ERFURT. Mit Lehramtsanwärter*innen gegen den Unterrichtsausfall: Thüringens Referendarinnen und Referendare sollen künftig mehr unterrichten – freiwillig und gegen Bezahlung. Bildungsminister Christian Tischner (CDU) sieht darin eine Win-win-Situation und plant dafür, tief in die Tasche zu greifen.

Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollen sich in Thüringen mit zusätzlichen Unterrichtsstunden etwas hinzuverdienen können. «Wir haben viele engagierte Lehramtsanwärter, die jetzt zusätzliche Praxis sammeln können – und das auch vergütet bekommen», sagt Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (CDU).
Ab dem kommenden Schuljahr soll der vergütete Nebenjob für die Lehramtsanwärter*innen starten. Nach Informationen ist eine Vergütung nach TV-L E13 geplant – also auf dem Niveau einer fertig ausgebildeten, aber nicht verbeamteten Lehrkraft. Die neuen Regeln sollen beim Kampf gegen Unterrichtsausfall helfen.
«Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Unterrichtsausfall spürbar zu reduzieren. Dazu schöpfen wir alle Möglichkeiten aus», so Tischner. Bisher unterrichten Lehramtsanwärter selbstständig maximal zwölf und nach Bestehen des zweiten Staatsexamens maximal 15 Stunden pro Woche an den Schulen. Nun sollen sie freiwillig mehr unterrichten können und die Extra-Stunden vergütet bekommen. Ein ähnliches Modell gibt es bereits im Nachbarbundesland Sachsen.
Linke: Referendare brauchen Zeit für Ausbildung
Kritik an der Idee kommt von der Linken-Fraktion im Thüringer Landtag: «Ich glaube, dass unsere Referendarinnen und Referendare so gut vergütet sein müssen, dass sie es gar nicht nötig haben, irgendwo noch nebenbei zu arbeiten», sagt die bildungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Ulrike Grosse-Röthig.
Das Referendariat sei eine «harte Zeit» für die Lehramtsanwärter. Es sei wichtig, dass sie sich bestmöglichst auf den Schuldienst vorbereiten könnten und die Ausbildung nicht darunter leide, «dass noch die Erwerbsnotwendigkeit woanders besteht», so Grosse-Röthig. Stattdessen müssten endlich mehr Lehrerinnen und Lehrer in den Schuldienst gebracht werden.
Fast 1.000 Lehramtsanwärter in Thüringen
Das Bildungsministerium plant nach eigenen Angaben, die Lehramtsanwärter*innen für eine Arbeitszeit von maximal acht Wochenstunden einzusetzen – das entspricht fünf Lehrerwochenstunden Unterrichtszeit. Für die Dauer ihres Referendariats sollen die «Nebenjobber» einen befristeten Arbeitsvertrag bekommen.
Derzeit gibt es in Thüringen 923 Lehramtsanwärterinnen und -anwärter nach Angaben des Bildungsministeriums. Würde nur ein Drittel von ihnen das Jobangebot nutzen, könnte so nach Informationen bereits der Umfang an Unterrichtsstunden für 58 Vollzeitlehrkräfte abgedeckt werden. «Mit der freiwilligen Hinzuverdienstmöglichkeit werden wir entscheidende Ressourcen erschließen und unsere Schulen stärken», so Tischner. «Die Entscheidung, ob einer Nebentätigkeit zuzustimmen ist, treffen die Ausbildungsschulen in Abstimmung mit dem Studienseminar und dem jeweils zuständigen Schulamt», heißt es vom Bildungsministerium. News4teachers / mit Material der dpa
Lehrermangel: Zehntausende Noten fehlen auf Zeugnissen – Fächer nicht erteilt
Bezahlt das Referendariat endlich vernünftig, damit man wenigstens nicht unter Sozialhilfeniveau leben und seine Eltern anpumpen muss. Referendare haben in der Regel keine Zeit für Nebenjobs und arbeiten deutlich über 40 Stunden pro Woche für die Schule. Die Zeit ist sowieso schon herausfordernd, auch ohne Zusatzstunden. Ich habe selbst im Referendariat ein Jahr lang eine zusätzliche Stunde gemacht und nach den Prüfungen den LK übernommen, in dem ich die Prüfung gemacht habe. Stunden wurden zwar bezahlt, aber so ganz freiwillig war das nicht. Ich wurde nett gebeten, ob ich das machen würde, aber wer lehnt das ab, wenn das Schulleitergutachten noch aussteht?
Oder gleich OBAS für alle – Lehrer kann ja jeder, da ist Ausbildung eh nicht nötig …
Alternative: Referendariat aufteilen und als Pflichtpraktikum ins Studium integrieren.
Das wäre auch eine Gleichbehandlung zu anderen Studiengängen.
So ist das in NRW doch schon lange… ein unbezahltes Praktikum versteht sich.
Dann ist es aber ein Praxissemester und kein staatlicher Vorbereitungsdienst. Liefe somit auf eine abschaffung der verbeamtung von Lehrkräften hinaus.
Btw den Vorbereitungsdienst müssen ja auch angehende Lehrkräfte absolvieren, die im Anschluss an den Vorbereitungsdienst nicht verbeamtet sondern tariflich angestellt werden.
In dem Fall würde das Referendariat unbezahlt sein. Wollen Sie das?
Sorry, aber das ist – nett formuliert – nicht durchdacht. Referendare machen eigenständigen Unterricht, sind vollständiger Teil des Kollegiums, geben Noten usw. Alles unter Anleitung von erfahrenen Lehrkräften. Das kann ein Praktikum nicht im Ansatz leisten.
Die Ordnung über die berufsbegleitende Ausbildung von Seiteneinsteiger (kurz: OBAS) ist ja lediglich eine Abart des staatlichen Vorbereitungsdienstes. Einen Master-Abschluss einer Hochschule haben die Seiteneinsteiger ja bereits vor dem Vorbereitungsdienst abgelegt.
Komme aus BW, ich musste im Ref Stunden übernehmen, man wollte ja später auch eine Chance auf Übernahme haben. Mau-Stunden abrechnen war eine Hölle – was da alles abgezogen wurde. Drum 2h pro Woche gegen ordentliche Bezahlung auf Freiwilligkeit finde ich grds gut. In Prüfungsphasen muss hier aber Rücksicht darauf genommen werden. Und intelligente Schulleitungen können mit Parallelklassen sogar einen echten Lernerfolg bei den Reffs ermöglichen.
“[…] man wollte ja später auch eine Chance auf Übernahme haben.”
Was wollen sie machen, mich NICHT übernehmen? Klar, ist ja nicht so, dass wir zu wenige Lehrer haben 😀
Schon vergessen? Das Referendariat kostet Sie nichts! Es ist Ausbildung, für die Sie nicht bezahlen müssen, und Sie bekommen sogar noch eine Vergütung.
Richtiger ist: die Ausbildung der Lehrkräfte im Referendariat kostet das Land fast nichts. Sie erhalten als Besoldung ungefähr das, was ein Lehrer kosten würde, der den eigenverantwortlichen Unterricht übernehmen müsste.
Die Zeiten, in denen man für eine Ausbildung bezahlen muss, sind lange vorbei, von wenigen Ausnahmen abzusehen. Praktisch für das Land, welches Mitarbeiter bekommt, die ca. 10 Jahre lang in ihre Ausbildung investiert haben.
Eine Integration des Referendariat in das Studium ist eine Sparmaßnahme auf dem Rücken zukünftiger Lehrkräfte.
Ich würde das nicht als Sparmaßnahme sondern als Entlastung sehen. Wer das Referendariat durchlebt hat, weiß 2 Dinge:
1. Das Studium ist viel zu theoretisch und wenig zielführend.
2. Das Ref ist eine unbeschreiblich harte, belastende und unfaire Zeit.
Ich finde, das Studium muss viel praktischer geartet sein und das Ref sollte als alles entscheidende, letzte Instanz abgeschafft oder vollkommen reformiert werden.
Es kann nicht sein, dass man mindestens 10 Semester studiert und am Ende von irgendwelchen Seminarleitungen abhängig ist, die entscheiden, ob man nun 5 Jahre umsonst studiert hat oder nicht.
So werden sie von SL auch gerechnet, 3 Refis sind eine reguläre VZ-Stelle.
Und der Referendar in der Berufsschule bekommt weniger als die Azubis, die er eigenständig unterrichten soll.
Es ist keine Ausbildung, sondern ein Vorbereitungsdienst.
*Alert* Troll *Alert*
Ich will ja nix sagen, aber als ehemaliger A7 arbeite ich zukünftig für 1.650 €/Monat KEINE 40 Wochenstunden
Wer ist den jetzt gemeint? Referendare oder Anwärter?
Anwärter ==> gehobener Dienst;
Referendar ==> höherer Dienst.
Folglich sind Anwärter keine Referendare und Referendare keine Anwärter. Dennoch absolvieren beide ihren Vorbereitungsdienst, der sich bei Lehrkräften inhaltlich aber nicht wesentlich unterscheidet.
Das wird nicht funktionieren. Ich hatte vor, im Referendariat nebenher zu jobben. Das war zeitlich überhaupt nicht drin, neben Unterricht, Vorbereitung, Seminare, Planung von Prüfungsstunden…
Bezahlt das Referendariat anständig und reformiert es so das zielführend und keine Drill Veranstaltung ist, dann entscheiden sich auch mehr Menschen dafür.
Reformiert vor allem das Lehramtsstudium bzw. die Lehramtsstudiengänge.
Das ist doch eine Katastrophe. Wenn ich dran denke, wie ich als Referendar unterrichtet habe und wie die Referendare bei uns mit ihren Uni-Theorien auftreten, dann tun mir die Schüler einfach nur leid.
Dann liegt das aber nicht an den Referendaren und Anwärtern sondern an denHochschullehrplänen weit ab jeglicher Praxis, und kann den Absolventen nicht vorgeworfen werden.
Haut den Hochschulprofessoren ihren praxisuntauglichen theoretischen Sondermüll um die Ohren und drescht nicht auf die Absolventen ein.
Von Uni-Theorien über “Seminar-Theorien” in die Praxis …
Das kann man sich bei einigen Seminaren aber auch komplett sparen.
So wie ich als Anwärter unterrichtet habe, hat das zu Stress mit den Fachleitern geführt aber zu guten Beurteilungen durch die SL.
Verdienen wie die Profis, obwohl man blutiger Anfänger ist? In welchem Beruf gibt es das noch?
Find ich auch daneben. Es ist eine Abwertung von Kollegen, die seit Jahrzehnten im Beruf sind.
Die fachliche Qualifikation hat man aber schon mit dem bestandenen Hochschulexamen nachgewiesen. Für eine Übernahme in den Staatsdienst fehlt lediglich der Nachweis der Eignung und Befähigung, das ist schlussendlich der Sinn des Vorbereitungsdienstes.
Eben!
Blutige Anfänger? Referendare haben ein vollständiges Unistudium hinter sich. Folglich sind Sie fachlich hoch qualifiziert, auch wenn es Ihnen noch an der Praxis fehlt. dass der Staat gerade diese Leute, welche sich eben noch nicht wie wir wehren können und in einem so krassen Abhängigkeitsverhältnis stehen, so ausgebeutet, ist ein Skandal.
Jupp. Und dann wird sich beschwert, dass es keine Gehaltssteigerung gibt.
Es geht nur entweder, oder.
Selbstverständlich sind sie blutige Anfänger, was sonst? Sie haben null Erfahrung.
Da scheint jemand aber in seinen Grundfesten erschüttert zu werden…
Unerhört, dass jüngere Generationen eine vernünftige Behandlung nach einem absolvierten Studium für sich beanspruchen.
Ich denke, dass die jüngere Generation in vielen Bereichen eine weitaus bessere Behandlung genießt als frühere Generationen. Gerade in der GS werden momentan selbst Lehrer, die das 2.Staatsexamen grottenschlecht abgeschnitten haben, verbeamtet. Ich bin in RLP mit einem 1er Schnitt zwangsweise auf eine 3/4 Stelle gesetzt worden und musste 2 Jahre auf die Verbeamtung warten. Ich gönne wirklich jedem eine gute Behandlung, aber das Ref ist ein wichtiger/der wichtigste Teil der Lehrerausbildung. An der Uni lernt man nichts außer Theorie und man kann auch nix. Also mal schön die Kirche im Dorf lassen…
Sprich sie sind weiterhin für verkrustete Strukturen, da sie es ja auch geschafft haben und sich durchbeißen mussten.
Ganz schön rückständig. Meiner Meinung nach kann das Ref ein wichtiger Teil sein, ist es aber in vielen Fällen nicht und man wird nach einem vollwertigen Studium mit einem Hungerlohn abgespeist, welcher bei Nichtbestehen sogar gekürzt wird.
Das Referendariat gehört reformiert oder einfach abgeschafft in seiner jetzigen Form.
Sorry, ich bin sehr modern und durchaus für eine Überarbeitung und Neugestaltung des Referendariats. Trotzdem: das Ref ist als wichtiger Teil der Ausbildung zu begreifen. Das Studium befähigt niemanden mit Kindern zu arbeiten. Das lernt man in der Praxis. Nur weil momentan Leute fehlen, heißt das nicht, dass es okay ist einfach so auf Schüler losgelassen zu werden. Ich sehe schlimme Sachen und mich wundert es nicht, dass die Leistungen der Schüler sinken.
Das denke ich mir bei einigen Seminar(-leitern) allerdings auch.
Es gibt den Vorbereitungsdienst doch nicht nur für Lehramt.
Vielleicht einmal über den tellerrand schauen. Was machen z.B. Juristen oder Mediziner (Approbation) oder andere Verwaltungsbereiche anders bei der Vorbereitung ihres Nachwuchses auf das tägliche Dienstgeschäft.
Ich verfüge neben dem 2. StEx für Lehramt über ein weiteres 2. StEx. Und während des Vorbereitungsdienstes in diesem verwaltungsbereich hat keiner der Ausbilder/Mentoren nnsere fachlichen Qualifikationen, die wir ja durch unser abgeschlossenes Hochschulstudium nachweisen konnten, angezweifelt. Wir wurden in den jeweiligen Ausbildungsstationen lediglich auf das ordnungsgemäße und rechtssichere Verwaltungshandeln vorbereitet. Besonderes Augenmerk galt auch der Vermittlung von Fähigkeiten, Ermessenspielräume zu erkennen und auszuloten, um nicht stur nach Schema F vorgehen zu müssen, ohne Angst davor zu haben, dass einem die Ermessensentscheidungen auf die Füße fallen.
Oberstes Ziel war es ein einheitliches, rechtssicheres Verwaltungshandeln zu erreichen.
Also, dass sie modern sind, das bezweifle ich stark. Und wenn nur die Praxis dazu befähigt, mit Kindern zu arbeiten, dann kann das Ref gerne abgeschafft werden und Leuten wird eine Einarbeitungszeit eingeräumt, am besten mit Mentoren auf Deputatbasis. Das Ref ist also nicht das Nonplusultra.
Können sie mit anderen Meinungen nur umgehen, indem sie die Schreiberin (wiederholt) als erstes persönlich angreifen? Interessante Einstellung für den Lehrerberuf.
Also mein Referendariat war mit viel zu viel Theorie gespickt, Praxis fand nur nach der Überzeugung der Semianrlehrer statt, die fachlich vielleicht besser waren, aber pädagogisch fragwürdig. Ich habe sehr wenig aus der Ref.Zeit in die Schulpraxis mitgenommen, ein paar Grundlagen vielleicht und so manchen Tipp, liegt aber vielleicht auch an der Seminarschule. Letztendlich lernt man den Beruf nur vor Ort, im Klassenzimmer.
Davon abgesehen, für viele war die Ref.Zeit der Horror schlechthin. Demütigende Behandlungen, aufgezwungene Lehrmethoden, oft festgefahrene Einstellung und auch ziemlich häufig keine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Man brauchte ein dickes Fell und musste mit wenig Schlaf auskommen. Man könnte die Ref.Zeit tatsächlich ganz anders gestalten.
Ist doch bei einigen nach dem Referendariat nicht unbedingt besser/anders.
Also auch hier schön die Kirche im Dorf lassen …
Irrtum, denken Sie z.B. an Absolventen des zweiten Bildungsweges ebenso wie Quereinsteigende…sind durch die Bank meist erfahrene Berufstätige.
Nützt den Kindern aber nix! Sorry, aber wenn ich bei so einigen Quereinsteigern in den Unterricht schaue, wird mir schlecht.
Und noch ein Kommentar, der sich selbst richtet.
Da soll doch nur die Überstunde nach E13 Gehalt werden, nicht das ganze Referendariat. Schön wär’s …
Überstunden im Referendariat wurden zumindest in NRW schon immer nach der Mehrarbeitsvergütung abgerechnet, wie für fertige Lehrkräfte auch.
Aber getrennt nach Schulformen. Die MAV für Lehkräfte in der Primarstufe und der Sek I sind geringer als für StR, auch wenn alle A13 im Eingangsamt erhalten. Es gibt auch eine Welt jenseits der Ratslaufbahn.
Nirgends. Nur im Lehramt.
Aber woanders wird auch nach Leistung bezahlt.
Sind halt verschiedene Welten.
In anderen Tarifbereichen fangen die Berufseinsteiger auch mit 50% der Einganstarifgruppe, die ihrer Qualifikation entspricht, wusste ich gar nicht. Ist mir in meinem ersten Berufsleben so auch nicht passiert.
Also in den meisten Berufen bekommt man mit dem Master schon einen ordentlichen Lohn. Das Referendariat gehört reformiert und fördert in seiner jetzigen Form nur prekäre Verhältnisse.
Der Referendar macht in der Berufsschule eigenständigen Unterricht und bekommt dafür weniger als der Azubi, den er unterrichtet. Finde den Fehler!
Man hat Bacherlor und Master abgeschlossen. Da verdient man in allen Berufen wie ein Profi – denn man ist ja auch einer. Klar, wer mehr Erfahrung hat, verdient mehr. Und das ist auch in diesem Beispiel so: E13 ist erheblich weniger als A13 und die Erfahrungsstufen sorgen zusätzlich dafür, dass mehr verdient, wer mehr Erfahrung hat.
Man kann übrigens auch ohne Referendariat schon im Lehrauftrag E13 verdienen. Als “blutiger Anfänger”. Deine Argumentation ergibt also wenig Sinn.
Das Ref hat letztlich nur 2 Nutzen: Verbeamtung und Festanstellung.
Quatsch! Das Referendariat ist der wichtigste Teil der Ausbildung. Ohne den gut abzuschließen, kann man gar nix. Die Kinder tun mir leid.
Quatsch. Einige Seminare sind einfach schlichtweg vergeudete Zeit. Andere sind sehr gut.
Und hier liegt dann auch ein gewaltiges Problem.
Daher:
– Duales Studium (jaja, sind die meisten hier wohl keine Fans … Könnte man allerdings eben sinnvoll gestalten – wie in anderen Berufsausbildungen halt auch)
– Referendariat sinnvoll reformieren … Gibt hier sooo viele negative Seiten und “Zustände”
– Referendariat komplett abschaffen und bspw. “Ausbildungszeit/Ausbildungsleitungen” mit Deputat zur Hilfe stellen
– Referendariat auf freiwilliger Basis gestalten (+reformieren)
So [aktuell] verprellt man oft einfach nur Leute und Potentiale.
Ebenfalls ist das Referendariat … Sind wir mal ehrlich … Für sehr sehr viele (angehenden) Lehrkräfte sowieso nur die Verbeamtung als Ziel.
Und hier liegen wiederum weitere systemische Probleme dann dazu.
Endlich bekommen dann die Referendare das, was jetzt schon die Quereinsteiger bekommen. Jetzt noch eine Übernahmegarantie für alle Referendare, wenn sie mit der Note 4,0 bestehen und ich muss keinem angehenden Studenten, der mich fragt, ob er auf Lehramt studieren soll, weil er Lehrer werden will, mehr raten den Quereinstieg zu wählen, weil der wesentlich sicherer ist (die Stelle ist nach dem Vorbereitungsdienst / Referendariat sicher) und zu dem wesentlich besser bezahlt (man muss nicht mehr nebenbei kellnern gehen, um sich das Referendariat überhaupt leisten zu können).
Eher nicht, dafür sind die Deputatsverpflichtungen zu unterschiedlich.
Vorbereitungsdienst als Referendar oder Anwärter geht mit der halben Deputatsverpflichtung einher. Beim Seiteneinstieg/Quereinstiegg wird von einer Vollzeitstelle ausgegangen. Selbst bei der OBAS werden dann nur 25% der Zeit für den Besuch des ZfsL vulgo Studienseminar (ein Tag je Woche) eingerechnet.
Referendare sollen künftig mehr unterrichten – freiwillig und gegen Bezahlung.
Geil … v a. freiwillig!!
Die SL geht auf passende Refis zu und “bietet denen an”, gegen Bezahlung (Mehrarbeit wird z.T. erst Monate nach der geleisteten Arbeit vergütet – gegen extreme Abzüge, die fällig werden) Mehrarbeit zu leisten.
Schaue ich mir unsere Refis an, dann kann ich nur sagen, ja – die könnten mehr Geld gebrauchen – Aber: die haben kaum Kapazitäten, über das ausbildungsgemäße Maß der Anforderungen hinaus mehr zu machen.
Wenn die dann der SL bzgl der Anfrage eine Absage erteilen können die doch in vielen – vllt sogar in den meisten Fällen sicher sein,dass das Endgutachten der SL zu ihrer Tätigkeit entsprechend ausfällt.
Bei uns in der Anstalt werden die Refis in nahezu unanständiger Weise zu “Sondereinsätzen” herangezogen.
Eine Klasse ist spontan und unerwartet ohne Aufsicht? Die Schulbürosekretärinnnen gehen gezielt zum Refi-Tisch, um dort die Aufsicht abzugreifen … und die marschieren i.d.R. kommentarlos oder sogar Engagement jeuchelnd los, um diese Stunden zu machen – wohlwissend, dass die Rückmeldung N die SL, die zu solchen Tätigkeiten nicht mal das eigene Büro verlässt, unmittelbar die Willfährigkeit der “Angefragten” dokumentiert bekommen möchte.
Lehnen Refis derlei Ansinnen häufiger ab, dann kommt es zu einem hierarchischen Gespräch zwischen ganz oben und ganz unten.
Das Ergebnis ist klar – “Sie möchten doch, dass ich in Ihrem Endgutachten positive Worte für Sie finde.”
Läuft!! … einseitig … und sehr ungerecht.
Die Referendare und Anwärter sind doch nur an die Ausbildungsschule “ausgeliehen”/abgeordnet. Ihre jeweilige Dienststelle ist das ZfsL/Studienseminar. Somit kann die Ausbildungsschule eigentlich gar nicht vollumfänglich über Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst verfügen – ausser bei Seiteneinsteigern, deren Planstelle ist nämlich an der Schule.
Zu meiner zeit (Mitte der 2000er) hat die damalige Seminarleitung einen riesen Aufstand gemacht, wenn die Schulen uns über die zeitliche Verpflichtung hinaus unterrichtlich eingesetzt hat. Außerunterrichtliches Engagement war davon natürlich ausgenommen:)
Das steht und fällt mit der Seminarleitung. So oder so sind die Referendare noch nicht lange im System und wissen nicht, wie und wann man sich wehren sollte und wann vielleicht besser nicht. Aber ja, das System gehört grundsätzlich reformiert und vor allem fairer und transparenter gestaltet. Ich bewerte meine Schüler doch auch fair und transparent. Das ist mit Einschränkungen selbst in Deutsch möglich. Dann kann ich das doch auch von der Schulleitung/Seminarleitung erwarten. Die sind auch höher eingruppiert und werden explizit für Führungsaufgaben bezahlt.
Ich habe meine SuS nie bewertet, ich habe lediglich durch Klassenarbeiten oder Arbeitsproben deren Leistungen gemessen und bewertet.
Theorie und Praxis geht da oft auseinander.
Wie bei vielen Seminaren selbst auch.
Viele Refs sind auch “zu eingeschüchtert”, um hier Grenzen zu ziehen.
Das konnte ich bspw. im Referendariat auch nicht. Das muss man “lernen”. Und durch Erfahrung usw.
Und das wird eben oft (un)bewusst auch ausgenutzt.
Das war mein Vorteil, ich war Mitte 40 als ich mich in die Fänge von Studienseminar und Ausbildungsschule begab. Da hatte ich schon gelernt Grenzen zu ziehen.
Referendare arbeiten schon mehr als 40h die Woche. Auch bei nur 12 wöchentlichen Unterrichtsstunden. Da gibt es eben Mehraufwand und Belastungen, die später, wenn man mehr als das Doppelte unterrichtet, wegfallen. Wie wär’s damit: Referendare nach E13 bezahlen obwohl sie (nur) 12h unterrichten. DAS wäre gerecht.