Nächster Schritt der Digitalisierungsoffensive: Medienkunde bald in allen Schulen?

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BAD BERKA. Misstrauisch sein und nicht alle Daten im Internet preisgeben – das sollen Thüringens Grundschüler bald im Unterricht lernen.

Grundschüler in Thüringen sollen künftig stärker für die Gefahren im Internet sensibilisiert werden. Das Fach Medienkunde solle auf Grundschulen ausgeweitet werden, sagte der Direktor des Instituts für Lehrerfortbildung, Andreas Jantowski. «Grundschüler gehen zu sorglos mit ihren Daten um. Sie machen sich zu wenig Gedanken über die Folgen.» Das in Bad Berka ansässige Institut wolle nun Grundschullehrer auf das neue Fach vorbereiten, erklärte Jantowski. Thema im Unterricht soll es laut Bildungsministerium bereits im nächsten Jahr werden.

Bislang werden in Thüringen lediglich Schüler ab der fünften Klasse im Umgang mit Computer und Internet geschult. 2001 hatte Thüringen als erstes Bundesland mit dem Kurs Medienkunde begonnen. Vor allem der Schutz eigener Daten sollte künftig eine größere Rolle im Unterricht spielen, forderte der Direktor. Lehrer müssten Schüler etwa auf das hohe Gut der Privatsphäre aufmerksam machen.

Bei den Fortbildungen von Lehrern arbeite sein Institut deshalb eng mit Datenschützern zusammen, sagte Jantowski. Es greife auch auf die Expertise eines Staatsanwalts zurück. «Dabei geht es zum Beispiel um die Frage nach dem Recht am eigenen Bild.» In dieser Woche hatte das Bundesbildungsministerium angekündigt, alle Schulen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren mit WLAN, Breitband und neuen Geräten zu versorgen. Dafür legt der ein Fünf-Milliarden-Euro-Programm auf.

Gegenwärtig untersuchen Experten in Thüringen das Fach Medienkunde. Laut Bildungsministerium sollen die Ergebnisse voraussichtlich Mitte nächsten Jahres vorliegen. Thüringer Schüler erhalten am Ende des Schuljahres einen sogenannten Medienpass, der die Teilnahme an dem Fach bescheinigt. «Thüringen arbeitet intensiv an der Stärkung des digitalen Lernens», sagte Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke). Die materielle und technische Ausstattung der Schulen sei deshalb bedeutend. «Hier ist in den letzten Jahren Nachholbedarf entstanden – den müssen wir wettmachen», stellte die Ministerin fest.

Auch digitales Lernen gehört in der Grundschule auf dem Süsteresch in Schüttdorf zum Programm - keine Selbstverständlichkeit. Foto: Deutscher Schulpreis
Digitales Lernen gehört in der Deutschen Schulpreis-Grundschule auf dem Süsteresch in Schüttdorf zum Programm – bisher keine Selbstverständlichkeit an Deutschlands Schulen. Foto: Deutscher Schulpreis

Nach Angaben von Jantowski sind Medien zu einem Schwerpunkt von Lehrerfortbildungen geworden. Das Institut besteht seit 25 Jahren. Mit einem sogenannten Zukunftskongress soll an diesem Freitag daran erinnert werden. Derzeit wird über die künftige Ausrichtung des Hauses diskutiert. «Das ist ein Prozess, der in ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein wird», sagte der Leiter.

In Thüringen sind Lehrer gesetzlich dazu verpflichtet, sich fortzubilden. Wie oft sie das tun, schreibt ihnen der Gesetzgeber aber nicht vor. Deshalb müsse das Institut darüber nachdenken, «wie wir unsere Fortbildungen sowohl bei uns im Haus als auch vor Ort an den Schulen attraktiv gestalten», erklärte er. 71 Mitarbeiter zählt die Einrichtung, die vom Land gefördert wird.

Landesweit bietet das Institut nach eigenen Angaben 1800 Fortbildungen pro Jahr an. «Darüber erreichen wir 22 000 Lehrer.» Außerdem gebe es jedes Jahr rund 1200 Angebote an einzelnen Schulen mit etwa 13 000 Lehrern, die daran teilnehmen. Diese Fortbildungen sollen Jantowski zufolge weiter ausgebaut werden, auch um mehr Lehrer parallel zum Unterricht erreichen zu können. dpa

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