FRANKFURT AM MAIN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat zum heutigen 15. Jahrestag der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung eine kritische Bilanz der Reformen gezogen und Bund, Länder und Hochschulen zu einem Kurswechsel in der Studienreform aufgefordert.
„Es gibt keinen Grund zum Feiern“, sagt der stellvertretende GEW-Vorsitzende und Hochschulexperte Andreas Keller. Mit dem Bologna-Prozess hätten sich die europäischen Bildungsministerinnen und -minister zwar viele richtige Ziele gesetzt, doch bei der Umsetzung der Reformen seien in Deutschland viele Probleme nicht gelöst, sondern verschärft worden.
So sollte die Reform die Qualität von Lehre und Studium ebenso wie die Mobilität der Studierenden und Lehrenden verbessern sowie die Anerkennung der Hochschulabschlüsse und Studienleistungen erleichtern. Doch „wer die Hochschule wechseln will, für den sind häufig schon die Grenzen zwischen Bundesländern nicht zu überwinden. Studierende beklagen zu viele Pflichtveranstaltungen und Prüfungen. Der Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium gleicht einem Lotteriespiel“, kritisiert Keller. Auch viele Lehrende fühlten sich alleingelassen. Reform der Curricula, Akkreditierung von Studiengängen, Evaluation der Lehre – den Dozenten würden immer mehr Aufgaben aufgehalst, ohne dass sie eine entsprechende Unterstützung bekämen. „Dabei kann die Studienreform nur dann klappen, wenn die Studierenden intensiver und individueller betreut werden.“
Die Studienreform habe Zukunft, wenn Bund, Länder und Hochschulen die Weichen für einen „Kurswechsel“ in den Bologna-Reformen stellten, sagt Keller. „Die soziale Dimension des europäischen Hochschulraums muss gestärkt, der freie Zugang zum Masterstudium für alle Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen garantiert werden. Wir brauchen bessere Betreuungsrelationen zwischen Lehrenden und Studierenden sowie eine spürbare Entlastung des Lehrpersonals von bürokratischen Aufgaben.“