Spaenle: Judenhass muss schon in der Schule bekämpft werden

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MÜNCHEN. Seit 100 Tagen ist Ex-Kultusminister Ludwig Spaenle der Antisemitismusbeauftragte der Staatsregierung. Er zeigt sich bestürzt, dass sich Judenhass immer weiter in den bayerischen Alltag schleicht.

Neue Inhalte bei gleichzeitiger Stärkung der Kernfächer verspricht sich Kultusminister Ludwig Spaenle von der Stundentafel des neuen G9 in Bayern. Foto: Henning Schlottmann / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Spaenle zeigt sich erschrocken über den Judenhass.        Foto: Henning Schlottmann / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung will Judenhass schon in den Schulen bekämpft wissen. Er wolle entsprechende Akzente in der Lehrerbildung setzen, sagte Ludwig Spaenle (CSU) jetzt bei der Vorstellung seiner 100-Tage-Bilanz. Der überwiegende Teil antisemitischer Anfeindungen sei zwar rechtsradikal geprägt, seit 2015 seien aber auch viele junge Muslime nach Deutschland gekommen, die von frühester Kindheit an in ihren Familien ein negatives Israel-Bild vermittelt bekommen hätten. Dieses Bild zu korrigieren, sei eine große Aufgabe – auch für Lehrer.

Insgesamt sei es erschreckend, dass «Jüdinnen und Juden in neuer Weise angegangen werden», sagte Spaenle. «Da sinken Toleranzschwellen.» Eine Mitschuld daran gab er auch der AfD, deren kalkulierte Tabubrüche darauf ausgelegt seien, die Geschichtsschreibung und die Wahrnehmung des Holocaust nachhaltig zu ändern.

Bayern liegt laut Bundesregierung bei der Zahl der antisemitischen Straftaten mit 43 im ersten Halbjahr 2018 auf Platz zwei hinter Berlin mit 80 Fällen. Die Zahl gemeldeter antisemitischer Straftaten bundesweit nahm im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent zu, stieg von 362 auf 401.

Künftig soll eine beim Bayerischen Jugendring angesiedelte Meldestelle mit Hotline auch antisemitische Vorfälle erfassen, die nicht strafrechtlich verfolgt werden. Drei Mitarbeiter sollen die Fälle bearbeiten. Wann genau sie ihre Arbeit aufnehmen, sei aber noch nicht klar, sagte Spaenle.

Teil seines «Zehn-Punkte-Planes» ist darüber hinaus ein israelisch-bayerisches Jugendwerk, ein ständiger Runder Tisch zum Thema Antisemitismus sowie eine Vortragsreihe an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München zu jüdischem Leben.

Außerdem hat Spaenle vor, die Archive jüdischer Gemeinden in Bayern, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Israel gebracht wurden, zu digitalisieren – zu Forschungszwecken und um zu zeigen, wie sehr die jüdische Kultur Bayern einst geprägt hat. Auch mit den Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg will Spaenle Kontakt aufnehmen, um deren Konzepte «auf der Höhe der Zeit weiterzuentwickeln». dpa

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