Integration: Streit um islamischen Religionsunterricht

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BERLIN/DÜSSELDORF. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will als Reaktion auf seine Integrationsstudie den islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache an deutschen Schulen stärken. News4teachers berichtete bereits darüber.

Die Länder sind dabei schon unterschiedlich weit. Nordrhein-Westfalen will zum Schuljahr 2012/13 flächendeckend islamischen Religionsunterricht einführen, Niedersachsen plant die Einführung ein Jahr später. Auch Hessen meldete im Februar, dass das Kerncurriculum für den Islamischen Religionsunterricht in den Grundschulen vorliege. Bisher wird der Unterricht in Deutschland nur in Modellprojekten und nicht flächendeckend angeboten.

Muslime sollen sich mit ihrer Religion in Deutschland zu Hause fühlen. Hier betende Muslime in Indonesien. (Foto: dmahendra/flickr CC BY 2.0)
Muslime sollen sich mit ihrer Religion in Deutschland zu Hause fühlen. Hier betende Muslime in Indonesien. (Foto: dmahendra/flickr CC BY 2.0)

Angst vor Koranschulen

Nicht allen scheint das zu gefallen. Die BILD-Zeitung zitiert Heinz-Peter Meidinger, Chef des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), mit den Worten: „Natürlich dürfen Hinterhofmoscheen nicht das Bild des Islam prägen, aber die Initiative darf auch nicht dazu führen, dass an deutschen Schulen Zellen von ‚Koranschulen’ entstehen.“

Auf ähnliche Vorbehalte stößt auch Dagmar Stottmann-Lukas, Referentin für Ökumene im Bistum Hildesheim. Die schwierigste Aufgabe für sie sei, die eigenen Brüder und Schwestern von einer Zusammenarbeit mit Muslimen zu überzeugen, sagt sie. Naiv wurde sie schon häufiger deswegen genannt. „Das entsetzt mich, weil der Dialog doch zu unserem Grundauftrag als Kirche gehört.“ Und genau dazu dient der islamische Religionsunterricht. Er soll dazu beitragen, dass über den Islam in Deutschland ebenso wie über das Christentum geredet wird, dass Vorurteile abgebaut werden und sich Muslime mit ihrer Religion in Deutschland zu Hause fühlen können.

Hessen Integrationsminister hält Beiräte in NRW und Niedersachsen für verfassungswidrig

Eigens für die Ausbildung zum islamischen Religionslehrer sind Lehrstühle an den Universitäten entstanden. Eine islamische Theologie made in Germany wird in diesem Zusammenhang komplett neu entwickelt. Der Weg dahin ist bisher steinig gewesen und wird es offenbar weiterhin sein: Jahrelang schwelte der Konflikt darum, welche islamischen Verbände für die Muslime in Deutschland sprechfähig sind und den islamischen Religionsunterricht mit organisieren können. So schreibt es das Grundgesetz für Religionsunterricht vor. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wird jetzt dafür ein Beirat aus Vertretern von islamischen Verbänden und Mitarbeitern des Staates gebildet.

Hessens Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn hält das für verfassungswidrig. „Der Staat darf nicht der Lenker des Islam sein. Die in NRW und Niedersachsen gewählte Beirats-Lösung ist nach meiner juristischen Bewertung verfassungswidrig.“ Hahn verlangt, die Verantwortung der muslimischen Gemeinden mehr einzufordern.

Der Hesse kündigte an, er werde das Thema „islamischer Religionsunterricht“ und den in NRW und auch in Niedersachsen gewählten Verzicht auf eine „anerkannte Religionsgemeinschaft“ auf der Integrationsminister-Konferenz am 21./22. März in Saarlouis zum Thema machen. NINA BRAUN

(8. März 2012)

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