Landesbeauftragter kritisiert Stillstand bei der Inklusion an Schulen

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An den Schulen in Rheinland-Pfalz gibt es kaum Fortschritte für ein gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung – diese Kritik eines gemeinsamen Aufrufs teilt auch der Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Matthias Rösch. «Leider ist die Entwicklung für ein inklusives Schulsystem in den letzten Jahren zu wenig vorangekommen», sagte Rösch am Donnerstag in Mainz. «Das muss sich mit dem gemeinsamen Willen aller in schulischen Bereich Verantwortlichen wieder ändern.»

Die Inklusion tritt offenbar auf der Stelle (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Scharfe Kritik an der schulischen Inklusion im Land gab es bereits im Herbst nach einer Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in den 16 Bundesländern, wie News4teachers berichtete. Neben 299 Schwerpunktschulen, in der drei bis vier Schüler und Schülerinnen «mit sonderpädagogischem Förderbedarf» gemeinsam mit anderen unterrichtet werden, gibt es in Rheinland-Pfalz auch 131 Förderschulen, wo ausschließlich Schülerinnen und Schüler mit «sonderpädagogischem Förderbedarf» unterrichtet werden.

Das Elternwahlrecht zwischen diesen beiden Schulformen sei eine Farce, kritisierte der Mitverfasser des Aufrufs, Andreas Kuhn. Schwerpunktschulen und allgemeine Schulen müssten «endlich so ausgestattet werden, dass sie für behinderte Kinder und deren Eltern ein flächendeckendes und kommunal verfügbares, diskriminierungsfrei zugängliches, qualitativ hochwertiges und annehmbares sowie an individuelle Bedarfe anpassungsfähiges Angebot entwickeln können».

Das Bildungsministerium kündigte ein Gespräch mit den Verfassern des Aufrufs an, der die Überschrift trägt: «Stillstand beenden – Menschenrecht auf ein inklusives Schulsystem umsetzen». «Rheinland-Pfalz wird den Weg der inklusiven Bildung weitergehen, sie ausbauen und stärken», erklärte Staatssekretärin Bettina Brück (SPD) und wies auf eine 2020 eingesetzte Lenkungsgruppe hin. «Wir werden das jetzt schon engmaschige Netz unserer 299 Schwerpunktschulen weiter verstärken, damit noch mehr inklusive Bildung möglich wird.» News4teachers / mit Material der dpa

„Inklusion findet faktisch nicht statt“: Verriss von Schwerpunktschulen-Modell

 

 

 

 

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Georg
2 Jahre zuvor

Man kann sehr deutlich sehen, dass Inklusion in Friedens- und Wohlstandszeiten eine Alternative ist. Sobald es aber ernst wird, ist Inklusion sogar in technologisch hochentwickelten Staaten mit halbwegs Leistungsanspruch ein Hemmschuh.

Unerträglich
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Nein Georg. Inklusion ist ein Menschenrecht. Das hat nichts mit Friedenszeiten oder wenn es ernst wird zu tun. Jeder hat das Recht auf Teilhabe. Wenn du behindert wärst, würdest du dich auch nicht in eine Förderschule oder Behindertenwerkstatt abschieben lassen, oder? Reicht dein Horizont so weit, um dir das vorzustellen oder ist er zu beschränkt vom Leistungsanspruch?

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Unerträglich

Ich habe in meiner Klasse ein geisitig behindertes Kind mit IQ unter 60. Der stört den Unterricht, kann keine 5 Minuten an einem Bild malen, ist agressiv, kann nicht mit mir oder Schülern kommunizieren, da er kein Deutsch spricht. Ich muss permanent daneben sitzen, damit er nicht aufsteht und plötzlich Stifte isst oder andere Kinder in den Haaren fasst.

Andere Kinder kommen so seit längerem viel zu kurz, da ich kaum Zeit habe micj um sie zu kümmern. Ist das die Inklusion von der alle sprechen?

Unerträglich
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

Dafür gibt es bei uns jemand, der ständig neben solchen Kindern sitzt. Nennt sich Inklusionshelferin. Anders geht das doch überhaupt nicht. In welchen Bundesland arbeitest du denn Marc?

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Unerträglich

Muss aber von den Eltern beantragt und von den Behörden bewilligt werden. Das ist aufwändig, kann dauern und wird gerne von Seiten der Behörden gerne verzögert.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Unerträglich

Bin in NRW.
Da die Eltern ebenfalls kein Deutsch sprechen, sind die Gespräche schwierig. Das Kind bekommt keinen Schwerbehindertenausweis, wieso auch immer. Die Behörde lehnte das ab. Da keine Fremdgefährdung vorliegt wird ein Inti abgelehnt.
Ich versuche jetzt durchzubringen dass er kürzer beschult wird. Denn der kann maximal 1 oder 2 Stunden halbwegs was arbeiten.
Die Eltern wollen ihn weiter an der Regelschule haben. Es ist und bleibt Zeitverschwendung. Der Schüler braucht dringend Fachpersonal, kleine Klassen, betreutes Umfeld. All das bekommt er an der Förderschule, aber nicht hier.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Unerträglich

Wo bleibt eigentlich Ihre Antwort? Sie sind doch sonst nicht so schweigsam, wenn Ihnen Kommentare zu wenig auf Linie sind. Unfassbar.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Marc

@Marc

Meine Tochter (11) hat einen IQ von 62.

Sie hat den ersten Teil von Harry Potter durch gelesen. Sie kennt zwar die Filme, aber das war kein gespieltes lesen, sondern sie ist Seite für Seite durchgegangen und hat mir auch von Stellen erzählt, die im Film nicht vorkommen. Der Film war aber eine gute Stütze, um Begriffe und Zusammenhänge leichter verstehen zu können.
Sie hat eine super schöne Handschrift und kann lange Texte fehlerfrei abschreiben. Schreibt sie eigene Geschichten, so eine Seite voll, dann macht sie etwa einen Rechtschreibfehler pro (einfachen) Satz, was auch noch überschaubar ist.
In Sport, Werken, Textil, Religion kann sie dasselbe, wie die anderen.
In Kunst ist sie besser als die anderen.
In Mathe kann sie plus und minus bis 100.
Englisch kann sie am besten anhand von Liedern lernen.
In Musik und Geschichte kann sie von Haus aus gut mitwirken ( u a weil wir Musik machen und weil meine Kinder die Es war einmal… Serien auf DVD haben und gerne mögen,was auch wiederum förderlich bei Chemie, Physik und Bio war).

Im Arbeitsverhalten hat sie ein C und im Sozialverhalten ein B. Die ganze GS Zeit durch war sie immer auf „grün“, zusammen mit nur zwei anderen Kindern.
Seid dem Kindergarten ist sie ein Sonnenschein und tut immer der ganzen Gruppe gut. Sie hält sich sich sehr gut an die Gesprächsregeln und wiederholt geduldig, wenn sie nicht verstanden wird (steht so im Zeugnis).

Die GS- Lehrerin machte sich manchmal Gedanken, dass meine Tochter in der Klasse zu kurz kommt, aber sie selber war immer ganz zufrieden und hängt sehr an der Lehrerin.

Auf dem Schulhof gab es aber keine Inklusion – nur im Unterricht-und das war nicht so schön. Die Kinder mochten meine Tochter, aber ohne Hilfe vertieften sich Missverständnisse und so verlor meine Tochter immer wieder den Anschluß. Dies wurde aber von der GS-Lehrerin (quasi ehrenamtlich) auch regelmäßig wieder aufgefangen, wenn diese Pausenaufsicht hatte.

Ab der 5. hatten wir es dann auch mal mit der Förderschule probiert, aber da hat sich meine Tochter ganz unwohl gefühlt. Sie hat „gemerkt“, dass sie dort ausgesondert ist und das es sich dort um keine heterogene Gruppe handelt. Widererwarten waren dort nicht Kinder, die meiner Tochter ähnlicher sind, sondern es waren Kinder mit schwereren Beeinträchtigungen, überproportional viele Jungen (nur ein anderes Mädchen in ihrer Klasse) und Kinder, die im Grunde wie die Kinder in der Regel Schule waren – nur weniger sozial! Auch kein Zufall, dass diejenigen, die ich etwas näher kenne alle aus Wohngruppen und Pflegefamilien kommen und aus schwierigeren Familienverhältnissen, sowie aus Familien ganz ohne Deutschkenntnisse, während die Familien mit Migrationshintergrund an der Regelschule alle gut Deutsch können (Dorf!). Diese Schule war auf geistige und Lernbehinderung spezialisiert und das hat eigentlich nichts mit dem Sozialstatus der Familien zu tun, sondern mit Genen, Frühgeburt, ect….? Warum sammeln sich dann sozial benachteiligte Kinder dort? Warum so viele Jungs?

Jedenfalls war es nicht so leicht dort wieder weg zu kommen und ich habe die Schulleiterin der Regelschule Monatelang mit Mails bombardiert, damit sie „reagiert“. Denn Eltern dürfen offiziell nur beim ersten Mal entscheiden. Heißt, von der Förderschule gibt es dann kein Zurück und das wird einem vorher nicht mal gesagt, denn dann hätte ich mich nie getraut sie dort anzumelden.

Nun haben wir uns aber durchgesetzt und meine Tochter ist an der Regelschule glücklich. Die Kinder dort sind jetzt etwas älter, verstehen das alles besser und übernehmen das lntegrieren jetzt mehr über den Verstand als wie Grundschulkinder über den „Bauch“ .

Wenn es um Inklusion geht, dann steht das geistig behinderte Kind für die Spitze des Eisberges. Soll heißen, Lernbehinderte und emotional Auffällige sind schon schwierig, dann können wir nicht auch noch diese nehmen. Die Kategorie geht da nach IQ und wenn die schlaueren Kinder schon so stören, dann müssen zumindest die geistig Beeinträchtigten wegbleiben. Suggeriert wird dann auch immer, dass die geistig Beeinträchtigen die „schlimmsten“ seien. Bei uns waren es die schlaueren Kinder, die die Klasse gestört haben. Kurz, die Schwächsten, also die Kinder mit geistiger Beeinträchtigung, müssen beim Thema Inklusion/Exklusion die Probleme, die andere machen, ausbaden.

Marc
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Beeindruckende Geschichte. Freut mich wenn für Sie und Ihre Tochter alles gut ging. Ich habe mit einem geringen IQ kein Problem. In meinem speziellen Fall kommt das Arbeitsverhalten, die Agressivität, die fehlende Kommunikationsfähigkeit und das allgemein auffällige Verhalten on top. Das Kind kann ja keine 5 Minuten ein Bild malen, ohne den Zettel zu zerknüddeln und irgendwelche Ausrufe zu tätigen. Mehr als Bilder ausmalen geht auch nicht. Zeichen wie Buchstaben oderr Zahlen kann er sich nicht merken. Ich bin erstaunt was ihre Tochter im Gegenzug dazu alles kann.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

@Indra Rupp
Schön, wie Sie Ihre eigenen Erfahrungen beschreiben.
Ich kann das aus meinem letzten Jahrgang nur bestätigen. Ich hatte in meiner Klasse (26 Kinder) 2 I-Kinder, und die waren so unterschiedlich wie andere Kinder auch.
Der erste war ein Pflegekind, aus einer Familie aus der wir schon mehrere Pflegekinder hatten. (Sein Pflegebruder war auch bei mir, allerdings im Durchlauf davor.)
N. war Kind einer drogenabhängigen Mutter, der mit 5 Jahren in Pflege gegeben wurde. Ein sehr auffälliges Kind mit Lernschwächen.
Er bekam schnell einen I-Helfer bewilligt, die ersten 3 waren aber völlig überfordert. Erst der 4. war super!
Im 1. Schuljahr war er wie eine tickende Zeitbombe, ununterbrochen in Streitigkeiten verwickelt, extrem aggressiv, keinerlei Resilienz, dafür aber sportlich und kräftig, was andere Jungs schon bewunderten, wenn sie nicht Angst vor ihm hatten. Vom Unterrichtsstoff blieb nicht viel hängen. Buchstaben und Silben waren am nächsten Tag schon wieder weg. Die Förderschullehrerin die ihn an 2 Stunden die Woche unterstützen sollte, litt nach einem Monat unter Burn-out und die Vertreterin, die einmal im Monat kam, meinte, es könne halt nicht jedes Kind lesen und rechnen lernen. Die Aussage fand ich Sch****e, schließlich hatte ich ja nur um Tipps und Unterstützung gebeten, so schnell wollte ich nicht aufgeben. Aber ich kam auch nicht weiter.
Im nächsten Jahr bekamen wir endlich wieder eine Förderschullehrkraft, die ihn an 2 Stunden die Woche beschulte und langsam machte er Fortschritte. Dadurch wurde er auch weniger frustriert und aggressiv. Als dann auch noch I-Helfer 4 dazukam, der ihn zwar verständnisvoll aber auch sehr konsequent begleitete, wurde er in der Klasse fast unauffällig und ich hatte kein Problem, ihn mit auf die Klassenfahrt zu nehmen, auch wenn sein I-Helfer nicht mitkommen konnte. Er kann zwar immer noch kein Harry Potter lesen, aber einfachere Texte klappen ganz gut. Er besucht weiterhin eine Regelschule, wo er auf seinem Level beschult wird. Der I-Helfer unterstützt ihn nur noch an 3 Stunden pro Tag.
I-Kind 2 kam erst später in die Klasse. Ein ruhiges, freundliches Kind, dass einfach nur etwas lernbehindert war. Leider etwas zu ruhig, so dass er Schwierigkeiten hatte, Freunde zu finden. Er wurde zwar nicht gemobbt oder geärgert, er wurde einfach übersehen. Er spielte auf dem Schulhof zwar mit, wenn er aber aufhörte, weil es ihm zu viel wurde, hat das kaum jemand bemerkt. Kein Kind hatte etwas gegen ihn, eingeladen wurde er aber selten. Seine Eltern ließen ihn aber auch nicht gern mit anderen spielen! Sie waren sehr katholisch-konservative Polen, die wohl auch ein wenig den schlechten Einfluss der anderen – eher religionsfernen – Familien fürchteten.
Aber lesen, schreiben und rechnen konnte er Ende Klasse 4 auf einem fast ausreichenden Niveau, so dass er auch weiterhin – mit Unterstützung- auf eine Regelschule gehen konnte.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Unerträglich

Ich habe nichts gegen die Inklusion, ich denke vom Kind her. Wenn es die Bedingungen an einer Schulformen kognitiv bewältigen und sozial aushalten kann, soll es dort hingehen. Am Beispiel Gymnasium – und um nichts anderes geht es den Inklusionsbefürwortern ja – bedeutet das große Klassen und perspektivisch Abitur. Rein körperlich behinderte Kinder brauchen nicht inkludiert zu werden im Sinne einer Inklusion. Dank der modernen Technik können sie weitgehend so behandelt werden wie alle anderen auch. Sobald aber ein Kind ein Sonderprogramm braucht oder bräuchte, weil es mit dem regulären Stoff kognitiv nicht mithalten kann, ist ob mit oder ohne Behinderung die Schulform die falsche.

Manmanman
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Die Gymnasien haben sich in der Vergangenheit weder daran beteiligt, Flüchtlingskinder aufzunehmen und ihnen Deutsch beizubringen noch Inklusionsschüler zu beschulen. Das kennen wir ja nun schon. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sie vom Kind her denken, sondern dass sie schon mit den „falscher Elternwillen“ Kindern überfordert sind. Wer nicht mitkommt, kann gehen. So einfach ist das am Gymnasium. Ein völlig aus der Zeit gefallenes Verständnis von Schule.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Manmanman

Das mit den Deutschkursen weiß ich nicht, kann aber in der Tat unterrepräsentiert sein.

Beim Thema Inklusion behinderter Kinder und Flüchtlingskinder an Gymnasien sind wir wieder beim Thema kognitiv bewältigen und sozial aushalten, bei Flüchtlingen darüber hinaus das Vorwissen im Vergleich zu den Einheimischen gleichen Alters. Außerdem ist die Zahl Sozialarbeiter an Gymnasien sehr gering. Der falsche Elternwille führt leider viel zu oft zur Abschulung nach Klasse 6. daran sind die Gymnasien aber nicht schuld.

Mthdnmnn
2 Jahre zuvor
Antwortet  Manmanman

„Die Gymnasien haben sich in der Vergangenheit weder daran beteiligt, Flüchtlingskinder aufzunehmen und ihnen Deutsch beizubringen noch Inklusionsschüler zu beschulen. Das kennen wir ja nun schon.“

Stimmt de facto so nicht.

„Wer nicht mitkommt, kann gehen. So einfach ist das am Gymnasium. Ein völlig aus der Zeit gefallenes Verständnis von Schule.“

Stimmt ebenfalls so nicht.

Aber zu und b2t:

„Wer nicht mitkommt, kann gehen.“

So funktioniert nun mal das 21 Jahrhundert und auch wenn es noch so oft und prominent kommuniziert wird: Wo jemand gewinnt, muss auch jemand verlieren, die oft und gern genannte win-win-Situation ist eher Einzelfall als Normalität.

Und genau deswegen ist auch die sog. Inklusion einfach nur ein politischer Slogan, denn Realität vor Ort sieht doch oft so aus.

Hallo Flüchtlingskind, Willkommen in Deutschland, Willkommen im dt. Schulpflicht-System, ab in die Klasse in der du niemanden kennst, niemanden verstehst, usw. (…) – genug Inklusion, oder!?

Manmanman
2 Jahre zuvor
Antwortet  Manmanman

Natürlich stimmt das Mthdumm.
Nur weil du gerne möchtest, dass es nicht wo ist, ist es eben doch so. Ich arbeite seit zwanzig Jahren als Lehrer und habe genug Erfahrungen um das beurteilen zu können.

Und „das läuft halt so“ ist so unpadagogisch wie sonst noch was. Genau das fehlt den meisten Gymi Lehrer ja leider. Deswegen dürfen die sich ja auch nicht Lehrer nennen, sondern sind nur Studienräte.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Manmanman

„Wer nicht mitkommt, kann gehen. So ist das am Gymnasium.“
Aber im Sport ist es gut und richtig, gell? Auch und besonders an den Sport-Eliteschulen. Im Sport zählt ja die Leistung, sonst nichts. Niemand denkt da irgendwas „von den schwachen Sportlern her“. Inklusion gibt’s bei den Körperbehinderten, siehe Paralympics.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

@Georg
Wieso denken Sie immer, dass es Inklusionsbefürwortern um nichts anderes als das Gymnasium geht?
Meine Tochter (geistige Beeinträchtigung) und mein Sohn (überdurchschnittliche Begabung plus überdurchschnittliche sozial-emotionale Reife) gehen beide auf dieselbe Schule und das ist eine Oberschule, die wir persönlich zur Schule für alle erklärt haben. 🙂

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Wenn Sie damit glücklich sind und Ihr Sohn auch kognitiv gefordert und nicht nur sozial gefördert wird, ist doch alles gut. Das Abitur kann er, wenn er möchte, auch noch nach dem Oberschulabschluss machen. Ansonsten müsste man mal erheben, wie viele Eltern von Kindern mit Förderbedarf und bestenfalls Hauptschulfähig große Angst vor den dortigen Zuständen haben. Mit einer zieldifferenten Beschulung am Gymnasium könnten sie wohl eher leben.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

@ Georg
Ja, Angst vor den Oberschulklischees haben viele und sehen sich dann auch als Familie „geächtet“ – das ist das Hauptproblem!
Und auch die Waldorfschulen schüren grundsätzlich Ängste vor den angeblichen Zuständen in Regelschulen, so dass die Zustände an Waldorfschulen dann bereitwillig hingenommen werden – und das sind Zustände… ganz ohne Inklusion und Migration, aber mit ganz vielen „Prinzen und Prinzessinnen“!
Worin ich aber was die Waldorf Einstellung betrifft die gleiche Einstellung habe, ist bezüglich begreifendem Lernen, eigene Uhr, Pflanze die langsam wächst sieht hinterher besser aus, ect. Deshalb geht mein Sohn zur Oberschule. Er soll auch Zeit für seine Kindheit haben, denn man lernt nicht nur in der Schule. Nach der 10.muss er sich dann dafür natürlich mehr am Riemen reißen.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Indra Rupp

„Nach der 10. muss er sich dann dafür natürlich mehr am Riemen reißen.“
Ach, und vorher nicht? Warum denn nicht? Ist das Vertrödeln von Zeit das Motto der Oberschule? Und das ist gut für die Kinder mit überdurchschnittlicher Begabung (Formulierung von Ihnen selbst) ? Glaube ich nicht.

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Es geht nicht darum, dass das Kind dem herkömmlichen Unterricht kognitiv gewachsen ist, es geht in der Regel um zieldifferente Beschulung (Lernen, GE) oder um Nachteilsausgleiche, die die Beschulung (zielgleich) ermöglichen.
Das ist an allen anderen Schulformen auch so.
Warum sollen für das Gymnasium gesonderte Regeln gelten?

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Carsten60
Ich bin dafür das Kinder genug Kindheit haben und nicht nur für das Gymnasium und die damit verbundenen Ansprüche von Eltern /Gesellschaft büffeln . Zudem halte ich den Leistungsdruck und die damit verbundenen Versagensängste am Gymnasium für ungesund – das habe ich so bei meinen Reit – und Musikschüler*innen erlebt. Außerdem gibt es viel wichtiges, was man außerhalb der Schule lernt und wofür dann keine Zeit bleibt und nicht zuletzt finde ich das Lernen in einer heterogenen Schulgemeinschaft wichtig. Das heißt nicht, dass mein Sohn dort an der OS nichts tun muss! Das Thema Gymnasium und was damit zusammenhängt soll aber später kommen und natürlich muss er dann auch Gas geben, weil er ja aufholen muss, dadurch, das er nicht von Anfang an am Gym war. Das wird aber für ihn persönlich kein Problem. Gleichzeitig ist es auch kein Problem für ihn wenn er Teilweise in bestimmten Fächern in der OS auch mal unterfordert ist. In Geschichte könnte er auch den Unterricht selber führen.. 😉
Das war auch schon als er jünger war so, dass es ihm nichts macht, wenn er auch mal nichts zu tun hat und er hat auch kein Problem mit Langeweile. Aber es ist auch nicht so, dass da die ersten Jahre solche Riesenunterschiede sind, denn meine Nichte hatte am Gym in Mathe zB die gleichen Themen. Und, das muss man auch mal sagen, es tut der Klasse verdammt gut, wenn es auch solche Kinder wie meinen Sohn dort gibt, denn auch das macht die Klasse heterogener (und lernwilliger).

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@indra
Für die Schule und die Klasse ist Ihr Sohn ein Segen. Dennoch klingt das, was Sie so beschreiben, für ihn sehr einseitig, weil er deutlich mehr gibt als bekommt, aber dafür nach der 10 umso mehr nachholen muss. Nach meinen Erfahrungen müssen Sie vom aktuellen Zeugnis Ihres Sohnes zumindest ab Klasse 8 je nach Niveau des Unterrichts mindestens 1-2 ganze Noten abziehen, um auf die bei gleicher Arbeitseinstellung erreichten Noten auf dem Gymnasium zu kommen. Ich hoffe, dass Ihr Sohn nach der Korrektur noch immer im Bereich befriedigeend bleibt. Ansonsten wird er es am Gymnasium sehr schwer haben.

Carsten60
2 Jahre zuvor

Wo es Probleme gibt, ist eben kein Vorankommen. Man müsste erstmal die Probleme lösen, z.B. genügend viele Sonderschullehrer bereitstellen. Die Inklusion als heimliches Sparmodell funktioniert eben nicht.
Was viele nicht wissen: Auch die Gymnasien sind ein heimliches Sparmodell, einfach weil die dortigen Klassen viel größer sind als an den anderen Schulformen. In Berlin sind das im Schnitt 28-30 SuS an Gymnasien gegenüber 21-23 an den anderen Schulformen. Nur gibt es da keine Proteste. Aber ich möchte mal sehen, was ein einheitliches Schulsystem mit 21-23 Schülern pro Klasse und dann mit G9 statt G8 an Mehrkosten mit sich brächte, besonders wenn dann auch noch fast jeder Abitur macht. Auf diesem Ohr scheinen die Parteigenossen auch in Berlin taub zu sein. Sie können wohl nicht rechnen.

Lehrer mit Seele
2 Jahre zuvor

Ich habe regelmäßig mit Inklusion zu tun. Erwiesen ist, dass Kinder am Besten lernen, wenn sie in durchmischten Gruppen lernen. Das gilt für die Gegenüberstellung des dreigliedrigen Schulsystems zu einer Gesamtschule genauso wie für die Integration Behinderter.

Leider hat Deutschland das Erbe, bei dem Alte, Kranke, Behinderte und sonstige nicht ins System passende Menschen in Heime und außer Sichtweite untergebracht werden, noch nicht überwunden.

Die Unterstützung solcher Menschen kostet Geld, mehr als eine reine Betreuung. Und damit das nicht gefordert wird, gibt es Einrichtungen in denen diese Menschen außer Sichtweite verschwinden.

Dabei wird nicht nur außer Acht gelassen, dass diese Kinder Rechte haben, sondern auch, dass es langfristig große geselllschaftliche Schäden verursacht, weil Menschen, die später krank oder behindert werden, ohne Boden in unserem System abstürzen, da die Basis fehlt.

Zurück zur Schule. Meine Kinder wachsen mit Behinderten (vor Allem Kindern) im Umfeld auf. Und sie lernen dadurch mehr, als man sich vorstellen kann. Unsere rein intellektuelle Wahrnehmung des Lernens wird durch viele andere Herangehensweisen ergänzt. Und da war doch mal was, oder? Begriffe wie „erfassen, begreifen“ etc werden einfach wieder zum adäquaten Lehrmittel.

Aber es gibt noch weitere Gründe, weshalb Inklusion scheitert. Da gibt es z.B. die Schulbegleiter. Deren Aufgabe ist so umrissen. Sie sollen dem Kind unterstützend zur Seite stehen und den Besuch einer Regelschule ermöglichen.

Klingt ziemlich nett. Ist aber ausgemachter Blödsinn. Viele Schulbegleiter sind gelernte Erzieher. Während Schulbegleiter also mit Mindestlohn (wovon nur 70% ausgezahlt wird, da der Rest über die Ferien halten muss) abgespeist werden, verdienen Erzieher bei uns meist 80% mehr. Warum also begibt sich jemand, der zumindest hier händeringend gesucht wird, in die Schule und darf sich mit einer Situation auseinandersetzen, für die er nie ausgebildet wurde? Natürlich gibt es echte Goldstücke unter den Schulbegleitern, die ihr ganzes Herz in diese Arbeit legen, aber viel zu oft landen in den Klassen die, die meist kein. Kindergarten mehr haben will.

Aber das Problem ist hausgemacht. Es gibt keine Ausbildung oder wenigstens Prüfung zum Schulbegleiter. Niemand von denen wurde jemals im Bereich Basis Kompetenzen Mathematik und Deutsch geschult, wie also sollen sie auf Defizite hinweisen? Es gibt auch keine Regelung zur Kooperation zwischen Lehrern und Einzelfall Helfern, was dieses Thema angibt.. Und schlussendlich gibt es nicht mal Regelungen dazu inwieweit diese in Klassenarbeiten unterstützen dürfen bzw, dass dies dann protokolliert gehört.

Schulbegleiter waren unserer Politik so wichtig, dass sie bis zur Einführung des Mindestlohns Hartz IV aufstocken mussten.

Wenn das nicht zeigt wie wichtig den Regierenden diese Kinder sind, was bitte dann?

Inklusion ist nicht nur ein Grundrecht, es nützt auch der Gesellschaft, genauso wie gute Bildung, da wir die Lang Zeit Schäden abmildern. Wer es schafft statt Hartz IV arbeiten zu gehen, hat eine Chance auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Doch das wird erst passieren, wenn Politiker für die Menschen und nicht für die Wiederwahl denken.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lehrer mit Seele

Sie vergessen die fehlenden Förderschullehrkräfte. Es gibt viele Föderschüler*innen, die gar keine Schulbegleitung brauchen, sondern auf sie abgestimmtes Material und Menschen, die ausgebildet sind, sie zu unterrichten. Förderschüler*innen einfach nur in einen Raum mit den anderen Kids und einer Begleitung ist noch keine Inklusion, sondern nur Aufbewahrung.

Lehrer mit Seele
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Da haben Sie Recht, allerdings ist zumindest hier die Förderschule von einer Schule für Kinder, die ein wenig mehr Unterstützung brauchen, zu einer Schule für verhaltensauffällige Kinder, um die sich keiner mehr schert, geworden.

Ich ekle mich vor meinem Berufsstand, wenn ich sehe, dass in der nahe gelegenen Förderschule für emotional Auffällige (mindest IQ 90) gerade mal 60min die Woche unterrichtet wird. Diese Kinder können mit 12 nicht mal richtig lesen, schlagen sich aber stundenlang mit Stöckerm im Schulwald, während die Lehrkräfte das weg sehen perfektionieren und der Schulleiter pädagogisches Rauchen erlaubt.

Solange so etwas in unserem Schulsystem erlaubt ist, werde ich definitiv nicht hinter dem System Förderschule stehen

DerechteNorden
2 Jahre zuvor

In Dänemark funktioniert Inklusion anders als bei uns. Dort werden Schüler*innen mit Förderbedarf zwar an derselben Schule aber in der Regel nicht gemeinsam in Klassen mit Kids ohne Förderbedarf unterrichtet.
In SH werden die meisten Kids mit Förderbedarf an Grund- und Gemeinschaftsschulen unterrichtet. Es gibt aber viel zu wenige Förderschullehrkräfte, so dass diese kaum im Unterricht zugegen sind und sogar zwischen Schulen hin- und herpendeln.
Weiterhin gehen sämtliche Kapazitäten – wenn überhaupt vorhanden (s.o.) – in den Förderbedarf der offiziell anerkannten Förderschüler*innen, während alle anderen Kids mit Problemen irgendwie nebenbei gehandlet werden müssen. Das Ganze ist also eine Farce.
Von daher sollte man sich über Rheinland-Pfalz kein bisschen aufregen. Wahlmöglichkeit der Eltern? Dann schenken sollte man denen aber bitte auch reinen Wein einschenken.
Entweder man macht es richtig, d.h. max. 15 Kids pro I-Klasse mit ständiger Doppelbesetzung, oder man erhält die Förderschulen, weil die Förderschullehrkräfte dann normal arbeiten können und nicht alle wegen der widrigen Umstände das Handtuch werfen bzw. niemand mehr diesen Weg wählt, weil es furchtbar frustrierend ist.
Was für eine Lösung soll das denn sein, die man da in R-PF von Seiten der Landesbeauftragten anstrebt? Förderschüler*innen sollen ja auch tatsächlich etwas davon haben, oder nicht? Unter den Umständen, wie wir sie in Deutschland vorfinden, ist Inklusion totaler Quatsch. Sie dient nur der Augenwischerei.

Grundschullehrer
2 Jahre zuvor

Wie soll den unter den derzeitigen Bedingungen und mit dem derzeitigen eklatanten Personalmangel die Inklusion ausgebaut werden?!? Eine völlig weltfremde Forderung!

Realist
2 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Hat Carsten60 doch schon angedeutet: Wir inkludieren alle bis Klasse 10 ins Gymnasium. Mit den dortigen Klassengrößen hat sich der Mangel an Lehrkräften im Nullkommanichts aufgelöst.

Biene
2 Jahre zuvor

Ich bin selbst Sonderpädagogin und arbeite an einer Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Außerdem arbeite ich in Abordnung an einem Berufskolleg, das Schüler* innen mit diesem Förderbedarf aufnimmt.Ich finde es sehr entwürdigend und verletzend zu lesen, dass Schüler* innen in die Förderschulen “ abgeschoben“ würden. Wir leisten eine gute Arbeit, sind viel größeren Qualitätsstandarts und – erwartungen unterworfen als Regelschulen. Gerade für die Schüler*innen mit einer geistigen Entwicklungsstörung ist die gezielte Förderung in kleinen Klassen, in einem Gebäude mit allen notwendigen Extras wie Pflegeraum, Snoozelenraum, Bällebad, Therapeuten und speziell geschultem Personal, etc. eine gute Wahl. Da ich den direkten Vergleich habe, maße ich mir an dies wirklich beurteilen zu können. Natürlich könnte man jede Schule derart ausstatten, aber wer will das bezahlen? Für mich fängt Inklusion außerdem nicht erst, oder hauptsächlich in der Schule an. Es müsste sich zunächst im Denken unserer Gesellschaft etwas ändern. Was nützt es einem beeinträchtigten Kind, wenn es mit „normalen“ Kindern zur Schule geht, aber dennoch nicht auf Augenhöhe von ihnen angenommen ist, weil es bei Eltern und/ oder Kolleg*innen Vorurteile oder Berührungsängste gibt.? Was nützt es den Menschen mit Beeinträchtigung, wenn wir sie für diese Welt stark machen, aber sie nach Beendigung der Schulzeit kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und ihnen erst dann bewusst wird, dass sie doch nicht die gleichen Möglichkeiten wie ihre Altersgenossen haben? Für viele ist die Werkstatt für Menschen mit Behinderung ein willkommener Arbeitsplatz, an dem sie gerne sind, weil sie sich wohl fühlen und nicht ständig mit ihren Defiziten konfrontiert sind, sondern gleichberechtigte Freunschaften entstehen und sich nicht nur jemand zu ihnen nett verhält, weil er ein gutes Sozialverhalten hat und mal lieb zu dem armen Behinderten sein will. Dorthin wird auch niemand “ abgeschoben“, es ist, soweit es dem Menschen möglich ist, eine bewusste Entscheidung, wenn keine andere Maßnahme möglich ist. Es verhindert, dass Schwerstbehinderte zuhause oder in Heimen den ganzen Tag alleine, ohne Sozialkontakte und Beschäftigung verbringen. Allerdings müsste über die Entlohnung neu nachgedacht werden. Zudem habe ich in den Elterngesprächen bei den Gutachtenerstellungen (AOSF) immer wieder die Erfahrung gemacht, dass gerade Eltern von Kindern mit dem Förderbedarf Lernen, diese gern in einer Förderschule einschulen lassen würden. Da diese aber zu einem großen Teil wegen der Inklusion geschlossen wurden und es nur wenige Schwerpunkt- Förderschulen gibt, die noch einen Primarbereich haben, sind die Eltern oft verzweifelt darüber, dass sie gezwungen sind, ihr Kind in eine Regelschule zu schicken. Soviel zu Wahlfreiheit und die negative Sicht auf Förderschulen.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Biene

Danke. Sie fassen alles zusammen, weshalb Förderschulen erhaltenswert sind und weshalb die Inklusion in der politisch gewollten Art nicht funktioniert.

@manmaman und @indra: Jetzt sind Sie dran.

Palim
2 Jahre zuvor
Antwortet  Biene

Ja, einige Eltern hätten gern eine FöS Lernen und die Wahl, ihr Kind dort beschulen zu lassen, andere wollen genau das in keinem Fall.

Dass das System unterfinanziert und schlecht ausgestattet ist, sieht wohl jedeR.
Wenn man an den FöS nur die Hälfte der Lehrkräfte hätte, weil es Lehrkräftemangel gibt, und die zusätzlichen Mitarbeitenden über komplizierte Antragsstellung einspart oder gar nicht erst bewilligt würden, kann man auch an den Standorten nicht entsprechend arbeiten.
Schon vor der Einführung der Inklusion gab es nicht ausreichend FöS-Lehrkräfte, Stellen konnten auch da über Jahre nicht besetzt werden und Förderschulen waren ohne vernünftige Ausstattung.

Ein nicht ausgestattetes System mit einzelnen gut ausgestatteten Schulen zu vergleichen, erzeugt eine Schräglage, die der Sache selbst gar nicht dient. Es stimmt einfach nicht, dass Förderschulen immer bestens ausgestattet sind bzw. werden.

Wenn man die Wahl zwischen einer schlecht ausgestatteten FöS und einer schlecht ausgestatteten Regelschule hat, werden die Eltern das eine oder das andere wählen, je nachdem, wo sie die Nachteile geringer sehen und ob sie eine Beschulung mit nicht oder anders beeinträchtigten Kindern als Vor- oder Nachteil werten.

Sinnvoll wäre es, wenn sich alle gemeinsam für gute Ausstattung einsetzen würden, statt vorzuschieben, dass sie nicht zuständig seien, weil die Kinder ja nicht in Regelschulen beschult werden müssten, wenn man sie doch an FöS geben kann, die dann mit ihren Problemen sehen können, wo sie bleiben, und eine noch kleinere und schwächere Lobby haben.

Lera
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Es ging darum, dass man die FöS fast alle zu gemacht hat und es daher keine freie Wahl mehr gibt.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Biene

Nur noch ein paar Stichpunkte, denn mir schwirrt jetzt irgendwie nur noch der Krieg im Kopf rum :

– „Ausgesondert“ zu sein empfindet meine Tochter so, sie war vorher mit lauter heterogenen Regelschulkindern zusammen und sie ist stolz, wenn sie eine Seite fehlerfrei abgeschrieben hat, aber nicht, wenn sie im Bällebad gesessen hat.
– Die Leute in den behinderten Werkstätten sind oft gut zufrieden, ja, sie kennen meist auch nichts anderes.
-Wo lernt man besser Englisch, bei einem Mega-Englischprofessor in Deutschland oder bei Hinz und Kunz in England?
– Wo lernt ein sprachbehindertes Kind wie meine Tochter besser sprechen, am runden Tisch mit vier tollen Pädagog*innen und sechs weiteren Kindern in der Klasse, von denen der Großteil nur schreien, piepen, brummen oder eine Fremdsprache sprechen kann oder in der Regelschule mit zwanzig wilden Kerlen, wilden Hühnern und Vorstadtkrokodilen in der Klasse?
-Ich bin übrigens nicht für Abschaffung der Förderschule, sondern dafür, dass diese mit in die Regelschule einziehen ( dann hätte man den Mega-Englischprofessor mit in England – besser geht es nicht).
-Meine Tochter hat kein Problem damit, dass Andere in vielem besser sind als sie, denn es gibt auch vieles (Kunst, Reiten, Theater spielen) was sie besser kann und das weiß sie auch und das steht für sie gleichauf mit zB den Hauptfächern.
-Ob Inklusion funktioniert oder nicht, kann man erst feststellen, wenn es sie tatsächlich gibt, wovon wir noch weit entfernt sind.

– Zu guter Letzt :
Wenn die eigene Ausbildung (aufgrund von mangelndem IQ/mangelnden Fähigkeiten) nicht dazu dient, sich später eine Existenz aufbauen zu können, sich Besitz und Wohlstand anzueignen und so viel zu erwirtschaften, dass man seinen Teil zur Gemeinschaft beitragen kann, dann hat Bildung nur einen einzigen Sinn – Inklusion /Integration!
Es geht um Teilhabe an der Gesellschaft und da reicht es nicht, dass man nur lernt, selbständig einkaufen gehen zu können und eine Begleitung für Unternehmungen zugestanden bekommt.
Wenn man mit dem, was man im Stande ist zu lernen nicht zu Geld kommt (sondern nur zu Stütze und symbolischen Zahlungen) und der Gesellschaft auch keinen Dienst leisten kann, warum soll man dann lernen? Aus Prinzip? Für das gute Gewissen? Für sein stilles Kämmerlein? Nein! Man lernt um an der Gesellschaft teilzuhaben und deshalb macht es überhaupt keinen Sinn abgeschottet von den anderen Menschen zu lernen und zu arbeiten, weil es dem eigentlichen Sinn der Sache widerspricht. Zudem fördert das Abschotten die Tatsache, dass Menschen mit Beeinträchtigungen von der Gesellschaft wie Außerirdische wahrgenommen werden, missverstanden werden und ihnen mitunter auch mal menschliche Gefühle abgesprochen werden. Sind sie dagegen an Regelschule gut integriert, dann spricht auch nichts dagegen hier und da Sinngemäß aufzuteilen. Ein Krankenpfleger kann ja auch nicht gut mit einem Handwerker im selben Raum seine Ausbildung absolvieren. Die Klassen, Gruppen werden ja aus vielen Gründen mal geteilt (zB WPK, AG). Solange man oft genug als Klassengemeinschaft zusammen kommt, zusammen feiert, sich auf dem Schulhof trifft, spricht nichts dagegen und schadet auch der Integration nicht – eigene Schulen für bestimmte Menschen errichten dagegen schon.

Birkenstock
2 Jahre zuvor

Mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen, vielleicht mit Montessori-Konzept könnte auch neue Sichtweisen bei der Inklusion eröffnen.
„Inklusion“ wird intervallmässig gerade dann zum Thema wenn es Fördergelder zu verteilen gibt, so kommt es mir zumindest vor. Die Etikettierung der Problem- und Risikoschüler stört mich dabei sehr. Ob nun die Regel- oder Förderschule die richtige Wahl ist, scheint mir quotenbasiert zu sein.

aus Okt. 2021:
https://www.news4teachers.de/2021/10/trotz-oder-wegen-inklusion-immer-mehr-schueler-mit-besonderem-foerderbedarf/

ysnp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Birkenstock

Vielleicht nicht ganz zum Thema, aber zum Stichpunkt Montessori:
Ich habe in meiner Klasse ein Kind mit Downsyndrom. Für das 5. Schuljahr versuchen jetzt die Eltern, die vom Montessori-Konzept für ihr Kind zu Recht überzeugt sind, ihr Kind in einer Montessori Privatschule mit Schulbegleitung! unterzubringen. Keine Chance! Anscheinend tun sich Privatschulen schwer mit der gänzlichen Inklusion. Ich finde es nur traurig, dass hier großartige Konzepte auf dem Papier stehen, aber man nicht bereit ist, sich vollständig um Inklusion zu bemühen. In meinen Augen braucht man bei Waldorf-Schulen (gibt es wie die Montessori-Schule auch in der Nähe) schon gar nicht anfangen, denn diese leben in anderen Sphären, wo für solche Kinder kein Platz ist. Warum nimmt man nicht einzelne Kinder auf und integriert sie?

Inklusion-Mein-Traum
2 Jahre zuvor

Inklusion ist machbar, jedoch ohne mehr ausgebildetes und engagiertes Personal wird das nichts. Ich selbst bin nicht nur grundständig ausgebildete Lehrerin in der Sek I, sondern habe ein abgeschlossenes Studium als FöSLehrer im FöS em/soz- berufsbegleitend über 3 Jahre hinweg absolviert. Damit nicht gleich der Verdacht kommt, dass ich ja nur meine Schule kenne, ich unterstütze noch mehr als 20 chulen auf ihrem Weg zur Inklusion.
In meiner Schule lernen bis zu 6 I-SchülerInnen in einer Klasse von 25 Kindern. Unter ihnen sind SuS mit e/s, Spr, Kö, L und Autismus. Meine Kollegen geben sich große Mühe, erstellen Material, geben Übungsstunden und Treffen Absprachen. Es gelingt uns immer besser den Unterricht so zu gestalten, dass Unterricht binnendifferenziert so abläuft, dass alle SuS nicht nur Wissenszuwachs haben, sondern in ihren sozialen Kompetenzen gefördert werden. Ja es kostet Kraft, braucht Eigeninitiative und Zeit und Mut, aber es lohnt sich. Und… in den nächsten Jahren wird die Anzahl der SuS mit FöS nicht einfach auf Null zurückfallen, sondern wohl steigen.

Georg
2 Jahre zuvor

Was machen Sie eigentlich, wenn die 40 Arbeitsstunden pro Woche bei Vollzeit eigentlich schon Mittwochs aufgebraucht sind? So, wie Sie es schreiben, ist das mindestens perspektivisch möglich. Auf das idealistische Weiterarbeiten und auf 80 Arbeitsstunden pro Woche spekulieren die Schulträger.

Inklusion-Mein-Traum
2 Jahre zuvor

Meine Einstellung zum Lehrersein heißt für mich nicht eine 40 Arbeitsstunden abrechnen zu wollen. Für mich ist es eine Berifung! Kein Job! Und es geht, wenn man einen tollen Mann und zwei tolle Jungs hat! Durch Absprachen, vorher etablierte Strukturen und kooperierende KollegInnen kann man das in Angriff nehmen.
Ich verfechte die These, dass man am besten damit beginnt Struturen zu schaffen, formalisierte Abläufe zu verfestigen, wenn man den ersten Schüler mit seinen besonderen Bedürfnissen in der Schule begrüßen darf.
Dann stricke ich mit meinen Kollegen einen idealisierten Gelingensplan, denn wir in seiner Durchführung ständig evaluieren und anpassen. Z.B. haben wir gerade den ersten FöS mit dem Schwerpunkt Lernen in der Inklusion. Wir haben keine Vergleichsmöglichkeiten bei seiner lernzieldifferenten Beschulung bzw. seinem Weg zum Abschluss, deshalb schaffen wir uns zusammen mit Elter, Förderschule und Kollegium unseren „Fall 0“.
Sollten in den nächsten Jahren wieder Schüler mit dem Förderschwerpunkt L an unser Schule ihre Schullaufbahn erfolgreich absolvieren können, greifen wir darauf zurück.