WIESBADEN. Die Gewaltkriminalität unter Kindern und Jugendlichen ist 2024 erneut gestiegen – und hat alarmierende Höchststände erreicht. Das geht aus der heute veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. Demnach registrierte die Polizei vor allem eine Zunahme bei tatverdächtigen Kindern, also den unter 14-Jährigen. Die steigende Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen ist auch ein Problem, das Schulleitungen seit Längerem beobachten und Lehrkräfte zunehmend belastet.

Im Zusammenhang mit Gewaltdelikten führte die Polizei 2024 laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) 13.755 Kinder als tatverdächtig. Das waren 11,3 Prozent als im Vorjahr. Ebenso ist die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen gestiegen, und zwar um 3,8 Prozent auf 31.383. Mit Blick auf alle Tatverdächtigen der Gewaltkriminalität machten Kinder der PKS zufolge einen Anteil von sieben Prozent aus, Jugendliche einen Anteil von 15,9 Prozent – ebenfalls Höchstwerte im Langzeitvergleich.
Psychische Belastungen als Risikofaktor
Auf der Suche nach einer möglichen Erklärung der Entwicklung verweist die Kriminalstatistik auf den Anstieg psychischer Belastungen bei Kindern und Jugendlichen. „Psychische Belastungen sind zwar keine direkte Ursache für kriminelles Verhalten, aber im Zusammenwirken mit anderen ungünstigen Faktoren können sie die Wahrscheinlichkeit der Begehung von (Gewalt-)Straftaten erhöhen.“ Als bedeutsame Risikofaktoren, die sich auch gegenseitig verstärken können, nennt die PKS:
- „wirtschaftliche Sorgen und fehlende Teilhabemöglichkeiten“,
- „Gewaltakzeptierende Einstellungen und mit Gewaltverhalten gekoppelte Männlichkeitsnormen“,
- „psychische Belastungen beispielsweise aufgrund von Zukunftssorgen im Zusammenhang mit multiplen gesellschaftlichen Krisen“,
- „häusliche Gewalt oder eine geringe Involviertheit der Eltern in das Leben ihrer Kinder“.
„Die PKS bietet kein exaktes Spiegelbild der Kriminalitätswirklichkeit“
Hinsichtlich der Aussagekraft der Kriminalitätsstatistik mahnt das Bundesinnenministerium jedoch zur Vorsicht: „Die PKS bietet kein exaktes Spiegelbild der Kriminalitätswirklichkeit, sondern eine je nach Deliktsart mehr oder weniger genaue Annäherung an die Realität.“ So können verschiedene Aspekte die Entwicklung der Zahlen beeinflussen, etwa wie häufig Menschen eine Straftat anzeigen oder wie stark die Polizei in einem Bereich kontrolliert und dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöht, Delikte aufzudecken. Ebenso können sich wie tatsächliche Kriminalitätssteigerungen oder -rückgänge Änderungen in der Art und Weise, wie die Polizei Delikte erfasst, oder Änderungen im Strafrecht auf die Fallzahlen auswirken.
Allerdings: Die hohe Zahl an Kindern und Jugendlichen unter den Tatverdächtigen von Gewaltdelikten spiegelt auch das Erleben an den Schulen wider. So ergab jüngst eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des VBE unter Schulleitungen in Deutschland, dass körperliche und psychische Gewalt an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren eher zugenommen habe (News4teachers berichtete). Das berichteten 60 Prozent der Befragten. Dagegen registrierten gerade einmal vier Prozent einen Rückgang der Gewalt.
Lehrkräfte beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt
Dabei wurden in den meisten Fällen Schülerinnen und Schüler zu Tätern gegenüber Lehrkräften. So gingen beispielsweise physische Übergriffe in 97 Prozent der Fälle von Schülerinnen und Schülern aus. Auch im Falle von Cybermobbing nannten die Schulleitungen in 72 Prozent der Fälle am häufigsten Schüler*innen als Täter.
„Gewalttaten gegen Lehrkräfte sind keine Einzelfälle“, kommentierte Gerhard Brand, baden-württembergischer Landes- und Bundeschef des VBE, die Ergebnisse. Viele Schulleitungen berichteten in der Umfrage von Fällen, bei denen Lehrkräfte beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Knapp zwei Drittel aller Befragten (65 Prozent) kann sich an einen entsprechenden Fall in den vergangenen fünf Jahren erinnern. An mehr als jeder dritten Schule wurden Lehrkräfte über das Internet bedroht (36 Prozent) oder auch körperlich angegriffen (35 Prozent). Das sind ähnliche Werte wie bei einer Befragung im Jahr 2022. 2018 lagen die Werte deutlich niedriger.
Regelmäßige Grenzüberschreitungen
„Das soziale Klima ist in den letzten Jahren spürbar rauer geworden, das spiegelt sich auch an den Schulen wider“, sagt Brand. Die Daten bestätigten, was viele Lehrkräfte und Schulleitungen immer wieder äußerten: Das soziale Miteinander breche auf, die Empathiefähigkeit bei Kindern und Eltern habe nachgelassen, Konflikte eskalierten häufiger und schneller. „Wir beobachten, dass der Respekt gegenüber schulischen Autoritäten abnimmt und es regelmäßig zu Grenzüberschreitungen kommt“, sagte der Gewerkschaftschef.
Man habe von der Politik Versprechungen gehört, dass das Thema ernst genommen und Chefsache werde. „Wenn die Politik es wirklich so behandelt hat, dann hat sie auf ganzer Strecke versagt“, kritisiert Brand. Von den Kultusministerien forderte er, die Vorfälle überhaupt erst einmal zu erfassen – und betroffene Lehrkräfte besser zu unterstützen. News4teachers / mit Material der dpa
Krass und völlig überraschend!
Da lässt man die Kinder in der Pandemie im Stich, lässt massenweise Schulstunden ausfallen und Pädagog*innen fehlen, welche den Kindern helfen könnten, lässt Familien mit sinkenden Löhnen, steigenden Miet- und Lebensmittelpreisen sitzen, streicht niederschwellige, außerschulische Angebote für KuJ und redet stattdessen blutleer über Handyverbote…
UND SCHON entwickeln sich Kinder in die falsche Richtung! Wer hätte es gedacht?
Jetzt fehlen nur noch die geistigen Perlen über Eigenverantwortung und Rassismus -__-
Alle sind wie immer schuld – nur nicht die Eltern und die Kinder selbst. Kann man so machen und so sehen und statt derer gesellschaftliche Fehlentwicklungen haftbar machen. Doch egal, wie schlecht mein individuelles Leben gerade läuft: Ich habe mich an bekannte Regeln zu halten. Mein Mitleid mit Wiederholungstätern hält sich arg in Grenzen.
Ziel ist es durch entsprechende Verhaltenstherapie und Eigenreflexion eine Änderung des Verhalten der Aggressoren zu bewirken
Es sind Jugendliche, Heranwachsende Kinder, die noch entwicklungsfähig sind und ihre Taten im Affekt begehen.
Durch ein einfaches Wegsperren beruhigen Sie ihr eigenes Unterbewusstsein
etwas angemessenes für ihr Schuld-und Sühnegefühl getan zu haben.
“Doch egal, wie schlecht mein individuelles Leben gerade läuft: Ich habe mich an bekannte Regeln zu halten.”
Niemand sprach sich gegen Konsequenzen aus, die Bekämpfung der Ursachen würde da aber wohl mehr bringen, meine ich.
Die “Überraschung” bezüglich der Entwicklung der Statistik, obwohl NICHTS unternommen wurde, kreide ich den Entscheidungstragenden an.
Bevor hier wieder nach härteren Strafen gerufen wird,
sollten sich jene Hartliner einmal fachmedizinisch belesen,
welche medizinisch-psychiatrischen Maßnahmen
am effektivsten derartiges Fehlverhalten von Jugendlichen
nachhaltig zu verändern als dies ein Wegsperren im Jugendgefängnis
in der Lage wäre.
Dazu habe ich hier einen kurzen Auszug eines Artikel, der im Deutschen Ärzteblatt 5/2012
erschien, eingestellt.
“Gewalt emotionalisiert. Wenn in den Medien Bilder von Überwachungskameras gezeigt werden, auf denen Jugendliche anderen Jugendlichen gegen den Kopf treten, wird in Politik und Gesellschaft schnell der pauschale Ruf nach harten Strafen laut. Erfahrungen aus verschiedenen Ländern zeigen jedoch, dass lange Inhaftierungen jugendlicher Gewalttäter nicht zu weniger Gewalttaten führen. Das Gegenteil ist der Fall.”
Jugendliche Gewalttäter: Therapie statt Strafe – Deutsches Ärzteblatt
Gewalt von Jugendlichen stellt einen Hilferuf dar.
“Ob aggressives Verhalten im Justizvollzug oder im Maßregelvollzug,
bei depressiven Jugendlichen, Süchtigen, schizophren Erkrankten
oder bei Sexualstraftätern – Gewalt gegen sich und andere stellt
in vielen Fällen psychiatrischer Störungen einen Hilferuf dar.”
Quelle : Psychisch Kranke: Gewalt als Hilferuf – Deutsches Ärzteblatt
Und wie sieht Ihre Lösung aus? Dass die Gesellschaft das aushalten muss? Ich finde, die Einlassungen des Ärzteblattes sind nur eine Seite der Medaille. Man kann immer sagen, dass Regelverstöße psychiatrische Ursachen haben, weil ein emotionaler oder materieller Mangel mit Gewalt ausgeglichen werden soll.
Opfer- vor Täterschutz!
Die Gesellschaft muss und wird durch die Verhaltens- und Reflexionstherapie der gewalttätigen Jugendlichen nicht aushalten müssen, da diese zeitgerecht therapiert werden.
Jetzt müssen Sie mir nur noch mitteilen, wo die dafür ausgebildeten Psychologen, Therapeuten und Sozialarbeiter herkommen sollen. Falls wider Erwarten genügend verfügbar sind, schließen wir doch einfach alle Gefängnisse und machen Therapiezentren daraus. Es kann nur gut werden.
Jugendliche unter 14 Jahren werden grundsätzlich nicht weggesperrt,
weil es dafür keine rechtliche Grundlage gibt.
Therapeuten sind vorhanden und die Ergebnisse der Reflexions- und Verhaltenstherapie sind wirksamer als dem ihrem Wunsch nach bewirkten Wegsperren.
Mit ihre Knasttherapie gehen wieder weitere mögliche Einzahler in die Sozialsysteme verloren und die Kosten für die Gesellschaft sind wesentlich höher.
“Therapeuten sind vorhanden” – Korrekt, nur viel zu wenige. Oder warum warten jugendliche Patienten heute sehr lange auf einen entsprechenden Termin? Oder sollte man straffällige Jugendliche bei Therapieplätzen bevorzugen?
Ich seh in einer Strafe in erster Linie den Sinn und Zweck, den Rest der Gesellschaft zu schützen. Die Einzahler gehen mir auch dann verloren, wenn die Therapie nicht anschlägt.
Leider wahr.
Sie bestätigen mit dieser ihrer Aussage eines Mangels in diesen wichtigen Fachbereichen Psychologie und Medizinpsychiatrie , dass die Anzahl der Studierenden in diesen Fachbereichen nicht annähernd in der Lage ist, diesen eklatanten Mangel, so ihre Aussage, abzudecken.
“Opfer- vor Täterschutz!”
Stand nie zur Debatte. Wenn Sie meinen, härtere Strafen würden Straftaten verhindern, fahren Sie in die USA 😉
VERMEIDUNG von Opfern geht vor.
Ich habe Ihnen hier einige weitere Quellen eingestellt,
die meine Thesen belegen.
Therapieangebote für psychisch traumatisierte, von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche in Deutschland | BMG
Therapie ist härter als Gefängnis
Umgang mit gewaltbereiten Kindern und Jugendlichen
Sozialtherapie für Gewalttäter – Psychologen hinter Gittern
Modul 3 BoxerSchmiede / Anti-Aggressions-Training – Armin Bringmann
Ich bin gerne bereit noch weitere Quellen anzuführen.
Allerdings sind die Erfahrungen mit dem Knast für Minderjährige eher dazu geeignet, diese Heranwachsenden zu Kriminellen zu “sozialisieren”.
Die lernen dann ohne ein entsprechendes Therapieangebot von den Mitinsassen,
und somit werden diese zu einem richtigen Problem für unsere Gesellschaft.
USA: Tausende Jugendliche lebenslänglich in Haft | Human Rights Watch
Lebenslänglich: USA kennt (keine) Gnade – das sind die Gründe | FOCUS.de
Ich wünsche mir keine harten Strafen für Gewalttäter im Kinderalter. Ich wünsche mir dennoch eine Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters, damit ggf. nicht mehr die Eltern die Entscheidung darüber haben, ob ihre Kinder therapeutische Hilfe und sie selbst Erziehungshilfe bekommen oder nicht. Das muss dringend einhergehen mit einer heftigen Aufstockung der benötigten Studienplätze im Bereich Psychologie und einer wesentlich besseren Versorgung mit Fachkräften.
Ja. Und wenn wir eine Schweinezucht zuhause hätten, hätten wir ein lebenlang kostenfreien Schinken.
Komisch, in meiner Jugend wahren Psychologen und Psychotherapien weitgehend ein Fremdwort, Strafen dagegen nicht. Und, oh Wunder, die Jugend war weit weniger verhaltensgestört und kriminell als heute.
War sie das? Oder wurden psychische Erkrankungen nur von niemandem festgestellt, weil es ja keine Therapeuten gab? Die psychisch Kranken von heute sind jedenfalls die Jugend von gestern. Und: “In Deutschland sind jedes Jahr 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen, von denen pro Jahr nur 18,9 % Kontakt zu Behandlerinnen und Behandlern aufnehmen. Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen zählen in Deutschland Angststörungen (15,4 %), gefolgt von affektiven Störungen (9,8 %, davon allein die unipolare Depression: 8,2 %) und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum (5,7 %).” Gerne hier nachlesen: https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/3067cbcf50e837c89e2e9307cecea8cc901f6da8/DGPPN_Factsheet_Kennzahlen.pdf
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die neueste TikTok-Challenge, Videos, die über WhatsApp kursieren u.ä. tragen erheblich zur Verrohung bei.
Kinder und Jugendliche müssen glauben, dass das, was sie da alles so zu sehen kriegen Normalität ist.
Die Freizeitgestaltung sehr vieler Kids besteht darin, Videos zu schauen und Challenges nachzuahmen oder selbst etwas Krasses zu tun, was dann gefilmt und online gestellt wird, weil man dadurch viel mehr Aufmerksamkeit erhält als durch das, was früher so üblich war.
Und diese Kids sind nicht alle aus prekären Verhältnissen ohne Teilhabe mit Gewalterfahrung zuhause.
Da ihre eigenen Eltern auch ständig am Handy hängen, …
Nein, man kann nicht mit Medien-Unterricht in Schulen gegen an arbeiten.
Okay, vielleicht doch, nämlich, wenn wir nur noch das machen;-)
… und Medien-Unterricht machen wir ja schon in Projekten.
Wenn man in der Sek1 mit der Klasse Regeln für Chat-Gruppen erarbeiten möchte, ist es zuerst schon eine gewaltige Aufgabe, die ganz normalen Gesprächsregeln einzufordern. Plötzlich haben nämlich alle etwas zu sagen … und das sofort!
Schafft man es, die Klasse soweit zu beruhigen, dass alle, die etwas sagen möchten, auch von allen gehört werden, so stellt sich heraus, dass Beleidigungen doch nur Spaß sind und alle das lustig finden. Bei genauer Beobachtung gibt es etwa 10% der Klasse, die sich an der Diskussion nicht beteiligen. Vermutlich ist es die Fraktion, die sich nicht traut, zu sagen, dass Beleidigungen nicht in Ordnung sind. Ich bin dem nicht nachgegangen um keinen bloßzustellen.
Wenn man jetzt gleichzeitig demokratisch vorgeht und über die Regeln abstimmt (auch geheim), so steht dann am Schluss da, dass Beleidigungen erlaubt sind.
Das kann ich aber nicht so stehen lassen. Also wird es wieder undemokratisch bzw. ich versuche die ganze Gruppe mit Engelsgeduld und vielen Beispielen davon zu überzeugen, dass diese Regel nicht gut ist.
Am Schluss haben wir ewig diskutiert (dreimal soviel Zeit wie vorgesehen), die Regel wird nicht so aufgeschrieben und die Kinder machen danach eben das, was sie wollen – es schaut ja vermutlich sowieso keiner hin, solange sich keiner ernsthaft beschwert. Wo ist der Mehrwert?
Das Gleiche gilt für Klassenregeln: Alle wissen, wie sie sich verhalten sollen. Nur leider vergessen sie es immer wieder (sofort beim Verlassen des Klassenraums, nachdem die Regeln auf ein Plakat geschrieben wurden und alle es unterzeichnet haben). Erinnert man sie, so wird beteuert, dass man es ab jetzt nicht mehr vergisst – teilweise verstecken sie schon das Grinsen nicht mehr.
Reden hilft nicht – zumindest dann nicht, wenn es nur in der Schule stattfindet.
Solche Klassen, wie gerade beschrieben, gibt es. Es gibt in der selben Schule auch Parallelklassen, da werden die Regeln nicht vergessen. Diese Kinder machen auch jede Menge Unsinn, aber alles im Rahmen. Man kann mit ihnen sprechen, sie hören zu, reflektieren, machen mit.
Da ich immer die selbe Person bin und sich nur die Kinder pro Klasse ändern, kann dieses Verhalten nicht durch meine Person provoziert werden. Es muss also an den Kindern liegen.
Vergleiche ich die Kinder, so sind die aus dem zweiten Beispiel deutlich leisungsstärker als die aus dem ersten.
Die Kinder aus dem ersten Beispiel haben viel häufiger das Problem, dass die Muttersprache nicht Deutsch ist und sie somit die Bedeutung vieler Wörter ganz anders einschätzen als ich das tue oder eben andere Kinder, deren Eltern beide nur Deutsch sprechen. Diese Kinder haben anscheinend irgendwann gelernt (beigebracht bekommen?), dass eine gewisse verbale Aggression nicht beleidigend ist – für sie ist es normal. Ob das Vorbild hier TikTok heißt oder einen anderen Namen hat, weiß ich nicht. Es sind auch oft Kinder, die von zuhause nicht so viel Unterstützung bekommen (beide Eltern arbeiten, Kinder oft alleine). Sehr behütete Kinder ziehen sich hier eher zurück und sagen nichts dazu.
Ich beobachte auch, dass die erste Gruppe sehr hohe Medienzeiten und sehr geringe Schlafenszeiten angibt (Angabe der Kinder, nicht durch Eltern überprüft).
Als Nahrungsmittel sehe ich fast nur Fastfood/Chips/Süßkram in dieser Gruppe.
Das sind alles Faktoren, die die Aggression erhöhen.
Fragt man diese erste Gruppe, was man tun sollte, wenn über den Chat doch einmal Inhalte kommen, die unpassend sind, so kommen folgende Vorschläge (T=Täter oder Täterin):
der /dem T. Gewalt androhen, persönliche Daten mit den Taten des/der T. veröffentlichen, das Gleiche mit dem/der T. machen, …
Mein Vorschlag: mit dem/der T. reden oder eine klärende Nachricht schreiben. Antwort von fast allen: Hilft nicht.
Mein 2. Vorschlag: Hilfe bei Eltern/Sozpäd/… suchen … der wird angenommen, darauf ist aber auch keines der Kinder von selbst gekommen.
Was sagt mir das über die Handynutzung und Appnutzung von 12- oder 13-jährigen von Apps für über 16jährige? Ob die Sorgeberechtigten da wirklich wissen, was ihre Sprösslinge nachts im Netz fabrizieren, wenn sie eigentlich schlafen sollen?
Ich behaupte, dass die Eltern das nicht wissen können, wenn sie nicht ständig mitlesen oder spionieren. Beim vertrauensvollen Miteinander fällt Spionieren sowieso aus. Das ist das Gleiche wie mit den Chips statt ordentlichem Mittagessen. Woher sollen die Eltern wissen, was ihre Kinder wirklich kaufen und was sie von anderen bekommen?
Diese Vertrauensbasis baut man ab der Geburt auf. In der Sek1 ist der Zug abgefahren! Da beginnt die Pupertät, während der man hofft, dass die vorher aufgebauten Wertevorstellungen irgendwie überleben.
Im Übrigen sind auch andere Verhaltensweisen betroffen: der Müll / Kaugummis/… fliegt auf den Boden, egal wo sie sind. Stellt man sie zur Rede, sagen sie, dass sie das zuhause natürlich nicht dürfen… Weshalb sie das jetzt gemacht haben? “Keine Ahnung” ist die Antwort!
Mein Gedanke: Warum machen sie es dann in der Schule und auf Ausflügen? Nun, die Konsequenz ist: wir reden darüber … das machen sie widerwillig mit, sie beteuern Besserung und wenn man sich umdreht haben sie alles wieder “vergessen”.
Um das nocheinmal zu betonen: es sind nicht alle Kinder so! Es ist aber ein immer größer werdender Anteil! Es geht auch durch alle Schichten und Herkunftsgeschichten. Lediglich ist zu beobachten, dass diejenigen, die von Haus aus anders wären, sich gerne anstecken lassen.
Eine Lösung?
… Habe ich nicht …
Regeln sind für manche wie Schall und Rauch … jeder kennt sie aber nur wenige halten sich daran.
Alles, was irgendwie unbequem ist oder dem eigenen momentanen Wunschdenken widerspricht wird ignoriert. Wer also schon fortgeschritten zockt oder aggressiv im Netz unterwegs ist (ist ja nur Spaß), wird das auch weiterhin machen. Daran kann die Schule nichts ändern.
Weiter also mit den Mitteln, die wir haben: Ins Gewissen reden! An ihre Wünsche für die Zukunft erinnern und erklären, wie man diese verwirklichen könnte und wie das sicher nicht klappt …. usw.
In den manchen Gruppen wird das helfen.
In anderen Gruppen ist es viel Zeit mit wenig bis keiner Wirkung bei zu vielen Kindern.
“Wenn man in der Sek1 mit der Klasse Regeln für Chat-Gruppen erarbeiten möchte(…)”
Wieso sollte man das möchten? Haben Sie eine offizielle Schulchatgruppe oder zu viel Zeit?
Wenn es sich um private außeprschulische Chatgeuppen handelt…Was geht Sie das überhaupt an? Mit wem besprechen Sie denn so Verhaltensregeln für private Aktivitäten on-, oder offline?
“(…)ist es zuerst schon eine gewaltige Aufgabe, die ganz normalen Gesprächsregeln einzufordern. Plötzlich haben nämlich alle etwas zu sagen … und das sofort!
Schafft man es, die Klasse soweit zu beruhigen, dass alle, die etwas sagen möchten, auch von allen gehört werden(…)”
Klingt mir eher nach einem grundsätzlichen Problem.
“Das Gleiche gilt für Klassenregeln: Alle wissen, wie sie sich verhalten sollen. Nur leider vergessen sie es immer wieder (sofort beim Verlassen des Klassenraums, nachdem die Regeln auf ein Plakat geschrieben wurden und alle es unterzeichnet haben). Erinnert man sie, so wird beteuert, dass man es ab jetzt nicht mehr vergisst – teilweise verstecken sie schon das Grinsen nicht mehr.”
Noch so ein Grundsätzliches Problem.
“Bei genauer Beobachtung gibt es etwa 10% der Klasse, die sich an der Diskussion nicht beteiligen.”
Wo ist der Unterschied zu jeder anderen x-beliebigen Diskussion?
“Da ich immer die selbe Person bin und sich nur die Kinder pro Klasse ändern, kann dieses Verhalten nicht durch meine Person provoziert werden. Es muss also an den Kindern liegen.”
Sind Sie das? Ist das so?
Nachfolgend berichten Sie, was Ihnen an den Kindern/Jugendlichen nicht passt.
Meinen Sie, dass das Ihr Verhalten nicht beeinflusst?
Meinen Sie, dass Kinder und Jugendliche es nicht merken, wenn Sie verurteilt oder abgelehnt werden und das wiederum in ihr Verhalten einfließen lassen?
“Ob die Sorgeberechtigten da wirklich wissen, was ihre Sprösslinge nachts im Netz fabrizieren, wenn sie eigentlich schlafen sollen?”
Elternkommunikation?
“Im Übrigen sind auch andere Verhaltensweisen betroffen: der Müll / Kaugummis/… fliegt auf den Boden, egal wo sie sind. ”
Noch so ein grundsätzliches Problem.
“Stellt man sie zur Rede, sagen sie, dass sie das zuhause natürlich nicht dürfen…”
Tja, was ist zu Hause wohl der Unterschied?
Vielleicht weniger reden und mehr Konsequenz…
“In der Sek1 ist der Zug abgefahren!”
Wieso handeln Sie gegen besseres Wissen und investieren Zeit und Ressourcen wider besseres Wissen? Haben Sie von beidem zu viel?
Tut mir Leid, aber klingt so, als ob Sie Ihre Gruppe nicht im Griff hätten und auch nicht reflektieren, was Ihre Aufgabe ist und was nicht.
Und anstatt sich auf Ihre Aufgabe zu Konzentrieren, vielleicht einmal mit etwas Konsequenz statt reden und abstimmen, verausgaben Sie sich mit “Seelen- und Weltenrettung”.
Und woanders wird hier im Forum gerne über aufwachsende Arbeitszeit und aufwachsende Aufgaben lamentiert.
Langsam dämmert mir warum…ist dann aber irgendwie selbstverschuldet.
Sie sind wohl der Vollchecker?
Ich habe den Eindruck, dass das zum Konzept der Schule von @Ça me fatigue gehört.
Jedes Jahr wandert eine hohe fünf- oder sechsstellige Zahl an Menschen unter 18 Jahren ein.
“Demografie von Asylsuchenden in Deutschland | Zahlen zu Asyl in Deutschland | bpb.de” https://www.bpb.de/themen/migration-integration/zahlen-zu-asyl/265710/demografie-von-asylsuchenden-in-deutschland/
Insofern ist es, schon wenn man nur von Normalverteilungen ausgeht, die zwingende Folge, dass die Anzahl der Delinquenten in diesem Altersbereich steigt.
Wenn man sich dann noch die Sozialisationsgeschichte vieler aus dieser Gruppe vergegenwärtigt, sollte kein Spielraum mehr für Verwunderung bleiben.
Und auch wenn ich mir anekdotisch die (strafrechtlich relevanten, bzw. wären sie bei strafmündigen oder Erwachsenen diesbezüglich relevant)Problemfälle meines Berufsalltags vor Augen führe, ergibt sich ein klares Bild.
Ist das Bild so klar? Nach wie vor liegt das Gewaltniveau deutlich unter dem vor 20, 30, 40 Jahren. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/11/kriminologe-weniger-jugendgewalt-als-vor-zwei-jahrzehnten-trotz-anstiegs-2022/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Danke für diesen erfreulichen link.
Bitte weiterleiten an “Zeitung” BLÖD!
Nach eigenwilliger Logik des GBS Menschen behaupte ich, dass Jugendliche Eingewanderte zu einer gewaltfreien, friedlichen Gesellschaft beigetragen haben.
Wenn ich an meine Erfahrungen in Brennpunktschulen denke, stimmt das sogar : Aus Südeuropa kommende Kinder, in denen Familie einen deutlich höheren Wert hat, waren meist unauffälliger als die in Deutschland sozialisierten Nachkommen von z. B. drogensüchtigen Alleinerziehenden.
Bleibt zu wünschen übrig, dass Sie nie in die Situation geraten, auswandern zu müssen.
Ihrer befremdlichen Logik nach müssten Sie zum Verbrecher werden. Aufgrund Ihrer Herkunft war das wahrscheinlich auch zu erwarten.
Klingt wie ein AfD-Wahlwerbe-Post.
Wenn man auf das Problem aufmerksam macht, sollte man schon etwas mehr auf die menschlichen Hintergründe eingehen!
Letztendlich wird ja von rechts quasi davon ausgegangen, dass junge Menschen mit einem gewissen Hintergrund per se kriminell werden (“Sozialisation” blablabla), während von links mehr oder weniger geleugnet wird, dass es hier gravierende Probleme gibt. Letzteres wahrscheinlich, weil man einfach zu wenige Mittel hat, um sich um diese jungen Menschen wirklich so zu kümmern, wie sie es bräuchten. Anstatt laut öffentlich nach sinnvollen Maßnahmen zu rufen, weil man vielleicht meint, den rechten Ixxxten Wasser auf ihre Mühlen zu gießen, tut man lieber so, als wäre es nicht nötig. Und in der Folge werden auch die vielen anständigen jungen Menschen mit Migrationsgeschichte, die ja in der großen Überzahl sind, einfach mal mit “verhaftet”, wie Sie es hier tun.