MÜNCHEN. Mit der politischen Bildung in Schulen ist es nicht gut bestellt, und Bayern bildet in Deutschland offenbar noch das Schlusslicht. Die Grünen im Freistaat fordern nun drastische Reformen: Mehr Unterricht, mehr qualifizierte Lehrkräfte – und echte Mitbestimmung für Schülerinnen und Schüler.
Zur Stärkung der Demokratie fordern die Grünen in Bayern deutlich mehr politische Bildung an allen Schulen im Freistaat. «Wir fordern, dass an allen Schularten ab der 5. Klasse zwei Stunden Politik und Gesellschaft unterrichtet werden. Politische Bildung muss integraler Bestandteil des Lehrplans sein und sollte entsprechend mehr Zeit und Raum erhalten», sagte Fraktionschefin Katharina Schulze in München. Zudem brauche es mehr qualifizierte Lehrkräfte für politische Bildung und Angebote der Mitbestimmungen für junge Menschen.

Die Grünen begründen ihre Forderung unter anderem mit Studienergebnissen der Uni Bielefeld, wonach die Schüler in Bayern im bundesweiten Vergleich viel weniger Unterricht in politischer Bildung erhalten als in anderen Bundesländern (News4teachers berichtete). Demnach belegt Bayern seit Jahren die letzten Plätze des nationalen Rankings politischer Bildung am Gymnasium und an der nicht gymnasialen Sekundarstufe I. Ein Gymnasiast aus Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Schleswig-Holstein habe etwa mehr als achtmal so viel Unterricht im Bereich politische Bildung wie Schüler und Schülerinnen in Bayern.
«Die Söder-Regierung liefert ein Paradebeispiel dafür, warum wir bei der Demokratie-Bildung junger Menschen in Bayern noch nicht weiter sind», betonte Schulze. «Das zeigt die Feigenblatt-Idee des Verfassungs-Viertelstündchen pro Woche. So eine Druckbetankung in 15 Minuten kann nicht die einzige Antwort auf den Rechtsrutsch und den zunehmenden Populismus sein.»
Problematisch sei aber nicht nur die Quantität der Bildungsangebote, auch bei der Qualität sehen die Landtags-Grünen Defizite, weil die Lehrer zu oft für das Fach «Politik und Gesellschaft» (PuG) nicht richtig ausgebildet seien. Aktuelle Zahlen dazu lägen aber nicht vor, da das Kultusministerium eine entsprechende Anfrage der Fraktion unbeantwortet ließ. Im Dezember 2022 teilte das Haus mit, dass im Schuljahr 2021/2022 an Realschulen rund 51 Prozent der Stunden fachfremd unterrichtet wurden. An Gymnasien waren es 10,2 Prozent.
«Demokratie lernt man vor allem durch Mitmachen. Damit die Schulen keine “demokratiefreien Zonen” bleiben, müssen Kinder und Jugendliche auch an Entscheidungsprozessen beteiligt werden»
Die fehlenden Fachkräfte sind laut den Grünen das Ergebnis fehlgeleiteter Studienangebote, weil das Unterrichtsfach PuG für Lehramt Gymnasium in Bayern nur in Kombination mit Deutsch oder Englisch studiert werden könne. Für Lehramt Realschule sei nur in Kombination mit dem Fach Wirtschaft möglich. Seit Jahren würden immer weniger Studierende das Fach anwählen. Es brauche daher dringend alternative Fächerkombinationen sowie ein verbindliches Modul «Politische Bildung» für alle Lehramtsstudierenden sowie eine entsprechende Ressourcenausstattung der Universitäten.
Aus Sicht der bildungspolitischen Sprecherin der Fraktion, Gabriele Triebel, muss aber noch mehr geschehen, um die politische Bildung der Kinder und Jugendlichen zu verbessern: «Demokratie lernt man vor allem durch Mitmachen. Damit die Schulen keine “demokratiefreien Zonen” bleiben, müssen Kinder und Jugendliche auch an Entscheidungsprozessen beteiligt werden», sagte sie. So brauche es eine feste Verankerung von Klassenräten und Schulparlamenten.
Ferner müssten mehr Schüler Gedenkstätten besuchen. «Gedenkstätten sind wichtige Lernorte, die den Jugendlichen die Bedeutung von Menschenwürde und demokratischen Grundrechten vermitteln», sagte Triebel. Aktuell würden aber nur ein Drittel der Mittelschüler, rund 40 Prozent der Realschüler und nur zehn Prozent der Förderschüler KZ-Gedenkstätten besuchen. Dem gegenüber stünden fast 70 Prozent der Gymnasiasten. Die Staatsregierung müsse daher allen Schülern unabhängig vom Geldbeutel der Eltern die Besuche ermöglichen. News4teachers / mit Material der dpa
Wenn man auf die Studienergebnisse der Uni Bielefeld vertraut, gäbe es an Gymnasien in Hessen in den Jahrgangsstufen 6 – 9 insgesamt 7 Wochenstunden Unterricht in politischer Bildung, in der Oberstufe dann nicht mehr. An Gymnasien in Bayern wären das dann ab Klasse 10 insgesamt 4 Wochenstunden. Dass 7 wirklich 8 mal so viel sein soll wie 4, weigere ich mich zu glauben.
Die Grünen in Bayern können ihr Demokratieverständnis demonstrieren, indem sie nicht die Ideen der Regierung als wirkungslos kritisieren, bevor diese durchgesetzt und reflektiert wurden.
Die Forderungen nach Politik ab Klasse 5 oder mehr Gedenkstettenbesuchen sollten für sich sprechen – ohne Gemecker
In Baden-Württemberg hat Gemeinschaftskunde als das Kernfach der politischen Bildung nach 13 Jahren einer Regierung unter Führung der Grünen übrigens einen geringen Stellenwert im Fächerkanon als zuvor.
Für mich steht fest: so übergriffig, inflationär bis infantil der Begriff “Demokratie” hier verwendet wird, wird er langfristig Schaden daran nehmen. Die Demokratie ist eine Herrschaftsform, man muss und kann sie nicht einfach an einer Schule erlernen. Wer das unablässig fordert, führt vielleicht Gutes im Schilde, wird aber das Gegenteil erreichen.
In einer Schule braucht es keine Herrschaftsform, sondern gute Bedingungen für gute Bildung. Und dafür sind Erwachsene zuständig! Schüler sind ja nicht blöde, sie merken schnell, dass sie in “Klassenräten und Schulparlamenten” vielleicht über die Farbe des Flures und den Spielplatz auf dem Hof entscheiden dürfen, aber sonst nichts zu melden haben. Sie werden dort systematisch verar…. die Folgen kann sich jeder Denken.
“Man muss und kann sie nicht einfach an einer Schule erlernen.” Wo denn sonst?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Wo denn sonst?”
In den Familien und im freien Spiel der Kinder beispielsweise. Wir haben schon lange in Familien nicht mehr die extrem verkrustete Struktur, nach der der Vater das Familienoberhaupt ist und am meisten zu bestimmen hat. Dann kommt die Mutter machtmäßig als Vize an die zweite Stelle (“Warte bis Papa nach Hause kommt” wurde früher von manchen Müttern gedroht) und ältere Geschwister vertreten die Eltern bei Abwesenheit…
Weil es weniger streng nach Hierarchie in den Familien zugeht, haben bereits Kindergartenkinder heute viel mehr Vertrauen zu Erwachsenen außerhalb der Familie. Demokratische Absprachen werden Kindern von ihren Eltern vorgelebt und wir erkennen sie immer wieder in den Rollenspielen der Kinder.
Demokratie ist bekanntlich eine gesellschaftliche Organisationsform – also benötigt man schon eine Gruppe, um demokratische Aushandlungsprozesse üben zu können. Natürlich kann dabei auch das Elternhaus eine Rolle spielen; übrigens mitunter eine sehr schlechte – gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2024/01/wir-haben-es-generell-mit-einer-aggressiveren-elternschaft-zu-tun-wie-der-neue-schulleiter-in-burg-gegen-rechtsextremismus-ankaempft/
Ein Grund mehr, warum politische Bildung keine Privatsache sein darf.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“… also benötigt man schon eine Gruppe, um demokratische Aushandlungsprozesse üben zu können.” – das ist richtig, funktioniert aber nur, wenn die Gruppe nicht aus lauter Individualisten besteht, wo jeder einzelne seinen (irgendwie gearteten) Sonderstatus immer und überall berücksichtigt haben will, ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten der anderen Individu(alist)en zu nehmen.
In der Erzieherausbildung wurde und wird weiterhin – von Lehrkräften!!! – vermittelt, dass die Familie auch eine Gruppe ist. Und zwar eine für die Sozialisation besonders wichtige. Zusammenhalt, Sorge um Kinder, Großeltern und andere Verwandte, inbesondere bei Alter und Krankheit prägen sie auch heute noch. Nicht grundlos steht im Grundgesetz, dass die Familie unter dem besonderen Schutz des Staates steht.
Wenn die Familie gegenüber schutzbedürftigen KIndern versagt, ist staatliches Eingreifen nötig. Ansonsten aber nicht.
Verhältnisse wie in Burg gibt es nicht überall.
Ein Zitat aus dem Text mag das verdeutlichen: “Manche Lehrkräfte benutzten immer noch unterschiedliche Lehrerzimmer, damit sie sich nicht begegnen müssten.”
Darf politische Bildung Ihrer Meinung nach nur für Kinder oder auch für Jugendliche und Erwachsene keine Privatsache sein?
Wer davon überzeugt ist, dass seine eigene politische Bildung seine Privatsache ist, ist für mich aus diesem Grund nicht rechtsradikal. (Menschenrechte müssen natürlich respektiert werden!) Wenn es außer mir jemandem mulmig wird, angesichts der politischen Bildung, die Kindern im dritten Reich und später auch im Arbeiter- und Bauernstaat vermittelt wurde, kann ich das gut verstehen.
Es geht natürlich um demokratische Bildung. Wir leben schließlich in einer Demokratie und nicht in China oder Russland. Und weil Demokratie keine Privatsache ist, kann auch demokratische Bildung keine sein. Uns irritiert Ihr Verständnis für Menschen, die den grundlegenden Unterschied zwischen der DDR und der Bundesrepublik nicht verstanden haben (bzw. nicht verstehen wollen), sehr.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
@Redaktion
Bitte den letzten Satz von A.M. noch einmal gründlich lesen!
Wir haben den Satz gelesen. Mit Rechtsextremen würden wir auch nicht zusammenarbeiten wollen – und?
Um es mal klar zu sagen: Wir haben kein Verständnis für Menschen, die unsere Demokratie – und damit die Grundlage unseres Zusammenlebens – gefährden (und sei es nur dadurch, dass sie Rechtsextreme gewähren lassen). Und wir sehen auch keine Notwendigkeit, solchen Leuten entgegenzukommen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wenn Demokratie bedeutet, dass die Meinungsfreiheit immer mehr eingeschränkt wird und alles an Verunglimpfung anderer Meinung getan wird, damit alle nur noch dasselbe Lied singen, ist der Zeitpunkt gekommen, sich wirklich mal Gedanken darüber zu machen, was Demokratie in Wahrheit bedeutet.
Schon klar, dass sich hier die Rechtsaußen-Front hereindrängt, um ihren üblichen Salmon von der angeblichen “Meinungsdiktatur” abzulassen. Wenn Sie wissen möchten, was Einschränkung der Meinungsfreiheit bedeutet, dann schauen Sie mal nach Russland: “Vorwurf der »Rechtfertigung des Terrorismus« – Russische Theatermacherinnen zu langen Haftstrafen verurteilt”. Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/moskau-russische-theatermacherinnen-zu-langen-haftstrafen-verurteilt-a-981621ad-b067-46a3-9f54-86cd2e35bfd9
Die Behauptung einer angeblichen Einschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland ist eine Desinformationskampagne, die so blöd ist, dass es wehtut – denn sonst könnten Sie sich gar nicht öffentlich (und folgenlos) über die Einschränkung der Meinungsfreiheit beschweren. Leider fallen tatsächlich viele Menschen darauf herein, die Meinungsfreiheit mit “Man darf sagen, was man will und niemand darf widersprechen” verwechseln. Ein Argument mehr für demokratische Bildung (die die Rechte, aber auch die Pflichten innerhalb eines demokratischen Rechtsstaats thematisiert). Zur Meinungsfreiheit gibt es nämlich bereits eine wesentliche Einschränkung im Grundgesetz. Hier Artikel fünf im Wortlaut:
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
Im Klartext: Es gab und gibt also keine absolute Meinungsfreiheit – Grenzen sind die Grundrechte (und die Würde) der anderen. Wie wäre es, wenn Sie sich “mal Gedanken darüber machen, was Demokratie in Wahrheit bedeutet”. Sie bedeutet nämlich nicht Pöbeltyrannei.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wenn Sie “Pöbeltyrannei” (Ochlokratie) diagnostizieren, fragen sich vielleicht einige Leser, wer denn hier meist pöbelt und sich selbst nicht ans GG hält. Es geht in einer Demokratie nicht ums fromme Zitieren dessen, was auf dem Papier steht, sondern ums reale Respektieren des Inhalts.
Wer Meinungsfreiheit und freie Meinungsbildung als Grundpfeiler der Demokratie anerkennt, macht die eigene Meinung nicht zum Maß aller Dinge und verunglimpft abweichendes Denken nicht automatisch als “rechtsradikal” oder “rassistisch” u.a.m.
Von was abweichend – vom Grundgesetz?
Zur Meinungsfreiheit gehört es übrigens auch, die Meinung anderer zu ertragen – die durchaus meinen dürfen, die vorgetragenen Positionen seien rassistisch und/oder rechtsradikal. Wenn das begründbar ist, ist es erlaubt. So ist es legitim, den Thüringer AfD-Chef Höcke einen Faschisten zu nennen, auch wenn der das nicht gerne hört. Er ist aber nunmal einer. Gerne hier nachlesen: https://www1.wdr.de/nachrichten/afd-hoecke-faschist-100.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das systematische Ignorieren missliebiger Meinungen hält vermutlich heute schon viele Menschen davon ab, ihre Meinung zu sagen. Darunter leidet die Meinungsvielfalt und die für eine lebendige Demokratie wichtigen gewaltfreien Auseinandersetzungen.
Wenn ich nur an die Coronazeit denke und die vielen im Netz geposteten Impfarme. Oder den Slogan der katholischen Kirche “Impfen ist Liebe”… Und wer sich nicht impfen ließ, sollte plötzlich rechts sein!
Das Bild vom Lied, das alle singen sollen, hat leider schon seit etlichen Jahren wieder die Pädagogik erfasst. Viele Förderprogramme haben nicht nur ein Projektmaskottchen sondern auch noch ein Projektlied. (Man lässt beispielsweise die Kinder drei mal “Ich bin ich!” rufen und dazu in die Luft springen) Und sobald eine Urkunde an jedes Kind verteilt wurde, sollen die Kinder unisono Begeisterung simulieren, indem sie alle entweder den Daumen hoch halten oder das Victory-Zeichen machen oder alle Arme in Jubelpose hoch werfen. Die Mehrheit scheint diese Demonstrationen des Mitläufertums nicht peinlich zu finden. Ist halt so üblich geworden. Tut ja keinem weh.
“Das systematische Ignorieren missliebiger Meinungen…”
Sorry, da klappen uns die Fußnägel nach oben. Meinungsfreiheit bedeutet doch nicht, einen Anspruch auf Umsetzung zu haben. Ich poste im Netz irgendeinen Blödsinn – und leite daraus ab, dass die Politik das gefälligst umzusetzen hat (aber dalli)? Was für eine Hybris.
Ihr Post verdeutlicht einmal mehr, wie dringend wir politische/demokratische Bildung in diesem Land benötigen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
@Redaktion
So weit, so richtig. Aber was ist die Meinung der Redaktion zum 2. Abschnitt des Kommentars von A. M.? Das erinnert (jedenfalls mich) doch ein bißchen an die DDR und das kann ja wohl nicht sein, oder?
An den Haaren herbeigezogen. Herzliche Grüße Die Redaktion
Sind Sie da sicher? Wann waren Sie das letzte Mal in einer Kita oder Schule, während der Beschäftigungen oder im Unterricht oder noch besser beim sozialen Lernen o. ä.?
MMn. besteht die Gefahr (ich vermute A.M. sieht das auch so), dass Demokratie und Ideologie von manchen “überengagierten” Pädagogen verwechselt werden. Das möchte wohl niemand!
Aha. Herzliche Grüße Die Redaktion
Soso, na da müssen wir wohl nachschulen, Kollegen; @ Potschemutschka hat gesprochen.
@ Potschemutschka
Selbst wenn es solche Nulpen geben sollte, bitte ich doch darum dies zu belegen.
🙂 Naja, es reicht vielleicht schon, so manche Diskussionen hier im Forum zu verfolgen – am besten die meist-diskutierten.
@Besseranonym
Übrigens: ich sprach von “manchen”, das ist zum Glück (noch?) eine Minderheit. Warum fühlen Sie sich angesprochen?
@Besseranonym
…. besonders empfehlenswert alle Diskussionen rund ums Gendern (eine ist geradewieder im Gange, aber ältere Diskussionen zu diesem “heißen Eisen” sind auch sehr interessant zum Unterschied Demokratie/Ideologie – Einflüsse auf Bildung) – aber das ist sicher nur meine persönliche Wahrnehmung.
Sie haben mich richtig verstanden. Danke!
Mit Abstand von über vierzig Jahren wächst mein Respekt vor den Lehrern meiner Schulzeit, die unsere linken Ansichten unaufgeregt stehen lassen konnten, auch wenn sie anderer Meinung waren und besser argumentieren konnten als wir. Die Phrase “Wer mit zwanzig kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer es mit vierzig immer noch ist, hat keinen Verstand” nervte zwar, aber an weitere unschöne Bemerkungen kann ich mich nicht entsinnen. Und wir wurden nie animiert, für einen US-Präsidenten Fähnchen zu schwingen oder uns klassenweise als brave Mitläuferchen für irgendeine gute Sache zu präsentieren. (Was heute schon im Kindergarten nicht unüblich ist: Jedes Kind kriegt eine Urkunde als Baumpate, Klimaforscher, Blutdrucksheriff oder was immer gerade in ist und mediale Beachtung bewirkt…)
Wenn Pädagogen und organisierte Kinderschutzverbände, die Kinder zu gesellschaftpolitischem Engagement (besionders beliebt “KInderrechte ins Grundgesetz) vor die Kamera oder in die Medien bringen, muss man sich fragen, wessen politisches Bewusstsein die Kinder präsentieren. Ihr eigenes – oder das einzelner Erwachsener? Und ob die Kinder stattdessen nicht lieber was ganz anderes täten! Und ob Überengagement Kinder am Ende die Lust nimmt, sich wirklich für Politik zu interessieren…
“Ideologie – Der Versuch die Straßenbeschaffenheit zu ändern, indem man neue Wegweiser aufstellt.” (Carlo Manzoni)
@Redaktion
Erwähne ich Dinge, die ich als positiv in der DDR empfunden habe, kommt sofort: “Das war aber Diktatur …!”
Erwähne ich etwas, was in der DDR wirklich Mist war und ich die Befürchtung äußere, das sich das evtl. in einigen Bereichen wiederholen könnte (!) … ist das an den Haaren herbeigezogen.
Okay, manche Fehler muss jeder selber machen.
(Ich habe die DDR-Ideologie übrigens 30 Jahre lang live erlebt und manches von heute kommt mir irgendwie bekannt vor – ist aber nur meine persönliche Wahrnehmung. Ach nee, so etwas höre ich in letzter Zeit auch öfter im Bekanntenkreis – dann liegt es wohl eher am Altersschwachsinn 🙂
Sie stellen zwei Positionen scheinbar gegeneinander, die tatsächlich eine sind: Verniedlichung der DDR als Diktatur, Verkennung der Bundesrepublik als Demokratie. Diese Haltung ist Teil des Problems.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wann habe ich die Diktatur der DDR verniedlicht und wann die Demokratieder BRD verkannt? Nur weil ich aus persönlicher Erfahrung und daraus resultierenden Vergleichsmöglichkeiten nicht alles unwidersprochen hinnehme?
Weil Sie Ihren persönlichen Erfahrungshorizont samt subjektiver Wahrnehmung zum Maß aller Dinge machen. Deshalb kommen bei Ihnen zum Beispiel die politischen Häftlinge in der DDR nie vor – ebenso wenig wie die Freiheiten und Bürgerrechte, die Sie im heutigen Deutschland genießen.
Auch das ist Teil des Problems.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
@Redaktion
“Deshalb kommen bei Ihnen zum Beispiel die politischen Häftlinge in der DDR nie vor – ebenso wenig wie die Freiheiten und Bürgerrechte, die Sie im heutigen Deutschland genießen.”
Ich bitte Sie um Richtigstellung: Bitte ersetzen Sie “nie” durch: “nach Meinung der Redaktion nicht oft genug” 🙂
Danke!
@Redaktion
Danke, dass wenigstens dieser Kommentar veröffentlicht wurde, ich weiß ja mittlerweile, dass Sie einen sehr großen Papierkorb haben und Selbstkritik oder eine Entschuldigung von Ihrer Seite zu viel erwartet wären. Ich bin ja schon mit wenig zufrieden. 🙂 also, danke!
Mit freundlichen Grüßen
potschemutschka
Die Foren, die wir hier bereitstellen und pflegen, sollen der Diskussion der Beiträge oben dienen. Sie sind keine Einladung, immer wieder zu versuchen, eine eigene Agenda zu setzen. Das können Sie dann gerne auf Ihrer eigenen Homepage tun.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Mein Kompliment für diese Formulierung!
Gibt es eine Quelle dafür, dass demokratische Bildung keine Privatsache sein kann?
Für mich ist Bildung immer etwas, wo der Einzelne entscheidet, inwieweit er den Wissenserwerb ablehnt oder bereit ist, sich darauf einzulassen.
Warum gibt es dann überhaupt Schulen? Herzliche Grüße Die Redaktion
Das war nur eine ausweichende Antwort auf meine Frage. Es gibt demokratische Länder, die keine Schulpflicht kennen, lediglich eine Bildungspflicht.
Genau deshalb – weil es in der Schule eben auch um soziales Lernen geht (was nunmal außerhalb einer Gruppe nicht geht) – gibt es aber die Schulpflicht in Deutschland.
Im NRW-Schulgesetz zum Beispiel heißt es in Paragraf zwei, Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule: “Die Jugend soll erzogen werden im Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen, zur Verantwortung für Tiere und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, in Liebe zu Volk und Heimat, zur Völkergemeinschaft und zur Friedensgesinnung. Die Schule fördert die europäische Identität. Sie vermittelt Kenntnisse über den europäischen Integrationsprozess und die Bedeutung Europas im Alltag der Menschen.”
Kurzum: Politische Bildung ist Kernaufgabe von Schule.
Und so hat auch das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in Sachen Homeschooling geurteilt: “Der staatliche Erziehungsauftrag richte sich nicht nur auf die Vermittlung von Wissen, sondern auch auf die Heranbildung verantwortlicher Staatsbürger, die gleichberechtigt und dem Ganzen gegenüber verantwortungsbewusst an den demokratischen Prozessen in einer pluralistischen Gesellschaft teilhätten. Soziale Kompetenz im Umgang auch mit Andersdenkenden, gelebte Toleranz, Durchsetzungsvermögen und Selbstbehauptung einer von der Mehrheit abweichenden Überzeugung könnten effektiver eingeübt werden, wenn Kontakte mit der Gesellschaft und den in ihr vertretenen unterschiedlichen Auffassungen nicht nur gelegentlich stattfänden, sondern Teil einer mit dem regelmäßigen Schulbesuch verbundenen Alltagserfahrung seien. Daher sieht das BVerfG die Schulpflicht auch in einem angemessenen Verhältnis zu dem Gewinn, den die Erfüllung dieser Pflicht für den staatlichen Erziehungsauftrag und die hinter ihm stehenden Gemeinwohlinteressen hat.” Quelle: https://www.pedocs.de/volltexte/2019/12724/pdf/Schulpflicht_SchVw_HeRPPDF_A.pdf
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Öhm… Zur Wissensvermittlung??
Es gibt sie, um vor allem Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen!! Ideologen haben in den vergangenen Jahren jedoch ihre rigiden Weltanschauungen in die Schulen hineingetragen mit der Behauptung, dass nichts wichtiger sei, als die Köpfe der Kinder und Jugendlichen damit zu füllen.
Seitdem lernen die Schüler und Schülerinnen immer weniger Lesen, Schreiben und Rechnen, obwohl diese Kulturtechniken das A und O fürs spätere mündige Leben in einem demokratischen Staat sind.
Erziehung zur Mündigkeit muss die Devise aller politischen Bildung sein und nicht rigorose Meinungsvorschriften, die angeblich nur dazu da sind, unsere freiheitlich demokratische Grundordnung zu schützen.
Sie tun es mitnichten, sondern laufen aufs Gegenteil hinaus.
Also eine große Verschwörung. Herzliche Grüße Die Redaktion
PS. Sie sollten mal in das Schulgesetz Ihres Bundeslandes schauen. Dort steht unter “Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule” schon noch ein bisschen mehr als “Lesen, Schreiben, Rechnen”.
“Also eine große Verschwörung” ???
Dem Wortlaut von Bettinas Aussage lässt sich wirklich nicht entnehmen, dass sie von einer Verschwörung oder gar einer “großen Verschwörung” ausgehen würde. Die Bildung der Kinder kann bereits als unzureichend auffallen, wenn in der Gesellschaft die Weichen unbeabsichtigt falsch gestellt – eben eine Fehlentwicklung unbedacht zugelassen oder begünstigt wurde.
Genau das.
Stimme zu.
Die SuS können einfach nicht alles mitbestimmen.
Ein Kind kann auch nicht demokratisch mitbestimmen, wann/ob es über die Straße läuft.
SuS müssen zudem gewissen Grundlagen aus dem Elternhaus mitbringen, zu denen m.E. auch gehört anzuerkennen, dass in bestimmten Dingen eben keine demokratische Entscheidung angesagt ist und unsinniger Widerstand (Mathe – muss ich nicht, nehm Taschenrechner…) ihnen selbst schadet.
Als Grundlage für demokratische Mitbestimmung – in der Schule oder in der “großen”/”echten” Politik – sehe ich eine gute Grundlage von Wissen, Urteilsvermögen, der Fähigkeit zuzuhören und zu verstehen, Texte lesen und vestehen zu können uvm.
Ohne das, ist “Demokratie” an Schulen nur ein Mäntelchen, ein Vorzeigeprojekt, genauso sinnlos wie Wahlpflichtfächer, AG’s, Projekte, die zwar gewählt werden können, am Ende aber aus Lehrer- und Kapazitätsmangel dann doch wieder nur zugeteilt werden.
Wenn Demokratie ernst gemeint ist, müssen Bildungsgrundlagen (über die anfangs nicht verhandelt und mitbestimmt werden kann) vorhanden sein, alle Beteiligten an der Umsetzbarkeit arbeiten und dazu die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stehen.
// Als Grundlage für demokratische Mitbestimmung – in der Schule oder in der „großen“/“echten“ Politik – sehe ich eine gute Grundlage von Wissen, Urteilsvermögen, der Fähigkeit zuzuhören und zu verstehen, Texte lesen und vestehen zu können uvm. //
Und genau DAS bleibt den Schülern im selbstgesteuerten, schülerzentrierten und projektorientierten Pesudounterricht immer öfter verwehrt.
Richtig. Und die Schüler merken auch sehr schnell, dass sie in den Schulparlamenten unterstützung von Lehrerseite nur dann erhalten, wenn sie die Standpunkte der Lehrer vertreten. Von daher lernen die Schüler auch sehr schnell die Grenzen von Demokratie kennen. Insofern ist diese Erfahrung auch sinnvolle.
Was mir fehlt an den Schulen wäre mehr direkte Demokratie anstelle der Repräsentativen, und somit von Lehrerseite beeinflussten, Demokratie.
Damit die Schulen keine „demokratiefreien Zonen“ bleiben, müssen Kinder und Jugendliche auch an Entscheidungsprozessen beteiligt werden», sagte sie.
Ist der Dame eigentlich klar, was sie dort in aller politischen Dummheit herausblubbert?
Wenn Schulen “demokratiefreie Zonen” sind,dann darf der Staat sie nicht unterhalten und betreiben, weil es gegen den Verfassungsauftrag verstößt.
Noch ein Beispiel für die mittlerweile konstatierbare Unwählbarkeit dieser Partei … v.a wenn es keine fundierte Gegenrede aus den eigenen Reihen gibt.
Ich bin schlicht fassungslos!
@Hysterican
Ich bin nicht (mehr) fassungslos!
… Passiert mir immer öfter.
Unter Umständen ist das eine gewisse Gewöhnung an das gleichmäßige Dummschwatz-Geprassel nach Art eines seeeeehr langen Landregens.
… Oder Altersmilde vielleicht … Auch schön! 🙂 🙂 🙂
“Ferner müssten mehr Schüler Gedenkstätten besuchen. «Gedenkstätten sind wichtige Lernorte, die den Jugendlichen die Bedeutung von Menschenwürde und demokratischen Grundrechten vermitteln», sagte Triebel.”
Auch wenn Gedenkstätten zweifellos wichtige Lernorte sein können, rechtfertigt das doch wohl hoffentlich keine Einflussnahme von oben dahingehend, dass Lehrer und Schüler sie besuchen müssten. Das wäre Dogmatismus und nicht im Sinne der Demokratie. Schüler sind nicht dazu da, Quoten zu erfüllen.Wenn bislang wesentlich mehr Gymnasiasten eine KZ-Gedenkstätte besuchen als Förderschüler, dann verstehe ich das als ein Zeichen, dass Lehrkräfte eher mit älteren Schülern entsprechende Ausflüge machen und dass Förderschüler seltener einen Schulausflug zu einer Gedenkstätte mitmachen, da sie damit überfordert sein könnten.
Ich hatte früher immer wieder (emanzipatorische Mädchenarbeit) mit besonders sensiblen Schülerinnen zu tun, die keine Bücher über das dritte Reich lesen wollten. Sie kamen aus Kriegsgebieten, ihre Eltern waren politisch verfolgt. Sie mochten auch kein ehemaliges Konzentrationslager besichtigen – oder erst später. Oder auf gar keinen Fall mit der Schulklasse.
Egal was die Grünen schon wieder regeln wollen: Es gibt triftige Gründe dafür, Pädagogen Entscheidungsfreiheit zuzugestehen. So wie nicht immer die eine Methode zum Ziel führt, so ist es auch vermessen, den Weg vorzugeben, auf dem politische Aufklärung stattzufinden hätte.