Lehrkräftemangel – Unterrichtsausfall auf Rekordniveau! Lehrerverband spricht von „Notstand“

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DRESDEN. An Sachsens Schulen fielen im ersten Halbjahr zahlreiche Unterrichtsstunden aus – laut «Leipziger Volkszeitung» insgesamt rund eine Million. Oberschulen und Förderschulen waren besonders betroffen. Das Kultusministerium hat eine Erklärung.

Rekord. Illustration: Shutterstock

An Sachsens Schulen sind im ersten Schulhalbjahr mehr Unterrichtsstunden ausgefallen. Rund 8,8 Prozent der Schulstunden fanden in der ersten Hälfte des laufenden Schuljahres nicht regulär statt, wie aus einer Statistik des sächsischen Kultusministeriums hervorgeht, über die mehrere Medien am Freitag berichteten. Etwa 40.000 ausgefallene Unterrichtsstunden führt das Ministerium auf einen Warnstreik von Lehrkräften im November und Dezember 2023 zurück. «Ohne die Streiktage läge der Unterrichtsausfallanteil im Vergleich zum ersten Halbjahr des Schuljahres 2022/23 auf dem gleichen Niveau», hieß es.

Besonders hoch war der Anteil ausgefallener Stunden an Förderschulen mit 14,1 Prozent und Oberschulen mit 12,9 Prozent. Der Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Burkhard Naumann, sagte der «Leipziger Volkszeitung»: «Der Teufelskreis aus Personalmangel und Überlastung an den Schulen dreht sich weiter. Deshalb muss der Freistaat zusätzliches Geld für ein Bildungspaket in die Hand nehmen.»

Der Vorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes (SLV), Michael Jung, sprach gegenüber der Zeitung von einem «Notstand» und appellierte an die Landesregierung: «Die Zeit des Redens muss vorbei sein – es muss endlich umfassend gehandelt werden.» Besonders an den Oberschulen, aus denen die Handwerker von morgen kommen sollen, sei die Lage häufig dramatisch. News4teachers / mit Material der dpa

Trotz Lehrkräftemangels: Immer weniger angehende Lehrerinnen und Lehrer – Absolventen- und Anfängerzahlen brechen ein

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JoS
24 Tage zuvor

Nur 8,8%? Das mag man kaum glauben angesichts einer Unterrichtsversorgung von 96,36. Sind die Kolleg*innen in Sachsen also praktisch nie krank? Selbst mit Überstunden wäre dieser Wert doch kaum erreichbar.

Katze
23 Tage zuvor
Antwortet  JoS

„Nur 8,8%? Das mag man kaum glauben angesichts einer Unterrichtsversorgung von 96,36. Sind die Kolleg*innen in Sachsen also praktisch nie krank?“

Das darf man nicht glauben. Schaut man auf den Blog des Sächsischen Kultusministeriums (SMK-Blog) dann findet dort nur Schönfärberei statt. Alles Supi an Sachsens Schulen. An Sachkritik ist man nicht interessiert. Die wird zensiert. Besonders die angestellten Lehrer der Generation X (viele hatten als Streikende den Unterrichtsausfall zu verantworten – welcher Hohn) kündigen zunehmend oder zumindest innerlich. Wer bleibt, muss zum angepassten Low-Performer mutieren, um sich nicht völlig desillusioniert und körperlich erschöpft in Richtung Rente (mit einer Beamten-Pension nicht vergleichbar) zu schleppen.

Sim Si
22 Tage zuvor
Antwortet  JoS

Nur??? Wissen Sie, wie viel das ist? Das sind an einer weiterführenden Schule 2,5-3 Stunden pro Woche – im Schnitt! Während Krankheitswellen können das durchaus auch mal 5-6 Stunden pro Woche sein! Das ist verdammt viel!

JoS
21 Tage zuvor
Antwortet  Sim Si

Der durchschnittliche Krankenstand über alle Berufsgruppen hinweg liegt schon zwischen 6-7%. Meine Vermutung wäre, dass entspannte Bürojobs eher darunter liegen und Jobs mit Kontakt zu Menschen, vor allem Kindern, eher darüber. Und jetzt addieren Sie noch den „geplanten Ausfall“ von fast 4% und sagen mir, ob das realistisch ist.

Veränderung der Schule
24 Tage zuvor

Wir müssen uns anpassen die Gegenwart.
Schüler wollen flexible Unterrichtszeiten, d.h. Gleitzeit, freie Lernzeit, teilweise homeschooling.

Lehrkräfte brauchen Entlastung, eine 4-Tage Woche und sollten Konferenzen online / hybrid machen können. Viele Theoriestunden ab der 5. Klasse gehen auch mal online. Es muss nicht alles vor Ort passieren.

Vor allem, wenn die Kids im späteren Berufsleben ganz andere Bedingungen vorfinden!

JoS
24 Tage zuvor

Ab der 5. Klasse halte ich aufgrund der Aufsichtspflicht für fragwürdig. An vielen Schulen dürfen Schüler*innen ab der 8. Klasse mit Einverständnis der Eltern das Schulgelände in den Pausen verlassen, also erscheint mir das als grundsätzlich geeignete Grenze. Wobei man das sicherlich von der jeweiligen Lerngruppe abhängig machen sollte.

vhh
23 Tage zuvor

Mit welchen Schülern soll das passieren? Gleitzeit – organisatorische Frage, da müssten die passenden Fächer in den ersten Stunden liegen. Mit einer Doppelstunde NW pro Woche in Gleitzeit könnte man das Fach auch ganz lassen. Nein, SuS können Physikgrundlagen nicht durch Einzelarbeit nachholen oder vorbereiten, weil bei den meisten die Frustrationstoleranz bei komplexen Zusammenhängen nicht reicht. Lernzeit – selbst wenn man es noch so oft wiederholt, die funktioniert mehr schlecht als recht. Auch hier, die sogenannten ‚Nebenfächer‘ finden einmal pro Woche statt, soll davon noch etwas in eine Lernzeit gehen? Homeschooling – aber gerne, doppelter Arbeitsaufwand mit halbem Ergebnis.
Was sind Theoriestunden? In NW-Fächern existieren die kaum. Einführung in ein neues Thema online, möglichst noch ohne Bild, da fehlt mir doch das Selbstvertrauen, auf interessierte SuS zu setzen. Verlorene Zeit, die nächste Livestunde zeigt dann 80% Ahnungslosigkeit, schon bei der Frage, um was es geht.
Entlastung ist das m.E. nur, wenn man auch nur reduzierte Ergebnisse anstrebt. Will ich ein Thema wie in einer normalen Stunde erarbeiten, brauchen alle diese Methoden mehr Zeit, mehr als sie einsparen.

Katze
23 Tage zuvor
Antwortet  vhh

„Mit welchen Schülern soll das passieren?“ 
Auch Chemiegrundlagen sind aufgrund fehlender Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft sowie fehlender Frustrationstoleranz bei realistischer Notenvergabe kaum noch vermittelbar.
Unterrichtsrealität: „80% Ahnungslosigkeit, schon bei der Frage, um was es geht.“ – wird immer mehr zur Norm in NW-Fächern. „Durchwinken“ aller SuS auf Wunsch von Schulleitung und Kultus ist angesagt.
Am Gymnasium sind viele nach den mir im Fach vorgegeben Lehrplaninhalten kognitiv völlig überfordert. Seit 2017 gibt es auch in Sachsen keine verbindliche Bildungsempfehlung mehr. Eine im Hinblick auf das gymnasiale Anforderungsniveau und das Erreichen einer wirklichen Studierbefähigung für Leistungsspitzen ( ,welche immer mehr abgebrochen werden ) sehr „sinnfreie“ Entscheidung (Anpassung).
MINT-Lehrkräfte sind auch schon sehr lange an ihrer Frustationstoleranz-Grenze und zählen die Monate im zum vorzeitigen Eintritt in die wertschätzende Angestellten-Rente.

Generation X: Lehramt in Sachsen – wir sind noch so blöd. Aber nicht mehr lange.

vhh
23 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Ach ja, die Rente…, ich kann die Wertschätzung kaum erwarten (ist aber noch eine Weile). Chemie ist seit einigen Jahren schon im Anfangsunterricht nicht mehr vermittelbar. Was früher spannend, neu, mit Feuer und seltsamen Geräten usw war dauert heute zu lange, um noch interessant zu sein (mehr als zwei Minuten, Zusammenhänge begreifen). Aber zum Glück ist das Gesamtschule NRW, da muss nur das mittlere Bildungsniveau erreicht werden (und das auch nur wirklich in den abschlussrelevanten Prüfungsfächern). Wir bescheinigen auch fleißig die Oberstufenqualifikation, geliefert wie bestellt. Nur ärgerlich, dass ich die in ihren OST-NW-Kursen dann auch noch unterrichten darf…
Diese ansonsten meist sehr netten SuS sollen auch noch mit eigenverantwortlicher Lern- und Zeiteinteilung beglückt werden – finde den Fehler.
Sehr beruhigend übrigens, das auch die sächsischen Gym-Lehrpläne Fiktion sind. Ich hatte schon befürchtet, es gäbe reale Klassen, mit denen das alles möglich ist, was in unseren steht.

Jan
23 Tage zuvor

Wer beaufsichtigt die Kinder in dieser Zeit? Ab einem gewissen Alter mag das gut funktionieren, aber bei 10 bis 14jährigen?

Lera
21 Tage zuvor
Antwortet  Jan

Ausgangspunkt und notwendige Bedingung aller Überlegungen zur pädagogischen Gestaltung von Schule muss stets sein, dass eine Beaufsichtigung der Kinder und Jugendlichen von 7 bis 17 Uhr durch Nicht-Eltern gewährleistet bleibt.

Zweitens muss zuerst der örtliche Busunternehmer gefragt werden, ob ihm die Zeiten passen.

Drittens müssen natürlich alle immer in einem Raum sein – sonst könnte ja zufällig mal eine Lerngruppe gebildet werden, die Unterricht ermöglicht.

Lernt man alles im Pädagogik-Studium.

Manuel
23 Tage zuvor

4-Tage Woche und Gleitzeit oder mehr digital durchführen ist doch juuut

AlexZ
22 Tage zuvor

Nur mal so. In meiner Berliner Schule war die Kollegensättigung offiziell bei 86% wenn man Referendare und studentische Hilfskräfte etc. mitzählt, obwohl diese eigentlich betreut werden um den Beruf zu erlernen und deswegen eher Kapazitäten binden als freisetzen (theoretisch). Das viele Schüler heutzutage nichts mehr taugen, liegt daran, dass diese bis zum Abi nie Leistungsdruck erfuhren. Notfalls haben die Eltern die Noten einklagen können.
Von den 86 prozent kann man noch einen langzeitkranken und einen, der Kinder auf den Stuhl gesetzt hat und bis Prozessende nicht kommt wegrechnen.
Lehrer dienstuntauglich klagen hilft gegen Mangel.
In meiner dritten Klasse würden atwa 5-7 Kinder selbst zu Hause arbeiten. Bei 3 oder 4 würden die Eltern helfen und der Rest würde nic machen. In Coronazeiten wurde eindeutig gezeigt, dass Homeschooling etc. nicht funktioniert, wer das etablieren möchte zerstört etwa 75% der zukünftigen Arbeitskräfte. Niemand benötigt Hohlbirnen in Dtl. die kann man sich von außerhalb holen. Das wichtigste ist, dass die Schule und die Kinder erst einmal eine Autorität haben und nicht alles aus Eltern- und Kinderrücksicht aufgeweicht wird. Das gleiche gilt in der Kita bei den Erziehern.
Unterricht ist Nebensache. Zuerst bin ich verpflichtet Hofpausenstreitereien zu klären, nach Verletzungen zu fragen, zu ermahnen, wie es besser geht … und irgendwann nach 10 min geht der Unterricht los.

Katze
21 Tage zuvor
Antwortet  AlexZ

Volle Zustimmung!
Lehrkräfte, welche sich dem Weichspülgang verweigern und noch Leistung einfordern, verzweifeln selbst in der Abiturstufe. Der Rückhalt für diese Lehrenden durch Kultus und Schulleitungen ist kaum spürbar und sorgt bei einigen KuK für maximale Demotivation und innerliche oder vorzeitige Kündigung.
Wir sind dann auch mal weg.

Sachsen scheint sich das ja leisten zu können. Unterricht und fachliche Leistung sind Nebensache.

War da nicht etwas mit Fachkräftemangel und Leistungsgesellschaft?
Ich kann mich schon nicht mehr erinnern.

Wutbürger
20 Tage zuvor
Antwortet  AlexZ

„Das wichtigste ist, dass die Schule und die Kinder erst einmal eine Autorität haben und nicht alles aus Eltern- und Kinderrücksicht aufgeweicht wird. Das gleiche gilt in der Kita bei den Erziehern.“

Dazu gehört dann aber auch, dass die Fachlichkeit im Unterricht durch den Lehrer gewahrt bleibt. Das bedeutet eben auch, dass die Noten zu den Leistungen und das schulische Niveau zur Schulform passt und natürlich bedingt das auch Lehrer, die auf dem entsprechenden akademischen Niveau ausgebildet worden sind und wissen, was sie da tun.

Dejott
20 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Das autoritäre Menschenbild der AFD, verbunden mit Führung, Unterwerfung und straffer Notengebung wird kein Problem lösen.
Schule in Deutschland muss grundlegend reformiert werden. Reaktionäre Ideologien sind sicher falsche Ratgeber. Ich wünschte, wir würden endlich ehrlich auf klare Erkenntnisse der Pädagogik setzen.

Dejott
20 Tage zuvor

Jetzt ist plötzlich der Lehrerstreik am hohen Unterrichtsausfall schuld. Im Lehrerzimmer haben wir uns gestern vor Lachen auf die Schenkel geklopft….oder einfach nur noch mit dem Kopf geschüttelt….wie so häufig.
Es kotzt die Lehrer hier in Dresden so unendlich an, dass man im Kultus nichtmal im Ansatz daran denkt, irgendwelche Selbstkritik zu üben. Offenbar ist man einfach nicht in der Lage dazu.
Und Sachkritik von außen wird auf der Webseite des sächsischen Kultus zensiert. Kann jeder ausprobieren.
Das ist das erbärmlichste an der Schulpolitik hier in Sachsen.
Und dann droht uns noch ein Kultusminister von der AFD.
Aber wie heißt es so schön im Mediensprech des Kultus: Lehrer werden in Sachsen, aus Überzeugung.

Wutbürger
20 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Zum letzten Absatz: Vielleicht ist das aber auch eine neue Chance.
Ich würde jedenfalls durchaus mich mit meiner Familie (trotz Migrationshintergrund) gerne in Sachsen oder Thüringen einem solchen Experiment unterziehen.

Dejott
20 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Ein rechtsextremer Dienstherr ist immer und überall das Allerletzte. Hätte ich keine Kinder, wäre ich in dem Fall sofort weg.
Zumal zu befürchten ist, dass pädagogische Entscheidungen noch stärker als bisher eben nicht auf Stand der Wissenschaft, sondern aus ideologischen Gründen getroffen werden.

Wutbürger
20 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Das kann man natürlich so drastisch formulieren, um keinen Ausweg zu lassen, aber man könnte es auch einfacher gestalten: denjenigen Lehrkräften, die dann aus dem unappetitlichen Sachsen oder Thüringen raus wollen, tauschen mit den Lehrern aus Duisburg, Dortmund-Nordstadt, Geldenkirchen, Berlin-Neukölln. Da können Sie gerne ausprobieren, was sie unappetitler finden.Ich glaube jedenfalls, dass ich es in Dresden schöner hätte als sie in Duisburg.

Dejott
19 Tage zuvor
Antwortet  Wutbürger

Möchten Sie mir damit sagen, dass ein rechtsextremer, völkischer Dienstherr weniger schlimm wäre als eine hohe Zahl an Kindern von Migranten?
Und dass Lehrer und Lehrerinnen in Scharen in ein AFD-Land flüchten würden, um nur bloß den Ausländern zu entkommen?

Wutbürger
19 Tage zuvor
Antwortet  Dejott

Noch einmal: nur weil sie hier überdramatisieren und ihre Gedankenwelt als die Realität ansehen, muss das nicht jeder andere genauso machen und der Wahrheit entsprechen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht in ihrer (gedanklichen) Welt leben muss und finde, dass das schon pathologische Züge hat.

Und Sie können es drehen und wenden wie sie wollen, es bleibt eine Tatsache, dass über Zwangsabordnungen in die von mir genannten Stadtteile geredet wird, weil da eben niemand hin will, nicht einmal die Lehrer mit Ihren politischen Überzeugungen. Da bleiben Sie dann doch selbst lieber an ihrem schönen Gymnasium, wo es mehr blonde Kinder gibt als in der Grünen Jugend. Es kann sein, dass ihnen nicht gefällt, was ich sage, aber ich bin wenigstens ehrlich.