DÜSSELDORF. Die SPD will ein «G8flexi», die Schulministerin «individuelle Lernzeiten», Eltern und Initiativen die schnelle Rückkehr zu G9, die CDU überlegt noch. Das Turbo-Abi in Nordrhein-Westfalen wird vom Streitobjekt am Runden Tisch zum Wahlkampf-Thema. Ein Überblick über die aktuellen Positionen.
Nach dem Runden Tisch zum «Turbo-Abitur» haben Parteien und Verbände ihre unterschiedlichen Positionen zur künftigen Schulzeit am Gymnasium bekräftigt. Reaktionen im Einzelnen:
SPD: Die Sozialdemokraten wollen mit dem Modell «G8flexi» in den Wahlkampf gehen – auf eine sechsjährige Sekundarstufe I soll eine zwei bis vierjährige Oberstufe folgen.
Grüne: Die schulpolitische Sprecherin Sigrid Beer sieht Konsens für grüne Vorschläge – etwa die zweite Fremdsprache wieder in der Klasse 7 beginnen zu lassen. Schulministerin Löhrmann warb nach dem Runden Tisch noch einmal für ihr Modell einer Flexibilisierung der Lernzeit «für die Kinder entsprechend ihrem Lerntempo und ihren Möglichkeiten».
CDU: Fraktionschef Armin Laschet kritisierte die Uneinigkeit der Regierungsparteien. Die CDU werde bis Ende des Monats ein Konzept vorlegen, das diese zwei Forderungen aus den Schulen verbinde: «Macht nicht wieder alles neu» und «Wir brauchen ein Öffnung».
FDP: Die Liberalen fordern eine Wahlfreiheit der Schulen. «Eine Lösung im Sinne der völlig unterschiedlichen Befindlichkeiten aller Beteiligten am Runden Tisch kommt einer Quadratur des Kreises gleich», sagte ihre bildungspolitische Sprecherin Yvonne Gebauer.
Piraten: «Mit der Entscheidung, erst nach der Wahl im Mai 2017 wieder über das Thema sprechen zu wollen, geht mindestens ein weiterer Jahrgang verloren», kritisierte ihre bildungspolitische Sprecherin Monika Pieper.
Landeselternschaft der Gymnasien: Die Elternvertretung bleibt bei ihrer Forderung nach einer schnellen Rückkehr zum G9 – spätestens zum nächsten Schuljahr. «Wir sind nicht mit der Verschiebung nach dem Wahlkampf einverstanden und wollen schon vorher eine Entscheidung erwirken», sagte ihr Sprecher Dieter Cohnen.
Bürgerinitiative «G9-Jetzt»: Die Initiative wirft den Parteien vor, mit ihren Flexibilisierungs-Vorschlägen die Bürger zu verwirren. «Nur die vollständige Rückkehr zu G9 gibt den Kindern ihre Zeit zurück und NRW gute Bildung.»
Initiative «G-ib-8» gegen das achtjährige Gymnasium: «Die Regierung taucht ab», kritisierte Sprecherin Anja Nostadt. Ihr Eindruck nach der dreistündigen Konferenz: «Es gibt eine eindeutige Tendenz weg von G8.» Die Initiative möchte, dass Nordrhein-Westfalen das niedersächsische Modell für ein Abitur nach 13 Schuljahren übernimmt – das bedeutet: Die Schulzeit wird gestreckt, aber die Kerncurricula werden nicht ausgeweitet.
Philologen-Verband NRW: Der Philologenverband begrüßt, dass es eine Leitentscheidung des Landes zur künftigen Struktur des Gymnasiums geben soll. «Damit reicht die Politik den Schwarzen Peter nicht an die Schulen weiter», sagte der Landesvorsitzende Peter Silbernagel. Eine Lösung á la Niedersachsen, generell einfach ein Jahr wieder draufzupacken und lediglich die Inhalte zu strecken, lehnt der Philologenverband allerdings ab.
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: Auch der größte NRW-Lehrerverband ist gegen Einzellösungen für jedes Gymnasium. Das würde die Schulen und die Lehrer überfordern. Die GEW fordert eine flexible Oberstufe, «die in zwei, drei oder vier Jahren durchlaufen werden kann», bekräftigte die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer und ließ Sympathie für das SPD-Modell erkennen. dpa