home-office erstellt worden ist, sich auch mit den in der Schule zur Verfügung stehenden IT-Resourcen abspielen lässt.

Schade
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

Ja, solche Situation kenne ich aus dem Gymnasium meiner Kinder auch. Und es war kein Einzelfall, sondern ist mindestens ein Dutzend mal vorgekommen, in verschiedenen Fächern, bei verschiedenen Lehrern.

Weder mein Mann noch ich kennen uns übrigens mit PPP aus, insofern braucht man nicht zu glauben, dass ein hoher Bildungsabschluss der Eltern ein unbedingter Garant für eine häusliche Hilfestellung ist.

Allein die Ignoranz der Lehrkräfte ist aber hier auch nicht Schuld. Die Lehrpläne schreiben vor, dass “so etwas” von den Schülern zu leisten ist. Natürlich OHNE dass für das Erlernen von PPP oder wissenschaftlichem Arbeiten irgendwo Zeit im Lehrplan eingeplant ist, OHNE dass es einen funktionierenden Computerraum gibt, weder für den Unterricht mit der ganzen Klasse noch zur Verfügung im Nachmittagsbereich für einzelne Schüler, OHNE dass Tablets für die Kinder zur Verfügung gestellt werden, OHNE dass die Lehrkräfte zur Vermittlung dieser Fähigkeiten ausgebildet werden (ich hatte ganz und gar nicht das Gefühl, dass die jeweiligen Bio-, Geschichts- und Erdkundelehrer alle fit mit PPP wären), OHNE dass es einen IT-Fachmann o.ä. an der Schule gäbe, den man ansprechen könnte, wenn man sich die ganzen Tabellen “zerschossen” hat oder nicht weiß, wie man richtig formatiert.

Letztendlich ist es also wieder eine Ressourcenfrage. Und wenn man strikt darauf bestehen würde, dass nur mit den tatsächlich zur Verfügung stehenden Ressourcen gearbeitet wird, dann würden bis heute vermutlich auch Oberstufenschüler im Unterricht Plakate für ihre Präsentationen malen. Ob das nun besser ist?

Hans Malz
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

So etwas geht gar nicht. Würde es an unserer Schule auch so nicht geben. Aber einige Kollegen agieren da sehr gedankenlos. Sie als Mutter haben aber durchaus das Recht zur Beschwerde. Nur so ändert sich was.
Bei uns gibt es übrigens im Schnitt so 15-20 “Murats”.

Lisa
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

Sowas kenne ich auch. Lehrerin verlangt von den Kindern, Blätter von ganz bestimmten Gartenpflanzen zu pressen. Die meisten haben keinen Garten. Und keine dicken Bücher zu pressen. Und keinen Platz. In der Wohnung, dass das eine Woche da herumsteht. Und im Park lagen Spritzen zwischen den Blumenbeeten. Ich habe schließlich ein Krankenhaus mit Grünanlage gefunden. Und im Klassenzimmer haben wir Atlanten. Wer die Pflanzen aber nicht komplett hatte, bekam eine schlechte Biologienote.
Und es gab Eltern, die über die Aufgabe ganz begeistert waren.

447
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

Mein “Murat” (der anders heisst, aber nur um ihr Beispiel aufzugreifen) fragt besorgt seine Lehrerdrohne 447: Sie haben kein PPT zu Hause und es ist Rahmadan. (ist schon bisserl her)

Diese Bildungsdrohne sagt dann: Lade Dir LibreOffice legal herunter, ich schicke Dir Verweise dazu. Religion ist Privatsache und wenn seine Eltern das nicht verstehen, sollen sie sich gerne bei mir melden – das kann aber nicht wirklich ein Grund sein. Ein Tutorial schicke ich ihm auch gerne zu – falls er mehr Zeit braucht kriegt er die, es ist aber seine Aufgabe das von sich aus mit mir zu klären.

“Murat” macht ganz normal seine PPT und hat (wie auch schon das Jahr zuvor) eine gute Note bei mir – weil seine Familie zwar vielleicht arm und muslimisch ist, aber ES SCHAFFEN WILL.

Woher weiß ich wohl, dass mein “Murat” es schaffen wird?

Micky
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

Murat und Chantal sind gewohnt, sich selbst zu helfen und kriegen viel mit. Sie nutzen slidesGPT und lachen sich über die Geschichtslehrerin, die Mitschüler und deren Helikoptermütter schlapp.

Unfassbar
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

Des gibt Open office…

In der Sache finde ich das gewählte Vorgehen aber auch nicht gut in einer siebten Klasse. An meiner Schule kann ich das Erstellen von PPP ab Klasse 8 aber voraussetzen. Zu viel Schnickschnack führt bei mir aber zu Punktabzug.

Wutbürger
11 Monate zuvor
Antwortet  Silke

“Ich habe bei so etwas eine unglaubliche Wut im Bauch. Was macht denn ein ‚Murat‘, dessen Vater Taxifahrer und dessen Mutter Putzfrau ist? – Was macht ‚Chantal‘, deren Eltern vielleicht gar kein Microsoft für 160 Euro/Jahr kaufen können (PPP ist MS Office)?”

Was ist PPP? PowerPointPräsentation?

1 Genau das Gleiche, wie bei deutschen Kindern. Es gibt Murats Vater, der kein Interesse an Bildung hat und Taxi fährt, und dann wird auch Murat höchstwahrscheinlich kein Interesse haben oder aber Murats Vater, der Interesse an Bildung hat und Taxi fährt (vielleicht wie es bei mir in der Familie war: trotz deutschem Uni-Abschluss), wird das auch an seine Kinder übertragen und fördern. Das ist aber nicht nur ein Problem von Murats, sondern auch von Erwins. Nur warum nehmen Sie den Namen Murat als Beispiel? Die Erwins dürften zum größten Teil nicht einmal einen Vater haben, sondern bei einer alleinerziehenden Mutter aufwachsen – hat er es damit etwa einfacher?
Halten Sie Migranten generell für dümmer oder sind Sie gleichgültig gegenüber der Benachteiligung der Erwins?

2 Niemand muss mit MS Office arbeiten, schon gar nicht in der Schule, und schon gar nicht für 160,- €/Jahr. Da gibt es Lösungen wie LibreOffice oder OnlyOffice und die kosten 0 Euro/lebenslang.

Karl Heinz
11 Monate zuvor

Da gab es doch mal das Buch “Mythos Bildung”
Da stand genau das drin

Marielle
11 Monate zuvor

Also doch: die Eltern haben Schuld!
Ein bitteres Armutszeugnis für unser Schul- und Buldungssystem.

Hmm...
11 Monate zuvor

“Schüler aus privilegierten Familien bringen Spitzenleistungen”
Gibt es dabei Unterschiede zwischen den Ergebnissen priviligierter Schüler an

  • Privatschulen (mit kleineren Klassen und mehr individueller Förderung)
  • staatlichen Gymnasien
  • Gemeinschaftsschulen/Gesamtschulen
  • anderen Schulformen?

Das würde mich interessieren.

Wissenspflaster
11 Monate zuvor
Antwortet  Hmm...

Privilligierte und bildungsaffine Eltern erklären ihren Kindern nachmittags, Abend, am Wochenende, in den Ferien die Welt.
Wir brauchen dazu keine kleineren Klassen, da wir privat und direkt die Defizite der Schule ausgleichen.
Ja Gedichtanalyse oder Kurvendiskussion am Abendbrottisch, weil man es eben noch drauf hat und wir vermittel noch Spaß am lernen dabei.

Hysterican
11 Monate zuvor

Sorry, aber was soll denn so eine Meldung – außer der ideologischen Forderung nach Gemeinschaftsschulen und gegen Gymnasium das Wasser den Berg hochzutragen.

Sind die Pisabögen der SuS mit den Gehaltsklassen der jeweiligen Eltern versehen worden, dass die Auswertung der Leistungen im Pisatest mit der sozial-ökonomischen Schichtung korrelieren?

Erkennbar ist – nach meinem Wissen – lediglich, dass von den erhobenen SuS-Tests eine repräsentative Anzahl aus den verschiedenen entsprechenden Sozialgruppen herangezogen wurden.

Zu behaupten,dass die guten Ergebnisse automatisch auf die privilegierten SuS zurückzuführen sind, halte ich für gewagt.

Korrigiert mich bitte,wenn ich etwas übersehen habe.

Hysterican
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, deshalb frage ich ja nach, ob es tatsächlich eine Korrelation zwischen guten Leistungen und privilegierten gesellschaftlichen Schichten gibt.

ist diese Korrelation aus den Ergebnissen eindeutig herausfilterbar?

ich finde, dass dies Frage bzgl der daraus abgeleiteten Konsequenz hinsichtlich der weiteren Schulentwicklungen berechtigt ist.

ich habe nämlich in meinen Kursen durchaus SuS, die — obwohl aus „privilegierten Familien“ kommend – bedingt durch eine gewisse „Wohlstandsverwahrlosung“ – deutlich miesere Leistungen erbringen, als Kinder aus sozial schwächeren Familien, die aber eine ganz andere Arbeitshaltung an den Tag legen – woraus sich der oben genannte Zusammenhang eben nicht ablesen lässt.

ed840
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Richtig erkannt, es handelt sich um eine Korrelation. Das muss nicht zwangsweise auch in eine Kausalität münden. Ob z.B. ein Kind aufs Gymnasium geht oder nicht, kann durchaus auch vom Migrationsstatus abhängen. Siehe z.B. die Studie der MLU Halle, dass Kinder mit Migrationshintergrund in Ostdeutschland deutlich häufiger ein Gymnasium besuchen als Kinder ohne Migrationshintergrund. Ist ähnlich auch in anderen Ländern zu beobachten. Da kann es sein, dass Kinder aus einer bestimmten Migrantengruppe zu 40% von Armutsgefährdung betroffen sind und trotzdem deutlich bessere Schulleistungen erzielen als Kinder ohne Migrationshintergrund, die im Schnitt “nur” 20% Armutsgefährdung aufweisen. Da dürften dann wohl andere Faktoren die sozioökonomischen Nachteile überkompensieren. Einer der stärksten Einflussfaktoren könnte evtl. die Bildungsorientierung der Eltern sein. Selbst Bildungsexperten in Estland schreiben m.W. einen Teil der Erfolge der Wertevermittlung in der Familie und den Gesprächen beim gemeinsamen Abendessen in der Familie zu. Wer diese Voraussetzungen nicht hat, muss in DE leider darauf hoffen, dass KiTa und Schule gut genug aufgestellt sind um einen Teil der Defizite ausgleichen zu können. Und da scheint es auch in Bundesländern mit längerer gemeinsamer Schulzeit und zweigliedrigen Schulsystemen noch ziemlich zu hapern.