Lehrermangel an Grundschulen: Kultusminister Lorz lockt jetzt Pensionäre – mit höherem Gehalt als im regulären Dienst

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WIESBADEN. In Hessen werden die Lehrer an den Grundschulen knapp. Das veranlasst Minister Lorz jetzt zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er wirbt um Pensionäre – und lockt sie mit einem Gehalt, das sie im regulären Dienst nicht hatten.

Pensionierte Grundschul-Lehrkräfte werden in Hessen heiß umworben. Foto: Dietmar Temps / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Pensionierte Grundschul-Lehrkräfte werden in Hessen heiß umworben. Foto: Dietmar Temps / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Wegen des Lehrermangels an Hessens Grund- und Förderschulen will Kultusminister Alexander Lorz (CDU) Pensionäre reaktivieren. Lehrern kurz vor der Rente soll zudem ein längerer Dienst an den Schulen schmackhaft gemacht werden. Insgesamt 2180 Pädagogen wurden nach Angaben des Kultusministeriums angeschrieben, davon rund 1600 Ruheständler. Bei den Lehrern kurz vor der Rente handele es sich um Pädagogen, die im Laufe der kommenden zwei Jahre regulär ausscheiden würden, teilte das Ministerium am Montag in Wiesbaden mit.

Als Grund für den Aufruf führt Kultusminister Lorz vor allem den leer gefegten Arbeitsmarkt von verfügbaren Lehrkräften mit Grund- und Förderschullehramt an. Hessen habe für die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher knapp 2000 neue Stellen für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt. Dazu seien der Ausbau der Ganztagsbetreuung sowie ein weiterer Anstieg von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf gekommen. Auch die Reduzierung der Arbeitszeit ab dem Sommer führe zu einem größeren Bedarf an Lehrern, erklärte der Minister den Aufruf.

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Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Jochen Nagel, bezeichnete die Pläne des Kultusministers als «Offenbarungseid der Landesregierung». Sie habe den Beruf des Grundschullehrers absolut abgewertet. Dass kaum noch junge Lehrer nachkommen, um den Bedarf zu decken, liege vor allem auch an der schlechten Bezahlung der Grundschullehrer, sagte Nagel auf Anfrage.

Lorz stellte den Pädagogen bei Interesse einen befristeten Arbeitsvertrag sowie eine höhere Entlohnung als die ursprüngliche tarifvertragliche Einstufung in Aussicht. Nach dem großen Zuzug von Flüchtlingen hatte das Kultusministerium bereits bei der Suche nach Lehrern für den Deutschunterricht Pensionäre angeschrieben. Diese hatten dann auch Stellen besetzt, die durch den Wechsel von Lehrern mit der Qualifikation Deutsch als Zweitsprache für den Flüchtlingsunterricht freigeworden waren.

Neben dem Aufruf an die Pensionäre plant das Kultusministerium nach eigenen Angaben weitere Schritte, um den Lehrkräftebedarf mittel- und langfristig zu sichern. Details wurden nicht genannt, diese seien noch in der Vorbereitung. dpa

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