“Abhärtungspädagogik”: Böse, witzig, zeitlos – Max und Moritz feiern Jubiläum

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HANNOVER. Max und Moritz feiern 160. Geburtstag. Ihre Streiche sind teils grausam, am Ende sterben sie. Was hinter der Jubiläums-Ausstellung steckt und warum der Autor provozieren wollte.

Übeltäter. Illustration: Wikimedia Commons

Max und Moritz sind frech, boshaft – und weltberühmt. Vor 160 Jahren schuf Wilhelm Busch die zwei Lausbuben, die mit ihren sieben bösen Streichen seit Generationen Kinder wie Erwachsene zum Lachen bringen. Am Ende erwischt man die beiden, sie landen in der Mühle, werden zu Körnern zermahlen und von Enten gefressen. Die Geschichte ist mit humorvollen, teils drastischen Illustrationen versehen, was die Frage aufwirft: Wieso fasziniert das Böse?

Die Streiche der beiden Lausbuben seien «nicht harmlos, sondern gehen bis hin zu Sabotage, Sprengstoffanschlag, Feuerlegung, Körperverletzung», sagt Alexander Košenina, Professor am Deutschen Seminar der Leibniz Universität Hannover und Experte für die deutsche Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts. Wie in Heinrich Hoffmanns «Struwwelpeter» erscheine Kindern das Spiel mit Grenzverletzungen bei Max und Moritz reizvoll.

Germanist: «Kinder empfinden Lust am Verbotenen»

Košenina sagt: «Kinder empfinden Lust am Verbotenen, an Schadenfreude, am Bösen. Busch wusste das und entwickelte so etwas wie eine Abhärtungspädagogik.» Die «Impfung mit dem Bösen» soll demnach das gute und moralische Verhalten stärken. Die Opfer der beiden Protagonisten sind Erwachsene aus ihrem Dorf – etwa der strenge Lehrer Lämpel, dem sie Schießpulver in die Pfeife füllen oder der gutmütige Schneider Böck, den sie in den Bach stürzen lassen.

Die Bildergeschichte des humoristischen Dichters und Zeichners Busch ist ein Klassiker der Kinderliteratur. 400.000 Exemplare in deutscher Sprache waren nach Angaben des Wilhelm-Busch-Museums in Hannover bis zu Buschs Tod 1908 bereits erschienen. Heute existieren demnach fast 300 Übersetzungen in fremde Sprachen und Dialekte.

Busch veröffentlichte «Max und Moritz» im Jahr 1865 – eine Zeit, in der strenge Erziehung und körperliche Züchtigung selbstverständlich waren. Am Ende der Erzählung werden die beiden Buben von einer Mühle zermalmt und an Enten verfüttert – eine grausame Strafe.

Busch: «Das Gute ist stets das Böse, was man lässt»

Das Böse spielt in Buschs Werk eine große Rolle. «Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt», schrieb der Humorist und Dichter. Oder: «Ein guter Mensch gibt gerne acht, ob auch der andre was Böses macht.» Eva Jandl-Jörg, Direktorin des Wilhelm-Busch-Museums, sagt über Max und Moritz: «Es ist eine tolle, spannende Geschichte, die sich hochschaukelt über sieben Streiche und dann in massivem Mord endet.» Das begeistere die Menschen.

Busch habe Max und Moritz ‒ wie viele andere seiner Figuren ‒ nicht einfach nur als aufmüpfige Lausebengel mit blinder Zerstörungswut erschaffen, hieß es in einer Museumsmitteilung. «Sie treten vielmehr als kritische, chaotische Antagonisten zum bürgerlich-spießigen Zeitgeist auf, die den Status quo in Frage stellen und der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten.»

Museumsdirektorin: «Kein Unterschied zwischen Tier und Kind»

Busch selbst sei von den Erziehungspraktiken seiner Zeit geprägt worden. Er habe die im 18. und 19. Jahrhundert populäre, sogenannte Schwarze Pädagogik am eigenen Leib erfahren. Diese verstand körperliche Gewalt, Demütigungen und Einschüchterungen als legitime Erziehungspraktiken. Vor diesem Hintergrund bekommen seine Zeichnungen über Ungehorsam und Strafe eine biografische Tiefe.

Archetyp: Lehrer Lämpel. Illustration: Wikimedia Commons

Germanist und Literaturkritiker Košenina sagt: «Max und Moritz brechen aus den strengen Familienordnungen des 19. Jahrhunderts aus.» Es seien «Rebellionsversuche gegen väterliche Autorität, schulische Ordnung, unsoziales Klassenbewusstsein».

Laut Museumsdirektorin Jandl-Jörg war es damals üblich, «dass man Kinder geschlagen und gezüchtigt hat und es eigentlich keinen Unterschied gab zwischen Tier und Kind. Man hat die einfach dressiert und abgerichtet.» Heute sehe man Kinder hingegen als «Partner, als kleine Wesen, mit denen man sich beschäftigen und auseinandersetzen muss, und die auch die Möglichkeit haben müssen, ein bisschen dagegen zu sein und ein bisschen Widerstand zu leisten».

Ein Klassiker der deutschen Kinderliteratur

«Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen» gilt bis heute als eine der bekanntesten deutschen Kinder- und Jugenderzählungen. Auch deshalb trägt das Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover Wilhelm Buschs Namen. 160 Jahre nach ihrem Erscheinen widmet dieses Wilhelm-Busch-Museum den zwei berühmten Bengeln eine Ausstellung. Unter dem Titel «BÖSE?! Widerstand und Verbrechen – 160 Jahre Max und Moritz» läuft sie vom 27. September bis 8. Februar 2026.

Nach der Einschätzung von Museumsdirektorin Jandl-Jörg können Eltern, Lehrkräfte und Kinder auch heute noch viel aus «Max und Moritz» lernen. Dazu gehöre etwa ein «respektvoller Umgang auf Augenhöhe». Es brauche eine «starke, solidarische Gesellschaft, um den Bösen, die jetzt gerade ihr Unwesen treiben, weltweit Paroli zu bieten.»

Buschs Stammverlag führt keine aktuelle Ausgabe mehr

Ob sie nun Kinderbuchfiguren oder subversive Satiregestalten sind – Max und Moritz haben für ihre Fans ihre Wirkung bis heute nicht verloren. Doch nicht mehr überall ist der Kinderbuchklassiker verfügbar: Der Münchener Bassermann Verlag, dessen wohl bekanntester und wichtigster Autor Wilhelm Busch war, führt nach eigenen Angaben derzeit keine aktuelle Busch-Ausgabe mehr im Programm. Von Leonard Fischer, dpa

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447
1 Monat zuvor

«Sie treten vielmehr als kritische, chaotische Antagonisten zum bürgerlich-spießigen Zeitgeist auf, die den Status quo in Frage stellen und der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten.»

Postmoderne Vollverstrahlung, Maximalstufe erreicht:

“Hooligans
treten vielmehr als kritische, chaotische Antagonisten zum konsum-kapitalistischen Wohlfühlzeitgeist am kommerzialisierten Fußballstadion auf, die den Status quo in Frage stellen und doppelbödig-medial “treten” – zu und auf!”

“Brandstifter
treten vielmehr als kritische, chaotische Antagonisten zum bourgeois konstruierten Idyll des klimaschädlichen Einfamilienhauses auf, die den Status quo des cis-hetereo-Familienstereotypes performativ in Frage stellen: Das kreditfinanzierte, sozial aber distanzierte und letztlich unsolidarische Einfamilienhaus. Das sollte uns zu denken geben.”

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  447

“Postmoderne Vollverstrahlung, Maximalstufe erreicht”
Vielleicht sollten Sie sich nochmal über Herrn Busch informieren…

Ihre Beispiele von “Hooligans” und “Brandstifter” erwecken – wieder – den Eindruck, dass Sie Schwierigkeiten mit der Unterscheidung von Wirklichkeit und Fiktion hanen.
Hätte nie gedacht, dies mal zu schreiben, aber Sie sollten weniger lesen! 🙁

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Haben Sie mit Sprache und Literatur was am Hut ?
Vergleichen Sie mal die (sicherlich hoch qualifizierte und doppelt wiiiisssenschaftliche) Literaturwissenschaftsaussage und meine Quantenpersiflage.

Wenn Sie es nicht sehen, kein Problem, ich erkläre es gerne.

P.S.: Die üblen Auswirkungen der schröcklichen Max-Moritzliteratur auf mich können Sie daran erkennen, dass ich schon als Kind das Ende der beiden passend fand – weil Grausamkeit gegen Tiere, dachte ich als Kind, das darf nicht sein. Oh je oh je. Da nahm das Unheil schon seinen Lauf. (Tun die Tieren überhaupt was in der Geschichte ? Zu lange her.)

Marion
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Die brachten Witwe Boltes Hühner auf ziemlich grausame Weise um.
Nun hätte die gute Alte die Hühner zwar auch abgemurkst –
vermutlich aber schnell und schmerzlos. Kopf ab mit dem Hackebeil und fertig.
Max und Moritz banden vier leckere Bröcklein an die vier Enden von zusammengeknoteten Schnüren, und legten diese aus.
Die Hühner pickten sie auf, schluckten sie hinunter und hingen nun wie der Fisch an der Angel an den Schnüren fest.
Panisches Gezerre und Geflatter mit folgendem Ende: Die armen Viecher hängten sich selber auf.
Frau Bolte weinte bittere Tränen um ihr geliebtes Federvieh, war aber pragmatisch genug, sich nun, da diese schon mal tot waren, ein leckeres Mittagessen zuzubereiten. Sie rupfte die Hühnchen und legte sie zum Grillen auf den Herd.
Aber Max und Moritz waren noch nicht fertig mit der guten Frau.
Sie stiegen ihr auf’s Dach, angelten sich, durch den Schlot hindurch, die auf dem Herd brutzelnden Hühnchen, während die Witwe kurz im Keller weilte um sich eine leckere Beilage für ihr Mahl aus dem Krautfaß zu holen und verzehrten sie.
Danach sieht man sie mit dicken Bäuchen und aus dem Mund ragenden Hühnerschlegel in irgendeinem Gebüsch liegen, vermutlich laut schnarchend.
Ganz üble Gesellen, Tiere quälen alte Damen beklauen und Lehrer in die Luft sprengen…..
Nun ja, ob sie deshalb die Todesstrafe verdient haben, muß jeder selbst beurteilen. 😉

Marion
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Nachtrag:
Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
DESHALB sind Sie Lehrer geworden.
Sie arbeiten damit unbewußt Ihr tiefsitzenden Kindheitstrauma auf.
Als Lehrer können Sie sich für all die Schandtaten, die Max und Moritz – vor allem auch am armen Lehrer Lämpel – begangen haben, rächen. (Scherz)

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Marion

Achuevement unlocked: [Tiefenanalyse] – ergründe eine unbewusste Motivation. 😀

Marion
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Uuund noch ein Nachtrag:
Hab nachgeschaut:
Als die Witwe Bolte aus dem Keller zurückkam und voller Schrecken feststellen mußte daß ihr Mittagessen weg war, erblickte sie ihren braven Hund “Spitz”.
“Mit dem Löffel groß und schwer, geht es über Spitzen her;
laut ertönt sein Wehgeschrei, denn er fühlt sich schuldenfrei.”
DAS habe ich Max und Moritz wirklich sehr verübelt.
Nicht nur dass sie Leute bestahlen und schwere Körperverletzung begingen – sie ließen auch noch Unschuldige für ihre Schandtaten büßen.
Ich hatte als Kind immer furchtbares Mitleid mit dem armen Spitz, wie er da für nichts und wieder nichts verdroschen wurde.
Ok – unter diesem Gesichtspunkt bin ich geneigt, es als verdiente Ironie des Schicksals zu betrachten, dass Max und Moritz ausgerechnet als Futter für Geflügel enden mußten:
“Hier kann man sie noch erblicken, fein geschroten und in Stücken.
Doch sogleich verzehret sie Meister Müllers Federvieh.”

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Marion

Das hatte ich total vergessen, danke.

Marion
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Bitte. Immer wieder gerne.
Ich hoffe es ist meinen Beiträgen zu entnehmen, dass ich ein ausgesprochener Fan der Geschichten von Max und Moritz bin.
Ehrlich gesagt liebe ich auch den Struwwelpeter – shame on me.
Beide Bücher – M+M und der Struwwelpeter – finden sich aber mittlerweile kaum noch in den Leseecken heutiger Kitas, und ich habe es nicht gewagt meine heimischen Exemplare mitzubringen und vorzulesen.
Ich fürchte, damit hätte ich mir den ein oder anderen Ärger eingefangen.
Vor allem “Die Geschichte von den schwarzen Buben” ginge heute gar nicht mehr. Was ich angesichts der Tatsache, dass es mittlerweile in nahezu jedem Kindergarten auch dunkelhäutige Kinder gibt, für nachvollziehbar halte.
Im Grunde aber plädiert die Geschichte ja dafür, andere nicht dafür zu verspotten, dass sie anders aussehen – man muss halt auch den zeitlich/historischen Kontext sehen.
Rein sprachlich betrachtet, halte ich diese Bücher für kostbare Schätze.
Und mal abgesehen von der “Mohren”-Geschichte, dem Daumenlutscher und dem Suppenkaspar, sind die Konsequenzen, die den Protagonisten widerfahren, m.E. durchaus verständlich:
Wer Mensch und Tier quält, wie der böse Friederich, muss sich nicht wundern, wenn eins der Opfer sich auch mal wehrt.
Tja, und das arme Paulinchen hat gezündelt – das kann nun mal böse enden.
Die Geschichte vom wilden Jäger dürfte selbst Peta gefallen.
Und was passiert schon dem Zappel-Philipp? Er fällt halt mitsamt Tischtuch und Geschirr vom Stuhl. Kann passieren, wenn mam beim Essen auf Selbigem unentwegt herumschaukelt.
Den Hans Guck-in-die-Luft würde ich heute, statt in den Himmel, eher aufs Handy glotzen lassen – ansonsten ist auch diese Geschichte durchaus stimmig.
Und der fliegende Robert? – Hach, was hab ich mich als Kind immer gefragt, was aus dem wohl geworden ist. Zu gern hätte ich erfahren, wohin ihn der Wind getragen hat.
Was den “garst’gen Struwwelpeter” selbst betrifft – nun ja, ich hielt den als Kind gar nicht für so garstig. Nur seine Fingernägel fand ich gruselig. Die hätte er sich echt mal schneiden können.
Aber die Haare hatte er doch recht schön, oder?
In den Achtzigern saßen wir Mädels beim Friseur und ließen uns ‘ne Dauerwelle machen.
Danach sahen wir ganz ähnlich aus.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Ich möchte Sie bitten, es mir zu erklären 🙂

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Sie nehmen bei post-modernem und/oder dummem Gelaber einfach die Satzstruktur (besonders bei zahllosen nicht genannten, abstrusen Axiomen) und setzen andere Begriffe (besonders: Nomen, Adjektive, Adverbien) ein. Dabei gerne gegenteilige Konnitation wählen.

Wenn die Aussage dann immer noch ohne empirischen Realitätsbezug funktioniert, handelt es sich (alt-deutsch) um Elfenbeinturmgelaber oder (neu-deutsch) AI-slop.

Primitivbeispiel:

“Alle Männer sind sexistische Schweine !”
–>
“Alle Frauen sind makellose Engel !”

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Wilhelm Busch hätte wohl an dieser Stelle folgende Verse über R. Z. geschrieben:

“Rechthaber
Seine Meinung ist die rechte,
wenn er spricht, müsst ihr verstummen,
sonst erklärt er euch für Schlechte
oder nennt euch gar die Dummen.

Leider sind dergleichen Strolche
keine seltene Erscheinung.
Wer nicht taub, der meidet solche
Ritter von der eigenen Meinung.”

W. Busch war ein guter Menschenkenner und Beobachter, was man an vielen seiner kurzen und langen Verse sehen kann (wenn man des Lesens und Verstehens mächtig!)
🙂

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Also ich wäre dafür, diese Geschichten in den Giftschrank zu verbannen. Die Chaoten, die den großen Stromausfall kürzlich im SO Berlins verursachten, die das Flughafen-IT-System in Berlin, Brüssel und Dublin massiv stör(t)en, die erfolgreich kritische Infrastruktur stören, haben sicher von Max und Moritz gelernt. Aber die Geschichte wohl nicht zu Ende gelesen. Oder sie wissen, das die Zeit der “schwarzen Pädagogik”vorbei ist – keine drastischen Strafen für “böse Taten”. (Sarkasmus)

Unfassbar
1 Monat zuvor

Als Kind konnte ich noch nicht lesen, aber Max und Moritz auswendig, weil mir mein Vater das Buch oftmals vorgelesen hat. Dasselbe galt auch für den Struwwelpeter und Struwwelliese.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Hatte ein Kapitel in Arbeitsblättern (ich meine zu Satzgliedern?) und die Klasse wollte wissen, wie es weitergeht ^^
Danke für die Erinnerung, Mad Max and Monsterous Moritz fehlen der Klassenbibliothek noch!

Was den Reiz angeht, aus rein privater Meinung sehe ich da keinen Unterschied zu Mörderserien oder Ähnlichem für Erwachsene:
Man schaut gebannt und begeistert zu, wie jemand die Regeln bricht, damit durchkommt und am Ende sich bspw. ändert oder stirbt – damit wir es nicht mehr selber tun müssen. Ein Hoch auf die Fiktion 😛

Pauker_In
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Klar, ohne Mord und Totschlag kommen ja gerade die schönsten Märchen nicht aus! Kinder werden gemästet, um sie zu schlachten; aber dann schieben sie die böse Hexe selbst in den Ofen. Wer sieben auf einen Streich killt, ist der große Held… usw.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Pauker_In

Märchen und “grausame” Geschichten können aber auch eine heilende Wirkung haben und Kinder stark machen. Das Buch aus dem ersten link habe ich z. B. öfter genutzt (auch in der Schule).
https://www.ebay.de/itm/277297930048?_ul=DE&mkevt=1&mkcid=1&mkrid=707-53477-19255-0&campid=5339114222&toolid=10001&customid=eb%3Ab%3Avms%3Aeb%3Ap%3A277297930048%3Bc44b93203d971ae979ddfbfbd9afbe06&loc_physical_ms=116076&loc_interest_ms=&msclkid=c44b93203d971ae979ddfbfbd9afbe06
In den folgenden links wird diese Wirkung näher erläutert.
https://www.vfp.de/magazine/freie-psychotherapie/alle-ausgaben/heft-04-2019/die-heilende-kraft-der-maerchen-in-der-paedagogischen-therapeutischen-arbeit-mit-kindern
https://teamgesundheit.de/blog/maerchen-machen-mutig-wie-geschichten-an-foerderschulen-stark-machen/
Tscha, die einen verteufeln die alten Märchen und Geschichten als grausam und nicht zeitgemäß, die anderen finden sie wertvoll für die Entwicklung von Kindern. Ich gehöre zu letzteren. Meine Kinder und Enkel liebten Es, wenn wir ihnen Märchen oder “Max und MOritz”, “Struwwelpeter” und Co. vorlasen. Sie konnten schon im Vorschulalter vieles mitsprechen und wollten immer wieder diese Geschichten hören.

Hysterican
1 Monat zuvor

Ich warte auf die hier üblicherweise aufploppenden “Verbotsforderungen” für dieses Machwerk … Popkorn steht schon bereit – die Tatsache, dass es sich hier um zwei Jungs handelt sollte die Gruppe derjenigen, die sich über die “männlich-spezifische Gewaltbereitschaft” in unserer immer noch “patriarchal geprägten Gesellschaft” eigentlich zum Auflaufen zu kritischen Höchstform animieren.

Bin gespannt, ob ich in meinen Erwartungen bestätigt oder enttäuscht werde.

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Na, da haben sie meinen Post offensichtlich nicht richtig verstanden … Aber das soll ja schon mal vorkommen….

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Nun ja, ich kritisiere hier die – so erscheint es zuweilen – instinktiv geleiteten Menschen, die diese “alten Bücher” wegen ihrer aus unserer heutigen Sicht menschenverachtenden Botschaften reflexartig verbieten wollen – ohne den historischen Kontext der Entstehung zu beachten.
Dabei versteifen sich diese Leute beharrlich auf die heute als gültig geltenden Moral- und Wertevorstellungen, von denen sie selbst in einer mehrperspektivischen und umfassenderen Debatte nicht abzuweichen oder zu relativieren bereit sind.
Stattdessen werden die Vertreter einer differenezierteren Betrachtungsweise wahl- und themenweise als “frauenfeindlich, rassistisch, nazistisch, unreflektiert, usw usf. diffamiert. Hauptsache, das Gegenargument gegen die eigene Position wird ausgrenzend und herabwürdigend attackiert.
Somit stelle ich mich gegen solcherart von Bücherverboten – egal aus welcher Richtung.

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Erzählen sie mir nichts Halbgares über Bücherverbote … ihr Problem ist, dass sie bewusst und immer wieder Posts falsch verstehen (wollen) … um dann in den Empörungs- und Vorwurfmodus ggü anderen Meinungen als ihrer eigenen durchstarten zu können.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Noch´n Gedicht von Heinz Erhardt:

Wahrheit

Die schlechtesten Bücher sind es nicht,
an denen Würmer nagen,
die schlechtesten Nasen sind es nicht,
die eine Brille tragen.
Die schlechtesten Menschen sind es nicht,
die dir die Wahrheit sagen.

Pauker_In
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Ich kann es nicht belegen, aber ich habe mal eine Kritik zu Max und Moritz gelesen, die genau in dieses Horn stieß. Das Werk zeige nicht Humor, sondern bloß Sadismus, so in der Art ging es zur Sache.

Indra Rupp
1 Monat zuvor

Busch ist kein Kinderbuch Autor. In allem steckt sozialkritisches, auch in den vielen Gedichten. Bei Max und Moritz spiegelt er die grausame Gesellschaft. Da sind Kinder, die Blödsinn machen und die erhalten quasi die Todesstrafe, ohne dass das jmd berührt und wegen genau dieser Mentalität hat es überhaupt den Max und Moritz erst gegeben.

potschemutschka
1 Monat zuvor

Interessant, vor genau 10 Jahren gab es schon einmal einen kurzen Artikel zu “Max und Moritz” hier bei n4t. Er wurde damals aber kaum beachtet, nicht kommentiert.
https://www.news4teachers.de/2015/10/erstaunlich-unkorrekte-lausbuben-max-und-moritz-sind-150-jahre-alt/https://www.news4teachers.de/2015/10/erstaunlich-unkorrekte-lausbuben-max-und-moritz-sind-150-jahre-alt/

potschemutschka
1 Monat zuvor

Eine Lebensweisheit von Wilhelm Busch, die man befolgen sollte:

“Es stand vor eines Hauses Tor
ein Esel mit gespitztem Ohr,
der käute sich ein Bündel Heu
gedankenvoll und still entzwei. –
Nun kommen da und bleiben stehn
der naseweisen Buben zween,
die auch sogleich, indem sie lachen,
verhasste Redensarten machen,
dass sich der Esel ärgern sollte. –
Doch dieser hocherfahrne Greis
beschrieb nur einen halben Kreis,
verhielt sich stumm und zeigte itzt
die Seite, wo der Wedel sitzt.”