WIESBADEN. Hessen bereitet sich auf ein mögliches Ende der Zusammenarbeit mit dem türkischen Moscheeverband Ditib beim islamischen Religionsunterricht vor. Ein Sprecher des Kultusministeriums sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», es werde ein «adäquates alternatives Unterrichtsangebot» erarbeitet. Über die weitere Zusammenarbeit mit Ditib sei allerdings noch nicht entschieden.
Wie geplant laufe noch bis zum Jahresende eine Frist für den Ditib-Landesverband. Bis dahin muss die Organisation nachweisen, dass sie unabhängig von der türkischen Regierung arbeitet und weiter als verlässlicher Partner geeignet ist.
Die Ditib ist die größte Islam-Dachorganisation in Deutschland. Sie untersteht der Religionsbehörde Diyanet in Ankara. Wegen ihrer großen Nähe zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist der Bundesverband mit Sitz in Köln in die Kritik geraten. Der Bund fördert keine Projekte in Ditib-Trägerschaft mehr. Die Diskussion flammte zuletzt wieder auf, als Erdogan vergangenes Wochenende in Köln die Ditib-Zentralmoschee eröffnete.
Nach den Worten des Ministeriumssprechers in Wiesbaden ist es schwierig, einen anderen geeigneten Partner für den bekenntnisorientierten Religionsunterricht zu finden. Möglicherweise werde der Unterricht auch in neuen Strukturen fortgeführt. dpa
Daran sieht man das Grundproblem eines islamischen Religionsunterrichts, das die eifrigen Verfechter von “der Islam gehört zu Deutschland” bislang nicht recht sehen wollten: Es ist die Zersplitterung in zahlreiche kleinere Sekten, die sich gegenseitig spinnefeind sind und es gerade mal geschafft haben, im sog. “Koordinationsrat” gemeinsam aufzutreten (vier konservative Islamverbände). Es herrschte bei manchen die naive Vorstellung, die Sunniten seien sowas ähnliches wie die kath. Kirche und die Schiiten sowas wie die evang. Kirche. Das ist falsch. Man streitet sich gegenseitig z.T. sogar ab, überhaupt Muslime zu sein (bei Christen ist das nicht der Fall: jeder gilt als Christ, der getauft ist). Der Versuch, einen liberalen, toleranten, modernen und demokratie-offenen “Staatsislam” zu propagieren, musste scheitern. Sowas gibt’s allenfalls in den Köpfen von sog. “Islamwissenschaftlern” in Deutschland, aber es wird weltweit von den islamischen Autoritäten nicht anerkannt. Man denke auch an die neue Moschee von der Frau Ates in Berlin. Selbst die wird in die Erdogan-Gülen-Fehde mit hineingezogen und bedroht:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/berlin-moschee-gruenderin-seyran-ates-unter-verstaerktem-polizeischutz-a-1155446.html
Meine ketzerische Meinung: Der Islam ist einfach nicht reif für einen Religionsunterricht an staatlichen Schulen in Deutschland. Die verschiedenen Richtungen des Islam sollten erst einmal einen zivilisierten Umgang miteinander finden und pflegen, insbesondere einen ohne Morddrohungen und ohne politische Ausrichtung im Sinne irgendwelcher Autokraten in der islamischen Welt. Es ist ja fast lächerlich zu unterstellen, der Gott des Islam wolle die Herrschaft Erdogans über die Moscheen. Genau das wird jetzt DITIB zum Verhängnis. Recht so.