Sollen Migrantenkinder in „Intensivklassen“ Deutsch lernen? CDU dafür, Ampel lehnt ab

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MAINZ. Einigkeit im Ziel, aber nicht bei allen Schritten. Der Landtag von Rheinland-Pfalz debattiert über den Sinn von Intensivklassen an Schulen.

Wie können Kinder mit geringen Deutschkenntnissen sinnvoll beschult werden? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Der rheinland-pfälzische Landtag hat mit den Stimmen der Regierungsfraktionen einen Antrag der CDU-Fraktion zur Einrichtung von Intensivklassen für Kinder mit geringen Deutschkenntnissen abgelehnt. Die Ampel-Regierung wolle – wie die oppositionelle CDU -, dass Kinder und Jugendliche, die in Rheinland-Pfalz aufwachsen, gut Deutsch – und auch Mathe – können, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Donnerstag während der Debatte in Mainz. «Anders können sie sich nicht integrieren, und wir möchten, dass sie sich integrieren.» Über den Weg zu diesem Ziel sehe sie auch vieles ähnlich wie die CDU, Intensivklassen halte sie aber nicht für das richtige Instrument.

«Wir integrieren sie (die Schülerinnen und Schüler) von Anfang an in eine Klasse», sagte Hubig. Aus dieser gingen die Jungen und Mädchen mit geringen Deutschkenntnissen dann zeitweise heraus, um Deutsch intensiv zu lernen; bis zu 20 Stunden pro Woche. In sprachärmeren Fächern wie Mathe oder Musik lernten sie gemeinsam mit ihren Mitschülern, mit denen sie dann auch in den Pausen spielen und sprechen könnten.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion Marco Weber sagte, das Instrument der Intensivklassen sei nicht geeignet, einen signifikanten Wandel herbei zu führen. Das zeigten die Ergebnisse des Nachbarlands Hessen, in dem es diese Intensivklassen gebe.

Im Fokus der Intensivklassen sollte nach Auffassung der CDU das Erlernen der deutschen Sprache in Wort und Schrift sowie das richtige Anwenden der Grammatik und des Fachwortschatzes stehen. Die Schülerinnen und Schüler sollten zudem schulische Techniken und Arbeitsweisen erlernen. Neben dem Spracherwerb müssten auch demokratische Werte wie Freiheit und Rechtsstaatlichkeit altersgerecht vermittelt werden. Jeweils zu Beginn dieser Klassen sowie vor dem Übergang in den Regelunterricht soll ein verpflichtender Deutschtest stehen – um Defizite zu identifizieren und schließlich den Erfolg sicherzustellen. News4teachers / mit Material der dpa

Flüchtlingskinder: Besuch einer „Willkommensklasse“ führt zu deutlich schlechteren Leistungen als die sofortige Integration

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Rainer Zufall
3 Monate zuvor

Ein großes Problem… Schweren Herzens gebe ich (derzeit) der Union recht.

Das Bildungssystem ist in einem derart jämmerlichen Zustand, dass entsprechende „Notfallmaßnahmen“ getroffen werden müssen.
Wie in einem Krankenhaus, wo das Personal entscheiden muss, wer im Gang versorgt wird.

Diese Debatte ist eines so reichen Landes nicht würdig, andererseits sind das größte Problem wohl „die kleinen Paschas“.
Schätze, die bekommen eine eigene Gruppe…

Unfassbar
3 Monate zuvor

Wie war das noch mit der Brandmauer?!?

Lisa
3 Monate zuvor

Willkommensklassen bringen die schlechteren Leistungen. Mein Gedanke dazu: Einsprachiger DaZ Unterricht ist wirklich nicht einfach. Und nicht für jeden Lerner zielführend. Viele brauchen am Anfang auch Mal eine muttersprachliche Erklärung. ( Ja, es gibt auch die Sprachbegabten, die wirklich durch die Umgebungssprache quasi per Osmose lernen, aber das ist eine Minderheit. Und es geht nicht darum, sich im Urlaub eine Pizza zu bestellen. Sondern dem Unterricht zu folgen) Hier setze ich meine Hoffnung tatsächlich auf KI.
So wie es jetzt ist, sind die Intensivkurse genauso gut oder schlecht wie die Integration in Klassen.

dauerlüfterin
3 Monate zuvor

So ganz verstehe ich den Unterschied zwischen dem RLP- und dem hessischen Modell nicht. In Hessen sind die SuS in einer Intensivklasse und nehmen in einzelnen Fächern am Unterricht einer jeweils zugeordneten Regelklasse teil. Laut Aussage des Artikels ist es in RLP doch genauso. Wenn SuS bis zu 20 Stunden Sprachunterrricht haben, sind sie in ihrer Klasse ja auch nicht anwesend.

Sepp
3 Monate zuvor

Es ist eine dumme Entscheidung, ein Instrument wie „Sprachlernklassen“ komplett auszuschließen. Das bedeutet aber nicht, dass es immer und für jeden Schüler sinnvoll ist.

Wir haben derzeit zwei Schülerinnen aus Osteuropa in der Klasse, die tatsächlich massive Deutsch-Förderung hatten und gleichzeitig in unserer Klasse waren. Bei beiden hat es richtig gut geklappt, beide sind sehr leistungsstark, mit der einen Schülerin kann sehr gut Englisch sprechen (anfangs sehr hilfreich, damit man ihr den Stoff erklären konnte) und bei der anderen Schülerin hat eine andere Schülerin immer wieder übersetzt (auch sehr hilfreich).

Vorher hatten wir übergangsweise einen traumatisierten Jungen aus der Ukraine. Mit ihm konnte man kaum sprechen und auch mit Übersetzer-Apps sind wir nicht weitergekommen. Da war kaum Integration möglich – die Familie ist auch wieder weggezogen.
In der Parallelklasse sitzt u.a. ein sehr schwacher Schüler aus Afghanistan. Mit dem kann man auch nach 2,5 Jahren – trotz Deutschförderung – nicht kommunizieren. Da hilft es auch nicht, dass er „mitgeschleppt“ wird, er lernt kein Deutsch, kommt in anderen Fächern nicht mit und wird vermutlich keinen Abschluss erreichen.

Insgesamt denke ich, dass gute, leistungsstarke Schüler auch direkt in eine Klasse gesetzt werden können, wenn sie parallel Deutsch-Förderkurse haben. Für die schwachen Schüler wäre es aber sinnvoll, sich erstmal für ein Jahr auf die Sprache konzentrieren zu können, um danach in eine reguläre Klasse geschickt zu werden.

Biene
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Dem kann ich zustimmen und ergänzen, manch Muttersprachler Deutsch bräuchte ebenfalls einen solchen Kurs.
Es ist zum Teil eine „Beleidigung“ für die Deutschlehrkräfte, wenn sie Aufsätze von Muttersprachlern zu lesen bekommen, die vor Fehlern nur so strotzen. Abgesehen davon ist das auch in jedem anderen Fach eine Beleidigung von Lehrkräften. So etwas verlängert die Korrekturzeit einfach unnötig.

Eine individuelle und Schülergerechte Lösung wäre angebracht. Heißt im Klartext: Deutschförderung für die Schwachen (eine Gruppe), die weniger guten (eine Gruppe (Mitte der Leistungskurve)) und diejenigen die nur wenig Förderung brauchen. Allerdings ist das System an solchen schülerorientierten Lösungen nicht interessiert, weil sie Personal binden beziehungsweise benötigen (Geld kosten). Offiziell ist die Leseart freilich eine andere.

Ironie bitte finden und behalten;-)

Ani
2 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Es ist eine seltsame und befremdliche Haltung, welche durch Ihre Formulierung: es ist „eine Beleidigung für Lehrkräfte“, wenn SuS nicht ausreichend leistungsfähig sind ….und, dass es unnötig viel Zeit für die Korrekturen braucht.

Ich kann mich leider nicht des Eindrucks entziehen, dass Sie die Erwartung haben, dass SuS dafür da sind, Ihnen das Leben nicht allzu schwer zu machen.
Ich hoffe, dass Ihre SuS zukünftig noch schneller lernen, damit es Ihnen besser geht und Ihnen so weitere Beleidigungen erspart bleiben. Ich drücke Ihnen jedenfalls die Daumen.

KARIN
2 Monate zuvor
Antwortet  Ani

Naja, wenn ich so an Antworten oder Texte von deutschen Muttersprachlern in meinem Unterricht denke……
Oft habe ich mehrere Anläufe gebraucht um den Sinn derer Antworten zu erkennen, verursacht durch schlechte Handschrift, schlechte Rechtschreibung , Rumgeeier betreffend der Antwort, da Fachwissen nur sehr begrenzt vorhanden und Verwendung von falschen Begriffen im Satz, welche zwar ähnlich klangen aber etwas anderes bedeuteten! Geringer Wortschatz teilweise nur vorhanden!
Dies in vielen Schularten, welche im Berufsschulbereich zu finden sind!

HaroldTheTree
2 Monate zuvor
Antwortet  Ani

Vermutlich könnten die SuS bessere Leistungen abliefern, sind aber nicht bereit die nötige Zeit und Anstrengung zu investieren. Etwas salop gesagt wird oft einfach etwas aufs Blatt gerotzt. Da scheint mMn oft ein mangelnder Respekt vor dem Aufwand, den der Lehrer erbringt, durch. Statt von Beleidung würde ich eher von Geringschätzung sprechen.

KARIN
2 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Oft ist auch die Raumnot das Problem noch zusätzlich!

kanndochnichtwahrsein
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Leider fehlen die (Lehrer-)Kapazitäten, um für jedes Kind die passende Integrationsmaßnahme vorzuhalten. Dann müssten man mehrere Modelle gleichzeitig fahren – Personal fehlt doch schon für das Minimum.
Angesichts des Mangels überall kann man – wenn man was Kapazitäten angeht ehrlich ist – an jeder Schule nur ein Modell fahren, in dem Wissen, dass einige Kinder damit nicht optimal bedient sind. Die eierlegende Wollmilchsau haben wir nicht, wir haben keine Lehrer dafür, Psychologen, Sozialpädagogen und Förderschullehrer gibt es für diese Kinder ebenfalls nicht.

Müßig also, über das beste Modell nachzudenken.
Jede Schule muss schauen, was sich bei ihr bewährt hat, wofür erfahrenes Personal zur Verfügung steht, wie räumliche Kapazitäten, vorhandes Material effektiv genutzt werden können.
Erfahrene DaZ-Kollegen wissen, wie sie möglichst vielen Kindern mit einer breiten Spannweite an Begabungen im eigenen System möglichst gute Lernchancen bieten. Alle werden wir nie erreichen; einige bringen einfach auch so wenig Voraussetzungen mit, dass sie vor allem in weiterführenden Schulen kaum mehr zielgleich gefördert werden können.
Mehr kann man in der Praxis nicht machen.
„Die Politik“ sollte auch nicht versuchen, uns jetzt noch mehr Auflagen und Gebote zu schicken: Dann geben auch noch die letzten Aufrechten auf, die eh seit Jahren auf dem Zahnfleisch gehen!
Man sollte sich gut überlegen, irgendein „Nonplusultra“ quasi „von oben“ präferieren, propagieren und durchsetzen zu wollen.
Könnte massiv nach hinten losgehen!

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

„Mitgeschleppt“… interessante Wortwahl bei einem (vielleicht traumatisierten) Flüchtlingskind

Tatsache ist, das derzeitige Bildungssystem ist viel zu schlecht und personalschwach aufgestellt, um heterogene Klassen zu bilden.
Ein absolutes Armutszeugnis, aber derzeit müssen wir auf die heutigen Kinder und deren Möglichkeiten schauen.
Ich meine, die Landesregierungen würden doch niemals in einem Erbärmlichkeitswettbewern versuchen wollen, diese Notfallpläne – aus Spucke, Blut, Panzertape und viel gutem Willen – zum Standart zu machen 😉

Sepp
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

„Mitgeschleppt“, in Anführungszeichen, soll in dem Fall genau das bedeuten:
Der Junge ist mit in der Klasse, niemand kann mit ihm vernünftig kommunizieren, in allen Fächern werden die inhaltlichen Lücken immer größer, so dass er diese nicht mehr schließen können wird, aber er kann ja nicht sitzen bleiben.
Also wird er „mitgeschleppt“, statt aus eigener Kraft am Unterricht teilzunehmen. Dadurch ist abzusehen, dass er in ein paar Jahren die Schule ohne Abschluss verlassen wird…
Das hätte man vermutlich verhindern können mit einer Sprachlernklasse, in der er und andere Kinder erstmal intensiv Deutsch lernen bis zu einem bestimmten Niveau, um sich dann in einer Regelklasse einfinden zu können, ohne zu große Sprachbarrieren.

KARIN
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Schüler welche wegen Sprachproblemen nicht mithalten können und wenn es auch nur das Übertragen von Worten in Texte, welche teilweise nur gesprochen werden und dann teilweise wegen diesen Schülern an die Tafel geschrieben werden, verzögern jeden Unterricht!
Eingesetzte Worte müssen richtig sei , sonst lernen sie irgendeinen Unsinn!
Dies nur eine Kleinigkeit, die den Unterricht aber schon sehr, zum Nachteil der restlichen Schüler, verzögert!