
Immer mehr Kinder werden in Nordrhein-Westfalen zurückgestellt und ein Jahr später als vorgesehen eingeschult. Das berichtet die «Rheinische Post» mit Verweis auf Daten aus dem Schulministerium des Landes. So sei die Zahl der zurückgestellten Kinder binnen vier Jahren stetig gestiegen – um 77 Prozent seit 2019/20.
Demnach wurden zum Schuljahr 2019/20 landesweit 3218 Zurückstellungen von der Einschulung bewilligt. Zum Schuljahr 2020/21 waren es 3564, ein Jahr später 4045. Zum Schuljahr 2022/23 waren es 4866 Zurückstellungen und zum Schuljahr 2023/24 wurden in Nordrhein-Westfalen 5695 Zurückstellungen bewilligt, wie die Zeitung berichtet.
«Wir merken allgemein in der Vorsorge, dass Kinder deutlich mehr Defizite in Feinmotorik, Grobmotorik und emotionaler Bildung haben»
Die Entscheidung über eine Zurückstellung liegt bei den Grundschulleitungen, die dabei die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen berücksichtigen. Das NRW-Schulministerium hat keine sichere Erklärung für die Entwicklung. Allerdings könnten Eltern seit einigen Jahren fachärztliche und therapeutische Gutachten einbringen. «Es ist davon auszugehen, dass diese Regelung Wirkung entfaltet», sagte ein Ministeriumssprecher.
Der Landessprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in NRW, Axel Gerschlauer, vermutet Folgen der Corona-Pandemie hinter dem Trend. «Wir merken allgemein in der Vorsorge, dass Kinder deutlich mehr Defizite in Feinmotorik, Grobmotorik und emotionaler Bildung haben.»
Gerschlauer sagte der Zeitung weiter: «Außerdem macht uns steigender Medienkonsum Sorge.» Je früher es Bildschirmzeiten gebe, desto schlechter sei dies für die kindliche Entwicklung. «Es beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit, die Intelligenz, die Daten dazu sind eindeutig. Es ist eine Unart, dass Kinder schon im frühen Alter aufs Handy starren.»
In Sachsen-Anhalt hat sich der Anteil der später eingeschulten Kinder binnen zehn Jahren fast verdoppelt
Auch in Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl der verspätet eingeschulten Jungen und Mädchen in den vergangenen Jahren erhöht. Im vorigen Schuljahr kamen dort 798 Kinder nach dem fristgemäßen Einschulungstermin in die Schule, wie aus Daten des Statistischen Landesamts hervorgeht, die das Bildungsministerium zur Verfügung stellte. Das waren vier Prozent der insgesamt rund 19.800 neuen Erstklässler. Zehn Jahre zuvor hatte der Anteil der verspätet eingeschulten Kinder noch bei 2,3 Prozent gelegen.
Ein Anstieg war unter anderem in den Corona-Jahren zu beobachten. Im Schuljahr 2019/20 kamen noch 516 Jungen und Mädchen mit 7 statt mit 6 Jahren in die Schule, was einem Anteil von 2,8 Prozent entsprach. Ein Jahr später war der Anteil auf 3,6 Prozent gestiegen. Im Schuljahr 2021/22 und 2022/23 waren es dann jeweils 4,3 Prozent.
Das Bildungsministerium erklärte, in begründeten Einzelfällen könne die Schulpflicht um ein Jahr verschoben werden. Die Verschiebung könnten die Sorgeberechtigten über die Grundschule beim Landesschulamt beantragen. Die Grundschule führe mit den Sorgeberechtigten ein Beratungsgespräch und erarbeite eine Stellungnahme. Welche Gründe vor allem ausschlaggebend sind für die verspäteten Einschulungen, teilte das Bildungsministerium nicht mit und verwies auf die Schuleingangsuntersuchungen.
Thekla Mayerhofer, Vorstandsvorsitzende des Grundschulverbandes Sachsen-Anhalt, sagte, die verspätet eingeschulten Kinder hätten oft schon «jede Menge Diagnostik» hinter sich. Das «Zurückstellen» von Kindern sei nicht mehr einfach möglich.
Flexible Schuleingangsphase für unterschiedliches Lerntempo
In Sachsen-Anhalt gibt es seit vielen Jahren die sogenannte flexible Schuleingangsphase, die die Kinder je nach Lerntempo in ein, zwei oder drei Jahren absolvieren können. Statt in schuljahresübergreifenden Klassen würden die Kinder aber zumeist im Klassenverband unterrichtet und hätten das Gefühl des Sitzenbleibens, wenn sie ein Jahr länger für die Schuleingangsphase bräuchten als die meisten anderen. Mayerhofer, die in Halle als Grundschullehrerin arbeitet, wies darauf hin, dass die Kinder in einer Klasse ohnehin altersmäßig bis zu einem Jahr auseinanderliegen. Da sei es logisch, dass nicht jedes Kind in der gleichen Geschwindigkeit lernen könne.
Mayerhofer hat eine Idee, wie sich das System der Einschulungen reformieren ließe, um den individuellen Bedürfnissen besser Rechnung tragen zu können: Die Schulpflicht könnte mit dem sechsten Geburtstag greifen, zum folgenden Monat würde jedes Kind in die Schule kommen – ein sukzessiver Schulanfang quasi. News4teachers / mit Material der dpa
“Die Schulpflicht könnte mit dem sechsten Geburtstag greifen, zum folgenden Monat würde jedes Kind in die Schule kommen – ein sukzessiver Schulanfang quasi.”
Das verstehe ich nicht. Wie funktioniert das im Hinblick auf den Klassenverband, auf Versäumtes aus den Vormonaten, auf den Versetzungszeitpunkt usw.?
Für jeden Monat eine eigene Klasse? Also jeder Jahrgang an jeder Schule 12-zügig?
Ich bin zu dumm, ich durchschaue diesen Vorschlag wirklich nicht.
Je verrückter die Ideen, um so besser! Siehe Schreiben nach Gehör… Im Grundschulbereich sind offenbar echte pädagogische Granaten am Start.
Auch ich bin voll der Bewunderung und absolut sicher, dass zwölfmal Abitur pro Jahr, natürlich alle mit unterschiedlichen Prüfungsinhalten, eine grandiose Idee wäre!
Hören Sie bloß auf. Es gibt ernsthafte Ideen (“Potsdamer Erklärung für ein zukunftsfähiges Abitur”), die in genau diese Richtung gehen. Kann ich nicht mehr witzig finden!
Sind das tatsächlich “ernsthafte Ideen”, die in der “Potsdamer Erklärung” (welch hochtrabender Name) stehen?
Hier wird von “Visionen” gesprochen, die dafür notwendigen Ressourcen (personell wie finanziell) werden diskret ausgespart. Eine weitere Exkursion ins Wolkenkuckucksheim. Ich würde mir manchmal auch eine schönere Realität wünschen, leider hilft wünschen nicht immer. Viele (auch persönlich sympathische) Kolleg*innen aus der GEW haben dies offensichtlich noch nicht bemerkt.
Wissen Sie zudem, was Ideologie mit einem Menschen macht?
Humorlos (“Kann ich nicht mehr witzig finden!’).
An meiner Schule gibt es tatsächlich Kräfte, die die Erklärung gerne umgesetzt hätten. Ernsthaft…
Und Sie haben recht: Ideologie tötet Humor, bei den Protagonisten wie bei den Gegnern/Opfern!
Pauschale Diffamierungen sind doch eine tolle Sache. Meinen Sie nicht, dass es “pädagogische Granaten” in jedem Bildungsbereich gibt?
(Und nein, ich halte von dem Vorschlag auch nichts.)
Ja, da haben Sie leider recht: Schule in Deutschland erlebe ich als ideologiegetrieben, Murks und dummes Zeug gibt es wahrscheinlich in allen Schulformen. Gerne von den Universitäten in den Schulbetrieb gebracht, von Leuten, die den Blödsinn nicht ausbaden müssen.
In meiner Schulform wäre da die “Bewegung offener Unterricht” zu nennen (man darf nicht glauben, dass die Herren Professoren ihre Vorlesung dazu “offen” gestaltet hätten – die waren dermaßen frontal!), das “Entdeckende Lernen”; irgendwann gab es mal die Sprachlabore…
“Das verstehe ich nicht. Wie funktioniert das im Hinblick auf den Klassenverband, …”
Das musst du nicht verstehen, das ist wahrscheinlich die moderne “Bildungswissenschaft”. Je praxisferner und in nicht in der Realität umsetzbarer, desto besser. Da will vielleicht jemand mit dieser “innovativen” Idee raus aus dem Alltag “an der Front” und “Wissenschafts” -Karriere machen.
Dazu könnte man Neuseeländer befragen, wie die das machen.
“In Neuseeland besteht für alle Kinder von 6 Jahren an bis zu einem Alter von 16 Jahren Schulpflicht, wobei die meisten Kinder bereits im Alter von 5 Jahren eingeschult werden. Anders als z. B. in Deutschland werden die Kinder mit dem Erreichen des 5. Lebensjahrs, also an ihrem Geburtstag eingeschult und in einer bereits bestehenden Klassengemeinschaft in besonderer Weise Willkommen geheißen und aufgenommen.” (Quelle wikipedia)
Das klingt auf der Webseite der Regierung aber etwas anders: Starting school – Education in New Zealand
“Children are able to start school in cohorts after they have turned 5.
There will be 2 entry points per term:
Cohort entry does not replace the legal requirement that a child start school at age 6. Parents, caregivers and whānau can still choose to not enrol their student before then.”
Das klingt mir insgesamt eher nach einer guten Chance für geistig reifere i-Dötzchen, aber nicht nach einem allgemeingültigen System. Auch nach dem 5. Geburtstag muss man zudem erst noch den passenden Start-Tag im Quartal abwarten.
PS: Die individuelle Einschulung, die auf Wikipedia beschrieben wird, war zwar einmal, ist aber wohl ein Auslaufmodell:
“Some schools are still allowing continuous entry. (…)
Changing schoolsIf you do not want to start your child at a school or kura under a cohort entry policy, you may start your child at another school in your area (subject to zone restrictions) without cohort entry.
As schools are now able to enforce cohort entry, if all the schools in your area adopt the new entry you will have to comply with this policy.”
The benefits of cohort entryCohort entry is about helping children to settle better into school. There is evidence that starting school alongside other children helps them build relationships and supports a smoother entry to school life.
Schools that are already using cohort entry believe it offers their children the best start to their school life. It can also mean less disruption for new entrant teachers who can prepare for groups of children arriving on a specific date rather than on an individual and ad hoc basis through the year.”
Heißt, die Neuseeländer sind vom hochindividualisierten Einschulungsmodell, das Mayrhofer nun für Deutschland vorschlägt, mittlerweile schon wieder abgekommen. Und selbst das Nachfolgemodell gilt nur für die Kinder zwischen 5 und 6, also die Kann-Kinder.
Ja, das scheint nicht einheitlich zu sein. Aber das, was bei wikipedia steht, scheint es auch zu geben. Bei einem Urlaub in NZ erzählte mir eine Mutter genau das, dass ihr Kind an seinem 5. Geburtstag gleichzeitig den 1. Schultag hat. Hat mich damals sehr verwundert und deshalb habe ich noch mal gegoogelt. Damals hatte ich leider keine Gelegenheit, das genauer zu hinterfragen.
Aber mir ist noch etwas eingefallen: Ist der berühmte John Hattie nicht Neuseeländer? Vielleicht hat er ja mal in einer Studie untersucht, wie sich das Geburtsdatum auf den Schulerfolg der Kinder auswirkt. 🙂
Dazu muss man allerdings auch erwähnen das es sich bei dem Schuljahr ab 5 Jahren um so etwas ähnliches wie ein Vorschuljahr handelt. Es wird viel für die Gemeinschaft gemacht und viel Prozesslernen gemacht. Inhaltlich kommt da noch gar nicht so viel ( ich meine mich zu erinnern das mir mal jemand erzählte sowas wie ABC, Zahlen, Tiere etc. Inhalt wäre). Meine persönliche Meinung ist das ich glaube das sehr viele Kinder von einem Vorschuljahr profitieren könnten. Es würde glaube ich auch die ersten 4 Schuljahre entlasten, wenn man bestimmte Dinge bereits gelernt und gefestigt hat wie: Stifthaltung, Routinen (z.B. jeden Morgen wird die Federmappe, dir Postmappe … auf den Tisch gelegt) Orientierung im Gebäude…
Ich vertrete in dieser Sache die “Waldorf” – Einstellung, dass Kinder nach ihrer eigenen Uhr groß werden sollen und das eine Pflanze, die langsam und mit Zeit reift, hinterher besser aussieht. Deshalb finde ich die erzwungenen Früheinschulungen mit Fünfeinhalb ein Unding! Teilweise wollten Eltern das nicht, aber sie wollten ihre Kinder auch nicht “schlecht” bewerten lassen als Bedingung, um das zusätzliche Jahr im Kiga zu bekommen. Da haben sie wohl spätere Konsequenzen bzw ein Etikett für das Kind befürchtet oder es ging ihnen gegen den Stolz, weil sie als Eltern “schlecht” dastehen, wenn das Kind noch länger braucht. So haben sie die Früheinschulungen hingenommen. 5 oder 7 zu sein, macht einen riesigen Unterschied. Die älteren Kinder in den Klassen, die zB im September des Vorjahres schon 6 geworden waren, haben es oft viel leichter als die Jüngeren. ZB als kleine Jungs, die im August gerade 6 geworden sind und eher wie 5 aussehen, sowieso noch nicht so weit sind, wie die Mädchen und dann immer nur mit der Entwicklung in der Schule hinterherhängen.
Meine sind beide Augustkinder. Hätten sie, wie ich, im Februar Geburtstag, hätte ich sie mit 6 hingeschickt. Aber so auf Kante war mir das zu früh. Abgesehen von der normalen Schuleingangsuntersuchung hatten wir da überhaupt kein Prozedere mitgemacht, wie es hier im Artikel steht. Es hat nur jemand im Kiga angerufen und gefragt, ob das Kind Schulreif sei und weil der Waldorf Kindergarten auch völlig gegen Früheinschulungen ist, haben die mit meiner Zustimmung dies verneint. Die Waldorfschule, in die mein Sohn dann gehen sollte, war entsprechend auch gegen Früheinschulung, was vielleicht zusätzlich hilfreich war. Eine Pädagogin meinte, weil andere Eltern immer sagten, dass das nicht durchsetzbar sei, dass die vielleicht auch einfach nicht wirklich wollten. Denn so schwer war das nicht.
Bei meiner Tochter kam aufgrund der geistigen Behinderung noch das Argument dazu, sie könne ja eh nicht aufholen und solle deshalb ” Zeitgemäß” eingeschult werden. Aber dazu hatte sich die Heilpädagogin dann auch noch geäußert und dann ging auch da das mit dem später einschulen durch und da ging es nicht um eine Waldorf -, sondern um eine Regelgrundschul-Einschulung.
Sowieso sollten gerade geistig behinderte Kinder, die im Kopf eher 3 als 7 sind, auch entsprechend ihrer Entwicklung behandelt werden. Stattdessen meinen manche, gerade solche Kinder müssten den ganzen Tag in der Schule sein um die Eltern zu entlasten und um 24/7 gefördert zu werden,damit diese Kinder hinterher kommen, obwohl sie das eh nicht tun werden. Die gesunden Kinder sollen Mittags nach Hause dürfen und die mit geistiger Beeinträchtigung sollen weiter und weiter büffeln. Wäre dasselbe, als wenn man zu den Erstklässlern einen Dreijährigen dazugesellt und dem dann täglich drei Extrastunden aufbrummt, damit er die anderen einholt. So ein Quatsch und ungesund für das Kind!
Das habe ich auch so geäußert und habe das Kind mitunter auch deshalb an der Regelschule und nicht an der Förderschule angemeldet, weil ich finde, dass Kinder in dem Alter mittags wieder Zuhause sein müssen (dafür sind wir auch “Armutsbetroffen” 😉 ) und erst recht diejenigen, die im Kopf noch Kindergarten Kinder sind – und das wäre an der FS eben nicht möglich, aber an unserer GS!
Mit der Einstellung bin ich wohl als Mutter eine Ausnahme, aber zum Glück hatte die Sonderpädagogin das genauso in ihrem Protokoll verfasst, nämlich das dem Kind ein kurzer Schultag guttut!
Ich wurde mit sieben eingeschult, aber im Februar geboren. Allerdings war ich damals noch, nennen wir es, etwas zurück geblieben, weshalb meine Eltern und die Kiga gesagt hatten, dass ich ein Jahr zurück gestellt werde, damit ich in eine normale Grundschule konnte und nicht auf eine Förderschule, wo ich garantiert unterfordert gewesen wäre.
Dieses eine Jahr war dann auch sinnvoll, denn ich hatte sehr aufgeholt und war dann soweit.
Ein anderer Punkt. Die Einschulung von 6 und 7 Jährigen bringt später auch frühe Vorteile im Arbeitsmarkt. Denn wenn die Kinder die Schule abschließen, dann sind die volljährig und können die Ausbildung frei wählen, ohne dass das Jugendarbeitsschutzgesetz durchgreift. Ich, als Arbeitgeber, würde da lieber einen Volljährigen nehmen, der i.d.R. einen Führerschein hat und dadurch mobiler ist, und der Überstunden machen darf.
Zuletzt. Kinder sind mit 6 oder 7 reifer als 5 Jährige. Punkt.
Ich halte viel davon die individuelle Entwicklung mit zu berücksichtigen, manche brauchen halt noch ein bisschen.
Zu dem Thema geistige Behinderung und Förderschule, dort besteht der Anspruch sie so gut es geht zu einem eigenständigen Leben zu fördern. Das heißt sie lernen halt auch solche Dinge wie einkaufen, kochen, waschen… dazu werden in den meisten Fällen noch Therapien wie Ergotherapie, Logopädie etc. innerhalb der Schulzeit angeboten. Alleine zum Beispiel das Einkaufen und kochen nimmt einen ganzen Vormittag in Anspruch. Was ich damit sagen möchte ist, dass es nicht nur als Entlastung der Eltern gedacht ist. Im übrigen gehen die meisten Föderschüler lieber in die Schule als ein Regelschulschüler. Klar muss man auch hier individuell schauen und es gibt durch aus die Möglichkeit von kurz Beschulung, die muss nur begründet werden.
Hähh, als ich 1998 eingeschult wurde, war es die Norm, dass man mit sieben Jahren eingeschult wurde. Was genai ist denn jetzt das Problem?
U.a. ist das Problem – zumindest in NRW, dass man das Einschulungsalter immer weiter vorgezogen hat, die Kinder beim Schuleintritt also deutlich jünger sind als damals. Ähnlich wie bei G8 – die Menschen sollten dem Arbeitsmarkt früher zur Verfügung stehen. Niemand der für diese Entscheidung Verantwortlichen hat daran gedacht, dass man dann auch Lehrpläne und Pädagogik anpassen müsste.
Die Kinder früher einschulen und gleichzeitig das Rentenalter nach hinten schieben, um es an die erhöhte Lebenserwartung anzupassen. Genau mein Humor.
Aber ich danke Ihnen, @AlexB, für die Aufklärung, das wusste ich nicht!
Was bringt es, Kinder schon in die Schule zu bringen, die ganz offensichtlich nicht schulreif sind? Ich finde es nicht problematisch, wenn das Kind in den Mittelpunkt gestellt wird und individuell entschieden wird, wann der Schulstart sinnvoll ist und deshalb sind Rückstellungen richtig.
Zwei Zitate:
Außerdem:
Diese Mischung ist extrem problematisch und explosiv. Die Folgen sind nicht nur mehr Rückstellungen, die Kinder können auch immer schlechter lernen.
Die Politik müsste sich neben jetzt neben den mit politischem Willen veränderbaren Umständen (Finanzierung Kitas, Rücknahme des Einschulungs-Stichtags) auch dem gesellschaftlichen Problem des viel zu frühen und viel zu massiven Medienkonsums widmen. N4T berichtet immer wieder darüber – es soll doch bitte niemand im Ministerium sagen, dass man nichts weiß. Ich bin mir sehr sicher:
Man traut sich nicht, dieses Thema öffentlich anzusprechen. Am Ende müsste ja die CDU zur “Verbotspartei” werden…
Auch hier werden die denkbaren (und in meinen Augen wahrscheinlichen) Zusammenhänge nicht immer offen angesprochen, wenn es beispielsweise um die steigende Zahl von Förderbedarfen geht.
Ist ja ein Ding. Gleichzeitig nimmt die Zahl der festgestellten Förderbedarfe zu, aber das liegt ja laut hier herrschendem Tenor ausschließlich an überforderten oder gar böswilligen Lehrkräften. Ketzerische These: Könnte es sein, dass diese Entwicklungen tatsächlich eine oder mehrere reale Grundlagen haben, die zu erforschen eine sinnvolle Aufgabe von Wissenschaft wäre? In meinen Augen sogar sinnvoller als irgendwelche Auftragsgutachten über vermeintlich gefakte Förderbedarfe zu verfassen?
Mehr dysfunktionale Familien führen zu mehr Förderschüler*innen.
Und haben dann tatsächlich einen Förderbedarf.
Und deren Zeitvertreib spielt auch eine Rolle…
Wer ist Frau Mayerhofer? Hat die einen Schuss? Kann sie ja gerne machen, jeden Monat neue Kinder aufnehmen, in die bereits existierende Klassengemeinschaft (wait…..die gibt es dann ja gar nicht, weil alle Kinder zu verschiedenen Zeitpunkten eintrudeln) integrieren und ein Jahr lang immer wieder von vorne anfangen…..
Meine Idee:
1. wir drehen in NRW den Stichtag auf den 15. Juni zurück. Somit ist sichergestellt, dass alle Kinder das 6. Lebensjahr vollendet haben
2. Rückstellungen nur noch aus schwerwiegenden gesundheitlichen Gründen
3. Kinder werden bis zu den Herbstferien beobachtet, diagnostiziert und wenn nicht schulreif, verbringen sie das erste Jahr im Schulkindergarten unter fachkundiger Anleitung und Förderung von den sozialpädagogischen Fachkräften.
4. Abschaffung der Schuleingangsphase, denn die ist dann nicht mehr nötig…
So wird ein Schuh draus!
Man gebe den Kinder einfach den Lehrplan in die Hand, dann können sie in ihrem eigenen Tempo lernen, begleitet von der Lehrkraft. Man müsste nur die Lehrpläne zu Beginn entsprechend bebildern … Ikea wäre ein gutes Vorbild … damit sich die Kinder zunächst das Lesen beibringen können.
Oh ja, bitte! Genau so hat es vor vielen Jahren noch super funktioniert.
Bei jedem Stichtag wird es Rückstellungen geben und ebenso Kinder, für die es gar keine Rolle spielt. Bei der Schuluntersuchung meiner Tocher (Ende Dezember geboren), wurde ich gefragt, warum sie denn noch nicht in der Schule sei … Abgesehen davon, dass es für uns nie in Frage kam, tut man mit einem anderen Stichtag auch nicht allen Kindern einen Gefallen. Man muss zu Beginn auch noch nicht unbedingt ein fertiges Schulkind sein, denn dazu kann man in den ersten 2-3 Monaten auch noch reifen.
Es ist doch letztendlich ein gutes Zeichen, dass den Rückstellungswünschen heute eher stattgegeben wird – im Sinne der Kinder – einige sind einfach noch nicht soweit und denen tut einfach ein weiteres Jahr im Kindergarten gut andere haben vielleicht auch speziellen Förderbedarf der aber wahrscheinlich aufgrund des allgegenwärtigen Personalmangels mehr oder weniger ignoriert wird. Auf der anderen Seite wird es immer Eltern geben, für die die Einschulung nicht früh genug kommen kann.
Kleine Ergänzung noch zu Punkt 2.
Dies gilt auch für psychische Gründe, bspw. Autismus, ADHS, Entwicklungsverzögerungen im sprachlichen Bereich, etc.
Die Idee mit der flexiblen Schuleingangsphase ist eine gute Sache, und sie wird ja mancherorts schon recht lange praktiziert. Man muss sich mal klarmachen, wie verrückt das jahrhundertealte Modell ist, das wir als “normal” empfinden: ein einziger biologischer (!) Parameter soll darüber entscheiden, dass ein Kind in die Schule kommt. Nur weil ein Kind 6 Jahre alt ist, +/- ein paar Monate, wird deklariert: “so, jetzt geht’s los”. Diese Denkweise ist doch eine rein administrative, technokratische. Als wäre mit dem bloßen Lebensalter irgendwas über die tatsächliche Reife gesagt.
Vorschlag: jedes Kind wird im Laufe seines fünften Lebensjahres auf seinen Entwicklungsstand und seine prospektive Schulreife hin untersucht. Im Falle eines besonders “schnellen” Kindes kann man dann eine Einschulung mit 5 Jahren anpeilen. Sollte sich hingegen (am anderen Ende des Spektrums) abzeichnen, dass das Kind länger braucht als die Mehrheit, merkt man es für eine Folgeuntersuchung ca. 1 Jahr später vor, die dann, je nach persönlichem Bedarf, eher eine Einschulung mit 7, im Extremfall 8 Jahren ergeben kann.
Das Ergebnis wären Klassen, die nicht mehr stur biologistisch normiert sind, also Kinder enthalten, die nominell gleich alt sind, aber komplett unterschiedliche Entwicklungsstände haben… sondern Klassen mit Kindern in einer Spanne von ca. 3 Lebensjahren, die aber (bei allen Unterschieden, die natürlich immer noch bleiben) einen ähnlichen Grad an individueller Entwicklung aufweisen.
Einen Versuch ist es wert. Viel schlimmer wird die Lage an unseren Grundschulen dadurch sicherlich nicht werden.
Hat man bei diesem tollen Vorschlag auch bedacht, dass er die Auflösung des Klassenverbandes bedeutet? Dass man den Kindern den gemeinsamen Start in eine neue Lebensphase nimmt, nämlich den Schulanfang? Dass man unentwegt Kinder in eine Klasse wirft, in denen sich bereits Freundeskreise gebildet haben und es diesen damit sehr schwer macht? Dass jedes Kind woanders im Stoff steht?
Motto: Das System zeigt Auflösungserscheinungen, also sprengen wir es doch gleich ganz. Keine Fächer, keine Hausaufgaben, keine Noten, keine Klassen, keine Exen, keine Schulpflicht. Die Unschule der Zukunft.
Genau! Kein richtige Klasse mehr. Mein Kind wäre bei einer ständigen Veränderung in der Klasse irgendwann total ausgflippt. Was ist mit Klassenfahrten usw.? Klassengemeinschaft? Das ist doch für die Kinder ebenso wichtig.
Klassenlose Gesellschaft!
Vielleicht braucht man ja gar keine Schulklassen, um in der Schule glücklich zu werden? Einfach mal Grundschule neu denken! Nieder mit dem Strukturkonservatismus!!
Dass die Kinder dann durchdrehen, liegt an der Pandemie. Noch in 20 Jahren. Wir hatten ja Corona!
Die flexible Schuleingangsphase war in NRW ein wunderbares Modell zum Geldsparen. Die bis dahin vorhandenen Schulkindergärten samt dazugehörender Sozialpädagogen wurden damit nämlich ersatzlos gestrichen.
Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die flexible Schuleingangsphase eingeführt wurde, um die Schulkindergärten gleichzeitig abzuschaffen?
Nun sitzen Kinder in den Klassen, deren Schulreife eben nicht gegeben ist und die dann halt die Eingangsphase in drei Jahren absolvieren. Man muss dabei bedenken, dass diese Kinder im ersten Jahr ihres Schuldaseins all die Misserfolgserlebnisse sammeln, um dann an einer Stelle meist am Ende des ersten Schuljahres die Entscheidung getroffen wird, dass das Kind die Klasse wiederholt….gutes, hervorragendes System für das Kind……
Das Abschaffen der Schulkindergärten hatte übrigens etwas mit den Kosten derer zu tun, das war keine pädagogische Entscheidung. Es ist nämlich günstiger die Sozialpädagogen mit in die ersten Klassen zu stopfen und sie sich um alle Kinder kümmern zu lassen. Auf diese Weise gehören sie ja auch zum Kollegium und kosten demzufolge Lehrerstellen….
Vergleichbar mit der Abschaffung der Förderschulen, die auch viel Geld kosten….
Ich kann daran nix positives finden…..
Die flexible Schuleingangsphase suggeriert meist nämlich nur Flexibilität, eigentlich ist sie das nicht, dazu müsste man nämlich auch den jahrgangsübergreifenden Unterricht einführen, damit das Kind nicht die Klasse wechseln muss….übrigens ein Hauptgrund, warum Eltern sich so vehement dagegen wehren, ihr Kind zurücktreten zu lassen….
Das Problem mit der Schuleingangsphase sind größere Klassen. Beispiel: 36 Erstklässler und 36 Zweitklässler ergibt 2 erste Klassen mit je 18Kindern und 2 zweite Klassen mit je 18 Kindern, oder 3 Klassen 1/2 mit je 24 Kindern.
Das könnte in der Tat passieren, nämlich genau dann wenn zu viele Kinder ein drittes Jahr in der Schuleingangsphase benötigen….und das ist auch genau das Problem, worum sich unsere Gedanken drehen. Wir sehen bei uns, wenn sich vom System her nicht grundlegend etwas ändert, dass wir jahrgangsübergreifende Klassen installieren müssen, aber die laufen uns übervoll, wenn dann zu viele Kinder das dritte Jahr nutzen und zu wenige Kinder jeweils in das dritte Schuljahr versetzt werden….
Das ist ein echtes Dilemma!
Es gibt auch Eltern, die unabhängig vom Reifegrad ihrer Kinder übrigens, die Schulpflicht als unzulässigen Zwang und Eingriff in die persönliche Freiheit des Einzelnen empfinden, die ihnen beispielsweise die Urlaubsplanung auf Jahre erschwert. Diese versuchen, die Kinder so spät wie möglich einzuschulen.
Das habe ich bisher noch nie erlebt…..aber gut, kann es geben….