E-Zigaretten im Trend: Jeder achte Fünft- und Sechstklässler hat bereits Raucherfahrungen

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BERLIN. E-Zigaretten können zwar süßlich schmecken, sind laut Fachleuten aber keinesfalls harmlos. Mitunter machen schon Zehn- und Elfjährige damit Erfahrungen. Ein neues Projekt an Berliner Schulen soll gegensteuern.

«Mindestens einmal im Monat dampfen sieben Prozent der Schulkinder» (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Wegen erster Erfahrungen mit E-Zigaretten schon im Kindesalter setzt ein neues Präventionsprojekt in Berlin bereits bei Grundschulen an (die in der Hauptstadt die Stufen eins bis sechs umfassen). Workshops sollen Zehn- und Elfjährigen helfen, langfristig rauchfrei zu bleiben. Das Vorhaben namens «nachvorn» ist im November 2023 an ersten Schulen in der Hauptstadt angelaufen und nun an der Charité vorgestellt worden. Das Projekt setzt nicht auf reine Wissensvermittlung, sondern wählt etwa mit Experimenten und Kreativwettbewerb einen spielerischen Ansatz. Ziel ist die Motivation zu einem rauchfreien Leben. Dafür lieferten Vorbilder aus Sport, Film und sozialen Medien auch Videobotschaften.

Bis Mitte 2025 sollen den Angaben zufolge mindestens 1.500 Schulkinder mit den Workshops erreicht werden – vor allem in Regionen Berlins mit hoher Kinderarmut, in denen viele Kinder zu Hause nicht primär Deutsch sprächen, sagte Projektkoordinatorin Marina Hinßen. Die 26 bisher teilnehmenden Schulen sind demnach in Mitte, Reinickendorf, Spandau und Neukölln, eine Ausweitung auf Friedrichshain-Kreuzberg sei geplant. Unterstützt wird das Vorhaben von der Deutschen Herzstiftung mit rund 350.000 Euro. Befragungen in der Zukunft sind vorgesehen, um Effekte der Workshops zu untersuchen.

Rauchen ist ein zentraler ursächlicher Faktor für Krebs, Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen. «Etwa alle vier Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an den Folgen des Tabakkonsums», sagte Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité. Nikotin mache sehr schnell süchtig. Und wer einmal abhängig sei, der komme schwer wieder davon los. Riskant sei insbesondere ein Rauchstart in jungem Alter. Mit Blick auf E-Zigaretten sagte Falk: «Es ist nicht so, dass die komplett harmlos wären.» Die Nikotingehalte dabei könnten stark variieren – es gebe solche mit einem Gehalt, der 20 herkömmlichen Zigaretten entspreche.

Trendwende beim Rauchen in der Pandemie

Lange sei das Rauchen in Deutschland zurückgegangen, in der Corona-Pandemie habe es allerdings eine Trendwende gegeben, sagte Gertraud Stadler, die das Projekt und an der Charité den Bereich Geschlechterforschung in der Medizin leitet. Besonders hoch sei das Risiko, Rauchprodukte zu konsumieren, wenn Kinder kein Gymnasium besuchen und wenn sie aus Familien mit niedrigem Bildungsstand und geringem Einkommen kommen. In ersten Befragungen habe sich gezeigt, dass Jungs andere Gründe für das Rauchen angeben als Mädchen. Sie reize etwa ein vermeintlicher Coolness-Faktor. Mädchen rauchten eher, wenn es ihnen schlecht gehe.

Laut der Debra-Studie zum Rauchverhalten in Deutschland liegt der Anteil der 14- bis 17-Jährigen, die E-Zigaretten konsumieren, bei derzeit 2,3 Prozent, die der gleichaltrigen Tabakraucher bei 14,9 Prozent. Jüngere wurden nicht befragt. Das Charité-Team war nach eigenen Angaben bei Vorabbefragungen selbst überrascht über den frühen Beginn des Problems in Berlin: 12 Prozent der befragten Fünf- und Sechstklässler hätten Raucherfahrung, also mindestens ein Rauchprodukt wie Zigarette, Shisha oder E-Zigarette ausprobiert.

Rufe nach Verboten und besseren Kontrollen

Die Krankenkasse DAK hatte im Herbst 2023 anhand von Befragungen vor E-Zigaretten als «Einstiegsdroge Nummer eins» für eine Nikotinsucht gewarnt. «Mindestens einmal im Monat dampfen sieben Prozent der Schulkinder», hieß es. Die Kasse forderte ein bundesweites Verbot von Einweg-E-Zigaretten, die relativ wenig kosteten und daher für Kinder verführerisch seien. Charité-Projektkoordinatorin Hinßen sagte, es gebe auch außerhalb der Schulen Handlungsbedarf: Viele Kinder hätten berichtet, sehr leicht an Rauchprodukte zu kommen, zum Beispiel ohne Ausweiskontrolle im Späti. Hier seien bessere Kontrollen wünschenswert, sagte sie.

Auch WHO sieht E-Zigaretten sehr kritisch

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnt E-Zigaretten, die keinen Tabak enthalten, sondern nikotinhaltige Flüssigkeiten, ebenso als gesundheitsgefährdend ab wie Tabakprodukte. Der WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, Rüdiger Krech, bezeichnete Aktivitäten der Tabakindustrie im Bereich E-Zigaretten, die auf Grundschulkinder abzielten, als kriminell. Er verwies am Dienstag in Genf auf Tausende von Geschmacksrichtungen wie «Gummibärchen» oder «Vanille-Eis», die kaum für Erwachsene geschaffen würden. Er begrüßte das Verbot von E-Zigaretten in manchen Ländern und rief andere auf, die Produkte strengstens zu regulieren. Sämtliche Geschmacksrichtungen sollten verboten werden. E-Zigaretten machten Kinder nikotinsüchtig, sagte Krech. News4teachers / mit Material der dpa

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Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor

Kommentiere von hoher berufsethischer, bildungstheoretischer Warte aus a oder b oder mach_ worauf du Bock hast:
a) Warten wir, bis der Dampf farbig ist. Dann geht’s erst richtig los, Jimi. Uhh, purple haze!
b) “Besonders hoch sei das Risiko, Rauchprodukte zu konsumieren, wenn Kinder kein Gymnasium besuchen” – Da drängt sich eine Lösung auf …

Biene
9 Monate zuvor

Nett, aber veraltet. Diese Erkenntnis hatte ich sogar schon als Schülerin. Gibt durch aus auch an RS und Gym SuS die bereits in der 5/6 oder 7 Klasse mit dem Rauchen anfangen. Beobachten der eigenen Umgebung hilft ungemein. Wenn die Eltern rauchen ist in der Regel die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Kinder auch anfangen.

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Die Peer Groups ist meiner Erfahrung nach wichtiger als die Eltern. Die Kinder tun das ja nicht öffentlich mit ihren Eltern, oft gegen Verbote, heimlich.

Biene
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Ja, cool sein ist alles. Dass das nicht unbedingt immer das gesündeste ist, verstehen die SuS leider noch nicht oder wollen es (noch) nicht verstehen.