Schüler auf ein Auslandsjahr vorbereiten

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Wie können Schüler optimal auf ein Auslandsjahr vorbereitet werden?

Ein Schuljahr im Ausland zu verbringen, gibt Schülern die Möglichkeit, ihre Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen, aber auch selbstständiger zu werden. Zudem fördert ein Auslandsjahr die interkulturelle Kompetenz. Doch welche Rolle kommt der Lehrkraft bei der Planung des Auslandsjahres zu, welche Schritte sind einzuleiten und wie kann sich, im Anschluss an das Auslandsjahr, die Nachbearbeitung im Unterricht gestalten?

© anna_murashova - Fotolia.com
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Was sind die Voraussetzungen für den Schüleraustausch?

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ein Schüler ein Schuljahr im Ausland verbringen darf?

Zum einen muss es sich um einen Schüler einer deutschen Haupt- oder Realschule oder eines Gymnasiums handeln. Vor allem an Gymnasien finden regelmäßig organisierte Auslandsaufenthalte statt. Die teilnehmenden Schüler müssen zwischen 15 und 18 Jahren sein und über einen mindestens befriedigenden Notendurchschnitt verfügen. Die Zeugnisnote der Landessprache des Landes, in dem der Auslandsaufenthalt stattfinden soll, darf keine fünf oder sechs sein. Außerdem muss der Schüler für die Zeit des Auslandsaufenthaltes von der deutschen Schulbehörde beurlaubt werden.

Was für Vorteile haben die Schüler von einem Auslandsaufenthalt?

Der Auslandsaufenthalt bietet dem Schüler viele Vorteile. Zum einen ist er auf sich selbst gestellt, muss sich mit einer anderen Sprache und Kultur auseinandersetzen und wird auf diese Weise schnell selbstständig. Zum anderen bekommt er Einblicke in eine andere Lebensweise, die ihn nachhaltig prägen soll und er lernt die Fremdsprache deutlich schneller und besser, als dies zuhause in Deutschland der Fall wäre.

Die Selbstreflexion der Schüler und auch die Sichtweise, welche sie nach dem Auslandsaufenthalt auf ihr eigenes Heimatland haben, werden sich verändern, sie werden weltoffener und bauen Hemmungen im Umgang mit anderen Kulturen und Sprachen ab. Zu guter Letzt macht sich ein Auslandsjahr später auch immer gut im Lebenslauf und zeigt potentiellen Arbeitgebern, dass der Bewerber offen für neue Erfahrungen ist, einen bestimmten Kulturkreis gut kennt und zudem über fundierte Sprachkenntnisse verfügt. Das beliebteste Ziel für den Auslandsaufenthalt deutscher Schüler sind übrigens die USA, danach folgen Kanada, Neuseeland und Australien, wie die nachstehende Statistik zeigt.

Anzahl der deutschen Teilnehmer an Schüleraustauschprogrammen - Statisti
Die meisten Schüler zieht es in die USA (© weltweiser.de / In: Statista 2015)

Für welche Schüler ist ein Auslandsjahr zu empfehlen?

Grundsätzlich kann ein Auslandsaufenthalt besonders verschlossenen oder schüchternen Schülern sehr viel bringen. Doch der Schüler muss in jedem Fall aus eigenen Stücken entscheiden, diesen Schritt gehen zu wollen. In jedem Fall für ein Auslandsjahr geeignet, sind Schüler, die mutig und offen für Neues sind, die Spaß daran haben, sich in einer fremden Umgebung zurecht zu finden und vor allem den Mut, ihre Familie, ihre Freunde und ihr gewohntes Umfeld für eine bestimmte Zeit zu verlassen.

Welche Rolle kommt der Lehrkraft bei der Entscheidung und der Vorbereitung zu?

© contrastwerkstatt - Fotolia.com
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Lehrer sollten unterstützend zur Seite stehen

Entscheidet sich ein Schüler für ein Auslandsjahr, kommt der Lehrkraft ab einem gewissen Punkt immer eine organisatorische Funktion zu. Bereits bei der Entscheidungsfindung kann die Lehrkraft den Schüler positiv beeinflussen, indem sie etwa Zweifel zerstreut und den Schüler ermutigt, das Abenteuer Auslandsjahr zu wagen. Vor allem bei unsicheren Schülern kann sich solch eine Überzeugungsarbeit von Seiten der Lehrkraft auszahlen, denn gerade solche Schüler profitieren von einem Auslandsjahr besonders und kommen selbstbewusster und selbstständiger nach Deutschland zurück. Doch auch in Bezug auf die Formalien sind Lehrkräfte Ansprechpartner. In erster Linie geht es dabei darum, wie der Auslandsaufenthalt in die individuelle Schullaufbahn integriert werden kann. Der bestmögliche Fall ist, dass während des Auslandsaufenthalts erbrachte Leistungen in Deutschland anerkannt werden und der Schüler die Klasse nicht wiederholen muss, sondern in seine alte Klassengemeinschaft zurückkehren kann. Nicht vergessen werden darf dabei jedoch, dass es in erster Linie der Schüler selbst sein sollte, der sich um die Vorbereitung des Auslandsjahres und die organisatorischen Fragen kümmert. Die Lehrkraft steht unterstützend zur Seite und macht dann ihren Einfluss geltend, wenn es der Schüler selbst nicht kann.

News und Informationen rund um das Thema Auslandsaufenthalte, welche für Schüler und Lehrer gleichermaßen interessant sind, finden sich unter http://www.weltweiser.de, einem unabhängigen Bildungsberatungsdienst.

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Welche Schritte sind an der deutschen Schule einzuleiten?

Für die Zeit des Auslandsaufenthaltes muss der Schüler beurlaubt werden. Die Schulleitung entscheidet darüber, muss sich allerdings an bundesspezifische Vorgaben halten. Die Schule muss dann noch festlegen, ob der Schüler die Klasse nach dem Auslandsjahr wiederholen muss oder nicht. In der Praxis ist es häufig so, dass von einer Wiederholung abgesehen wird, wenn der Notendurchschnitt des Schülers vor dem Auslandsjahr 2.0 oder besser ist. Auch die im Ausland erbrachten Noten sowie die dort gewählte Fächerkombination können bei dieser Entscheidung eine Rolle spielen. Jedoch hat der Schüler keinen generellen Anspruch darauf, dass das Auslandsjahr von seiner deutschen Schule anerkannt wird.

Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Auslandsjahr?

Schüler von Gymnasien mit neun Jahren Schulzeit sollten die elfte Klasse für das Auslandsjahr wählen, da in dieser meist sowieso viel Stoff wiederholt wird. Auf diese Weise gestaltet sich der Wiedereinstieg nach einigen Monaten oder einem ganzen Jahr deutlich leichter.  Das elfte Schuljahr entfällt jedoch im Zuge von G8 und auch an Realschulen besteht es nicht. In diesem Fall bieten sich die neunte oder zehnte Klasse für den Auslandsaufenthalt an. An Gymnasien mit 8 Jahren Schulzeit ist die elfte Klasse bereits die Qualifikationsphase für das Abitur. Doch auch hier können, in Absprache mit der Schulleitung, Lösungen gefunden werden. So ist es etwa eine Option, dass der Schüler nur ein halbes Jahr ins Ausland reist und sich die Noten des zweiten Halbjahres der elften Klasse dann doppelt anrechnen lässt. Hierzu hat die Kultusministerkonferenz 2006 einen Beschluss erlassen. Dazu heißt es in einer Pressekonferenz:

Die neu gefasste Vereinbarung sieht unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes von Schülerinnen und Schülern während der Qualifikationsphase, also den letzten vier Schulhalbjahren, vor, um damit die Mobilität der Schülerinnen und Schüler nicht nur innerhalb Deutschlands sondern Europas und der weiteren Welt zu erhöhen.“ (Quelle: http://lakk.bildung.hessen.de/netzwerk/faecher/bilingual/internes/news/1150536402.html)   

Zu beachten ist allerdings, dass die einzelnen Bundesländer verantwortlich für die Umsetzung dieses Beschlusses sind. Deshalb ist es essentiell, erst mit der Schulleitung zu besprechen, welche Regelungen an der Schule gelten. Schüler, die kein ganzes Jahr, sondern nur ein paar Monate ins Ausland reisen möchten, haben in der Regel die Möglichkeit den versäumten Unterrichtsstoff einfach nachzuholen.

Was müssen Schüler sonst noch beachten?

Im Vorfeld gibt es einiges zu organisieren, bevor die Reise ins Ausland losgehen kann. Lehrer sollten ihre Schüler darauf hinweisen und in den Wochen vor dem Auslandsaufenthalt auch immer mal nachhaken, zum Beispiel, ob sich der Schüler schon intensiv mit dem Gastland beschäftigt oder bereits alle wichtigen Dokumente zusammengesucht hat. Auch der Versicherungsschutz darf nicht vergessen werden. Der Beitrag „Ein längerer Auslandsaufenthalt sollte gut vorbereitet sein“ weist darauf hin, dass es bei Reisen ins außereuropäische Ausland vor allem auf eine gültige Krankenversicherung ankommt. Doch auch eine Haftpflichtversicherung ist essentiell, schließlich kann vor Ort immer mal etwas passieren. Eine Checkliste zu den einzelnen Planungsphasen des Auslandsaufenthaltes, die Schülern nützlich sein kann, findet sich unter www.auslandsjahr.org.

Was, wenn die Schüler nur zu zweit ins Ausland wollen?

© Christian Schwier - Fotolia.com
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Vor Ort sind neue Freundschaften schnell geschlossen

Das zwei befreundete Schüler ihr Auslandsjahr gemeinsam antreten, ist keine gute Idee. Es geht bei dieser Erfahrung schließlich darum, Selbstständigkeit zu lernen und sich allein in einer fremden Umgebung zu behaupten. Diese positiven Erfahrungen werden nicht gemacht, wenn sich mehrere deutsche Schüler zu einer Gruppe zusammenschließen. So schwer es auch sein mag, Lehrkräfte sollten die Schüler davon überzeugen, dass sie dieses Abenteuer allein wagen und ihnen Mut machen, dass sie im Gastland schnell Anschluss und neue Freunde finden werden. Auch die Organisationen selbst achten in der Regel darauf, dass sich nicht gleich mehrere deutsche Schüler zur gleichen Zeit an einer Schule des Gastlandes befinden, sondern dass sie vielmehr breit gestreut sind.

Wie kann das Auslandsjahr nach der Rückkehr in Deutschland nachbereitet werden?

Kommen die Schüler von ihrem Auslandsjahr zurück, bringen sie zahlreiche neue Eindrücke und Erfahrungen mit. Es macht Sinn, die Schüler deshalb in besonderer Weise in den Unterricht einzubinden, sodass die gesamte Klasse an ihren Kenntnissen, zum Beispiel über die fremde Kultur, teilhaben kann. So kann der Schüler über sein Auslandsjahr erzählen oder für die Klassenkameraden auch eine Power-Point-Präsentation mit Fotos vorbereiten. Die Lehrkraft kann dies nutzen, um beispielsweise auf politische oder gesellschaftliche Themen, welche im Gastland gerade aktuell sind, einzugehen. Der Schüler berichtet sicher gern von seinen spannenden Erlebnissen, die Klasse kann etwas dazu lernen und die Lehrkraft ihren Unterricht lebendiger und abwechslungsreicher gestalten. Es handelt sich also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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