BERLIN. Die Bundesbildungsministerin spricht in einem Interview über ihre jüdischen Wurzeln – und die Notwendigkeit, in Kitas und Schulen frühzeitig gegen Antisemitismus und Rassismus anzuarbeiten. «Kinder müssen Empathie lernen», sagt die CDU-Vize-Bundesvorsitzende – und geht bei manchen Themen auf Distanz zu ihrem Parteivorsitzenden.

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hat sich kritisch zur Entscheidung vom Januar geäußert, einen CDU-Antrag zur Migrationspolitik nur mit den Stimmen der AfD im Bundestag zu beschließen. «Ich hatte große Probleme damit, ich hatte vorab intern davon abgeraten. Es war eine Entscheidung der Fraktion», sagte Prien in einem «Spiegel»-Interview.
Die Abstimmung hatte scharfe Kritik nach sich gezogen, weil damit erstmals eine Entscheidung im Parlament nur mit den Stimmen der AfD zustande kam. Die Wochen vor der Bundestagswahl mit polarisierten Debatten hätten dem Land «gesellschaftlich nicht gutgetan», meinte Prien.
Die Ministerin und Vize-Bundesvorsitzende der CDU räumte auch Unbehagen über frühere Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ein – zum Beispiel seine Aussage von 2023, Söhne von Migranten seien «kleine Paschas». Dennoch habe sie ihn unterstützt. «Ich muss nicht alles rechtfertigen. Aber ich war ab einem bestimmten Zeitpunkt überzeugt, dass Merz jetzt, auch im Vergleich zu anderen Kandidaten, in der Union der bessere Kanzler sein würde.»
Prien ist die erste Bundesministerin, die öffentlich ihre jüdischen Wurzeln thematisiert – während gleichzeitig Antisemitismus in Deutschland wieder zunimmt. «Ich gestatte mir keine Ängstlichkeit. Wer Angst hat und die zeigt, hilft Extremisten und Antisemiten, ihre Ziele zu erreichen.» Die 59-Jährige war im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern von Amsterdam, wohin der Großvater auf der Flucht vor den Nazis emigriert war, nach Deutschland gekommen. «Meine Verwandten sind entweder umgebracht worden oder ausgewandert.» Die Juristin war vor ihrem Amtsantritt auf Bundesebene seit 2017 Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein gewesen.
«Es geht darum, Ausgrenzung und Verfolgung zu thematisieren. Damit fängt es an»
Angesichts des Nahost-Konflikts und verstärkten Anfeindungen gegenüber Juden, aber auch Muslimen plädiert sie nun dafür, dass sich in den Schulen mehr mit der Geschichte Israels beschäftigt wird. «Es geht darum, Ausgrenzung und Verfolgung zu thematisieren. Damit fängt es an.» Dann könnten Schülerinnen und Schüler diesen Konflikt differenzierter und objektiver einschätzen. «Ich kenne Schulen, an denen dies sehr gut gelungen ist. Insofern: Da kann man viel machen, aber da muss man auch viel machen.»
Wie könne das konkret aussehen? «Man muss Jugendlichen den richtigen Zugang zu dem Thema öffnen. Einen syrischen Jungen, der vor dem Assad-Regime geflüchtet ist, muss ich nicht fragen, was seine Familie während der Nazizeit erlebt hat. Aber ich kann deutlich machen, welche Parallelen es womöglich zwischen seiner eigenen und der Fluchtgeschichte jüdischer Familien im Nationalsozialismus gibt.»
Jede Schülerin und jeder Schüler solle gut vorbereitet eine Gedenkstätte besuchen. Prien betonte aber auch: «Kein Mensch wird Antifaschist oder vom Antisemitismus “geheilt”, wenn er einmal durch die Gedenkstätte von Auschwitz gejagt wird. Ein kluger Mensch hat mal gesagt, KZ-Gedenkstätten seien keine antifaschistischen Durchlauferhitzer.»
Man müsse vor solchen Besuchen verstehen, wie Faschismus anfängt, menschlich, psychologisch und historisch. Prien: «Ende des 19. Jahrhunderts und bis Anfang der Dreißigerjahre gab es in Deutschland bereits einen fruchtbaren Boden für Antisemitismus, der sich auf Stereotypen stützte. Hitler, Goebbels und deren Schergen konnten ihre Saat darauf ausbringen. Ohne diesen Nährboden hätten sie kein so leichtes Spiel gehabt.»
Es wäre naiv zu glauben, dass gesellschaftliche Stimmungen und Konflikte vor dem Schultor haltmachten. «Aber genau hier haben wir die Chance, frühzeitig gegenzusteuern. Am besten schon in den Kindergärten. Kinder müssen Empathie lernen. Das ist vielleicht noch viel wichtiger. Wer Empathie hat, grenzt andere Menschen nicht wegen ihrer Herkunft aus», erklärt die Bundesbildungsministerin. News4teachers / mit Material der dpa
Hier geht es zum vollständigen Interview.
Na ja, Kinder müssen Empathie lernen. Was macht die Gesellschaft: Verwahrung, eine Portion Nudeln mit Soße für 5€ in der Schulmensa, Handyverbot ihn Schulen, Klagen gegen Sportplätze auf denen sie spielen oder ganz aktuell Abschaffung der Familienreservierung der DB. Das Klima ist familienfeindlich geworden und merken die Kleinen verstärkt. Und dann noch Empathie? Lernen? Wenn ich die Kinder in Dr hiesigen KiTa anschauen spielen alle Nationen friedlich miteinander und haben spaß. Ein Konzept aus den 70gern Stichwort deutsch-französische Freundschaft. Warum verlernen das dann die Jugendlichen? Vielleicht weil sie sich verstärkt ausgegrenzt fühlen und das als etwas normales lernen. Mal als Denkanstoß
Prinzi und Prinzessie aka “Ich bin am wichtigsten, immer” + soziale Medien – fertig sind Menschen ohne Empathie
Werden die Kinder empathischer, wenn sie in den Schulen nach Lust und Laune ihre Handys benutzen?
Ich sehe hier wieder nur die eine Seite. Wir haben antisemitische und homophobe Jugendliche in der Betreuung, die durch Familie und einer sehr konservativen Auslegung ihrer Religion die entsprechende Prägungen haben. In Schule und der sozialen Arbeit versuchen wir ein Gegengewicht zu liefern, aber es ist sehr schwierig, gegen Elternhaus und Religion arbeiten zu müssen.
Ich würde sogar noch weiter gehen:
So bitter es ist, ich halte es für nahezu unmöglich, mit ein paar Schulstunden gegen das anzuarbeiten, was Kinder täglich in ihren Elternhäusern erzählt und vorgelebt bekommen.
Jaja, die Politik reißt sich derzeit echt ein Bein aus… (https://www.news4teachers.de/2025/06/nach-kuerzungen-im-bildungsressort-sozialsenatorin-rettet-interreligioeses-schulprojekt/)
Aber stimmt es nicht hoffnungsvoll, dass die “Religion” im Alltag doch nicht auf negative Stereotype festgenagelt zu sein scheint? 🙂
Wie Stark wäre die Wirkung einer Verankerung im Lehrplan, anstatt solche Projekte finanziell hängen zu lassen?
Glaubt wirklich jemand, dass Schule durch solche Maßnahmen der täglich-jahrelangen Indoktrination effektiv entegegengetreten kann, welche Kinder in ihren Elternhäusern, teilweise in ihren Gotteshäusern, durch ihr soziales Umfeld und in bestimmten Social-Media-Ecken erfahren?
Wieder einmal ein extrem wichtiges gesellschaftliches Thema, das allein die Schule ohne irgendeine Unterstützung lösen soll. Vielleicht gibt’s ja bald wieder eine Handreichung?!
Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten spielen eine zentrale Rolle bei der Empathieentwicklung der Kinder. Sie schaffen durch ihr Verhalten und gezielte pädagogische Maßnahmen ein Umfeld, in dem Kinder lernen, sich in andere hineinzuversetzen, ihre eigenen Gefühle sowie die der anderen zu erkennen und Konflikte respektvoll zu lösen. Dies erfordert Z e i t und R au m, um auf jedes Kind individuell einzugehen und ihnen Werte wie Respekt und Toleranz zu vermitteln.
Doch diese wichtige Aufgabe wird in vielen Einrichtungen durch die Realität erschwert: Viele Kitas sind nicht nur personell unterbesetzt, sondern müssen ständig mit Aushilfen arbeiten, die oft nicht ausreichend qualifiziert sind. Wenn das Fachpersonal überlastet ist und ständig kurzfristige Personalengpässe überbrückt werden müssen, bleibt wenig Raum, um empathisches Verhalten aktiv zu fördern und die Kinder gezielt in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung zu unterstützen.
Das erschwert es, die notwendigen Beziehungen aufzubauen und den Kindern auf der individuellen Ebene zu helfen, ihre Empathie weiterzuentwickeln. Zudem fehlt oft die Zeit und Kapazität für Reflexion und Planung der pädagogischen Arbeit im Team.
Um die Entwicklung von Empathie der Kinder wirksam zu fördern, braucht es daher nicht nur mehr Zeit und Raum, sondern vor allem ausreichend qualifiziertes und dauerhaftes Fachpersonal, das sich auch mit der eigenen Biografie auseinandersetzt und in der Lage ist, diese wichtige Aufgabe umzusetzen.
Wir alle zahlen bereits jetzt einen hohen Preis, weil wir „unsere“ Kinder und Jugendlichen zu viel „allein lassen“, im Sinne von „sich selbst überlassen“.
Die Kinder brauchen Menschen, die verbindlich für sie da sind. Menschen, die die Kindersehen, ihnen zuhören und gute Vorbilder sind.
“Aber genau hier haben wir die Chance, frühzeitig gegenzusteuern. Am besten schon in den Kindergärten. Kinder müssen Empathie lernen. Das ist vielleicht noch viel wichtiger. Wer Empathie hat, grenzt andere Menschen nicht wegen ihrer Herkunft aus”
ANtisemiten und Rassisten insg. sind nicht unempathisch, sondern selektiv empathisch; “Empathie lernen” klingt zunächst sinnvoll, ist es insg. auch, wird aber das eigtl. Problem wohl nicht beheben, wie bspw. Dehumanisierung evozierende Freund-Feind-Bilder, dichotome Weltbilder etc.
Was genau ist mit Empathie gemeint?
Nach Paul Bloom: “Empathie heißt, ich fühle, was ein anderer fühlt. Mitgefühl bedeutet: Ich kümmere mich um den anderen, ich sorge für Ihn.”
Quelle:
https://www.psychologie-guide.de/es-gibt-einen-unterschied-zwischen-empathie-und-mitgefuehl.html
Sollte diese Definition gemeint sein, dann habe ich ein Problem. Wie kann jemand fühlen, was ein anderer fühlt, wenn er den anderen nicht kennt? Mitgefühl wäre dann doch naheliegender und sinnvoller, denn da versucht man sich zwar in die Lage des anderen zu versetzen, aber bleibt handlungsfähig/ bzw. handelt entsprechend.
https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/psyche/gefuehle-verstehen-der-unterschied-zwischen-mitgefuehl-und-empathie-1255093.html
Kann mir bitte jemand den Begriff “Empathie” (“Kinder müssen Empathie lernen”), wie er genau zu verstehen ist, definieren oder mir meinen Denkfehler erklären!
Richtig, Empathie und Mitgefühl/-leid sind zwei unterschiedliche Dinge, die alltagssprachl. neist vermischt werden. Ich würde deswegen auch eher mit der Notwendigkeit einer Theory of Nimd (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Theory_of_Mind) argumentieren.
Erst einmal vielen Dank für diesen interessanten link (“ToM” ist zwar nicht völlig neu für mich, aber einiges war mir doch nicht so “präsent”).
Wie ich mich kenne, werden spätestens nach dem zweiten Lesen wieder einige Fragen dazu in meinem Kopf auftauchen. 🙂
Jetzt weiß ich auch, dank google, warum ich ein Problem mit dem inflationären Gebrauch des Wortes “Empathie” habe:
https://www.deutschlandfunk.de/mitgefuehl-und-grausamkeit-die-dunkle-seite-der-empathie-100.html
Tatsächlich stellten sich mir einige Fragen nach dem wiederholten Lesen Ihres links. Dank google konnte ich sie klären und “verschüttetes” Neurologie- und Psychologie-Wissen wieder auffrischen bzw. auf den neuesten Stand bringen. Man lernt eben nie aus 🙂
Beim googeln stieß ich u. a. auf folgenden interessanten Artikel:
https://narzissmus-beziehung.de/empathie-grenzen/Zitat aus dem link:
“…Prosozial oder Antisozial?Die Frage nach dem Motiv unserer empathischen Handlung tut sich auf. Denn da gibt es große Unterschiede, die sich größtenteils unbewusst abspielen, jedoch auch teilweise bewusst ausgelebt werden können.
Handel ich empathisch, um dem anderen zu helfen? Oder Handel ich aus rein selbstbezogenen Gründen und Motiven? Will ich dass der andere sich besser fühlt, oder will ich mich durch „mein Helfen“ besser fühlen. Möchte ich dass mein Partner sich wohl und verstanden fühlt oder möchte ich einfach nur ein gutes Gewissen dabei haben? Kann es nicht auch sein, dass beides zusammen gehört und wir uns grundsätzlich besser fühlen, wenn wir anderen helfen?
Tun wir vielleicht mal nichts, um zu helfen, außer eben dem anderen einen Raum zu geben, so zu sein, wie er ist? Nichtstun, ist eine meist unterschätzte Form der Empathie. Denn wenn wir nichts tun, außer zuzuhören, geben wir dem anderen die Möglichkeit frei über sich zu sprechen. Wir ermöglichen dem anderen tief einzutauchen in die eigene Erlebniswelt, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, solange wir ihm den Raum geben, den er gerade braucht.
Diese beiden Handlungsmuster gelten als prosozial, sind also im Sinne der Gemeinschaft und zum Wohl des anderen. Als antisoziales Handlungsmuster gilt dagegen, dass man das Wissen, was man erlangt hat, gegen den anderen verwendet, um ihn ggf. sogar zu manipulieren. Also wenn du deinem Partner aufmerksam zuhörst, bist du empathisch. Wenn du ihn mit dem, was du von ihm gehört hast, aufziehst oder es gegen ihn verwendest, dann handelst du antisozial.
Worauf sich Empathie beziehtGeht es bei der Empathie eigentlich nur um das Leid des anderen, oder kann es sich bei der Empathie auch um die Freude des anderen drehen? Kann ich jemandem gegenüber empathisch sein, dem es schlechter geht als mir, oder kann ich Empathie auch bei Freude oder Erfolg zeigen? Bin ich ein Gönner oder bin ich missgünstig? Kann ich Anteilnehmen an den Errungenschaften meines Gegenübers? …”
*meist
*Mind
“Es geht darum, Ausgrenzung und Verfolgung zu thematisieren. Damit fängt es an.”
Zu den “kleinen Paschas”:
“Ich muss nicht alles rechtfertigen. ”
Und darum werden Sie, Frau Prien kritisiert. Ich beführworte ebenfalls das Besuchen von Gedenkstetten und betone das Existenzsrecht Israels.
Es macht es mir aber mit “den kleinen Paschas” schwer, glaubwürdig die Menschenrechte und -Würde zu vermitteln, wenn – völlig zu recht! – die Toleranz für Jüdinnen und Juden angemahnt wird, gleichzeitig das Engagement Deutschland für palästinensische Flüchtlinge nahezu gen Null geht -__-
Dann können Sie doch einen Gegenpol setzen. Wo ist das Problem? Frau Prien schließt das ja nicht aus, wenn Sie von Empathie-Erziehung spricht.
Ich würde das allgemeiner fassen: Kinder sollen Verständnis für Menschen in schwierigen Situationen entwickeln. Da können Sie die Menschen aus Palästina explizit benennen, egal, ob die Bundesregierung sich engagiert oder nicht.
“Dann können Sie doch einen Gegenpol setzen. Wo ist das Problem?”
Da irren Sie sich, tatsächlich bin ich kein Teil der Deutschen Bundesregierung.
Das Deutschland allen Ländern aus historischen Gründen zögerlich hinterherhinkt, konnte ich erklären, dass Aushungern, Vertreiben und Töten von Zivilist*innen nicht.
Ich teile dies nicht mit den Kindern, aber vielleicht, nur vielleicht, misst Deutschland hier mit zweierlei Maß https://www.zdfheute.de/politik/netanjahu-haftbefehl-deutschland-kriegsverbrechen-israel-nahost-100.html
Sollte sich die Regierung allmählich dazu bewegen, (ein wenig) Druck auf die Israelische Regierung ausüben, die Palästinenser*innen nicht mehr verhungern zu lassen, zu beschießen und zu vertreiben, teile ich dies meiner Klasse aber gerne mit
Kein Wunder, dass Sie Fr. Prien ‘kritisieren’… Wollen Sie nicht wieder ein paar pro-Hamas-Demos verteidigen, wie sonst immer? Dass Sie behaupten, das Existenzrecht Israels zu betonen, ist blanker Hohn.
Pro Palästinenser-Demos.
Sie können da offenbar keinen Unterschied sehen, sehr, sehr viele andere Menschen sind dazu in der Lage.
Aber nicht verwunderlich, dass Sie mir Hamas-Nähe – trotz all meiner ausdrücklicher Abweisung dieser Mörderbande – unterstellen. Sonst wären Sie am Ende ja nur irgendein wirrer, rechter Hardliner, der einen Scheiß auf (‘unwichtige’) Menschenleben gibt (augenroll)
Stellen Sie sich doch einfach vor, alle Palästinenser*innen, die nichts mit der Hamas zu tun haben wollen, aber von Israel ausgehungert, beschossen und vertrieben werden, hätten ein Computerspiel in der Hand 😉
Interessanter Abklenkungsversuch Ihrerseits, verfängt allerdings nicht. Sie schrieben hier selbst einem “from the river to the sea” das Wort.
Deutschland bezahlt jährlich ungefähr eine Milliarde Euro Unterstützung an die palästinensischen Gebiete und UNRWA. Außerdem unterstützt die EU zusammen mit Deutschland diese Gebiete in weiterer Milliardenhöhe. Finden Sie, dass das „gegen Null“ geht?
Irgendjemand scheint großes Interesse am Streuen solcher deutschen palästinafeindlichen Narrative zu haben, denn überall in den Medien finde ich Aussagen wie Ihre. Dadurch vermehrt sich Deutschlandfeindlichkeit bei Palästinensern und deren Freunden in In- und Ausland. Das muss man meiner Meinung nach nicht unbedingt fördern.
Eben. Dichotome, faktenwidrige Weltbilder halt.
„Menschen haben diese ungeheure Empathiefähigkeit, auf viele Art und Weise. Aber deshalb sind wir auch ein wenig vorsichtig. Die meisten von uns lernen das zu steuern, auch zurückzuhalten. Einer der großen Momente, in dem wir überlistet werden und uns zur Empathie hinreißen lassen, besteht in der Parteinahme. Wir Menschen können eigentlich gar nicht anders als andere Menschen zu beurteilen. Und wenn wir einen Konflikt zwischen zwei Menschen sehen oder zwei Parteien – das kann auch Sport sein – dann springen wir sehr schnell, vielleicht bewusst, vielleicht nicht bewusst, auf die eine oder die andere Seite.“
Für Breithaupt ist Parteinahme eine Art „Saugnapf“ oder „Schlupfloch“, das Menschen dazu bringt, Empathie zu empfinden, die ansonsten blockiert wird. Dieser Mechanismus muss im Alltag nicht immer negative Folgen haben. Doch gerade in politischen Konflikten kann empathische Parteinahme dazu führen, dass das Verständnis für die andere Seite schwindet, weil man sich in größerem Maße mit den Leiden der eigenen Gruppe identifiziert.”
(Zitat aus dem link, den Sie garantiert nicht sinnerfassend gelesen haben:
https://www.deutschlandfunk.de/mitgefuehl-und-grausamkeit-die-dunkle-seite-der-empathie-100.html
Sie sollten wirklich den gesamten Artikel gründlich lesen und dann mal Ihre “Haltung”
überdenken.
Und noch ein Zitat, welches ich weiter oben schon postete:
“Handel ich empathisch, um dem anderen zu helfen? Oder Handel ich aus rein selbstbezogenen Gründen und Motiven? Will ich dass der andere sich besser fühlt, oder will ich mich durch „mein Helfen“ besser fühlen.”
Auch diese Fragen sollten Sie mal ehrlich für sich selbst beantworten!
Nachdem ich die Überschrift gelesen hatte, wollte ich einen direkten Kommentar an Frau Prien schreiben, dass natürlich Kinder Empathie lernen sollten. Und dass diese Empathie essentiell für ein soziales Miteinander ist, egal wem gegenüber, selbst wenn es “nur” der Nächste ist, der auch noch zufällig in die gleiche ethnische oder glaubenmäßiger etc. Schublade wie man selbst fällt.
Nachdem ich den Artikel gelesen habe, muss ich in Gedanken bei Frau Prien Abbitte leisten, denn sie selbst hat es tatsächlich nicht so “eingeengt” formuliert. Das war wohl ein redaktioneller Zusammenschnitt, bestimmt allerbestens gemeint.
Dem sehr konkreten (und persönlichen) Inhalt des Artikels wird die Überschrift m.M.n. nicht ganz gerecht.
Ja, und das ist der Punkt (Titel), warum Erziehung eben nicht nur dem Elternhaus überlassen ist und überlassen werden kann, eben weil sie dort u.U. nicht so erzogen werden, schlimmstenfalls sogar gegenseitig.
Die Schule hat einen eigenständigen Erziehungsauftrag, die Schule = die Lehrer. Die mögen ihn bitte nutzen.
Wo liegt die konkrete Verantwortung bei den Elternhäusern? Glauben Sie tatsächlich, dass Schulen den Elternhäusern auch nur ansatzweise etwas entgegensetzen können, bei einem Verteilerschlüssel von 1 (Lehrer) : 20 (Schülern)? Bitte dabei auch beachten, dass manche Schüler Einzelkinder sind oder nur ein bis zwei Geschwisterkinder besitzen. Naja, und einen Lehrauftrag haben Lehrer dann auch noch (Stundentafel).
Auch aus persönlicher Betroffenheit erkennen Sie, Frau Prien, dass Kinder „Empathie erlernen müssen“. Menschen „erlernen“ Empathie von Geburt an, durch das Beachtetwerden durch die Mutter, die Eltern und die nahe Familie. Man schaut sich gegenseitig an und liest die Mimik, die Stimmlage, den Ausdruck. Spiegelneutronen spielen eine große Rolle, wenn Erwachsene ausdrucksvoll mit den kleinen Kindern umgehen. Nach und nach wird Empathie erfahren durch das Bezeichnen der Gefühle, die das Kind erfährt („du musst jetzt ganz arg weinen, weil du soo hungrig bist… schau, jetzt ist das Essen auf deinem Teller“ oder mit dem Kind zusammen lachen „das ist so lustig, wie die beiden Hunde miteinander spielen“ oder „ich verstehe, dass du so schreist, weil du so gerne noch ein zweites Eis gehabt hättest“).
Mitten hinein in diese tiefe Zugewandheit kommt zum ersten Geburtstag bei sehr vielen Kindern der Eintritt in eine Kita, weil dann beide Elternteile wieder arbeiten gehen sollen. Die Erzieherinnen und Erzieher geben ihr Bestes, schaffen es aber wegen Personalmangel oft nicht, den Kindern die empathische Ebene so zu vermitteln, wie es für die Kinder notwendig wäre. Treffen Eltern und Kinder nach der Kita wieder aufeinander, ist zumindest beim Ganztag die Luft raus für besonders viele Empathie. Alle sind müde, müssen noch einkaufen oder zu einem Termin, brauchen Essen und Erholung. Da werden Gefühle zwar gelebt, aber nicht mehr dem Kind vermittelt. Rückmeldungen wie „schrei jetzt nicht so rum, dadurch sind wir auch nicht schneller zu Hause“ vermitteln dem Kind keine Empathie, sondern Verwirrung. Es fühlt sich einfach unwohl, was aber nicht wahrgenommen und benannt wird, sondern bleibt damit allein. Das passiert natürlich ohnehin gelegentlich, das empathisch gut versorgte Kind kann aber damit umgehen und lernt früh, sich selbst zu regulieren.
Die in vielen Einrichtungen beinahe schon zwangsläufig hingenommene emotionale Vernachlässigung zugunsten längerer Betreuungszeiten führt dann eher zu emotional wenig mitdenkenden und mitfühlenden Menschen.
Wenn ich hier im Forum lese, dass in manchen Bundesländern die Kitas nicht mehr genügend Kinder finden, dann hoffe ich, dass die Chance genutzt wird, zumindest für U3 einen sehr guten Betreuungsschlüssel einzuführen und viel mehr auf die stete emotionale Zuwendung zu achten.
Mich erschreckt die zunehmende emotionale Verwahrlosung, die man nicht nur in Begegnungsstätten, sondern auch täglich im Straßenverkehr beobachten kann, wo gehupt wird, wenn man am Zebrastreifen anhält, obwohl die Person mit Rollator noch einen Meter davon entfernt ist.
Es verwundert mich allerdings nicht. Die Anforderungen des Arbeitsmarktes an beide Elternteile, die hohen Mieten und die extrem schlechte finanzielle Absicherung von Eltern im Fall einer Trennung fressen die Möglichkeiten für Kinder, „Empathie zu lernen“ zum Teil auf. Die Eltern, die kognitiv und emotional dazu in der Lage wären, sind häufig beruflich beide stark eingespannt und es ist bewundernswert und schön zu sehen, wie sie es häufig doch noch schaffen, in der gemeinsamen Zeit ihrem Kind trotz eigener Erschöpfung diese Empathie zu geben. Hier leiden gerade die Frauen häufig besonders stark unter „emotional and mental load“, was die Erschöpfung noch verstärkt.
Und dann gibt es leider die vielen Kinder, deren Eltern ihnen keine Empathie vermitteln können, obwohl sie nicht arbeiten gehen, die psychisch krank, kognitiv eingeschränkt, süchtig oder anderweitig einfach nicht dazu in der Lage sind.
Hier, Frau Prien, wurde gerade die pädagogische Begleitung durch die Familienhilfe von 24 Monaten auf 18 Monate gekürzt.
Wenn Kinder Empathie lernen MÜSSEN, dann sollten solche Kürzungen und Einsparungen direkt zurückgenommen werden.
Wir können als Gesellschaft nicht erwarten, dass Kinder, denen frühkindliche emotionale Förderung und damit Entwicklung zugunsten von Wirtschaftsleistung oder Einsparmassnahmen genommen und vorenthalten wird, sich zu Erwachsenen entwickeln, die sich in das Leid anderer hineinversetzen können, wenn das ihren eigenen Vorteil gefährden würde. Wir müssen im Gegenteil erwarten, dass Kinder aus dem lernen, was ihnen vorgelebt wird. Und wenn das eine permanente Vernachlässigung der Gefühle des Kindes ist, dann lernt es Mechanismen, um damit klarzukommen. Der Output ist dann in den allermeisten Fällen eben Egoismus, weil dieser das Kind in sämtlichen vernachlässigten Situationen beschützt hat.
Empathie kostet Zeit und Geld. Bitte setzen Sie sich politisch dafür ein, dass beides reichlich zur Verfügung steht. Vielen Dank.