Manche Dinos standen früher vor dem Aussterben als bislang gedacht

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MÜNCHEN. Vor gut 65 Millionen Jahren schlug ein gewaltiger Asteroid auf der Erde ein, in der Folge starben etliche Arten aus – auch die Dinosaurier. Einigen von ihnen könnte es aber schon weit davor übel ergangen sein, vermuten Forscher nun.

Ihm ging es vor 65 Millionen Jahren noch gut. Tyrannosaurus Rex. Foto: David Monniaux / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Ihm ging es vor 65 Millionen Jahren noch gut. Tyrannosaurus Rex. Foto: David Monniaux / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Zumindest um einige große Pflanzenfresser unter den Dinosauriern war es schon weit vor dem Einschlag eines Asteroiden vor rund 65 Millionen Jahren nicht gut bestellt. Ihre Zahl sei in den letzten zwölf Millionen Jahren der Kreidezeit zurückgegangen, berichten deutsche und US-Forscher im Fachmagazin «Nature Communications». Insgesamt sei die gesamte Entwicklung wohl viel komplexer als gedacht verlaufen.

Der gängigen Theorie zufolge beförderte der riesige Asteroid, der einst im Golf von Mexiko niederging, durch seinen Einschlag so viel Staub in die Atmosphäre, dass über Jahre kaum Sonnenlicht zur Erde drang. Folge war ein Massensterben, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen.

«Wir wissen inzwischen, dass das endgültige Aussterben der Dinosaurier wahrscheinlich von dem Einschlag eines Asteroiden in Kombination mit massiven Vulkanausbrüchen in Indien verursacht wurde», sagte Richard Butler von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, Mitautor der Studie. «Unter Paläontologen gibt es aber seit langer Zeit eine Debatte darüber, ob es bereits vorher einen Dinosaurier-Rückgang gegeben hat.»

„Es war wohl sehr viel komplexer“

In ihre Analyse hatten die Wissenschaftler um Stephen Brusatte vom American Museum of Natural History in New York neben der Entwicklung der Artenzahl auch die Gestalt der Dinosaurier und deren Ausprägungen einbezogen. Die Artenzahl allein könne wegen ungleichmäßig verteilter Fossilien ein verzerrtes Bild liefern, erläutern die Forscher. Für insgesamt 150 Arten aus sieben Dinosaurier-Gruppen wurde deshalb basierend auf anatomischen Merkmalen des Skeletts erfasst, wie stark ihre Gestalt variierte.

Zu erkennen war ein Rückgang der Diversität bei großen Pflanzenfressern in der Endphase der Kreidezeit, die vor rund 145,5 Millionen Jahren begann und vor etwa 65,5 Millionen Jahren endete. Die Abnahme der Variabilität könnte auf einen Rückgang hinweisen, so die Annahme der Forscher. Betroffen seien vor allem Hadrosaurier und Ceratopsier.

Im Gegensatz dazu blieb die Diversität von Fleischfressern wie den Coelurosauriern und Tyrannosauriern, zu denen auch der berühmte T-Rex gehört, von mittelgroßen Pflanzenfressern sowie riesigen Pflanzenfressern stabil oder erhöhte sich sogar leicht. Das Ergebnis galt allerdings nur für Saurier in Nordamerika: In Asien nahm die Diversität der Hadrosaurier zu. Als Grund für die Unterschiede vermuten die Forscher geografische Ursachen.

«Ich denke, diese Erkenntnis ist ein relativ großer Schritt», sagte Butler von der LMU. Die Wissenschaftler wollen nun auch Dinosaurier in Südamerika, Afrika und Europa unter die Lupe nehmen, um festzustellen, ob es ein globales Muster gibt. Bislang hatten Forscher nach Angaben Butlers gemeinhin angenommen, dass sich entweder alle Dinosaurier bereits vor ihrer Auslöschung vor 65 Millionen Jahren durch einen Asteroiden im Rückgang befanden – oder keine. «Jetzt können wir davon ausgehen: Es war wohl sehr viel komplexer.» dpa
(1.5.2012)

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