Von Leichen und Holzfällern: Bundesfinale von „Jugend forscht“ meldet Teilnehmerrekord

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LEVERKUSEN. Sie entwickeln Drohnen, bringen Krebszellen zum Leuchten und helfen, Morde aufzuklären: Beim Bundeswettbewerb «Jugend forscht» zeigen wissenschaftsbegeisterte Jugendliche, was sie können.

Wenn die Leiche langsam verwest, kommen Jenny Schmalfuß und ihre Tierchen ins Spiel. «Die Zahl der Larven und Käfer an einem toten Körper kann Forensikern nach einem Mord Hinweise darauf geben, wann der Mensch gestorben ist», sagt die 18-Jährige aus Mittweida in Sachsen. Doch dazu müssen die Fachleute erst einmal bestimmen, um welche Art Käfer es sich überhaupt handelt – ein zeitraubendes Unterfangen: «Das kann mit klassischen Büchern Stunden dauern», sagt sie.

In den vergangenen zwei Jahren hat Jenny deshalb ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich alle in Deutschland bekannten Arten der Aaskäfer mit ein paar Klicks einordnen lassen. Mit diesem Projekt steht die Schülerin nun als eine von 189 Teilnehmern im Bundesfinale von «Jugend forscht», einem Wettbewerb für jugendliche Wissenschaftler.

Forschungsreisen etwa nach China oder in die USA und Geldpreise gibt es zu gewinnen. (Foto: jugend forscht e.V.)
Forschungsreisen etwa nach China oder in die USA und Geldpreise gibt es zu gewinnen. (Foto: jugend forscht e.V.)

Auf zwei Etagen erstreckt sich im Stadion des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen die Ausstellungsfläche des diesjährigen «Jugend forscht»-Bundesfinales. Die jungen Tüftler, alle zwischen 14 und 21 Jahren alt, präsentieren hier 108 Forschungsprojekte – und stellten nach Veranstalterangaben zum sechsten Mal in Folge einen Teilnehmerrekord auf.

Am Sonntag wird der Bundessieger gewählt
Zwei von ihnen sind Patrick Ziesel und Joshua Rikker (Waiblingen/Baden-Württemberg), die für ihre Präsentation gleich zwei mannsdicke Baumstämme vor ihre Stellwände platziert haben. Die beiden 18-Jährigen haben eine Methode entwickelt, wie sich gefällte Bäume auch in unzugänglichen Waldstücken mit wenig Gerät zerteilen lassen. Ihr Holzspalter ist nicht viel größer als eine Computertastatur und kann dank einer Scharnierkonstruktion mit einem Schraubenschlüssel auch dickste Stämme teilen. «Das einzige, was man noch braucht, ist eine handelsübliche Motorsäge – und die hat eh jeder Waldarbeiter dabei», sagt Joshua.

Zum 48. Mal treten die besten Jungforscher an diesem verlängerten Wochenende im Bundesfinale in den wissenschaftlichen Wettstreit. Sie entwickeln für die Medizin verbesserte Methoden zur Krebszellenerkennung, berechnen an den Finanzmärkten die Folgen von Bewertungen durch Rating-Agenturen und bauen geräuscharme Rotoren für Windkraftanlagen.

Jury-Mitglieder aus Wirtschaft, Forschung und Schulen beurteilen die Projekte, wählen aus ihnen bis Sonntag die Bundessieger und verleihen zahlreiche Sonderehrungen. Darunter sind Geldpreise in Höhe mehrerer tausend Euro wie auch Forschungsreisen nach China, Australien und in die USA.

Auf einen dieser Preise hoffen auch Börge Scheel (14), Simon Tümmler (16) und Leonhard Kuboschek (16) aus Braunschweig. Die drei sind Wiederholungstäter: Sie lernten sich auf einem vergangenen Forschungswettbewerb kennen und gehen nun gemeinsam in die Luft. Die Jungs entwickelten einen Quadrocopter, also eine Flugmaschine mit vier Rotoren, die sich ohne manuelle Steuerung in der Luft halten kann und sich weder von Windböen noch von kleinen Stupsern aus dem Gleichgewicht bringen lässt. Noch dazu lässt sich das Fluggerät übers Internet steuern – theoretisch von jedem Ort der Welt aus.

Bis zum Wettbewerb im nächsten Jahr wollen sie ihr System noch weiterentwickeln – und hoffen auf den großen Durchbruch, sagt Simon: «Falls die Bundeswehr doch irgendwann mal einsatzfähige Drohnen brauchen sollte: Wir stehen bereit.» Torben Klausa/dpa

(31.5.2013)

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