Screening vor der Einschulung im Modellversuch: „Können damit erkennen, ob die Grundvoraussetzungen fürs Lernen gegeben sind“

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HAGEN. Mehr als ein Drittel der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Deutschland (34,4 Prozent) erreichen im Bereich „Zuhören“ den Mindeststandard nicht, wie die jüngste IQB-Studie ergab. Heißt: Grundfertigkeiten (wie die, aus gehörten Texten Informationen zu entnehmen) können bei immer weniger Schülerinnen und Schülern vorausgesetzt werden. Die Politik will mit einer besseren Frühförderung in Kitas und Grundschulen gegensteuern – die Stadt Hagen hat nun eigens einen bundesweit einmaligen Modellversuch gestartet, um individuelle Förderbedarfe frühzeitig zu erkennen (News4teachers berichtete). Dabei kommen zwei Screeningverfahren des Unternehmens LOGmedia aus dem westfälischen Fröndenberg zum Einsatz. Die Bildungsforscherin Prof. Dr. Monika Kil hat die Instrumente namens piccoLOG (für Kinder im Vorschulalter) und eduLOG (zum Schuleintritt) geprüft – wir sprachen mit ihr über ihre Erkenntnisse.

„Wir stellen mit Sorge fest, dass sich Figur-Grund-Leistungen bei den Einschulungsjahrgängen kontinuierlich verschlechtern.“ (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

News4teachers: Frau Professorin Kil, was tun Sie an Ihrer Hochschule konkret? In welchem Forschungsbereich sind Sie tätig und wie arbeiten Sie in diesem Kontext mit den Screeningverfahren, die nun in Hagen zum Einsatz kommen?

Kil: Die Universität für Weiterbildung in Krems ist eine der führenden Volluniversitäten für wissenschaftliche Weiterbildung in Europa. Unser Forschungszentrum, genannt Weiterbildungsforschung und Bildungstechnologien, befasst sich mit den Fragen, warum Menschen lernen oder auch nicht lernen und inwiefern sie an Weiterbildung beteiligt sind. Dabei verwenden wir qualitative und quantitative Forschungsmethoden, wie die LOGmedia-Abklärungsverfahren eduLOG und piccoLOG, um tiefgehende Einblicke zu gewinnen. Unter anderem untersuchen wir, wie Menschen, die eher schlechte Prognosen haben, dennoch erfolgreich Bildungsabschlüsse erreichen können. In der Weiterbildungsforschung haben wir erkannt, dass das Lernen Sprünge machen kann, wenn der Kontakt zum Bildungssystem (wieder-)hergestellt wird und die Interessen und das Potenzial einer Person erkannt werden. Weiterbildungsforschung ist Grundlagenforschung und eine Betrachtung des Lernens entlang der Lebensspanne.

„Leider schaut man dann in der Regel zu spät darauf, und versucht, diese Kinder irgendwie durchzureichen und normal zu beschulen“

News4teachers: Manchen Kindern fehlen allerdings die Grundlagen für das Lernen…

Kil: Richtig. Es können beispielsweise Defizite vorliegen, die durch Sozialisation entstehen – oder unerkannte Hirnschädigungen und ähnliches. Manche Degenerationen der Hirnstrukturen, also auch die für die Lernvoraussetzungen zuständigen, können bereits in der Schwangerschaft entstehen, oder später aufgrund von Unfällen, Flucht- oder Krisenerfahrungen etc. Manche Kinder kommen mit Drogen in Kontakt, andere driften über lange Zeit in die Welt der Computerspiele ab und haben deswegen ungünstige schulische Voraussetzungen – zum Teil Ausfälle. Leider schaut man dann in der Regel zu spät darauf, und versucht, diese Kinder irgendwie durchzureichen und normal zu beschulen. Dabei müssten wir immer wieder mittels Verfahren wie piccoLOG und eduLOG darauf schauen, ob eigentlich die Grundvoraussetzung zum Lernen von früher Kindheit an wirklich sicher angelegt sind bzw. wie sich diese entwickeln. Dazu gehören z. B. Fähigkeiten wie das Figur-Grund-Hören, Figur-Grund-Sehen, Raumlagewahrnehmung, Visuomotrik etc. Diese sogenannten „basalen Kompetenzen“ müssen nun mal für eine gelingende Lehrer- und Gruppeninteraktion im Klassenzimmer als Grundlage für das gemeinsame Lernen gegeben sein.

News4teachers: Was müssen die Kinder denn können, um in einem normalen Schulsetting bestehen zu können?

Kil: Das sind zum einen die motorischen Fähigkeiten, die eine sehr große Rolle spielen, wie zum Beispiel Hüpfen, Springen, Feinmotorik und so weiter. Man geht davon aus, dass Kinder selbstverständlich einen Stift halten können … es gibt aber zunehmend junge Menschen, die selbst mit 12 Jahren feinmotorisch noch Vieles aufzuholen haben. Wir haben jetzt den vierten Einschulungsjahrgang seit der Covid-Pandemie. Viele Kinder sind dadurch noch bewegungsärmer als sowieso schon aufgewachsen … und das hat natürlich Auswirkungen.

Zum anderen sind das Sehen, das Hören, das Verständnis für Mengen, das Sprachverständnis auf Wort- und Satzebene und dergleichen elementar. Kognitive Beeinträchtigungen, die Sprache erschweren, müssen festgestellt werden. Das Hören und das Gehörte zu reproduzieren, ist die Grundvoraussetzung, um in einer Kita oder einer Schule, wo ja auch oft Lärm herrscht, zu bestehen. Deswegen ist die flächendeckende Diagnostik in diesen Bereichen so wichtig.

Dies alles können die LOGmedia-Verfahren ohne den Einsatz von zusätzlichem Fachpersonal leisten. Darüber hinaus können hier sprachliche Potentiale und Defizite sogar in den jeweiligen Muttersprachen festgestellt werden.

„Die unkontrollierte Nutzung von Tablets und Handys hat quasi eine neue Wegwisch-Generation herangebildet“

News4teachers: Könnten Sie kurz erklären, was unter Figur-Grund-Hören zu verstehen ist? 

Kil: Dabei geht es darum, dass ein Kind akustische Reize, zum Beispiel Sprachgemenge, Lärm von anderen Kindern und so weiter, als Nebengeräusche in den Hintergrund schieben kann, um sich auf z.B. wichtiges zu fokussieren. Nur so können Nutzsignale, – zum Beispiel etwas, was die Erzieherin oder die Lehrerin sagt – von Störsignalen unterschieden und getrennt werden. U.a. Konzentrationsleistungen basieren auf dieser Fähigkeit.

Entlang der Lebensspanne ist dies eine durchgehend in den Blick zu nehmende Fähigkeit, da Hörstörungen auch bei Demenzentwicklung im mittleren Erwachsenenalter eine signifikante Rolle spielen. Hörverlust kann ganze Hirnareale brachlegen und sozusagen verklumpen lassen. Man kann sich das vorstellen wie Autobahnkreuze, die im Nebel verschwinden und zielführende Abzweigungen so nicht mehr genommen werden können.

News4teachers: Betrifft das denn viele Kinder?

Kil: Wir stellen mit Sorge fest, dass sich Figur-Grund-Leistungen bei den Einschulungsjahrgängen kontinuierlich verschlechtern. Die unkontrollierte Nutzung von Tablets und Handys hat quasi eine neue Wegwisch-Generation herangebildet. Können Inhalte nicht innerhalb kürzester Zeit von den Kindern erfasst werden, so werden diese einfach weggewischt. Eine längere Auseinandersetzung mit Dingen, wie zum Beispiel dem Lösen eines Puzzlespiels, scheint aus der Mode gekommen zu sein mit dem Endresultat, dass die Fähigkeiten zur Fokussierung beziehungsweise Konzentration nur noch schwach ausgebildet sind. Das Grundschulpersonal beklagt in Folge immer unaufmerksamere Klassenverbände.

Die Erfahrungen, die wir mit piccoLOG und eduLOG gesammelt haben, machen klar: Eigentlich müssten wir die gesamten Lehrwerke der Entwicklungspsychologie neu schreiben. Denn durch Aufwachsen in der digitalisierten Welt, hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren viel verändert. Das heißt aber nicht, dass alles negativ ist. Kognitiv passiert bei vielen kleinen Kindern heutzutage sehr viel mehr als früher und Nervenzellen der Hirnrinde können so besser wachsen und die Effizienz des Gehirns steigern. Da ist auch viel Potential.

News4teachers: Mit Blick auf Kinder mit Migrationshintergrund erscheint es schwierig, den Entwicklungsstand zu erfassen, wenn Kinder überhaupt kein Deutsch sprechen.

Kil: War es bisher auch. Wir wollen doch herausfinden, ob das Kind alle Lernvoraussetzungen mitbringt oder eben nicht. Um zu unterscheiden, ob das Kind nur ein Problem mit dem Erwerb der deutschen Sprache hat oder bereits in seiner Muttersprache, bieten die LOGmedia-Verfahren die Option, die herkunftssprachlichen Fähigkeiten zu betrachten –  allerdings nur dann, wenn sich zuvor herausgestellt hat, dass die Lernvoraussetzungen auf Deutsch für die Einschulung nicht ausreichend sind. Dies gefällt mir besonders gut, da es ermöglicht, ein Problem eben nur dann weitergehend diagnostisch und therapeutisch anzugehen, wenn es tatsächlich auch eines ist. Es geht hier nicht um das bloße Herausarbeiten von Defiziten, sondern eben auch um das Bergen von Potentialen. Beschämung und Abwertung werden innerhalb der Verfahren grundsätzlich vermieden. Die Chancengleichheit ist immer gewährleistet.

Stellt sich heraus, dass das Kind tatsächlich bereits in der Herkunftssprache eine Problematik in der Sprachentwicklung hat, dann ist Gefahr in Verzug. Denn dann ist diesem Kind nicht mit Deutschförderunterricht geholfen. Die Echtzeitauswertungen innerhalb von piccoLOG und eduLOG geben exakt Aufschluss darüber, welche weiterführenden Maßnahmen jetzt zu ergreifen sind.

News4teachers: Wie testen Sie konkret das Instrumentarium?

Kil: Wir haben diese Software-Werkzeuge evaluiert, begleiten den praktischen Einsatz im Rahmen von Pilotprojekten in Schulen, KiTAs etc. und beraten Einrichtungen. Als empirische Bildungsforscherin geht es mir immer darum, innovative Instrumente auch in der Praxis auszuprobieren.

Ich bin schrittweise vorgegangen und habe zunächst ein sogenanntes Funktionsaudit durchgeführt, bei dem ich mir die Instrumente selbst erarbeitet und sie gewissermaßen in ihre Einzelteile zerlegt habe. Dann habe ich andere Personenkreise diese eigenständig ausprobieren lassen und im Anschluss entsprechende Befragungen durchgeführt.

In der empirischen Bildungsforschung untersuchen wir, ob ein Tool auf der mechanistischen, der pädagogisch-psychologischen, der organisatorischen und der systemischen Ebene funktioniert. Ein solches Audit ist wichtig, denn wir tragen ja Verantwortung gegenüber Eltern, Kindern und dem pädagogischen Personal. Das Ergebnis fiel äußerst positiv aus: Die LOGmedia-Verfahrensweisen sind erwiesenermaßen hilfreich und haben keinerlei Nebenwirkungen. Das bedeutet, wenn wir diese bei Kindern anwenden, kann nichts schiefgehen. Es kann nur besser werden. Und es wird dadurch besser! Es gab keine Verweigerung bei den Kindern oder sonstiges Negatives … auch nicht bei den Eltern.

„Es hat sich erfreulicherweise herausgestellt, dass die Schulleitung durch den Einsatz in Bezug auf das Bildungsmanagement entlastet wird und sich die Interaktion zwischen Lehrkräften und Eltern verbessert“

News4teachers: Das heißt, niemand muss fürchten, dass es Fehldiagnosen gibt?

Kil: Richtig. Um genau das auszuschließen zu können, war es wichtig, dass die Verfahren nicht nur theoretisch evaluiert, sondern eben in der Praxis erprobt wurden. Dazu haben wir eduLOG unter anderem mit Einschulungsjahrgängen während der Covid-Pandemie getestet, als die üblichen Einschulungsuntersuchungen weggefallen waren. Expertenteams unterschiedlicher Fachrichtungen haben die Daten dann später aus medizinischer, logopädischer, soziologischer, pädagogischer etc. Sicht gegengeprüft.

Es hat sich erfreulicherweise dabei ebenfalls herausgestellt, dass die Schulleitung durch den Einsatz in Bezug auf das Bildungsmanagement entlastet wird und sich die Interaktion zwischen Lehrkräften und Eltern verbessert, dadurch, dass eduLOG konkrete Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigt, aber auch Hinweise auf mögliche Erkrankungen und Empfehlungen zur Weiterdiagnostik automatisiert ausgibt.

LOGmedia-Verfahren ermöglichen, die Kinder zu jeder Zeit optimal zu unterstützen und gewährleisten, diese maximal früh „anzugucken“, um rechtzeitig agieren zu können.

Die Implementations-Projekte begleiten wir weiterhin, um zu sehen, wie sich die teilnehmenden Kinder entwickelt haben und was auf den Ebenen Bildungsorganisation und Quartiersarbeit passiert ist. Ab April werden wir in KiTas frühzeitig mittels piccoLOG den Transfer zur Grundschule hin systematisch etablieren und auch die LOGmedia-Förder-Apps erproben.

News4teachers: Kennen Sie irgendein anderes Screeningverfahren, das leistet, was eduLOG und piccoLOG leisten?

Kil: Nein. Ich kenne gute Instrumente zur Kompetenzerfassung und -entwicklung. Aber dieser erste, grundlegende Blick auf die Voraussetzungen für das Lernen, der fällt in der Regel eher lückenhaft aus. Auch der Bezug zu den Herkunftssprachen fehlt bei anderen Verfahren in der von LOGmedia bereitgestellten Dimension gänzlich.

Zudem überfordern viele Instrumente das anwendende Personal, deshalb war für mich ein wichtiges Beurteilungskriterium,  dass die Anwendbarkeit in der täglichen Praxis auch wirklich gegeben ist. Denn es ist wichtig, dass alle Beteiligten in den Einrichtungen ständig motiviert bleiben und zusammen mit den Kindern wie den Eltern eine Allianz bilden. Und das innerhalb meiner Beforschung eindeutig funktioniert – sowohl bei piccoLOG als auch bei eduLOG. Die Instrumente sind intuitiv zu bedienen und trotzdem so valide, dass es uns möglich ist, Lernvoraussetzungen eindeutig zu erkennen und nötige Maßnahmen in Bezug auf Förderung oder Therapie ohne großen Zeit- und Personalaufwand direkt abzulesen. Wir können Kinder also jetzt vor Ort systematisch begleiten, beraten und gezielt fördern. Und dieses Fachgebiet umfangreich weiterbeforschen. Das war alles bislang so nicht möglich. Andrej Priboschek, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.

Gezieltere Frühförderung durch Screening aller Kinder vor der Einschulung: Bundesweit einmaliges Modellprojekt gestartet

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Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor

„Es hat sich erfreulicherweise dabei ebenfalls herausgestellt, dass die Schulleitung durch den Einsatz in Bezug auf das Bildungsmanagement entlastet wird“
Warum sollte mich das entlasten? Geht Frau Kil davon aus, dass ich alle Einschulungskinder selber teste? Das tue ich schon seit vielen Jahren nicht mehr, denn dafür sind meine sozialpädagogischen Fachkräfte für die Schuleingangsphase zuständig. Die testen in Kleingruppen bei den Kindern alle Skills ab, die Frau Kil auch abtestet und zusätzlich noch die Interaktion in der Kleingruppe. Also mich entlastet das nicht, aber vielleicht die SoFas…

„Wir können Kinder also jetzt vor Ort systematisch begleiten, beraten und gezielt fördern.“
Und jetzt noch mal, wer fördert? In welchem Setting? Vor Schulbeginn oder wie gehabt erst, wenn die eigentlich nicht schulfähigen Kindern eingeschult wurden? Woher kommen die Ressourcen?

Und immer wieder: Richtet in NRW und überall da, wo es nötig ist, die Schulkindergärten wieder ein. Die sind wie Schule auch verpflichtend, da sie Teil der Schule sind. Dort kann man die Kinder jeden Tag über viele Stunden fördern und dann kommen diese gut gerüstet ins erste Schuljahr….das würde so viele Probleme lösen…..

Canishine
1 Monat zuvor

Ich habe mir die Frage mit der Entlastung auch gestellt, und ich mutmaße, dass man einen eindeutigen Befund vorliegen hat, den man z. B. mit den Eltern besprechen kann. Man muss nicht mehr die eigenen Eindrücke den Eltern gegenüber rechtfertigen und diskutieren.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Canishine

Wir haben detaillierte Beobachtungsbögen, die weit über einen eigenen Eindruck hinausgehen. Aber gut….
Eine Entlastung (zeitlich gesehen) ist es für mich als SL trotzdem nicht….da ich die Testung nicht durchführe. Falls es viele Auffälligkeiten bei der Testung gab, enthebt es mich nicht von dem folgenden Elterngepräch. Der „Glaubwürdigkeitsfaktor“ ist dabei höchstens höher, was natürlich echt traurig ist, da wir Profis sind….und nicht nur ein von einer Uni entwickelter Test.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Tja, wenn das Frau Scheuermann so sagt, dann mag das für ihr System stimmen. Wir haben die – durchaus nicht kleine – Diagnostik an der Schule entwickelt. Sie ist einheitlich, es gibt da keinen großen Ermessensspielraum, zumal es immer die gleichen Personen sind, die testen und die haben sich jedes Jahr wieder zunächst kalibriert (so wie QA-Prüfer das auch immer wieder tun). Und sie wird regelmäßig evaluiert.
Was leider stimmt, dass fast jede Schule ein eigenes Konzept auf die Beine gestellt hat, die sich in der Summe aber durchaus ähnlich sind. Daher ist die Aussagekraft schon recht hoch.

Aber darum ging es mir auch nicht. Im letzten Artikel dazu habe ich die Diagnostik sehr begrüßt. Es ging mir eher um die Frage der Entlastung und was im Anschluss an die Diagnostik folgt oder folgen sollte…..und das ist dann wohl eher das Problem….

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich finde den Eindruck, den die SL vermittelt, verzerrend.
Auch wir haben einheitliche Verfahren für alle Schüler:innen,
es gab die Sprachüberprüfung mit vorgegebenem Test-Verfahren,
es gibt das DESK-Verfahren, standardisiert und durchgeführt durch das GA, wenn die Kinder 4 Jahre alt sind,
es gibt zudem die Eingangsuntersuchungen des GA, die auch standardisiert sind,
ein zusätzliches Screening-Verfahren im KiGa in Zusammenarbeit mit der Schule – das auch standardisiert ist
und – wenn notwendig – noch ein Gruppen-Verfahren in der Schule, ebenfalls standardisiert.
Dazu kommen die Einschätzungen der Erzieher:innen über lange Zeit sowie der Lehrkräfte in der Situation.
So viel Beliebigkeit kann ich nicht erkennen … und ich kann mir zudem nicht vorstellen, dass eine SL derart unreflektiert die Einschulungsgespräche führt.

Hier soll vermittelt werden, dass allein das PC-Screening objektiv wäre und die notwendigen Ergebnisse liefern würde.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ganz ohne Zweifel sollte eine Diagnostik fest im Schulprogramm verankert sein. Und bereitgestellte Fördermaterialien sind immer herzlich willkommen.
Bleibt noch der Elefant im Raum:
Wer fördert die 4 – 6 jährigen Kinder?
Wer hält es nach, dass diese Kinder zuverlässig an dieser verpflichtenden Förderung teilnehmen?
Wer dokumentiert die Fortschritte?
Wie sehen die Konsequenzen aus bei Kindern, die von so einer Förderung ferngehalten werden?
Wie kann eine Kommunikation zwischen Kindergarten und Schule stattfinden, ohne das Einverständnis der Eltern?

Und jetzt noch mal, denn dann wäre der Elefant weg:
Die Wiedereinführung der Schulkindergärten wäre das Sinnvollste, was man tun könnte, denn dann wären wirklich alle entlastet und nichts hängt mehr vom Wohl und Wehe des Elternhauses ab und die betroffenen Kinder haben eine wirkliche Chance gut gerüstet am Unterricht teilzunehmen.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, danke,
da stehen noch mehr schöne Sätze:

„Eine Gesamtstrategie zur Förderung basaler Kompetenzen und zum Erreichen der Mindeststandards in der Grundschule muss nicht zuletzt die Frage der Zumessung von Ressourcen adressieren, um auch dort die Voraussetzungen für eine effektive Förderung zu schaffen, wo die Bedingungen für Lernen und Entwicklung durch ungünstige regionale und soziale Lagen beeinträchtigt sind.“

„Es ist nicht nur notwendig, dass Leitungen über ausreichende Leitungszeit sowie Lehr- und pädagogische Fachkräfte über Kooperationszeit verfügen und entsprechend ihrer komplexen Aufgaben angemessen besoldet werden. In größeren Grundschulen sind zudem Funktionsstellen, in kleineren Schulen aufgabenbezogene Entlastungsstunden erforderlich, um datenbasierte Unterrichts- und Schulentwicklung zu koordinieren.“

Aber auch von einer Menge Tests ist die Rede, dann noch mehr Tests und dann wieder Tests und:
„Eine verbindliche Orientierung an den Mindeststandards erfordert zudem ein gestuftes System der Rechenschaftslegung, das ausgeht von den Lehrkräften, die die Lernentwicklung der Schüler:innen kontinuierlich beobachten und ihre Förderung entsprechend ausrichten. Schulleitungen haben in einem solchen System die Aufgabe, Schwierigkeiten bei einer lernwirksamen Unterrichtsgestaltung und Förderung frühzeitig zu identifizieren. Die Schulaufsicht ist in der Verantwortung, das schulische Selbstmonitoring kritisch-konstruktiv zu begleiten.“

Und wenn ich dann lese, was Lehrkräfte alles sollen, frage ich mich, warum die Ressourcen nicht gleich mitgedacht werden. Ansonsten ist es wieder nur etwas, was noch zusätzlich obendrauf kommt, die SL soll kontrollieren und sanktionieren.
Man beginnt – wie man sieht – beim Verkauf von digitalen Möglichkeiten.
Die Frage nach den Ressourcen für Förderung im System bleibt unbeantwortet, die nach der Erfassung der Arbeitszeit auch.

Lanaya schreibt weiter unten:
„Genau das ist vermutlich der Grund,warum sich bei so einer Sache hier Widerstand regt. Die Diagnose an sich ist ja nichts Schlechtes, aber es regt sich sofort die Befürchtung, dass es von Arbeitgeberseite mit der Anschaffung eines Programms getan ist.
In meiner derzeitigen Situation kann ich nicht mal da ausreichend fördern, wo ich genau weiß, was Sache ist. Da hilft dann kein Diagnosetool, man braucht Personal.“

Das geht mir genauso. Ich brauche das Programm nur bedingt, es ist möglich, die Diagnose ohne Tool zu stellen, es ist aufwändig alles zu dokumentieren, weitaus dringender wären Ressourcen für die Planung und Durchführung der Förderung.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Ja, genau! So ist es!! Danke für die Herausarbeitung der wesentlichen Punkte:)

Schulleitung B aus H
30 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Standardisierung gut und schön. Aber die Testung dauert 45-60 Minuten pro Kind. Das ERGEBNIS ist vielleicht entlastend, aber der Weg dorthin zeitaufwändig. Zudem werden Dienst-PCs hierfür benötigt. Der personelle und materielle Aufwand ist daher in der aktuellen Ressourcensituation kaum bis nicht zu schaffen.

Fräulein Rottenmeier
27 Tage zuvor

Also wenn es wirklich so lange dauert in einer Einzeltestung, dann ist es wirklich nicht zu bewältigen….wir haben ca. 60 Kinder, die sich bei uns anmelden und damit sind wir noch klein….andere Schulen haben über 100 Kinder….
Auch so brauchen wir für 5 er Gruppen schon 4 Vormittage mit 6 beteiligten Personen….

Palim
1 Monat zuvor

„dafür sind meine sozialpädagogischen Fachkräfte für die Schuleingangsphase zuständig“

Die gibt es flächendeckend in NRW?

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Ich denke schon….ja….

Marie
1 Monat zuvor

Sie scheinen mehrere davon zu haben. Wir haben eine – in Teilzeit.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Marie

Ja, zwei in Vollzeit….schon einige Jahre….

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Marie

Immerhin eine, andere haben keine :
Ist eh abhängig von Größe, Trägerschaft :privat oder staatlich?, entsprechenden Geldern und nicht zuletzt aktuell kaum verfügbaren soz.päd. Fachkräften.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Bei uns in der Stadt hat jede Grundschule mindestens eine, dazu noch mindestens eine Schulsozialarbeiterin.
Die SoFas sind Landesbedienstete durchweg….

Lisa
1 Monat zuvor

Schulkindergarten .War die hilfreichste Institution. Oft scheitert ein Kind ja einfach an Sekundärtugenden: Auf dem Platz bleiben, zuhören, anderen Platz lassen, Arbeitszeug richten. Die Kinder konnten das und viel mehr dort in Ruhe trainieren.
Beim Schuleingang gibt es einfache entwicklungspsychologische Dinge zu beachten, dafür braucht es eigentlich keine großartigen Tests. Wenn ein Kind beispielsweise Kopffüßler zeichnet, sollte man ihm das Jahr Förderung im Schulkindergarten noch gönnen.
Screening in verschiedenen Sprachen fände ich allerdings gut. Mittlerweile kann man den Führerschein auf 20 Sprachen machen, nur den kleinen Kindern wird zugemutet, in einer fremden Umgebung von einer fremden Person in einer fremden Sprache….

447
1 Monat zuvor

Kann man machen, kann man „Screening“ nennen (hört sich dann auch very wissenschaftlich an) – ohne konkrete Einwirkungsmöglichkeiten der Lehrer auf Schüler wird sich null ändern.

Basalste Fähigkeiten wie das grundlegend passive Lesen oder (einfaches) Zuhören ohne höhere Fachinhalte sind nämlich zunächst (Achtung Triggerwarnung!) eine WILLENSENTSCHEIDUNG. (Jaja, ausser bei einigen ganz wenigen SuS mit Behinderung, schwerer Erkrankung usw.)

34% ?

Klar.

Passt ins Bild.

Warum (ich meine warum GENAU) sollen SuS zuhören?
Wenn es auch so (irgendwie) geht?

Ein Kind hat Karies.
Sagt der Zahnarzt:“ Du hast die Zähne nicht geputzt, wir müssen bohren.“
Schreien die Eltern und das Kind: „Nein, auf keinen Fall! Übergriffig, überfordernd, Zahnarztbild aus finsteren Kolonialzeiten!“
… tjoah, ich weiß ja nicht was andere machen…aber in so einem Fall, da würde ich als Alternative eine Zuckerdiät anbieten, kostenpflichtig, versteht sich.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

@Reraktion
? – Ich verstehe Ihre Antwort nicht! Wo genau war bei diesem Kommentar von @447 eine Rassismus-Anspielung und auch 5-6jährige haben oft schon Karies?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

1) Sie und ihr „Rassisssmuuuhhhs“ – steht kein Wort von drinnen. Wenn Sie da trotzdem welchen finden ist das schlicht Ihr Problem.

2) Meine Perspektive ist die der allgemeinen weiterführenden Schule. Bis dahin haben sich 34% wohl kaum in Luft aufgelöst.

Ich gebe Ihnen allerdings völlig recht, dass ich das hätte erwähnen müssen. Insofern – point taken.

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Da kann man sich leicht täuschen. Oft handelt es sich schlicht um einen von der Menschheit enttäuschten Altlinken. Das meine ich ganz ernst. Es gibt nichts Traurigeres, als für die Armen gekämpft zu haben und dann zu merken, dass sie nicht das sind, was man in ihnen gesehen hat….

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Verallgemeinern Sie Ihre offensichtlich, ausgeprägte Blauäugigkeit ?

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Nee, ich spreche aus Erfahrung.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Wie haben Sie das herausgelesen? Bei der Wissenschaftsskeptik und der Raktion zum Thema „Rassisssmuuuhhhs“ dachte ich etwas anderes.

Aber darum geht es ja nicht. Meiner Meinung nach halten die Argumente nicht unf daran sollte – meiner Meinung nach – gemessen werden

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Naja, Sie haben das Screening zunächst untergraben, weil es für Sie komisch klingt (und dabei den wissenschaftlichen Kern abgesprochen) und stattdessen ein Pseudoargument angeführt, dass dies alles aufgrund übertriebener Angst vor Rassismus stattfinden würde.

Ich freue mich für Sie, dass Ihre Kinder wenige Probleme an Ihrer Schule haben, aber es geht ja eben um das Erfassen von Kindern, die NICHT diese Voraussetzungen erfüllen

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  447

„Basalste Fähigkeiten wie das grundlegend passive Lesen oder (einfaches) Zuhören ohne höhere Fachinhalte sind nämlich zunächst (Achtung Triggerwarnung!) eine WILLENSENTSCHEIDUNG.“

Ja, Lesen ist bei erwachsenen Leser:innen eine Willensentscheidung: gerne mal die beiden Texte zum Projekt in Hagen lesen und den Sinn entnehmen, dass es um ein Screening vor der Einschulung geht, möglich für Kinder ab 3 Jahren.
Bei denen sind basale Fähigkeiten noch keine Willensentscheidung, sondern sie hängen an Angebot und Anreiz, am Vorbild, an den Möglichkeiten.

Und wenn man die verpasst, weil man sich frühzeitige Förderung lieber spart, weil vor der Einschulung zu wenig KiTa-Plätze vorhanden sind (da geht es nicht um den Ganztag, sondern darum, überhaupt einen Platz für Kinder ab 3 Jahren zu bekommen), zu wenig Förderung über Frühförderstellen, Therapeut:innen, zu wenig Kinderärzt:innen…
Eingespart wurden Schulkindergärten/ Vorschulklassen, Sprachförderung vor der Einschulung, eingespart werden Sonderpädagog:innen.

Es ist doch übel, dass den Kindern (im Alter von 3 Jahren) vorgeworfen wird, sie seien einfach nicht bereit zu lernen, sie müssten sich einfach ein bisschen mehr anstrengen, dann würde es auch mit den Leistungen in der Schule klappen.

Und sicher gibt es Kinder, bei denen schon im Altern von 3 Jahren mehr als deutlich auffällt, dass sie in der Entwicklung stark verzögert sind. Deshalb müssen sie nicht beeinträchtigt sein. Wenn man ihnen aber zu diesem Zeitpunkt nicht hilft, weil das Geld kostet, wird man zu späterem Zeitpunkt mehr Geld für mehr Hilfen aufwenden müssen.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Oder noch schlimmer, der gesamte Bildungsweg ist dahin….das ist nämlich das schlimmste….einige Dinge können einfach nicht mehr aufgeholt werden…

Unfassbar
1 Monat zuvor

Einige Dinge können auch mit drei Jahren nicht mehr aufgeholt werden

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

„Es ist doch übel, dass den Kindern (im Alter von 3 Jahren) vorgeworfen wird, sie seien einfach nicht bereit zu lernen, sie müssten sich einfach ein bisschen mehr anstrengen, dann würde es auch mit den Leistungen in der Schule klappen.
Und sicher gibt es Kinder, bei denen schon im Altern von 3 Jahren mehr als deutlich auffällt, dass sie in der Entwicklung stark verzögert sind. Deshalb müssen sie nicht beeinträchtigt sein. Wenn man ihnen aber zu diesem Zeitpunkt nicht hilft, weil das Geld kostet, wird man zu späterem Zeitpunkt mehr Geld für mehr Hilfen aufwenden müssen.“

Absolut. Jedoch ist 447 der Ansicht, dass dann, wenn es nicht die Kinder selbst sind, eben die Eltern verantwortlich sind, weshalb man die Kids auch nicht fördern muss, schließlich ist das ja Aufgabe der Eltern. Die aber wollen ja nicht, was wiederum nicht unser Problem sein sollte. Wer will kann auch, wer nicht will, hätte sich eben andere Eltern aussuchen sollen.
So lesen sich leider viele seiner Beiträge hier, was ich nicht nur übel, sondern sehr, sehr traurig finde.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

447 spiegelt allerdings die schonungslose Wahrheit wieder, nicht die sozialpädagogisch rosa angemalte Version.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Nö.

Dann wäre ich gegen Förderung.

„Gegen Förderung“ zu sein wäre das effektivste Mittel, Missstände zu konservieren.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Bei 447 ist es eher Zynismus als Gutheißung.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Eie sieht die schonungslose Wahrheit für Sie aus?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich bin für Förderung zu haben und habe teilweise jahrelang freiwillig unbezahlt gefördert – zwei Stunden die Woche, ca. 500 EUR (für damalige Verhältnisse) top differenziertes Material. Das habe ich drei Jahre so gemacht. Bis ich generkt habe, dass der Output null stimmt. (Es gibt Fortschritte, aber nur sehr wenig und minimal, weil DuS/Eltern es gewohnt sind zu machen was sie wollen statt das was sie sollen, darum HABEN sie die Probleme i.d.R. überhaupt)

Wofür ich NICHT zu haben bin ist die grundsätzlich schwachsinnige, da nicht realitätsbezogene, Auffassung:
– dass Lehrkräfte mit ewig Aufwand fördern
– SuS /Eltern sich dann wie bei McDonalds aussuchen: Kommste heute, kommste morgen, kommste garnicht.

Weil so eine Förderung INEFFEKTIV ist und gleichzeitig wertvolle Ressourcen verbrennt.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Grundschüler*innen sind wohl kaum verantwortlich zu machen, wenn die Eltern nicht für den Schulbesuch sorgen. Auch ältere S*S sind nicht unbedingt immer in der Lage, verantwortungsvoll zu handeln, wenn sie aus dysfunktionalen Familien stammen.

Und wer, wenn nicht Lehrkräfte, sollte denn die Förderung übernehmen?
Nein, damit meine ich nicht, dass Sie oder ich das als Überstunden machen sollten. Ja, es gibt zu wenig Personal, aber trotzdem müssten das Lehrkräfte tun.

Lanayah
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Genau das ist vermutlich der Grund,warum sich bei so einer Sache hier Widerstand regt. Die Diagnose an sich ist ja nichts Schlechtes, aber es regt sich sofort die Befürchtung, dass es von Arbeitgeberseite mit der Anschaffung eines Programms getan ist.
In meiner derzeitigen Situation kann ich nicht mal da ausreichend fördern, wo ich genau weiß, was Sache ist. Da hilft dann kein Diagnosetool, man braucht Personal.
Dazu kommt bei uns, dass wir bei ganz offensichtlichem Förderbedarf erst testen lassen dürfen, wenn ein Kind einmal wiederholt hat und dann die Ziele der Klasse 2 nicht schaffen wird, also im 3. Schulbesuchsjahr.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ja.

Lehrkräfte sollen lehren und gerne auch fördern.

Die Empfänger sollten daran teilnehmen.

Schon bringts auch watt. 😉

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Aber wir sind ja oft in der Lage, dass die Kinder es nicht mehr tun oder können. Teilnahme gut, Elternbeteiligung sehr (!) wünschenswert, aber diese Rahmenbedingungen sind abnehmend vertreten.

Was nun? Familien befähigen? Schulen stärken, dass sie besser kompensieren können? Schulstrukturen dem pädagogischen Nachholbedarf anpassen? Nichts tun und sich über Kinder und Eltern aufregen?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass Förderungsangebote wichtig wären – und auch je früher, desto besser. Ist doch klar und weiß jeder, mit Klasse 8/9 spätestens ist der Zug schulisch ohnehin abgefahren. (@Redaktion: Er hat ‚Zug‘ gesagt! 😀 )

Nur fehlt eben die andere Seite der Medaille – dass diese „Angebote“ schlicht verpflichtend sein sollten.

Denn, wen überrascht es, die große Masse der Problemfälle sind es ja genau deswegen, weil sie eben schlicht gewohnheitsmässig NICHT tun, was ihnen gesagt wird.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Die „große Masse der Problemfälle“ sehe ich irgendwie anders,
die Kinder kommen in den Förderunterricht, die Eltern sagen fast immer: „klar, kann ja nicht schaden“ und nehmen das Wenige, was man als Schule anbieten kann … wo keine Förderstunden in der Stundentafel und Lehrerstunden-Zuweisung sind, kann man auch keine erteilen, ein sehr wesentlicher Punkt, warum intensive Förderung schwierig ist.

Es gibt Eltern, die keine Helikopter sind, die nicht so genau wissen, wie sie helfen könnten, die Material und Hinweise dankend annehmen und nutzen, die sich um Hilfe kümmern, aber alles, was Therapie braucht, bedeutet auch 18 Monate Vorlauf, Ärzte besuchen, Wartezeit bei Therapeut:innen, Hürden, die nicht jede:r schafft.

Mag auch am Alter liegen, aber ich kenne nur sehr wenige, die nicht tun, was man sagt und einfordert. Aber ja, man kann auch nicht einfach gehen oder nicht-kommen, wenn man Förderung erhält, da muss man sich dann im Raum total verweigern.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Meine Erfahrung:
(Alles auf weiterführende Schule bezogen)
– sobald die Kinder gezwungen sind teilzunehmen (ja, gezwungen = Pflicht! @Redaktion: Jetzt hat er ‚Pflicht‘ gesagt!)
– UND merken, dass man Ihnen auch wirklich helfen will
bringt es was.

Einfach nur „Förderung“ pauschal anbieten =
– es wird gekommen oder auch nicht
– Aufgaben werden unwillig gemacht (= kein Effekt)
– verschwendete Zeit

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Sie schreiben aus der Perspektive der Grundschule, nicht wie 447 aus der Sicht der weiterführenden Schule. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Schade
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

„Mag auch am Alter liegen, aber ich kenne nur sehr wenige, die nicht tun, was man sagt und einfordert“
Offen widersprochen wird tatsächlich sehr selten. Aber verschleppt wird leider extrem vieles, für das Kind oft mit fatalen Folgen. Ich könnte schreien, wenn schon bei der Einschulungsuntersuchung (und teilweise sogar schon deutlich davor) festgestellt wird, dass das Kind sehr schlecht sieht, hört, spricht, motorische Probleme hat, Logopädie, Ergotherapie etc. braucht und ich gebetsmühlenartig bei jedem Elterngespräch nachhake und Kinder teilweise an die weiterführende Schule abgebe ohne dass sie jemals dem dringend benötigten Arzt oder Therapeuten vorgestellt wurden. Dass so ein passives Nicht-Kümmern in der Regel für die Eltern folgenlos bleibt, frustriert mich sehr und lässt weitere Förderangebote in der Schule sinnlos erscheinen.
Von den Hilfen, die Eltern zu Hause leisten sollten wie z.B. täglich lesen üben, zusammen den Ranzen packen, Hausaufgaben kontrollieren etc. fange ich mal gar nicht erst an.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Schade

Das ist mir zu einseitig dargestellt.
Von denen, die sich kümmern wollen, scheitern etliche am Ärzte-Marathon, es gibt nicht einfach so ein Rezept für eine Therapie, schon gar nicht, wenn die Eltern nicht aus der Helikopter-Fraktion kommen. Manchmal müssen sich Eltern sagen lassen, ihr Kind sei zu dumm, es brauche keine Therapie.

Termine beim Gesundheitsamt sind rar, Rezepte nur vorschulisch, mit der Einschulung ist die Förderung beendet, man braucht ein Rezept, manchmal ist das ohne Chance und die Therapie kann nicht fortgeführt werden.

Dass Eltern wirklich gar nicht wollen und sich gar nicht um Arzttermine kümmern, erlebe ich nur äußerst selten.

Dass das Üben zu Hause zu wenig konsequent verfolgt wird, sehe ich auch, dennoch denke ich, dass Stunden in der Schule vorhanden sein müssen, wenn doch Erlasse sagen, Kinder mit Schwierigkeiten sollen am Förderunterricht in Kleingruppen teilnehmen. Wie denn, wenn die Stunden dafür gar nicht da sind, selbst wenn die Schule zu 100% versorgt wäre?

Lanayah
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Das ist tatsächlich ein Problem: Förderstunden für Kinder ohne festgestellten Förderbedarf sind in der Stundentafel nicht eingeplant.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Wie stellen Sie sich die Verpflichtung der Angebote vor?

Dejott
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Hört sich an wie der Ratschlag an Menschen mit Depressionen: Reiß dich doch einfach mal zusammen.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Dejott

Und wenn depressive Menschen Therapien verweigern, Medikamente nicht nehmen, auf jeden Ratschlag ihrer Umgebung oder von Beratungshotlines immer ein dummes „Ja, ABER…“ zurückgeben – kurzum: Sie zwar den sekundären Krankheitsgewinn wollen, aber auf das Richtige nicht hören – dann ist diese (***normalerweise*** im Falle einer gefährlichen psychischen Erkrankung sicherlich unangebrachte) Redewendung auch vollkommen zutreffend.

Ich habs so satt
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Ich hoffe, dass kein von Depression/psychischen Erkrankungen Betroffener Ihre doofen, wieder einmal irrealen Beschuldigungen/Unterstellungen liest.
Denn Sie sagen mit Ihrem Versuch, sich zu rechtfertigen, nichts anderes als:
Hab Dich nicht so !
Als ob alle „Therapie verweigern, Medikamente nicht nehmen würden……“
Jetzt bitte nicht wieder eins Ihrer unglaubwürdigen Geschichtchen, bitte !

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Ich habs so satt

@ 447
Freuen Sie sich, Sie sind ganz offensichtlich nie direkt mit Depressionen/Suiziden konfrontiert worden. Bitte aber verschonen Sie Betroffene mit Ihrer Ahnungslosigkeit, danke.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Ein erschreckender Eindruck, den Sie hier hinterlassen… Aber Sie meinte ja auch, es wäre in der Kita lediglich eine Willenssache =/

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Moment, habe ich das richtig verstanden: Sie gehen von fast homogenen Ausgangspositionen aus, die sich nur in der Motivation unterscheiden?

Und wie sähe Ihre „Zuckerdiät“ konkret bei den Kindergartenkindern aus?

Lehramtsaussteiger
1 Monat zuvor

Tip: direkt nach dem Screening sortieren auf Förder – Haupt – Realschule und Gymnasium. Alles gegliederten Schularten direkt ab der ersten Klasse starten lassen. Noch mehr Differenzierung noch bessere Ergebnisse!

Dejott
1 Monat zuvor

Genial. Hätte im CDU Parteibuch stehen können.

Lisa
1 Monat zuvor

Sie geben Spätzündern so absolut keine Chance…..

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Ich glaube, Sie haben das Deutsche Schulsystem nicht ganz durchdrungen…
Tatsächlich geht es beim Screening eben nicht um (viel spätere) Gymnasiast*innen. Schwächen und Rückstände sollen erfasst und zeitnah (falles es jemals genügend Personal dazu gibt) gefördert werden, um ggf. einen Besuch einer Sonderschule unnötig zu machen.
Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, lesen Sie den Artikel, der ist gar nicht schlecht 😉

Käthe
12 Tage zuvor

Das gab es zu DDR Zeiten immer. In der „großen“ Gruppe wurden regelmäßig Farben, Zahlen, Mengen, erzählen, ….geübt. War nicht verkehrt. Auch in der Grundschule gab es keine Kuschelecke , in die man sich zurückzieht , wenn man keine Lust mehr hat oder es zu anstrengend ist.

potschemutschka
11 Tage zuvor
Antwortet  Käthe

Achtung, gleich kommt wieder die große „DIKTATUR!“-Keule, oder ähnliches, weil in der DDR war alles schlecht! 🙂