DORTMUND. „Es kommen immer wieder Kinder in die Schule, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu können. Und das sind keine Ausnahmen oder Einzelfälle mehr, es ist fast die Regel“, sagt Nadine M., Grundschullehrerin im Ruhrgebiet. Doch Zeit und Unterstützung fehlen: Statt mit 18 Kindern, wie noch vor einigen Jahren, unterrichtet sie heute bis zu 30 in einer Klasse. Individuelle Förderung? Kaum möglich. Vorschulische Sprachförderung? Meist Fehlanzeige – und so beginnt für viele ihrer Schüler die Bildungskarriere praktisch chancenlos. „Was tut man den Kindern damit an?“, fragt die Lehrerin. Eine rhetorische Frage.

Nadine M. ist Grundschullehrerin im Ruhrgebiet – seit 15 Jahren. Die Schule, an der sie arbeitet, hat sie sich bewusst ausgesucht: ein sozial benachteiligtes Viertel, Migrationsanteil rund 98 Prozent, gemeinsames Lernen mit Kindern, die sonderpädagogischen Förderbedarf haben. Sie wollte das, aus Überzeugung: „Ich habe mich bewusst für all dies entschieden, weil ich einen gewissen Idealismus hatte. Ich wollte nicht nur unterrichten, sondern jedem Kind das Gefühl geben, dass es wichtig ist, dass es Fähigkeiten hat, dass es sich lohnt, immer sein Bestes zu geben.“
Heute klingt in ihren Worten, die die „Welt“ protokolliert und veröffentlicht hat, vor allem Verzweiflung. Angefangen hat sie mit 18 Kindern pro Klasse. „So war es möglich, jedes Kind individuell zu begleiten. Kinder in diesem Alter sind oft sehr mitteilsam. Sie kommen morgens in die Schule und wollen erstmal erzählen. Als Lehrkraft ist es wichtig, die Zeit zu haben, um darauf einzugehen.“
Wie ist die Situation in der Schule im Brennpunkt?
Doch diese Zeit gibt es längst nicht mehr. Statt 18 sind es inzwischen 26 bis 30 Kinder. „Vieles, was mit 18 Kindern möglich war, ist mit 30 nicht mehr machbar. Haben Sie schon mal Laternen gebastelt mit 30 Kindern, bei denen über die Hälfte nicht mal vernünftig etwas mit der Schere ausschneiden kann? Oder noch nicht mal die einfachsten Anweisungen versteht, obwohl man es erklärt, vorgebastelt hat und Schritt für Schritt anhand von Bildern zeigt?“
Besonders bedrückt sie, dass viele Kinder kaum sprachliche Voraussetzungen mitbringen: „Es kommen immer wieder Kinder in die Schule, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu können. Und das sind keine Ausnahmen oder Einzelfälle mehr, es ist fast die Regel.“ Vorschulische Sprachförderung ist in Nordrhein-Westfalen – anders als etwa in Hamburg – nicht obligatorisch. Auch schulische Sprachförderprogramme sind nicht flächendeckend abgesichert. „Da kommt so ein kleines Kind in ein Gebäude mit vielen anderen Kindern und Erwachsenen, kennt sich nicht aus, ist fremd und kann sich nicht mal verständigen. Nicht mal ausdrücken, dass es auf Toilette muss oder wann und ob seine Eltern es wieder abholen.“
Neben diesen fundamentalen Lernhindernissen sind es die praktischen Widrigkeiten, die Nadine M. zermürben: fehlendes Material, marode Gebäude, Eltern, die Unterstützung verweigern oder Lehrer beschimpfen. „Natürlich zahlt man dieses Material als Lehrer selbst. So wie viele Kolleginnen und Kollegen Regale oder sonstiges Mobiliar selber kaufen, damit die Klassenräume einigermaßen ‚nett‘ aussehen und nicht mit Regalen aus den 70ern vollstehen, deren Böden rausfallen. Ganz zu schweigen davon, dass in vielen Schulen der Putz von den Wänden fällt.“
Warum liegt NRW im Bildungsmonitor so weit hinten?
Die persönlichen Beobachtungen decken sich mit Zahlen. Im Bildungsmonitor 2025 – herausgegeben vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) – landet Nordrhein-Westfalen erneut auf Platz 14 von 16 Bundesländern. Bewertet wird dabei, wie stark die Bildungssysteme der Länder zur Armutsbekämpfung, Fachkräftesicherung und wirtschaftlichem Wachstum beitragen.
Ein zentrales Defizit: die Finanzen. Die Bildungsausgaben pro Grundschüler lagen 2023 in NRW bei 7.500 Euro – 900 Euro unter Bundesdurchschnitt (8.400 Euro). Auch die Klassengrößen ragen negativ heraus: Mit durchschnittlich 23,5 Kindern pro Grundschulklasse (laut IT.NRW 2023) führt NRW bundesweit – und liegt 2,6 Kinder über dem Schnitt.
Wie groß ist der Einfluss von Migration?
Laut Landesstatistikamt IT.NRW besuchten im Schuljahr 2024/25 rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in NRW – das entspricht 44,3 Prozent aller Kinder und Jugendlichen (IT.NRW, 10/2024). Damit liegt NRW insgesamt nur leicht über dem Bundeswert von 42,2 Prozent (Mikrozensus 2024).
Doch in einzelnen Kommunen zeigen sich die wahren Belastungen. So hatten im Schuljahr 2023/24 in Wuppertal 58,6 Prozent, in Duisburg 58,3 Prozent und in Gelsenkirchen 57,7 Prozent aller Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund – die höchsten Werte in ganz NRW. Für Lehrerinnen wie Nadine M. heißt das: Fast jede Klasse ist geprägt von Mehrsprachigkeit, Integrationsaufgaben und zusätzlichen Förderbedarfen – oft ohne die nötigen Ressourcen.
Was sagen die Lehrerverbände?
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW macht deshalb für die schlechten Ergebnisse nicht die Pädagogen verantwortlich, sondern die Rahmenbedingungen. Vorsitzender Stefan Behlau erklärt: „Das schlechte Abschneiden NRWs liegt an den Bedingungen und geht nicht auf das Konto der Menschen in Schule. Ohne ihr starkes Engagement stünden wir noch schlechter da.“ Nötig seien kleinere Klassen, multiprofessionelle Teams, moderne Räume und eine Ausstattung, die individueller Förderung gerecht werde.
Wie dramatisch ist die Lage im Ruhrgebiet?
Besonders dramatisch ist die Lage im Ruhrgebiet – dort, wo auch Nadine M. unterrichtet. Der Bildungsbericht Ruhr 2024 dokumentiert massive Defizite entlang der gesamten Bildungskette. So hat sich die Zahl der Fünfjährigen, die nicht in einer Kita betreut werden, in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. In manchen Städten erhält nur jedes sechste Vorschulkind einen Platz. Besonders betroffen: Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die eine frühe Förderung dringend bräuchten.
Etwa ein Drittel der Grundschulen im Revier gilt inzwischen als „Schulen in herausfordernder Lage“. Fachkräfte fehlen dort in besonderem Maße. Das hat Folgen: Mehr als vier Fünftel der Achtklässler an Hauptschulen im Ruhrgebiet erreichen nicht die Mindeststandards im Fach Deutsch – eine Zahl, die die Studienautoren als „erschreckend“ bezeichnen.
Auch finanzielle Not verschärft die Situation. Viele Städte im Ruhrgebiet sind hoch verschuldet und können sogenannte freiwillige Leistungen wie Schulsozialarbeit oder Sprachförderprogramme kaum stemmen. „Das Ruhrgebiet benötigt dringend eine Bildungswende, um allen gleichermaßen Chancen zu eröffnen“, heißt es im Bericht.
Wie sehr fehlen die Eltern als Partner?
Nadine M. sieht das Problem nicht nur in fehlenden Strukturen, sondern auch im mangelnden Rückhalt vieler Familien. „Es fehlt oft die Unterstützung der Eltern. Hausaufgaben werden nicht erledigt, Lesen wird nicht geübt, nötiges Material ist häufig nicht vorhanden. Teils ist ein reibungsloser Unterricht nur möglich, wenn man genügend Klebestifte, Bleistifte, Radiergummis, Scheren und Anspitzer bereitstellt.“ Manche Eltern verweigerten auch die Kooperation, wenn es um Förderbedarf gehe. „Berät man die Eltern zu sonderpädagogischem Förderbedarf, lehnen viele dies ab, weil sie glauben, dass ihr Kind dafür viel zu ‚schlau‘ sei. Die Beurteilungsfähigkeit von Lehrern wird immer stärker infrage gestellt. Ich bin in so einem Gespräch von einem Vater stark beschimpft und beleidigt worden.“
Das setze sich bis in den Alltag fort: Regeln würden von Eltern wie Kindern ignoriert. „Wenn ich meinem Kind beibringe, die Regeln in der Schule sind eh nicht wichtig, welche Erwachsenen ziehen wir uns damit heran, für die keinerlei Regeln mehr gelten?“
„Unsere Kinder brauchen Zuwendung“
Trotz all der Widrigkeiten bleibt Nadine M. im Beruf – auch, weil sie ein starkes Kollegium hat. „All dies kann ich nur aushalten, weil ich ein tolles Team habe. Menschen, die dafür brennen, Kinder zu unterrichten. Die täglich alles geben, um da zu sein, mit all ihrem Wissen, ihrem Engagement und ihrer Herzlichkeit.“ Doch sie betont auch: „Unsere Kinder brauchen Zuwendung, Akzeptanz, Unterstützung und Lehrkräfte, die sich für sie einsetzen. Und davon gibt es in diesem Land eine ganze Menge – das sollte die Gesellschaft langsam mal wieder begreifen.“ News4teachers
“Hach ja… die übliche Dauerjammerei der überbezahlten und überprivilegierten Lehrerinnen und Lehrer … wann verstehen die endlich, dass die Bewältigung der von uns hier geforderten Basisaufgaben lediglich eine Frage des persönlichen „mind-settings“ ist. Nun reißt euch endlich zusammen und macht euren Job!“
Thor-Stein Hammer – Staatssekretär im Bildungsministerium
Wie kommt man bloß auf die Idee, Lehrkräfte wären überbezahlt?
“Ich könnte (wörtlich) in 24 Stunden (plus Entbeamtungszeit, logischerweise) bei einem 500 Meter entfernten Global Player im 100% home office anfangen, dazu noch im Personalratsbereich, also faktisch unkündbar.
Arbeitbedingungen ? 5/5 Amazonsternen, ultra-topp!
Warum ist diese sehr spezifische Stelle also seit über nem Jahr unbesetzt?
Gehaltsvorstellung des “fairen” Unternehmers?”
(aus diesem Forum)
Sind Sie der Meinung, dass Lehrer überbezahlt sind, wenn diese mehr als 2,1 K netto erwarten?
Und nein, man lebt nicht nur von Luft und Liebe und für leuchtende Kinderaugen.
Ich will für meinen Job anständig bezahlt werden….will jeder….2,1 K Netto ist weniger als Lidl an der Kasse…..dafür habe ich nicht studiert und arbeite entgrenzt…..ganz bestimmt nicht!!
Ach Rainer, das frag nicht mich – frag den Staatssekretär Herrn ThorStein Hammer …
Das “Innere Mind-Setting” dieser Leute stellt sich seit Jahren in “zitierter” Weise dar.
Richtig, für Doppelakademiker ist 2,1 K ein völlig unterbezahlender Lohn.
Wer “Wirtschaft” halt nur aus dem Marxismus-Seminar kennt, übersieht leicht, was er selbst zitiert: “Warum ist diese sehr spezifische Stelle also seit über nem Jahr unbesetzt?”
Solche Artikel liest man ja öfter und ich kenne auch solche Schulen. Und ich habe immer noch keine Ahnung, warum man das in der Kultusbürokratie (seit vielen Jahren) nicht wahrnimmt oder (ganz crazy) mal ändert.
Stattdessen kommt aus den Elfenbeintürmen immer der gleich Quatsch und die Damen und Herrn in Düsseldorf nehmen das dankbar auf…
D’accore!
Ich frage mich das auch immer wieder.
Wie deprimierend so in einem Hamsterrad zu hocken….mit solchen miesen Rahmenbedingungen.
Meine Schule liegt ja auch in herausfordernder Lage, aber so wie es im Artikel beschrieben wird, ist es bei uns nicht…..ja, wir haben auch immer wieder Kinder, die ohne Deutschkenntnisse in die Schule kommen, ohne die nötigen Vorläuferfähigkeiten, ohne die nötige Unterstützung im Elternhaus, aber wir haben auch andere Kinder, die all das mitbringen, was nötig ist, um einen guten Start zu haben…..
Was machen Sie bei den Kindern, welche diese Fähigkeiten nicht mitbringen?
Wir fördern diese und fördern und fördern und fördern….was sollen wir sonst machen? Haben ja keine Alternative….
Bei manchen helfen unsere Bemühungen und sie haben dann eine echte Chance auf Bildungserfolg, bei anderen helfen unsere Bemühungen nicht so, wie wir uns das wünschen….und das ist dann wirklich deprimierend….vor allem, wenn die Kolleginnen irgendwann wirklich alles ausgeschöpft haben….damit muss „man“ erstmal klarkommen…..
“irgendwann wirklich alles ausgeschöpft haben”
Aus welchen Quellen kann man denn bei Ihnen schöpfen um zu fördern, zu fördern und immer wieder zu fördern??
Welche Ressourcen sind denn an Ihrer Schule vorhanden?
Und wie werden diese “erneuert”, wenn verbraucht?
“Diese Zeit gibt es längst nicht mehr”
Diese Zeit gab es nie! DaZ wurde bildungspolitisch nie ernst genug genommen und fiel Deutschland auf die Füße.
Aber das Gleiche passiert uns garantiert nicht bei Mieten, Pflege, Rente, Klimaschutz, Artenvielfalt, nachhaltiger Energieunabhängigkeit, zukunftsorientierter Wirtschaft, Tierwohl, Grenzschutz (gegen wen??) oder regulärer Besteuerung von Dynastien und Multimillionären betrifft, welche sich derzeit gesetzlich ihrer Verantwortung an der Gesellschaft entziehen… 🙁
Was schlagen Sie denn genau als Lösungen vor?
Achja, vergessen: Es wird nun im Forum ein schreien gegen die Veränderung erfolgen, nicht um Mittel, die Herausforderungen zu bewältigen.
Bitte, bitte lasst alles wie vor 50 Jahren sein, als das System genau so schlecht aufgestellt war, aber die bestehenden, riesigen Löcher bei DaF, Lehrkräftemangel und unzureichende schulsozialpädagogischer Arbeit nicht so peinlich ins Licht rückten. 🙁
Kommt darauf an, welche Veränderungen Sie hier meinen. Ich bezweifle, dass man Kinder, wie im Beispiel genannt, mit offenen Lernateliers, die rein intrinsische Motivation erfordern, einfangen kann.
Dass es mehr Sprachförderprogramme bräuchte, ist unbestritten. Zeitgleich sollten Eltern Konsequenzen erfahren, wenn sie ihrerseits die Erziehung und/oder Förderung ihres Kindes quasi verweigern.
Eigentlich würde es erstmal reichen, wenn alle Eltern ihre Kinder ganz regelmäßig und pünktlich in die Schule schicken würden.
Richtig toll wäre es, wenn Eltern ihre Kinder, die über einen Kitaplatz verfügen (und das sind die meisten), regelmäßig in die Kita bringen würden…..
Wenn einfach nur die Regelmäßigkeit gegeben wäre, hätten die meisten Kinder schon bessere Chancen…..
“Richtig toll wäre es, wenn Eltern ihre Kinder, die über einen Kitaplatz verfügen (und das sind die meisten)…”
In den Brennpunkten eben nicht, wie Sie dem Bericht oben entnehmen können – die bedürftigsten Kinder bleiben oft außen vor.
Betrifft auch den Fall der Gräfenauschule: “Und meist waren die Kinder nur kurz oder gar nicht in einem deutschen Kindergarten. «Viele sagen, die Eltern sollen mal machen, aber die geben meist ihr Bestes. Ich habe Kinder, die waren zwei Jahre auf der Flucht. Da war nicht viel mit Schule», sagt Mächtle. «Es fehlen die Vorläuferfähigkeiten. Es geht nicht nur darum, eine Schere richtig zu halten, sondern auch darum, sich in der Gruppe richtig zu verhalten.»” Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/04/40-erstklaessler-nicht-schulreif-grundschule-in-ludwigshafen-ist-kein-einzelfall/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Tja, dann beschränke ich mich auf die Schule…..auch dies wäre schon ein Fortschritt…..
Mein Großer hat jetzt beim Übergang in die Stufe 11, andere Schulform als noch in Klasse 10, zwei Stunden Anfahrt und doppelt soweiter Weg.statt 7 nun 14 bis 16 Kilometer mit ländlichem ÖPNV.
Hey ich musste eine Entschuldigung für 10 Minuten schreiben. Wäre er wirklich 10 Minuten am Beginn zulangsam gewesen, dann wäre die Entschuldigung für den halben Tag nötig.
Ich finde gut, dass die Schule darauf achtet, dass Schüler kommen. Aber für 10 Minuten eine elterliche Bestätigung einzufordern ist wirklich Quark..
Ich bezweifle, dass man Kinder, wie im Beispiel genannt, mit offenen Lernateliers, die rein intrinsische Motivation erfordern, einfangen kann.
Das ist genau der Punkt. Trotz deutlich besseren Grundvoraussetzungen sieht man bei uns an der Schule, dass man eben nicht einfach Fünft- oder Sechstklässler “draußen arbeiten” lassen kann. Wenn man das macht, sitzen eben die Kinder draußen, die keine Lust aufs Arbeiten haben – und machen irgendwelchen Mist. Stattdessen müssen sie an diese Art des Arbeitens herangeführt werden.
Wenn Kinder nun wie im Artikel beschrieben aufwachsen, dann brauchen sie ganz klare Regeln und klare Strukturen, an denen sie sich orientieren können. Unter diesen Bedingungen müssen sie zunächst grundlegend Deutsch lernen, bevor sie überhaupt in eine Klasse können.
Und erst wenn sie dann in diesem Rahmen vernünftig arbeiten können, kann man immer mehr Freiraum zulassen.
Gerade auch Kindern mit Migrationshintergrund, die von den Eltern deutlich autoritärer erzogen werden, haben mit der ach so offenen und verständnisvollen Art heutiger Schulen massive Schwierigkeiten.
Wie hieß es hier letztens so schön? – Auch Freiheit muss erlernt und eingeübt werden!
Zu viel Kalkutta…
Das staatliche Bildungssystem vergammeln lassen und das dann auf die Haupt-Betroffenen, die Kinder und ihre Familien, schieben – schön einfach.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
So eine Misere fängt das beste Bildungssystem nicht auf!
Die Kollegin erwähnt das fehlende Sprachbad, die asozialen Lebens”entwürfe”, da reichen Kitaplätze und funktionierende Schulen doch längst nicht aus.
Woher wollen Sie das wissen? Es gibt ja kaum Kitaplätze, Sprachförderung und funktionierenden Schulen dort. Was es stattdessen gibt: geschürte Fremdenfeindlichkeit (“Kalkutta”, “asozial”). Ziemlich armselig.
Ach ja, das “Sprachbad”. Wir übersetzen das mal: “Kinder lernen Deutsch von selbst, darum muss sich niemand kümmern.” Deutschland ist (seit Jahrzehnten) ein Einwanderungsland und auf Migration angewiesen. Da reicht es nicht, auf ein “Sprachbad” zu setzen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wir – die pädagogischen Frontschweine – wollen das nicht und beklagen lautstark diesen Mangel – aber auf der Entscheidungsebene gibt es immer wieder “von den Realitäten erzwungene Sparmaßnahmen” , die einen Aufwärtstrend für diese extrem problematischen Bedingungen zeitlich nach hinten verschieben oder schlicht als “nicht finanzierbar” ablehnen.
Das kritisieren auch wir. Herzliche Grüße Die Redaktion
Diese Menschen kommen doch unter der Prämisse nach Deutschland, sich und ihren Kindern hier ein besseres Leben zu ermöglichen. Dies ist meist schon dann der Fall, wenn sie im Sozialsystem landen, denn im Vergleich zu den meisten Herkunftsländern ist allein das schon eine ordentliche Verbesserung.
Daher ist die Frage, weshalb auch vorhandene Angebote nicht genutzt werden – und hier beziehe ich mich vor allem auf die Eltern, die teils jahrelang hier leben, ohne die Sprache zu lernen. Sprachkurse werden abgebrochen, der Schulbesuch der Kinder wird als nicht wichtig erachtet, man verbringt die Freizeit in der eigenen Peergroup. Wie man bis zehn zählt und mit einem Stift malt, sollten selbst die unfähigsten Eltern ihren Kindern beibringen können. Selbst hier gibt es genügend Fälle, wo genau das nicht passiert. Nicht immer sind die Einheimischen und/oder das System schuld.
Welche Mittel stellen Sie sich konkret vor, die vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der maroden Gebäude schnell und effizient zu mehr Chancengerechtigkeit führen würden?
Weniger Schule, kürzer, aber dafür besser!
In früheren Zeiten sahen die Stunden pläne oft sehr kurz aus. Teilweise nur 3h,oder sogar nur 2h.
Für traumatisierte Kinder, die zudem erst noch Regeln kennen lernen müssen, wäre das genau richtig. Das wäre ruhiger, entspannter, friedlicher, heilere Welt, überschaubar. Man geht 2-3h zur Schule und hat danach viel Zeit zum Spielen. Kindheit muss nämlich auch nachgeholt werden, wenn man auf der Flucht war. Und wenn es dann 3 statt neun Stunden sind, dann geht das eben auch mit den optimalen Bedingungen und vor allem kleinen Gruppen und da ist der Lernerfolg vermutlich sogar besser als bei Ganztagslern-und lärmberieselung.
Und gerade in diesen Familien ist jemand Zuhause und es braucht keinen Ganztag und oft sind diese Eltern mit sieben Kindern lockerer und gleichmütiger und weniger überfordert als die immer nach Perfektion und mehr Einkommen strebenden Deutschen.
Und selbst wenn das westliche Verständnis von familiärer Förderung nicht den Anforderungen entspricht, auch da bringen die 3h Stunden in der 10er Klasse mehr als die 9h in der 30er Klasse.
Noch etwas : Der Staat hat vielleicht keine Möglichkeiten für mehr Lehrer, aber vielleicht für eine Kind gerechtere Spielumgebung außerhalb der Schule, wie gesagt, da muss auch noch Kindheit nachgeholt werden. Soll heißen, Verkehrfreie Bereiche!
Mhm … man könnte mit Dezentralisierung von Schulen und Kindergärten beginnen.
Oder man könnte beginnen Wohnfläche zuschaffen mit einem “Wohnverteilungsschlüssel”, so dass Nachbarschaft hinreichen viele Sprachen spricht, dass es am Einfachsten ist sich auf eine der EU-Amtsprachen für die normale Unterhaltung zu einigen.
Deutsch – teodisc – ist immer die Sprache des Volkes, egal wie sie sich anhört oder nach welchen Regeln sie geschrieben wird.
Chancengleichheit kann es nicht geben, wenn nicht erkannt wird, dass jeder unterschiedlich ist, und daher auch in unterschiedlichen Dingen perfekte Leistung bringen kann.
Chancengleichheit kann es nicht geben, wenn man nicht tolerierend (tolerare = erleiden, erdulden) der Wirklichkeit begegnet, dass es einfach nicht genug hochqualifizierte Arbeit gibt und dass es ebensowenig nicht genug Freude und Spass bereitet unterqualifizierte Arbeit, die besser von Robotern als von Menschen erledigt wird, aufzuheben für Personen, die sich sonst nutzlos fühlen.
Chancengleichheit kann es nicht geben, wenn neben Personen auch Staat und Betriebe “wohlhabend” sein müssen, um funktionieren zu können.
Chancengleichheit kann es nicht geben, wenn man die Augen verschließt vor der Erkenntnis, dass sich die Menschheit zu einer Dienstannahme-Gesellschaft entwickelt, aber nur ungerne Dieste am Menschen erbringt.
Warum muss Pflege so teuer sein, dass das Monatsgehalt nicht ausreicht?
Na, weil die Medizin inzwischen so gut ist, dass wir älter als 50 Jahre werden.
Weil Familien eben wegen “der Arbeit oder der Kriege” versteut von einander leben.
Chancengleichheit kann es nur dann geben, wenn Chancengleichheit auf der ganzen Welt existiert. Dies allerdings kann nicht originärer Wunsch der auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssysteme sein.
In meinem Utopia hat jeder die Chance zu leben, wie und wo sie oder er möchte.
Mein Utopia wird niemals wahr, aber darum arbeite ich daran, dass die Wirklichkeit meines unmittelbaren Umfeld sich immer weiterhin zu meinem Utopia nähert.
In meinem Utopia, sind alle arbeitslos, denn Arbeit ist zur Zeit eine Notwendigkeit.
Also die Arbeit wendet Not ab, die einträte, wenn man nicht arbeiten würde.
Versteht mich nicht falsch, auch notwendige Dinge können Spass und Freude bereiten und sogar die Erfüllung des Lebenswunsches sein.
Welche Veränderungen schweben Ihnen denn genau vor?
“Täglich alles geben” – ich weiß nicht. Überschreitet das nicht menschliches Maß? Ich glaube, Lehrkräfte müssen weg vom Pathos und brauchen einfach vernünftige Arbeitsbedingungen, z. B. im Falle der Kollegin nur 15 Kinder in der Klasse. Das kostet dann eben, aber Geld scheint doch mit dem neuen Bundeshaushalt jetzt da zu sein.
“Das kostet dann eben” Und wo gibt`s Lehrer zu kaufen?
Sie sind ein Freund einfacher Lösungen? Wenn es so einfach wäre, hätten wir dieses Problem nicht….
Ihre Lösung ist neben der Kostenintensität auch personalintensiv…..Lehrer kann man sich nicht mal rasch backen…..auch die anderen Professionen stehen nicht Schlange….
Nein … denn trotz der überbordenden Neuverschuldung werden in diesen Sektor die notwendigen Mittel nicht investiert.
Andere Haushaltsbereiche erscheinen deutlich drängender und vorrangige zu sein … und wenn ich dann höre, dass bei unserem großartigen Sondervermögen trotz allem Haushaltsdefizite in Höhe von 30 bis 60 Milliarden Euro zu erwarten sind, die “irgendwo eingespart werden müssen”, dann weiß man auch, dass der Bildungsbereich mit als erstes hinten rüber fällt.
Dieses Spiel um Argumente und Prioritäten schaue ich mir aus der L-Perspektive seit über 30 Jahren an … nie war es anders … und immer dann , wenn die Bildungsergebnisse schlechter wurden, wurde den LuL Unfähigkeit, mangelnde Motivation, Reformwiderwillen, u.v.m. vorgeworfen.
Das System konsequent von unten her aus- und aufzubauen wurde verweigert.
Nun haben wir den Salat … und die politisch Verantwortlichen haben immer noch den selben Sündenbock … vgl meinen ersten Post in dieser Kommentarsektion.
Wir sind Brennpunktschule und seit fast 2 Jahren STARTCHANCENSCHULE
Was nützt das zugewiesene Geld, das übrigens nur kleckert, wenn die Klassen, wie oben beschrieben voll laufen?
Der Klassenteiler ist auch für unsere Schule ausgesetzt. Alle Klassen 1 bis 4, vierzügig, haben über 25 bis 29 Kinder. Pro Klasse bis zu 3 Kinder mit besonderen Bedürfnissen, INKLUSION (ohne nennenswerte Ressourcen), 90 % Migrationshintergrund. Etwa 5 Kinder pro Klasse sprechen in korrekten deutschen Sätzen.
Dazu kommen 2 VKL Klassen für Kinder, die kein Wort Deutsch verstehen und sprechen. Je 16 Kinder.
Die Klassengröße für die ” Normal “-Klassen sollte dringend auf 16 bis maximal 20 Kinder begrenzt werden.
Das wäre eine echte Hilfe.
Nach wie vor auf dem Lande:
Zweizügige Schulen mit je 15 bis 16 Kindern?????
Jepp und bei uns auf dem Lande kenne ich auch nur deutsch beherrschende, gut integrierte Migranten.
Das sieht das Startchancenprogramm aber nicht vor. Sie können nach Standortanalyse und Zielvereinbarung aus den verschiedenen Säulen einkaufen, aber Klassenteiler sind nicht dabei…..
Konkret bedeutet das, dass Ihre Klassengröße bestehen bleibt und sie Konzepte und Programme fahren müssen, die mit den bestehenden Rahmenbedingungen Erleichterung verschaffen. Das kann ein Lernstudio sein, das kann die räumliche Ausstattung betreffen oder auch die personelle Ebene bzgl SoFa oder MPT oder Schulsozialarbeit…..
Und ja, es gibt Möglichkeiten (bitte jetzt nicht schlagen), um sich Erleichterungen zu verschaffen……
Das Startchancenprogramm ist kein wünsch dir was…..alles muß mit Daten und Fakten hinterlegt sein…..
Wohnschlüssel – Entstädterung und Landflucht – also leere Innenstädte ohne sinnvollen Wohnraum und ohne Geschäfte – …
Na wenn sowohl Landflucht als auch Entstädterung wirklich wahr wäre, dann braucht es keine Diskussion um volle Klassen , sondern eine Diskussion darüber, wo möchte man in Deutschland leben und wo kann man es eigentlich auch tun.
Wenn sich Bevölkerung verteilt und die Schulen eben dezentralisiert werden, zurück zu Dorfschule und Viertelsschule – weg vom Zentral Campus – also etwa für 50 bis 400 Schüler eine Schule, dann werden die Klassen auch kleiner. Vielleicht möchten dann auch mehr Personen unterrichten.
“Hunderttausende Menschen suchen bundesweit händeringend eine Wohnung – und finden keine. Dabei stehen fast zwei Millionen Wohnungen leer, wie eine aktuelle Statistik zeigt.”
(https://www.zdfheute.de/wirtschaft/wohnungen-leerstand-zensus-100.html)
“Ländlich geprägte Kreise mit schlechter Infrastruktur profitieren von der neuen Stadtflucht bisher kaum, so die IW-Wissenschaftler in ihrer Studie. Regionen mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und schlechter Breitbandversorgung schrumpfen ungeachtet des Trends weiter.” (https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/ralph-henger-christian-oberst-die-neue-stadtflucht.html)
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/doerfer-infrastruktur-landleben-landflucht-100.html
https://de.statista.com/themen/13522/wohnungs-und-obdachlosigkeit-in-deutschland/
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/707906/leerstand-in-deutschland-zwischen-wohnungsnot-und-versteckten-chancen
//Sie sollten nicht so negativ daran gehen, sondern diese Heterogenität als echte Chance begreifen. Dann wird es auch bei Ihnen klappen. Es ist das Mindset, das den Unterschied macht, nicht die Klassengröße oder ob Kinder Deutsch sprechen können. Es liegt also an Ihnen, ob es funktioniert oder nicht.
Herzliche Grüße
A. Bexpertin (Professorin für Erziehungswissenschaften, Elfenbein-Universität)//
„Der Bildungsbericht Ruhr 2024 dokumentiert massive Defizite entlang der gesamten Bildungskette. So hat sich die Zahl der Fünfjährigen, die in einer Kita betreut werden, in den letzten fünf Jahren fast halbiert. In manchen Städten erhält nur jedes sechste Vorschulkind einen Platz.“
Liebe Redaktion, bitte überprüfen Sie diese Angaben. Ich lese den entsprechenden Absatz aus dem Bildungsbericht anders, auch wenn eine negative Entwicklung festgestellt wird.
“Besonders besorgniserregend: Der Anteil der unbetreuten Fünfjährigen, der 2013 noch marginal war, ist seitdem deutlich gestiegen und hat sich 2023 im Vergleich zu 2019 auf fast 8 % nahezu verdoppelt. In einigen Kommunen erreicht er zwischen 13 % und 16 %.“
https://bildungsbericht.ruhr/erkenntnisse/berichte/bildungsbericht-ruhr-2024/fr%C3%BChe-bildung_24/
Sie haben recht. Wir haben die Angabe im Artikel korrigiert. Es bleibt allerdings die Tatsache, dass oftmals gerade die Kinder keinen Kita-Platz bekommen, die ihn am dringensten benötigen würden.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Zuwanderer müssten einfach viel besser verteilt werden. Weder sollten sie sich in einem Bundesland noch auf Städte konzentrieren. Mein Mann kam mit 7 ohne ein Wort Deutsch Indie 1. Klasse. Er war aber einer von wenigen und konnte so schnell Deutsch lernen. Heute merkt man nichts davon, Deutsch spricht er besser als seine Muttersprache. Er hat studiert und ist Lehrer.
Er hat Freunde, die erst mit 15 nach Deutschland kamen und trotzdem Abi geeschafft und Maschinenbau studiert haben – eben weil sie viele Deutschsprachige um sich hatten. Nur so kann es gelingen.
Überhaupt frage ich mich, wie Schule funktionieren soll, wenn man dort erst bemerkt, dass sie weder die “Verkehrssprache” noch irgendwelche basalen Fertigkeiten kennen.
Letztendlich kann das dann doch nur eine Art Aufbewahrung sein.
Ich finde aber diese Diskussion schon wieder zweckfrei.
Wenn Kinder in die erste Klasse eingeschult werden, müssen sie bestimmte Dinge können, sonst ist es unmöglich, ihnen Lesen, Schreiben, Rechnen und einen allgemeinen Wissenskanon zu vermitteln.
Alles andere ist sinnfrei. Das heißt, der Staat muss viel früher ansetzen.
Ja, es gibt nicht genügend Personal. … Aber es liegt eben nicht nur daran, sondern daran, dass all die Partikularinteressen gesellschaftlich-politischer Gruppen dazu führen, dass alles zerredet und zu Tode diskutiert wird. Es wird nicht mehr versucht, einen Konsens zu finden, sondern alle versuchen nur noch, ihre Interessen durchzusetzen.
Ich fürchte, das wird uns nich böse auf die Füße fallen.
Das tut es seit langem. Parallelgesellschaften, Menschen mit deutschem Pass, die sich dennoch nicht Deutschland zugehörig fühlen, Jugendliche, die in zweiter oder dritter Generation hier leben und sich nicht mit den Werten unserer Gesellschaft identifizieren.
Der einzige mir bekannte Politiker, der seit langem den Finger in die Wunde gelegt, nicht weggeschaut, gehandelt und sich dabei streckenweise sehr unbeliebt in seiner Partei gemacht hat, ist Buschkowsky.
“Menschen mit deutschem Pass, die sich dennoch nicht Deutschland zugehörig fühlen” – andersherum: Eine Partei, die (wie die Nationalsozialisten) ein völkisches Verständnis davon hat, wer Deutscher ist und wer nicht (“Passdeutsche”), liegt in Umfragen mittlerweile bundesweit vorne. Gerne hier nachlesen: https://www.juedische-allgemeine.de/politik/afd-laut-umfrage-staerkste-kraft/
Diesem Deutschland sollen sich Menschen mit Migrationshintergrund zugehörig fühlen? Tun auch immer mehr jüdische Deutsche nicht: https://www.news4teachers.de/2025/02/wegen-der-afd-praesidentin-juedischer-studierender-will-deutschland-verlassen/
Auch schlechte Menschen?
Herzliche Grüße
Die Redaktion